Versagt
Ein gewaltiger Schmerz durchzog meinen ganzen Körper aber ich riss mich zusammen, um nicht zu schreien. Als ich aufsah, erkannte ich Haldir der schon neben mir kniete. Ängstlich fragte er „Geht es dir gut? Hast du dich verletzt?" Mein schmerzverzogenes Gesicht verbarg ich noch und als ich ihm es nun zeigte, versuchte ich ruhig zu wirken „Ich hatte Glück. Ich glaube es ist nicht's gebrochen." Eine kleine Erleichterung spiegelte sich in seinen Augen, bevor er mir auf half und lieb meinte „Wir werden uns das gleich mal ansehen." Stützend brachte er mich vom Platz runter und ich versuchte meine Haltung zu bewahren aber mein Scheitern sagte mehr aus. Meine Freunde sahen mich besorgt an und Feanor schaute mit einer sicheren Selbstüberzeugung. Ich hatte ihn mit meiner Leistung darin bestätigt, das ich schwach war und seinen Anforderungen nicht genügte.
Mein Liebster führte mich an ihm vorbei und wir gingen nach drinnen. Natürlich gab es bei so vielen Elben auch mehrere Heiler aber Haldir bestand darauf, sich selber um mich zu kümmern. Im Zimmer nahm er mir zuerst Pfeiltasche und Bogen ab und dann zog er mir die Tunika aus. Das war aber nicht ohne Schmerzen und diesmal konnte er sie auch hören. Ich konnte und musste mich nicht länger beherrschen, denn nun waren wir alleine. Vorsichtig tastete er meine Beine ab und auch hier tat mir einiges weh. Er musste mich komplett ausziehen und sehr behutsam entkleidete er mich. Ich konnte blaue Flecken an Armen und Beinen erkennen. Gezielt drückte er leicht auf verschiedenen Stellen und fragte mich immer ob ich Schmerzen hätte. Ich antwortete ihm ehrlich, bevor er meine Gelenke und meinen Brustkorb untersuchte. Es war wirklich nicht's gebrochen oder ähnliches und ich legte mich mit dem Bauch auf's Bett. Er nahm 2 Salben aus meiner Taschen und behandelte damit meine Stellen.
Liebevoll sprach er „Du hattest wirklich großes Glück gehabt. Ich habe schon gesehen wie viele dabei Knochenbrüchen erlitten haben. Nach der Salbe bekommst du noch was von mir gegen die Schmerzen." Betrübt sagte ich „Ich habe mich vor deinem Vater völlig blamiert. Von den Anderen fange ich gar nicht erst an." „Hör auf. Das hast du nicht. Was glaubst du wie Viele das beim ersten Mal nicht geschafft haben. Was die Anderen denken sollte dir egal sein und was meinen Vater angeht...er weiß das du für mich nicht die Beste sein musst, damit ich dich liebe...und du weißt das auch. Du hast es heute immer hin versucht und nur das zählt. Jedenfalls für mich. Ich bin stolz auf dich, denn du stellst dich einer Aufgabe und zeigst damit das du Mut und Entschlossenheit hast. Das ist es was Jeden auffällt, auch wenn du das vielleicht nicht mitbekommst...und meinem Vater fällt das auch auf." Gerührt über seine Worte lächelte ich ihn an „Danke...auch das du nicht enttäuscht bist von mir. Ich habe Angst dich mit meiner Leistung zu blamieren." „Das ist doch Unsinn. Jeder weiß das hier extrem harte Bedienungen sind. Nicht alles sofort zu können heißt nicht das man schlecht ist. Und Eines kannst du mir glauben...von den Frauen draußen hat es nicht eine beim ersten Mal geschafft. Glaub mir ich kenne sie alle."
Er lachte beim letzten Satz und steckte mich direkt damit an. Aber er hatte auch recht damit, das es nicht schlimm ist nicht alles auf Anhieb zu können. Das ich seinen Vater mit meiner Entschlossenheit auffiel, überraschte mich aber schon. Haldir war nun fertig mit der Salbe und ging kurz zu einem Heiler, wegen eines Schmerzmittels. Ich zog mich in der Zeit wieder an und schaute mich ein wenig im Zimmer um. Er hatte ein paar interessante Bücher die ich mir einmal ansehen wollte, wenn ich mal die Zeit dafür hätte. Nach einer Weile kam er wieder „Entschuldige es hat etwas länger gedauert. Mein Vater hat noch mit mir geredet. Er wollte wissen wie es dir geht." Ich bekam ein erstauntes Gesicht und fragte direkt „Wollte er nur wissen ob ich mir was gebrochen habe, oder denkt er das ich mich dadurch den ganzen Tag zurück ziehen werde?" „Beides...und weil ich dich kenne habe ich dir ein sehr starkes Mittel geholt. In spätestens einer Stunde wirkt es." sagte er mir mit einem kleinen Grinsen.
Ich war ihm so dankbar das er mich verstand, denn ich wollte mir auch meinen Stolz bewahren. Ich trank das Mittel und wir warteten in Ruhe die Wirkung ab. Wir unterhielten uns über die Gruppen die Irraen und ich bekommen sollten und ich sagte ehrlich das ich Bedenken habe, das es alles ohne Schwierigkeiten funktionieren wird. Mein Liebster bot mir an sie sich vorher einmal Beiseite zu ziehen um sie darauf hinzuweisen, das sie jeden Gruppenführer Folge zu leisten haben aber ich lehnte das ab. Er verstand das ich es alleine regeln wollte, so wie in Bruchtal aber ich wollte hier weiterhin ohne meinen Vorteil auftreten. Bis auf Feanor, den Trainern und den Hauptmännern, hatten alle hier die gleiche Stellung. Allein mit meiner Auszeichnung aus Lorien, würde mich das höher stellen aber ich wollte es auch ohne schaffen. Auch dies verstand Haldir und ich war ihm dafür sehr dankbar, das er mich das selber entscheiden ließ. Orophin trug jeden Tag seine Auszeichnung und wir sprachen auch schon darüber, warum ich Meine nicht trug. Sie sollten mich alle so kennen lernen wie ich bin, vor allem Feanor. Auch wenn ich damit kaum voran kam, wollte ich mich so lange es ging gleichgestellt mit den Anderen beweisen. Ich wollte immerhin eine neue Herausforderung und so betrachtete ich es immer noch.
Nach über einer halben Stunde wirkte das Mittel bereits und ich fühlte mich gut genug um wieder zu den Anderen zu gehen. Haldir half mir trotzdem noch dabei die Pfeiltasche umzulegen. Mit dem Bogen in der Hand und erhobenen Kopf, gingen wir zu Irraen und Orophin. Sie fragten mich wie es mir ginge und ich klärte sie vollständig auf. Auch Killion kam zu uns und wollte mit mir alleine reden „Ich muss ehrlich sein, ich hätte nicht gedacht dich so schnell wieder zu sehen. Wem willst du damit was beweisen?" Nachdenklich meinte ich „Ich denke mal in erster Linie mir selber aber ich will auch zeigen das ich nicht so schwach bin, wie alle denken." Dann grinste ich „Neben Haldir will ich ja auch eine gute Figur machen. Aber eins kannst du mir glauben...wäre nicht alles in Ordnung, würde er mich auch nicht aufstehen lassen." Nun lachte er etwas „Willst du trotzdem noch heute die Gruppe übernehmen? Wir könnten das auch verschieben." Ungläubig mit hochgezogener Braue schaute ich ihn an und er legte bestätigend seinen Arm um mich „Ich versteh schon. Du bist eben genauso festen Willen's wie dein Verlobter."
In meinem Inneren fühlte ich mich wie damals in Bruchtal, als ich vor den Augen meines Bruders verloren hatte aber nach außen wollte ich mir nicht's anmerken lassen. Ich wollte das es alles wie geplant weiter ging, denn ich wollte mich nicht durch Prellungen davon abhalten lassen. Dank dem Schmerzmittel spürte ich im Moment auch nicht viel und ich konnte mich auf das Wesentliche konzentrieren. Am späten Nachmittag ging Killion mit Irraen und mir zu 2 Gruppen. Meine Freundin war immer noch aufgeregt und ich sprach ihr noch einmal gut zu. Killion machte uns Beiden eine Erkennung an die Kleidung. Ein Zeichen eines Gruppenführers, denn bei so vielen Elben hier brauchte man das auch. Dann lief sie los und wir hielten uns zurück, denn ab hier musste sie alleine bestehen. Sie stellte sich vor und unterteilte sie in kleinere Gruppen mit verschiedenen Anweisungen. Es lief wirklich gut bei ihr und ich lächelte zusammen mit Killion. Haldir und Orophin hatten uns versprochen nicht dabei zu sein, denn sie sollten auf die Anderen keinen Einfluss nehmen.
Wir liefen zu meiner Gruppe und Killion sagte nett „Du hast doch in Bruchtal deine eigene Führung. Das sollte für dich doch ein Leichtes werden." „Ich hoffe es zumindest." „Mach es einfach genauso wie sonst auch." Ich grinste ihn an „Naja in Bruchtal trete ich eigentlich etwas anders auf aber ich will es auch so hinbekommen. Mal abgesehen davon respektieren mich die Meisten Zuhause von Anfang an. Das Problem habe ich eigentlich nur mit Elben von hier." Lächelnd sagte er „Es spricht nicht's dagegen das du dich so gibst wie bei dir. Was hält dich davon ab?" „Ich will es gleichgestellt versuchen, ohne Vorteile zu nutzen. Sie sollen mich respektieren, weil ich sie führe und nicht weil sie denken, sie müssten auf mich hören und mir dafür keinen Respekt entgegen bringen." erklärte ich ihm und er verstand mich „Das klingt wirklich gut von dir und ich hoffe das es dir gelinkt. Eigentlich sind alle darauf gelernt, Jemanden folge zu leisten aber es wäre auch völlig normal wenn du deinen Vorteil nutzt, wenn du schon einen hättest. Bei dem was du mir über einige deiner Wächter erzählt hast, würde ich das sogar für gut heißen. Normal sind es Elben eben nicht gewohnt von Menschen Befehle anzunehmen."
„Das stimmt schon und das ist mir auch nicht fremd, das es manchmal eine Weile dauern kann aber ich will es dennoch erst einmal so versuchen." Wir lächelten uns verständnisvoll an und dann zeigte er mir meine Gruppe. Es waren weit mehr als ich in Bruchtal hatte aber das sollte keinen Unterschied machen. Einige von ihnen habe ich schon kennen gelernt, was es aber nicht wirklich einfacher machte. Ich ging zu ihnen und stellte mich vor. Auch ich wollte sie in kleinere Gruppen einteilen und machte alles so wie in Bruchtal, doch dieses Mal lief alles anders. Keiner wollte so recht auf mich hören und viele schauten mich nur Anteilnahmslos an. Ich schlug einen strengeren Ton an aber selbst das half nicht. Nun wies ich sie auf ihre Pflicht hin und das sie mir als Gruppenführer zu folgen hätten. Dies half wenigstens und missmutig taten sie was ich ihnen sagte. Ich war doch sehr verärgert über ihr Verhalten und schaute zerknirscht zu Killion. Dieser unterhielt sich gerade mit Feanor. Das hatte mir gerade noch gefehlt, das er das Ganze miterleben musste. Der Tag hätte wirklich nicht noch schlimmer laufen können, doch er zeigte mir mit seiner reinen Anwesenheit das es wahrlich so sein kann. Der Volksherr sah mich sehr überheblich an und ich fühlte mich ziemlich eingeschüchtert. Dieser Elb machte mir wirklich zu schaffen und es war äußerst schwierig an ihn heran zu kommen.
Als es dunkel wurde entließ ich alle für heute und suchte Irraen. Sie war auch gerade dabei ihre Wachen zu entlassen und kam lächelnd auf mich zu. Ich erwiderte es und fragte sie „Und wie lief es bei dir?" „Es lief wirklich sehr gut. Ich hätte nicht gedacht das es mir so einfach fallen würde." „Das freut mich sehr für dich. Feanor wird von dir begeistert sein...na und wir sind sowieso schon stolz auf dich." Sie umarmte mich glücklich und fragte „Und wie war es bei dir?" Ich zuckte mit den Schultern und erklärte geknickt „Wie erwartet. Ich hatte richtige Probleme mit ihnen." „Das tut mir sehr leid für dich." Ich lächelte sie wieder an und meinte „Das macht nicht's. Wichtiger ist es das du eine gute Figur machst und das Verhältnis zwischen Haldir und seinem Vater." Sie schaute mich betroffen an und wir legten uns gegenseitig ein Arm auf die Schultern. Meine Freundin wusste genauso wie ich, das es nur wenig Sinn macht mehr Hoffnung in meine Arbeit zu stecken, egal wie gut oder schlecht ich war.
Wir suchten unsere Männer und fanden sie wie ihr Vater gerade mit ihnen sprach. Ich ließ meine Freundin los und mir wurde ein wenig anders als Feanor in unsere Richtung sah, denn er führte gerade eine Diskussion mit Haldir. Orophin kam zu uns und wir unterhielten uns kurz. Als Vater und Sohn ihr Gespräch immer noch nicht beendet hatten, beschloss ich einfach auf unser Zimmer zu gehen. Ich wollte den Tag endlich hinter mich bringen und als ich die Tür hinter mir schloss, hoffte ich sehr es würde mir gelingen. Ich legte alles ab und zog meine Tunika aus, bevor ich mich auf's Bett fallen ließ. Nach einer Weile kam auch mein Liebster und setzte sich lächelnd neben mich. Ich ergriff seine Hand und lächelte milde zurück „Dein Vater hat dir sicher schon davon erzählt wie es bei mir lief!?" „Ja hat er aber darum musst du dir keine Gedanken machen. Ich würde den Wachen am liebsten eine gehörige Ansage machen, für ihr Verhalten aber ich habe dir versprochen mich raus zu halten. Du weißt aber auch das du das nicht tun musst. Wenn du genug hast sag was und wir brechen wieder auf." sagte er lieb zu mir. „Nein ist schon gut. Ich habe dir gesagt das ich es schaffen will und daran halte ich fest." „Du hast wirklich einen starken Willen meine Schöne. Mein Vater sagte mir das er uns alle Vier heute zum Essen sehen möchte. Hättest du Lust darauf?" „Sicher versuchen kann man es mal wieder. Vielleicht ergibt sich auch etwas Nettes daraus." antwortete ich ihm lieb und er lächelte mich an, bevor er mir einen Kuss gab.
Ich fragte ihn noch nach dem Gespräch zwischen den Beiden und mein Liebster erzählte mir das es um mich ging. Feanor war von meiner Leistung heute alles andere als begeistert gewesen aber diesmal konnte ich ihn auch verstehen. Haldir verteidigte mich da die Bedienungen hier für mich nicht gerade die Besten waren aber sein Vater war der Meinung, das Jemand der seiner Familie angehören wollte, sich überall behaupten müsste. Als ich der Aussage seines Vater's zustimmte, schaute er mich Haldir verwundert an. Ich erklärte ihm das ich Feanor auf eine gewisse Weise verstand, das er nur starke Persönlichkeiten in seiner Familie will, denn immerhin wurde ihnen vieles abverlangt. Dazu meinte ich noch, das sein Vater mir auch etwas mehr entgegen kommen könnte aber dafür war er eben zu stolz. Wir machten uns frisch und zogen uns neue Sachen an, bevor wir gingen. Feanor sprach viel von Irraen und das er sehr von ihr beeindruckt war heute. Er hatte aber genug Anstand nicht über meine Misserfolge zu sprechen. Ich war über den Abend sehr schweigsam und hörte ausschließlich zu. Meine Freundin schaute des Öfteren etwas schwermütig zu mir und ich gab ihr mit einem Lächeln zu verstehen, das es für mich in Ordnung wäre.
Ich begriff heute Abend aber auch das ich mir einen besseren Respekt verschaffen müsste und das ginge am Besten, wenn ich den Parkour bestehen würde. Als wir später ins Bett gingen konnte ich keinen Schlaf finden. Zu sehr kreisten meine Gedanken um eine Lösung des Problems. Als Haldir schon fest schlief, nahm ich vorsichtig seinen Arm von mir der mich liebevoll umfasste. Ich stand auf, zog mir was an und ging nach draußen. Es war eine herrliche Nacht. Sehr ruhig und der Mond erhellte alles. Ich lief zum Parkour und betrachtete ihn mir ausführlich. Irgendwo hier musste ich doch eine Antwort finden und ich nutze die Stille um mich um nachzudenken. Doch lange war ich nicht alleine mit meinen Gedanken und schaute sehr überrascht, als Feanor plötzlich neben mir stand.
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