Kap. 99 Ignoranz und neue Freundschaft
Nasuada pov
Während mir der König mal wieder erklären wollte, dass sein Reich besser, er als Herrscher die größte Wohltat in Alagaësias Geschichte und unser Feldzug sowieso zum scheitern verurteilt war, blickte ich immer wieder zu Murtagh, der an der Feuerschale stand. Es war leicht, sich auf ihn zu konzentrieren, denn egal wie mächtig Galbatorix war, er konnte sich nicht in mich hinein denken. Er hatte schon mehrfach versucht, mich damit zu überzeugen, dass mein Loyalitätsversprechen mich in eine höhere Machtposition setzen würde und nahezu den gleichen Posten unter seiner Herrschaft hätte, wie ich es bis vor einiger Zeit bei den Varden hatte. Er schien nicht verstehen zu können oder zu wollen, dass mir diese Positionen vollkommen gleichgültig waren. Trotzdem sagte ich das nicht so direkt, denn auf diese Weise war ich vollkommen sicher vor seiner gespaltenen Zunge.
Während er jedoch redete und mit allen nur erdenklichen sprachlichen Bildern seine Vision vortrug, in dem Glauben, irgendwann müsste ich davon überzeugt werden, starrte sein Lakai, denn mehr war Morzans Sohn hier unten nicht, starr in die Glut der Kohlen. Aus der Maske, die er über sein Gesicht zu legen versuchte, bröckelten aber immer wieder Stücke. Immer wieder sah man, dass er unzufrieden war. Unzufriedener als die letzten Male und vor allem wusste er das nun. Ich nahm das als ein gutes Zeichen wahr. Die Annahme lag nahe, dass ich ihn bei unserem heimlichen Gespräch in irgendeiner Form an einer verletzlichen Stelle getroffen hatte. Irgendeine Information, die er nicht wahrhaben wollte, aber nicht mehr so leicht verleugnen konnte. Müsste ich nicht eine grimmige Miene beibehalten, um dem Tyrannen nichts zu verraten, hätte mir das fast ein zufriedenes Lächeln aufgesetzt.
Ich hatte Mitgefühl mit Murtagh und seiner Situation, aber das würde ich nicht aussprechen, solange er alle Verantwortung von sich weg schob. Seiner Mimik nach zu urteilen, würde er jedoch bald anfangen, die Wahrheit zu begreifen. Egal wie unsagbar schlecht eine Situation war und egal was passiert sein mochte, jeder hat einen Teil Eigenverantwortung, es zum besseren zu wenden. Vielleicht war seine Situation nicht seine Schuld, aber es war seine Verantwortung, etwas daran zu ändern. Ich war ziemlich überzeugt, wenn er bereit wäre, diese Verantwortung anzunehmen, dann würde er mir das von sich aus mitteilen.
Irgendwann war ich es dann leid, mir Visionen einer ewigen und unbeugsamen Tyrannei anzuhören und tat etwas, was unter anderen Umständen, in denen Luna mir keine Sicherheit geben könnte oder würde, eine fatale Dummheit gewesen wäre. „Und trotzdem seid Ihr bereit, zu den Drachen noch ein weiteres Volk vollständig auszurotten, nur um Eure Lust nach Rache zu befriedigen. Solange Ihr die Urgals auslöschen wollt und solange Ihr die Drachen, eines der größten Wunder des Lebens, nur unter Eurer eigenen Fuchtel zu vegetieren lassen plant, werdet Ihr mich niemals von Eurer Manie überzeugen.
Ihr seid und bleibt nichts weiter als ein rachsüchtiger Tyrann mit Gotteskomplex, der sein Reich aus dem Hass seiner eigenen Dummheit und seines eigenen Verlusts aufzubauen plant. Ich kenne die Geschichten. Euer Drache ist nicht gestorben, weil die Reiter Euch auf eine zu schwere Mission geschickt haben. Er ist gestorben, weil Ihr Euch selbst überschätzt und nicht an Vorsicht gedacht habt!" Auch als er den Mund öffnete und den Ansatz machte, mich zu unterbrechen und mir zu widersprechen, sprach ich einfach weiter. Sollte er ruhig wissen, wie ich ihn sah.
Anders als bei Murtagh sah ich bei ihm auch nicht die Chance, dass er meinen Worten Gehör schenken oder sie zumindest überdenken würde. Er würde mich als ignorant abstempeln und mich weiter mit Folter und Süßholzgeraspel auf seine Seite ziehen wollen. Niemals würde ich mich dem ergeben, denn ich hatte soeben ausgesprochen, wie ich dazu stand und neben den vielen anderen Gründen, warum es nichteinmal eine Überlegung wert war, könnte ich nicht mit mir im Reinen sein, wenn ich jemandem, den ich so wahrnahm, dienen würde. Erst recht nicht aus freien Stücken. Die Reaktion auf meine berechtigte Beschreibung der Realität fiel genau wie erwartet aus. „Murtagh, das Eisen ist jetzt heiß genug!"
So lief es jedes Mal. Er glaubte, mich mit der Folter zu erziehen und ich genoss die Erheiterung, dass ich mir darum keine Gedanken machen musste. Nachdem ich das Ziehen verspürte, das mir verriet, dass ich nun eigentlich Schmerzen hätte, tat ich erneut so, als hätte ich kaum erträgliche Schmerzen, und entschloss mich dennoch zu einer weiteren Provokation. Er war sowieso zu geblendet von seiner Macht, um zu erkennen, dass ich so viel Kraft für Widerstand nicht hätte aufbringen können, wenn ich wirklich gelitten hätte. Die Art des Widerstandes war ziemlich sicher, denn außer mich zu töten, hatte er nichts gegen mich in der Hand und er hatte ganz klar ausgedrückt, dass er mich als Untergebene und nicht als Leiche wollte.
„Und wenn Ihr mich noch so sehr foltert, Ihr werdet dadurch weder ein besserer König noch meine Loyalität gewinnen. Es beweist nur, dass es Euch nicht um das Wohlergehen der Menschen, sondern um Macht geht. Es beweist nur, dass mein Bild von Euch wahr ist!" Ich spürte, wie das Ziehen stärker wurde. Vermutlich hatte er das glühende Eisen mit Magie noch weiter erhitzt, um mich nochmals zu bestrafen. Ich tat so, als könnte ich mich fast nicht mehr beherrschen, laut vor Schmerz loszuschreien. Eine perverse Zufriedenheit zeigte sich in seinem Gesicht, als er sich gegen die Wand lehnte und, als wäre nichts geschehen, fragt: „Schwört Ihr mir Eure Gefolgschaft?" - „Niemals, meine Antwort wird immer die selbe bleiben!" presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Als Zeichen meines unbeugsamen Willens ließ ich mir noch ein wenig Zeit, in der ich mein sicherlich beeindruckendes Schauspiel fortführte, bevor ich wieder vortäuschte, das Bewusstsein zu verlieren. Der gewünschte Effekt ließ nicht lange auf sich warten und schon bald hörte ich die Tür zuschlagen. Ich öffnete die Augen wieder und blickte zu Luna, die sich auf meinem Bauch zusammengerollt hatte. Ich konnte nicht anders als selig zu lächeln. Dieses niedliche, kleine und liebenswerte Tier schützte mich vor dem vielleicht Schlimmsten, was mir alleine passieren konnte, und wollte dafür nichts als Gegenleistung. Es war so anders als mein normales Leben. Kein knallhartes Verhandeln und Loyalitätsbündnisse über Macht und einen gemeinsamen Feind. Nur freiwillige Hilfe und Zuneigung, die ich nicht vergelten konnte. Ich konnte nur meine unendliche Dankbarkeit zurückgeben und im Gegensatz zu irgendeinem Feldherren bei den Varden, schien ihr das absolut auszureichen. Ich wusste wirklich nicht so ganz, womit ich das verdient hatte.
Ein paar Minuten lang genoss ich einfach ihre Anwesenheit, aber schließlich fragte ich sie über unsere inzwischen fast fließend laufende Verbindung, ob wir weiter üben könnten. Ich fragte mich, ob sie jemals den Punkt erreichen würde, an dem sie keine Lust mehr hatte, aber noch schien sie einen verspielten Spaß daran zu finden. Es war ein bisschen so, als wären ihr alle Umstände um sie herum vollkommen egal und sie in ihrer eigenen Welt. Ich konnte nicht leugnen, dass ich dieses Bild teilweise sehr verlockend fand. Würde es vielleicht sogar eine bessere Herrscherin aus mir machen, wenn ich zumindest in meiner freien Zeit in einer vollkommen anderen Welt sein konnte, frei von Verantwortung und frei von dem Druck der Entscheidungen? Möglicherweise wäre das auch etwas, was ich in meiner weiteren Zeit als Gefangene tun könnte. Mir selbst eine andere Situation vorstellen und mir selbst einbilden, dass sie real wäre. Sie mochte diese Idee und damit wechselten wir immer wieder zwischen den verschiedenen Bereichen hin und her. Sich selbst das Szenario zu glauben, was man sich ausmalte, war wirklich schwerer als ich gedacht hatte.
Roran pov
Ich kniff ein Auge zusammen und zog eine Augenbraue hoch. Ich wusste nicht so ganz, ob ich mich vielleicht verhört haben könnte. „Ich?", überprüfte ich rhetorisch gekonnt meine Befürchtung. Er nickte und erklärte dann: „Du hast mit Sicherheit schon gemerkt, wie Menschen denken und wie man sie motiviert. Bis vor wenigen Tagen war Nasuada die Anführerin, die selbst in vorderster Front gekämpft hat, die die Probe der langen Messer gewonnen hat und die mit ihrer Energie, ihren Erfolgen und ihrem Willen alle begeistert und zu Höchstleistungen angespornt hat. Jetzt ist sie weg und es wird nicht mehr lange dauern, bis die Menschen hier die Hoffnung verlieren, die sie ihnen gegeben hat.
Nun ist sie jedoch nicht die einzige, die den Ruf hat, unvorstellbare Siege auf dem Schlachtfeld zu erwirken und selbst alles durchzustehen, um uns zum Sieg zu verhelfen. Du, Hammerfaust, bist auf ähnliche Art ein ebenso mächtiger Ansporn für die Varden. Weder deine Auspeitschung, die du für das Leben deiner Kameraden in Kauf genommen hast, noch dein Sieg gegen die fast zweihundert Soldaten im Alleingang, noch dein bald verkündeter Sieg über Aroughs findet in unserem Volk seinesgleichen und aus diesem Grund bist du inzwischen ein Sinnbild des Widerstandes und der Stärke. Ich glaube mit dir als dem Gesicht, mit dem sich jeder einzelne identifizieren kann und ein wenig geschickter Redekunst, können wir es schaffen, selbst aus dieser Situation einen Vorteil zu schlagen." Er sah mich erwartungsvoll an. Trotzdem dachte ich erst über den Inhalt dieser Möglichkeit nach.
Ich hatte sofort verstanden, worauf er hinaus wollte. Der Grund, warum ich von vielen der anderen Soldaten ehrfurchtsvoll mit meinem im Kampf erworbenen Titel angesprochen wurde, war gleichzeitig auch der Grund, aus dem so viele glaubten, dass ich ein strenger Kommandant wäre, der Disziplin forderte. Ähnlich hatte es sich bei Nasuada verhalten. Nachdem sie den Ältestenrat unter Kontrolle gebracht und sich bis an die Spitze gearbeitet hatte, mit Eragon als ihrem Untergebenen, waren den Erzählungen zufolge viele davon ausgegangen, dass sie eine fähige, aber berechnend und kalte Anführerin war. Dann jedoch, so hatten einige erzählt, hatten sie die ersten Reden von ihr gehört. Über die Notwendigkeit sich dem Feind entgegenzustellen und jetzt alles zu geben. Einige hatten sie auch erst so kennengelernt, als es darum ging, dass sie sich persönlich den Problemen und Streitigkeiten angenommen hatte. Beides war weiter erzählt worden und so hatte sich dieses Bild der volksnahen Anführerin, die wahrhaftig für diese Arbeit brannte, eingefleischt. Sie hatte immer wieder unter Beweis gestellt, dass dieses Bild auf sie zutraf und so war sie zu einem Bild der Hoffnung geworden. Sie verkörperte das, was alle Menschen hier vereinte und war noch dazu eine von ihnen. Sie ließ jeden glauben, er könnte den gleichen Einfluss haben oder zumindest auch etwas bedeuten.
Von mir wurden zur Zeit noch fast nur die Geschichten des furchtlosen Anführers erzählt, ein Bild, das ich im Übrigen nicht ausstehen kann. Wer keine Angst hat, darf nichts haben, um das er fürchten kann, oder er ist nicht in der Lage, zu sehen, was passieren kann. Das konnte zwar sowohl Segen, als auch Fluch sein, aber es war schlichtweg ein falsches Bild. Es ging nicht darum, keine Angst zu haben. Es ging darum, sich über diese Angst hinwegzusetzen und den Mut zu haben, trotzdem das Richtige zu tun. Ein Ratschlag, den ich übrigens nur weitergeben kann. Damit die Menschen mich ebenfalls als ein solches Symbol der Hoffnung empfangen konnten, musste ich eben diesen Eindruck loswerden. Ich musste zeigen, dass ich immernoch nicht der Berserker war, bei dem die Menschen fürchteten, auf Perfektion gedrillt und gegebenenfalls bestraft zu werden.
Dafür würde ich jedoch Hilfe brauchen, denn egal was geschah, Menschen wie Jörmundur hatten viel mehr Erfahrung damit, wie man zu einer solchen Figur wurde. Jedenfalls gab es nicht wirklich etwas dagegen einzuwenden. Aus primär egoistischen Gründen hatte ich bereits entschieden, dass ich wirklich alles geben würde, um dieses Reich zum Fall zu bringen. Zumindest wenn man den Willen, dass die eigene Liebe und das eigene Kind irgendwann in einem friedlichen Reich leben würden, als egoistisch zählte. Es war nicht ich, der im Fokus stand, aber es waren meine Wünsche.
Dementsprechend antwortete ich jedenfalls entschlossen: „Ihr habt mein Versprechen. Niemand erfährt Eure Antwort und ich werde alles geben, um den Menschen hier ihre Hoffnung zu erhalten und sie lehren, diese Hoffnung zur Klinge zu machen. Der Klinge, die den Tyrannen einen Kopf kürzer macht" Er brachte seine Zufriedenheit mit einem grimmigen Lächeln zur Geltung und war danach fair genug, seinen Teil der Abmachung einzuhalten. „Euer Bruder hat eine Idee, von der er glaubt, sie könnte den gesamte Ausgang dieses Krieges beeinflussen. Dafür muss er an einen fernen Ort, zu dem er nichts weiteres angegeben hat, er sagt, er wird vor Urû'baen wieder zu uns stoßen, wolle aber nicht, dass dieses Wissen um seine Abwesenheit nach außen gerät. Laut seiner Aussage hatte er sich um die Tarnung gekümmert, aber das war offenbar zumindest zum Teil ein Irrtum. Bisher bist du schließlich der einzige, dem das aufgefallen ist." Ich nickte gelassen, aber in meinem Inneren fluchte ich lautstark. Eragon, was hattest du nun schon wieder vor? Die Menschen hier würden dich jetzt am meisten brauchen.
Aber um ihm das so direkt ins Gesicht zu sagen, was ich mit Sicherheit tun würde, müsste er erst wieder da sein. Bis dahin konnte ich nur hoffen, dass es zu keinen weiteren Angriffen kommen würde. Zugegebenermaßen würde sich da aber auch die Frage stellen, wozu denn das Ganze stattfinden würde. Um die Leben der Menschen kümmerte sich der Imperator nicht, Murtagh hatten wir bereits zurückgeschlagen und Nasuada war bereits eine Gefangene. Trotzdem wäre es besser, wenn wir nicht auf die logische Denkweise eines Wahnsinnigen vertrauen müssten, denn das tat ich nicht so wirklich.
„Möchtet Ihr mir noch etwas mitteilen?", wollte ich von ihm wissen. So viel mir auch an dieser Zukunft liegen mochte, so viel bedeutete mir auch die Wiedervereinigung mit Katrina und Geduld war nur dann eine Stärke von mir, wenn sie mir einen Vorteil brachte, was hier nur im Falle einer Zustimmung der Fall wäre. Nasuadas rechte Hand schüttelte jedoch den Kopf. Lasst euch diesen Satz nochmal auf der Zunge zergehen und stellt es euch bildlich vor. Besser als immer wieder die gleiche Bezeichnung zu verwenden. Abwechslung ist nunmal etwas schwieriger, wenn man sich bis zu einem gewissen Maß an Sprachnutzung der Person halten muss. Würde ich auktorial schreiben, könnte ich ihn vielleicht als den ‚älteren Mann' abstempeln, aber das geht nur wenn mehr als eine Person da ist. Hilfe, ich rede mich schon wieder wegen Kleinigkeiten in unnötigeren Hintergrund zum Geschichte schreiben ein.
„Für heute sollte das alles gewesen sein. Sei jedoch darauf vorbereitet, dass ich dich vielleicht schon morgen zu einer Strategiebesprechung rufen werde. Wir haben nicht mehr sehr viel Zeit." Ich nickte. Es war zu erwarten gewesen, aber immerhin wurde mir für den Abend noch Ruhe und Erholung vergönnt.
Ich bedankte mich dafür und wollte mich gerade verabschieden, wurde die Miene meines Gegenübers noch einmal etwas freundlicher und weniger der strenge Kriegsberater und Stratege, der er sonst immer war. „Bevor du gehst, möchte ich dir noch einmal meine Anerkennung ausdrücken. Einmal in Verbindung mit der entsprechenden Anerkennung im Namen der Varden und aller Verbündeten. Das ist ein offizieller Teil, der jedem siegreichen Hauptmann gebührt. Den anderen möchte ich jedoch nochmal persönlich an dich richten. Es ist wahrhaft unglaublich, wie viel du aus so schrecklichen Umständen herausholen kannst. Hätte man mich gefragt, hätte ich die Stadt entweder ignoriert oder Eragon und Saphira ausgesandt. Es hat sich jedoch gezeigt, dass Nasuada mal wieder das richtige Gespür hatte.
Niemand sonst hätte das geschafft und obwohl ich in diesem Lager der einzige bin, der politisch und militärisch ein hohes Amt bekleidet, glaube ich nicht, dass ich der Einflussreichste bin. Du denkst anders als jeder noch so gut ausgebildete Hauptmann und deine Entschlossenheit scheint wahrlich grenzenlos. Meine größte persönliche Anerkennung, Hauptmann Roran Hammerfaust und dabei ist mir Formalität doch tatsächlich durch die Finger gerutscht. Wenn es keinen Unterschied macht, würde ich das auch beibehalten, solange du mich auf einer Ebene anerkennst."
Wie schon gesagt, es kam ein bisschen überraschend, sodass ich nicht vorbereitet war. Trotzdem freute es mich, da es aufrichtig klang und ich ihn auch wirklich als befähigt ansah, etwas realistisch zu beurteilen. Auch wenn ich mir nicht wie der Held vorkam, den er aus mir machte, wusste zumindest ein Teil von mir wenigstens in Grundzügen, dass es auf realistischer Basis getroffene Verherrlichung war. Für Verherrlichung hielt ich es jedoch trotzdem. Gleichwohl nahm ich das Kompliment an und bedankte mich. „Es bedarf ebenfalls eine Menge an Ehre und Stärke, jemand anders Fähigkeiten zuzusprechen, die man nicht zu besitzen glaubt. Ich halte mich nicht für über Euch stehend und es wäre mir eine Freude, außerhalb von öffentlichen Anlässen auf übermäßige Formalien verzichten zu können."
Er lächelte freundlich und legte die öffentliche Maske der Berechnung mir gegenüber nun endgültig ab. „Es ist mir eine Ehre. Macht Euch einen schönen Abend und willkommen zurück." Ich erwiderte einen ähnlichen Gruß zum Abschied, bevor ich mich umdrehte und versuchte, mich im warmen Licht der untergehenden Nachmittagssonne zu orientieren. Es war wahrlich ein Glück, dass die Varden ihr Lager immer fast nach dem selben Muster aufbauten, denn so konnte ich die richtige Richtung recht schnell ausmachen und schon bald trugen mich meine Füße in schnellen, noch beschleunigenden Schritten in Richtung der Zelte der Leute, mit denen ich groß geworden war. Meine umgesiedelte Heimat. Nun musste ich anhand kleiner Details ausmachen, welches der Zelte Katrina und mir gehörte.
Wirkliche Anhaltspunkte gab es nicht. Die meisten konnte ich ausschließen, weil sie irgendetwas an der Außenseite hatten, was nicht zu uns passte. Einen eisernen Schürhaken zum Beispiel hatte keiner von uns beiden bisher verwendet und so ging ich davon aus, dass sich das auch nicht geändert hatte. Schließlich erinnerte ich mich an eine Kleinigkeit zurück, mit der sich vielleicht etwas anfangen lassen würde. Da wir zu zweit in dem Zelt schliefen, brauchten wir auch ein doppeltes Feldbett, aber dieses war fast zu groß, um im Zelt noch genug Platz für andere Tätigkeiten zu lassen und so schoben wir es tagsüber meistens so weit nach außen, dass es die Zeltwand nach aussen hin ausbeulte. Ich begann also Ausschau nach diesem Merkmal zu halten und zu meiner Erleichterung schien es nicht Gang und Gebe zu sein, sich so um seinen Platzmangel zu kümmern. Erst als ich große Teile des Bereiches hinter mich gebracht hatte, in dem Carvahalls Bewohner für gewöhnlich ihre Lager aufschlugen, entdeckte ich neben einem Zelt, dass ich anhand des außen hängenden Werkzeugs Horst und Elain zuordnete, eine solche Ausbeulung. Das schien mir eindeutig darauf hinzuweisen, dass ich am richtigen Ort war und so holte ich noch einmal tief Luft und schlug dann die Zeltklappe zur Seite.
---------------------------
3032 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro