
Kapitel 4
Wenn ich sage, der Brief war seidig weich, dann ist das keine Übertreibung. Dieses Papier musst wahrscheinlich sehr viel Wert sein und das erkannte ja selbst auch ich. Eigentlich war ich nämlich, sagen wir mal nicht sehr begabt, wenn es ums abschätzen ging. Aber das war jetzt auch egal. Mich interessierte viel mehr das rote Wachssiegel mit dem der Brief verschlossen worden war. Normalerweise verschlossen Leute wie ich, also normale Leute wenn man das so sagen kann, die Briefe ohne Wachssiegel. Wir falteten sie und verschickten sie, aber das wars Dan auch schon. Das alles kam mir irgendwie komisch vor und wenn der Brief wirklich sechzehn Jahre lang irgendwo rumgelegen hat, dann war er erstaunlich gut erhalten. Außerdem verstärkte das meinen Verdacht, daß Silvia die ganze Zeit davon gewusst hat und nur darauf gewartet hat mich damit erpressen zu können. Aber darüber machte ich mir keine weiteren großen Gedanken mehr. Vorsichtig strich ich mit den Fingerspitzen über das Siegel. Ich hatte schon einige Siegel aus den Geschichtsbücher aus unserer Schule gesehen. Die hatten sich alle immer auf irgendeine Art und Weise geähnelt, aber das hier war anders.
Sein Aussehen, vielleicht klingt das verrückt, aber es kam mir seltsam vertraut vor. In der Mitte war ein Mädchen, das ihre Arme ausstreckte, um sie herum waren die vier Elemente Erde, Feuer, Wasser, Luft und ganz außen waren um alles herum noch mal kleine Zacken eingezeichnet. Es war wunderschön und doch hatte ich keine Erinnerung daran. Aber genau das machte mich traurig. Dieses Siegel hatte sehr wahrscheinlich einst meinen Eltern gehört und ich hatte nicht mal eine Erinnerung daran. Woher kam ich, dass war gerade die große Frage die in meinem Kopf rum schwebte. Wenn meine Eltern ein Siegel hatten, dann konnten sie keine einfachen Bürger gewesen sein. Doch wenn das stimmte, warum haben sie mich dann weggegeben? Was war gewesen, dass sie sich so entschieden haben?
Ich wollte diesen Brief lesen, aber ich hatte das Gefühl, dass ich wenn ich diesen Brief las ein wenig Unterstützung brauchte.
Plötzlich fiel es mir wieder ein. Wie konnte ich sie nur vergessen haben, wie konnte ich die Wölfin vergessen die sich heute morgen so rührend um mich besorgt war. Ich wusste nicht woher das kam oder warum es so war, aber mein Gefühl sagte mir, dass ich jetzt zum Wald laufen sollte. Es sagte mir, ich solle die Wölfin suchen, dass wenn ich diesen Brief nämlich las die Unterstützung der Wölfin brauchte. Das sie für mich da wäre, wenn ich Hilfe beim verarbeiten dieses Briefes brauchte. Also stand ich ruckartig auf, lief schnell nach oben um mir meine Haare einmal durch zu kämmen, damit sie nicht völlig verfilzten und rannte dann aus dem Haus in Richtung Wald. Den Brief hielt ich fest umklammert. Die Dorfbewohner an denen ich vorbei rannte, sahen mich missbilligend und Kopf schütteln an und das machte mich langsam so wütend, dass ich stehen blieb. Laut und deutlich, damit es auch jeder mitbekam, begann ich zu sprechen:„Ihr hört mir jetzt mal zu!Verstanden?!"
Sie alle, blickten erschrocken und verstört auf, als sie meine Stimme hörten, die neben bei einen drohenden Unterton hatte.
„Wenn euch verdammt noch mal nicht gefällt, was ihr seht oder hört, dann guckt oder seht verdammt noch mal nicht hin, habt ihr mich VERSTANDEN! Glaubt ihr etwa, ich will eure Visagen jeden Tag sehen und ihr könnt euch eure Regeln sonst wo hinschieben. " Jetzt fing ich an zu grinsen als ich ihre erstarrten Gesichtsausdrücke sah und fügte hinzu:„ Um euch daran zu erinnern, ihr seid die jenigen, die die Regeln für eure Dorfgemeinschaft gegründet habt. Aber ich sollte euch daran erinnern, dass ich mich nicht daran halten muss. Schon vergessen ich bin eine Außenseiterin und in diesem Dorf sogar gerne, dadurch muss ich mich nicht an eure selten dämlichen Regeln halten, die so oder so zu nichts führen. " Damit drehte ich mich um und lief weiter in Richtung Wald, gleichzeitig hörte ich hinter mir noch wie langsam die Leute die ich gerade zusammen gestaucht hatte wieder in Bewegung kamen und begannen weiter zu arbeiten. Den hatte ich es aber mal gezeigt. Was dachten die sich eigentlich.
Am Wald angekommen sah ich schon wie die Wölfin auf mich zu gelaufen kam, ganz so als hätte sie die ganze Zeit auf mich gewartet. Bei mir angekommen blieb sie vor mir stehen und hielt mir ihren Kopf hin. Als würde sie erwarten, dass ich sie zur Begrüßung hinter den Ohren kraulte. Das tat ich dann auch lachend als sie wie eine Katze zu schnurren anfing. Vorsichtig kniete ich mich dann, nach einer großen Streicheleinheit vor sie hin. Selbst wenn wir uns erst seit heute morgen kannten, hatte ich trotzdem das Gefühl als würde ich sie schon ewig kennen. Als würde zwische uns beiden ein Band bestehen, dass uns sagte wir können einander vertrauen und das tat ich auch.
„Hey Süße,
Lange nicht gesehen, was?" Die Wölfin wippte mit ihrem Kopf vor und zurück, als würde sie nicken. Vielleicht mag auch das verrückt klingen, aber wir verstanden uns auf irgendeine Art.
„Hast du eine Ahnung, wo wir einen ruhigen und ungestörten Platz hier im Wald finden?"
Wieder wippte sie mit dem Kopf als würde sie nicken und drehte sich dann um und bedeutete mir ihr zu folgen. Langsam lief sie los immer weiter in den Wald hinein, bis wir auf eine Lichtung kamen. Hier war es vollkommen still, außer dem plätschert des kleinen Wasserfall auf der anderen Seite der in einen ruhigen See lief. Die Wiese war in einem leuchtenden Waldgrün, nicht so wie die Wiesen in der Nähe der Dörfer, die gelb und fast ausgetrocknet waren. Es war hier wunderschön und die Atmosphäre war so angenehm das ich laut aufseufzte. Die Wölfin neben mir gab ein Knurren von sich, dass sich anhörte als würde sie mich gerade auslachen und das holte mich zurück aus dem Staunen. Ich schloss den Mund der mir unbewusst aufgeklappt war und funkelte die Wölfin neben mir böse an. Die ignorierte das jedoch und schob mich sanft in Richtung Mitte der Wiese. Wo sie sich hinsetzte und mir mit dem Kopf bedeutete es ihr gleich zu tun. Selbst wenn sie Nu mit dem Kopf schenkte, wusste ich dennoch was gemeint war.
Auf dem Gras zu sitzen fühlte sich so an als würdest du auf einem super flauschigen Kissen sitzen. Also dieser Ort zählte ab heute zu meinen Lieblings Orten oder besser gesagt er war ab jetzt mein einzigster Lieblingsort.
„So ", begann ich zu sprechen.
„Meine Stiefmutter von der ich dir heute morgen erzählt habe, hat mich erpresst sonst hätte ich diesen Brief nicht bekommen. Ich muss so lange die Königsfamilie hier ist, vielleicht nicht immer aber so oft es geht Kleider und Schmuck anziehen. Außerdem verlangt sie, dass ich mich besser benehme" Ich seufzte und die Wölfin stupste mich auf munternd an. Daraufhin lächelte ich sie dankbar an.
„Aber egal. Aufjedenfall ist dieser Brief von meinen leiblichen Eltern. Vermutlich. Den habe ich bekommen, im Gegenzug muss ich mich jetzt zum Affen machen, während die königliche Familie da ist, aber um ehrlich zu sein, habe ich mehr Angst davor diesen Brief hier zu öffnen, als freiwillig hier im Krieg mit zu helfen. Ich konnte ihn einfach nicht alleine öffnen. Es mag vielleicht merkwürdig klingen, aber ich habe das Gefühl das ich dir vertrauen kann"
Als die Wölfin vor mir Aufstand und sich neben mich setzte, lehnte ich mich an sie und das Gefühl von ihrem Fell auf meiner Haut beruhigte mich ein wenig. Also fasste ich all meinen Mut zusammen und brach das Siegel. Als ich den Brief aus dem Umschlag nahm, auseinander faltet und zu lesen begann, wusste ich schon jetzt das er mein Leben gewaltig ändern würde.
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