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Alte Erinnerungen

Wütend eilte ich auf die schwer bewachte Tür der königlichen Waffenkammer zu. Natürlich hatte ich zuerst das Gegenmittel abgeliefert, was mit einigen verwirrten Blicken quittiert worden war, doch das interessierte mich nicht groß. Sollten sie sich doch freuen, dass Gwilith nicht sterben musste. Ich wollte nicht glauben, was ich vorhin gesehen hatte. Ein Teil von mir wollte eigentlich, dass ich mit König Badhron sprach, da es wirklich irgendwo meine Schuld gewesen war, auch wenn ich nichts hätte unternehmen können. Es war meine Verantwortung wer bei dieser Schlacht mitwirkte, wie Thranduil gesagt hatte. Doch gerade war es mir um einiges wichtiger sicherzugehen. Sicherzugehen, dass meine Augen mich nicht getäuscht hatten, wobei ich natürlich wusste, dass sie das nicht getan hatten.
Schon einige Meter bevor ich an der Tür angekommen war, hatte ich den Schlüssel hervorgeholt. Die Wachen musterten mich verwirrt und wussten nicht ganz, was sie tun sollten. Zwar hatte ich einen Schlüssel, doch es war nicht gern gesehen, wenn ich diesen heiligen Raum ganz ohne Begleitung betrat.
Als ich aufsperrte schoss mir mein letzter Besuch in Erinnerung. Ich spürte die Blicke von meinen Seiten auf mir brennen. Hier hatte ich das erste vermisste Schwert festgestellt, doch mich nicht weiter darum gekümmert, ob auch andere fehlten, da das schließlich Legolas' Aufgabe gewesen war.
Ich zündete wieder die Fackel an und zog die Tür hinter mir zu. Ein fast schon gruseliges Gefühl zog über meine Haut und ließ die Haare zu Berge stehen. Wie immer überfluteten mich die Erinnerungen meines Vaters und dessen Vater. Mit diesen Waffen wurden ganze Kriege geschlagen und entschieden.
Ich wandte mich von Orophers Rüstung ab und drang etwas tiefer in Bereiche vor, die noch seltener besucht wurden. Vor sehr vielen Jahren hatte ich dort die Sachen meiner echten Eltern untergebracht. Thranduil hatte es niemals bemerkt, doch ich bezweifelte, dass er damit ein Problem haben würde, es war bloß nie zur Sprache gekommen.
Es versetzte meinem Herzen einen tiefen Stich, als ich meinen Arm ausstreckte, um die Halterungen zu beleuchten. Viele der Waffen fehlten oder wurden durch schlechte Duplikate ersetzt.
Ich spürte, wie eine Welle der Emotionen in mir hochkam, die ich so lang verdrängt hatte. Ich hatte mich damit zufriedengegeben, dass Thranduil die Vaterfigur in meinem Leben war, doch nun, da ich vor den Erinnerungsstücken meiner Eltern stand, überkamen mich Gefühle, die ich lange nicht mehr verspürt hatte.
Ich lehnte mich kraftlos an das Regal gegenüber, welches wiederum Sachen von Oropher enthielt, und glitt daran hinab. Ich fühlte mich schwach, machtlos. Thranduils Worte hallten in meinem Kopf wider: „Sie hat eben kein königliches Blut!" Ich spürte, wie bereits die ersten heißen Tränen über meine Wangen rollten. Ich hatte so lange ein einen solch großen Teil meiner Seele verbannt, der Teil, der Níniel, die Tochter von Forodren und Vilya sein wollte; die bloß eine Freundin des Prinzen und nicht seine Schwester war; die keine verlorenen Leben zu verantworten hatte und sich auch nicht um ein Königreich kümmern musste, was ihr von Anfang an nicht bestimmt gewesen war.
Ich hasste dieses Gefühl. Ich hasste die Machtlosigkeit. Ich war es gewohnt stark zu sein, Entscheidungen treffen zu müssen, ein Vorbild sein zu müssen.
Ich krallte ich meine Finger in meine Hose und starrte auf die leeren Halterungen vor mir. Wie konnte er es wagen? Wie konnte er die Waffen meiner Eltern stehlen?
Ich fuhr in meine Hosentasche und holte den Zettel heraus, den Legolas mir gestern noch überreicht hatte. Ich würde dem Ganzen ein Ende bereiten. Ich würde ihn finden und wenn ich dafür diesen Sirion umbringen musste. Solange, bis der Streit zwischen Thranduil und mir nicht offiziell geworden war, war ich immer noch die Prinzessin und konnte machen, was ich wollte.
Also sprang ich auf, wischte die Tränen weg und stürmte aus dem Raum. Flüchtig, doch nicht weniger gewissenhaft, sperrte ich die Tür hinter mir ab und lief mit langen Schritten in Richtung des Schülertrakts davon. Es war inzwischen kurz vor Sonnenaufgang. Vielleicht würde ich mich danach trotzdem noch um Gwilith und seinen gereizten Vater kümmern können. Ich wusste, dass ich im Moment blind vor Wut war, doch das machte mir nicht wirklich viel aus, da ich sie besser kannte als die Verzweiflung und dadurch mit ihr umzugehen wusste.
Es kam mir wie ein überraschend kurzer Weg vor, den ich nun zurücklegte. Es war nicht schwer das passende Zimmer zu finden. Ich war mir nicht einmal so sicher, ob Sirion noch schlief, immerhin fing das Training oft um Sonnenaufgang herum an und dann mussten die Schüler bereits fertig angezogen und bereit sein.
Bevor ich klopfte, beruhigte ich mich noch einmal kurz. Ich durfte nicht unprofessionell wirken, doch trotzdem behielt ich mir genug meiner Wut, um die nötige Entschlossenheit zu haben, die ich nun brauchen würde.
Nach einigen Sekunden wurde mir auch schon geöffnet. Der Elb war tatsächlich seiner Größe nach zu urteilen in einer der Abschlussklassen. Irgendwie war ich mir darüber nicht wirklich bewusst geworden.
Er sah relativ verschlafen aus, doch schien recht schnell wachzuwerden, als er mich erkannte. „Herrin Níniel?", begrüßte er mich verwirrt und rieb sich kurz seine Augen. Ich antwortete nicht, sondern schob mich grob an ihm vorbei in das Zimmer. Es war größer als das von Nengwe zum Beispiel, doch wirkliche Gemächer erhielten die Schüler erst nach ihrer Abschlussprüfung. So lange wohnten sie zumeist auch noch zu zweit, weshalb mich der andere Elb im Nebenbett nicht groß überraschte.
„Raus hier", befahl ich kühl und verschränkte meine Arme. Der dunkelhaarige Elb, welcher gerade noch selig geschlafen hatte, riss überrascht seine Augen auf und sprang aus dem Bett. Etwas tollpatschig fischte er einen Mantel aus dem Schrank und stolperte aus dem Zimmer. Sirion stellte sich einstweilen in die Mitte des Raumes und fixierte mich mit einem beeindruckend ruhigen Blick. Ihn schien es nicht groß zu stören, dass ich seine Machenschaften enttarnt hatte.
„Also bitte, vielleicht wollt Ihr mein Zimmer zuerst durchsuchen, bevor Ihr voreilige Schlüsse zieht", sprach er und breitete ausladend seine Arme aus. Ich blieb einfach stehen und musterte ihn. „Da sind nicht unbedingt Schlüsse, die ich ziehen kann", antwortete ich bloß, worauf er seufzte und sich ein wenig entspannte. „Wer hilft dir?", fragte ich, bevor er etwas anderes sagen konnte. Ich würde ihm keine zweite Chance geben, wenn er nun schwieg.
„Es war Nengwe, welcher zu mir gekommen ist und gefragt hat, ob er nicht irgendetwas haben kann, was Eure Aufmerksamkeit auf ihn ziehen würde. Eigentlich habe ich solche Dinge nicht unbedingt auf Lager, aber bloß einige Stunden später, hat sich jemand bei mir gemeldet, der genau so etwas angeboten hat. Ich gebe zu, dass ich hin und wieder mit Wein oder anderen Substanzen handle, aber das ist mir normalerweise etwas zu hoch - schließlich will nicht verbannt werden -, aber Nengwe hatte noch etwas gut bei mir, da er mir letztens aus der Patsche geholfen hat, also habe ich ihm den Gefallen getan. Ich habe den Dolch nicht einmal berührt und habe bloß gesagt, wo er liegt. Er hat ihn dann selbst geholt", erzählte Sirion sachlich, wobei ich endlich aufkommende Nervosität erkennen konnte.
„Und wer ist diese Person, die sich bei dir gemeldet hat?", fragte ich unbeeindruckt und sah ihn erwartungsvoll an. Er zögerte kurz. „Ich habe ihn nie gesehen. Er hat mir bloß Briefe hinterlassen, die ich verbrennen musste und da ich wusste, was auf dem Spiel stand, habe ich das auch getan", antwortete er uns faltete seine Hände hinter seinem Rücken. Ich glaubte ihm, doch das machte seine Taten nicht ungeschehen, er musste bestraft werden.
„Aber ich denke nicht, dass ich wieder mit ihm Kontakt aufnehmen kann, wenn das Eure nächste Frage ist", fügte er schnell hinzu und schien Schwierigkeiten zu haben, den Blickkontakt aufrecht zu erhalten.
Ich nickte kurz. „Gut, danke für die Auskunft. Du bist hiermit verbannt", antwortete ich knapp und drehte mich schon in Richtung Tür. „Aber ich habe den Dolch doch nicht einmal gesehen geschweige denn berührt!", widersprach er sofort aufgebracht und trat einen Schritt näher. „Du hättest sofort Legolas oder mir Bescheid sagen sollen", erwiderte ich kalt und legte meine Hand auf die Klinke.
„Und was ist mit Nengwe? Ich habe gehört er darf hierbleiben, obwohl er den Dolch sogar in Besitz hatte!", versuchte er sich weiterhin zu retten. Man konnte die Panik in seiner Stimme eindeutig ausmachen.
„Was mit ihm passiert habe allein ich zu entscheiden und dich hat das nicht mehr zu interessieren, nun da du nicht einmal mehr Teil dieses Reiches bist", erklärte ich, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen und trat nach draußen. Natürlich war da etwas in mir, das wusste, dass das falsch war, doch was sollte ich tun? Es war das Gesetz und ich konnte nicht noch einen Schüler verschonen, auch wenn es mir bei diesem fast mehr zusagte. Doch er war nicht adlig und nicht der Bruder eines Freundes von mir, also war meine Entscheidung getroffen.

Ich entschied mich dazu meine derzeitige Entschlossenheit noch für das Gespräch mit Badhron zu nutzen, doch das war auch das Letzte, was ich für meinen Vater tun würde. Ich wusste, wie viel ihm diese Freundschaft bedeutete und vielleicht würde er es mir wirklich nie verzeihen, wenn sie nun aufgrund meines Fehlers in die Brüche ging.
Also machte ich mich auf den Weg zu den Gemächern der beiden Besucher. Ich wusste nicht, wie es Gwilith inzwischen ging, doch er sollte sich in Ruhe erholen und außerdem war ich mir nicht so sicher, welche Version er seinem Vater erzählen würde. Es würde seinem Ruf wohl ziemlich schaden, wenn er die Wahrheit sagte, das konnte ich verstehen. Deswegen würde ich auch einfach nur vor dem König zu Kreuze kriechen, meinen Fehler eingestehen und dann meines Weges gehen. So waren letztendlich alle glücklich und der Vorfall würde früher oder später vergessen sein. Der König würde letztendlich auch wieder gehen und mir war es nicht so wichtig wie meinem Vater, was er von mir dachte.

Ich seufzte leicht und klopfte an der großen Holztür. Sie führte zu Badhrons Gemächern und damit zu einer Aufgabe, der ich nicht unbedingt mit Freude entgegenblickte.
Nach einigen Sekunden wurde geöffnet. Es war der König, gekleidet in voller Pracht, er hatte sich wohl schon für die Abreise vorbereitet. Das machte es nicht gerade einfacher.
„König Badhron, dürfte ich Euch kurz sprechen?", fragte ich höflich und stellte mich aufrecht hin. In seiner Anwesenheit war es irgendwie einfacher die Prinzessin zu sein, vermutlich, weil er mich auch immer wie eine behandelt hatte.
Er nickte knapp und trat ein Stück zurück. Als ich die ersten Schritte in den Raum setzte, blieb ich überrascht wieder stehen. Gwilith stand, zwar noch etwas schwach, doch für seinen Zustand, in dem er noch vor einer Stunde war, recht gesund neben dem Besprechungstisch und schaute mir mit einem rätselhaften Ausdruck entgegen. Ich fragte mich was das zu bedeuten hatte und vor allem was das für ein Heilmittel gewesen war, doch deswegen war ich nicht hier.
„Ich nehme an Gwilith hat Euch bereits erzählt, was vorgefallen ist?", fragte ich und löste mich endlich aus meiner Starre. Der König trat wieder in meinen Sichtbereich und setzte zu einer Antwort an, die ich etwas voreilig abbrach: „Selbstverständlich war es alleine meine Verantwortung, wer bei dem Angriff mitkämpfte und der glückliche Fakt, dass sich Euer Sohn erholt hat, sollte dabei keine große Rolle spielen", sprach ich, wobei Gwilith anfing zu lächeln und sich mit einem fast schon genießerischen Blick an die Tischkante lehnte. Jedoch schienen mich beide in meinem Redefluss nicht unterbrechen zu wollen.
„Ich hätte dem Prinzen eindeutiger sagen sollen, dass er nicht teilnehmen durfte. Er weiß natürlich nicht, wie meine Leute kämpfen, damit habe ich ihn in große Gefahr gebracht-", sprach ich also weiter und faltete meine Hände hinter meinem Rücken. Schließlich hob der König leicht eine Hand. „Ich danke das reicht", unterbrach er mich endlich und warf seinem Sohn einen Blick zu, welcher die Arme verschränkt hatte und mich fast schon schadenfreudig musterte. Ich fragte mich, was so lustig sein sollte, doch hielt meine Aufmerksamkeit weiter auf Badhron konzentriert.
„Du hast recht, Gwilith hat es mir erzählt und es zeugt von sehr viel Reife, dass du nun diese Dinge sagst, doch mir ist bereits klar, dass du daran keine Schuld trägst. Mein etwas zu übereifriger Sohn hat sich selbst in große Gefahr gebracht und wird dafür seine Strafe erhalten", fuhr Badhron fort. Im Augenwinkel konnte ich das Augenrollen des Prinzen erkennen. „Ich habe schon mit Legolas gesprochen. Ich dachte er soll das hier übernehmen?", mischte sich Gwilith endlich ein und trat näher. Man konnte erkennen, dass er genau wusste, warum ich mich anstatt meines Bruders entschuldigte, doch seinem Vater noch einmal zeigen wollte, wie verantwortungsbewusst ich doch war. Ich war dafür auch dankbar, doch brauchte die Beweihräucherung auch nicht, nun, da ich keine Kommandos mehr übernehmen durfte und nicht hat mehr als jede andere Elbin hier war.
„Ich habe es als meine Pflicht angesehen. Immerhin habe ich diesen Kampf geleitet", antwortete ich schnell und sah ihn nur kurz an. Der Prinz nickte mit einem leichten Lächeln. „Ich werde nun zu Thranduil gehen und ihm die Nachricht über die Abreise meines Sohnes überbringen", verabschiedete sich der König auch schon und ging an mir vorbei. Ich sah Gwilith überrascht an, doch sagte kein Wort, bis sich die Tür wieder schloss. Der Prinz hatte den Blick gesenkt.
„Er findet ich bin verantwortungslos", murmelte er genervt und ging ein paar Schritte in meine Richtung. „Du hattest doch deine Gründe?", antwortete ich und dachte wieder an den silberhaarigen Elbin von letzter Nacht. Gwilith hatte recht gehabt, ohne seine Warnung hätte ich ihn vielleicht nie gefunden.
„Die kann ich ihm ja schlecht sagen", lachte mein Gegenüber bitter und stellte endlich wieder Blickkontakt her. Ich runzelte ein wenig meine Stirn. Natürlich konnte er es ihm sagen, auch wenn es für mich und mein Reich nicht unbedingt von Vorteil wäre. Er wollte uns nicht schwach dastehen lassen, obwohl er nicht einmal zu uns gehörte und es sein erster Besuch hier war. Ich war ihm dankbar dafür, doch gleichzeitig wollte ich nicht wirklich, dass er mich beschützte. Ich konnte gut für mein eigenes Reich sorgen.
„Du bist seit einem Tag hier und willst so schnell wieder gehen?", fragte ich einfach, ohne auf seine vorherige Antwort einzugehen. Gwilith seufzte schwer. „Mehr oder weniger, ich habe schon meine Pläne. Wir werden uns wiedersehen, Ní", lächelte der Prinz und hob seine Faust zu seiner Brust, um sie, wie der elbische Abschiedsgruß es vorsah, mit einer öffnenden Handbewegung, wieder von sich wegzuführen. Ich erwiderte den Gruß und senkte dabei kurz meinen Kopf. Ich hatte nicht erwartet, dass er so schnell abreisen würde, doch wie seine Antwort vermuten ließ, würde er sich nicht vollends den Befehlen seines Vaters beugen.
Als Gwilith wieder auf die Tür zusteuerte, zögerte er kurz und warf noch einmal einen Blick über seine Schulter. Nachdenklich musterte mich, wobei er offensichtlich noch etwas sagen wollte.
Doch er entschied sich offensichtlich anders, öffnete die Tür und verschwand. Ich sah ihm etwas verwirrt hinterher. Es interessierte mich sehr, was er nun vorhatte, doch mir war klar, dass er es mir nicht sagen würde, sonst hätte er es schon getan. Auch fragte ich mich, wann dieses Wiedersehen denn geplant war, ob die nächsten Tage oder Jahre, doch darauf würde ich nun wohl noch keine Antwort bekommen.
Bei dieser plötzlichen Stille brach endlich die Erkenntnis über die verschwundenen Waffen meiner Eltern zu mir durch. Ich hätte nie gedacht, dass sie mir so viel bedeuten würden, wie Thranduil die seines Vaters, doch anscheinend hatte es – zumindest unterschwellig – seine Gründe gehabt, dass ich sie in die gut bewachte königliche Waffenkammer gebracht hatte. Ich hatte mir selbst immer eingeredet, dass ich sie bloß aus meinem Sichtfeld haben wollte.
Ich senkte den Blick und vergrub meine Hände in dem Mantel, den ich immer noch von letzter Nacht trug. Wenn die Angriffe dieses Elben nur auf mich fokussiert waren, dann konnte ich den Palast doch trotzdem noch verlassen? Die Spinnen würden noch eine Weile brauchen sich zu erholen und Gwilith war nun auch außer Gefahr – soweit ich wusste, zumindest. Badhron wurde rund um die Uhr bewacht und außerdem bezweifelte ich irgendwie, dass der nächste Angriff auf ihn gerichtet sein würde.
Ich versank einige Sekunden in alten Erinnerungen. Sie schienen mir nun wieder so nah zu sein, doch ich wusste noch nicht ganz, ob ich das auch wollte. Es war nicht schön über meine ermordeten Eltern nachzudenken und über sorgenlose Zeiten, die nun so lang her waren. Außerdem sah ich den Sinn nicht darin ihnen hinterher zu trauern. Es zog mich nur runter und ließ mich die wirklich relevanten Dinge unklar sehen.
Also holte ich mich wieder aus dieser Trance und verließ den Raum, um mich selbst zu einem normalen Verhalten zu zwingen. Schließlich konnte ich nicht weinend durch die Gänge des Palastes laufen.
Eine Aufgabe gab es noch, die ich erledigen wollte, bevor ich ein zweites Mal den Versuch unternahm, mich von diesem Ort zu lösen, und die lag im Heilertrakt. Schon allein, weil mich die Aussage von Sirion über Nengwe nicht mehr loslassen wollte. Ich wusste, dass er nicht gelogen hatte und Lagornems Bruder eigentlich strenger bestraft werden sollte, doch konnte ich meinem Freund das antun? Er würde seinem Bruder und damit seinen Eltern sicherlich folgen. Ich hatte mich in letzter Zeit ein wenig an ihn gewöhnt und mochte es mit ihm zu reden. Ich hatte das Gefühl, dass daraus noch eine sehr gute Freundschaft entstehen konnte und die wollte ich nicht so schnell in den Wind schießen.
Als ich kurz vor dem Heilertrakt um die Ecke bog, sah ich mich Lothparth und ihrem Mann gegenüber. Ich blieb überrascht stehen. Meine Freundin öffnete erfreut den Mund und hob die Hand, um mich von der Weiten zu begrüßen. Mein Blick fiel auf ihren angeschwollenen Bauch. In den nächsten Wochen würde sie ihr erstes Kind bekommen und ich war vielleicht nicht hier, um sie dabei zu sehen und zu unterstützen.
Mein Herz wurde schwer. Sie würde es niemals verstehen, ich war mir doch selbst nicht einmal so sicher, ob das die richtige Entscheidung war.
Ich trat ein paar Schritte rückwärts und rannte schon davon, als Lothparth gerade ihren Mund öffnete, um etwas zu sagen. Ich konnte den brennenden Blick auf meinem Rücken spüren. Das war mir gerade zu viel. Ich wollte nur noch die Sache mit Nengwe klären, dann war ich auch schon weg. Calenmîr würde sich gut um unsere Freundin kümmern und früher oder später würde auch ich zurückkehren und ihnen alles erzählen.
Es war ein Umweg, doch einer, den ich im Moment gerne nahm. Schließlich hatte ich keinen Stress. Desto weiter der Tag voranschritt, desto höher wurden auch die Chancen, dass mich jemand fragte, warum ich abhauen wollte, doch das würde sich sowieso nicht mehr verhindern lassen. Vielleicht ließ in der Zwischenzeit sogar mein Vater nach mir rufen?
Die alte Wut brodelte wieder in mir auf, als ich daran dachte. Ich brauchte einfach ein wenig Abstand von seinem arroganten Lächeln und den stechend blauen Augen, die dachten, sie würden alles besser wissen.

Ich wusste wo der Schüler sein Bett im Heilertrakt hatte. Er war zwar nicht alleine, doch das war mir ziemlich egal. Ihm war klar, dass sich dieses Gespräch nicht vermeiden ließ und hatte vielleicht sogar schon mit seinem Zimmerkollegen gesprochen.
Als ich eintrat, war es bereits hell. Die Vorhänge bei den Fenstern waren vorgezogen und die späte Herbstsonne sandte ihre kühlen Strahlen in den kleinen Raum. Die beiden Schüler unterhielten sich mit einem Lächeln auf den Lippen, welches sofort erstarb, als sie mich erkannten. Ich wusste nicht, warum der andere Elb hier im Heilertrakt lag, doch er schien es mir auch nicht unbedingt erzählen zu wollen, da er bereits aufsprang, sich kurz verbeugte und im Badezimmer verschwand.
Ich zuckte kurz mit den Augenbrauen und trat näher zu Nengwe, welcher sich mit einem kleinen Ächzen aufzog und überraschenderweise wieder anfing zu lächeln. Was gerade so erheiternd war, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
„Guten Morgen", wünschte ich und verschränkte meine Arme, um ihm den Ernst der Situation ein wenig näherzubringen. Er faltete seine Hände über der Decke und sah mich erwartungsvoll aus den grünen Augen an.
„Guten Morgen", antwortete er und legte dann seinen Kopf ein wenig schief. „Ich war gerade bei Sirion", sagte ich einfach und wartete auf seine Reaktion. Sein Blick zuckte kurz zu seiner Bettdecke. Unbehaglich spannte er seine Finger ein wenig an. Er wusste also, was der Elb über ihn erzählt hatte. Das war der endgültige Beweis, dass es auch stimmte.
„Ich habe ihn gerade verbannt und habe kein Problem mit dir dasselbe zu tun, wenn du mir nicht antwortest", fügte ich ernst hinzu, worauf er die Augen weitete. Ich ließ mich davon nicht beeindrucken und hob erwartungsvoll meine Brauen.
„Ich... habe mich wohl nur gelangweilt", stotterte er verunsichert und starrte auf seine Finger. Ich spannte genervt mein Kiefer an. Natürlich war das nicht die Wahrheit und davon abgesehen, dass es sich nicht gehörte die Prinzessin so lange hinzuhalten, wäre ich von jeder anderen Person im Moment ebenso genervt.
„Wenn du es mir nicht gleich sagst- ", fing ich wütend an, doch stoppte, als ich die Tür hinter mir klicken hörte. Überrascht warf ich einen Blick über die Schulter. Es war Lagornem, welcher kurz überlegte, ob er eintreten sollte, es dann doch tat und sich schweigend etwas seitlich hinstellte.
Nengwe versuchte ein leises Lächeln zu verstecken und baute endlich wieder Blickkontakt auf.
„Ich gebe selten so viele Chancen. Willst du nochmal mit deinem Bruder reden?", fragte ich und wandte mich meinem Freund zu. Dieser sah genervt zu dem Schüler und seufzte schwer.
Als er seine kleine ernste Rede anfing, fiel mein Blick auf sein Schwert. Es war ein anderes als sonst und eines, das meine gesamte Aufmerksam auf sich zog. Ich konnte nicht glauben, dass er etwas damit zu tun hatte, doch wo sollte er es sonst herhaben? Allerdings würde er nicht so dumm sein und das Schwert meines Vaters so offen tragen, wenn er darüber Bescheid wüsste.
„Lagornem?", unterbrach ich ihn schließlich etwas gedämpft. Der Elb sah mich etwas überrascht an. „Wo hast du das Schwert her?", fragte ich ernst und musterte ihn, wobei ich feststellte, dass es die einzige bekannte Waffe war.
„Oh, das wurde mir gegeben, als ich mein eigenes zur normalen Wartung gegeben habe", erklärte er und legte seine Hand auf den Griff. „Von wem?" Er kniff verwirrt die Augen zusammen. „Ich weiß nicht. Ein silberhaariger Elb, ich bilde mir ein er hatte sehr helle Augen. Warum?", fragte er nach. Ich streckte bloß meine Hand aus. Ich ertrug es nicht länger das Schwert an seinem Gürtel zu sehen.
Lagornem nahm es immer noch verwirrt ab und übergab es mir. „Er ist mir schon etwas komisch vorgekommen, aber ich habe mir nicht viel dabei gedacht", murmelte er dabei und richtete dann den Gürtel wieder. „Wie meinst du das?", fragte ich noch einmal nach und glitt kurz mit meinen Fingern über die mit Edelsteinen besetzte Schwertscheide.
„Ich würde sagen fast schon etwas arrogant, ich meine dafür, dass er bloß in einer Schmiede arbeitet", erklärte er und musterte mich prüfend. Ich seufzte kurz, ließ meine Hand mit dem Schwert sinken und wandte mich wieder dem Schüler zu. Das musste schließlich immer noch erledigt werden.
„Weißt du, Thranduil hat mir sogar erlaubt Gnade zu gewähren, falls ich es für richtig halte, aber wenn du kein Stück mit mir zusammenarbeiten willst, denke ich nicht, dass ich Lust dazu habe", sprach ich genervt. Es reichte mir wirklich. Sirion war weg, es gab keinen Grund mehr zu schweigen.
Das schien den Schüler schon etwas mehr zu beeindrucken. Er sah hilfesuchend zu seinem Bruder und setzte sich aufrecht hin, sein Mund geöffnet, um etwas zu antworten, doch er war sich noch nicht ganz sicher.
„Es ging mir nur darum Eure Aufmerksamkeit zu bekommen", piepste er schließlich leise und zog die Decke enger um seinen Körper. Ich runzelte meine Stirn. So etwas hatte Sirion auch schon gesagt, doch mir war immer noch nicht klar, warum er die denn so unbedingt wollte oder brauchte.
„Naja, da unsere Familie adliges Blut hat, dachte ich mir, man könnte ja mal versuchen meinen Bruder mit Euch-", murmelte er und hielt den Blick peinlich berührt gesenkt. Ich starrte ihn fassungslos an.
„Und deswegen hast du einen Dolch von Oropher gestohlen? Sind wir mal ehrlich, du wusstest genau, dass dich das einiges kosten könnte!", rief ich wütend und trat näher. Lagornem stand genauso perplex daneben und unternahm keine Versuche mich aufzuhalten.
„Ich dachte Lagornem-", murmelte der Schüler und wich leicht vor mir zurück. „Du dachtest Lagornem würde mich dahingehend beeinflussen, dass ich dich nicht bestrafen würde? Tja, dann muss ich dir leider sagen, dass ich jederzeit zuerst meinem Königreich und damit dem König diene, wie jede Prinzessin es tun würde!", ich versuchte mich etwas zu beruhigen. Wenn ich eine Entscheidung traf, dann durfte es nicht so aussehen, als ob ich sie aus Emotionen treffen würde. „Du würdest es nochmal tun. Du begreifst immer noch nicht, was du getan hast und deswegen habe ich keine andere Wahl, als die Verbannung auszusprechen. Bis morgen bist du verschwunden. Ich will nie wieder etwas von dir sehen oder hören", knurrte ich und drehte mich um. Der Schüler hatte die Augen schockiert aufgerissen und bekam keinen Ton heraus. Ich hatte mir selbst diese Entschlossenheit nicht zugetraut, doch in letzter Zeit war das sowieso nicht oft der Fall gewesen.
Ohne einen Blick zurück trat ich wieder auf den Gang hinaus und hielt kurz an, als die Tür hinter mir geschlossen war. Hatte ich das gerade wirklich getan? Aber was hatte er sich dabei auch gedacht? Deswegen hatte er auf diese Bedenkzeiten bestanden und auch immer seinen Bruder dazu geholt und nicht seine Eltern!
Ich strich nachdenklich wieder über das alte Schwert in meinen Händen. Wären sie in diesem Moment stolz auf mich?
Gerade, als ich mich zum Gehen wenden wollte, ging die Tür wieder auf und Lagornem trat heraus. Auch er war offensichtlich wütend.
Ich warf ihm einen Blick zu und ging dann schon los. Ob er mir folgte, war mir eigentlich ziemlich egal. Tatsächlich sah ich ihn gleich darauf neben mir. „Sagst du mir, was das für ein Schwert ist?", murmelte er und nickte zu der Waffe in meiner Hand. Ich senkte meinen Blick kurz und wartete bis wir außer Hörweite jeglicher anderer Elben waren.
„Es ist das meines Vaters", antwortete ich schließlich und sah stur geradeaus. „Dann stehst du vor derselben Entscheidung wie König Thranduil", sprach er bloß mit einem leisen Unterton, den ich nicht mochte. Ich blieb genervt stehen und hörte Schritte hinter uns näherkommen, doch diesmal war es mir egal.
„Er war kein König und ich weiß, dass du es nicht absichtlich gemacht hast." Lagornem zuckte kurz mit den Brauen. „Nengwe hat auch keine schlechten Absichten damit gehabt. Ich weiß, dass ich es nicht sollte, doch er ist mein Bruder und ich muss ihn verteidigen", erklärte er schließlich und fühlte sich dabei nicht wirklich wohl. Ich merkte, wie ich ein wenig enttäuscht wurde. Ich hatte Besseres von ihm erwartet.
„Dann machst du dich genauso schuldig wie er und ich kann dich gleich mitverbannen, soll ich das?", fragte ich wütend und verschränkte wieder meine Arme. Er seufzte. „Ich habe schon davon gehört, dass du herumläufst und wild Leute verbannst. Willst du dich so bei Vater rechen?", fragte eine Stimme hinter uns. Ich verdrehte genervt die Augen.
„Du hast damit nichts zu tun", knurrte ich wütend und drehte mich so, dass ich meinen Bruder im Sichtfeld hatte. „Irgendwie schon, wenn du solche Urteile aussprichst. Das hast du früher nie getan", antwortete er mit einem gereizten Unterton, wobei sein Blick auf das Schwert in meiner Hand fiel. Geschockt sah er langsam wieder zu mir auf. „Thranduil hat gesagt ich soll eine Entscheidung treffen und das habe ich getan oder hat er dir diese Aufgabe auch übertragen?", fuhr ich zurück, ohne den Blick zu beachten. Legolas' kalter Blick jagte mir einen Schauer über den Rücken, doch ich zeigte keine Reaktion.
„Ich habe versucht dich zu verteidigen", erwiderte er schließlich etwas gedämpft. „Ich weiß - ich bin auch nicht auf dich wütend", antwortete ich leise und wandte mich wieder Lagornem zu, welcher sich brav raushielt. „Die Verbannung bleibt bestehen, geh mit ihm oder bleibe hier, es ist deine Entscheidung", sprach ich noch und entfernte mich dann von den beiden.

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