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Kapitel 28 - Im Ministerium

Svea Dreyer hatte Christoph Marell gebeten, für den Schutz von Jans Eltern zu sorgen. Während Jan mit dem Auror in seinem Zimmer gewesen war, um die Phiole zu holen, hatte sie sich bereits an verschiedenen Reparatur- und Schutzzaubern probiert, dabei aber nicht den gewünschten Erfolg erzielt. Daher war Jan mit ihr ins Ministerium appariert. Er hatte sie nicht lange ansehen müssen, um zu erkennen, dass sie Linas Mutter war. Sie teilten nicht nur die Nasenform und das schmale Gesicht, sondern auch eine Vorliebe für außergewöhnliche Frisuren – in ihrem Fall eine kompliziert aussehende Knotenfrisur aus kleinen Fischgrätenzöpfen.

Außerdem war sie überaus begabt im Apparieren, denn anders als Jan erwartet hatte, ging es ihm deutlich besser als nach dem Benutzen einer Porttür. Noch während er die Treppen der Apparierplattform im Ministerium hinabsteig, spürte er, wie jedes flaue Gefühl in seinem Magen verschwand. Uns spätestens nachdem er einen Blick auf die marmorne Eingangshalle, die durch schwarze Türverkleidungen und gewaltige Ölgemälde an den Wänden zusätzlich verschönert wurde, geworfen hatte, waren seine Gedanken auch ganz wo anders.

»Wir gehen jetzt zu dem Bereich, wo die Spezialisten für schwarzmagische Objekte ihre Büros haben«, erklärte Svea Dreyer unterdessen. »Und auf dem Weg fertigen wir schonmal ein Fallprotokoll an. Ich könnte mir vorstellen, dass wir heute Nacht noch einige Stationen vor uns haben und wir haben keine Lust, uns danach noch mit Papierkram zu beschäftigen, oder?«

Jan schüttelte den Kopf. Daraufhin zog die Aurorin ein Klemmbrett und einen Kugelschreiber aus der dafür deutlich zu klein aussehenden Tasche ihrer Uniform. Sie tippte beides mit ihrem Zauberstab an, woraufhin die Schreibutensilien begannen, vor ihr zu schweben.
»Zuerst einmal persönliche Daten. Vor- und Zuname, Geburtsdatum, Wohnort.«
Jan antwortete wie gefordert. Der Kugelschreiber bewegte sich dabei ganz alleine über das Papier und Svea Dreyer musste bloß prüfen, ob er denn auch das Richtige notierte. Währenddessen passierten sie die Zentrale des Ministeriums.

»Zwölfter Mai 2005«, las die Aurorin Jans Geburtsdatum vor. »Du bist fast so alt wie meine Tochter. Kennst du eine Lina?«
»Ja, sie ist in meinem Jahrgang. Und in meinem Haus.«
»Was ein Zufall«, meinte die Aurorin lachend. »Wieso hat sie mir denn dann noch nie von dir erzählt? Aber kehren wir zurück zu den gerade relevanteren Themen. Schildere mir bitte einmal möglichst ausführlich den Tathergang.«

Während Jan ihr genau erzählte, wie Pettigrew bei ihm aufgetaucht war, ihn bedroht hatte und nach der Phiole gesucht hatte, führte sie ihn durch ein Labyrinth aus Gängen. Das Ministerium stellte eine perfekte Symbiose aus Vergangenheit und Moderne dar, Historische Backsteinkorridore wechselten sich mit neumodischen Glasfassaden und hübschen Wandgemälden ab. Der Bereich, in den Svea Dreyer Jan führte, gehörte eher der altmodischen Fraktion an. Sie blieb vor einer hölzernen Tür stehen, die auch in ein Burgverlies gepasst hätte. Daneben war ein Schild mit der Aufschrift 0354 Büro für schwarzmagische Artefakte – Dorothea von Frankeneck angebracht.

Svea Dreyer beugte sich zu Jan herunter und senkte ihre Stimme, sodass er sie kaum noch verstehen konnte.
»Frau von Frankeneck ist etwas... etwas sehr speziell. Allerdings ist sie die Beste in ihrem Fachgebiet. Komm einfach mit, sag am besten nichts und nimm dir nicht zu Herzen, was sie dir über Sternzeichen erzählt.«
In Jan entflammte ein Konflikt aus Neugier und Angst.
»Ist es dann nicht sinnvoller, wenn Sie alleine hineingehen?«, fragte er zögerlich.

»Keine Sorge, dir passiert da nichts«, antwortete die Aurorin. »Ansonsten wäre sie wohl kaum im Ministerium angestellt. Aber ich wollte dich sicherheitshalber vorwarnen.« Sie warf Jan einen aufmunternden Blick zu. »Und sag einfach ›du‹ zu mir. Schulkameraden meiner Tochter müssen mich nicht siezen. Sonst darf ich mir zu Hause wieder anhören, ich wäre zu vornehm.«

Lachend erhob sie sich und ging auf die Tür zu. Jan folgte ihr zögerlich. Dann nahm sie den Türklopfer in die Hand und schlug damit sanft gegen die Tür. Keinen Augenblick später ertönte ein »Herein!«. Die dazugehörige Stimme klang so, als wäre sie durch hohen Tabakkonsum bereits stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Dicht hinter der Aurorin trat Jan ein.

Er hatte einen düsteren Raum erwartet – der verliesähnlichen Tür entsprechend. Doch sobald Svea einen Schritt zur Seite gegangen war, wurde er vom Gegenteil überrascht. Unzählige farbige Lampen strahlten aus allen Ecken des Raumes und ließen ihn wie die Tanzfläche einer Diskothek wirken. Die Einrichtung allerdings passte nicht ganz in das Bild, das die Lichter malten. Altmodische Schränke standen an den Wänden, dazwischen hingen immer wieder gruselige Masken und Artefakte, die an Traumfänger erinnerten. In der Mitte des Raums stand ein großer Schreibtisch aus massivem Holz, hinter dem eine auffällig gekleidete Frau saß.

Sie trug ein viel zu großes Gewand, das Jan an die Gewänder der antiken Hexen aus seinem Geschichtsbuch erinnerte. Um ihren Hals hingen unzählbare Ketten mit den verschiedensten Anhängern. Jan konnte sich nicht vorstellen, dass es bequem war, ein solches Gewicht mit sich herumzutragen – und schön fand er die meisten der Ketten auch nicht.
»Frau Dreyer«, grüßte Frau von Frankeneck die Aurorin. »Welch eine Ehre die Leiterin der Aurorenzentrale persönlich bei mir hier unten zu haben. Ich nehme an, es ist wichtig.«

»Mit dieser Annahme liegen Sie vollkommen richtig, Frau von Frankeneck. Ich habe eine Phiole dabei und würde Sie gerne auf schwarzmagische Gefahren überprüfen lassen.«
Frau von Frankeneck lächelte und entblößte dabei ihre langen Zähne.
»Eine leichte Aufgabe«, erwiderte sie und streckte die Hand aus. »Wo ist das Sorgenkind.«

Svea griff in ihre Uniformtasche und zog die Phiole der Horkruxe hervor. Ohne ein Wort legte sie das schmale Gefäß in Frau von Frankenecks Hand.
Die betrachtete es kurz und legte es dann in ein Objekt, das Jan an einen Eierbecher erinnerte. Sie tippte mit dem Zauberstab auf einen Schalter am unteren Ende der Apparatur und murmelte etwas Unverständliches, woraufhin sich die Phiole zu drehen begann. Ohne sie noch eines weiteren Blickes zu würdigen, wandte sich Frau von Frankeneck wieder der Aurorin zu.

»Haben Sie mittlerweile einen neuen Mann gefunden?«
Svea blinzelte einmal kurz.
»Ich wüsste nicht, inwiefern uns das bei der Prüfung der Phiole weiterhilft«, gab sie kurz angebunden zurück.
Frau von Frankeneck lehnte sich in ihrem Bürosessel zurück.
»Ich auch nicht. Aber ich sehe auch keinen Sinn darin, sich anzuschweigen bis der Aternor fertig ist. Aber so wie Sie antworten, hat sich Ihre Situation nicht geändert. Haben Sie ausschließlich nach Steinböcken Ausschau gehalten?«

»Ich habe nach niemandem Ausschau gehalten«, erwiderte Svea und sah der Expertin für Flüche dabei unvermindert in die Augen. »Ich bin glücklich mit meinem Leben, hatte ich Ihnen das nicht schon bei unserer letzten Begegnung gesagt?«
»Sagen kann man viel«, erwiderte Frau von Frankeneck und ihr Blick zuckte kurz zu dem Gegenstand den sie als Aternor bezeichnet hatte. »Das wollen ist etwas anderes. Haben Sie meine Kette ausprobiert, die ich Ihnen gegeben habe. Gefrorenes Edelweiß, das ist für Steinböcke so wie Feuerwhiskey für einen Alkoholabhängigen – sie können nicht anders als ja sagen.«

Svea schüttelte den Kopf.
»Bei allem Respekt, Frau von Frankeneck, aber ich hatte gehofft, ich wäre hier in der Abteilung für Fluchdetektion gelandet, nicht bei der Partnervermittlung.«
Die Frau hinter dem Schreibtisch lachte so heftig, dass ihre Ketten über dem Gewand bebten.
»Sie haben Humor, das ist ungewöhnlich für eine Jungfrau«, meinte sie und wandte dann ihren Blick Jan zu.

»Und wer bist du?«, fragte sich mit ihrer kratzigen Stimme.
Etwas erschrocken zuckte er zusammen.
»Ich heiße Jan«, antwortete er. »Ich...ich habe die Phiole gefunden.«
Frau von Frankeneck tastete mit den Fingern langsam ihre Ketten ab. Doch bevor sie etwas antworten konnte, grätschte Svea dazwischen.

»Der Aternor«, sagte sie und deutete auf das Artefakt, in dem die Phiole sich immer langsamer drehte. »Er ist fertig, oder?«
»Er ist fertig, Frau Dreyer, vollkommen richtig. Und er hat keine Spuren von schwarzer Magie gefunden. Es besteht kein Grund zur Sorge. Und im Übrigen auch nicht zur Eile.«
»Das ist höchsterfreulich«, antwortete Svea. »Vielen Dank! Leider haben wir es in der Tat eilig. Was sie dort in der Hand halten, ist die Phiole der Horkruxe. Wir haben noch einige Stationen vor uns heute Abend.«

Frau von Frankeneck war gerade im Begriff gewesen, die Phiole der Aurorin zurückzugeben, doch sie stoppte mitten in der Bewegung.
»Die Phiole der Horkruxe?«, wiederholte sie und ihre Stimme hörte sich noch rauchiger an als gewöhnlich. »Frau Dreyer, manchmal sollten Sie etwas großzügiger mit Informationen umgehen. Natürlich ist es Ihre Sache, wenn Sie keinen Lebenspartner finden oder an einer Fluchvergiftung sterben, aber ich an Ihrer Stelle würde es nicht wollen. Ich habe Verständnis für Ihre Eile, aber ich würde die Phiole lieber noch einmal ausführlicher untersuchen. Es ist nur für Ihre Sicherheit.«

»Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie die ausführlichste Prüfmethode anwenden würden, die Sie kennen«, erwiderte Svea. »Dauere sie, wie lange sie wolle.«
Frau von Frankeneck nickte zufrieden und hielt die Phiole vor ihr Gesicht. So behutsam, als wollte sie unbemerkt den Schwanz eines schlafenden Drachen anheben, nahm sie den Stopfen von der Phiole. Bläulicher Dampf stieg auf und Jan spürte, wie eine leichte Gänsehaut seine Arme emporkroch. Frau von Frankeneck hob ihren Zauberstab und ließ ihm durch den Dampf kreisen. Dabei murmelte sie wieder und wieder geheimnisvoll klingende Wörter.

Jan hatte noch keinen einzigen ihrer Zaubersprüche jemals in seinem Leben gehört. Hin und wieder sah er es in der blauen Wolke leicht aufblitzen, einmal zischte es sogar bedrohlich. Frau von Frankeneck sah konzentriert auf die Phiole – im Schein der bunten Lichter sah das fast schon ulkig aus. Nach einer gefühlten Stunde ließ sie den bläulichen Dampf mit einem gezielten Schwenk ihres Zauberstabs wieder in der Phiole verschwinden. Sofort setzte sie den Stopfen wieder ein.

»Nichts zu beanstanden, Frau Dreyer«, sagte sie und überreichte Svea die geprüfte Phiole. »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Aber denken Sie daran, halten Sie sich fern vor dem Zwilling.«
»Ich danke Ihnen herzlich!«, erwiderte Svea. »Einen schönen Tag noch. Aber arbeiten Sie nicht mehr allzu lange. Es ist spät und Sie sollten sich auch langsam ausruhen.«
Frau von Frankeneck lachte krächzend.
»Ausruhen? Um tags wach zu sein, wenn die Sterne schlafen? Frau Dreyer, Sie müssen noch viel lernen. Aber jetzt gehen Sie besser und tun etwas, das Sie beherrschen.«

Svea nickte ihr wortlos zu, drehte sich dann zum Gehen und öffnete die Tür. Sie ließ zuerst Jan in den vergleichsweise dunklen Flur treten und folgte ihm dann.
»Vielleicht hätte ich dich doch besser draußen warten lassen«, meinte Svea kopfschüttelnd, während sie sich in Bewegung setzten. »Ich hoffe, du träumst heute Nacht nicht von ihr.«
»Wenn ich heute Nacht Alpträume habe, dann wohl eher von Titus Pettigrew«, antwortete Jan. Eigentlich hatte es lustig klingen sollen, aber das Bild des Schwarzmagiers prangte noch zu lebhaft vor seinem inneren Auge, um bereits herzhaft darüber lachen zu können.

»Das kann ich verstehen«, erwiderte Svea. »Und Frau von Frankeneck meint es ja nicht einmal böse. Sie hat nur das Problem, dass sie zwar überaus begabt im Aufspüren von Flüchen ist, aber leider keinerlei Fachwissen hat, was man gegen sie anrichten kann. Deswegen versucht sie sich mit allen möglichen Horoskopen und okkultistischen Gegenständen vor Flüchen zu schützen. Aber genug von ihr. Sie hat die Phiole auf Flüche überprüft und wir müssen sie jetzt nur noch auf Echtheit überprüfen. Wenn das, was du da ein Jahr lang bei dir hattest, wirklich die Phiole der Horkruxe war... Nun das hätte wirklich gravierende Folgen.«

»Werde ich dafür bestraft?«, fragte Jan. »Ich meine, ich wollte es ja gar nicht böse. Ich war einfach so leichtgläubig und hatte gedacht, so eine Phiole könnte schon nichts Schlimmes sein.«
»Keine Sorge, Jan, bevor du bestraft wirst, wären andere dran.«
Jan sah besorgt zu der Aurorin.
»Meine Eltern? Aber ich möchte auch nicht, dass sie wegen mir Probleme bekommen.«

»Das meine ich nicht«, antwortete Svea besänftigend. »Ich kann dir zwar nicht genau sagen, was dich da jetzt erwartet, ich bin keine Juristin, aber du hast ja kein mutwilliges Verbrechen begangen. An wen ich da eher denke, ist Alex Pettigrew. Er versucht diesem alten Zaubertranklehrer Jürgens seit Monaten zu unterstellen, dass er diese Phiole gestohlen hat. Aber das Beweisstück, das er vorlegt, lässt sich einfach nicht öffnen. Alle Zauber, mit denen das möglich wäre, würden den Inhalt zerstören. Angenommen deine Phiole wäre tatsächlich die Phiole der Horkruxe, dann wäre der hochgelobte Alexander Pettigrew ein Schwindler und Hochstapler.«

»...der mit Titus Pettigrew zusammengearbeitet hat?«, ergänzte Jan mit weit aufgerissenen Augen ihre Theorie.
»Das ist natürlich jetzt weit spekuliert«, entgegnete Svea. »Aber es ist möglich. Du siehst, was deine Phiole für eine Bedeutung haben könnte?«
Jan nickte. Er schämte sich innerlich dafür, dass ihm all das jetzt erst einleuchtete. Warum war er nicht früher skeptisch geworden, was es mit dieser Phiole auf sich hatte?

»Was haben Sie... hast du denn jetzt als nächstes vor?«
»Wir gehen zu meinem Büro«, antwortete Svea, während sie mit Jan in einen gläsernen Aufzug einstieg. »Der Fall muss sofort an höhere Instanzen weitergegeben werden, aber ich möchte vorher auf Nummer sicher gehen.«
Während der Aufzug mehrere Etagen nach oben rauschte, schwiegen die beiden. Jan sah einfach nur fasziniert aus den Fenstern des Aufzugs auf die verschiedenen Gänge, die an ihnen vorbeizogen.

In Stockwerk 4 stiegen sie aus. Ein Gang, der von schwarz getönten Scheiben umgeben war, begrüßte sie in diesem Bereich des Ministeriums. Svea winkte Jan hinter sich her und brachte ihn zu einer silbern umrahmten Tür. Im Vorbeigehen konnte Jan das Schild Leitung Aurorenzentrale lesen. Während sie auf einen wohlsortierten Schreibtisch am Ende des Raumes zuliefen, ließ Svea mit einer leichten Bewegung ihres Zauberstabs unzählige feine Leuchtspots an der Decke erstrahlen.

»Ihr habt in der Schule noch keine Erinnerungen und Denkarien behandelt, oder?«, fragte sie Jan.
Der schüttelte den Kopf. Was war denn ein Denkarium? Doch ehe er fragen konnte, redete Svea bereits weiter.
»Hast du dich schonmal gefragt, wie man an die Information drankommt, die in der Phiole ist?«
Jan betrachtete eine Weile lang nachdenklich die Glasflasche in Sveas Hand. Dann schüttelte er erneut den Kopf.

»Du brauchst ein Denkarium«, erklärte Svea. Du nimmst die Erinnerung, gießt sie hinein und tauchst dann in das Denkarium. Dann erlebst du die Erinnerung, als wärst du live dabei.«
Jan sah sie mit weit aufgerissenen Augen an.
»Ist das gefährlich? Muss ich dafür etwas können?«
»Selbst ein Muggel könnte ein Denkarium nutzen«, antwortete Svea. »Du musst dir allerdings gar keine Gedanken machen, denn in diesem Fall darfst du das Denkarium gar nicht nutzen. Die Benutzung der Phiole der Horkruxe ist aus verständlichen Gründen streng verboten.«

»Und du machst es trotzdem?«¸fragte Jan überrascht.
»Ich darf es trotzdem«, korrigierte die Aurorin. »Es gibt eine zweistellige Anzahl Leute, die eine Ausnahmegenehmigung haben – für Notfälle. Leiter der Aurorenzentralen gehören zu diesen Ausnahmefällen. Und das hier ist ein Notfall.« Sie stieß mit ihrem Zauberstab gegen die Seitenwand ihres Schreibtischs, woraufhin ein marmornes Konstrukt, ähnlich eines Waschbeckens ohne Wasserhahn, auftauchte.

Svea betrachtete die Phiole mit einem letzten, sorgenvollen Blick, dann nahm sie den Deckel ab und goss die bläulich schimmernde Flüssigkeit in ihr Denkarium.
»Dann wollen wir mal«, meinte sie nickte Jan zu. »Bis gleich.«
»Viel Erfolg!«, wünschte Jan ihr noch. Dann hielt Svea ihren Kopf in das Denkarium und tauchte kurz darauf vollkommen darin ein.
Jan sah ihr fasziniert hinterher. Sein Blick verharrte kurz auf der zähen, sich kräuselnden Oberfläche, dann wandte er ihn ab und ließ ihn durch den Raum wandern.

Ihm wurde ein wenig mulmig zumute, bei dem Gedanken, dass er jetzt ganz alleine hier in einem Raum mitten im spätabendlichen Ministerium war. Ungeduldig trat er von einem Fuß auf den anderen. Was sollte er tun, wenn Svea nicht zurückkam? Er erinnerte sich noch zu gut, an den Moment, in dem Herr König verschwunden war. Der Lehrer hatte gemeint, er wollte nur kurz eine Nachricht überbringen. Doch davon war er niemals zurückgekehrt. Kaum jemand hatte mittlerweile Hoffnungen, dass der schülernahe und freundliche Lehrer noch am Leben war.

Sorgenvoll begann Jan seine Hände zu verkneten. Zumindest waren noch keine blauen Flammen über dem Denkarium aufgetaucht. Er sah auf die glänzende Oberfläche. War es normal, dass sie auf einmal begann, sich wieder mehr zu kräuseln? Das Kräuseln wurde zu einem Strudel und der Sprudel spuckte auf einmal wieder Svea Dreyer aus. Sie sah keineswegs so aus, als käme sie gerade aus einer klebrigen, nassen Flüssigkeit – vielmehr wirkte sie wie nach dem Benutzen einer Porttür. Besser gesagt – wie Jan nach dem Benutzen einer Porttür. Auch wenn eine leichte Schicht Make-up ihr Gesicht bedeckte, konnte Jan sehen, dass aus ihrer Haut darunter jegliche Farbe gewichen war.

»Du hattest recht«, sagte Svea. »Das hier ist die Phiole der Horkruxe.«
Jan konnte nicht mehr hervorbringen als ein Kopfschütteln. Wie hatte er so etwas über ein halbes Jahr mit sich herumtragen können?
Svea schien ähnlich fassungslos zu sein. Sie ging auf einen der vielen Schränke zu, öffnete ihn mit ihrem Zauberstab und holte eine Phiole heraus. Sowohl mit der, als auch mit der Phiole der Horkruxe ging sie zu dem Denkarium und zog mit einigen geschickten Handbewegungen die bläuliche Flüssigkeit wieder aus dem Becken heraus. Doch anstatt sie einfach zurück in die Phiole der Horkruxe zu geben, teilte sie die Flüssigkeiten mit einem Schwenk ihres Zauberstabs und gab in jede der beiden Phiolen eine Hälfte.

»Es sind Zeiten, in denen man auf Nummer sicher gehen muss«, erklärte sie und versteckte die Kopie in ihrem Schrank.
Mit der originalen Phiole der Horkruxe drehte sie sich wieder zu Jan um.
»Dann machen wir es mal öffentlich, was?«
Jan nickte zögerlich.
»Aber... was sollen wir machen? Wo wollen wir denn jetzt noch hingehen? Sind nicht so spät abends alle Leute, die uns helfen könnten längst im Feierabend?«

Svea schmunzelte.
»Gut mitgedacht«, sagte sie, hörte sich dabei aber so an, wie Frau Schmidt, wenn sie den Schülern trotz eines vollkommen missglückten Zaubers noch Mut zusprechen wollte. »Ich erkläre dir unterwegs, warum das heute nicht so ist.«
Und so folgte Jan ihr aus dem Büro hinaus auf den Flur der Aurorenzentrale.

»Pettigrew hat es irgendwie geschafft, eine riesige Armee an Erklingen aufzubauen«, erklärte Svea, während sie den Gang in Richtung Aufzug liefen. »Im letzten Jahr hat er immer wieder Erklinge in Sachsen ganz in der Nähe von Muggeldörfern freigelassen. Wir haben jedes Mal eine ganze Brigarde an Auroren losgeschickt – und dann hat Pettigrew wo anders zugeschlagen.«

Sie erreichten den Aufzug, wo die Leiterin der Aurorenzentrale auf die Ebene Fünf drückte.
»Deswegen waren Christoph und ich nicht rechtzeitig da, als die Phiole der Horkruxe gestohlen wurde. Wir waren noch mitten im Kampf mit den Erklingen, als uns die Nachricht erreicht hat. Natürlich haben wir alles stehen und liegen gelassen und sind ins Ministerium appariert, aber da war es schon zu spät.«

Sie stockte und trat mit abgewandtem Blick aus dem gläsernen Aufzug.
»In diese Richtung!«, sagte sie und deutete auf einen Gang, der ähnlich wie die große Empfangshalle mit kunstvollen Gemälden geschmückt war.
»Er hat diesen Trick immer wieder angewandt«, fuhr sie fort. »Und wir sind immer wieder darauf hereingefallen. Auch als eure Schule angegriffen wurde, hat er zuerst eine Horde Erklinge in Brandenburg ausgesetzt. Aber daraus haben wir gelernt. Wir haben einige unserer Mitarbeiter speziell auf Erklinge geschult. Und als uns heute die Nachricht ereilt hat, in Wolfsburg seien Erklinge unterwegs, haben wir diese Auroren losgeschickt – Christoph und ich sind hiergeblieben, um zu vereiteln, was Pettigrew wirklich plant.«

»Und ihr habt es geschafft«, stellte Jan fest.
»Und das, obwohl die Sterne ungünstig standen«, witzelte Svea und Jan konnte deutlich den spöttischen Ton ihrer Tochter in den Worten wiederfinden.
»Und Assmann ist deswegen auch länger hiergeblieben?«, versuchte Jan Sveas Erzählung zu Ende zu kombinieren. Doch die Leiterin der Aurorenzentrale schüttelte den Kopf.

»Dafür hat sie ihre Lakaien«, meinte sie. »Assmann ist eine Person, die andere für sich arbeiten lässt, um selbst den Ruhm einzufahren. Ihre Leiterin der Abteilung für Inneres und Sicherheit ist über Nacht hiergeblieben.«
»Irmtraud Interthal?«, versuchte sich Jan an den kuriosen Namen aus dem MaPoWi-Unterricht zu erinnern.

Svea sah ihn überrascht an.
»Na so eine Bildung würde ich mir manchmal von Lina wünschen«, scherzte sie. »Allerdings muss ich dich korrigieren. Seitdem Assmann Ministerin geworden ist, haben alle Lindjon-geführten Abteilungen neue Abteilungsleiter bekommen. Auch Irmtraud musste ihre Position abgeben. Ihre Nachfolgerin auf dem Posten heißt Frau Hof.«
Sie beugte sich im Gehen zu Jan herab und senkte ihre Stimme.
»Aus Gründen des zwischenmenschlichen Benehmens möchte ich mich mal lieber nicht über sie äußern, aber es war deutlich einfacher, als Haas und seine Lindjon es im Ministerium noch zu sagen hatten.«

Jan verzog überrascht das Gesicht. Er hatte nie bedacht, wie weitreichend die Folgen von Assmanns politischem Coup waren. Nicht nur der Posten des Zaubereiministers – die ganze Regierungsbildung hatte sich durch ihre Koalition mit der PDZ geändert.
Svea hielt vor einer Tür an, neben der das Schild S.Hof – Leiterin Inneres und Sicherheit angebracht war. Sie festigte den Griff um die Phiole und klopfte mit der anderen Hand beherzt gegen die Tür.

Es folgte ein Moment Stille. Dann ertönten im Inneren des Raums Schritte und kurz darauf öffnete eine Frau mit auffälliger Kurzhaarfrisur die Tür.
Sie musterte Svea und Jan interessiert.
»Frau Dreyer, haben Sie Ihren Sohn mit auf die Arbeit gebracht?«
»Ich habe keinen Sohn, Frau Hof«, erwiderte Svea kühl. »Mitgebracht habe ich die Phiole der Horkruxe. Ich dachte, das dürfte für Sie von Interesse sein.«

Auf Frau Hofs Stirn bildeten sich Falten.
»Die Phiole der Horkruxe? Bitte sprechen Sie nicht so in Rätseln! Was meinen Sie mit ›die Phiole der Horkruxe‹? Die ist im Hochsicherheitstrakt des Gerichts, das wissen Sie genauso gut wie ich. Ich dachte, Sie wären aufgebrochen, um einen kleinen Schüler vor Titus Pettigrew zu retten.«
»Im Hochsicherheitstrakt des Gerichts ist eine Phiole, die sich nicht öffnen lässt«, stellte Svea richtig. »Was dieser kleine Schüler hier gefunden hat, ist ein Objekt, das ich eindeutig als die gesuchte Phiole der Horkruxe identifizieren konnte. Die Verifizierung ist vorhanden.«

»Sie haben die Phiole angesehen?«, fragte Frau Hof in einer Tonlage, als habe Svea höchstpersönlich die Zaubereiministerin umgebracht.
»Ich bin Leiterin der Aurorenzentrale«, erwiderte Svea und strich mit ihrem Zeigefinger den Kragen ihrer Uniform glatt. »Nach Beschluss der Konferenz von London 2001 bin ich dazu befugt.«
»Nur weil man zu etwas befugt ist, sollte man es nicht einfach tun – schon gar nicht im Alleingang.«

»Wie hätten Sie denn reagiert, wenn ich Ihnen eine Phiole gebracht hätte, die ein kleiner Schüler als die Phiole der Horkruxe bezeichnet, Frau Hof?«, fragte Svea spitz und erinnerte Jan damit immer mehr an ihre Tochter. Frau Hof hingegen nahm langsam Züge von Herrn Egger an, wenn er dabei war, Filios Hausaufgaben zu kontrollieren.
»Wollen Sie mir unterstellen, ich würde nicht gewissenhaft arbeiten?«, fragte sie aufgebracht.
»Wollen Sie mir unterstellen, ich würde meine Befugnisse missbrauchen?«

Eine Zeit lang herrschte angespanntes Schweigen. Frau Hof war sichtlich bemüht darum, Ruhe zu bewahren – sie erinnerte Jan allerdings stark an einen Kessel, der dringend eine AntiReaktions-Tablette benötigte.
»Was Sie gemacht haben, ist geschehen und es liegt nicht an mir, darüber zu urteilen«, sagte sie schließlich mir hochgerecktem Kinn und schritt in ihrem Büro auf und ab. »Ich werde die Ministerin augenblicklich rufen und ihr die Phiole zeigen. Dann wird sie entscheiden, wie weiter vorzugehen ist.«

»Eine gute Idee, Frau Hof«, stimmte Svea zu. »Der Schüler und ich warten gerne im Flur, bis die Ministerin aufgetaucht ist.«
Frau Hof, eigentlich schon im Begriff, eine große Kiste aus ihrem Schrank zu holen, drehte sich verwundert um.
»Warum wollen Sie warten? Haben Sie der Ministerin noch etwas Persönliches zu sagen?«
»Ich denke, für die Ministerin dürfte es von Interesse sein, wo die Phiole aufgetaucht ist«, erwiderte Svea. »Wo sie ein halbes Jahr lang gewesen ist. Was Pettigrew heute wieder angestellt hat.«

Frau Hof zog die Kiste aus ihrem Regal, stellte sie auf den Schreibtisch und schüttelte den Kopf.
»Ich muss ehrlich sagen, ich hatte schon von Ihnen erwartet, dass Sie ein Fallprotokoll angefertigt hätten.«
»Das habe ich.«
Ohne weitere Worte zog Svea das Blatt, das sie eben im Gehen mit Jan ausgefüllt hatte, aus der Tasche ihrer Uniform und legte es auf Frau Hofs Schreibtisch.

»Sehr schön«, sagte Frau Hof in einer schrecklich kindlichen Stimme und überflog das Protokoll. »Dann weiß ich nicht, warum Sie unbedingt die Ministerin sehen wollen. Erwarten Sie ein persönliches Lob? Eine Beförderung? Sie sind bereits am Ende der Karriereleiter angekommen. Es gibt für Sie hier nichts mehr zu holen.«
Svea sah Frau Hof mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Abneigung an.

»Mir persönlich ist es wichtig, dass es den Leuten in diesem Land hier gut geht – offenbar im Gegensatz zu Ihnen, Frau Hof. Und ich mache mir ernsthaft Sorgen um die Bürger unseres Landes, wenn das entscheidende Beweismittel im schwerwiegendsten Gerichtsprozess dieses Jahrzehnts eine Fälschung ist.«
»Vorbildlich«, kommentierte Frau Hof die Worte. »Aber es fällt in den Aufgabenbereich anderer Leute, sich darüber Sorgen zu machen. Überlassen Sie das getrost uns. Ich danke Ihnen, Frau Dreyer.«

»Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer weiteren Arbeit, Frau Hof«, zischte Svea fast schon als Verabschiedung, bevor sie sich umdrehte und mit Jan gemeinsam das Büro verließ.
Recht unsanft schloss sie die Tür hinter sich.
»Das wäre mit Irmtraud so niemals passiert«, sagte sie ihm Gehen zu Jan und bemühte sich dabei nicht einmal, ihre Stimme zu senken. »Ich danke dir noch einmal ganz herzlich, dass du so offen und ehrlich zu mir warst. Irgendwas stimmt hier ganz gewaltig nicht und ich werde es herausfinden.«

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