Wieder Daheim
Unsere Reise verlief ruhig und ohne Zwischenfälle. Die Tage waren sonnig, die Nächte mild und wir ließen uns viel Zeit mit den Pferden. Eigentlich ging es uns dreien ganz gut und wir lachten auch viel. Nach einiger Zeit erreichten wir unser Ziel und ein Lächeln trat mir ins Gesicht . Als wir den Pass überquerten und Bruchtal direkt vor uns lag, hielt ich an und genoss den Anblick. Wie sehr mir das hier fehlte, bemerkte ich erst jetzt und meine Freude stieg noch weiter an. Ich ritt voran und meine Freunde direkt hinter mir, denn ich entschied mich für den Weg durch das Haupttor zu nehmen. Als wir es passierten, machten die Wachen eine kleine Verbeugung und ich erwiderte Diese. Wir hielten auf dem großen Vorplatz an und ich stieg ab. Sofort kam Lindir zu uns und war sichtlich überrascht „Arrian was macht ihr hier? Ich wurde nicht über euer Kommen informiert." „Nein ich hatte Niemanden gesagt das wir kommen würden" sagte ich lächelnd. „Auf jeden Fall freue ich mich das ihr wieder da seit." und nun lächelte er auch. „Ist Herr Elrond da?" „Ja ich werde ihn holen."
Währenddessen ging ich wieder zu meinen Freunden und auch sie stiegen ab. Beide waren noch nie in Bruchtal und merkten auch schnell, das ich hier anders behandelt wurde. Orophin sah sich um und sagte „Du hast es wirklich schön hier." „Ja es ist einfach wunderbar." „Dann bedauer ich echt richtig das wir morgen schon wieder zurück müssen." „Ich bedauer es auch." antwortete ich etwas betrübt zu Beiden. Dann hörte ich meinen Namen „Arrian." Es war Herr Elrond der die Treppe herunter kam. „Ist etwas geschehen? Ich wusste nicht das du kommen würdest." sagte er und hatte wieder ein Lächeln für mich. Ich bekam vor Freude keinen Ton raus und so lief ich auf ihn zu und schloss ihn fest in eine Umarmung. Diese erwiderte er und gab mir ein Kuss auf die Stirn. Ich atmete ganz ruhig und genoss die Herzenswärme, die von ihm ausging. Wir lösten uns wieder und ich sah ihn an „Ich erzähle euch später alles. Ich möchte euch 2 meiner Freunde vorstellen die mich begleitet haben." Nachdem Orophin und Finion freundlich von Elrond begrüßt wurden, kam Jemand der unsere Pferde versorgte und meinen Freunden ihre Gästezimmer zeigte.
Herr Elrond bestand darauf gleich mit mir zu reden, was mir sehr recht war. Wir setzten uns mit einem Tee auf die Terrasse und er begann „Du hast dich verändert Arrian...aber zum Guten versteh mich nicht falsch." er lachte leicht und steckte mich direkt damit an. „Wisst ihr das liegt sicher an dem Training und meinen Diensten in Lorien." „Und wie ich sehe, warst du erfolgreich im Dienst." sagte er und schaute auf meine Auszeichnung. Ich hatte sie völlig vergessen abzumachen und als ich dies nachholen wollte stoppte er mich „Nein lass sie dran. Wenn du etwas ehrlich verdient hast, dann solltest du auch stolz darauf sein." Er hatte recht mit dem was er sagte, dennoch sah ich ihn etwas schwermütig an „Und warum fühle ich mich nicht stolz?" Nun merkte er das mich etwas bedrückte und er ergriff meine Hände „Was belastet dich mein Kind?" Ich überlegte was ich ihn erzählen sollte und was lieber nicht „Ich bin gegangen weil ich Unstimmigkeiten mit Jemanden hatte." Und als ob er meine Gedanken lesen konnte fragte er nur „Mit Haldir?" „Ja hauptsächlich mit ihm." „Du kannst mir alles erzählen Arrian. So wie früher. Ich werde immer für dich da sein." Nun entlockte er mir ein kleines Lächeln und ich entspannte mich. Er ließ meine Hände los und setzte sich wieder aufrecht hin, bereit mir zuzuhören. Ich selber sprach mit klaren Worten „Alles lief gut. Das Training, mein Dienst und auch mit Haldir schien alles in Ordnung zu sein...aber dann stellte sich heraus das er mir etwas verschwieg und mich deswegen sogar belog...und das tat mir einfach zu weh. Als er beschloss mich bei der Grenze nicht mehr zu wollen, weil es ihn zu gefährlich erschien, verstand ich gar nicht's mehr. Ich versuchte ihm zu erklären das ich nicht trainiert habe, um tatenlos da zu sitzen. Aber er hat sein Stolz und ich meinen Dickkopf. Wir stritten uns einige Male und ich fand ich sollte lieber wieder nach Hause kommen." Elrond sah mich etwas erstaunt an aber schien dennoch ein wenig zu schmunzeln „Arrian du hattest schon immer auf deine Meinung beharrt, was keine schlechte Eigenschaft ist. Ich habe dich so gut es geht alles gelehrt was wichtig ist. Auch das wenn du einen festen Standpunkt hast das du dich von Niemanden vom Gegenteil überzeugen lassen solltest, wenn du es nicht für das Richtige hältst." Lächelnd sah ich ihn an „Und ich danke euch auch dafür. Ich würde euch auch gerne um etwas Bitten." „Sicher was du möchtest." „Gebt mir ein eigenes Kommando." Ich konnte sehen wie er kurz überlegte „Warum eigentlich nicht. Ich habe im Moment sowieso nur 2 Gruppenführer bei der großen Anzahl von Wachen. Du kannst morgen schon deine eigene Führung haben wenn du möchtest." Ich wurde vor Freude darüber, hier völlig Ernst genommen zu werden, so mitgerissen das ich mich über Herrn Elrond lehnte und ihn fest in meine Arme nahm. Zu meiner Freude erwiderte er auch diese wieder und ich fühlte mich sehr glücklich. Es gibt eben Dinge die sich nicht ändern, egal wie alt man ist oder wie lange man fort war. Wir sprachen noch einige Zeit über alles Mögliche, denn er wollte alles von mir wissen. Ich erzählte ihm wie ich zu dem Abzeichen kam und was ich alles in Lorien erlebt habe. Jedenfalls das Meiste. Er erzählte mir von den Angriffen, den neuen Wächtern und den 2 Gruppenführern. Wir hörten uns gegenseitig interessiert zu und jedes Wort von ihm machte mich unbeschwerter.
Ich verbrachte den restlichen Tag mit meinen Freunden und Abends saßen wir zu viert beim Essen zusammen. Die Zeit verging viel zu schnell und die Zeit zum Abschied nehmen war bald gekommen. Mein Zimmer sah immer noch so aus, wie als ich es verlassen hatte und sofort fühlte ich mich wieder wohl, denn ich war wieder Zuhause. Am nächsten Morgen musste ich schweren Herzen's Orophin und Finion auf Wiedersehen sagen. Beide schloss ich noch einmal in eine feste Umarmung und ich sah Ihnen noch hinterher bis sie nicht mehr zu erkennen waren. Ich ging auf mein Zimmer und machte mich fertig. Dazu legte ich meine Armschoner und Weste an und band mir die Pfeile um. Herr Elrond bestand darauf das ich hin und wieder meine Tiara tragen solle. Er bat mich wie ein liebender Vater darum und ich konnte ihn diese Bitte nicht ausschlagen. Mein Abzeichen trug ich auf seine Worte hin steht's und meine Haare hatte ich wieder fest geflochten. Ich ergriff mein Bogen und ging zu Herr Elrond, der mich lächelnd erwartete „Arrian du siehst wirklich sehr beeindruckend aus." Er bot mir seinen Arm an und zusammen gingen wir auf unseren Übungsplatz, wo die beiden Gruppenführer schon warteten. Bevor wir an kamen ließ ich jedoch Elronds Arm los und er grinste mich nur an. Ich wollte nicht wie das junge Mädchen von Elrond wirken, sondern wollte mir den Respekt verdienen und er verstand mich auch wortlos.
Ich erkannte schon von Weiten das es eine Frau und ein Mann waren und als sie uns sahen, kamen sie uns entgegen und Elrond stellte uns vor „Arrian das sind Meliel und Elras. Elras müsstest du noch kennen, er war Wächter als du gingst. Das ist Arrian. Sie ist gestern erst aus Lorien zurück gekehrt." Ich nickte leicht und die Anderen taten es mir gleich. Herr Elrond verabschiedete sich und nun konnte ich die Beiden richtig kennen lernen. Ich sah Elras an und fragte „Ja ich kenne euch noch. Wart ihr nicht damals an der Südgrenze gewesen?" Er lächelte „Ja das ist richtig und das ist sie heute noch...aber einmal unter uns, könnten wir die Etikette bei Seite lassen? Nur wenn ihr damit einverstanden seit." Ich lachte und atmete entspannt durch „Ja sehr gerne. Ich bin ja nicht besser als ihr und ich denke wir sind alle gleich." „Na das sehe ich nicht so. Wo hast du das her?" Lächelte mich Meliel an und deutete auf mein Abzeichen „Das habe ich aus Lorien." Erstaunt sahen mich Beide an „Das war sicher nicht leicht verdient." sagte sie und ich wusste keine so rechte Antwort. Ich konnte ja schlecht erzählen, das ich mich Wochen lang Gefahren ausgesetzt habe und den Anweisungen eines Hauptmannes ignorierte. Jedenfalls nicht am ersten Tag des Kennenlernens. Elras übernahm die Situation und legte mir und Meliel je ein Arm um die Schulter und sagte „Was haltet ihr davon wenn wir Arrian erst einmal ihre Gruppe vorstellen und heute Abend reden wir 3 mal in Ruhe bei einen Glas Wein." Wir Frauen mussten lachen aber waren mit dem Vorschlag durchaus einverstanden. Ich fand es erleichternd das wir uns auf Anhieb so gut verstanden und hier in Bruchtal ging es Teilweise eh etwas lockerer zu. Als die Beiden mir meine Gruppe zeigten war ich kurz erschrocken, denn mit so vielen Wächtern hätte ich nicht gerechnet. Wir standen etwas höher auf einen Hügel und ich konnte alles gut überblicken. Etwas irritiert fragte ich sie „Hab ihr auch so große Gruppen?" „Nicht wirklich. Jeder von uns gab die Hälfte an dich ab." erklärte mir Meliel und fragte noch „Ist das deine erste Führung?" Ich nickte nur, denn noch immer war ich etwas überrumpelt. Sie sprach mir gut zu „Du schaffst das schon." „Das sind alles sehr gute Wächter. Du wirst schon Respekt bekommen, allein wenn sie dich sehen." sagte Elras.
Sie verabschiedeten sich und gingen wieder zu ihren Gruppen. Vorher erzählten sie mir noch für welche Grenzbereiche ich zuständig bin und ich sah mir meine erste eigene Gruppe noch einmal an. Einige unterhielten sich, einige trainierten und es waren mehr Männer als Frauen. Natürlich waren es alles Elben aber das kannte ich auch nicht anders. Viele von ihnen habe ich noch nie gesehen und ich hatte Sorge das sie einer 18 Jährigen Menschenfrau nicht Folge leisten werden. Dazu kam noch das ich nicht sonderlich groß war, eher alles nur normal. Langsam ging ich zu ihnen hinab, mit erhobenen Hauptes und gerader Körperhaltung. Als mich die Ersten bemerkten wiesen sie die Anderen darauf hin und alle stellten sich vor mir auf. Wie viele mögen das wohl sein? 70, 80 oder noch mehr? Herr Elrond hat mir ja erzählt das er mehr Wächter angefordert hatte als die Angriffe zu nahmen aber mit so vielen hätte ich nun doch nicht gerechnet. Ich sah einmal in die Runde und begann „Ich bin ab heute eure neue Gruppenführerin. Mein Name ist Arrian. Einige kennen mich vielleicht. Wir sind ab heute für die Nord und Ostgrenze zuständig. Zuerst möchte ich mir ein Bild von Jedem machen und euch dann einteilen. Wir fangen hier vorne gleich an. Komme bitte zu mir." Ich war erstaunt und es lief von ganz alleine. Alle hörten mir zu und jeder erwies mir Respekt. Ich sah mir jeden genau an und teilte die Hälfte von ihnen in mehrere Gruppen auf. Den Rest beobachtete ich beim Training, an den ich selber auch Teil nahm.
Alles in allem war es ein erfolgreicher erster Tag. Abend's traf ich mich wie versprochen mit Meliel und Elras im Lager. Das Lager hier war ein wenig anders als in Lorien, denn es war etwas kleiner aber anders Ausgestattet. Ich erzählte den Beiden von meiner Ausbildung in Lorien und schlug deshalb einige Veränderungen beim Training vor. Sie hörten mir interessiert zu und später sprachen wir noch über Privates. Beide lernte ich dadurch schnell kennen und sie waren sehr nett und offen. Ich fühlte mich ausgezeichnet, denn besser hätte mein nach Hause kommen nicht sein können.
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