Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 27 - die Phiole der Horkruxe

Jan wäre vor Schreck fast die Salatschüssel aus seiner Hand gefallen. Sein Herz fühlte sich an, als hätte man es mit einem Stupor-Zauber belegt. Was wollte Titus Pettigrew nur vor seinem Haus? Und viel wichtiger: Was sollte Jan jetzt tun? Zuerst einmal musste er seine Hände frei bekommen. Hastig stellte er die Salatschüssel auf dem Boden ab. Seine Atmung beschleunigte sich, als er sah, dass Pettigrew bereits die Haustüre erreicht hatte.

Er brauchte einen Zauberstab! Und der lag in seinem Zimmer. Schnellen Schrittes eilte er durch den dunklen Flur auf seine Zimmertür zu – bis der plötzlich nicht mehr dunkel war. Während Jan die Klinke seiner Zimmertür umfasste, hörte er das leise Surren des Bewegungsmelder. Im nächsten Moment ertönte das Klacken der Haustür. Pettigrew war eingetreten. Und Jan hatte sich verraten.

Ich brauche Hilfe, war sein erster Gedanke, als er in sein Zimmer eintrat und die Tür möglichst leise hinter sich schloss. Und ich muss hier weg.
Jan wusste, dass es einen Zauber gab, mit dem man die Menschen in seiner Umgebung finden konnte. Herr Jorski hatte ihn einmal ausgeführt. Und Jan war sich ziemlich sicher, dass der auch in Pettigrews Zauberarsenal enthalten sein sollte.

Er schnappte den Zauberstab auf seinem Schreibtisch und sah sich um. Er konnte nicht zurück in den Flur, von dem aus er auch auf den Speicher gekommen wäre. Damit würde er Pettigrew viel zu nahe kommen. Er könnte zum Fenster hinausspringen. Aber vielleicht lauerten dort Verbündete von Pettigrew. Und allgemein war ein Sprung aus dem Fenster ein riskantes Manöver. Wenn er sich dabei sämtliche Knochen brach, konnte er gegen Pettigrew auch nichts mehr ausrichten. Ratlos ließ er den Blick weiter durch sein Zimmer schweifen, bis ihm eine Idee kam. Es war ein furchtbar trivialer Einfall, aber es war der einzige umsetzbare, der Jan überhaupt hatte.

Und so nahm er sein Handy vom Schreibtisch und krabbelte unter sein Bett. Während er dort unten auf den kalten Dielen lag, suchte er in seinen Kontakten nach der Nummer von Filio. Sobald er sie gefunden hatte, drückte er den grünen Telefonhörer. Erschrocken über die Lautstärke des Freizeichens, fuhr Jans Finger auf die Leiser-Taste. Damit drosselte er den Ton so stark herunter, dass er kaum verstand, als Filio nach kurzer Zeit bereits an den Hörer ging.

»Filio?«, flüsterte Jan daher, um sich zu vergewissern, die richtige Person am anderen Ende der Leitung zu haben.
»Wer sollte denn sonst an meinem Handy sein?«, kam es von Filio zurück.
Unter normalen Umständen hätte Jan jetzt gelacht. Aber er lag unter seinem Bett mit der utopischen Hoffnung, dass der magische Schwerverbrecher, der gerade irgendwo im Erdgeschoss seines Hauses herumstreifte, ihn dort nicht finden würde. Jan konnte sich keine Situation ausdenken, die weniger normal war.

»Filio, hör zu, ich habe hier gerade ein großes Problem und ich brauche deine Hilfe«, begann Jan, doch weiter kam er nicht, denn Filio antwortete ihm bereits.
»Bist du sicher, dass ich da der richtige Ansprechpartner bin?«
»Du bist der einzige Zauberer, von dem ich die Handynummer habe«, entgegnete Jan wenig gefühlvoll. »Dein Vater ist doch Zauberer, oder?«
»Genaugenommen ist es meine Mum«, korrigierte Filio.

»Macht nichts. Bei mir ist gerade dieser Pettigrew eingebrochen und ich habe keine Ahnung, wie ich irgendwie Hilfe bekomme. Denkst du, deine Mutter kann ins Ministerium apparieren und Auroren zu mir nach Hause schicken?«
Einen kurzen Moment schwieg Filio.
»Du machst keine Witze, Jan, oder?«, stammelte er dann, sichtlich überrumpelt.
Jan wollte gerade noch etwas antworten, als er plötzlich ein Knarzen aus dem Flur hörte. Und Jan lebte lange genug in seinem Haus, um zu wissen, dass es von der obersten Treppenstufe stammte, die ins Obergeschoss führte.

»Nein«, hauchte er daher bloß in den Hörer und legte ohne weiteres auf. Jedes Geräusch war jetzt zu viel. Mit wild klopfendem Herzen sah er gegen den Gitterrost seines Bettes und lauschte nach weiteren Geräuschen. Doch es blieb still. Was tat Pettigrew nur gerade? War er in ein anderes Zimmer gegangen?
Aber warum sollte er dabei leise vorgehen? Pettigrew war in einem Muggelhaus. Er hatte niemanden zu fürchten. Jan erschloss sich allgemein nicht, was Pettigrew hier wollte. War es Rache dafür, dass Jan im letzten Jahr mitgewirkt hatte, die Belagerung zu beenden? Aber wie war er dann an seine Adresse gekommen?

Jan Gedanken gefroren augenblicklich, als er das leise Geräusch der Türscharniere hörte. Und im nächsten Moment wusste Jan, was Pettigrew in der vorausgegangen Stille gemacht hatte. Er hatte den Homenum Revelio ausgeführt. Jetzt blieb Jan nur übrig, zu hoffen, dass der Zauber nicht stark genug war, um die genaue Position eines Menschen ausfindig zu machen. Vielleicht schützte ihn ja sein Versteck unter dem Bett. Zumindest so lange bis die von Filios Mutter alarmierten Auroren erschienen waren.

Dass er daran selbst nicht wirklich glaubte, merkte er daran, dass er instinktiv nach seinem Zauberstab griff und ihn auf die zur Tür gewandte Öffnung seines Verstecks richtete. Er rechnete jeden Moment damit, Pettigrews Narbengesicht dort auftauchen zu sehen. Und dann wäre Jan vorbereitet. Doch Pettigrew erschien nicht. Jan vernahm auch kein weiteres Geräusch von ihm. Er selbst atmete krampfhaft mit dem Mund aus und ein, um bloß keinen Laut zu erzeugen. Doch im nächsten Moment ließ ihn ein Geräusch direkt über ihm zusammenzucken. Es klang wie Sand, der durch einen Trichter geschüttet wurde.

Mit weit aufgerissenen Augen sah Jan zum Gitterrost. Und voller Entsetzten erkannte er, was das Geräusch verursachte. Sein Bett löste sich auf. Zuerst verschwanden die Latten und die Matratze und schließlich auch die hölzernen Füße und der Rahmen. Am Ende lag Jan vollkommen schutzlos auf dem Boden. Sein Blick fiel sofort auf Pettigrew. Mit erhobenem Zauberstab und einer Verzerrung seiner Mundwinkel, die fast schon einem Lächeln glich sah er dorthin, wo gerade noch Jans Bett gewesen war.

»Guten Abend, Walisischer Grünling«, erklang die kalte Stimme von Titus Pettigrew. Mit ihr löschte er jegliche Hoffnung aus, die noch in Jan gebrannt hatte. Pettigrew erkannte ihn. Er erinnerte sich an Jans Verrat. Und jetzt würde er ihn dafür zahlen lassen. Aber das würde Jan ihm nicht so einfach machen. Sobald seine Gedanken sich gesammelt hatten, ließ er seinen Zauberstab hervorschnellen und feuerte einen Schockzauber auf Pettigrew. Es war das Erste, was ihm einfiel. Scheinbar war es allerdings nicht das Richtige gewesen, denn Pettigrew parierte den Zauber problemlos und ließ in derselben Bewegung einen Gegenfluch auf Jan los. Bevor Jan irgendetwas tun konnte, waren seine Hände gefesselt und sein Zauberstab lag einen guten Meter von ihm entfernt.

Er wollte sich aufrichten, nach seinem Zauberstab greifen, doch bevor er ihn mit seinen gefesselten Fingern schnappen konnte, ließ Pettigrew seine einzige Rettung in die Luft und auf die Fensterbank schweben. Wie in einer Schockstarre folgte Jans Blick seinem Zauberstab. Sein Bett, sein Stab – alles, von dem er sich Rettung erhofft hatte, war verschwunden. Er lag schutzlos auf dem Boden – und Pettigrews Zauberstab war drohend über ihm erhoben. Er hatte keine Chance.

»Was wollen Sie von mir?«, fragte er mit zittriger Stimme und einem letzten Hauch Hoffnung, dass Pettigrew ihn vielleicht am Leben ließ, wenn er ihm nur gut zuredete.
Doch der Mann in seiner Tür rührte sich nicht. Im Schatten seiner Kapuze war kaum eine Regung zu sehen, als er antwortete.
»Du hast mich letztes Jahr betrogen. Du hast behauptet, dich uns anschließen zu wollen. Und am Ende hast du mit deinen Lehrern gegen uns gekämpft. Du bist ein Verräter. Was sollte ich von dir wollen?«

Jan blieben die Worte in der Kehle stecken. Pettigrew war also wirklich gekommen, um ihn zu bestrafen. Wie hatte er sich das ganze Schuljahr über nur in einer so trügerischen Sicherheit wiegen können? Was sollte er denn jetzt tun?
»Es tut mir leid«, hauchte er mit erstickter Stimme.
Doch Pettigrews Zauberstab blieb nach wie vor auf ihn gerichtet – den unbewaffneten Jan.
»Gesagte Entschuldigungen bedeuten mir reichlich wenig«, erwiderte Pettigrew. »Taten sind es, die etwas ausmachen. Taten für das größere Wohl.«

Eine Gänsehaut überfuhr Jans Arme, als er hörte, wie Pettigrew Grindelwalds Parole aussprach. Die Ehrfurcht, die bei diesen Worten in seiner Stimme lag, offenbarte den Wahnsinn, der in seinem Herzen tobte.
»Was muss ich tun, um zu beweisen, dass es mir leidtut?«, fragte Jan mit erstickter Stimme.
Pettgrews Blick verharrte starr auf Jan – ebenso wie die Spitze seines Zauberstabs.
»Keine Tat kann reinwaschen, was du gemacht hast. Verrat fordert den Tod.«

Seine Lippen kräuselten sich bedrohlich, während er das sagte. Dann allerdings glätteten sich seine Gesichtszüge auf einmal.
»Im Normalfall zumindest«, fügte er dann hinzu. »Wie ich aber vor Kurzem erfahren habe, muss ich bei dir eine Ausnahme machen. Wenn du mir zurückgibst, was du mir gestohlen hast, dann lasse ich Gnade vor Recht ergehen. Schließlich weiß ich gute Taten zu schätzen.«
»Ich habe nichts gestohlen«, hauchte Jan, jederzeit bereit, sich zum Schutz vor einem tödlichen Zauber zur Seite zu drehen.
»Das wurde mir anders berichtet. Wie steht es denn mit der Phiole der Horkruxe?«

Jans Herz drohte einen Moment auszusetzen. Schlagartig wurde ihm bewusst, was er seit über einem halben Jahr nun schon in seiner Jackentasche getragen hatte. Wären seine Hände nicht gefesselt gewesen, dann hätte er sich jetzt kräftig gegen die Stirn geschlagen. Wie hatte er nur so naiv sein und die Zusammenhänge übersehen können?

»Woher wissen Sie...«
»Ich habe meine Augen überall«, antwortete Pettigrew knapp. »Willst du mir jetzt verraten, wo die Phiole ist?«
Jans Blick huschte durch sein Zimmer und blieb dabei kurz an seinem Schreibtischstuhl hängen. Über dessen Lehne hing seine Jacke. Und in deren Tasche war die Phiole – die Phiole der Horkruxe.
Jan war kurz versucht, sie Pettigrew zu geben. Aber dann erinnerte er sich daran, was Levi erzählt hatte. Dass man sich mit einem Horkrux nahezu unsterblich machen konnte. Und ein unsterblicher Titus Pettigrew war das letzte, was die Welt gebrauchen konnte.

»Die Phiole ist in meiner Regenjacke«, antwortete Jan mit niedergeschlagener Stimme. »Sie hängt unten an der Garderobe.«
Doch nach wie vor ließ Pettigrew seinen Zauberstab nicht sinken. Ganz im Gegenteil. Ohne Vorwarnung führte er eine ruckartige Bewegung genau in Jans Richtung aus. Völlig überrascht wurde er auf die Beine geschleudert und ausschließlich der Nachwirkung des Zaubers hatte er es zu verdanken, dass er nicht direkt danach wieder hinfiel.

»Führe mich zu eurer Garderobe!«, verlangte Pettigrew. Anstelle weiterer Worte nutzte er einen bedrohlichen Schwenk seines Zauberstabs, um seinem Satz mehr Bedeutung zu verleihen. Mit zittrigen Schritten ging Jan in Richtung seiner Zimmertür. Er musste Zeit gewinnen. Also stolperte er absichtlich über seine eigenen Füße, als er aus dem Türrahmen schritt, und keuchte schmerzhaft, als seine Ellenbogen auf den Fußboden aufschlugen.

Doch noch im selben Moment spürte er, wie Pettigrew ihn mit einem weiteren Zauber wieder aufrichtete – als wäre er bloß eine Marionette.
Jan wagte einen Blick zu dem schwarzmagischen Einbrecher, bereute es aber sofort, als ihn dort ein gezückter Zauberstab und ein bedrohlicher Blick erwarteten.
»Weiter!«

Jan nickte hastig und ging weiter in den dunklen Flur. Der Bewegungsmelder reagierte nicht – wie üblich. Hoffnungsvoll machte Jan einen Schritt in die Richtung des Melders, doch Pettigrew war schneller. Schon zierte die Spitze seines Zauberstabs ein helles Licht. Also musste Jan die Treppe hinunter. Die Jacke kam immer näher. Und von der Hilfe, die Filios Mutter ihm schicken sollte, war nach wie vor nichts zu sehen. Er brauchte Zeit.

»Darf ich Sie etwas fragen?«, fragte Jan daher, als er die erste Treppenstufe nahm.
»Frag ruhig«, antwortete der nach kurzem Zögern. »Aber denk daran – Regeln wie ›Fragen kostet nichts‹ haben für mich keinen Wert.«
Jan schauderte es. Die nächsten Worte presste er in einem Ansturm aus Zittern hervor, sodass er stark bezweifelte, ob man ihn verstehen konnte.
»Warum machen Sie das alles? Warum haben Sie unsere Schule angegriffen? Warum wollen Sie die Phiole haben?«

Es folgte ein Schweigen. Sie passierten die Hälfte der Treppe, ohne dass Pettigrew etwas sagte. Jan fühlte sich, als würde er mit einem Kältezauber eingefroren, so sehr fürchtete er sich vor dem, was Pettigrew tun konnte.
»Das alles sind kleine Opfer für das größere Wohl«, meinte Pettigrew schließlich. »Es tut mir leid um eure Schule. Es tut mir leid um euch Schüler. Es tut mir leid um meine Seele. Aber am Ende – da werden wir alle auf den Schmerz und den Verlust blicken und sagen, dass er es wert gewesen ist.«

Jan blickte auf die Treppe. Nur noch zwei Stufen.
»Was stört Sie denn an der aktuellen Situation?«
»Vieles. Aber am meisten stört mich gerade dein närrisches Zeitspiel. Geh jetzt die zwei Stufe zur Garderobe und zeig mir deine Jacke.«
Jana Herzschlag, ohnehin schon auf einer höchst ungesunden Frequenz, beschleunigte sich noch einmal. Pettigrew war ein Wahnsinniger, aber leider alles andere als ein Idiot. Wie in Trance ging Jan die letzten zwei Schritte nach unten. Er bewegte sich auf die Garderobe zu, wohlwissend, dass er dort nirgendwo die Phiole finden würden. Aber er hatte keine andere Wahl. Er war gefesselt und sein Zeitspiel war aufgeflogen. Und seine Hilfe kam zu spät. Er hatte zu hoch gepokert.

»Es ist die blaue Jacke«, sagte er und zeigte auf eine grell gestreifte Regenjacke, die er nicht mehr angezogen hatte, seitdem er in Winterfels war. Aber das konnte Pettigrew ja nicht wissen.
Der Schwarzmagier musterte Jan mit einem unverständlichen Blick und entfernte mit einem einfachen Schwenk seines Zauberstabs die Fesseln um Jans Handgelenke.

»Dann hol mir die Phiole!«
Jan schluckte und ging zur Jacke. Bewusst langsam ließ er seine Hand in die Jackentasche gleiten und wühlte demonstrativ darin herum.
»Ah, die falsche Seite«, brachte er mit einem gekünstelten Lachen hervor.
Pettigrews Griff um seinen Zauberstab spannte sich sichtlich an.
Jan griff in die rechte Jackentasche. Auch diese tastete er deutlich länger ab als notwendig. Dann wagte er einen Blick zu Pettigrew. Wie würde der nun reagieren?

Doch der Blick des Schwarzmagiers war nicht mehr auf Jan, sondern auf die Haustür gerichtet. Die Art, wie er konzentriert auf das Schloss schaute, erinnerte Jan an ein Reh, das ein Knacken im Unterholz gehört hatte. Sie passte nicht zu Titus Pettigrew.
Dann geschah so viel auf einmal, dass Jan jeglichen Sinn für klares Denken verlor.

Die komplette Eingangswand seines Hauses löste sich in Luft auf und an ihrer statt entstand ein Feuerwerk aus Funken – Zaubern, die sich gegenseitig bekämpften. Aus diesem buten Farbwirbel kam auf einmal allerdings ein roter Strahl auf Jan zugeschossen. Instinktiv duckte sich der Junge und spürte wie über ihm Magie vorbeischoss. Es fühlte sich an, als würde ein brennender Baum ihn nur knapp verfehlen. Hastig flüchtete Jan ins Gäste-WC und beobachtete von dort aus, was geschah. Pettigrew leistete sich ein erbittertes Duell mit einer Person, die vor Jans Haus stand. Rote, grüne und weiße Strahlen flogen durch die Luft – und zu Jans Schrecken auch der Briefkasten seiner Familie!
Doch auf einmal machte er ein Geräusch auf der Treppe aus. Er erkannte es sofort – die oberste Stufe. Und auch Pettigrew schien es trotz seines Kampfes zu hören, denn anders konnte Jan sich nicht erklären, wie er den von dort aus abgefeuerten Entwaffnungszauber abwehren konnte.

Von nun an kämpfte Pettigrew aber gegen zwei Fronten. Und auch wenn er aus seinem Zauberstab Blitze, Flammen und Todesflüche abfeuerte, schaffte er es nicht, dieses Kampfes Herr zu werden. Jan konnte ohne schlechtes Gewissen dem Kampf einfach unbemerkt zuschauen, weil für seine beiden Retter zu keinem Zeitpunkt auch nur der Hauch einer Gefahr bestand. Pettigrew hingegen haderte zunehmend mit seinen Gegnern. Er musste sich zunehmend in die Defensive begeben, etwas, das ihm ganz augenscheinlich missfiel und auch nicht sein Steckeneinhorn war. Die Zauber seiner Widersacher kamen ihm immer näher, bevor er sie abwehren konnte – einen orangenen Lichtblitz wehrte er so spät ab, dass sein Umhang in Brand gesetzt wurde.

»Ihr werdet es bereuen«, knurrte Pettigrew, als er sah, wie die Flammen an seinem Umhang emporloderten. Dann disapparierte er vollkommen geräuschlos.
Die beiden Lichtblitze seiner Gegner trafen kurz darauf gegeneinander und explodierten in einer schwarzen Rauchwolke. Sie erinnerte Jan an einige missglückte Versuche aus dem Zaubertrank-Unterricht.

Jan verzog angewidert das Gesicht als ihm der verkohlte Geruch in die Nase stieg. Doch das Gefühl des Ekels verflog schnell, angesichts der Erleichterung, die ihn überkam, als er realisierte, was soeben passiert war. Es waren rechtzeitig zwei Zauberer aufgetaucht. Und sie hatten Pettigrew vertrieben. Sie hatten Titus Pettigrew vertrieben!

In diesem Moment wurde die Galerielampe, die während des Kampfes zu Boden gegangen war, wie von Geisterhand angehoben und wieder in ihre Verankerung an der Decke gesetzt, von wo aus sie den Flur in helles Licht tauchte. Etwas zögerlich lugte Jan aus der Tür des Gäste-WCs heraus. Die Gestalt, die während des Kampfes im zweiten Stock aufgetaucht war, lief gerade die Treppe hinunter auf ihn zu. Es war ein hochgewachsener Mann mit einer schütteren Kurzhaarfrisur und einem auffälligen Zottelbart. Jans Blick fiel auf dessen Uniform. Sie war vollkommen schwarz bis auf einen schmalen, weißen Streifen auf der rechten Seite des Jacketts. Unterbrochen wurde dieser Streifen auf Brusthöhe von einem achteckigen Logo. Jan erkannte die Kleidung aus Frau Castors Unterricht. Es war die offizielle Dienstuniform deutscher Auroren.

»Du bist Jan Maisner?«, fragte er, während er die unteren Treppenstufen hinabstieg.
Jan nickte verwundert. Woher kannte dieser Mann seinen Namen?
»Bist du verletzt?«
»Nein«, antwortete Jan, während der Auror auf ihn zulief. »Mir geht es gut.«
Der Mann reichte ihm die Hand. Er hatte einen sehr kräftigen Griff und Jan musste sich auf die Lippen beißen, um nicht zu schreien.

»Christoph Marell«, stellte er sich vor. »Gemeinsam mit meiner Kollegin Svea Dreyer leite ich die Aurorenzentrale in Deutschland. Ich bin unfassbar froh, dass wir noch rechtzeitig angekommen sind. Als Frau Gitfer uns erzählt hat, was Sache ist, konnten wir es kaum glauben. Wir sind sofort zu deinem Haus appariert.«

»Vielen Dank!«, entgegnete Jan. »Ohne Sie würde ich jetzt nicht mehr leben.«
»Das ist mein Beruf. Dafür musst du dich nicht bedanken. Zu meinem Beruf gehört es allerdings auch, meine Fälle zu dokumentieren. Kommst du kurz mit auf die Aurorenzentrale?«
»Nein«, antwortete Jan, schneller als er darüber nachdenken konnte.
Dafür erntete er einen verwunderten Blick von Christoph Marell.

»Also doch, natürlich«, schob er schnell hinterher. »Aber können wir noch kurz warten? Ich... ich habe Angst um meine Eltern. Sie sind heute Abend nicht zu Hause und ich habe Angst, dass Pettigrew ihnen auflauert. Aus Rache. Sie sind Muggel und können sich nicht wehren. Und... und ich habe noch etwas, das unmöglich unbewacht hierbleiben kann.«
Der Auror sah Jan interessiert an.
»Das mit deinen Eltern ist kein Problem. Svea und ich überlegen gleich, wer von uns hierbleibt und sicherstellt, dass ihnen nichts passiert. Was hast du denn hier, das nicht alleine bleiben darf? Hast du ein Haustier?«

»Nein. Ich... ich glaube, ich hole es am besten.«
»Darf ich denn mitkommen? Du musst verstehen, wir wissen nicht, wohin Titus Pettigrew verschwunden ist. Er könnte natürlich zurück in sein Hauptquartier disappariert sein, aber er könnte auch immer noch in einem Zimmer eures Hauses lauern. Ich würde dich ungern alleine hier herumstöbern lassen.«

Jan nickte. Das hatte er gar nicht bedacht. Er war einfach davon ausgegangen, dass Pettigrew jetzt verschwunden wäre. Aber natürlich war das naiv gewesen. Und angesichts der Vorstellung, dass der Verbrecher noch immer irgendwo im Haus sein könnte, war Jan sehr dankbar dafür, dass Christoph Marell mit ihm kommen wollte.

Aber bereits nach dessen Homenum revelio fühlte sich Jan schon deutlich sicherer. Mit kaum noch zitternden Beinen führte er den Auror in sein Zimmer und zog die Phiole aus seiner Jackentasche.
Als Christoph Marell sie entdeckte, riss er überrascht die Augen auf.
»Die solltest du wirklich nicht unbewacht hier stehen lassen«, sagte er mit brüchiger Stimme. »Wie bitte hast du es geschafft, sie zu bekommen? Und wieso ist noch nicht längst jemand benachrichtigt worden, dass Pettigrew sie aus dem Gericht gestohlen hat?«

»Pettigrew hat sie nicht gestohlen«, erklärte Jan. »Zumindest nicht aus dem Gericht. Er hatte sie letztes Jahr schon. Beim Kampf gegen unsere Schule hat er sie verloren.
Aus den wenigen Teilen von Marells Gesicht, die nicht von seinem Bart oder seinen wuscheligen Augenbrauen verdeckt waren, wich jede Farbe.
»Wir sollten sofort ins Ministerium aufbrechen!«

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro