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Kapitel 24 - Corona

Georg Tuplantis fühlte sich wie ein Schwerverbrecher. Mit zittrigen Händen legte er den soeben erhaltenen Brief auf den Schreibtisch, neben den, der bereits gestern eingetroffen war. Rechtlich gesehen war er auch ein Schwerverbrecher. Er widersetzte sich dem Befehl der Zaubereiministerin. Und nun war er im Begriff, sich auch noch dem sächsischen Landtag der Muggel zu widersetzen.

Leichte Falten bildeten sich an seinen Mundwinkeln, als er an die Muggel dachte, die ihm diesen Brief gesendet hatten. Sie schrieben ihm regelmäßig, im Glauben die Carl-Wilhelm-Lilienthal-Schule Winterfels sei ein ganz gewöhnliches Hochbegabteninternat. Für gewöhnlich konnte er ihre Briefe getrost als Kaminfutter benutzen. Doch nicht so ihre heutige Nachricht. Sie beunruhigte ihn. Die Muggel hatten angeordnet, jede Schule zum Schutz vor dem neuartigen Corona-Virus für mindestens zwei Wochen zu schließen.

Und Herr Tuplantis würde diese Anordnung am liebsten befolgen. Vor zwei Wochen hatte sich seine Tante mit dem Corona-Virus infiziert. Die Berliner Magité hatte ihr nicht helfen können und sie ins Sankt Mungos liefern lassen. Und auch die Heiler dort hatten bis vor wenigen Tagen um ihr Überleben gebangt. Mittlerweile war die akute Lebensgefahr seiner Tante zwar gebannt, aber nun hatte er eine ganz andere Sorge. Er hatte es zu verantworten, ob er eine gesamte Schule einem so hohen Risiko aussetzen konnte.

Zwar konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie dieses Virus an sein von der Außenwelt isoliertes Internat kommen sollte, aber wer wusste schon, was diese Krankheit tat? Wenn man den führenden Medizinern glauben konnte, dann würde ein infizierter Schüler ausreichen, um die gesamte Schule anzustecken. Zwar war die Wahrscheinlichkeit, die von diesem Szenario ausging, gering, aber die Gefahr, die mit ihm verbunden war, erschien Herrn Tuplantis für zu hoch, um es zu ignorieren.

Aber die mögliche Lösung war nicht minder gefährlich. Die Schüler vor dem Virus zu beschützen, bedeutete sie aus dem sicheren Nurmengard herauszunehmen und sie Pettigrew nahezu schutzlos auszuliefern. Und das nicht nur für zwei Wochen. Selbst wenn das Infektionsrisiko bis dahin eine Rückkehr zum Schulbetrieb erlauben sollte, würden seine Schüler nicht nach Nurmengard zurückkehren. Dafür würde Valeria Assmann sorgen.

Winterfels war ihr Wahlkampfthema schlechthin gewesen. Sie würde ihr Gesicht wahren wollen und dafür sorgen, dass die Schüler nicht nach Nurmengard zurückkehrten. In ihrem Brief hatte sie sich klar und deutlich ausgedrückt. Anders als mein Vorgänger billige ich die durch Sie verursachte Entführung der kompletten Schülerschaft unter keinen Umständen. Ich fordere Sie auf, unverzüglich mit den Schülern nach Winterfels zurückzukehren. Andernfalls werde ich mit der ganzen Härte von Strafverfolgung und Gesetz gegen Sie vorgehen.

Wenn Herr Tuplantis die Schüler nach Hause schickte, um sie vor dem Corona-Virus zu schützen, trieb er sie also in die Hände Pettigrews, die Valeria Assmann offenbar einfach nicht sehen wollte. Es war gewissermaßen die Wahl zwischen dem Imperius-Fluch und dem Cruciatus. Und das Schlimmste an der Sache war, dass er sie nicht für sich, sondern für seine gesamte Schülerschar traf. Im letzten Jahr hatte er zu lange gewartet und zu spät gehandelt. Er wollte seinen Fehler nicht wiederholen. Aber womit durfte er nicht warten? Die Schüler zum Schutz vor dem Virus nach Hause zu schicken? Oder Assmann entschlossen Paroli zu bieten?

Herr Tuplantis fuhr sich durch sein welliges Haar und sah nachdenklich zum Fenster hinaus auf die mächtigen Berge, die sich dort erstreckten. Vielleicht war dieses Mal ein Mittelweg angebracht. Eine vernünftige Lösung zwischen den beiden Optionen. Und so nahm er sich ein Blatt Papier, seinen smaragdgrünen Kugelschreiber und holte sein Adressbuch aus dem Schrank, um die Anschrift von MuggelMag zu suchen. Und er beschloss, mit seinem Stellvertreter zu reden.

Lieber Jan,

was du erzählst hört sich wirklich merkwürdig an. Über die Politik stand in den Büchern, die wir über Zauberei gelesen haben, leider nicht viel drin, deswegen können wir gar nicht einschätzen, was das Wahlergebnis für euch bedeutet. Aber so wie du es geschildert hast, war dieser Herr Haas ja wirklich sehr wichtig für eure aktuelle Situation. Und an sich ist es natürlich immer merkwürdig, wenn die Partei, die gewinnt, dann später nicht an der Regierung beteiligt ist. Wir erinnern uns noch gut an die Landtagswahl vor neun Jahren hier bei uns, als Kretschmann Ministerpräsident geworden ist. Seine Grünen hatten auch nicht die Mehrheit und wir standen ihm erstmal etwas skeptisch gegenüber. Aber er hat seine Arbeit gut gemacht und uns positiv überrascht.

Wir hoffen, dass es mit dieser Assmann genauso wird.
Aber aktuell machen wir uns wegen etwas ganz anderem Sorgen. Seit vorgestern sind in Deutschland alle ›Muggel-Schulen‹ geschlossen. Und wir hatten gedacht, dass wir auch von deiner Schule Informationen bekommen, wie es jetzt weitergeht. Aber bis jetzt haben wir noch keine offizielle Nachricht mit Briefmarke und Winterfels-Siegel bekommen. Weißt du denn, wie es bei euch weitergeht? Wird eure Schule auch geschlossen? Oder gelten solche Regeln für Zaubererschulen nicht?

Beim nächsten Mal darfst du uns auch gerne wieder ein wenig mehr schreiben, Jan... Wir haben dich jetzt seit den Weihnachtsferien nicht mehr gesehen, da wollen wir doch wissen, wie es dir geht. Eure Zeugnisse sind jetzt schon so lange her, da gibt es doch bestimmt auch bald wieder einige Arbeiten. Fühlst du dich da gut vorbereitet? Und habt ihr im Zaubertrank-Unterricht eigentlich noch einmal ein Experiment gemacht? Das letzte hörte sich so spannend an, da hätten selbst wir gerne mitgemacht – und du weißt ja, dass wir beide Chemie in der elften Klasse abgewählt haben.

Wie gesagt, wir freuen uns, wenn du uns das nächste Mal mehr schreibst. Unser Alltag ist in letzter Zeit nicht so sonderlich spannend. Unser kleiner Wochenendurlaub nach Venedig nächste Woche ist wegen diesem Virus abgesagt worden. In der Zeit wollen wir jetzt den Keller aufräumen. Wenn du also irgendetwas von dem ganzen Gerümpel unbedingt behalten willst, dann musst du dich schnell melden...
Wir hoffen dir geht es gut und wünschen dir eine schöne Woche

Deine Mama und dein Papa

Nachdenklich faltete Jan den Brief wieder zusammen. Ein schlechtes Gewissen überkam ihn. Tatsächlich hatte er sich im letzten Brief sehr kurzgefasst. Am Abend, an dem er ihn geschrieben hatte, hatte er nur wenig Zeit gehabt, weil er mit seinen Freunden in der Bibliothek verabredet gewesen war. Er konnte die Enttäuschung seiner Eltern also verstehen. Zwar hatte er auch im letzten Schuljahr immer mal nur eine kurze Nachricht geschrieben, aber da hatte es auch noch nicht die Posttags-Regel gegeben. Herr Tuplantis hatte sie aufgestellt, nachdem sie in Nurmengard angekommen waren. Sie sorgte dafür, dass die Schüler Briefe schreiben und erhalten konnten, ohne dass ihre Eulen bis nach Nurmengard flogen – und somit riskierten, dass man sie verfolgte und den Standort der Schule herausfand.

Jeden Dienstag reiste ein Lehrer per Porttür nach Winterfels, um dort die Briefe einzusammeln, die die Eulen in einem speziellen Kasten vor ihrem Turm abgaben. Ebenfalls verteilte er alle Briefe, die die Schüler geschrieben hatten, an die verschiedenen Eulen. Da dies nur einmal die Woche passierte, konnte Jan nur alle zwei Wochen seinen Eltern schreiben, schließlich dauerte es auch eine Woche bis er ihre Antwort erhielt.

Herr Lurcus war wegen dieser Regel jeden Dienstagmorgen damit beschäftigt, den Haistras ihre Briefe auszuteilen. Und seit gestern hatte er auch eine neue Aufgabe: Corona-Tests kontrollieren. Um die neuartige Krankheit rechtzeitig erkennen zu können, hatte Herr Tuplantis eine Großbestellung bei MuggelMag gemacht: Mehrwegtests. Jeder Schüler besaß nun ein Set aus Testkit und Stäbchen, die sich mit einem Schwenk des Zauberstabs reinigen und sterilisieren ließen, sodass sie am nächsten Tag wieder einsatzfähig waren. Jeden Morgen vor dem Frühstück war für alle Schüler also Testen angesagt.

»Solange kein Corona-Fall in Nurmengard nachgewiesen wird, sorge ich dafür, dass ihr in dieser Schule bleiben dürft«, hatte Herr Tuplantis versichert. »Wenn allerdings nur ein einziger Corona-Fall hier auftritt, dann habe ich keine andere Wahl, als euch in häusliche Quarantäne zu schicken. Es wäre ein Desaster ohnegleichen, wenn ihr euch alle mit diesem Virus eure Gesundheit zerstört. Das kann und will ich nicht verantworten.«

Jan war sich nicht sicher, ob dieser Aufwand wirklich notwendig war. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie dieses Corona-Virus nach Nurmengard gelangen sollte. Herr Tuplantis schien da nicht ganz so zuversichtlich zu sein. Zusätzlich zu der Testregelung hatte er angeordnet, dass nicht mehr alle Schüler gleichzeitig aßen, sondern zwei Zeitfenster zum Essen für je zwei Häuser eingeteilt. So saßen aktuell außer den Haistras nur die Furhos an ihrer Tischreihe im Festsaal. Herr Lurcus lief mit erschöpft wirkendem Gesichtsausdruck an der Sitzreihe vorbei und warf einen Blick über die Schultern der Schüler.

»Ich bin positiv«, rief Filio, als Herr Lurcus in ihre Nähe kam. Erschrocken sah ihr Hauslehrer auf und lief zu Filio.
»... positiv überrascht, dass mein Test immer noch negativ ist«, endete der in diesem Moment seinen Satz und grinste schief.
Herr Lurcus warf ihm einen mahnenden Blick zu.
»Wenn du noch einmal so einen Scherz machst, darfst du für die nächsten Tage um die Tische laufen und Tests kontrollieren«, meinte er unbeeindruckt und ging weiter, nachdem er einen kritischen Blick auf Filios Test geworfen hatte.

Der verdrehte die Augen und griff zur Mitte des Tischs, um sich zwei weitere Brotscheiben zu nehmen.
»Man sollte meinen, jemand wäre heute Nacht bei ihm eingebrochen und seinen Sinn für Humor gestohlen«, grummelte Filio.
»Du wärst auch nicht gut gelaunt, wenn du morgens Briefe austeilen müsstest und dann noch einmal um die Tische laufen müsstest, um Tests zu kontrollieren«, wandte Levi ein, während er sein Müsli umrührte. »Vielleicht hat er morgens genauso großen Hunger wie du.«

Bei diesen Worten setzte Filio einen dramatischen Blick auf.
»Du hast recht! Der Arme! Es ist jetzt schon Viertel vor acht und er hat bestimmt immer noch nicht gefrühstückt.«
Marina hob amüsiert den Kopf, als sie hörte, wie Filio zu einer Weltuntergangsrede ausholte.
»So dramatisch ist es vielleicht auch nicht«, überlegte sie vorsichtig und hob ihre Mundwinkel, als sie sah, wie viel Butter Filio auf seine Brotscheiben kleisterte. »Nicht jeder hält sich so sehr an die Goldene Frühstücksregel wie du. Bei Lina ist es schon etwas Besonderes, wenn sie um zehn etwas gegessen hat.«

Filio sah zum anderen Ende des Haistra-Tischs, wo Lina bei einigen Jungen aus dem vierten Jahrgang saß. Seit den Weihnachtsferien zog sie es vor, gemeinsam mit Max Weller zu essen. Filio ließ ein Schnauben vernehmen.
»Lina... Im Gegensatz zu ihr traue ich unserem Hauslehrer Lurcus einen normalen Menschenverstand zu. Es ist wirklich eine Zumutung, ihm so das Essen zu verwehren. Aber... ich glaube, ich habe da eine Idee.«

Nun hob auch Jan den Kopf und legte seinen Brief endgültig beiseite. Filio hatte den ganzen Tag Ideen, aber so theatralisch kündigte er sie nur selten an. Was auch immer, der Junge mit der (heute tatsächlich relativ gepflegt aussehenden) Igelfrisur vorhatte, es musste etwas Besonderes sein.
Allerdings weigerte sich Filio von da an vehement, ihnen zu verraten, was er vorhatte. Wenn sie ihn während Einfache Zauberei danach fragten, beließ er seine Antworten einfach bei einem »ihr werdet es erfahren, wenn die Zeit dafür gekommen ist.«

Im Werkeln-WP am Nachmittag arbeitete er überaus konzentriert an ihrem Projekt weiter. Seit zwei Wochen war es ihre Aufgabe, einen Kreisel zu bauen, der sich mithilfe verschiedener Zauber einen ganzen Tag lang drehen konnte. Eigentlich war das kein sonderlich schweres Projekt und viele Gruppen waren bereits nach der zweiten Doppelstunde fertig gewesen. Jan war allerdings mit Filio in einem Team. Und der hatte unfassbar viele Ideen, was ihr Kreisel alles können sollte. Das Modell, mit dem sie in die heutige Stunden gingen, konnte bereits in allen Himmelsfarben leuchten und Filios selbstgedichtete Haistra-Hymne abspielen, aber es war noch mit keinem einzigen Drehzauber versehen und musste an vielen Stellen noch geschliffen werden. Aber bereits nach wenigen Minuten hatte Jan keine Zweifel mehr daran, dass sie trotz dieser Ausgangslage noch heute fertig werden würden. Filio führte diszipliniert die notwendigen Schritte durch und war trotzdem noch in der Lage, mit Jan über tiefgehende Themen zu philosophieren.

»Ich bin wirklich hin- und hergerissen, ob ich eher in den Produktbau gehe oder in die Zaubertrankindustrie«, meinte er, während er sein Schmirgelpapier über die Kanten des Kreisels schleifen ließ. »Weißt du, ich liebe es, mit Holz und Metall zu arbeiten und es zu etwas Nützlichem zu verwandeln, so wie hier. Aber es hat dann doch nochmal einen ganz anderen Zauber, aus den verschiedensten Zutaten mächtige Zaubertränke zu brauen.«
Jan sah seinem Freund dabei zu, wie er mit seinem Zeigefinger die geschliffene Kante das Kreisels entlangstrich und ein zufriedenes Lächeln sein Gesicht füllte. Einmal mehr kam er sich vor, als wäre er eher Filios Zuschauer als dessen Teampartner.

»Hast du denn schon etwas von den Praktikumsplätzen gehört, für die du dich beworben hast?«
Das Grinsen auf Filios Gesicht weitete sich noch mehr aus.
»MuggelMag hat mir einen Platz für die nächsten Sommerferien zugesagt«, erzählte er stolz, während er durch das dicke Zauberbuch für Maschinenbau blätterte.
Jan ließ sich von Filios Grinsen anstecken und sah ihn begeistert an.
»Das ist ja großartig! Und was hat X-Potion gesagt?«

»Die haben sich nicht gemeldet«, erwiderte Filio grimmig. Er strich mit seinem Finger die Seite glatt, auf der die verschiedenen Variationen des Circumrota-Zaubers aufgeführt waren.
»Die sind selbst schuld, wenn sie dich nicht nehmen. Aber vielleicht kannst du ja mal Herrn Moos fragen, ob du bei seinem Forschungauftrag mitmachen darfst. Er hat uns doch mal davon erzählt, dass er parallel zu seiner Arbeit als Lehrer hier noch einen wichtigen Forschungsauftrag für X-Potion erledigt.«

Für einen kurzen Moment blickte Filio von seiner Arbeit auf und sah Jan mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Denkst du wirklich, das hätte ich noch nicht gemacht?«, fragte er, ehe sich wieder seinem Kreisel zuwandte. »Natürlich habe ich ihn danach gefragt, direkt in der Stunde nachdem er uns das erzählt hat.«
»Und was hat er gesagt?«
Filio bedeute Jan mit einer kurzen Handbewegung zu warten. Er zog seinen Zauberstab hervor und sprach klar und deutlich ein »Circumrota infinita!«

Der Kreisel begann sich zu drehen, immer schneller und schneller. Filio streckte triumphierend eine Faust in die Höhe und wandte sich dann wieder Jan zu.
»Ich würde dir liebend gerne mein Projekt zeigen, aber es ist leider strengstens geheim. Da darf ich wirklich keine Ausnahmen machen«, antwortete er in Herrn Moos Stimmlage. »Du kennst mich ja, natürlich habe ich noch ein wenig diskutiert. Aber es hat absolut nichts gebracht. Keine Ahnung, was er da Geheimes braut. Aber es scheint wirklich besonders zu sein.«

»Das würde mich aber auch interessieren«, stimmte Jan zu. »Er bekommt ja auch immer große Kartons zugeschickt. Anfangs dachte ich, das wären einfach die X-Potion-Phiolen, die er dem Shop vergünstigt zur Verfügung stellt. Aber neulich habe ich gesehen, wie er im Unterricht ein solches Paket aufgemacht hat. Da waren lauter Zaubertrankzutaten drin und keine fertigen Tränke. Was er aus dem ganzen Zeug nur zusammenbraut?«

»Spätestens wenn er dafür mit irgendeinem Preis ausgezeichnet wird, finden wir es schon heraus. Jetzt müssen wir aber mal unser Projekt hier beenden. Bereit?«
Jan sah Filio überrascht an.
»Was genau soll ich machen?«
»Du kannst den gleichen Zauber machen wie ich eben«, antwortete Filio. »Oder einfach aufpassen, dass ich nichts falsch mache.«
»Ich nehme lieber die zweite Option«, entschied Jan, wohlwissend, dass seinem Teampartner dieser Schritt besser gelingen würde. Der legte auch direkt los.
»Circumrota infinita!«

Der Kreisel drehte sich noch einmal stärker. Filios Zauberstab blieb weiter auf ihn gerichtet.
»Specialis mane!«
Für Jan geschah daraufhin keine ersichtliche Veränderung. Doch Filio wirkte zufrieden. Mit einem »Immobilus« brachte er den Kreisel zum Stehen.
»Jetzt dreh ihn mal!«, forderte er Jan gespannt auf.
»Ganz normal?«, fragte der. »Wie einen Muggel-Kreisel?«
»Wie ein muggeliger Muggel-Kreisel«, bestätigte Filio.

Jan nahm den Stiel des Kreisels zögerlich in die Hand. Dann legte er ihn mit der Spitze auf den Tisch und gab ich eine leichte Drehung. Doch statt ein paar Mal um sich selbst zu rotieren und dann trudelnd umzufallen, beschleunigte der Kreisel die Bewegung und drehte sich immer schneller.
»Es funktioniert!«, stellte Jan begeistert fest.
»Nicht nur das«, meinte Filio und hielt seinen Zauberstab auf den Kreisel. »Musik an!«
Im nächsten Moment ertönte Filios Stimme aus dem Kreisel.

»Schon vor über tausend Jahren
Lebten Zauberer auf den Bergen hier.
Man sagt, dass einige kreativ waren
Und deren Erbe das sind heute wir
Haistra – Haus der Buche
Haistra – Haus der Ideen
Haistra – trallala!«

Als der Refrain begann, fing Filio an rhythmisch zu seinem Lied zu tanzen. Doch auf einmal verstummte die Melodie. Überrascht sah Filio auf und entdeckte Herrn Jeffer, der seinen Zauberstab gerade von dem Kreisel abwandte. Offensichtlich hatte er ihn verstummen lassen.
»Jetzt verstehe ich, warum ihr als letzte Gruppe fertig wart«, sagte er und verschränkte seine Arme. »Ach ja... Ich würde euch ja eigentlich gerne eine Note abziehen, weil ihr nicht primär das gemacht habt, was ihr solltet, aber dafür finde ich die Idee zu lustig.«

»Er kann auch leuchten«, erzählte Filio stolz und verwandelte die metallene Oberfläche des Kreisels mit einem Schwenk seines Zauberstabs in ein Spektrum aus Regenbogenfarben.
Herr Jeffers zotteliger Bart bewegte sich, was Jan auf ein Lächeln des Hausmeisters zurückführte.
»Ich sehe schon, ihr seid mit den Aufgaben unterfordert.«

Er stapfte nach vorne an seinen mit Werkzeug überlagerten Schreibtisch und ließ sich schnaufend nieder.
»Einmal alle herhören bitte«, rief er durch den Schuppen, woraufhin zügig Ruhe einkehrte. Die Gruppen von Leif und Julius, die noch zuvor versucht hatten auf dem Boden ihre Kreisel gegeneinander rollen zu lassen und somit den anderen früher zum Stillstand zu bringen als den eigenen, standen schnell wieder auf und setzten sich an ihre Plätze.

»Mit dem Kreisel endet der von mir vorgegebene erste Block. Wie bereits angekündigt, habt ihr jetzt die Möglichkeit, an einem selbst überlegten Projekt zu arbeiten. Die letzten zehn Minuten würde ich gerne nutzen, um Ideen dafür zu sammeln. Hat jemand von euch einen Vorschlag?«
»Genau darauf habe ich gewartet«, flüsterte Filio und zwinkerte Jan zu. »Jetzt ist endlich die Zeit für meine Idee.«

Ohne zu zögern hob er die Hand. Doch Herr Jeffer nahm zuerst Sina Iffel dran, die sich einen besonderen Karteikasten wünschte. Lang und ausführlich erklärte sie, was der alles können sollte. Herr Jeffer begutachtete währenddessen bloß das Chaos auf seinem Schreibtisch und schrieb schließlich Karteikasten an die Tafel. Dann sah er sich in der Klasse um und wirkte fast so, als hoffte er, dass sich noch jemand anderes als Filio meldete.

Da dies nicht der Fall war, nickte er dem Schüler halbherzig zu.
»Wir könnten eine Maschine bauen, die die Briefe morgens verteilt«, schlug Filio vor. »Wenn ein Lehrer sie alle geholt hat, legt er sie in die Maschine und die schießt den Brief dann zu dem Empfänger. Dann müssen die Hauslehrer nicht jeden Dienstag so lange Briefe verteilen.«
Herr Jeffer sah ihn skeptisch an, schrieb aber schließlich kommentarlos Briefverteiler an die Tafel.

»So, haben wir noch weitere Vorschläge?«, fragte er. »Nein? Dann stimmen wir mal ab. Zur Wahl stehen der Karteikasten und der Briefverteiler. Wobei ich aber im Vorfeld noch sagen möchte, dass der Briefverteiler eine sehr schwierige Angelegenheit wird. Da müsst ihr wirklich viel Recherchearbeit leisten.«
Er setzte einen Doppelpunkt hinter beide Vorschläge an der Tafel und sah dann in den Kurs.
»Wer ist für den Karteikasten?«
Außer Sina und einem der Furhos meldete sich niemand. Herr Jeffer schrieb zwei Striche hinter den Karteikasten.
»Und wer ist für den Briefverteiler?«
Neun Hände flogen in die Luft.

»Dann ist die Sache wohl entschieden«, stellte Herr Jeffer fest und malte neun Striche hinter Filios Vorschlag. »Ab nächster Woche basteln wir den Briefverteiler. Bis dahin sucht bitte jeder schon einmal mindestens zwei Zaubersprüche heraus, die für so ein Projekt von Nutzen sein könnten.«
Das Grinsen auf Filios Gesicht wurde bei jedem seiner Worte immer breiter.

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