Kap. 78 Zur Oberstadt
Roran pov
Thalia hielt den Mann noch einige Sekunden fest, aber schließlich ließ sie ihn aufstehen. An seinen steifen Bewegungen konnte jeder Umstehende sehen, dass das eben kein Schauspiel gewesen war. Auch war in seinen Augen jetzt etwas Gebrochenes und seine Haltung war mehr in sich zusammengesackt. Ich war vielleicht nicht der Mensch, der sich so hervorragend mit den Gemütszuständen auskennt, aber für mich wirkte es so, als habe es ziemlich grundlegend zu seinem Bild der Welt gehört, dass ein Mann stärker als jede Frau zu sein hatte, und da dieses nun sehr eindrucksvoll zerstört worden war, musste er erst etwas Neues finden, woran er sich orientieren konnte.
Ich konnte nur hoffen, dass er die Suche danach auf einen anderen Zeitpunkt verlagern würde. Jetzt gerade würde das sehr hinderlich werden.
„Ist noch jemand anders der Meinung, ich wäre ungeeignet, eines der Wachhäuser zu übernehmen? Nein? Gut, ihr lernt ja doch etwas." Von wem dieser Satz kam, brauche ich wohl nicht sagen. Thalia schien nun sichtlich zufriedener mit der Situation. In etwas versöhnlicherem Ton, bevor sich Feindschaften oder Intrigen bilden könnten, sprach ich nun zu allen Anwesenden: „Damit wäre das geklärt. Baldor hat den Oberbefehl, solange ich nicht da bin. Sobald sich das Tor weiter öffnet, führst du alle rein. Haltet die Waffen bereit, wir werden nicht als Freunde begrüßt werden. Ihr beiden", ich zeigte auf zwei der Soldaten, die ich vorher für die andere Seite aussenden wollte, „kommt mit mir."
Ich zählte an den Fingern für meine Begleiter sichtbar von drei runter und bei null lief ich los. Ich achtete darauf, nicht allzu sehr zu trampeln, aber gleichzeitig so schnell wie möglich zu bleiben. Neben mir hörte ich ein leises Rauschen, als eine Wolke an mir vorbei flog. Ich hatte absolut keine Ahnung, was Wolken auf dieser Höhe zu suchen hatten, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, nicht auf die vor meinen Füßen langflitzende Ratte zu treten, um mir Gedanken darüber zu machen.
Wir kamen durch das Tor, ohne dass auch nur jemand Alarm geschlagen hätte, und liefen in einen anderthalb Meter breiten Eingang auf der linken inneren Seite der Mauer. Dort stützte ich mich einmal auf die Knie um zum einen wieder vom Rennen auf Konzentration umzuschalten und zum anderen zu warten, dass wir alle drei drinnen waren.
Vor uns lag eine Wendeltreppe, die zu schmal war, um sie nebeneinander erklimmen zu können. Rein aus Prinzip lief ich vor. Ich glaubte nicht, dass meine Mitstreiter nicht ebenfalls kompetent wären, aber ich wollte nicht darauf vertrauen, dass sie sich um die Situation kümmern würden, in der Hoffnung, sie würden in meinem Sinne handeln. Als ich sah, dass keine weiteren Stufen kommen würden, woraus sich schlussfolgern ließ, dass wir am oberen Ende waren, hielt ich meinen rechten Arm nach oben um stumm zu signalisieren, dass die beiden warten sollten, und flüsterte: „Seid bereit sofort reinzukommen, wenn Lärm ertönt oder ich laut rufe. Ansonsten wartet, vielleicht können wir uns mit dem Überraschungsmoment einen Vorteil sichern." Ich hörte das leichte Schleifen von Metall, als ihre Helme beim Nicken über die Kettenhemden fuhren.
Meinen Hammer im Gürtel, locker genug um ihn augenblicklich ziehen zu können, trat ich um die Ecke und betrat den Raum. Darin saßen zwei Wachen, eine stand an einen Tisch gelehnt und von einem weiteren sah ich auf einer weiter nach oben führenden Wendeltreppe nur einen Stiefel. Die drei im Raum sahen mich komisch an und der Stehende sowie einer der beiden Sitzenden legten ihre Hände auf ihre ebenfalls im Gürtel hängenden Waffen. „Was willst du?", rief der, der noch nicht zum Schwert gegriffen hatte.
„Tharos hat mich als Boten gesandt, um euch zu sagen, ihr sollet das Tor weiter öffnen." Ich hoffte, dass derjenige, der mir nachher vermutlich einen Wein schulden würde, befugt war, diese Öffnung zu befehligen. Es schien scheinbar nicht von Grund auf ausgeschlossen. Der Stehende entspannte seine Haltung etwas und nahm eine Hand vom Schwert, um sich auf dem Tisch abzustützen. „Hä, hat der Hauptmann nicht erst vor zwei Tagen gesagt, das Tor solle nicht weiter geöffnet werden und wir sollten jederzeit bereit sein, es zu schließen?" Nun blickten auch die beiden anderen verwirrt drein. Eine bessere Gelegenheit würde sich wohl nicht mehr bieten.
Auch wenn ich nicht stolz darauf war, riss ich meinen Hammer aus der Halteschlaufe und brüllte, „Ja!", um meine Mitstreiter zu alarmieren, bevor ich dem Stehenden damit den Schädel einschlug und ihn auf einen der Sitzenden schubste, um diesen auszubremsen. „Tharos hat das auch nicht veranlasst, sondern ich.", rief ich, bereits wieder drauf und dran, den nächsten Schlag zu landen. Es war natürlich keine gute Idee, solche Dinge im Kampf auszusprechen, spätestens weil sie Zeit frassen, aber daran dachte ich in dem Moment nicht.
Dem, der gerade die Leiche von sich herunter schob, verpasste ich mit meinem Hammer einen Aufwärtshieb unters Kinn, der, wäre er mit der Faust ausgeführt worden, vermutlich ein Kinnhaken gewesen wäre. Da er allerdings nicht von der fleischigen Hand eines Trinkers, sondern von einem Stück Stahl geführt wurde, hatte er so viel Durchschlagskraft, dass man bei den Überresten des Gesichts meines Gegenübers Zweifel hatte, ob diese noch zur Lebensfähigkeit reichen würden. Mehr möchte ich dazu eigentlich garnicht mehr sagen.
Der Letzte konnte notdürftig sein Schwert ziehen und meinen ersten Schlag gegen seine Rippen parieren. Sein Schwert trug dabei allerdings den größeren Teil des Rückstoßes davon, mein Hammer den kleineren, und so war sein gesamter Körper quasi ungedeckt. Leider war er immernoch ein vermutlich ausgebildeter Soldat und damit nicht völlig unvorbereitet auf solch eine Situation. Deshalb wartete ich noch mit einem weiteren potentiell tödlichen Schlag und zielte nur zur Täuschung auf seinen Nacken. Als er sein Schwert wieder nach vorne riss, lenkte ich meine Bewegung um und traf mit voller Wucht sein Handgelenk. Ich glaube, das dabei entstehende Geräusch muss ich nicht näher beschreiben, aber lasst mich sagen, es ist keines, welches man als normaler Bauer oft hören sollte.
Hinter mir hörte ich nun auch lautes Klirren, aber bevor ich mich dem zuwenden konnte, musste ich meinen nun mehr nicht mehr waffentragfähigen Widersacher niederstrecken. Ich wollte ihm unnötiges Leid ersparen, also wählte ich die dafür geeignetste Methode. Ich schlug mit voller Kraft von oben nach unten auf seinen Kopf. Im nächsten Augenblick sackte er auch schon leblos in sich zusammen. Es gefiel mir nicht, diese Männer so einfach in einer Wachstube überfallen zu haben, aber das ist wohl leider der Tribut des Krieges. Bevor ich mir jedoch wieder selbst Vorwürfe machen konnte, wie ich schon wieder töten konnte und dass es doch bestimmt auch anders gegangen wäre, wurde ich von dem Klirren von Metall auf Metall hinter mir wieder zurück ins Geschehen gezogen. In den Stiefeln, die ich von der Treppe aus gesehen hatte, steckte ein weiterer Mann, der leider vorbereitet und bewaffnet war.
Dazu kam noch, dass er scheinbar kein schlechter Kämpfer war. Meine beiden Kameraden hielt er mit seinem Schwert beide an der Wand mehr oder weniger im Schach. Es wirkte nicht so, als würden sie zeitnah eine Niederlage einfahren, aber die Aussicht auf einen Sieg war so auch nicht so bezaubernd. Lieber schnell eingreifen, bevor es sich wendet. Ich lief von der Seite auf ihn zu und trat nach seinen Füßen. Er konnte zwar noch knapp zur Seite springen, aber nichts desto trotz musste er ausweichen und für einen Moment die beiden, gegen die er zuvor gekämpft hatte, aus den Augen lassen. Diese hatten zum Glück auch einige Ahnung von kämpferischen Taktiken und traten weiter auseinander, so dass nun zusammen mit mir auf drei Seiten von ihm jemand stand. Dass diese Situation eine unausweichliche Niederlage bedeuten würde, müsste ihm eigentlich klar sein.
Ich brauchte nur einen Schlag anzutäuschen und schon hatte er keine Wahl, als mit seiner Waffe zur Verteidigung in diese Richtung zu kommen. Der mir gegenüber stehende Verbündete stach nun mit seinem Schwert hinterher und schon war unser Feind zu weit mit dem seinen entfernt, um sich zu verteidigen. Die Klinge stieß gegen seinen Bauch und auch wenn das Kettenhemd ihn vor Verletzungen bewahrte, war der Druck vermutlich genug für eine Prellung und, was viel wichtiger war, traf ihn schmerzhaft in Bauch und Seite. Er beugte sich nach Luft schnappend vor und damit war sein Schicksal nun wirklich endgültig besiegelt. Ich landete einen präzisen Schlag in seinem Nacken und dem Knacken nach zu urteilen hatte ich ihm damit das Genick gebrochen.
Ich wollte mir nicht wirklich ansehen, was wir getan hatten. Ich hatte schon oft getötet und wusste, dass ich es auch weiterhin tun würde, aber irgendwie war das hier nochmal anders. Es war kein Kampf gewesen sondern ein Überfall und etwas in mir sträubte sich dagegen noch mehr, als gegen das Töten an sich. Es ist mal wieder unfassbar was einem für Gedanken in den Kopf kommen, wenn man schreibt. Erst jetzt habe ich wirklich realisiert, wie krass das eigentlich inhaltlich ist... wow, das ging aber schnell. Halt die Klappe, falscher Zeitpunkt für dumme Kommentare und ich weiß das selber. Außerdem, wie ich dich kenne, bist du noch lange nicht an diesem Punkt.
Ich lief schnell die Treppe weiter nach oben nur um dort einen kleinen Raum zu finden, der eigentlich vollkommen leer war, abgesehen von einem großen Rad aus Holz, welches mit Metall verstärkt war. Ich gab den beiden, die mir folgten, ein Zeichen und zu dritt stemmten wir uns gegen das Rad. Ganz langsam begann es sich zu bewegen, aber wenn wir so weiter machten, würde das ewig dauern.
Dann, auf einmal, ging es um ein Vielfaches einfacher. So viel leichter gar, dass vermutlich eine Person gereicht hätte. Möglicherweise waren Frank und Thalia gerade oben angekommen und wir arbeiteten nun zusammen in eine Richtung. Nach dem, was ich bisher von deren Körperkraft gesehen hatte, würde das als Erklärung reichen, wieso es jetzt so leicht war.
Wir drehten nun also das Rad, bis es nicht mehr weiter ging, also vermutlich zu dem Punkt, an dem die Tore gegen den Stein der Mauern stießen, und ich schickte einen der beiden mit mir im Raum Stehenden los, von unten ein weiteres Schwert zu holen. Dieses verkeilte ich so zwischen Boden, Wand und Rad, dass sich letzteres nicht mehr bewegen würde, ohne starke Fremdeinwirkung. Nach getaner Arbeit liefen wir wieder die Stufen nach unten durch den Wachraum, von dem aus sich bereits ein widerlicher Gestank ausbreitete, und hinaus auf die Straße.
Noch hatte sich dort nichts getan. Es war scheinbar nicht so, dass das Öffnen des Tores alle Soldaten in den Kasernen der Oberstadt alarmieren würde. Es würde vermutlich nicht lange dauern, bis jemandem auffallen würde, dass der Befehl niemals von jemandem gegeben worden war, der berechtigt gewesen wäre, ihn zu erteilen. Bis dahin wären wir aber schon längst wieder bei dem Rest unserer Streitmacht, wenn man es so nennen kann. Für eine Streitmacht waren wir zwar noch recht klein, aber mit der richtigen Moral konnte man fast jeden Unterschied in Zahlen ausgleichen.
Auf der anderen Seite des Tores sah ich irgendetwas unförmiges aus dem Eingang zum Wachraum heraus fliegen. Ich dachte mir erst nichts dabei, bis dieses etwas größer wurde und immer mehr menschliche Gestalt annahm, bis es schlussendlich in der Gestalt einer jungen Frau mit schwarzen Haaren endete. Zur gleichen Zeit wuchs neben ihr ein ebenfalls schwarzhaariger Junge aus dem Boden. Ich war zu weit weg gewesen, um das mit Sicherheit sagen zu können, aber von meinem Standpunkt aus hatte es so ausgesehen, als wäre vorher ein kleines Tier an dieser Stelle gewesen.
Da ich nun allerdings keines mehr dort sah, gab es eigentlich nur drei Möglichkeiten, was das bedeuten konnte. Möglichkeit eins war die einfachste. Ich hatte mich verguckt und die beiden standen schon die ganze Zeit da. Möglichkeit zwei, sie hatten der Dramaturgie etwas nachhelfen wollen und eine optische Illusion erzeugt. Das wäre nach dem wenigen, was ich von Carn über Magie erfahren hatte, durchaus möglich.
Die dritte Möglichkeit war zwar die, die mein Kopf als aller erstes entdeckt hatte, bevor er ihres Inhalts wegen nach Alternativen gesucht hatte, denn sie war auch ein klein wenig gruselig. Mit ein klein wenig meine ich soetwas wie total absolut gruselig. Die dritte mir in den Kopf kommende Möglichkeit wäre, dass sie tatsächlich ihre Gestalt ändern könnten. Ich wollte mir eigentlich nicht ausmalen, wie viel Unheil man damit anrichten könnte, wenn man wollte.
Belauschen. Hinterhältige Morde. Offene Schlachten. Bei all diesen Dingen würde die Möglichkeit, sich zu verwandeln, solch unfassbare Möglichkeiten eröffnen, dass mir für einen Augenblick schlecht wurde. Nichts desto trotz nahm ich mir vor, sie irgendwann danach zu fragen. Entweder würden sie mir dann verraten, was von den drei Dingen der Fall war, oder sie würden mich anlügen oder umbringen, weil ich etwas gesehen hatte, was ich nicht sehen sollte. Gegen die letzten beiden Möglichkeiten konnte ich nichts tun, aber ich würde zumindest von mir behaupten können, dass ich es versucht hatte.
Unsere Leute hatten sich an den Plan gehalten und soeben sah ich die ersten von ihnen den entscheidenden Teil der Stadt betreten. Ein riesiger Teil der Anspannung, die in den letzten Tagen auf meinen Schultern gelastet hatte, fiel nun schlagartig ab. Egal was jetzt passieren sollte, selbst wenn ich erschossen werden würde, jeder halbwegs gescheite Hauptmann könnte uns nun zum Sieg führen. Von hier aus hatten unsere Gegner ihren größten und entscheidendsten Vorteil verloren. Die unüberwindlichen Mauern. Sicher, wir waren noch immer in der Unterzahl und sicher, wir kannten uns in diesen Straßen weniger aus, aber wenn wir jetzt in der direkten Konfrontation scheitern sollten, dann wäre das höhere Macht, gegen die wir nicht ankommen konnten. Wenn diese Mission irgendwie möglich sein sollte, dann war das hier der vielversprechendste Weg, den ich mir nur vorstellen konnte. Mehr als das konnten wir nicht tun. Amen!
Als der letzte Mann die großen Tore hinter sich gelassen hatte, hob ich meinen Hammer und ging so auf den an der Spitze stehenden Baldor zu. Dieser streckte ebenfalls sein Schwert gen Himmel und stieß einen Schlachtruf aus. Alle hinter ihm folgten seinem Beispiel und setzten sich, sobald ich wieder vorne stand und los lief, ebenfalls in Bewegung.
Den Weg zum Palast hätte ich auch ohne die Karte gefunden. Das Gebäude überragte selbst die größten Prunkbauten der Oberstadt um mehr als das doppelte der Höhe. Der Palast selbst war zwar noch ein gutes Stück entfernt, aber wir waren auf der Hauptstraße und es war nur logisch, dass diese uns genau zu unserem Ziel führen würde. Zugegebenermaßen war sie auch der Ort, an dem man am ehesten einen Hinterhalt stellen würde, aber dieses Risiko war unumgänglich. Da noch immer kein Großalarm geschlagen worden war, war das vorhanden sein eines solchen Hinterhaltes sowieso unwahrscheinlich und das Risiko war geringer als unsere voraussichtlichen Zusatzverluste, wenn wir einen Weg außen herum suchen, dort länger brauchen würden und in dieser Zeit von der Auslösung des Alarms in die Ecke gedrängt werden würden. Letzteres hieße nämlich, dass unsere Gegner vorbereitet wären und das machte den Kampf sicher nicht leichter.
Im Allgemeinen war es beeindruckend, wie eingebildet die Arbeitsmoral in solchen Städten war. Aus der Unterstadt hörte man langsam, wie sich geschäftiges Treiben bildete, welches vermutlich mit der Öffnung der Tore begann, während sich hier oben scheinbar alle die Zeit nahmen, noch schön auszuschlafen oder einen Tee zu trinken. Es war niemand auf den Straßen.
Zumindest glaubte ich das, bis ich auf die denkbar unpraktischste Art vom Gegenteil überzeugt wurde. Ich lief um die Ecke und stand am Ende eines anderen großen Platzes. So viel zu der guten Nachricht. Die schlechte war, dass auf diesem Platz so in etwa eintausend Krieger standen. Sie alle blickten zu zwei am Rand stehenden Männern. Der eine trug eine glänzendes Kettenhemd mit mehreren Verzierungen, was implizierte, dass er in irgendeiner Form höheren Ranges sein müsste, und der andere war das genaue Gegenstück. Er war der einzige Anwesende, der keine Form von physischer Verteidigung trug.
Er hatte einen schwarzen Umhang mit Kapuze an und um ihn herum, statt wie sein Nebenmann zu funkeln, wirkte alles lila und verzerrt. Ganz offenbar ein Magier. Der Magier, wenn mich der Blick, den ich auf seine Hakennase werfen konnte, nicht täuschte, der versucht hatte, ein Flimmern in der Luft zu durchbrechen. Diese Unfähigkeit war das erste, was sich mir von ihm ins Gedächtnis gebrannt hatte. Leider war das zweite, dass er ein Magier war und Magier leider eine so große Zerstörungskraft hatten, dass man sie ohne begünstigende Umstände wie einen eigenen besseren Magier oder die Möglichkeit, dass er einen noch nicht bemerkt hatte, fast keine Chance hatte. Selbst wenn er so unfähig war wie dieser
Als ich den Platz erreicht hatte, war von dort noch alles still gewesen, aber leider dauerte es nur wenige Sekunden, bis Rufe ertönten und eine immer größer werdende Zahl Finger auf uns deutete. Nicht lange danach deutete auch der vorne stehende Hauptmann auf uns und rief: „Eindringlinge! Macht euch gefechtsbereit!" Es war seiner Stimme anzuhören, dass er wie ein Anführer klingen wollte und sich auch eindeutige in der Lage sah, diese Schlacht für die Verteidiger zu entscheiden, aber nichtsdestotrotz klang unüberhörbare Überraschungen mit. Damit bestätigte sich meine Hoffnung, dass wir wirklich noch so weit unentdeckt waren, dass es noch nicht bis ins Schloss vorgedrungen war.
Damit war es zwar nun vorbei, aber als ich mir die Gesichter der Soldaten ansah, sah ich häufig weniger die Bereitschaft, die Stadt zu verteidigen, als Angst, vermutlich weil sie nicht verstehen konnten, wie wir bis hier hin vorgedrungen waren. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Stümper Hakennase dem Hauptmann etwas ins Ohr flüsterte und dann vortrat. Er krempelte seine Ärmel hoch und begann dann vermutlich zu sprechen, auch wenn ich nichts hörte, sondern nur die Bewegungen seines Mundes sah.
Schnell lief Carn als unser Magier an uns vorbei und stellte sich stabil hin. Er hob einmal seine Schultern und ließ sie wieder sinken. Was er danach tat, konnte ich nicht sehen, da er mit dem Rücken zu mir stand, aber bei Hakennase bemerkte man eine Veränderung. Er verspannte sich und, soweit ich das sehen konnte, biss die Zähne fest zusammen. „Können wir irgendwas tun um dir zu helfen?", wollte ich von Carn wissen, da ich annahm, dass dieser gerade gegen den anderen Magier kämpfte. „Nicht ablenken, ihn abschießen", presste dieser hervor.
Laut genug, dass jeder, der sollte, es verstehen konnte, rief ich: „Zielt auf den Magier. Wer Carn trifft hat sein Leben verwirkt. Alle die keine Bögen bei sich tragen, macht euch kampfbereit." Unsere Gruppe teilte sich sehr schnell auf, sodass weiter hinten die Bogenschützen standen, und die Fraktion der Nahkämpfer ging etwas zur Seite, damit sie ebenfalls nicht zwischen die beiden sich duellierenden Magier kommen könnten oder getroffen werden würden. Zwei Gestalten schlossen sich jedoch keiner der beiden Gruppen an. Ich glaube, anhand der letzten Geschehnisse brauche ich nicht sagen, um wen es sich handelt. Mache ich aber, Thalia und Frank stellten sich beide etwas abseits zu den beiden Gruppen.
Frank stand einige Meter vor den Bogenschützen während Thalia eine Position seitlich von den Nahkämpfern einnahm, sodass der Magier, sollte er auf eine der beiden Gruppen zu rennen wollen, was mir wirklich außerordentlich komisch vorkäme, zwangsweise von einem der beiden konfrontiert werden würde. An ihrer Körpersprache ließ sich jedoch nichts finden, was auf eine Teilnahme an dem Kampf auf Ebene der Gedanken schließen ließ. Carns Gegner schien jedoch trotzdem misstrauisch, wieso sie das taten und das schien ihm zum Verhängnis zu werden. Nachdem sein Blick hektisch vom einen zur anderen geflogen war, verzog er schmerzlich die Miene und seine Stirn legte sich noch mehr als zuvor in Falten.
Einige Sekunden später stieß er einen Schrei aus und rief zwei Worte, die wohl der alten Sprache entstammten, denn ich verstand sie nicht, glaubte aber sie schonmal gehört zu haben. Möglicherweise von irgendeinem andern Magier. Carn erwachte daraufhin ebenfalls aus seiner Starre und schrie ein Wort. Dann breitete sich eine riesige Feuerwand und dazu, den herausfliegenden Pflastersteinen zufolge, eine Druckwelle von dem dunkel Gewandeten in jede Richtung aus.
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3301 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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