Kapitel 5 - Verspätet im CWL-22
Der Besuch auf der InWEx war genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Er hatte die Sicht von Jans Eltern auf die Welt der Zauberei grundlegend verändert. Das Wort ›Hokuspokus-Blödsinn‹ war seitdem kein einziges Mal mehr gefallen. Und am nächsten Abend hatten Jans Eltern sich mit ihm gemeinsam ins Wohnzimmer gesetzt und erklärt, dass es für sie vollkommen in Ordnung wäre, wenn er nächstes Jahr nach Winterfels gehen würde. Am Tag darauf hatten sie die Anmeldung für das Albert-Einstein-Gymnasium feierlich durch den Aktenvernichter gejagt.
Und so konnte Jan noch eine schöne letzte Ferienwoche mit seinen Eltern verbringen. Sie spielten abends das Spiel Zauberschnippschnapp, das Jans Mutter auf der InWEx gekauft hatte und machten am Mittwoch sogar einen Ausflug in den Europapark. Jan und Levi schrieben sich regelmäßig mit ihren Zwillingsbüchern und Jans Vater las bei jedem Abendessen aus seiner neusten Errungenschaft, der Zeitschrift Ökonomagier, vor. Mit all diesen schönen Aktivitäten gefüllt verging die letzte Woche viel schneller als es Jan lieb war. Als seine Mutter ihn am Sonntagabend fragte, wie weit er mit dem Kofferpacken sei, wurde ihm bewusst, dass die Ferien nun wirklich vorüber waren. Diese Erkenntnis betrübte ihn. Er hatte die gemeinsame Zeit mit seinen Eltern genossen. Und mit dem Ende der Ferien hatte Jan stets etwas Negatives verknüpft. Schließlich hatte der Beginn eines neuen Schuljahres doch bedeutet, sich wieder an den Ort zu begeben, wo er seinen Klassenkameraden nicht entfliehen konnte.
Aber als Jan sich erinnerte, dass diese Zeiten vorüber waren, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Er würde nicht dorthin zurückkehren, wo er damit rechnen musste, seine Stifte am Ende des Tages in der Restmülltonne und sein Hausaufgabenheft voller hässlicher Botschaften vorzufinden. Es ging nach Winterfels. Er würde weiterhin in der Zauberei unterrichtet. Und er würde Levi und Filio wiedersehen. Und Hannes, Anna und Lina. Und Marina.
Und mit diesen freudigen Erwartungen packte sich der Koffer fast schon von alleine. Da Jan den Wingardium Leviosa-Zauber wieder auf seine Liste für die Ferien notiert hatte, hatte er noch mehr Spaß bei der Sache. Und nachdem er mithilfe dieses Zaubers alle seine fein säuberlich zusammengelegten T-Shirts aus dem Schrank eher weniger ordentlich in den Koffer befördert hatte, glaubte er, dass er den Schwebezauber mittlerweile ziemlich gut beherrschte. Als er schließlich alles eingepackt hatte, was er glaubte gebrauchen zu können, war es bereits später Abend. Wie immer konnte Jan am letzten Ferientag schlecht einschlafen. Doch diesmal war es nicht die Angst, die ihn wachhielt. Es war die Vorfreude.
Die ließ ihn auch nicht los, als sie am nächsten Morgen alles in den Familienkombi packten und sich auf den Weg zur Burg Winterfels machten. Diesmal fuhr Jan alleine mit seinem Vater. Während der seine Arbeitszeiten heute um zwei Stunden nach hinten verschoben hatte, war das bei seiner Mutter nicht möglich gewesen. Vermutlich stand sie jetzt schon in ihrem Laden und verkaufte Blumen an die Leute, die noch vor der Arbeit ein Geschenk für ihre Liebsten einkaufen wollte. Dass sie das so hingenommen hatte und nicht darauf bestanden hatte, Jan zur Villa Hohenthal begleiten zu können, zeigte ihm noch einmal, wie normal es mittlerweile für sie war, dass er nach Winterfels ging. Und trotzdem schlug sein Herz immer noch begeistert, wenn er an die Rückkehr an seine Schule dachte. Und trotzdem schafften sie es immer noch nicht, sich den Weg zur alten Villa Hohenthal zu merken.
»Dieses blöde Haus ist jedes Mal wo anders«, mutmaßte sein Vater grummelnd. »Wer auch immer sich das ausgedacht hat, er gehört verklagt.«
Jan schmunzelte. Er war sich zwar nicht sicher, ob es vielleicht sogar wirklich möglich war, ein ganzes Haus mit Hilfe von Zauberei zu verschieben, aber er glaubte eher, dass ein Ortungszauber für das schwierige Finden der Villa verantwortlich war. Genauso wie vor einem Jahr fuhren Jan und sein Vater nun ratlos durch den Wald und stießen gemeinsam einen Jubelschrei aus, als Jan endlich die gesuchten gelben Wände erblickte. Sein Vater half ihm noch, die Koffer aus dem Wagen zu räumen, dann verabschiedete er sich von Jan mit einer für ihn ungewöhnlich langen Umarmung.
»Mach's gut mein Junge!«, meinte er und klopfte Jan noch einmal auf die Schulter, bevor er sich aus der Umarmung löste. »Pass auf dich auf und komm in den Winterferien heil zu uns zurück! Und hab eine schöne Zeit.«
»Auf Wiedersehen, Papa! Ich werde euch jede Woche schreiben. Oder wenigstens alle zwei Wochen.«
In diesem Moment hielt Jan inne. Briefe schreiben. Das hatte er im letzten Jahr auch getan. Nur waren die Briefe irgendwann gar nicht mehr zu seinen Eltern gekommen. Aber Herr Jorski hatte ihn auf eine Idee gebracht, wie er vermeiden konnte, dass sich das in diesem Jahr wiederholen würde.
»Wollen wir uns ein Kennwort überlegen, dass wir in unsere Briefe schreiben? Damit wir auch wirklich wissen, dass der Brief von uns kommt.«
»Das ist eine klasse Idee«, antwortete Jans Vater. »Du meinst eine Art Spitznamen, mit dem wir unterschreiben?«
»Etwas auffällig, findest du nicht?«, gab Jan zu bedenken. »Ich hätte gesagt, wir überlegen uns ein Wort, das wir sonst nie in einen Brief schreiben würden. Und das muss in jedem Brief vorkommen.«
»Briefmarke?«, schlug sein Vater vor.
Jan schmunzelte bei dem Gedanken an die vielen Briefe, die er bereits mit halb abgekratzten Briefmarken bekommen hatte.
»Das nehmen wir«, stimmte er lachend zu. Dann fiel sein Blick auf seine Armbanduhr. Er hatte nur noch acht Minuten Zeit bis zum Abflug.
»Ich muss los!«, stellte er erschrocken fest. Ihre Irrfahrt durch den Wald musste mal wieder viel zu lange gedauert haben. Eilig beförderte er seine Koffer mit dem Schwebezauber in die Luft.
»Auf Wiedersehen, Papa«, verabschiedete er sich noch einmal.
»Auf Wiedersehen, Jan. Bis zu den Weihnachtsferien!«
Dann drehte Jan sich um und machte sich schnellen Schrittes auf den Weg zum Eingang der Villa Hohenthal, Er stieg die Eingangstreppen empor, beförderte seine Taschen durch die Tür und winkte seinem Vater noch ein letztes Mal zu, bevor er im Inneren der Villa verschwand.
Der Vorteil an seiner Verspätung war, dass er keine Zeit hatte, sich über die Porttür Gedanken zu machen. In Eile warf er seine Koffer hinein und machte dann selbst einen mutigen Schritt in die Schwärze. Als er nach einigen Drehungen in der Finsternis auf die große Ebene der Abflugfläche gespuckt wurde, bereute er es allerdings, nicht noch einmal Luft geholt zu haben, bevor er durch die Porttür gegangen war. Er fühlte sich miserabler als je zuvor nach einer Reise mit einer Porttür und erst nach einer kurzen Pause auf dem grasigen Boden hielt er die Gefahr, sich übergeben zu müssen, für gebannt.
Als er dann allerdings auf die Fläche vor ihm sah, stellte er erschrocken fest, dass kaum noch Schüler vor den Carls standen. Selbst die neuen Erstklässler schienen schon in den hölzernen Fluggeräten Platz genommen zu haben. Er ließ sein Gepäck wieder in die Luft schweben und lief auf die Carls zu. Dabei fiel ihm das erste Mal auf, dass sich die hölzernen Flieger tatsächlich nach ihrer Nummerierung aufstellten. Im C-W-L 1 saßen bereits einige Drittklässler aus Haistra, bei ihnen war kein Platz mehr frei. Im C-W-L 2 besetzte gerade ein sommersprossiges Mädchen mit roten Locken den letzten Platz. Und so ging Jan an den verschiedenen Carls vorbei. Hin und wieder erhaschte er einen Blick auf einen freien Platz, aber er wollte sich auch nicht zu Leuten setzen, mit denen er noch nie ein Wort geredet hatte. Mit Panik bemerkte er, dass die ersten Carls bereits losflogen. Warum musste er auch immer zu spät sein? In diesem Moment entdeckte er Filios Igelfrisur durch das Fenster des C-W-L 21.
»Filio!«, rief er laut, um die Propellergeräusche des abhebenden C-W-L 20 zu übertönen.
Im nächsten Moment ragte nicht nur Filios, sondern auch Levis Kopf aus dem Fenster heraus.
»Jan!«, rief Filio. »Wo warst du denn?«
»Der Weg bis hierhin ist doch jedes Mal eine Herausforderung«, erwiderte Jan lachend.
»Schön, dass du es trotzdem noch hierhin geschafft hast«, meinte Levi. »Wir haben nur jetzt keinen Platz mehr für dich freigehalten. Wir dachten, du wärst schon in einem anderen Carl. Du warst nach den Winterferien schon zu spät. Da sind wir davon ausgegangen, dass du diesmal eine Stunde früher losfährst.«
»Aber im Carl von Marina und Lina ist noch ein Platz frei«, ertönte die ruhige Stimme von Anna aus dem Inneren des Carls. »Die sind direkt neben uns. Es müsste der C-W-L 22 sein.«
»Du solltest dich aber beeilen«, ergänzte Filio mit Blick nach links. »Ihr Carl sieht so aus, als würde er jeden Moment abheben.«
»Danke!«, rief Jan, bevor er eilig zum C-W-L 22 lief, sein Gepäck hinter sich her zaubernd.
Und tatsächlich begann der Propeller des Carls sich genau in diesem Moment zu bewegen.
»Wartet!«, rief er laut. Gespannt blickte er auf das Fluggerät. Ein erleichtertes Lächeln erfüllte sein Gesicht, als er bemerkte, dass der Carl tatsächlich wieder zum Stehen kam. Kurz darauf sah Leif, ein blondhaariger Ehura, der stets ein Lächeln auf den Lippen trug, zum Fenster hinaus.
»Jan!«, begrüßte er ihn fröhlich. »Es tröstet mich, dass du noch später bist als Marina und ich. Lina hat uns schon gefragt, ob Dänemark in einer anderen Zeitzone liegt. Ich bin gespannt, was du dir gleich anhören darfst. Aber komm erstmal rein.«
»Danke, dass ihr nochmal angehalten habt«, meinte Jan und beförderte sein Gepäck auf die Ladefläche des Carls. Dann stieg er die hölzerne Leiter empor und setzte sich auf den letzten freien Platz im Carl – in der mittleren Reihe neben Lina. Marina hatte auf dem Steuersitz platzgenommen, während die beiden Ehuras Leif und Theo in der hinteren Reihe saßen.
Mit einem verlegenen Lächeln grüßte Jan die Anwesenden.
»Wenn du dir nicht zum Ziel gesetzt hast, dass wir die letzten werden, die in Winterfels ankommen, dann solltest du vielleicht mal deinen Zauberstab anschnallen«, bemerkte Lina und deutete auf die entsprechende Halterung.
Jan unterdrückte ein Augenverdrehen, während er seinen Zauberstab in der dafür vorgesehenen Einrichtung befestigte. Linas spöttische Art gehörte zu den wenigen Dingen, die er während der Ferien nicht vermisst hatte. Auch wenn er zugeben musste, dass er bei manchen Sätzen, die er in den Ferien gesagt hatte, schon überlegt hatte, wie Lina diese kommentiert hatte. Ein Stück weit hatte er sich im letzten Jahr auch einfach an ihre Art gewöhnt.
»Jetzt tu doch nicht so, als würden wir einen Portschlüssel verpassen«, sagte Leif lachend. »Wenn wir zehn Minuten später ankommen, ist das auch nicht schlimm. Herr Tuplantis muss den Erstklässlern doch sowieso noch erklären, wie das mit den Häusern funktioniert. Bis der das gemacht hat, sind wir längst da.«
Und zum ersten Mal in seinem Leben erlebte Jan Lina sprachlos. Ganz offensichtlich fiel ihr keine geeignete Antwort auf Leifs Satz ein.
»Dann können wir ja jetzt starten«, durchbrach Marina die unangenehme Stille und betätigte den Hebel. »Kurs nach Winterfels!«
Daraufhin ertönte wieder das leise Surren des Propellers und kurz darauf bewegte sich der C-W-L 22 langsam in die Höhe.
»Schon erschreckend wie die Zeit vorbeigeht«, meinte Leif mit Blick auf den sich immer weiter entfernenden Boden. »Vor einem Jahr sind wir einfach das erste Mal mit so einem Teil hier geflogen. Und jetzt geht schon unser zweites Schuljahr los.«
»Das stimmt«, sagte Marina. »Aber ich bin gespannt, was uns so erwartet. Ich glaube, dass es einiges Neues gibt. Zu Beispiel habe ich gehört, dass Herr Jorski nur für ein Jahr den Posten als Lehrer für Zaubertränke übernommen hat. Dann würden wir dieses Jahr einen neuen Lehrer bekommen.«
»Dann bin ich ja mal gespannt, was für tolle Theorien dir zu dem einfallen«, witzelte Lina mit Blick auf Jan.
»Ich habe meine Lektion letztes Jahr gelernt«, entgegnete der. »Egal, wer Herr Jorskis Nachfolger wird, ich werde ihm ohne jegliche Vorurteile begegnen, selbst wenn es ein schrulliger Geist von den Fidschi-Inseln ist.«
Die Schüler im Carl brachen in lautes Gelächter aus.
»Wo wir gerade bei Lehrern für Zaubertränke sind«, meldete sich Theo zu Wort, nachdem wieder Ruhe eingekehrt war. »Habt ihr eigentlich mitbekommen, was mit dem Lehrer passiert ist, der vor unserer Zeit in Winterfels das Fach unterrichtet hat?«
»Herr Jürgens?«, fragte Jan. Nur zu gut erinnerte er sich an die rätselhaften Andeutungen, die er zu Beginn des letzten Schuljahres über den nicht anwesenden Lehrer aufgeschnappt hatte. Schnell war Jan klar geworden, dass keine Krankheit der Grund für das spontane Ausfallen des Lehrers gewesen war. Stattdessen war er angegriffen worden. Und das hatte Herrn Tuplantis so beunruhigt, dass er Herrn Jorski gebeten hatte, nach Hinweisen auf schwarzmagische Handlungen Ausschau zu halten. Doch vor lauter Aufregung hatte Jan den verschwundenen Herrn Jürgens völlig vergessen. Jetzt, wo Theo ihn wieder erwähnte, fragte er sich, wie das passieren konnte.
»Genau der«, bestätigte der Ehura mit der schwarzen Rahmenbrille.
»Was ist mit ihm?«
»Er ist gefunden worden«, erzählte Theo. »Von Alexander Pettigrew. Er muss sich vor Gericht verantworten, weil ihm vorgeworfen wird, die Phiole der Horkruxe gestohlen zu haben. Und die Beweislast ist erschreckend hoch.«
Jan sah ihn überrascht an. Die Phiole der Horkruxe? Davon hatte Levi ihm erzählt. Er wusste nicht mehr ganz genau, was es mit ihr auf sich hatte, aber er erinnerte sich, dass sie etwas besonders Wertvolles war, das nicht in falsche Hände geraten durfte. Er fasste sich an die Tasche seiner Jacke. Seit dem Kampf gegen Pettigrew und seine Mitstreiter am Ende des letzten Schuljahres trug auch er eine Phiole mit sich herum. War auch das möglicherweise verboten? Konnte er dafür genauso angeklagt werden wie Herr Jürgens?
»Du musst Deutsch reden«, unterbrach Lina seine Gedanken. »Was für ein Ding hat er geklaut?«
»Die Phiole der Horkruxe«, antwortete Leif an Theos Stelle. »Darin wird die Erinnerung aufbewahrt, wie man den mächtigsten schwarzmagischen Gegenstand herstellt, der je entwickelt wurde. Eigentlich steht sie im deutschen Zaubereiministerium.«
»Aber von dort wurde sie gestohlen«, ergänzte Theo. »Und seitdem war sie verschwunden. Und Alexander Pettigrew hat sie nun in einem geheimen Lager von Herrn Jürgens gefunden.«
Jan sah beunruhigt zwischen Levi und Theo hin und her. Es beunruhigte ihn, dass ein Mann, der ganz offensichtlich keine guten Absichten verfolgte, es geschafft hatte, in das Zaubereiministerium einzubrechen und ein Jahr lang unterzutauchen. Warum hatten die Menschen mit den unedelsten Absichten nur so oft die besten Fähigkeiten?
»Das heißt aber, dass diese gruselige Phiole mittlerweile wieder in den Händen des Ministeriums ist, oder?«, fragte Marina. Auch sie klang leicht beunruhigt.
»Ja, sie ist an einen geheimen Ort deportiert worden‹, bestätigte Theo. »Und Herr Jürgens sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft.«
»Aber trotzdem irgendwie unheimlich«, überlegte Jan. »Der Kerl hat die Schüler vor uns noch unterrichtet. Er hat quasi hier auf Winterfels gewohnt. Und jetzt stellt sich einfach heraus, dass er ein Schwerverbrecher ist.«
»Vielleicht steckt er ja mit Herr Jorski unter einer Decke«, witzelte Lina mit theatralischen Gesten.
»Ach, wir sind Helden«, seufzte Leif, bevor Jan irgendetwas erwidern konnte. »Wir sitzen seit fünf Minuten in einem Carl und anstelle uns über unsere Ferien auszutauschen, erzählen wir uns irgendwelche Gruselgeschichten über gefährliche Phiolen.«
»Du hast recht«, stimmte Jan ihm zu. Er war froh über die Chance, das Gesprächsthema zu wechseln. Die Erinnerung an die ganzen Gefahren, die immer noch wie eine nahende Gewitterwolke am Horizont schwebten, hatte seine Vorfreude auf Winterfels schon stark angekratzt. »Wie waren denn deine Ferien?«
»So war das jetzt nicht gemeint«, erwiderte Leif lachend. »Aber meine Ferien waren wirklich gut. Marina und ich waren in einem Broom-House. Da wollte ich schon immer mal hin, aber bis jetzt war ich da immer noch zu jung für. In Dänemark ist sowas erst ab 14.«
»Aber ich kann jetzt auch nachvollziehen, warum das so ist«, meinte Marina. »Diese Strecken waren teilweise echt heftig.«
»Das stimmt«, antwortete Leif. »Aber ich glaube nicht, dass man sich da irgendwie verletzen kann. Das ist schon alles gut mit Zaubern gesichert. Wir müssen da mal einen Ausflug mit der Schule hin machen.«
»Das würde sogar zum Flugunterricht passen«, stimmte Lina zu. »Aber ich glaube kaum, dass wir mit so einem Vorschlag Erfolg haben werden.«
Jan sah mit gerunzelter Stirn zwischen den Leuten in seinem Carl hin und her. Sie alle schienen genau zu wissen, wovon gerade die Rede war. Nur er verstand mal wieder nicht, was Leif da erzählte.
»Was ist denn ein Bruhm-Haus?«, fragte er verwundert.
»Wenn das Herr Egger hören würde«, scherzte Marina. »Die Vokabel hatten wir bestimmt schon in Unit zwei. Broom ist Englisch und heißt Besen. Und ein Broom-House ist ein riesiges Gebäude mit vielen Hindernisparcours zum Fliegen.«
Jan staunte bei der Vorstellung eines solchen Gebäudes. Und so ging es ihm bei vielem, was seine Mitschüler in den Ferien erlebt hatten. Während sie von Magizoos, Quidditch-Turnieren und einem Konzert der Schicksalsschwestern erzählten, stellte er fest, dass die magische Welt noch einige faszinierende Besonderheiten für ihn bereithielt.
Schon bald kamen sie auch auf die InWEx zu sprechen und während sie sich begeistert über die faszinierenden Aussteller unterhielten, gerieten die rätselhaften Geschichten um den Zaubertranklehrer Herr Jürgens schnell in Vergessenheit. Als ihr Carl schließlich sanft auf der Landefläche vor den Toren von Burg Winterfels aufkam, war Jan voller Vorfreude auf das, was er dieses Jahr in Winterfels erlernen würde. Und hoffte, dass sein zweites Jahr in Winterfels weniger Lebensgefahren bergen würde, als sein erstes.
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