Kapitel 37 - Hinter der Maske
»Also sind wir zu spät«, stellte Jan erschrocken fest. »Herr Grindelwald hat nicht nur das Büro an den Geheimgang angeschlossen, sondern es auch noch irgendwie geschafft, Titus Pettigrew einzuschleusen. Herr Moos braucht unsere Hilfe!«
Doch Anna schüttelte ruhig den Kopf.
»Schau selbst einmal«, meinte sie und trat einen Schritt zur Seite.
Aufgeregt spähte Jan durch die zwei kleinen Löcher. Und langsam verstand er, was Anna meinte. Er hatte sich vorgestellt, dass Herr Moos und Herr Grindelwald in ein packendes Duell zwischen den Schwerlastregalen verwickelt waren – und ihr Lehrer für Zaubertränke mit seinen schwachen magischen Fähigkeiten darin keine Chance hätte. Aber im Büro flogen keine Lichtblitze, Funken oder gar Phiolen und Regalböden. Kein einziger Zauberstab war erhoben. Titus Pettigrew und Lucas Moos standen neben dem Schreibtisch und redeten konzentriert miteinander. Nicht wie verbitterte Feinde, die den Schein wahren wollten, einen Kompromiss zu finden.
Sie wirkten mehr wie strategische Partner – zwei, die gemeinsam für ein Ziel kämpften. Und dann fiel Jans Blick auf die Tür, die an der Außenwand angebracht war. Sie war mittlerweile offen. Und hinter ihr war kein Geheimgang zu sehen, sondern eine schwarze, wabernde Finsternis. Eine Porttür. Und dann verstand Jan.
»Herr Moos hat uns reingelegt! Herr Grindelwald hat überhaupt nichts mit der Tür zu tun gehabt. Herr Moos hat sie eingebaut – und sie führt nicht in den Geheimgang, sondern zu irgendeiner anderen Porttür. Er hat Pettigrew eingeschleust, absichtlich.«
Er trat einen Schritt zur Seite, damit auch Marina einen Blick durch die Gucklöcher werfen konnte.
»Dann muss Herr Moos mitbekommen haben, als wir in Zaubertränke überlegt haben, was es mit Herrn Grindelwald auf sich hat«, schlussfolgerte Levi währenddessen. »Er wusste, dass wir Herrn Grindelwald verdächtigen und hat deswegen eine Geschichte erfunden, die so aussieht, als wollte der Herrn Moos' Erfindung stehlen.«
»Aber was machen wir denn jetzt?«, fragte Marina, nachdem sie sich selbst ein Bild von der Lage gemacht hatte. »Titus Pettigrew ist bei uns in der Schule. Was auch immer er vor hat, wir müssen die Lehrer warnen.«
»Vielleicht...«, überlegte Hannes, »ist es dafür aber auch schon zu spät. Wir haben doch eben die lauten Geräusche gehört. Könnten das nicht das Pettigrews Unterstützer gewesen sein, die bereits das Schloss stürmen? Und Pettigrew ist als einziger zurückgeblieben, um über die Bezahlung zu verhandeln.«
»Die Bezahlung?«, wiederholte Lina verwundert.
»Wenn der Anfang von Herrn Moos Geschichte gestern stimmt, dann hatte Pettigrew leichtes Spiel, ihn auf seine Seite zu bekommen. Für genügend Geld würde der Kerl wohl alles machen.«
»Bleibt trotzdem noch die Frage, was wir jetzt machen«, stellte Levi fest, nachdem auch er einen Blick in Herrn Moos' Büro geworfen hatte. Pettigrew und Herr Moos verlassen auf jeden Fall gerade den Raum.«
Jan und seine Freunde tauschten ratlose Blicke aus. Was sollten sie jetzt nur tun?
»Wir dürfen auf jeden Fall nichts überstürzen«, sagte Anna schließlich in ihrer ruhigen Stimme. »Hier in den Geheimgängen sind wir sicher. Und solange wir keinen genauen Plan haben, was wir tun wollen, bleiben wir auch besser hier. Vielleicht sollten wir uns zuerst einmal durch die Gucklöcher ein genaues Bild von der Lage verschaffen.«
»Deswegen wollte ich, dass du mitkommst, Anna«, erwiderte Filio grinsend. »Niemand hat so gute Ideen wie du.«
Eilig machten sie sich auf den Weg in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Das erste Spionagefenster zeigte in das Büro von Frau Nauberger. Bis auf ein breites Arsenal an Ordern und Papierbergen war hier nichts zu sehen. Auch das Büro von Herrn Goldenberg war nach wie vor leer.
»Das hat aber noch nichts zu bedeuten«, erinnerte Levi seine Freunde. »Die Lehrer können auch einfach im Unterricht sein.«
Deutlich interessanter wurde es daher, als sie sich dem ersten Klassenraum näherten. Hier übernahm Filio die Aufgabe des Hineinspähens.
»Sieht so aus, als hätte jemand, einfach alle Schüler weggezaubert«, kommentierte er das, was er sah. »Auf jedem Tisch liegen aufgeschlagene Hefte und Bücher – an der Tafel ist ein halb fertig analysiertes Gedicht zu sehen. Aber es ist niemand da.«
Das erinnerte Jan an etwas.
»Aber natürlich! Deswegen war der Klassenraum, den ich mir eben angeschaut habe, auch schon leer. Jemand muss beschlossen haben, die Schule zu evakuieren.«
»Vielleicht war die Stimme, die wir bis in den Geheimgang gehört haben, ja eine Durchsage«, überlegte Marina.
»Und wir haben sie nicht mitbekommen«, erkannte Hannes und legte den Kopf in den Nacken. »Jetzt sind wir hier alleine in einer Schule voller Schwerverbrecher.«
»Wenn sie es denn wirklich geschafft haben, die Schüler rechtzeitig zur Porttür zu bringen«, gab Jan zu bedenken. »Ansonsten sind wir hier mitten in einem Kriegsschauplatz.«
»Sieht mir nicht nach Kämpfen aus«, meldete Levi, der bereits durch ein Guckloch weiter vorne im Geheimgang gespäht hatte. »Nach wie vor niemand da.«
Jan und seine Freunde folgten Levi.
»Ein bisschen wie in einem Geisterschloss«, stellte Marina fest. »Und ich weiß gerade echt nicht, was wir jetzt machen sollen. Eigentlich müssten wir ja auch zu der Porttür kommen. Aber der Weg dahin ist viel zu gefährlich.«
»Nicht, wenn wir im Geheimgang bleiben«, widersprach Filio. »Das Treppenhaus eben ging doch noch weiter nach unten. Vielleicht führt der Geheimgang ja von dort aus unter dem Hof weiter in Richtung Porttür.«
Jan sah wie sich bei einigen seiner Freunde Falten auf der Stirn bildeten.
»Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen«, gestand Hannes. »Aber mir fällt nichts Besseres ein, das wir stattdessen hier machen sollen. Also würde ich sagen, versuchen wir's mal.«
Von Levi und Marina kam zustimmendes Kopfnicken. Daher machten sie sich wieder auf den Weg zum Treppenhaus – natürlich nicht ohne zwischendurch jedes einzelne Spionagefenster zu durchspähen. Doch überall bot sich ihnen die gleiche Leere. Klassenzimmer, in denen Schreibsachen auf den Tischen lagen, Stühle mitten im Gang zurückgelassen worden waren und die Tür zum Flur teilweise noch weit offen war.
Auch im Kiosk war niemand da. Das dachte Jan zumindest zuerst, nachdem ein in den Raum hineingespäht hatte. Doch gerade, als er sich abwenden wollte, tauchte ein Mann zwischen zwei Regalreihen auf. Er trug einen langen, schwarzen Umhang und hatte sein blondes, von weißen Strähnen durchzogenes Haar zu einem Zopf zusammengebunden. Jan hatte ihn im letzten Jahr oft genug auf Fahndungsfotos gesehen, um zu wissen, wer hier gerade durch das Kiosk stromerte.
»Yaxley ist hier«, flüsterte er, während der Todesser seinen Zauberstab auf die Tür zum Lager von Nora und Leander hielt und sie mit einer wuchtigen Handbewegung aus den Angeln riss.
»Wir sollten zusehen, dass wir einen Weg zur Porttür finden«, meinte Lina entschlossen, nachdem sie sich ebenfalls ein Bild von der Lage gemacht hatte. »Wenn der so weiter macht, hat der gleich die Wand zum Geheimgang eingerissen.«
Das brauchte sie nicht zweimal sagen. Eilig machten sie sich auf den Weg zu den Treppen.
»Es sieht so aus, als wäre die Evakuierung wenigstens erfolgreich gewesen«, stellte Levi mit einem Hauch von Erleichterung in der Stimme fest. »Herr Goldenberg hat wirklich meinen vollsten Respekt, wenn er das geschafft hat. Dadurch, dass Pettigrews Leute diesmal von innen...«
Er stoppte und drehte sich hastig mit einem Zeigefinger auf den Lippen zu seinen Freunden um. Sofort blieb Jan stehen. Doch auch nachdem Filio Levis Zeichen verstanden hatte und nicht mehr weiterging, waren noch Schritte zu hören.
»Da kommt jemand«, wisperte Hannes und zückte seinen Zauberstab.
»Zeigen wir ihm, dass er sich mit den falschen anlegt«, erwiderte Lina und tat es ihm gleich.
Auch Jan zog seinen Zauberstab hervor und hielt ihn in die Richtung, aus der die Schritte kamen. Er war bereit, dem unbekannten Feind einen Schockzauber auf den Hals zu jagen. Sobald er um die Ecke kommen würde, war Jan bereit.
Doch als der Fremde tatsächlich in ihrem Gang erschien, erkannte Jan, wer es war und behielt seinen Spruch doch lieber für sich. Es war Frau Castor.
Nicht jeder seiner Freunde hatte das allerdings erkannt und daher flog ein bunter Wirbel aus Lichtblitzen auf ihre Lehrerin zu. Die wehrte den Großangriff allerdings problemlos mit einem weißen Schild ab, als wären es nicht mehr als ein paar Regentropfen, die da auf sie zuflogen.
Als sie sich ihnen näherte, fiel Jan auf, dass etwas anders war an Frau Castor. Es fehlten die unsicheren Tippelschritte, mit denen sie normalerweise von Klassenraum zu Klassenraum lief. Und als sie anfing zu reden, war auch ihre Stimme nicht mehr wiederzuerkennen. Sie redete deutlich weniger rau und mindestens doppelt so schnell wie Frau Castor es normalerweise tat.
»Lina, Marina, Anna, Levi, Jan, Hannes, Filio«, zählte sie die Namen auf und nahm Jan damit jeden Zweifel, dass hier etwas gewaltig nicht stimmte. Frau Castor kannte normalerweise nicht mal einen ihrer Namen. »Ganz Haistra aus dem zweiten Jahrgang also. Habt ihr nicht schon zweimal gesagt bekommen, dass die Geheimgänge tabu sind?«
»Wir hatten einen dringenden Grund«, erklärte Jan hastig. Auch wenn es dieses Mal tatsächlich Hannes' Verdacht und Filio Idee gewesen waren, nahm er gerne die Verantwortung auf sich. Seine Freunde hatten schon so viel für ihn getan, jetzt wollte er ihnen etwas zurückgeben. »Es hatte deutliche Hinweise gegeben, dass Herr Moos Opfer eines Verbrechens ist. Wir wollten das überprüfen.«
»Ich wusste noch gar nicht, dass ihr als Privatdetektive angeheuert worden seid«, erwiderte Frau Castor und hob dabei amüsiert eine Augenbraue. Noch immer war es für Jan ungewohnt, die Lehrerin in normaler Stimme und Geschwindigkeit reden zu hören und diese humorvolle Geste passte endgültig nicht zu der Frau Castor, die er kennengelernt hatte. »Vermutlich ist das auch besser so, denn euer sorgfältig recherchierter Verdacht ist absoluter Quatsch gewesen. Herr Moos hat eine ganze Horde von Pettigrews Anhängern nach Nurmengard eingeschleust. Er ist alles andere als ein Opfer.«
Skeptisch betrachtete Jan Frau Castor. Woher wusste sie, dass Herr Moos für das Eindringen der Verbrecher verantwortlich war. Langsam wurde ihm die Geschichte immer suspekter. Hatte da jemand einen Vielsafttrank genommen und lieferte eine ganz schlechte Vorstellung ab? Aber was sollte das bringen?
»Ist denn bei dem Einbruch etwas Schlimmes passiert?«, fragte Levi besorgt. »Konnten Pettigrews Leute mittlerweile gefangen werden?«
»Sie sind mindestens doppelt so viele wie wir Lehrer«, antwortete Frau Castor kopfschüttelnd. »Niemand hat versucht, sie zu fangen. Wir haben die Schüler nach Winterfels evakuiert und Pettigrews Anhänger so lange aufgehalten bis der letzte Schüler durch die Porttür gereist ist. Sobald er oben angekommen ist, haben meine Kollegen den Eingang des Eulentunnels einstürzen lassen. Niemand kommt mehr nach Winterfels.«
»Und Sie und die anderen Lehrer versuchen jetzt noch, die Einbrecher gefangen zu nehmen?«, hakte Marina nach.
Doch Frau Castor schüttelte den Kopf – auch das deutlich schneller als sie es während des gesamten Schuljahres getan hatte.
»Abgesehen von Herrn Moos bin ich die letzte, die noch hier ist. Wir sind nicht dafür zuständig, Schwarzmagiern das Handwerk zu legen. Unsere höchste Priorität ist es, die Schüler zu beschützen. Und mir wurden sieben Zweitklässler zugeteilt, die ich jetzt aus dem Schlamassel retten werde. Seid ihr bereit?«
Während Levi und Marina bereits Zustimmung äußerten, trat Filio einen Schritt vor und sah Frau Castor skeptisch an.
»Ich bin kein Akademischer Astromagier«, stellte er klar. »Aber ich muss sagen, dass mir hier einiges sehr merkwürdig vorkommt. Können Sie mir erst noch ein paar Fragen beantworten?«
»Ich persönlich würde eigentlich gerne hier weg«, erklärte Frau Castor. »Aber wenn du dich kurzfasst, beantworte ich dir auch deine Fragen.«
»Kurzfassen ist meine Spezialität«, erwiderte Filio und streckte die Hand aus, um seine Fragen mitzuzählen. »Erstens: Wieso kennen Sie auf einmal unsere Namen und stottern und zittern nicht mehr? Zweitens: Wieso wussten Sie, dass wir hier im Geheimgang sind? Und drittens: Wie wollen Sie uns hier herausbekommen, wenn hier noch so viele von Pettigrews Anhängern sind?«
»Das ist eine komplizierte Geschichte«, antwortete Frau Castor ausweichend. »Können wir die Märchenstunde nicht auf einen späteren Zeitpunkt und vor allem auf einen anderen Ort vertagen?«
Doch Filio schüttelte den Kopf.
»Fassen Sie sich kurz!«, bat er die Lehrerin. »Aber ich kann mich nicht von einer Frau ›retten‹ lassen, die so wirkt, als wäre sie ein Neotodesser, der Vielsafttrank mit Frau Castors Haaren genommen hat, aber die gute Frau noch nie in seinem Leben gesehen hat.«
Jan nickte zustimmend und zu seiner Überraschung sah er, dass Hannes und Lina es ihm gleichtaten.
»Also gut«, erwiderte Frau Castor. »Seitdem Herr Tuplantis Schulleiter von Winterfels ist, hat er schon immer einen Auror an seiner Schule unterrichten lassen – um die Schüler vor möglichen schwarzmagischen Gefahren zu beschützen. Bis letztes Jahr ist das Merino König gewesen. Glücklicherweise war in diesem Jahr mit Witold Jorski bereits ein weiterer Auror in Winterfels eingestellt, sodass nach Herrn Königs tragischem Verschwinden trotzdem noch ein Auror an der Schule war.
Allerdings hat sich im Laufe des Schuljahres herausgestellt, dass Herr Jorski aufgrund seiner Qualifikation zur Zielscheibe der Schwarzmagier geworden ist. Um zu verhindern, dass sich so etwas im nächsten Schuljahr wiederholt, hat Herr Tuplantis die Schweizer Geheimagentin Flavia Widmer nicht direkt eingestellt, sondern sie sich einen Charakter ausdenken lassen, den sich das ganze Jahr über spielen sollte, um unbemerkt in der Schule für Sicherheit sorgen zu können. So ist Elvira Castor entstanden – eine Rolle, die mir zugegebenermaßen großen Spaß bereitet hat. In einer Krisensituation wie jetzt wäre die Schauspielerei aber wohl eher hinderlich gewesen. Und zu deiner zweiten Frage: Die Indizien dafür, dass Pettigrew auch nach dem Umzug nach Nurmengard nicht aufgeben würde, die Schule anzugreifen waren zu gravierend um sie zu ignorieren. Daher bin ich vor unserem Umzug nach Nurmengard zu einem netten, jungen Briten namens Ted Lupin gefahren. Habt ihr schon von der Karte der Rumtreiber gehört?«
Während Levi und Lina nickten, musste Jan den Kopf schütteln. Er hatte keine Ahnung, was das sein könnte.
»Es ist eine Karte von Hogwarts, die die Positionen aller Personen anzeigt, die sich gerade im Schulgebäude befinden«, erklärte die Lehrerin weiter. »Sie gehört besagtem Ted Lupin und er hat mir erlaubt, sie zu studieren und eine Version von Nurmengard zu erstellen. Damit habe ich euch im Geheimgang gefunden. Und damit schaffen wir es jetzt auch, Nurmengard zu verlassen.«
Aufmunternd sah sie die sieben Haistras an. Jan folgte ihrem Blick. Zu seiner Überraschung sahen vor allem Filio und Hannes ihre Freunde nach wie vor skeptisch an. Doch aus Jans Gesicht war jeder Zweifel gewichen. Bertie Bott's Bohnanza zu entdecken war für Flavia Widmer im Vergleich zum Aufspüreren von schwarzer Magie ein Kinderspiel gewesen. Den Kronleuchter hatte sie unbemerkt wieder an die Decke gesetzt, aber es nicht erzählt, um ihre Rolle zu wahren. Die ganzen zusammenhanglosen Puzzleteile, die sich in Jans Kopf während des Schuljahrs gesammelt hatten, fügten sich auf einmal zu einem Bild.
»Wir vertrauen Ihnen, Frau Widmer«, sagte er daher entschlossen, wohlwissend was sein haltloser Zweifel im letzten Jahr alles angestellt hatte. »Und wir sind Ihnen dankbar, dass Sie uns retten wollen.«
Frau Widmer lächelte ihn an, während sie ihren Zauberstab hob.
»Das ehrt dich, Jan, aber ich kann euch auch einfach beweisen, dass ich die Wahrheit sage«, antwortete sie und fuhr mit dem Zauberstab von ihrer Stirn bis zu ihrer Hüfte hinab. Dabei verwandelte sich ihr Aussehen immer mehr. Die grauen, zu einem Knoten zusammengebundenen Haare wurden zu einer hellbraunen, schulterlangen Lockenfrisur. Das von Falten gezierte Gesicht wich einem jungen, makellosen Hautbild und ihr altmodischer Umhang verwandelte sich in einem hellgrauen Blazer.
»Du solltest mich von der Arbeit deiner Mutter erkennen, Lina«, meinte Frau Widmer.
Die Angesprochene wiederum, wirkte tatsächlich sprachlos.
»Ja... Ich erkenne Sie. Aber ich kann das einfach nicht glauben. Sie haben uns über ein halbes Jahr lang unterrichtet und ich habe es nicht bemerkt.«
»Dann scheine ich meine Rolle ja nicht allzu schlecht gespielt zu haben«, erwiderte Frau Widmer und zog eine Karte aus der Tasche ihres Blazers. Als sie sie auffaltete, erkannte Jan, dass auf ihr Nurmangard abgebildet war.
»Hier stehen wir aktuell«, sagte sie und zeigte den Schülern einen Punkt im Erdgeschoss, wo sich tatsächlich ihre Namen gemeinsam mit dem Schild Flavia Widmer befanden. »Wir können jetzt sehen, wo sich Pettigrews Anhänger befinden und wo wir besser nicht langgehen sollten. Im Flur über uns treiben zum Beispiel gerade Andreas und Barbara Stein ihr Unwesen. Und im Kiosk ist immer noch Corban Yaxley. Und... Gute Güte... Manuel ist bei ihm. Er versucht doch nicht ernsthaft, alleine sein Schloss zu verteidigen. Haistras, kommt bitte mit mir!«
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro