Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

5

Zeit war nicht überall gleich. Schon allein in der einfachen Dimension der Erde gab es verschiedene Zonen, aber es war noch überschaubar, man musste ja nur Stunden daraufrechnen oder abziehen, und man wusste genau, in was für einer Zeit sich die Menschen auf dem anderen Kontinent befanden. Und dann gab es die anderen Dimensionen. In einer von ihnen war das Heute vielleicht erst in hundert Jahren, in der anderen vorgestern, oder nur eine Stunde verzögert. Einen halben Tag, und so erging es Dr. Melas, oder Hades, als er im Keller der Bibliothek in der antiken Abteilung saß und den Schrei hörte. 

Er blickte von seinem Buch auf- auf das er sich kaum konzentrieren konnte, denn immer wieder musste er an die Ereignisse der letzten Nacht denken, Freitag Nacht, an Melanie, er sorgte sich um sie und fragte sich, warum, und der Schrei machte es noch dringender. Er stand auf und ging zum Schacht, öffnete ihn, obwohl er wusste, dass es der Nachhall von gestern Nacht gewesen sein musste, Melanie war...zuhause, in Sicherheit. Er hatte sie nach Hause gebracht, und aufgepasst, dass dieser Idiot nicht zurück kam, und hatte bis zum Morgengrauen gewartet. Dann war er selbst nach Hause gefahren und hatte seine Katze gefüttert.

Der Schacht war natürlich leer, er wollte die Tür gerade schliessen, als er ein Geräusch hörte, das entweder vom Wind her stammte oder ein leises „Hallo?"war. Einbildung, dachte er, Ratten können nicht sprechen. Er schloß die Tür und setzte sich wieder an seine Lektüre.

Am Montag fühlte er sich unruhig. Mittlerweile war er sich nicht mehr sicher, ob er Melanie wirklich so zusammen stauchen wollte. Er hatte den Rest der Bücher katalogisiert und ihre Fehler berichtigt, wollte so tun, als wäre es ihr Werk gewesen und sie „nur" wegen den Sturmschäden ausschimpfen, und er überlegte, ob er sie nicht doch weiter hier beschäftigen wollte. Der ältere Mann stöhnte- was bist du sentimental geworden, dachte er. Sie ist nichts. Doch, dieser Blick von ihr...wenn er sich jemals für Sterbliche interessiert hätte, wäre ihm schon eher aufgefallen, dass sie hübsch war, auch, mit zerlaufenen Mascara und voller Kratzer und Blut, wenn er ihr gesagt hätte, dass es eine Zeit gegeben hatte, in der er dieses Blut getrunken hatte, wäre sie wohl schreiend davon gelaufen. Er grinste, als er einparkte, er sah, dass ihr Fahrrad nicht an seinem Platz stand. Vielleicht war sie Bus gefahren, nur er hatte einen Anwohnerausweis und durfte in der Innenstadt parken. Seine Mitarbeiter mussten sehen, wie sie her kamen, es gab zu wenig Parkplätze. Er würde auch Fahrrad fahren, wenn er nicht auf's Land gezogen wäre, als Ausgleich. In der Teeküche saßen Henrik, der Quotenmann der Bibliothek, Inge und zwei namenlose Aushilfen, alle schauten ihn erwartungsvoll an.

„Guten Morgen."sagte er.

„Guten Morgen, Dr. Melas."kam zurück. „Hatten sie einen schönen Urlaub?"fragte Inge, die er am Längsten kannte.

„Danke, den hatte ich. Ist Frau Nass noch nicht da?"fragte er, bemüht beiläufig.

Inge schüttelte den Kopf. Er nickte und holte den Kalender. „Sie ist heute eingeteilt."murmelte er.

„Vielleicht hat sie sich krank gemeldet und auf den AB gesprochen?"fragte Inge.

Nur er hatte den PIN. Aber es war nichts drauf. So teilte er die Crew auf und übernahm selbst den Empfangstresen, natürlich waren seine Mitarbeiter nun irritiert, weil er nie unten mit arbeitete. Doch er wollte mitbekommen, wenn Melanie aufkreuzte. Als sie gegen zehn noch nicht da war, rief er ihre Handynummer an. Es klingelte ewig, dann hörte er eine junge Frauenstimme: „Ja, bei Melanie Nass?"

„Guten Tag, mein Name ist Dr. Melas und ich bin Frau Nass' Vorgesetzter. Sie ist..."begann er und die junge Frau unterbrach:

„Oh, Gott, entschuldigen sie. Niemand hat daran gedacht, sie zu informieren! Ich bin Katarina Flores, eine Freundin von...ähm, Melanie hatte einen Unfall. Sie ist Samstag in die Ostsee gestürzt und bisher hat...haben..."

Sie weinte und Melas schluckte. Aber nicht, weil ihn die Frau berührte, sondern, weil er wusste, was sie sagen würde.

„Frau Nass ist verschwunden."erklärte er der weinenden Frau, „Nicht wahr?"

„J...ja. Wir vermuten, sie ist ertrunken. Noch wird sie gesucht. Aber...sie wollen die Suche einstellen."schluchzte die Frau. „Wir haben ihr Handy angelassen, vielleicht ruft sie darüber an oder...keine Ahnung."

„Es tut mir leid. Benachrichtigen sie mich bitte, wenn sie Näheres wissen. Kann es sein, dass...sie...mit Absicht ins Wasser gegangen ist?"

Katarina zögerte, Melas wusste, es stand ihm nicht zu, aber er musste wissen, ob sie sich seinetwegen umgebracht hatte. Weil er sie feuern wollte und sie ihren Job liebte!

„Wir wissen es nicht. Sie hat...wie gut kennen sie sie?"

Überhaupt nicht, dachte er.

„Hat der Mann damit zu tun, der sie verfolgt?"pokerte er nun.

„Ja, das denken wir. Er ist ihr hinterher gelaufen, hat irgendwas...von einem anderen Typen gefaselt, der sie heim gebracht hätte, aber...Maike wusste nichts von einem neuen Freund. Sönke war eifersüchtig, sie ist einfach drauf los gerannt und über das Geländer gestiegen. Maike...war dabei, sie wollte Sönke aufhalten, dann wäre Melli wohl nie gesprungen, er wollte zu ihr und sie hat die Hand gehoben und das Gleichgewicht verloren. Aber sie wirkte daneben, wie auf Droge!"plapperte Kati atemlos.

„Meiner Meinung nach ist sie einer der cleansten Menschen, die ich kenne."raunte der Doktor nachdenklich.

„Ist sie auch. Deshalb ist das alles so schräg. Ich muss Schluss machen, kann ich sie unter dieser Nummer erreichen?"

„Nein, warten sie, ich gebe ihnen meine Mobilnummer."erwiderte Melas und diktierte sie. „Ich hoffe, sie finden sie."murmelte er und dachte an den Schrei. Das leise: „Hallo?" Er legte auf und rief Inge an.

„Sie müssen den Tresen übernehmen. Ich habe im Büro zu tun."befahl er und legte auf, bevor sie weitere Fragen stellen konnte.

https://youtu.be/pFp05alGLow

Adam Melas lief in den Keller und sofort zu der kleinen Tür. Atmete tief durch. Diesen Weg hatte er nie benutzen wollen. Niemals wieder, er war nur da, weil er es einmal jemandem versprochen hatte, er war aber nie gegangen. Weil sie nur Menschen waren, sie kamen und gingen und es lohnte sich nicht, dieses Opfer für sie zu bringen...er schüttelte den Gedanken ab. Nein, Melanie gehörte nicht dort hin und er hatte indirekt geholfen, dass sie dort gelandet war. Der Schlund holte sich gern zurück, was er mal gekostet hatte! Melas schloss die Tür hinter sich, doch er konnte im Dunkeln sehen. Das, eine übermenschliche Manneskraft und Unsterblichkeit waren ihm geblieben, und er hoffte, dass es da unten ausreichte. Einen Moment haderte er, der Unterweltkönig- sein Anzug war teuer gewesen. Aber dann sprang er.

Wie erwartet, wurde ihm die Rückkehr erschwert. Schon nach ein paar Metern, er war nicht mal zur Hälfte durch, trat zäher Schleim aus den Wänden des Tunnels und sein Fall wurde jäh gestoppt. Der Schleim hüllte ihn im Nu ein, drang in seine Ohren, seine Nase, ja, man wollte ihn dort nicht, besser gesagt, hatte er dort nichts mehr zu suchen, er war weder Mensch, noch Gott, er konnte nicht sterben und auch nicht über die Unterwelt regieren, er hatte keine Macht mehr. Doch war er stark genug, sich langsam tiefer zu schieben, Stück für Stück, er atmete nicht, damit er keinen Schleim in die Lungen bekam, und fragte sich, wie lange er es aushalten würde. Lange. Sehr lange war er unterwegs, normalerweise hätte der Fall eine Minute oder kürzer gedauert, aber was ist Zeit, dachte er. Jegliches Gefühl ging sofort verloren, wenn man sein ehemaliges Reich betrat. Endlich spürte er, dass seine Füsse im Freien hingen, er gab sich einen letzten, heftigen Ruck und plumpste auf den kahlen Steinboden. 

Hades schnaubte den Schleim aus, nahm sein Jackett, um sein Gesicht sauber zu wischen, es war eh warm genug. Er ließ es liegen, Scheiss auf Hugo Boss, dachte er. Krempelte die Ärmel hoch und schaute sich um. Schloß die Augen und nahm einen dezenten Duft wahr, Meerwasser und ganz fein ihr Duft. Ja, Melanie war hier, mitten in der Unterwelt! Sie war ertrunken, aber man hatte ihre Leiche noch nicht gefunden. Wenn sie sie fanden, war es zu spät, dann konnte er nichts mehr tun. Er rannte los, immer dem Geruch folgend, aber er wusste, dass hier die Zeit anders lief. Als er sie rufen gehört hatte, war es Samstag Nacht gewesen, nun war es Montag vormittag, da oben, hier unten...keine Ahnung. Wie lange sie wohl hier herum irrte? Ein Kriecher kam auf Hades zu. Hier unten war er Hades, der Kriecher erkannte ihn und zischte, Hades wich ihm aus und lief weiter. Wenn er Pech hatte, war sie auch schon so weit. Das letzte Stadium der Toten in seinem...in der Unterwelt, beraubt allen Sinnen, allen Gedanken, krochen sie auf ewig herum auf der Suche nach...was? Etwas Licht? 

Er dachte an Melanies Lächeln. Ihr Lächeln ist Licht, dachte er, vielleicht stammt sie vom Lichtgott ab. War er deshalb so drauf versessen, dieses Menschenkind zu retten? Hades war fast euphorisch, fast spürte er wieder das Feuer in sich, die Lebenslust, die ihm im Laufe der Jahrhunderte irgendwie abhanden gekommen war und mit diesem einen Blick erweckt wurde, wie sie da gesessen hatte, ihn mit großen Augen angeschaut hatte, ängstlich, und doch ungebrochen. Er wusste, Melanie würde kämpfen, sollte noch etwas von ihrem Licht in ihr sein, aber sie konnte überall sein und es konnten schon Jahre des Wanderns hinter ihr liegen. Wenn ich nur einen Bruchteil meiner alten Kräfte hätte, sie sehen könnte, dachte er und blieb stehen. Er schaute sich um, die Kriecher wurden mehr. Sie hatten Orte, an denen sie sich tummelten, er hatte nie kapiert, warum gerade da, alles sah hier gleich aus. Die Hölle ist Wiederholung, dachte er. Eintönigkeit. Wie seine Gedanken, über die sich der Nebel der Unterwelt legte, obwohl er sie erschaffen hatte, aber er war sehr lange nicht mehr hier gewesen und so stellte sich der Effekt anscheinend auch bei ihm ein, nicht nur bei den Sterblichen. Er schloss die Augen, erschauderte, als ihn ein Kriecher am Bein berührte, und ja, der Nebel kam nicht von ihm selbst, sondern von den Kreaturen um Hades herum, also konnte er doch noch geistig in etwas oder jemanden eindringen. Doch wie gelangte er zu Melanie? Er stellte sie sich vor, auf der Couch sitzend, den Blick auf ihn gerichtet. Und dann kam eine Erinnerung, an einen Moment, den er sehr genossen hatte, aber aus Angst vor zu viel Nähe wieder zerstört hatte. Er war kurz, nachdem sie in der Bibliothek angefangen hatte, geschehen, war sie da noch fröhlicher gewesen? Hatte sie nicht mehr geleuchtet und war er Schuld, dass sie damit aufgehört hatte? Plötzlich spürte er Tränen auf seinen Wangen, seit wann hatte er nicht mehr geweint? Hatte er...die Erinnerung, dachte er, die köstliche, wunderbare Erinnerung! Die jüngere Frau mit den ständig wechselnden Haarfarben war in der Jugendabteilung gewesen, sie arbeitete gerne dort. Kurz vor Feierabend, er war die Treppe hinaufgestiegen, sie knarzte nicht unter seinen Füßen, denn das Haus war er und umgekehrt. Sie waren verbunden, auf ewig. Er hatte Melanies Stimme gehört.

„Hmhmhm Zeichen, dass er in dich verschossen ist."hatte er sie herumalbern gehört.

„Aha, dann leg mal los."hatte die Studentin, die sie in der Kinder- und Jugendabteilung unterstützt hatte, amüsiert erwidert.

„Eins- er sucht immer wieder deine Nähe."

Er hörte, wie ihre Stimme das Leichte verlor. Leiser wurde...Er war in den Raum getreten, Melanies Blick war verträumt, dann hatte die Studentin geunkt: „Und? Check?"

Er hatte die Studentin angesehen, sie hatte auf einem Sitzsack gelümmelt, Melanie war hinter dem Tresen und durchsuchte Zeitschriften nach Kritzeleien und Beschädigungen, wie es Usus war. Die Studentin bemerkte den Boss und war aufgesprungen.

„Sorry. Wir..."stammelte sie. „Ich geh besser runter und guck, ob ich aufräumen helfen soll."

Er nickte und ging zum Tresen, drehte die Zeitschrift herum und las, während die Studentin verschwand. Dann schaute er Melanie an, sie lächelte schief und er musste es ihr gleich tun, es war unvermeidbar. „Glauben sie Frauen so etwas tatsächlich?"murmelte er amüsiert.

„Nun ja, es liegt doch immer ein bisschen Wahrheit darin, oder?"hatte sie erwidert.

„Fragen sie mich gerade, ob ich, wenn ich mich verguckt habe, zum Stalker mutiere?"

„Das hat doch nichts mit Stalking zu tun...."seufzte sie. „Wenn man in der Nähe des geliebten Menschen sein möchte."

„Wie dem auch sei."murrte er nun, „Warum ist hier noch auf, wenn hier niemand ausser ihnen ist?"

„Ich dachte, vielleicht kommt noch jemand..."stammelte sie irritiert, ja, das Leichte war fort.

„Der genau zehn Minuten hätte- fünf, jetzt. Ich dachte, ich hätte ihnen erklärt, wie wir hier verfahren!"erwiderte er barsch.

„Zum Buch ausleihen reichen zehn Minuten."murmelte sie, und ja, ihr Leuchten war ebenfalls verschwunden und ihr Blick dunkel geworden.

Eine Mischung aus Rebellion und Schüchternheit, hatte er gedacht, er hatte gespürt, dass sie verärgert war und ihre Position durchsetzen wollte, sich aber nicht traute, lauter zu reden. Und er war in seine alte Rolle zurück gefallen, die ihr Lächeln einen Moment unterbrochen hatte, aber er konnte es sich nicht leisten, Nähe zuzulassen. „Halten sie sich an meine Vorgaben!"hatte er geschnarrt, sich umgedreht und den Durchgang zur Jugendabteilung geschlossen, nachdem er durch gegangen war. Sie würde durch's Treppenhaus nach unten gelangen...Er hatte gespürt, wie sie ihm nachgeblickt hatte. Ja, Hades hatte seine niedliche Mitarbeiterin versaut!

Trotzdem, wenn er sich auf ihr Lächeln konzentrierte, ganz intensiv, spürte er sie. Er hörte ihr Herz klopfen, es raste, als wenn sie sich schnell bewegte, oder sie hatte Angst. Er versuchte, durch ihre Augen zu sehen, aber das gelang nicht. Und dann ging ein Ruck durch seinen Körper, ihm wurde schwindelig, Melanies Herz überschlug sich fast, obwohl es gar nicht mehr schlug, dachte er, es war nur die Erinnerung an die Lebendigkeit, die er spüren konnte. An ihre Lebendigkeit. Er drehte sich um und rannte los, er wusste nun, wo sie war. Hier unten gab es zahlreiche Dinge, die einem Sterblichen- oder gerade Verstorbenen- Angst machen konnten. Aber je länger sie wanderten, desto abgestumpfter wurden sie. Doch letztendlich landeten sie alle an dem Ort, in dessen Mitte ein tiefer Schlund klaffte, dem Zentrum der Unterwelt, indem er einst seinen Vater Kronos festgehalten hatte. Nachdem Hades seinem Bruder Zeus geholfen hatte, Kronos zu vernichten, war Hades nun aller seine Kräfte beraubt. 

Wenn Melanie abgestürzt war, war sie verloren. Er rannte schneller, kannte eine Abkürzung. Er kannte jede Abkürzung, hatte sie ja selbst geschaffen und das Labyrinth war für ihn leicht zu durchqueren. Als er vor dem Schlund stand, wallten schreckliche Erinnerungen auf, doch nein, er hatte keine Zeit. Blickte nach unten, sie lag auf dem ersten Ring und er atmete erleichtert auf, doch wie sie lag, machte die Erleichterung wieder zunichte. Ihr Körper war völlig verdreht, die Haare schwarz von der Asche, die hier durch die Luft wirbelte, vom Höllenschlund hoch geschleudert wurde. Das Gesicht der jungen Frau schmutzig, die nackten Arme, das dunkle, buschige Kleid gerissen und die Beine in der zerschlissenen Legging verdreht. Sie bewegte sich nicht, aber das war normal, sie musste sich nach dem Sturz erst regenerieren, um dann weiter zu...laufen oder kriechen? dachte er, während er schon hinabkletterte. Er sprang von Vorsprung zu Vorsprung, zum Glück hielt er die Hitze der Steine aus. Früher hatte er sie nicht mal gespürt! Hades überlegte, was passierte, wenn er in den Schlund fiel, war es dann vorbei? Doch das wäre zu einfach. Als er Melanie erreichte, regte sie sich immer noch nicht. Der Unterweltboss hockte sich neben sie und berührte sie sanft. 

Sie öffnete ihre Augen und er jaulte leise. Ihr Blick war trüb. Ihre sonst so leuchtenden Augen schauten ihn emotionslos an, ohne Erkennen, Melanie musste mindestens zehn Jahre gewandert sein und nun auf der Schwelle zum Kriecher sein! Sie blinzelte ihn an, drehte ihren Kopf in die richtige Position. Sie knurrte leise.

„Wir müssen hier weg."erklärte er sanft. „Komm, Melanie."

„Lanie."hauchte sie. „Lanie?"

„Dein Name, Melanie."

„Melanie."wiederholte sie.

Es ist zu spät! schrie eine Stimme in ihm. Gib ihr einen Stoss und lass sie vergehen, bevor sie lange leidet. So lange im Kreis kroch und kroch, bis sie irgendwann gnädigerweise stürzte und den nächsten der Kreise bewandern musste, und so weiter, und so weiter, Jahre, Jahrhunderte, ausser, ihre Leiche wurde angespült und verbrannt. Dann würde sie sich auflösen. Doch er war nicht in die Unterwelt gestiegen, um jetzt aufzugeben! Er rollte einen großen Felsen von der Wand, hinter dem einer der zahlreichen Geheimgänge war, die er auch geschaffen hatte, um Kriecher zu locken, die Toten zu verwirren, ja, ab und zu hatte ihn ein Gott gebeten, jemanden zurück zu bringen, aber er hatte es selten getan und schon gar nicht...er sah, dass Melanie ihre Gliedmassen in die normale Position zurück drehte, wie eine Marionette, es knackte, nun stellte sie sich langsam auf ihre Füße und er atmete erleichtert auf. Doch dann wankte sie und drohte, zu stürzen, er sprang auf sie zu und packte ihre Hüften.

„Heiss!"hauchte sie und machte große Augen.

Wenn sie nur nicht so trüb wären...er zog die jüngere Frau, die nun viel älter wirkte, vom Abhang weg und deutete ihr, in die Höhle zu krabbeln, und nun sah er, dass sie auf allen Vieren schneller war. Wieder verschwand seine Euphorie. Er verschloß die Höhle hinter ihnen, Melanie zögerte und dadurch stiess er mit der Nase gegen ihren bauschigen, aber staubigen Rock. Hades nieste und sie kicherte. Nun musste er auch schmunzeln.

„Hopp, Hopp."raunte er.

„HoppHopp!"wiederholte sie und peste davon, er hatte Mühe, hinterher zu krabbeln.

Dann war ihr Herzschlag wieder da, die Verbindung. Sie hielt inne. Drehte sich um. Es war gut, dass sie es noch spürte, ihr Geist war zugänglich. Er sandte ihr das Bild. Am Tresen, ihr Lachen, sein Lächeln, und sie flüsterte: „Boss?"

„Ja! Du hast mich erkannt!"rief er freudig. „Nur schnell weiter."

Sie folgte brav. Einen Moment wurde ihm ganz anders, als ihr Hintern so vor ihm her schwebte. Lebenslust ist Lust, dachte er. Und ja, das wäre mal wieder nötig. Doch der Gedanke war gerade unwichtig, er wusste ja nicht mal, ob er sie im Ganzen zurückbringen könnte, hiess, dass ihre Seele trüb bleiben, sie nie wieder zu der alten Melanie werden würde. Die Angst erdrückte ihn fast, dazu kam noch, dass sie jederzeit verschwinden könnte, vor seinen Augen, und er konnte nichts dagegen tun. Plus, dass er sie durch das Haupttor bringen musste, das von Zerberus bewacht wurde. Denn wenn er sie durch die Bibliothek bringen würde, könnte sie nie wirklich zurück kehren, sie musste zu dem Ort, an dem sie gestorben war. Plötzlich zögerte Melanie wieder, er sah, das roter Schleim auf den steinernen, dunklen Weg tropfte, anscheinend wurde über ihnen ein Kriecher vertilgt. Wo wir gerade von Zerberus reden, dachte er.

„Geh weiter, wir sind nicht in Gefahr."

Mittlerweile konnten sie sich aufrichten, sie lief wankend, aber gerade.

„Gefahr?"fragte sie.

„Der Schleim sucht sich einen Weg durch die Wände, der Ort, an dem er entstanden ist, kann sehr weit weg sein."

„Weit weg."seufzte sie. „Worte...weit weg."

„Ich weiß. Es kommt wieder."murmelte er und legte sanft die Hand auf ihren Rücken.

Er hoffte es.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro