Es war was ganz besonderes gewesen, sich wieder mit Bilbo zu unterhalten. Als ob man sich schon ewig nicht mehr gesehen hätte. Was auch der Fall war. Und was mir viele Fragen aufbrachte.
Weshalb ist nur Bilbo so stark gealtert und ich nicht?
Ich betrachtete mich nochmals im Spiegel und sah, dass ich kaum Veränderungen aufwies und das machte neue Fragen in mir breit.
Eine Veränderung gab es aber. Die Haare. In meiner Erinnerung waren sie dunkelrot, doch als ich nochmal hinsah auf meiner Haarsträhne in den Fingern, waren sie blond. Ist das meine wirkliche Farbe? Bestimmt, denn der Ansatz bewies es.

Vieles gab mir ein Rätsel auf, dass ich ein Schwert führen konnte, dass ich Bilbo kannte und dass ich kaum gealtert war. Und Luinion, irgendwo her kannte ich ihn, ich weiß das ganz genau.
Letztens hatte ich wiedermal einen Traum von hellblaue Augen gehabt, die die seine so ähnlich waren.
Und dann das Gefühl, was ich jedesmal fühlte, wenn ich in seiner Nähe war und wo ich immerzu den Drang bekam, ihn zu beschützen, wenn ich nur mit einem Schwert sehe. Er kann eins führen, das erkannte man, aber dadurch lebte ich ununterbrochen in Angst, dass ihn was zustoßen könnte.

Es klopfte an der Tür und ich bat denjenigen herein. Es war Luinion, der eintrat.
"Entschuldige, wenn ich gestört habe, aber ich dachte, nun ja, eigentlich war es Arwens Idee, dass ich mal nach euch sehen sollte."
Ich lächelte. "Ja, mir geht es gut und sie stören nicht. Was wollen sie von mir?"
Luinion trat näher heran und meinte:"Eigentlich wollte ich sie noch ein bisschen rumführen durch Bruchtal? Also nur, wenn sie wollen?"
"Klar, ein kleiner Spaziergang würde mir gut tun."
Er bat mir seinen Arm an, ich nahm ihn an und wir verließen das Zimmer.

"Und hier wieder mal haben wir die heißen Quellen, die wir nur zur Entspannung und Heilungszwecke benutzen" erzählte er und zeigte mir den Ort, der voll Mosaik, Felsgestein und vereinzelte kleine Bäume waren.
"Echt schön hier. Kann man die ausprobieren, wenn man sich überanstrengt hat?"
"Klar, kann man das", bestätigte er und wir gingen weiter.
Kurz schaute ich auf, zu ihn hoch in sein schönes Gesicht und er hielt mit mir Augenkontakt. Das Blau seiner Augen lassen mir einfach keine Ruhe. Ich wusste, ich kannte sie, doch mir fiel nicht ein woher?

"Wisst ihr", fing er an. "Ihr kommt mir wirklich bekannt vor!"
"Dasselbe dachte ich auch. Von wo sind sie denn?"
Wir gingen weiter, der Blickkontakt war verschwunden.
"Ich weiß das selbst nicht so genau, laut Elrond soll ich von hier stammen, aber nie dort geboren sein. Ich weiß nichts über meine Herkunft und andere Verwandte habe ich nicht, da sie möglicherweise schon tot sind!"
"Es tut mir leid."
"Alles gut, ich habe ja noch meine Ziehfamilie. Arwen ist sowas wie meine Patentante. Sie hatte diese Aufgabe, mich aufzuziehen, angenommen, nachdem meine Mutter mich weggegeben hat."
Ich sah auf, erschrocken über diese Erkenntnis. "Eure Mutter?"
Luinion nickte. "Genaugenommen die Frau, die mich vor Kankras Nachkommen gerettet hatte vor ungefähr 60 Jahre."
Vor 60 Jahre?

"HEY, DU FEIGLING! DU WILLST EINFACH EIN KLEINES, WEHRLOSES KIND ANGREIFEN? DASS NENNE ICH FEIGE! KÄMPF GEGEN JEMANDEN, DER SICH WEHREN KANN!!!"

Was war das wieder? Was schrie ich da an?

Nachdem er sich gesättigt hat, packe ich alles wieder zurück in meiner Tasche, stand auf, hob ihn auf meine Arme und gehe mit ihm weg von diesen Ort.
"Wie heißt du?", frage ich sanft nach, da ich seinen Namen nicht weiß, er antwortete auch nach langem zögern und leise.
"Luinion."

Mir schmerzte der Schädel und ich stöhnte auf, hielt ihn mir und verlor leicht das Gleichgewicht.
"Herrin, was haben sie?", fragte er besorgt.
Irgendwann ließen die Schmerzen nach und ich starrte kurz zu ihn auf, nur um dann zusagen:"Ihr seid der Junge aus dem Wald."

Ja, so langsam kommen wieder ihre Erinnerungen zurück.

Und wie es weitergeht, erfährt ihr morgen.

Bis morgen dann und habt einen schönen ersten Dezember!