Extrakapitel número uno
Wie Hugo mit Marlene Schluss machte
Viel Spaß!
Und Happy Birthday an LilyLunaRavenclaw❤️
Marlenes Sicht
Es war ein überraschend warmer Aprilmorgen und ich genoss die ersten Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht, während ich auf meinem Nimbus 1000 durch die Luft zischte.
Wir hatten gerade mal sieben Uhr und das Schloss lag noch in tiefem Schlummer, nur Hugo und ich hatten uns bereits nach draußen gestohlen, um gemeinsam auf unseren Besen über die Ländereien zu fliegen.
Ich drehte mich nach ihm um und musste grinsen, als ich sah, wie er fluchend versuchte, seinen Besen in den Griff zu bekommen. In letzter Zeit ruckelte er immer öfter aus dem Nichts und schien zu versuchen, seinen Reiter hinabzuwerfen. Hugo regte das verständlicherweise wahnsinnig auf, aber für den Zuschauer war es einfach nur urkomisch.
Ich lächelte in mich hinein und drosselte mein Tempo ein wenig, damit er zu mir aufschließen konnte.
Heute war einer der guten Tage.
In den letzten Monaten, etwa seit Silvester, hatten Hugo und ich immer mal wieder unsere Differenzen gehabt. Es fing mit kleinen, harmlosen Streitigkeiten an; zum Beispiel darüber, dass ich nie meine Klappe halten konnte und ihm ständig etwas von seinem Essen klaute. Andersrum beschwerte ich mich bei ihm, dass er mir nie zuhörte, was uns wieder zum Anfang führte, nämlich dass ich einfach zu viel redete.
So ging es weiter und mit der Zeit schlich sich ein durchgängiges unangenehmes Gefühl der dicken Luft zwischen uns ein, das uns bedrückte und unseren Treffen die frühere Leichtigkeit nahm.
Immer schien irgendetwas Unausgesprochenes in der Luft zu liegen und manchmal lag ich nachts wach und fragte mich, ob ich tatsächlich zu frech, vorlaut, kindisch und hyperaktiv war.
Auch wenn ich das natürlich niemals erwähnte.
Zugeben, dass ich nicht perfekt war?
Nur über meine Leiche.
Aber zwischendurch gab es auch Tage, an denen wieder alles wie früher war: Wir lachten, waren frisch verliebt, küssten uns heimlich in Besenkammern und steckten uns geheime Liebesbotschaften zwischen den Unterrichtsstunden zu.
„Widerlich", wie meine Freundinnen meinten.
Ich genoss es, denn es gab mir Hoffnung, dass Hugo auch noch das zweite Jahr Beziehung schaffen würden, dass es wieder besser werden würde, dass es nur eine Phase war.
Und heute war einer dieser besseren Tage.
Hugo hatte mich in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett gerissen (wie er an der Fetten Dame vorbeigekommen war, war mir ein Rätsel, allerdings schien sie eine Schwäche für ihn zu haben) und zu einem romantischen Rundflug überredet, genau wie früher.
Als unsere Beziehung noch ganz frisch gewesen und wir bis über beide Ohren verliebt gewesen waren, hatten wir uns oft noch vor Unterrichtsbeginn rausgeschlichen, um den Sonnenaufgang bei einem Picknick am See zu genießen oder eben um über die Ländereien zu fliegen oder zu spazieren.
Nach einigen Monaten hatten diese Dates allerdings ihren Reiz verloren - wir waren beide keine Frühaufsteher.
Aus diesem Grund hatte ich Hugo auch eigentlich hochkant wieder aus unserem Schlafsaal werfen wollen, doch er hatte etwas von „den guten alten Zeiten" und „dass er mir etwas wichtiges mitteilen wolle" gefaselt, also hatte ich ihm den Gefallen getan.
„Du machst mir besser einen Heiratsantrag, sonst halte ich dein Getue für absolut übertrieben", hatte ich ihn angeknurrt, bevor ich mich grummelnd umgezogen hatte.
Das mit dem Heiratsantrag war natürlich nur ein Witz gewesen, dennoch fragte ich mich so langsam, wozu er so einen Wirbel gemacht hatte.
„Alterserscheinungen?", fragte ich Hugo scherzhaft, als er endlich auf meiner Höhe angekommen war.
„Ja, ich glaube, ich sollte mir dringen mal einen neuen Besen..."
„Ich meinte dich, nicht den Besen."
Er runzelte missbilligend die Stirn und ich drückte ihm lachend einen Kuss auf ie Wange.
„Das war nur ein Witz. Wenn auch ein schlechter."
Ich warf meine langen blonden Haare in den Nacken und ließ mir mit geschlossenen Augen die Sonne ins Gesicht strahlen.
Früher hätte ich jetzt Hugos bewundernden Blick auf mir gespürt, doch als ich die Augen nun öffnete, blickte er nachdenklich auf seine Hände, die sich fest an den Besenstiel klammerten.
Ich zwang mich, einen dummen Spruch, der mir auf der Zunge lag, herunterzuschlucken und fragte stattdessen: „Worüber denkst du nach? Geht es um das wichtige Etwas, zu dem wir immer noch nicht gekommen sind?"
Hugo setzte zu einer Antwort an, doch genau in diesem Moment machte sein Besen einen Satz nach vorne, dann vibrierte er heftig (wobei ich hörte, wie Hugos Kieferknochen aufeinander klapperten), nur um im nächsten Moment in die Tiefe zu stürzen.
Hugo entwich ein sehr unmännlicher Schrei, als er plötzlich nach unten gerissen wurde.
Ich bremste meinen eigenen Besen, blieb noch kurz in der Luft stehen und ließ den Blick über die verwunschen aussehenden Ländereien schweifen.
Das Bild hätte wahnsinnig romantisch und friedlich wirken können, wäre da nicht Hugos langgezogener Schrei gewesen.
Ich seufzte. „Aber mir sagen, ich wäre eine Dramaqueen."
Dann kippte ich meinen Besen ruckartig nach unten und wirbelte in einem rasanten Sturzflug auf den hilflosen blauen Kleiderhaufen zu, der mein Freund war.
Nach wenigen Sekunden hatte ich Hugo eingeholt und erwischte ihn am Kragen seines Umhangs, gerade noch rechtzeitig, bevor er endgültig den Halt verlor.
Sein Besen verschwand fröhlich buckelnd Richtung Quidditchfeld.
„Also", sagte ich ganz lässig, wobei ich so tat, als wäre es überhaupt nicht anstrengend, meinen Freund mit einem Arm durch die Luft zu befördern (James' sadistischen Trainingsmethoden hatte ich es zu verdanken, dass ich Hugos Gesicht sogar auf meiner Höhe halten und ein Gespräch führen konnte), „was wolltest du sagen?"
Hugo keuchte.
Sein Kopf war puterrot angelaufen und der Saum des Umhangs schien ihm ein wenig die Luft zum Atmen zu nehmen. Er starrte mich aus weit aufgerissenen Augen an, und vermied es deutlich, auf seine schutzlos in der Luft baumelnden Füße zu blicken.
„Ich ..." Er würgte, und ich wartete geduldig, auch wenn mein Arm langsam zu schmerzen begann. „Ich ... mache..."
„Jaaa?", fragte ich vorsichtig nach, wobei ich meinen Besen sanft nach unten dirigierte.
„Ich mache Schluss", brachte Hugo hustend hervor.
Mit einem gekreischten „WAAAAAS?" ließ ich ihn fallen.
Ich konnte nichts dagegen tun.
Es war eine automatische Reaktion meiner Hand.
Sie öffnete sich einfach und überließ Hugo einem freien Fall.
Noch lauter schreiend als ich begann er wieder, nach unten zu wirbeln.
Ich blinzelte und versuchte das eben Gesagte zu realisieren.
Er machte mit mir Schluss? Er beendete die Beziehung?
Okay, zugegeben, es war nicht perfekt gelaufen in letzter Zeit. Aber das war doch normal. Jede Beziehung hatte ihre Höhen und Tiefen, und besonders nach einer langen Zeit hatte man eben mal die Schnauze voll voneinander.
Das war völlig in Ordnung. Das ging vorbei.
Wenn man sich wirklich liebte, überdauerte die Beziehung solche Phasen. Und ich war mir immer sicher gewesen, dass Hugo und ich diese Art von Liebe teilten.
Irgendetwas musste also passiert sein, das seine Meinung geändert hatte.
Und das konnte wohl kaum ein Stück seines Toastbrots gewesen sein, dass in meinem Rachen verschwunden war.
„MARLENEEEEEE!"
Ich blinzelte und schaute nach unten.
Hugo war nicht mehr sonderlich weit vom Boden entfernt. Huch.
Einen Sekundenbruchteil dachte ich darüber nach, ihn seinem Schicksal zu überlassen.
Ja, so ein Mensch war ich.
Aber nur kurz - dann war ich wieder die unschuldige Marlene, die augenverdrehend dazu ansetzte, ihren jetzt Exfreund erneut vor einem Tod durch Erdbodenzusammenstoß zu bewahren (Allerdings hatte ich es dabei nicht ganz so eilig und so ließ ich Hugo ein wenig länger als nötig um sein Leben bangen, bevor ich ihn auf meinen Besen zog).
Nur noch gute zwei Meter vom Boden entfernt, manövrierte ich uns wieder nach oben.
Hugo wollte seufzend seine Arme um meine Taille schlingen, doch ich schlug seine Hände beiseite.
„Finger weg! Du kannst dich von mir aus an der Schwanzspitze festhalten."
„Marlene..."
„Nichts Marlene! Ich verlange eine Erklärung!"
„Ich ..."
Ich hasste es, dass er so stammelte. Es machte mich wütend. Er hatte kein Recht, zu stammeln. Ich sollte so durch den Wind sein, mit mir wurde gerade Schluss gemacht!
„Ich fürchte, ich habe mich in eine andere verliebt. Es tut mir unendlich leid, aber ich kann dich leider nicht mehr lieben. Ich liebe sie."
War das der Wind, der in meinen Augen brannte, oder Tränen?
Vielleicht eine Mischung aus beidem, aber eins war klar: Das hatte gesessen.
Ich fühlte mich, als hätte mir jemand zuerst ein Messer in die Brust gerammt und würde es jetzt böse lachend in meinem Brustkorb herumdrehen, ohne dabei Rücksicht auf lebenswichtige Organe zu nehmen.
Vielleicht war Hugo nicht perfekt - doch ich hatte ihn geliebt. Ich liebte ihn immer noch, obwohl es wehtat. Ich liebte seine kleine runde Brille, die er zum Fliegen absetzte, ich liebte seine wuscheligen Haare und seine große schlanke Gestalt, die Art, wie er seinen Kaffee schlürfte und wie unzufrieden er aussah, wenn er eine Aufgabe einfach nicht lösen konnte.
Ich konnte es nicht fassen, dass es nun eine andere geben würde, die all diese Kleinigkeiten, die ihn zu dem Menschen machten, die er war, würde genießen dürfen.
Und auch wenn ich wusste, dass es mir nichts brachte, dass es alles nur noch schlimmer machen würde, musste ich einfach diese eine Frage stellen: „Wer ist sie?"
„Holly."
„Einen weiteren Sturzflug gefällig, Kumpel?!"
Völlig fertig kam ich vor dem Portrait der Fetten Dame an.
„Naaa", fragte sie mit einem wissenden Grinsen und neugierig wie immer, „was habt ihr zwei Hübschen getrieben?"
„Er ist nicht hübsch, er ist ein Arsch", fauchte ich.
„Ooooh!" Die Fette Dame wirkte eher interessiert als betroffen. „Also ist er nun single?"
„Na ja, du kannst es auf jeden Fall bei ihm versuchen. Anscheinend steht er jetzt auf Damen, die nicht mehr als Aussehen zu bieten haben. Nichts gegen dich, du bist ein Gemälde, du hast nur dein Aussehen."
Bevor die Fette Dame etwas Beleidigtes erwidern konnte, schob ich das Passwort hinterher und kletterte in den Gemeinschaftsraum.
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