
Frühgeburt
Ich atmete kurz durch und klopfte. Die letzten Tage war alles in die Wege geleitet worden, um die Elben für den Großangriff in den Süden vorzubereiten. Ich hatte zwar nicht das Kommando darüber, doch wollte das auch nicht unbedingt. Legolas kannte sich in diesen Belangen am besten aus und ich wurde in die ein oder andere Entscheidung miteinbezogen, das reichte mir auch schon. Belaithcuil, der Anführer der Westelben, war gestern mit einigen guten Nachrichten angekommen. Wir würden bald aufbrechen können.
Doch durch den ganzen Stress in letzter Zeit, hatte ich meine Freunde ein wenig zurückstellen müssen. Calenmîr hatte ich kaum noch gesehen, genauso wie Lothparth, die sich anscheinend in ihrem Zimmer verkrochen hatte. Doch ich wollte mich diesmal wirklich auf den wichtigen Angriff konzentrieren. Es durfte nicht der kleinste Fehler passieren, sonst hatte ich weit größere Probleme als ein paar beleidigte Freunde.
Es dauerte ein wenig, bis die Tür geöffnet wurde und Calenmîr mit angeschwollenen Augen und eingefallenem Gesicht vor mir stand. Geschockt starrte ich sie an, bis ich endlich meine Stimme finden konnte: „Was ist passiert?" Ihr Gesichtsausdruck wurde kalt, fast schon wütend. „Was tust du hier?", fragte sie trocken und wischte sich kurz ein paar Tränen weg. Ich runzelte etwas verwirrt meine Stirn, hatte ich etwas damit zu tun, dass sie mich so behandelte?
„Wir haben lange nicht mehr geredet, weil ich so viel tun hatte", antwortete ich leise und suchte verzweifelt nach dem Grund für ihre Trauer. Hätte ich nicht davon gehört, wenn ihrer Familie etwas passiert wäre?
„Du hast dich entschieden und das muss ich akzeptieren", murmelte sie leise und wandte den Blick ab. Ihre Finger zitterten kaum merklich. Ich wollte sie umarmen, für sie da sein, doch offensichtlich wollte sie keine Hilfe von mir.
„Was entschieden?", fragte ich vorsichtig nach, wobei ich bereits vermutete, dass es etwas mit meiner plötzlichen Autorität im Königreich zu tun hatte. „Wo warst du die letzten Stunden?", antwortete sie bloß und machte immer noch keine Anstalten, mich in ihre Gemächer zulassen. Ich trat ein wenig näher, da es mir unangenehm war ein solches Gespräch auf dem Gang zu führen.
„Bei einer Besprechung mit Legolas und Belaithcuil. Calenmîr, du weißt doch, dass demnächst der große Angriff in den Süden stattfindet?" Ich hatte das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen, obwohl ich ehrlich gesagt nicht wirklich das Problem darin sah, dass wir ein paar Tage lang keinen Kontakt hatten. Wir waren Elben, da war Zeit etwas Relatives.
„Das ist keine Entschuldigung", antwortete sie mit rauer Stimme und wollte wieder die Tür schließen. Ich hielt sie schnell auf und legte meine Hand auf das verzierte Holz. „Was ist passiert?", wiederholte ich eindringlich und sah sie fest an. Meine Freundin blickte mit einem fast schon leeren Blick zurück und sammelte sich kurz. „Lothparth ist gestorben", erklärte sie endlich und öffnete dabei kaum ihren Mund. Ich zuckte kurz zurück und schüttelte ungläubig den Kopf. „Was?", fragte ich verwirrt und musterte sie in der Hoffnung, dass es nur ein Witz gewesen war, ein Versuch mich aus dem Konzept zu bringen.
Doch Calenmîr regte sich nicht. „Die Geburt kam viel zu früh. Sie mussten sich zwischen ihrem Baby und ihr entscheiden", flüsterte sie fast tonlos und nutzte meine Starre, um nun endlich die Tür vor meiner Nase zu schließen. Mit offenem Mund stand ich für einige Sekunden geschockt da. Was war gerade geschehen?
Ich taumelte ein paar Schritte zurück und versuchte mich zu fangen. Das konnte nicht wahr sein!
Wie in einem Nebel machte ich mich auf den Weg in den Heilertrakt. Nein, nein Calenmîr wollte sich bloß für die letzten Tage an mir rechen, sie wollte mich bloß wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen!
Die Gänge zwischen den Krankenzimmern waren ruhig, ich war selten hier, wenn es so still war – meine Freunde und ich verletzten uns nicht sonderlich oft.
„Verzeiht, ähm, ist – ", begann ich vorsichtig, als ich einen jungen Gehilfen erkannte, welcher gerade einige Kräuter einsortierte. Er sah sofort auf und weitete mitfühlend seine Augen, als er mich erkannte. „Kommt", antwortete er leise und deutete, dass ich ihm folgen sollte. Ich ertappte mich dabei, wie ich unruhig mit meinen Fingern spielte. Das alles war gerade so surreal.
„Cúran hat gesagt, er möchte noch seine Ruhe haben für die nächsten Stunden, doch ich kann Euch die Kleine zeigen", lächelte der Elb und betrat einen kleinen Raum, an dessen Ende ein Kinderbett stand. Ich spürte, wie sich in mir Angst ausbreitete. Ich konnte den Fakt nicht mehr verdrängen, doch wollte die Trauer gleichzeitig nicht zulassen. Nicht gerade jetzt, nicht vor diesem Angriff. Ich brauchte eine klare Sicht und durfte nicht abgelenkt werden.
„Sie heißt Melui", stellte der Gehilfe das kleine Bündel vor, welches er nun aus dem Bett nahm. Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen traten. „Warum hat man mich nicht geholt?", murmelte ich leise, obwohl ich nicht wirklich eine Antwort erwartete.
„Uns wurde gesagt, dass Ihr in einer sehr wichtigen Besprechung seid. Lothparth wollte nicht, dass wir Euch stören", erklärte mein Gegenüber jedoch. Mein Blick legte sich auf das Unschuldige schlafende Gesicht des Kindes. Ich hatte meine Eltern wenigstens noch kennenlernen dürfen. Sie würde immer nur ihren Vater haben und nie erfahren, wie sich die Liebe einer Mutter anfühlte.
Der Elb nickte mir zu, als Zeichen, dass ich sie kurz nehmen durfte, doch ich hob abwehrend meine Hände. Das war mir doch ein wenig zu viel Verantwortung.
„Wird sie es überleben, immerhin war sie viel zu früh?", fragte ich leise und legte meine Hände an meine Arme. Ich fühlte mich gerade so verloren in mir selbst.
„Ja, sie ist stark und unsere Heiler sehr gut", lächelte der Elb und legte sie vorsichtig in ihr Bettchen zurück. Ich atmete kurz durch und wandte den Blick ab. „Und ich kann sicher nicht zu Cúran?", fragte ich noch einmal nach und sah ihn hoffnungsvoll an. Ich wollte Lothparths Mann nicht so alleine lassen, nun da ich auch schon den Tod seiner Frau verpasst hatte.
Der Elb legte mitfühlend seinen Kopf ein wenig schief. „Tut mir leid", flüsterte er leise. Ich nickte knapp und wandte mich ohne eine Verabschiedung ab. Ich fühlte mich schrecklich. Calenmîr hatte mehr als nur das Recht gehabt, mich so zu behandeln. Ich hätte bei ihr sein müssen!
Ich konnte nicht anders, als auf den einen Platz zurückzukehren, von dem ich wusste, dass ich dort meine Gefühle zeigen konnte. In letzter Zeit hatte mich der ganze Rest des Palastes auch immer mehr als Prinzessin akzeptiert und ich wollte das nicht so kurz vor der Reise in den Süden zerstören. Ich wollte zwar nicht unbedingt alleine sein, doch nun zu Calenmîr zu gehen, wäre ein Fehler.
Also krümelte ich mich hoch oben auf dem kleinen Vorsprung des Palastes, fest zusammen und zitterte ein wenig im kalten Wind. Der Winter war fast gekommen. Die heißen Tränen trockneten schnell auf meinen eingefrorenen Wangen. Ich merkte kaum, wie die Zeit an mir vorbeizog. Warum hatte Lothparth mich nicht holen wollen? War sie wütend gewesen? Hatte sie sich vernachlässigt gefühlt? Und nun konnte ich sie nicht einmal mehr fragen. Ich war es nicht gewohnt, dass Angehörige von mir starben. Legolas konnte schließlich gut genug kämpfen und so oft waren meine Freunde nicht in Gefahr.
Ich vergrub mein Gesicht in meinen Armen, da es langsam zu kalt wurde. Ich hätte mir vielleicht doch noch schnell einen Mantel holen sollen, doch ich wollte nicht so verheult die großen Hallen betreten.
„Willst du lieber alleine sein?", fragte plötzlich vorsichtig eine Stimme neben mir. Ich zuckte leicht zusammen und sah zur Seite. Er war Legolas, der mich besorgt musterte. Ich schüttelte leicht den Kopf, doch bekam keine Antwort heraus.
Mein Bruder sprang nach oben und setzte sich neben mich, während er mir noch seinen vorgewärmten Mantel um die Schultern legte. Ich lächelte schwach und zog den Stoff enger um meinen zitternden Körper.
Wortlos legte er seinen Arm um mich, worauf ich mich gegen ihn lehnte. Seine Anwesenheit beruhigte mich, doch ließ mich gleichzeitig mehr realisieren, was gerade geschehen war.
„Die Besprechung", murmelte ich plötzlich und riss meinen Kopf in die Höhe. Es war schon später Nachmittag der Sonne nach zu urteilen und kurz nach Mittag hatten wir noch ein Treffen mit Maltlass, Tauriel, Belaithcuil, Legolas und mir, in der wir ein paar letzte Dinge planen wollten.
Legolas strich mir sanft über meinen Arm. „Schon gut, sie war nicht wichtig", flüsterte er leise und legte sein Kinn auf meinem Kopf ab. Ich wusste, dass das nicht stimmte, doch erkannte es als nette Geste. „Weißt du überhaupt was passiert ist?", fragte ich und löste mich ein wenig von ihm. Er legte seinen Kopf ein wenig schief und schüttelte ihn leicht. „Lothparth hatte eine Frühgeburt", erklärte ich und merkte, wie mir wieder die Tränen in die Augen stiegen. Legolas' Stirn legte sich besorgt in Falten.
„Sie ist tot", hauchte ich und konnte ihn nicht ansehen. Seine Augen weiteten sich kurz schockiert. Er setzte zu einer Antwort an, doch entschied sich dann dagegen.
Ich seufzte kurz und strich mir wieder die erneuten Tränen weg. „Habt ihr festgelegt, wann wir losziehen werden?", fragte ich einfach und starrte auf die Bäume vor uns. Legolas zögerte offenbar und musterte mich besorgt. „Sag schon", murmelte ich und zog den Mantel noch etwas enger.
„Morgen, die Truppen aus dem Norden und Westen warten bereits am Treffpunkt", erklärte er endlich etwas widerwillig. Ich hob überrascht meine Augenbrauen. Ich hatte nicht erwartet, dass es so schnell gehen würde.
Ich nickte kurz. „Ní, du musst nicht mitkommen, wenn du –", sprach mein Bruder sanft und legte seine Hand auf meine Schulter. Ich schüttelte sofort den Kopf. „Nein, ich will dabei sein", widersprach ich entschlossen und stand auf. Meine Glieder waren etwas steif geworden über die verstrichenen Stunden, weshalb ich kurz schwankte. „Ní", wiederholte Legolas und erhob sich ebenfalls. „Ich sollte mit Calenmîr sprechen", antwortete ich bloß und drückte ihm seinen Mantel zurück in die Hand. Er sah mich mit einem leisen Seufzer besorgt an, doch ließ mich gehen. Ich wusste, dass meine Freundin mich nicht wirklich sehen wollte, doch nun, da wir schon morgen loszogen, änderte sich ihre Meinung vielleicht. Der Angriff war gefährlich und man musste immer mit Verletzten und Toten rechnen. Ich war nicht die beste Kämpferin, auch wenn ich oft mit Legolas trainierte. Er hatte immer schon mehr Übung gehabt. Ich musste mein Schwert schließlich auch nicht oft schwingen, ich reiste lieber und hatte Spaß mit Freunden. Mir war klar, dass mir das zum Verhängnis werden konnte, doch ich musste es tun. Ich konnte nicht untätig im Palast herumsitzen, während meine Leute in einem von teilweise mir geplanten Kampf, ihr Leben ließen.
Ich atmete kurz durch, bevor ich in die Balkontür trat und damit endlich wieder ins Warme kam. Ich wollte mich zumindest wieder mit meiner Freundin vertragen, bevor ich ging. Ich musste zugeben, dass ich wirklich mehr Zeit für sie hätte entbehren können, doch mir war das alles genauso neu. Ich war mir noch nicht ganz sicher, ob ich diese Rolle auch behalten würde, wenn wir zurückkehrten, doch wenn nicht, dann wollte ich sie wenigstens für die Zeit, die sie mir blieb, gut gespielt haben.
Als ich wieder vor der Tür meiner Freundin stand, musste ich mich kurz sammeln. Ich wusste, dass sie wütend war. Wenn man so eine große Trauer in Wut umwandelte, konnte sie einen schnell überrollen.
Ich klopfte kurz und versuchte mir ein paar Worte zurechtzulegen, doch natürlich kam es darauf an, wie sie nun reagieren würde, ob sie mich direkt wegschicken oder aussprechen lassen würde.
„Was willst du hier?", seufzte Calenmîr bloß, als sie die Tür öffnete. Sie sah tatsächlich ein bisschen erholter aus, doch immer noch waren ihre Augen rot angeschwollen und die Wangen etwas eingefallen.
„Mit dir reden, ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe", antwortete ich sanft und sah sie flehend an. Die Elbin zögerte kurz, doch trat dann etwas genervt einen Schritt zurück.
„Für mich ist diese ganze Verantwortung doch auch neu und ich muss erst einmal lernen damit umzugehen", erklärte ich vorsichtig, während wir uns dem Tisch in der Mitte des Raumes näherten. Gerade, als ich mich setzen wollte, fiel mir eine weitere Person vor der großen Balkontür auf. Fassungslos starrte ich auf den hoch gewachsenen, breiten Körper mit den langen silbernen Haaren, die mir nur viel zu bekannt vorkamen.
Langsam drehte Pergwador sich um und hatte dabei ein bemerkenswert ruhiges Gesicht aufgesetzt. Hätte ich ihn nicht besser gekannt, hätte ich gesagt, dass er mitfühlend blickte.
„Calenmîr, wer ist das?", fragte ich verwirrt und sah sie etwas schockiert an. „Das ist Mithtân, ein Freund von mir", stellte sie ihn ohne großes Interesse vor und setzte sich zu dem Tisch. Ich schätzte kurz die Situation ein, doch ließ mich ihr schließlich gegenüber nieder.
„Er hat zumindest davon mitbekommen", ergänzte sie noch leise und bat ihn mit einer Handbewegung neben sich. Mit einem arroganten Lächeln, das meine Freundin nicht sah, trat er näher. „Mir ist klar, dass du viel zu tun hattest die letzten Tage, aber du musst auch verstehen, wie das für mich aussieht. Du hast nicht einmal mitbekommen, dass unsere beste Freundin gestorben ist!", antwortete sie schließlich aufgebracht und machte eine ausholende Bewegung mit den Armen. Mich beschlich ein böser Gedanke.
„Warst du dabei?", fragte ich leise an Mithtân gewandt, ich wollte ihre Aussage nicht ignorieren, doch das erschien mir gerade als wichtiger. Der Elb setzte wieder sein Trauergesicht auf, sobald er im Sichtfeld von Calenmîr war und setzte sich erst einmal, bevor er antwortete.
„Ja, das war ich, aber ich konnte nicht viel tun." Ich kniff die Augen zusammen und vergaß für einen kurzen Moment, dass wir zu dritt waren. „Ich bin mir sicher, das konntest du", knurrte ich zurück und musterte ihn prüfend.
„Was soll das denn heißen?", fragte Calenmîr verwirrt und sah zwischen uns hin und her. „Soll ich es ihr erklären, oder du?", fragte ich schnippisch und legte meinen Kopf schief. „Ich dachte das wäre eine Sache zwischen uns. Calenmîr hat nichts damit zu tun, genauso wie dein neugieriger Ziehbruder", antwortete er und verschränkte die Arme. „Du hast meine Freundin hier mithineingezogen. Du dachtest nicht ernsthaft, ich würde still daneben sitzen, während sie sich einem Mörder anvertraut", schoss ich zurück, worauf Calenmîr geschockt den Mund öffnete.
„Also zunächst einmal bin ich kein Mörder, ich habe niemandem etwas angetan und außerdem wollte ich mich nur um sie kümmern, solange du beschäftigt bist", erklärte er und bemühte sich ruhigzubleiben. „Dürfte ich da vielleicht auch kurz ein Wort dazu sagen?", fragte meine Freundin und beugte sich ein wenig vor. „Nicht wirklich", schnitt Mithtân ihr das Wort ab und würdigte sie keines Blickes. Ich sah sie kurz entschuldigend an.
„Ich dachte du magst es, dass ich Prinzessin spiele?" Er hob etwas genervt die Brauen. „Das hast du falsch verstanden, ich will nicht, dass du es spielst", widersprach er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Ich kniff misstrauisch meine Augen zusammen. Was hatte er für ein Interesse daran, mich zu einer vollwertigen Prinzessin zu machen?
„Gut, ich glaube hier sehr viel gibt es für mich nicht mehr zu tun", murmelte er und erhob sich wieder. „Doch gibt es", widersprach ich sofort harsch. Er sah mich etwas überrascht an. „Du wirst dich bei Calenmîr entschuldigen und mir sagen, was du überhaupt willst. Niemand tut solche Dinge, ohne dass etwas für ihn selbst dabei rausspringt", knurrte ich entschlossen und nickte zu meiner Freundin, die immer noch verwirrt und beleidigt zugleich neben uns saß.
Mithtân grinste fast schon etwas stolz. „Na, bitte, du machst dich", lächelte er und wandte sich ab. Ich sprang sofort auf. „Das habe ich ernst gemeint", rief ich ihm hinterher, doch konnte leider nicht viel mehr tun, da ich keine Waffen dabeihatte.
Allerdings blieb er zu meiner Überraschung auch ohne Drohung stehen."Ich dachte, das hätte ich bereits klargemacht. Wenn nicht, dann wirst du es schon noch rechtzeitig merken. Viel Glück bei der Schlacht demnächst, ich habe gehört ihr zieht schon morgen los", lächelte er und neigte kurz seinen Kopf. „Werden wir dich zum Feind haben?", fragte ich noch, als er sich schon wieder umdrehte. Ich wusste nicht, wann ich ihn wiedersehen würde, und wollte so viele Informationen wie möglich aus ihm herausbekommen, bevor er verschwand.
Er zögerte kurz. „Ich habe nicht vor dieses Königreich zu zerstören, Nimp. Mit den paar Spinnen würdet ihr fertigwerden, das wusste ich. Trotz allem bin ich immer noch ein Waldelb", erklärte er etwas nachdenklich und sah mich nur kurz aus seinen grauen Augen heraus an, die mich so an meine Mutter erinnerten. „Dann kämpfe mit uns", hauchte ich. Wenn er auf unserer Seite wäre, würde uns das sicher Vorteile verschaffen.
„Mal sehen, ich war nie gut in Teamarbeiten", antwortete er mit einem leichten Lächeln und verschwand dann durch die Terassentür. Ich sah ihm etwas verwirrt hinterher. Wie konnte er all diese Dinge tun, doch trotzdem auf unserer Seite stehen?
„Also, willst du mir vielleicht etwas erklären?", fragte Calenmîr hinter mir, welche die Arme verschränkt hatte. „Lange Geschichte, die ich selbst nicht so wirklich verstehe", murmelte ich zurück und trat nachdenklich näher. Das alles schien wie ein großes Puzzle, zu dem mir noch einige Stücke fehlten.
„Hat er wirklich nichts mit – ", ich zögerte und wandte den Blick ab. Noch konnte ich es nicht aussprechen. „Damit zu tun hatte?", fragte ich also und wusste, dass sie verstand, was ich meinte. Calenmîr schien sich wieder ein wenig zu beruhigen und atmete kurz durch.
„Auf mich hat er ehrlich besorgt gewirkt. Ní, egal wer er ist, er war für mich da, als du es nicht warst. Er mir das gegeben, was ich gerade gebraucht habe und hat davon keinen Nutzen gehabt. Du willst mir vielleicht nicht sagen, wer er ist, aber ich glaube nicht, dass er wirklich so böse ist, wie du denkst", erklärte sie ernst und faltete ihre Hände auf der Tischplatte. Ich sah sie nachdenklich an. „Du weißt auch nicht das, was ich weiß. Er ist mit dem Bösen verbündet und wollte sich mit dir sicher nur eine Verbündete holen. Hast du ihm irgendwas erzählt? Woher weiß er, dass wir morgen aufbrechen wollen?", antwortete ich eindringlich und sah sie fest an. Sie seufzte leise. „Das wusste ich auch noch nicht und eigentlich war er die ganze Zeit bei mir", murmelte sie nachdenklich und starrte auf ihre verschränkten Finger. „Eigentlich?", fragte ich misstrauisch nach. „Nein, wir waren immer zusammen, vergiss es." Ich kniff die Augen zusammen. Warum wollte sie es mir nicht sagen? „So wichtig kann es nicht sein, er hat doch gerade gesagt, dass er in der Schlacht keine Schwierigkeiten machen würde", fügte sie hinzu. „Warum nimmst du ihn so ihn Schutz?", fragte ich verwirrt und stützte meine Hände am Tisch ab.
„Das habe ich schon gesagt, er war für mich da, das ist alles", zischte sie zurück und versuchte meinem prüfenden Blick standzuhalten. Ich schnaubte wütend und verschränkte meine Arme. „Falls wir uns morgen nicht mehr sehen, willst du mir noch irgendwas sagen?", sprach ich einfach. Ich musste noch meine Sachen packen und genauer die Details der verpassten Besprechung nachholen.
„Pass auf die eine Freundin, die ich noch habe, auf, okay?", murmelte sie leise und sah mich etwas besorgt an. Ich gab meine Haltung mit einem kleinen Seufzer auf und trat mit geöffneten Armen näher. Sie lächelte leicht und stand nun ebenfalls auf, um mich zu umarmen.
„Werde ich", flüsterte ich und merkte, wie mir wieder die Tränen kamen.
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