Kapitel 1 - Endlich 17!
Ich rannte durch den Wald. Es war dunkel, nur der Mond leuchtete hell am Himmel und wies mir den Weg. Plötzlich raschelte etwas im Unterholz. Ich blieb stehen. Was war das? Mein Herz klopfte wild. War ich in eine Falle getappt? Ich presste meinen Körper an den nächsten Baum und schaute mich hektisch um. Auf einmal sprang ein Hase aus dem Gestrüpp hervor. Erleichtert atmete ich aus. Nur ein Hase. Ich ließ mich am Baum herabgleiten. Ich brauchte eine Pause. Mein Herz raste immer noch. Mein Atem ging stoßweise. Was tat ich hier eigentlich mitten in der Nacht? Weit entfernt hörte ich die Glocken einer Kirche zwölf schlagen. Eigentlich sollte ich jetzt in meinem kuscheligen Bett liegen. Plötzlich fiel mir ein, dass das nicht mehr möglich war. Ich hatte eine Aufgabe. Ich stand auf. Sie würden bald hier sein. Ich musste weitersuchen. Wonach, wusste ich allerdings nicht. Sie hatte gesagt, ich würde es wissen wenn ich es gefunden habe. Das war nicht gerade genau, aber mir blieb nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen. Also machte ich mich wieder auf den Weg. Nach einer gefühlten Ewigkeit - ich war schon kurz davor aufzugeben - sah ich plötzlich ein schwaches Leuchten in der Ferne. Was mochte das sein? Von der Neugierde angetrieben, lief ich schneller. Doch bevor ich sehen konnte, was es war, zog mich jemand an den Füßen nach hinten, sodass ich voll auf die Schnauze flog.
Keuchend wachte ich auf. Schon wieder hatte ich diesen blöden Albtraum gehabt. Dieser Traum quälte mich schon die ganze letzte Woche fast jede Nacht. Wer zog mich nach hinten? Nie sah ich sein Gesicht. Immer, kurz bevor ich denjenigen sah, wachte ich schweißgebadet auf. Da ich danach nicht wieder einschlafen konnte, hatte ich in den letzten Nächten nicht gerade viel Schlaf. Kein Wunder, dass ich mittlerweile Augenringe hatte und den Tag nicht ohne Kaffee überstand. Die Sonne schien durch das offene Fenster warm auf mein Gesicht. Heute war Samstag, also konnte ich etwas länger schlafen. Naja, nach diesem Traum würde ich ganz sicher nicht nochmal einschlafen können. Also beschloss ich aufzustehen. Als ich einen kurzen Blick auf meinen Wecker warf, fiel mir plötzlich wieder ein, welcher Tag heute war. Ich hatte Geburtstag. Das hatte ich durch den dämlichen Traum voll vergessen.
Gut gelaunt ging ich duschen. Ich würde mir von dem Albtraum nicht meinen Geburtstag vermiesen lassen. Ich wusch meine Haare sogar mit dem duftenden Rosenshampoo meiner Mutter. Normalerweise verbot sie es mir, aber heute war ein besonderer Tag, mein 17. Geburtstag. Nachdem ich mein Haare geföhnt und mir eine Hotpants und ein Top angezogen hatte, betrachtete ich mich im Spiegel. Müde Augen blinzelten mir aus tiefen Schatten entgegen. Tja, ich würde gleich noch ein paar Kaffees brauchen. Ich war keines der Mädchen, die sich morgens für Stunden im Bad verbarikadieren, um als Barbiepuppen in die Schule zu gehen (Mal ehrlich? Welche Jungs stehen darauf?). Ich gab nicht so viel auf mein Aussehen, es war mir nicht wichtig, ob ich den Leuten gefiel. Nur mir selbst musste es gefallen. Deshalb schminkte ich mich auch selten, ich mochte es lieber natürlich. Heute jedoch beschloss ich zur Feier des Tages wenigstens ein wenig Wimperntusche und Lipgloss aufzutragen. Auch wenn diese meine Augenringe wahrscheinlich noch viel mehr herorhob.
Als ich nach unten kam, begrüßte mich meine Mutter Deirdre überschwenglich mit einem Kuss: "Alles Gute zum Geburtstag, Liebes! Hast du gut geschlafen?" Ich bejahte ihre Frage, um ihr nicht von dem Traum erzählen zu müssen. Ich wollte sie lieber nicht beunruhigen. Zumal sie gerade sprühend vor guter Laune um mich herum brauste. Meine Augenringe, die eigentlich nicht zu übersehen waren, schien sie nicht einmal zu bemerken. Sie hatte Kuchen gebacken und Frühstück gemacht. Das kam eher selten vor, weil sie viel arbeiten musste. Ihr gehörte die Gärtnerei in unserem Dorf - sie hatte einen unfassbar grünen Daumen. Auch bei uns zu Hause wimmelte es nur so von Pflanzen (sowohl draußen wie auch drinnen). Ich war sehr häufig auf mich allein gestellt, aber das machte mir mittlerweile nichts mehr aus. Ich war gern allein, auch in der Schule. Ich war ein Außenseiter. Das lag nicht daran, dass niemand mit mir was zu tun haben wollte. Eher im Gegenteil, ich wollte nichts mit den anderen zu tun haben. Am Anfang hatten sich noch manche Leute um eine Freundschaft mit mir bemüht, aber irgendwann ließen sie von mir ab. Wahrscheinlich hatten sie bemerkt, welch schlechte Gesellschaft ich war.
Neben dem Kuchen, der verräterisch nach Zitrone duftete (mein Lieblingskuchen!), lagen auch ein paar Geschenke. Ich bekam nie viel zum Geburtstag oder zu Weihnachten. Das lag vorallem daran, dass ich außer meiner Mutter keine anderen Verwandten hatte. Meinen Vater habe ich nie kennengelernt (wir hatten nicht mal ein Foto von ihm, also wusste ich auch nicht wie er aussah) und meine Mutter weigerte sich von ihm zu reden. Das einzige, das sie mir jemals über ihn erzählt hat, war, dass ich dieselben blauen Augen hättewie er. Das war auch die einzige Ähnlichkeit zwischen mir und meinen Eltern, zumindest äußerlich. Ich fand, wir sahen uns überhaupt nicht ähnlich. Jedoch meinte meine Mutter schon oft, ich wäre genauso stur wie sie, und ich glaube sie hat Recht.
Ich fing an die Geschenke auszupacken. Es waren ein paar Klamotten dabei und der iPod, den ich mir gewünscht hatte. Als letztes packte ich das kleinste aus. Als ich sah was es war, stockte mir der Atem. Es war eine Kette aus einem Lederband mit einem wunderschönen Stein als Anhänger. Er schimmerte in allen Farben. Wie gebannt starrte ich auf den Stein, dass ich erst merkte, dass meine Mutter mit mir redete, als sie sich räusperte. "Wie gefällt er dir?", wiederholte sie ihre Frage. "Ich bin sprachlos...Wo hast du den her? Der muss doch ein Vermögen gekostet haben!", erwiderte ich etwas verwirrt. Deirdre lachte. "Schön, dass er dir gefällt. Ich werde dir nicht verraten können woher ich ihn habe, das wirst du noch früh genug erfahren." Ihr Blick wurde nachdenklich. Ihre grünen Augen wurden trüb und sie starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Das passierte in der letzten Zeit immer öfter, dabei war meine Mutter doch immer ein so lebensfroher Mensch. "Es ist eine Art Erbstück. Ich finde es ist an der Zeit, dass du ihn bekommst. Wer weiß wann sie kommen...", erklärte sie, wobei ihre Stimme immer leiser wurde.
Was sollte das heißen? Wann wer kommt? Warum sprach meine Mutter auf einmal in Rätseln? Plötzlich lächelte sie wieder. Es schien, als sei dieser Moment nie da gewesen. Deshalb behielt ich die Fragen, die sich auf einmal in meinem Kopf tummelten, erst mal für mich. Aber ich beschloss, sie später danach zu fragen. Ich wollte ihre gute Laune nicht zerstören und die lächelnde Deirdre war mir viel lieber als die nachdenkliche. Zu dem Zeitpunkt wusste ich ja noch nicht, dass ich sie nicht mehr würde fragen können.
Ich hing mir die Kette um den Hals. In dem Moment, als der Stein meine Haut berührte, leuchtete er kurz auf. Ich spürte ein leises Kitzeln in meiner Brust. Dieses Kitzeln wurde zu einer wohligen Wärme, die sich in meinem ganzen Körper ausbreitete. Plötzlich fühlte ich mich sicher und geborgen. Es dauerte nur wenige Sekunden. Verwirrt sah ich meine Mutter an. "Was war das?", flüsterte ich. Aber sie sah mich nur an, als sähe sie mich gerade das erste Mal.
Vielen Dank an die 37 Leute, die sich meinen Prolog durchgelesen haben! Ich freu mich über jede Person! Ich hätte nicht gedacht, dass das irgendjemand liest. Ich hoffe euch gefällt Kyras Welt. Ich freue mich natürlich über Voting und konstruktives Feedback. Das ist mein erstes Projekt auf Wattpad und ich probiere mich noch aus, also immer her mit Kritik!
Eure MissPhilosophie :)
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