Sommerregen
Sommerregen
Ich sitze hier am Fensterglas.
In mir ist es grau und blass.
Draußen wird die Welt benässt
von Sommerregens Wasserfest.
Da wacht gleich auf Mutter Natur
und lässt auferblühen voll Freude pur
des Waldes Flur, Wiesen und Pflanzen,
dass Gewächs und Tier zusammen tanzen.
Und auch ich, sonst unbeweg- und schwerfällig,
werd' federleicht, erhebe mich.
Tret' ins Freie, lass lieblich
die Tropfen perlen auf mein Gesicht.
Ganz langsam beginn ich zu rhythmieren
und mein Seel' frei zu sinnieren.
Dass reingewaschen wird mein Herz
von all dem schweren Lebensschmerz.
Oh, wie das Blut durch meine Adern gleitet.
Ein Strom der Wärme sich ausbreitet.
Und für diesen einen Moment
spür ich, wie mein Körper brennt!
Denn ach, was musst' ich lange leiden,
mit Schmerz, eingraviert in mein Geweiden.
Und erdrückt mich sonst das Bleigewicht,
so denke ich kurz: Nein, jetzt nicht!
Der Regenfluss schwämmt weg die Last
von Mobbing, Krankheit, Unterdrückung, Hass.
Und macht mich glauben, gerad' mit Recht:
Diese Welt, sie ist gar nicht so schlecht!
Auf mal merk ich: Ich will's erproben
und ziehe meine Mundwinkel nach oben.
jauchze: „Ja! Ich kann es noch! Darf's wieder machen!
Nach so langer Zeit der Trauer: Lachen!"
Und schließlich, ich muss es erwähnen,
überkommt es mich: Ein Meer von Tränen
der Rührung ließt unweigerlich
als Rinnsal über mein Gesicht.
Ich lass mich fallen ins durchtränkte Gras,
spüre mich, pulsiere, werd' endlich wieder nass.
Und das, ja, auch das soll es geben,
durch feuchten, warmen Sommerregen.
© 2020 Johannis Röhrs
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