Der Weg nach Süden
Aragorn und Elthir waren jetzt fast eine Woche in Bruchtal und Haldir ist immer noch nicht wieder gekommen. Ich hatte gehofft ihn persönlich von meiner Reise erzählen zu können aber ich bezweifelte das er bis morgen hier sein würde. Am Vormittag wollten wir aufbrechen und ich machte mich allmählich ans Packen. Ich sollte nicht zu dicke Kleidung mitnehmen, da es in Gondor meistens sehr warm war. Mein Bruder sagte mir das ich aber ein Kleid ein packen sollte, falls es irgendeinen spontanen Anlass gibt. Aber ein Schlichtes musste es sein und ich suchte mir das Einfachste heraus. Das war gar nicht so leicht, denn Herr Elrond meinte es zu gut mit meiner neuen Garderobe.
Dann fiel mir ein, auch für Elthir etwas aus zu wählen. Wenn ich ein neues Kleid trug, dann brauchte er ein passendes Hemd. Immerhin mussten wir als Eheleute irgendwie zusammen passen. Haldir hatte so viele neue Kleidung bekommen, das ich Eines davon nahm. Sicherlich wäre es meinem Liebsten recht und ich hatte keine andere Idee so schnell an ein Hemd zu kommen. Na hoffentlich passt es meinem besten Freund. Den Brief für Haldir legte ich in sein Zimmer und platzierte ihn direkt auf das Kopfkissen. Aragorn meinte ich solle diesmal den Ring unserer Mutter mitnehmen und war gespannt warum. Am Nachmittag hatte ich alles fertig und war bereit zur Abreise.
Ein letztes Mal ging ich zu meinen Freunden. Elras war gut beschäftigt, als stellvertretender Hauptmann und Meliel steckte ihre komplette Freizeit in ihre Familie. Trotzdem fanden Beide etwas Zeit für mich und wir machten es uns bis zum Abend gemütlich. Dann musste ich zu Herr Elrond, der mir direkt einen kleinen Beutel in die Hand drückte „Das sind die Goldmünzen für die Pferde. Verwahre sie gut." Zurückhaltend äußerte ich erneut meine Bedenken „Ich weiß aber nicht einmal, was ein gutes Pferd wert ist." Elrond schmunzelte „Deine Begleiter werden dich beraten aber wie ich es dir schon sagte... du musst es lernen. Arrian du bist nicht komplett unwissend, was Geld angeht und ich vertraue dir voll und ganz. Du machst das schon."
Er hatte wirklich leicht reden, immerhin erwartete mich sehr viel Neues. Trotzdem wollte ich mich nicht dumm anstellen und mein Bestes im Handel versuchen. Neugierig riskierte ich einen Blick in den Beutel. In der Tat waren dieses Mal mehr Goldmünzen darin. Dazu noch Dukaten und Schillinge, mit denen ich eher praktische Erfahrungen hatte. Herr Elrond schien gut für uns vor zu sorgen, denn soviel gab er mir noch nie mit. Ich brachte das Geld in mein Zimmer und als ich zurück kam, waren Aragorn und Elthir schon da. Die Herren waren amüsiert und mein Freund kam mir entgegen. Demonstrativ hielt er sich die linke Hand vor die Brust und wedelte mit den Fingern. Sofort musste ich lachen „Wo hast du den Ring her?" „Von Herr Elrond. So ist es glaubwürdiger." Ich nahm seine Hand und betrachtete mir den Ring genau. Er war aus Gold und hatte daher eine andere Farbe als meiner. Dafür sah der Stein Meinem ähnlich, doch war er passend für einen Mann kleiner gehalten.
Herr Elrond dachte wirklich an alles. Nach dem Essen machten wir heute nicht zu lange und wollten uns früh schlafen legen. Uns stand ein langer Weg bevor und unser erstes Ziel war Rohan. Die Aufregung ließ mich vorzeitig erwachen und ich zog mir direkt die Reisekleidung an. Die Haare machte ich zusammen und meine Kette lag unter meinem Hemd und Tunika. Uns wurden die besten Pferde gegeben, mit reichlich Proviant. Ich selber hatte das Glück, seit fast 15 Jahren das selbe Pferd zu haben. Es war eine schöne braune Stute, die ich Suna nannte und wir verstanden uns hervorragend. Elrond verabschiedete uns und gab mir letzte motivierende Worte. Er versprach mir mit Haldir zu reden, sobald Dieser da ist. Mit einem beruhigenden Gefühl, stieg ich auf und wir ritten los.
Unser Weg war lang, sogar sehr lang. Noch nie bin ich eine so weite Strecke mit einmal geritten aber mir war Schlimmeres bekannt. Ich erinnerte mich an die Reise zum Erebor und wie wir ihn meistens zu Fuß bestreiten mussten. Damals dachte ich oft ans Aufgeben, was ich aber nur meinen Liebsten anvertraute. Am Tage hatten wir bestes Wetter und unsere Nachtlager waren angenehm mild. Zwar bekamen wir das Essen fertig mit aber gelegentlich taten die Herren Abend's jagen. Eigentlich war es eher ein Wetteifern und schmunzelnd beobachtete ich das Ganze. Schon direkt fordernd wurde mir die Beute vor die Nase gelegt und Aragorn reizte mich belustigt „Na kleine Schwester. Bekommst du das hin?"
Lachend schüttelte ich den Kopf, nahm meinen Dolch und machte mich an die Vorbereitungen. Mit gezielten Handgriffen hatte ich alles auf dem Feuer und ich setzte mich davor. Mein Bruder hockte sich lächelnd neben mich „Sag bloß deine Streifzüge durch die Küche früher, haben wirklich etwas gebracht?" Mit einem bösen Grinsen gab ich ihn einen Schubs und er lag auf dem Rücken wie ein Käfer. Sofort stürzte ich mich auf ihn und kitzelte seine Seiten. Es war lustig endlich wieder mit meinen Bruder herum albern zu können. Schwer atmend hielt er die Hände nach oben und lachte, während ich weiterhin auf ihm saß „Ist ja gut, ich ergebe mich. Elthir, rufe deine Frau zurück." Doch mein bester Freund lachte nur „Das hättest du wohl gerne? Noch ist sie deine Schwester. Meine Frau ist sie erst ab Rohan."
Aragorn blieb nicht's anderes übrig als seine Hände vor sich zu falten und mich fehlend anzusehen. Ich musste so herzlich los lachen und stand überlegen auf. Es war meine erste lange Reise mit Beiden aber so spaßig hätte ich sie mir nicht vorgestellt. Wir durchquerten Dunland aber leider traf ich keine Elben an. Dafür waren wir wohl zu weit östlich, dachte ich mir und erwähnte beiläufig ein wenig von dem Turnier. Das tat die Herren natürlich interessieren und schon durfte ich jeden einzelnen Tag berichten. Schon in Bruchtal sahen die Beiden unser Siegerschwert aber Elrond gab nur eine knappe Antwort darauf und lenkte dann immer auf andere Themen um. Eigentlich sollte ich stolz auf unseren Sieg sein aber bisher wollte ich mich lieber nicht an diese Zeit und dem danach erinnern.
Heute waren wir langsamer unterwegs und so konnten wir uns alle unterhalten. Es bot sich heute wieder an, während des Ritts einige Wörter zu üben. Elthir hatte es sich vor Jahren zur Aufgabe gemacht Sindarin zu lernen und er stellte sich recht talentiert an. Immer wenn wir länger Zeit zusammen verbrachten, unterstützte ich gerne meinen Freund dabei. Gut gelaunt fragte ich ihn ab „Und was heißt Pferd?" „Das ist leicht. Roch." „Gut. Und Freund?" „Mellon." Anerkennend lächelten wir uns an „Du wirst immer bester. Nicht mehr lange und du verstehst alles in Bruchtal." „Hannad nin Meldis." Es bedeutete dank meiner Freundin und beeindruckt zog ich die Brauen hoch „Du erstaunst mich immer wieder mein Lieber." Wir hatten viel Spaß beim Lernen und die Zeit flog gerade zu dahin.
Als wir unserem Ziel langsam näher kamen, sahen wir zu unserer linken Seite einen riesigen Wald. Trotz das Dieser sehr weit entfernt war, konnte ich seine faszinierende Größe wahrnehmen. Neugierig fragte ich „Was ist das für ein Wald?" Mein Bruder erklärte „Das ist der Fangorn Wald. Eine alte Macht geht darin vor sich. Es wäre sicherer, ihn niemals zu betreten." Davon erzählte mir Herr Elrond aber nie hätte ich gedacht ihn jemals zu sehen.
Nach 6 Tagen erreichten wir die Pforte zu Rohan. Pferdeköpfe zierten die Grenzsteine, die wunderbar hinein gemeißelt wurden. Die grünen Wiesen sahen wirklich schön aus, die endlos weit schienen. Aragorn sagte das wir Edoras zwar nicht besuchen werden aber dafür eine andere Stadt in Westfold. Einmal begegneten uns Reiter des Königs, die auf einem Kontrollritt waren und sofort erkannten sie meinen Bruder. Mit einer unauffälligen Neugier schaute ich mir die Wachen genau an. Es waren alles junge, kräftige Männer und fast alle hatten blonde Haare. Einige musterten Elthir und mich aber zweifellos hielten sie uns für Waldläufer. Nachdem die Herren ihr Gespräch beendeten, erwähnte Aragorn den Grund unseres Hierseins. Uns wurde empfohlen nach Grinslade zu reiten, da es dort mit unter die besten Pferdezuchten gab. Und genau dies taten wir.
Als wir gegen Mittag die Siedlung erreichten, kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Es gab viele Wohnhäusern und mittendrin verschiedenes Anderes. Ich sah einen Schmied und eine Schänke. Obwohl hier weit weniger Häuser als in Bree waren, waren sie so weitläufig verteilt, das diese Ortschaft dafür größer wirkte. Bei einem kleinen Haus mit einem Stall, hielt mein Bruder plötzlich an und stieg ab „Wir werden die Pferde hier lassen und zu Fuß gehen. So können sie sich ausruhen. Vor heute Abend reisen wir ohnehin nicht weiter." Freudig stieg ich ab und ließ auch meine gesamten Sachen am Pferd. Lediglich den Beutel mit den Münzen machte ich am Gürtel fest und da meinte Aragorn „Ihr Beide könnt gerne schon los und euch umsehen."
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen „Komm schon Elthir." Ich griff mir seinen Unterarm, damit er schnellstmöglich mitkam. Plötzlich hatte ich eine große Ungeduld und lachend beugte sich Elthir meinem Wunsch. Dann entdeckte ich einen Verkaufsmarkt und nun gab es für mich kein Halten mehr. Meine Augen gingen interessiert umher und sie konnten sich nicht entscheiden, wo sie zuerst hinsehen sollten. Bisher kannte ich nur Bree und dies spürte ich schnell. Ich war erstaunt von der Vielfalt und schaute mir viele Stände an. Die Gemüsestände boten eine große Auswahl aber schnell richtete sich meine Neugier aus was Anderes. Ich betrachtete mehrere Stoffe, in den verschiedensten Farben. Dann fiel mein Augenmerk auf einige Armbänder. Sie waren aus braunen Leder und schienen mir eher für Männer geeignet zu sein.
„Arrian, schau dir das mal an." Ich drehte mich herum und sah Elthir, der gerade sein Interesse auf einen Stand hinter mir hatte. Klingen in allen möglichen Längen wurden angeboten, mit schönen Verzierungen an den Griffen. Mein Freund schlug mir vor „Wäre ein neues Schwert etwas für dich? Du hast doch Deines schon lange." Ich musste mir ein Lachen verkneifen und erklärte diskret „Ich könnte mir kaum ein Besseres vorstellen, wie das was ich von Thranduil bekam. Außerdem würde er es mir furchtbar übel nehmen, wenn er mich mit einem anderen Schwert sieht." Verständlich nickte Elthir „Ich glaube ich muss mir dein Schwert nach Langem einmal wieder ansehen." „Kannst du gerne machen aber vorher will ich dir noch was zeigen."
Er folgte mir und schon suchte ich ein Armband heraus. Belustigt fragte mein Freund „Was wird das denn?" Lächelnd nahm ich seine rechte Hand und legte ihm probeweiser das Leder ums Handgelenk. „Das steht dir wirklich sehr gut. Das Braun passt gut zu deinen Haaren." Elthir war belustigt „Du willst mir das doch nicht ernsthaft kaufen?" Ich zuckte mit den Schultern „Natürlich. Spricht was dagegen?" Unser Verhalten amüsierte nicht nur die ältere Dame die die Sachen verkaufte, sondern auch eine junge Frau neben uns. Da mein Freund mir aber kein vernünftiges Argument geben konnte, bezahlte ich kurzerhand und grinste ihn nur an. Natürlich fühlte er sich deswegen nicht gekränkt, eher bewunderte er freudig sein Geschenk. Elthir gab mir dankend einen Kuss auf die Stirn und widmete sich wieder Männerbezogene Stände.
Die Jüngere der Frauen schmunzelte mich an und sagte einfach „Ich habe noch nie erlebt das die Frau dem Mann etwas kauft. Die meisten Männer reagieren darauf nicht so erfreut, wie euer Mann." Ich betrachtete mir die Frau mal etwas genauer. Die hatte mittelblonde Haare, die ihr bis zur Taille gingen. Dazu dunkelblaue Augen und sie war kaum größer als ich. Ihr Kleid war einfach aber trotzdem schöner als die Meisten die ich bisher sah. Ihre Aussage amüsierte mich „Das glaube ich euch gerne aber bei uns Waldläufern gibt es solche Missverständnisse nicht. Wir machen alles gemeinsam." Erstaunt fragte die Frau „Ihr seit eine Waldläuferin? Woher kommt ihr?" „Aus dem Norden." „Ein weiter Weg. Darf ich fragen, was euch nach Rohan führt?" „Wir wollen einige Pferde kaufen." Nun lächelte sie „Wenn ihr möchtet, kann ich euch die beste Zucht in Grinslade zeigen." „Danke, das wäre wirklich sehr hilfreich. Ich werde meinen Mann Bescheid sagen. Wir haben noch einen Freund mit uns."
Die nette Dame wartete, während ich Elthir informierte. Er wollte Aragorn holen und ich blieb solange bei der Frau. Sie merkte schnell das ich zum ersten Mal in Rohan war aber es war sehr angenehm mir ihr zu reden. Dann stellte sie sich vor „Mein Name ist Fanwyn. Die Zucht die ich euch gleich zeige, gehört meinen Eltern." „Ich heiße Arrian. Ich bin sehr gespannt darauf. Rohan ist bekannt für seine guten Pferde." Fanwyn erzählte stolz „Das stimmt wirklich. In Grinslade besitzen wir die größte Zucht. Damals führte sie mein Vater, mittlerweile mein Bruder und meine Mutter. Meine Schwester und ich unterstützten sie dabei."
Das klang nach einer tollen Familie. Aragorn und mein Freund kamen zu uns und ohne Umwege stellte ich alle einander vor. Wir folgten ihr und liefen ein kleines Stück dafür. Wir bekamen schon einen Einblick, denn Fanwyn kannte jedes einzelne Pferd. Von Weitem erkannten wir schon eine sehr große eingezäunte Wiese, wo sich viele Pferde bewegten. Mehrere Ställe gab es dazu und unmittelbar daneben stand ein großes Haus. Fanwyn sagte „Ich werde meinem Bruder holen. Er kann euch Alles besser erklären." Solange schauten wir uns die Pferde an. Einige kamen auf uns zu und als ich ihnen meine Hand entgegen streckte, ließen sie sich sogar anfassen. Offenbar waren sie schon zahm, dachte ich mir und streichelte einer Stute über den Hals.
Hier schien sich sehr gut um Pferde gekümmert zu werden, denn Jedes sah überaus prächtig aus. Elthir und ich unterhielten uns angeregt darüber, während mein Bruder zur anderen Seite der Koppel lief. Soweit ich das erkannte, standen Hengste dort hinten. Aragorn wollte sich gleich auf das Wesentliche konzentrieren aber ich war da viel gelassener. Faneth kam zurück, mit einem jungen Mann an ihrer Seite. Gezielt gingen sie zu Aragorn und auch Elthir machte jetzt zu ihnen. Ich konnte mich nur schwer von den Pferden los reisen und blieb noch einen Moment. Als ich hörte wie etwas zerbrach, drehte ich schnell meinen Kopf herum.
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