Kap. 87 Flucht
Eragon pov
„Nein, ich bin ziemlich sicher, das möchtest du nicht, entscheidend ist vielleicht, dass du Solembum dein Leben verdankst, weil er dich in letzter Sekunde vor dem einen Ra'zac Schlüpfling gerettet hat und dass Angela es kaum abwarten kann, uns von ihrem tollen Schwert zu erzählen, das Eisen wie Butter schneidet." Arya blickte erst drein, als müsse sie länger über diesen Satz nachdenken, um ihn zu verstehen, setzte dann aber eine gleichgültige Miene auf. „Dann hast du vermutlich recht. Wie auch immer es abgelaufen ist, sei bedankt Solembum und Angela, wenn du ausnahmsweise mal selbst etwas erzählen willst, ohne dass wir dich ausquetschen müssen, nur zu."
Triumphierend wandte ich mich ihr zu. „Siehst du, wir interessieren uns sehr wohl für deine Geschichten, nur schätzen wir manchmal Dinge als dringlicher ein." Sie verdrehte die Augen und begann zu erzählen. „Ich besitze es seit sehr langer Zeit. Länger noch als dieses Hûthvír, was ich mal einem der Zwergenpriester abgewonnen habe, nachdem dieser seinen Vorsatz der Abstinenz überwunden und sich ein klein wenig betrunken hat. Es war eines der Geschenke, die ich früher einmal für einen Dienst an meiner Familie erhalten habe. Die Klinge ist aus geschliffenem Diamant, magisch verstärkt versteht sich. Sie ist so scharf, dass sie ohne Widerstand durch nahezu alles hindurch schneiden kann. Sie an einem etwas bedeutende Dinge zu lehnen ist also keine gute Idee. Das eigene Bein mit eingeschlossen, wie ein unseliger Dieb einst feststellen musste.
Klimpertod, nach dem Geräusch, dass es von sich gibt, wenn man auf die flache Seite tippt, ist quasi mein Ersatzschwert und noch dazu sehr hilfreich in außergewöhnlichen Situationen wie zum Beispiel um die Eier von menschenfressend Parasiten zu zerstören." Ein klassischer Fall von ihren Geschichten. Mittendrin zweimal abschweifen, aber trotzdem interessant. Außerdem waren die Eigenschaften sehr interessant. Abgesehen von der bereits benannten Funktion, alles und jeden in zwei Hälften zu teilen, gab es noch eine weniger offensichtliche Sache. Juwelen konnten Energie speichern. Wie viel mochte sie hier deponiert haben?
Sofort fragte ich nach und sie nickte anerkennend. „Tatsächlich nicht mehr so besonders viel. Ich habe mich irgendwann dagegen entschieden, jeden Tag all meine Kraft in ein funkelndes Etwas zu jagen, wie es dein Vater getan hat. Ich habe die Magiebrecher so viel verstärkt, dass selbst dein Schwert als Reiter ihm nicht überlegen ist. Bitte frag nicht, warum ich die Magie einfach verstärken kann, ohne sie wieder aufladen zu müssen, ich besitze wie du weißt meine eigenen Fähigkeiten und Wege, über die ich nicht so offen spreche." Der letzte Teil war mir schon vorher klar gewesen. Wenn Angela etwas nicht bei der ersten Nachfrage beantwortete, würde sie es auch bei der fünfzigsten nicht tun. Während ich noch über diese Wunderwaffe sinnierte, die anscheinend selbst Rhunöns Meisterwerken in nichts nachstand, fühlte ich etwas kaltes an meiner Hand. Ich sah hinab auf meine Finger und dort funkelte etwas blaues auf. Aren war zurückgekehrt. Scheinbar konnten nichteinmal diese Wände seine Magie blockieren. Die Frage blieb, wieso nicht vorher? Ich hatte eigentlich schon so lange gehangen, dass er zurückgekehrt sein müsste.
Da kam mir der Gedanke, dass wir vielleicht nicht nur durch Drogen von Magie abgehalten werden sollten, sondern dass magischem Einfluss von außen auch vorgebeugt worden war. Wie es auch immer gewesen sein mag, ich war froh, dass ich nun nicht mehr vollkommen unbewaffnet war.
Ich drehte meinen Ring, sodass ich das Schwert in der Hand hielt, und Angela musterte es skeptisch, ehe sie vermutlich zu dem selben Schluss wie ich kam, warum ich es zuvor nicht gehabt hatte. Ich reichte der noch am Boden sitzenden Arya eine Hand um sie hochzuziehen. Sie ergriff diese und ich zog sie auf die Beine. „Warum ist mein Armreif nicht wieder aufgetaucht?", fragte sie etwas verwirrt. „Keine Ahnung, aber irgendwas scheint mit der Magie falsch gelaufen zu sein. Vielleicht können die Urheber es uns erklären, aber dazu müssen wir erstmal hier raus. Mit oder ohne Schwert!", antwortete ich. „Hier geht keiner unbewaffnet durch die Gänge. Nimm du Klimpertod, ich habe einen Dolch und der reicht", kommentierte Angela etwas mürrisch. Selbige versuchte zu argumentieren, dass sie es weniger brauchte und schon auf sich aufpassen würde, aber die Kräuterhexe blieb hartnäckig, bis sie die Waffe endlich weitergegeben hatte. „Nun walte deines Amtes!", wies Angela weiter an und deutete auf den zweiten schwarzen Kristall.
Arya holte ohne weitere Nachfragen aus und schlug nach dem Ei. Sie traf und zerstörte es erfolgreich doch fast hätte sie das Schwert nicht mehr vor ihrem eigenen Körper abbremsen konnte. „Daran muss ich mich erst noch gewöhnen", gab sie etwas überrascht von sich, ehe sie sich wieder zu uns drehte und damit signalisierte, dass wir los gehen könnten.
Während Angela schon den ersten Schritt in die Tunnel setzte, drehte ich mich noch einmal zu der Frau die ich liebte und sagte: „Arya, ich...", jedoch schnitt sie mir fast sofort das Wort ab. „Alles was nicht direkt zu unserem überleben beiträgt, können wir besprechen, sobald wir draußen und in Sicherheit sind. Sonst lenken wir uns selbst ab." Ich nickte und versuchte, ihre befehlsgewohnte Stimme nicht als Zurückweisung zu verstehen, sondern als die Art von Prioritäten setzen, die ich zuvor Angela gegenüber angesprochen hatte.
Sie ging an mir vorbei und mir blieb nichts anderes übrig, als den beiden Frauen zu folgen. Es ging wieder Minuten lang durch die Dunkelheit, da wir allem Anschein nach noch immer nicht wussten, wo es raus gehen sollte. Irgendeinen Ausweg schien es zu geben, sonst wäre der Priester nicht hergekommen, aber wir mussten ziellos danach suchen. Der Weg war allerdings aus diesem Grund auch breiter. Der Priester musste getragen werden und da seine Eitelkeit ihm eine goldene Trage gebot, musste genug Platz dafür sein.
Irgendwann zwischendurch drehte sich Angela vollkommen unerwartet um und fragte: „Nur damit wir auf einem Stand sind, was ist mit Hazel passiert?" Ich biss mir auf die Lippe, wollte aber schon antworten, doch ich war nicht schnell genug. Arya berichtete von dem Vorfall so neutral es ging, doch selbst ihr gelang das nur zum Teil. Als sie fertig war, war Angelas Gesicht, soweit ich das in der Finsternis sehen konnte, fahl wie das Mondlicht und ich sah Angst in ihren Augen aufblitzen. „Wenn es hier solche Fallen gibt, dann müssen wir hier raus und zwar auf der Stelle. Wenn sie nicht lebendig da raus gekommen ist, können wir auch gleich alle Illusionen beiseite tun. Entweder kommen wir hier ohne weitere Zwischenfälle raus oder wir sterben. Ein dazwischen gibt es nicht."
Wenn nichtmal von Angela Optimismus ausging, dann war die Lage wirklich grauenvoll. Gut, zugegebenermaßen, das hätte ich auch ohne ihre Hilfe feststellen können, aber wie schlimm sie war, wurde an diesem Beispiel noch deutlicher. Insgeheim hatte ich gehofft, dass wir uns nun auf sie verlassen könnten, da sie durchaus meistens ihre Geheimnisse hatte, die sie durch alles hindurch brachten, aber diese Hoffnung zerbrach mit ihrer Ergebenheit in Stücke.
Ich weiß nicht was ich erwartet hatte, vielleicht auf einem roten Teppich zu den Stadttoren geleitet zu werden, aber irgendwie war ich selbst nach Angelas Bemerkungen überrascht, als auf dem Weg einander zugewandt zwei Reihen der schwarz gewandeten Gestalten standen. „Die waren vorhin noch nicht da!", knurrte Angela. „Bleibt zurück, ich mache das", fügte sie hinzu. Sie zückte ihren Dolch und ich vernahm ein Rascheln. Sie stand immernoch an der selben Stelle, aber einen Augenblick später sackten alle unsere Widersacher in sich zusammen. Ich versuchte die Ursache auszumachen, doch erst als Angela weiterging und wir ihr notgedrungen folgten, sah ich den Grund ihres Kollapses. Jedem einzelnen war ein Auge ausgestochen worden. So präzise allerdings, dass es keine riesige Sauerei war, sondern nur aus dem Loch Blut heraus lief. Ich konnte hören, dass Angela heftig atmete. Sie ging weiter als sei nichts, aber es war klar zu erkennen, dass irgendwas sie sehr viel Kraft gekostet hatte. „Was war das?", wollte ich wissen.
„Jungchen, jeder hat seine Fähigkeiten und Geheimnisse. Das ist eines der Dinge, die mich von jedem Menschen unterscheiden. Hier ist ganz sicher nicht der Ort um das zu erklären und deshalb musst du dich vorerst zufrieden geben. Ich werde mich davon erholen, aber bevor wir wieder draußen sind, werde ich dieses Kunststück nicht nochmal aufführen können. Vielleicht erkläre ich es euch heute Abend. Vorausgesetzt wir sind dann noch am Leben, erstmal müssen wir hier weg." Das zweite Mal in wenigen Minuten, dass ich darauf hingewiesen wurde, dass ich Fragen zum falschen Zeitpunkt gestellt habe. Neugierde kann wirklich ein Fluch sein.
Nach ihrer ein wenig genervt klingenden Rede hatte sie sich umgewandt und war weiter den Gängen gefolgt. Erneut ging es diesen selben Weg entlang, von dem es seit der Kammer mit den Ra'zac keine Abzweige gegeben hatte, und ich fragte mich, ob wir jemals wieder Tageslicht zu Gesicht bekommen würden, als der Tunnel sich doch wieder zu einer kleinen Höhle öffnete. Es war wieder einer der Räume, die uns Abzweige anboten. Wir standen alle dort in der Mitte des Raumes und blickten in die Gänge. Auch wenn das bisher nie der Fall gewesen war, war es schließlich nicht ausgeschlossen, dass es dieses eine Mal anders wäre. Und wie durch ein Wunder war es das. Am Ende des rechten Ganges sah ich schwach das Flackern einer Fackel. War das ein Wegweiser für diejenigen, die diese Katakomben beherrschten? Wenn es so sein sollte, könnt das vielleicht, ganz vielleicht unser Weg hinaus sein.
Ich machte die anderen beiden darauf aufmerksam und sie teilten meine Auffassung über diesen Weg. Es konnte unsere Rettung aus diesem Ort sein. Wir wollten gerade losgehen, als sich etwas schwarzes davor schob. Das flackernde Feuer wurde vollständig überdeckt. Da waren sie wieder. Die in schwarze Umhänge gehüllten Gestalten. Ich brauchte mich garnicht umdrehen, an dem vielen Rascheln hörte ich, dass sie aus allen Gängen kamen.
Kurzer Lagebericht, wir stehen zu viert Hunderten entgegen. Zwei von uns konnten keine Magie nutzen, eine ist zu erschöpft dafür und einer ist eine Katze. Zur Zeit würde ich die Katze kämpferisch für am fähigsten halten. Uns gegenüber standen übermenschliche, gegen Magie geschützte Wesen, die allesamt in Höchstform waren und keinen Schmerz verspürten. Möglicherweise der hoffnungsloseste Kampf, den wir jemals ausgefochten haben. Sie umzingelten uns mit gezogenen Waffen und auch wenn wir unsere ebenfalls in den Händen hielten, konnte Angela mit einem Dolch nur begrenzt viel ausrichten und an der Art, wie Arya Klimpertod mit den Händen umklammerte, konnte ich sehen, dass Angelas Heilung nur oberflächlich perfekt gewesen war, die inneren Schäden jedoch nur zum Teil behoben waren.
Die Masse rückte langsam zu uns vor und bald standen die ersten bei uns im Raum. Wir gingen nach Möglichkeit zum Angriff über, aber nach den Stunden des herumhängens fühlten sich meine Arme schlapp und meine Gelenke abgenutzt an. Ich konnte einige tödliche Treffer austeilen und auch bei den anderen schienen die ersten Schläge zu sitzen, doch Stück für Stück wurden wir zurück gedrängt. Irgendwann spürte ich die Rücken von Arya und Angela an meinem. Solembum lief zwischen unseren Füßen umher und brachte immer wieder Feinde mit seiner Kraft zu Fall, aber es reichte alles nicht aus. Nach einigen Sekunden erlitt ich meine erste Verletzung aus dem Kampf, einen Schnitt an der Seite. So ging es immer weiter, bis ich eine tiefe Wunde am rechten Unterarm und anschließend am Handgelenk abbekam. An diesem Punkt schloss ich endgültig mit uns ab. Ich konnte mein Schwert nur noch mit Mühe halten, einen kraftvollen Schlag abwehren oder auch nur ausführen wäre fast unmöglich.
Ich sollte sehr zu meinem Leidwesen recht behalten. Ein letztes Mal konnte ich einen Angriff ableiten, dann wurde die flache Seite des Schwertes getroffen und es fiel klirrend zu Boden. Ein anderes fuhr in Richtung meines Gesichtes und ich konnte nichts mehr tun.
Ich habe kaum wirklich an Wunder geglaubt. Sicherlich, überhaupt am Leben zu sein, ist ein Wunder, dass Saphiras Ei genau vor mir aufgetaucht ist, ist ein Wunder, dass wir die Schlacht in Tronjheim überlebt haben, ist ein Wunder. Aber dennoch schien es mir immer, als sei dieses Wunder eben mit Sicherheit das letzte gewesen, doch ich lag ein weiteres Mal falsch. So falsch, dass es vielleicht wirklich das größte Wunder war, was mir bisher widerfahren war.
Einen Sekundenbruchteil bevor eine düstere Klinge meinen Hals durchtrennt hätte, breitete sich rasend schnell von irgendwo hinter mir eine lila Druckwelle aus. Die Geräuschkulisse war schwer zu überschauen. Klirrende Schwerter, knackende Knochen und ein Rauschen, das mir alle Haare zu Berge stehen ließ. Nicht unbedingt wegen dem Ton, aber wegen dem damit einhergehenden an und abschwellen einer magischen Präsenz, die ich nicht einordnen konnte. Die getroffenen Krieger schienen sich zu verändern, nachdem sie zurück geworfen worden waren. Ihre Größen änderten sich in vielen Fällen und auch ihre Statur. Die schwarzen Gewänder wurden weggeblasen und vor uns über den Boden verteilt lagen hunderte normale Menschen, denen für gewöhnlich einige Finger fehlten. Manchen auch mehr, einige hatten nur einen Arm oder Teile ihres Gesichtes fehlten ohne zu bluten. Auch das war vermutlich schon vorher so gewesen. Es war wirklich erschreckend, wie weit die Religion vom Helgrind sich hier ausgebreitet hatte und wieviele Menschen ihr folgten.
Die Druckwelle hatte für fast dreißig Meter jeden Feind niedergestreckt. Trotzdem standen dahinter noch etliche Reihen, die nicht getroffen worden waren. Wir hatten höchstens eine Verschnaufpause von wenigen Sekunden erhalten. „Wer von euch hat das gemacht und was ist eigentlich passiert?", wollte ich wissen. Meine Antwort kam nicht wie ich erwartet oder gehofft hatte von einem meiner Mitstreiter sondern schien aus weiter Ferne zu kommen. Sie klang hohl und hallte irgendwie in meinen Ohren wieder. Ich kannte sie irgendwoher, aber in dem Moment verweigerte mir mein Bewusstsein die Information woher. „Das war mein Werk!"
Über uns leuchtete etwas violett auf und ich drehte mich sofort um und blickte nach oben. Dort schwebte in der Luft ein braunhäutiges Mädchen mit lockigen Haaren. Sie hatte einen ohne Wind umherflatternden Umhang an ihrem Rücken befestigt und strahlte das besagte Licht ab. Es pulsierte und jeder Impuls wurde stärker als der vorangegangene. Ich ging einige Schritte zurück und Hazel sank zu Boden. Ihre normalerweise goldenen Augen glühten noch heller als ihre Aura und es sah aus als würden sie in einem lila Feuer brennen. Selbst wenn ich sie zu Verbündeten zählte, war mir bei diesem Anblick ein wenig mulmig zumute und ich war sehr dankbar, auf der selben Seite wie sie zu stehen.
In ein wenig normalerer Stimme, die dafür aber förmlich vor Macht vibrierte, erklärte sie: „Erst gehen wir hier raus. Dann und nur dann könnt ihr Fragen stellen. Hier unten ist es zu gefährlich und selbst wenn ich es nicht glaube, kann uns auch auf diesem letzten kleinen Stück noch allerhand zustoßen. Also los!" Hätte ich ihre Macht nicht gespürt, hätte ich vielleicht angezweifelt, ob es sich hier wirklich um Hazel handelte, aber so war jeder Beweis überflüssig. Es war zu schnell gegangen, um sich wirklich über ihre Rückkehr oder Auferstehung zu freuen oder sie verarbeiten zu können, aber das würde vermutlich einfach irgendwann später geschehen. Sie lief zügig voraus und wir folgten ihr. Um eine Ecke, um noch eine Ecke und um noch eine Ecke.
Während wir liefen, spürte ich etwas. Der Nebel, der meine Gedanken davon abhielt, meinen Geist zu verlassen, und meine Fähigkeit Magie einzusetzen blockierte, wurde immer dünner, bis ich schließlich spürte, dass ich wieder an meine Quelle der magischen Kraft heran kam. War das ihre Anwesenheit? „Ja ist es, ich erkläre es später, aber jede Beeinträchtigung dieser Drogen sollte verflogen sein", tönte die Stimme der Auferstandenen in meinen Gedanken, mal wieder meinen bereits wieder aufgebauten geistigen Schutzwall vollkommen ignorierend.
Sie hatte jedenfalls nicht gelogen, als sie sagte, dass es nur noch ein kurzes Stück war. Es passierte zwar nichts aufregendes auf diesem Weg, aber allein hier unten hatte ich eigentlich mal wieder genug aufregende Dinge für ein ganzes Leben gesehen. Dadurch war ich recht dankbar, dass es so eintönig verlief.
Wir kamen zu einer Treppe, die uns nach oben führte. Als ich die erste Stufe erreichte, war Hazel bereits oben und winkte uns zu. Wir rannten ihr alle hinterher und vor uns lag nun eine hölzerne Tür mit Metallbeschlägen, gerade groß genug das die blöde Trage des Hohepriesters hindurch passen würde. Hazel schien nicht gerade in der Stimmung für verstecken spielen zu sein. Sie trat auf der Seite der Scharniere gegen die Tür und beides flog zusammen aus den Angeln. Es polterte dahinter und ich wurde geblendet.
Hazels violette Aura war deutlich heller als die absolute Finsternis, aber das hier war wirklich Licht. Viel heller als da unten und es dauert fast eine Minute, bis ich mich daran gewöhnte und dann begann ich auch zu merken, dass dieses Licht nur stark gedämpft war. Es war jedoch ein schleichender Prozess während dessen Ablauf ich in den hinter der Tür liegenden Raum trat. Wir waren in der großen Altarhalle von Dras-Leonas Kathedrale. Die Tür hatte drei Bänke umgeworfen und einige Dutzend Priester auf uns aufmerksam gemacht. Nachdem diese ein paar Sekunden in Schockstarre verfallen waren, griffen sie uns alle an. Nicht physisch natürlich, da sie fast alle keine Waffen hatten, aber es entbrannte ein wilder Kampf um die Kontrolle über unsere Geister. Wild nicht weil er groß oder gefährlich war, sondern weil viele beteiligt waren.
Vielleicht wären sie gefährlich gewesen, hätten sie sich verbündet, so aber war es als würde man gegen fünfzig Mücken kämpfen. Nicht gerade angenehm, aber definitiv nichts wobei man wirklich Angst um sein Leben haben musste. Hätten sie sich zusammengetan, wäre es wie der Angriff einer fünfzig Zentimeter großen Mücke gewesen und wenn diese einen sticht, ist das Wort nicht stechen sondern aufspießen und sie ist sehr wohl gefährlich. So aber schlug ich eine nach der anderen platt und tötete sie anschließend mit einem einfachen Zauber.
Zum Schluss war nur noch einer übrig. Auf der vordersten Bank direkt Angesicht zu Angesicht mit dem Altar kauerte der Krüppel. Eine körperliche Bedrohung stellte er wahrlich nicht dar, aber dann griff er mit seinem Geist an. Ich hatte einen so starken Angriff von einem Menschen noch nie erlebt. Stärker wären vielleicht Percy, seine Freunde und ganz vielleicht noch Murtagh mit der Verstärkung von all seinen Eldunarí gewesen. Als ich mich umsah stellte ich jedoch fest, dass auch Arya und Solembum wie angewurzelt stehen geblieben waren, sie wurden also auch angegriffen. Angela verzog ein wenig das Gesicht, lief aber schnurstracks zu ihm hin und Hazel schoss gerade einen riesigen Diamanten nach dem anderen aus ihrer Hand in den Altar. Ich glaubte nicht, dass das einen Sinn hatte, viel mehr war es vermutlich einfach Zerstörungswut. Sie fluchte nebenher auch noch lautstark, aber das Krachen der Juwelen übertönte das die meiste Zeit.
Die Kräuterhexe erreichte den Priester, der versuchte ohne Arme und Beine vor ihr wegzurobben, und beugte sich zu ihm herunter. Ich hörte sie fragen: „Weißt du wer ich bin?" Er blickte sie mit Abscheu in den Augen an, schüttelte dann aber den Kopf und da er nichts zum Ausgleichen der Bewegung hatte auch seinen gesamten restlichen Körper mit. Sie beugte sich hinab und ich hörte nicht mehr, was sie sagte. Ich sah nur das bleiche Gesicht, was dem zur Reaktion folgte. Seine Augen wurden schreckensweit und dann rot, als Angela ihren Dolch in beide nacheinander rammte. „Auf nimmer Wiedersehen", fauchte sie voll Hass in der Stimme, „Onkel!"
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3187 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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