Jungfrau mit Schwert
Vorsichtig schaute ich durch den Türspalt. Tharlas setzte sich auf einen Stuhl und stützte sich entspannt auf den Tisch ab „Also das verstehe ich nicht. Gestern zeigte sich deine Frau völlig selbstbewusst gegenüber Hesrod und nun wird sie deswegen verlegen?" Gelassen meinte Elthir „Sie hat eben Anstand. Ich möchte ohnehin nicht, das sie Jeder nur mit einem Handtuch sieht." Tharlas nickte amüsiert „Schon klar, da wäre ich genauso eigen wie du. Ich bin eigentlich hier, weil ich mit dir wegen gestern reden wollte." „Was meinst du?"
Tharlas zog eine Braue hoch „Lorel? Ernsthaft? Ich dachte das Thema wäre für dich beendet!?" Mein bester Freund wusste nicht's zu sagen, weshalb es der Hauptmann tat „Ich habe mich ja gerne um deine Frau gekümmert, während du dich mit einer Anderen vergnügt hast aber du solltest etwas vorsichtiger sein. Als wir zurück im fünften Ring waren, sah ich dich mit Lorel und musste Arrian spontan mit irgendwas ablenken. Also ging ich mit ihr zu den Trainingsplätzen, damit wir euch in der Stadt nicht noch einmal begegnen. Dafür schuldest du mir was."
Diese Situation machte Elthir sogar verlegen „Es ist nicht das was du denkst. Wir hatten uns nur unterhalten. Trotzdem nett von dir, das du Arrian in der Zeit alles gezeigt hast. Ihr hat es auch richtig gefallen." Tharlas grinste breit „Gefallen? Dein Mädchen war nicht mehr zu halten. Sie zeigte an allem Interesse und wusste ziemlich gut Bescheid. Deine Liebste sollte sich nur nicht mit den Trainern anlegen."
Elthir nickte nachdenklich „Ja sie hat es mir erzählt. Arrian kennt es nicht, das nur Männer kämpfen. Sie meinte es nicht beleidigend." „Bei euch Waldläufern ist das eben normal, doch hier sollte sie ein wenig umdenken. Was hast du sonst noch mit ihr vor?" „Thorogil und ich werden ihr die Schiffsfahrt beibringen." Erstaunt zog Tharlas die Brauen hoch „Darin sehe ich überhaupt keinen Sinn. Wer kam auf diese Idee?" Mein Freund lächelte „Es war meine Idee. Ich habe meiner Frau versprochen mit ihr viel zu reisen und ihr Neues zu zeigen."
„Du musst Arrian ja richtig lieben, wenn du soviel Aufwand betreiben tust." Elthir lachte „Aber natürlich liebe ich meine Frau. Ich würde alles für sie tun." Tharlas starrte schmunzelnd auf seine Hand auf dem Tisch und betrachtete dabei seinen Ring „Das habe ich gemerkt. Ich habe noch nie eine Waldläuferin gesehen, die so einen prachtvollen Ring hat. Selbst in Minas Tirith haben nur die Adligen ein solches Schmuckstück." Auf was wurde hier denn nur Alles geachtet? Ich tat mich schon ziemlich verstellen aber niemals würde ich mein Ring ablegen.
Zum Glück war Elthir recht locker „Arrian gefiel dieser Ring. Für meine Liebste ist mir nicht's zu teuer." Eine nette Antwort aber Tharlas schüttelte belustigt den Kopf „Lass das bloß nicht die Anderen hören. Die denken sonst, das deine Frau bei euch das Sagen hat." Jetzt musste ich mir ein Lachen verkneifen und zog mich weiter an. Neugierig behielt ich Beide im Blick und dann fragte der Hauptmann „Bist du fertig, damit wir los können?" Elthir legte sich gerade seine Waffen um und schien etwas zu suchen „Ja aber ich wollte mir noch mein Armband um machen." „Ist das so wichtig?" Freudig meinte Elthir „Sicher. Es ist immerhin ein Geschenk von Arrian. Ich glaube es liegt noch im Bad." Tharlas zuckte mit den Schultern „Dann hol es, sonst sitze ich heute Abend noch hier." Beiläufig meinte mein Freund „Gleich. Arrian zieht sich gerade an."
Irritiert fragte Tharlas „Und warum gehst du nicht einfach rein?" Bei dem Satz zuckte ich zusammen. Elthir stand gerade in meine Richtung und verzog ertappt das Gesicht. Innerlich schlug er sich gerade an den Kopf und Tharlas harkte nach „Elthir? Du weißt doch wie deine Frau nackt aussieht?" Ich wüsste selber keine Antwort auf die Frage, also was würde Elthir jetzt darauf sagen? Er atmete tief durch und wandte sich wieder seinem Gesprächspartner zu „Nein, das weiß ich nicht."
Tharlas tat fassungslos Lachen „Willst du mir allen Ernstes sagen, das ihr noch nicht die Ehe vollzogen habt? Ihr seit schon 4 Monate verheiratet. Bei mir würde das keine 4 Stunden dauern." Über diesen Spruch musste ich die Augen verdrehen. Mit der Hand im Nacken erklärte mein Freund „Hör mal, ich habe damit keine Probleme. Ich kann warten, bis Arrian soweit ist." Tharlas ging zu Elthir und schlug ihn amüsiert auf die Schulter „Deshalb hast du dich mit Lorel getroffen!? Wenn die Ehefrau nicht willig ist, geht Mann zur Geliebten. Elthir, Elthir. Du überraschst mich immer wieder. Weißt du eigentlich, was dir da entgeht?"
Mahnend hielt mein Freund die Hand hoch „Moment mal. Ich habe keine Geliebte und nehme mir auch Keine, nur weil meine Frau noch nicht dazu bereit ist. Also erzähle bitte so was nicht. Und was meinst du eigentlich damit, das mir etwas entgeht?" Begeistert meinte Tharlas „Arrian ist eine Númenórer. Rein und unverfälscht. So lange suche ich so eine Frau und du hast sie geheiratet, ohne zu wissen wer sie ist!?" Schweigend sahen Beide einander an, bis Tharlas zurückhaltend aber frech nach fragte „Hast du vor die Ehe aufzulösen, wenn sich Arrian dir nicht hingibt?" Elthir's Stirn verzog sich „Was? Natürlich nicht. Wie kommst du nur auf so einen Unsinn?"
Verschmitzt grinste Tharlas „Nur vom Küssen, wirst du jedenfalls keine Erben bekommen. Ich kann mir dein Verlangen vorstellen, jede Nacht eine Frau neben dir im Bett zu haben und nicht anfassen zu dürfen. Es wird nicht lange dauern und du landest bei Lorel. Hier hättest du die Möglichkeit deiner Lust nach zu gehen. Solltest du dich dann doch entscheiden Arrian von dir zu stoßen, würde ich sie heiraten. Dann musst du kein schlechtes Gewissen deswegen haben und wenn sie dann immer noch unberührt ist, dann wirst du Ehrengast bei unserer Hochzeit sein. Na was sagst du?"
Das ist der dümmste Vorschlag, den ich je gehört habe. Der Hauptmann sprach ziemlich unverblümt aber Elthir nahm es mit Humor und lachte milde „Lass mal gut sein. Ich behalte Arrian als Ehefrau. Du wirst dich also nach einer Anderen umsehen müssen." Beschwichtigend hob Tharlas die Hände „War nur ein Vorschlag, mein Freund. Dann werden wir also artig warten, bis deine Frau aus dem Bad kommt und du dein Armband erhältst." Dankend schlug Elthir ihn einmal auf den Rücken und füllte für Beide etwas zu trinken ein.
Leise schloss ich die Tür nun gänzlich und musste mal alles sacken lassen. In Gondor waren Männer wirklich sehr gierig nach einer Númenórer. Fehlte nur noch, das Tharlas meinen Freund Geld für mich geboten hätte. Tharlas machte mir in diesem Fall einen verzweifelten Eindruck, doch bei seiner Suche konnte ich ihm nicht helfen. Es war eine alberne Tradition und natürlich wollte er seine Familie nicht enttäuschen aber ewig konnten solche Linien sowieso nicht mehr aufrecht gehalten werden. Nicht so.
Ich wollte mich etwas mehr Anpassen und zog mir heute trotz der Temperaturen eine Tunika über. Die Menschen in Gondor waren dieses Klima gewohnt und ich wollte es gerne versuchen genauso auszuhalten. Endlich fertig nahm ich das Armband, trat nach draußen und setzte ein unwissendes Lächeln auf. Gezielt ging ich zu Elthir „Guten Tag Tharlas. Elthir, du hast dein Armband liegen lassen." Ich machte es ihm um und gab ihn einen Kuss auf die Wange. „Danke meine Schöne. Tharlas und ich wollten jetzt zu den Trainingsplätzen. Möchtest du gerne dabei zusehen?" „Du kennst mich eben am Besten." Danach machten wir los.
Zwar unterhielten wir drei uns auf dem Weg angenehm aber Tharlas sah mich heute anders an als gestern. Dies lag eindeutig an seinem neuen Wissen, doch ich konnte ihm ja schlecht sagen das er damit völlig falsch lag. So musste ich mich damit abfinden, die zurückhaltende Ehefrau zu sein, die die Wünsche ihres Mannes nicht erfüllt.
Wir gingen gezielt zum Platz für die Schwerter. Dazu kamen wir an den Bogenschützen vorbei, wo heute wieder ein hartes Training absolviert wurde. Als Hesrod uns sah, hatte er direkt einen mürrischen Blick auf uns. Dieser galt wohl eher mir aber an meine Anwesenheit müsste er sich für die nächste Zeit gewöhnen. Selbst bei unserem Ziel schauten mich immer mehr Männer an. Unbeirrt ging ich an Allen vorbei, mit meinem Mann und einem Hauptmann an der Seite. Ich hörte Escor, der seine Schüler zur Weiterführung des Trainings ermahnte. Aragorn stand neben ihm und zuerst liefen wir zu Beiden. Meinen Bruder gab ich einen Kuss auf die Wange und den Hauptmann begrüßte ich freundlich aber sofort fragte Escor missgestimmt „Warum hast du deine Frau mitgebracht?"
Elthir zuckte mit den Schultern „Arrian ist so etwas gewohnt, also warum soll ich es ihr vorenthalten!?" Tharlas ergänzte „Außerdem habe ich ihr gestern versprochen, mir heute dabei zuzuschauen. Sie soll doch sehen, was wir Männer im Süden können." Zwangsläufig lenkte Escor ein „Von mir aus. Du kannst dich dort drüben hin setzen." Er deutete auf eine Bank, die weiter vom Rande stand. Die Herren sprachen sofort weiter und schnell war ich von den Gesprächen ausgeschlossen. So fügte ich mich und nahm vorerst platz. Die Männer teilten sich auf, bis auf Einer.
Endlich bekam ich Gesellschaft und Aragorn setzte sich zu mir. Lächelnd fragte er mich „Wie gefällt dir Minas Tirith bisher?" Ich schmunzelte „Soweit sehr gut. Die Stadt ist ein wahres Meisterwerk. Nur das Wetter ist ungewohnt." „Daran gewöhnst du dich schnell. Du und Elthir kommt miteinander klar?" „Aber natürlich. Es ist fast so, wie wenn ich ihn bei den Waldläufern besuche. Wie hast du eigentlich Zeit die Tage?" Unbeholfen strich Aragorn mir über den Rücken „Erst am Abend. In Gondor habe ich wirklich viel zu tun. Außerdem darf ich Denethor keinen Anlass für erneutes Misstrauen geben. Tut mir leid." „Schon gut, ich verstehe das." Strahlend bekam ich einen Kuss auf die Stirn „Das ist meine Kleine."
Nach wenigen Sätzen musste mein Bruder seiner Pflicht nach gehen und ich schaute mir solange die Schüler an. Eine Stunde lang betrachtete ich jeden Einzelnen aber zum ersten Mal nahm ich nicht aktiv daran teil. Ich hätte nie gedacht wie Langweilig so was ist. Dann kam eine neue Gruppe, die alle samt recht jung wirkten. Escor gab diese Aufgabe ab und Elthir durfte sich um die Anfänger kümmern. Alle stellten sich auf und sollten die Grundbewegungen durchgehen, die Elthir vormachte. Ich sah meine Chance und fragte meinen Freund schnell „Kann ich mitmachen?" Elthir war im Zwiespalt mit sich selber „Ausnahmsweise. Du bleibst aber vorne bei mir. So habe ich einen Blick auf dich."
Darüber freute ich mich zwar aber dann fiel mir auf, das ich keine Waffen mit hatte. Ich ging zu Tharlas und Aragorn, die gerade über ein Schriftstück in ihren Händen diskutierten. Abwartend stellte ich mich daneben und machte ein unschuldiges Gesicht „Würde Einer von euch, mir bitte sein Schwert leihen?" Neugierig fragte mein Bruder „Wozu brauchst du das?" „Ich werde jetzt die Übungen mitmachen." „Wer hat dir das erlaubt?" Mein Blick wurde leicht skeptisch und ich ignorierte die Dummheit in der Frage „Natürlich mein Mann. Also bekomme ich Deines?" Aragorn schaute mich mahnend an, während er mir seine Klinge überreichte.
Wie gewünscht stellte ich mich in die erste Reine. Elthir begann und Jeder folgte seinen Schrittfolgen. Nachdem wir Alle durchgegangen sind, gab er lediglich nur noch Anweisungen und musterte dabei jeden Einzelnen. Immer wieder machte Jemand einen Fehler aber für mich waren diese Übungen nicht's Neues. Ich kannte jeden Hieb und Schritt aber wenigstens durfte ich mich ein wenig betätigen.
Nach einer weiteren Stunde, kamen die Fortgeschrittenen. Nun musste ich wieder aufhören und Aragorn, Tharlas und Escor warteten am Rande. Eigentlich wollte ich mich wieder setzten aber Tharlas kam mir grinsend hinterher. Darauf konnte ich ihn nur fragend anschauen „Was ist?" „Du hast sehr flüssige Bewegungen. Und eine gute Haltung." Ich zog beide Brauen hoch „Und das erstaunt dich so?" „Nun ja, wenn man bedenkt das du sonst nicht so gelenkige Dinge tust." Meine Augen verengten sich bei seiner Bemerkung aber heute hatte ich wirklich kein Glück.
Escor hörte mit, der mit Aragorn und Elthir ein paar Meter von uns weg stand. Ein spöttisches Grinsen stand ihm im Gesicht „Was muss ich da hören?! Die selbstbewusste Waldläuferin, kann also gar nicht mitreden?!" Trotz das Elthir und ich alles nur vortäuschten, war uns Beiden die Situation sichtlich peinlich. Mein Bruder sagte nett zu den Hauptmännern „Lasst uns mal kurz alleine." Amüsiert gingen sie und Escor meinte noch spitz „Eine Jungfrau mit Schwert, habe ich auch noch nicht erlebt. Kein Wunder das du so Energiegeladen bist. Elthir, da hast du ja noch Einiges vor dir. Oder liegt das Problem etwa bei dir?"
Als wir alleine waren fragte Aragorn fordernd „Was ist hier los? Warum äußert Tharlas so etwas?" Verlegen schauten mein Freund und ich uns an, bis er gestand „Mir ist Tharlas gegenüber etwas raus gerutscht und daraus konnte er schnell schlussfolgern, das Arrian und ich keine komplette Ehe führen." Genervt fuhr mein Bruder die Hand über's Gesicht „Ihr solltet das frisch verliebte Paar spielen und nicht das Andere schon am zweiten Tag auf eure Ehe misstrauisch werden. Es darf Niemand Zweifel an eurer Verbindung haben, sonst werden immer mehr Fragen gestellt. Sobald nochmal Jemand was Falsches mitbekommt, könnte das für uns alle Schwierigkeiten geben. Achtet gefälligst in Zukunft mehr darauf was ihr sagt und stellt euch etwas glaubwürdiger an. Habt ihr das Verstanden?"
Kleinlaut nickten wir nur, denn wir wussten das Aragorn recht hatte. Es war ein dummes Versehen und Dieses wäre uns beinahe zum Verhängnis geworden. Elthir schaffte es Tharlas zu überzeugen, das wir dennoch glücklich waren und dafür war ich gerne die Dumme. Mein Bruder war böse auf uns und wollte seinen Frust beim Training raus lassen. Sofort wandte ich mich an Elthir „Wir müssen wirklich mehr aufpassen. Es ist nur ärgerlich das Tharlas und Escor jetzt denken, das du nicht deinen Mann stehen würdest." Mein Freund schaute befangen „Ehrlich gesagt ist das kein schöner Gedanke. Aber du kommst bei dem falschen Wissen auch nicht gut weg." Verständlich schmunzelten wir uns an aber wir waren uns gegenseitig nicht misslich. Ich besprach mit Elthir eine neue Taktik. Wir wollten jetzt mehr Hand in Hand durch die Stadt laufen und uns mal ein Kuss mehr auf die Wange geben. Mehr konnten wir ohnehin nicht bieten und so hofften wir, das dies genügen würde und wir bald das verliebte Paar der Waldläufer wären.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro