Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kap. 58 Ein ernstes Gespräch

Hazel pov

Sie sind sooo niedlich, auch wenn weder Roran noch Katrina etwas davon hören wollen würden. Gut, möglicherweise bin ich nach Piper am einfachsten für sowas zu begeistern, aber das muss ja nichts schlechtes sein. Es war sogar erstaunlich, wie viele Parallelen es zwischen ihrer Vergangenheit und meiner gab. Wir beide hatten, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, quasi nur einen Elternteil. Wir hatten beide sehr früh jemanden gefunden, mit dem wir damals geglaubt hatten, für immer zusammen zu leben, auch wenn ich dann doch Frank gefunden hatte, nachdem ich von Sammy weggezogen worden war. Wir hatten diesen Elternteil beide verloren, auch wenn Sloan noch lebte und wir waren beide an einem der dunkelsten, bekannten Orte gewesen. Ich war der Meinung, dass der Helgrind hervorragend oder eher schauderhaft mit Asphodel ähnelte, auch wenn es viele große und kleine Unterschiede gab. Natürlich war das schlimmste im mittleren Teil der Unterwelt die ewige Langeweile und streng genommen war man dafür tot, aber muss man unbedingt so genau werden? Auch der Helgrind war vermutlich im Vergleich zu Galbatorix Folterkammern noch eine wahre Blumenwiese. Der entscheidende Punkt ist, dass auch Katrina ziemlich viel durchgemacht hatte, insbesondere für einen Menschen.

Vielleicht genau aus diesem Grund, vielleicht einfach, weil ich sie ganz gerne mochte, wünschte ich ihr natürlich alles Gute in den bevorstehenden Wochen und Monaten. Ich war gerade mal wieder auf dem Weg zu deren Zelt, da ich zum einen zu viel Zeit hatte, mit der ich nichts anfangen konnte, und zum anderen es recht angenehm war, mit ihr zu sprechen. Zumal sie ziemlich aufgeweckt war. Ich war mir ziemlich sicher, dass auch sie es geschafft hätte, Roran aus dem Helgrind zu holen, wäre die Entführung umgekehrt verlaufen. Außerdem gehörte sie nicht zu denen, die sofort alles glaubten. Einige unter den Menschen sehr verbreitete Ansichten hatte sie abgelehnt, weil sie ihr nicht vernünftig erschienen.

Dazu gehörte schon der grundsätzliche Aberglaube. Möglicherweise lag es an ihrer Zeit im Helgrind, aber sie hatte mir eines Nachmittags erzählt, sie hielte die Geschichten über Teufel, die Unwetter und Krankheiten brachten und der gleichen mehr für abwegig. Wahrscheinlich lag das daran, dass sie gesehen hatte, wie wirkliche Teufel aussehen würden und dass diese sich nicht mit Unwettern aufhalten würden, sondern sich direkt an denen vergreifen würden, die sie aus dem Weg haben beziehungsweise bestrafen wollten. Das ließ sich allerdings noch schwer einschätzen, da sie bisher nur von kleineren Ausschnitten ihrer Gefangenschaft berichtet hatte und ich fand, die eigenen Gedanken seien privat und man sollte dieses Gebot nur brechen, wenn es dringend erforderlich wäre... und das war es hier eindeutig nicht. Jaja, ich schweife ab.

Noch auf dem Weg dachte ich darüber nach, was ich erwartete oder ob ich überhaupt etwas erwartete. Natürlich hatten diese Gespräche nicht das Ziel, große Veränderungen herbeizuführen. Vielleicht der anderen bei irgendwelchen kleineren Dingen helfen, aber eher so nebenbei. Eigentlich redeten wir nur so und das war ja manchmal auch genug um einerseits die Zeit totzuschlagen und zum anderen eine Art Freundschaft zu schließen.

Keine zwei Minuten später erreichte ich ihr Zelt. Da wir uns gerade im Krieg befanden und noch dazu in einer anderen Welt, in der solche typischen Dinge nach einer Hochzeit garnicht so typisch waren, gab es keine Flitterwochen oder etwas vergleichbares und so war Roran bereits wieder auf dem Übungsplatz und schlug entweder Leuten fast den Schädel ein oder hob irgendwelche Vorläufer von Hanteln hoch. Wie auch immer das aussehen würde.

Ich hatte nur damals in der zwölften Legion und auf der Argo II wirklich aktiv Sport gemacht und mich hier noch nichtmal dem Trainingsfeld genähert. Warum auch? Von einigen Übungskämpfen um in Form zu bleiben einmal abgesehen hatte ich es nunmal nicht nötig. Natürlich machte ein Kräftemessen auch manchmal Spaß, aber es gab nunmal niemanden, bei dem das Ergebnis nicht schon von vorne rein klar wäre. Unsere Stärke hing von der Kraft ab, die wir unserem Körper gaben, und da die für die meisten sehr ähnlich war, kam es am Ende nur auf Technik an.

Das Problem war folgendes: Mit Frank wollte ich nicht kämpfen, Piper und Kalypso mochten kämpfen grundsätzlich nicht so gerne, auch wenn sie sich bei den größeren Schlachten nicht zurück hielten, und alle anderen hatten deutlich mehr Erfahrung und in den meisten Fällen Begabung als ich im direkten Kampf. Meine Tricks im Täuschen würden hier nichts mehr bringen, es sei denn ich würde mich einzig und allein darauf konzentrieren, und meine Magie wurde in den meisten Fällen durch andere Fähigkeiten, von Blitzen bis Finsternis, mehr als ausgeglichen. Ich fand das in keinster Weise schlimm, aber es erübrigte eben alle Wettstreite. Das war wohl einer der Nachteile von nahezu unbegrenzter Macht. Ein anderer Nachteil in einem anderen Gebiet ist, dass ich jetzt zum zweiten Mal in nichtmal zwei Minuten vom Thema abgekommen bin.

Schön, jedenfalls klopfte ich einmal kurz an einen der Zeltpfähle, einen Augenblick später vernahm ich ein Rascheln aus dem inneren. Kurz darauf wurden die Stoffvorhänge zur Seite gezogen und Katrina winkte mich hinein. Ich folgte dieser Einladung gerne und sah, dass im Inneren zwei aus Stoff bestehende Gegenstände lagen, die scheinbar die Funktion von Kissen erfüllen sollten. Ich erinnerte mich, dass es ihr beim letzten Mal ziemlich unangenehm gewesen war, dass wir auf dem harten Boden sitzen mussten. Ich hatte mich zwar nicht beschwert, es lag ja nicht an ihr, was sie in ihrem Zelt hatten, und es hatte mich auch nicht gestört, doch sie scheinbar schon. Ich dachte, ich melde ihr das einfach mal freundlich zurück.

„Der Mangel an bequemen Sitzmöglichkeiten hat dich scheinbar so sehr gestört, dass du Ersatz genäht hast. Du weißt, dass das nicht nötig gewesen wäre, aber es ist trotzdem sehr fürsorglich von dir." Ich lächelte und sie erwiderte dies. „Nötig vielleicht nicht, aber ich empfange meine Gäste lieber auf angenehme Art und Weise. Außerdem habe ich hier außer Wäsche waschen und den Aufbau von Selbstvertrauen bei meinem Mann nicht viel zu tun und letzten Endes bist du ja auch nicht die einzige, die diese Kissen benutzen kann." fügte sie an.

Das mochte ich an ihr. Sie tat nicht so, als wäre jedes kleine Stück Bequemlichkeit extra für mich vorbereitet worden sondern sagte ganz offen, dass sie es so oder so gemacht hätte. Wenn man so offen ist, kann man viel mehr reden, ohne in jedem Satz nach versteckten Bedeutungen und Lügen suchen zu müssen.

Während ich mich auf eins der beiden setzte, sah ich Katrina mit einigen Blättern, einem Wasserbehälter und einer provisorischen Teekanne herumhantieren. Ich beschloss noch so lange zu warten, bis sie sich auch hingesetzt hätte und sie sich nicht mehr auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren müsste. Es ist echt schwer, ein Gespräch mit irgendeiner Form von vernünftigem Inhalt zu führen, während man nicht wirklich darauf konzentriert ist.

Ich konnte aus dem Augenwinkel erkennen, dass meine liebe Gastgeberin sich mit dem fertig vorbereiteten Kessel gerade nach draußen auf machte, um ihn zum Abziehen vors Zelt zu hängen. „Warte einen Moment, ich denke, ich kann das etwas beschleunigen", schlug ich mit einem vermutlich sehr dumm aussehenden Grinsen im Gesicht vor. Sie blieb fast wortwörtlich zwischen Tür und Angel hängen und drehte sich dann um. „Inwiefern?" Immernoch lächelnd erwiderte ich: „Der Tee wird schneller fertig, wenn man ihn erhitzt. Dafür kann ich sorgen und komm mir ja nicht mit ‚du bist mein Gast und brauchst deshalb nichts machen'!" Sie machte ein etwas gequältes Gesicht, welches mir verriet, dass sie ziemlich genau das hatte sagen wollen, und zuckte dann ergeben mit den Schultern.

„Wie du meinst...", seufzte sie und hielt mir die Kanne hin. Ich griff mit beiden Händen um den Behälter und leitete Stück für Stück mehr Wärme hindurch, bis das Metall so heiß war, dass kein Mensch es normal hätte berühren können. Gleichzeitig ließ ich es für den visuellen Effekt noch glühen, auch wenn das in Wirklichkeit Probleme gemacht hätte. So dauerte es auch nicht lange, bis immer mehr Dampf daraus aufstieg und einige Sekunden später auch ein Blubbern aus dem Behälter erklang. Ich stellte die Kanne neben uns in den Sand, was ein lautes Zischen zur Folge hatte, vermutlich waren dort jetzt Spuren von Glas, und nickte dann Katrina zu. „Fertig, jetzt müssen wir nur warten bis er so weit abgekühlt ist, dass auch du ihn trinken kannst.

So, wie ist es denn so, verheiratet zu sein, um einfach mal mit dem offensichtlichen anzufangen? Wie du weißt, bin ich zwar vergeben, jedoch noch nicht mal verlobt." Sie verdrehte die Augen. „Was erwartest du jetzt zu hören? Natürlich hat man jetzt auch die Gewissheit, dass man für immer zusammen bleibt, aber niemand heiratet, wenn er diese Gewissheit nicht schon so zu haben glaubt. Was soll sich denn ändern?" ‚Wie sehr du dich irrst' dachte ich. Es gab viele Beispiele, die sich irgendwann wieder trennten, auch wenn ich es nicht laut sagte, da ich ihr nicht schon am Tag nach ihrer Eheschließung einige der negativsten Verläufe dessen vorgeben wollte. Stattdessen gab ich einen zustimmenden, jedoch undefinierbaren Laut von mir und meinte: „Gute Frage, ich weiß auch nicht, was ich erwartet hätte."

Sie winkte ab. „Kein Problem, ich vermute, diese Frage hätte fast jeder gestellt." Auch wenn ich erneut zustimmend nickte, wollte eine Stimme in mir laut schreien, dass Thalia dieses Thema entweder ganz ausgelassen hätte, und wenn nicht das, dann zumindest mit einem sehr anderen Typ Frage und noch sicherer, mit einem ganz anderen Ziel dahinter... nämlich die negativst möglichen Aspekte herauszufiltern.

„Auf die Gefahr hin, etwas anzusprechen, das lieber totgeschwiegen bleiben sollte, hilft es dir gegen dein, mal vorne heraus, Trauma? Du weißt spätestens jetzt sicher, nicht dass es mal anders gewesen wäre, dass Roran alles für dich tut und dich sogar aus dem finstersten Loch, dass es in diesem Land gibt, herausholen würde. Hilft dir das, diese Erlebnisse zu verarbeiten und zu überwinden?" Augenblicklich verdüsterten sich ihre Augen. Ihr Gesichtsausdruck blieb weitestgehend unverändert aber das Lächeln verlor sich um die Augen und genauso war es mit ihrer Körpersprache. Man konnte es nur an winzigen Details sehen. Eine Hand war zur Faust geballt, die andere angespannt und irgendwie verkrampft. Ihre Schultern hingen definitiv nicht entspannt sondern waren ein wenig angespannt und hochgezogen und das einzig deutliche waren, wenn auch schon angesprochen, ihre Augen.

Einen derartigen Blick hatte ich zuletzt vor vielen Jahren bei Percy und Annabeth gesehen, wenn man sie in den Monaten kurz danach auf den Tartarus angesprochen hatte. Es war eine Mischung aus Finsternis und einer zerbrochenen Komponente, die sich, für jemanden der sie nicht gesehen hatte, nicht wirklich beschreiben ließ. Grundsätzlich erinnerte ihre Ausstrahlung in vielen Aspekten an die ehemals mächtigsten Halbgötter unserer Zeit, wenn nicht sogar aller Zeiten, nachdem sie der buchstäblichen Hölle entkommen waren.

Auch die Art, wie sie darüber sprach, war fast genau die selbe wie die, auf die Percy und Annabeth dann immer gewechselt waren. Trauer und Schmerz gaben ganz klar zu verstehen, dass sie dieses Thema nicht mochten, teilweise auch nicht nur mit Gesten sondern auch mit Worten, und wenn man nicht direkt nachfragte, bekam man kaum Einzelheiten. „Du weißt, dass das für mich schwierig ist, oder?" Ich nickte. „Natürlich, wenn du nicht darüber sprechen möchtest, ist das deine Entscheidung. Ich habe auch schlimme Dinge erlebt und egal ob diese jetzt schlimmer als deine waren oder nicht, hat es mir geholfen mit jemandem darüber zu sprechen. Wenn du nicht möchtest oder es dir noch zu früh ist, verstehe und akzeptiere ich das."

Sie antwortete dann einfach, als hätte es ihren eigenen Einwand garnicht gegeben. „Irgendwie schon ein bisschen. Es ist besser aber.. ach ich weiß nicht..." Ich unterbrach sie noch einmal. „Besser klingt schonmal gut, aber du machst ganz klar deutlich, dass es nicht nur besser ist. Was ist der Haken?" Man konnte förmlich sehen, dass eine Art Damm in ihr brach. Vielleicht nicht von einem Moment auf den anderen und auch möglicherweise nicht vollständig, aber zumindest kam sie nun in einem Schwall weit aus sich heraus.

„Ganz schlicht, ich habe ein schlechtes Gewissen. Roran hat für mich so gut wie alles gegeben und aufgegeben. Seine Arbeit, damit die Möglichkeit auf einen eigenen Hof und ein eigenes Einkommen, seine Heimat, er hat das ganze Dorf zum Aufbruch gebracht und mich zusammen mit Eragon aus diesem Loch geholt und jetzt, nach der Hochzeit, die ja zweifelsohne wunderschön war, frage ich mich: was habe ich da für ihn getan? Ein paar alte Tischdecken und Löffel aufgegeben. Noch was?"

Nach einer angemessenen Pause sagte ich: „Aaah, daher weht der Wind. Katrina, stell dir die Frage umgekehrt. Was hättest du mehr tun können und was hättest du getan, wenn du die Möglichkeit gehabt hättest. Es gibt hier nicht viele Frauen, die dem Willen ihres Vaters trotzen, nur wegen einem möglicherweise späteren Mann, der nicht mal eine eigene Holzhütte hat. Du hast an Roran geglaubt und ihm die Kraft gegeben, all das zu verbringen. Deine ersten Worte als ich reingekommen bin, haben beinhaltet, dass du ihm hilfst, das Selbstvertrauen aufzubauen, was er braucht.

Das mag zwar nicht als etwas besonderes erscheinen, aber es ist auf eine andere Art wichtig und beeindruckend. Wie viele Männer in Alagaësia hätten solche Taten, erst recht ohne die Zuhilfenahme von Magie geschafft. Und denkst du, Roran hätte das selbe erreicht, wenn nicht du sondern irgendjemand anderes entführt worden wäre?"

Sie zögerte einen Moment. „Vielleicht nicht, aber das steht doch keinesfalls in irgendeinem Verhältnis..." Bevor sie erneut versuchen konnte, sich da hineinzusteigern, unterbrach ich sie nochmals. „Ich denke hier liegt mindestens ein Missverständnis vor. Wir haben beide Rorans Kraft und Willen gesehen. Er mag der entschlossenste und damit einer der stärksten menschlichen Krieger sein, aber das bedeutet nicht, dass du dem ebenbürtig sein müsstest oder es alleine von ihm kommt. Ohne dich wäre dein Mann auch nur ein normaler Krieger. Deine Stärken liegen in anderen Bereichen und ich wage zu behaupten, in diesen bist du mindestens genauso fähig wie er als Krieger und Kommandeur auf dem Schlachtfeld.

Du hast mir letztes Mal erzählt, wie viele Probleme Roran anfangs mit dem Töten, Kämpfen und auf sich selbst vertrauen hatte. Wie man merkt, hast du es geschafft ihm diese vollständig zu nehmen. Naja, nehmen trifft es nicht, du hast ihm geholfen, diese zu überwinden. Egal wie gut er ist, ohne dich würde er einen Teil seines Antriebs verlieren und dann ist auch er allerhöchstens für dich etwas besonderes. Ihr ergänzt euch gegenseitig und genau das solltet ihr auch tun. Niemand, wirklich niemand ist alleine wirklich vollständig oder perfekt. Zugegebenermaßen, auch zusammen ist nahezu niemand perfekt, aber in den meisten Fällen kann man zusammen näher dran sein. Es gibt Ausnahmen, aber so ist es meisten. Jedem fehlt etwas und egal ob es viel oder wenig ist, du und Roran, ihr ergänzt euch ausgezeichnet. Er kann anderen eins auf die Mütze geben und du kannst ihm die Kraft dazu geben."

Die junge Metzgerstochter schien noch immer nicht in meine Worte zu vertrauen, was mich auch überrascht hätte, schließlich hatte sich alles, was ich gesagt hatte, in den wenigen Sekunden des Sprechens in meinem Kopf zusammengefügt. „Aber...das ist ja schön und gut, aber noch lange kein Ausgleich!" Ich seufzte. „Katrina, da liegt ein grundlegendes Missverständnis vor.

Selbst wenn es nicht so wäre, müsstest du nicht das Gleiche leisten wie dein Mann. Du hast so weit ich weiß alles gegeben und nie gesagt: ‚nö, das ist er mir dann doch nicht wert!' Also brauchst du dir nicht die Schuld geben, nur weil er mehr Chancen bekommen hat oder im Topf der ererbten Anlagen die in dieser Welt vorteilhaftere Seite gezogen hat. Entscheidend ist der Anteil an Chancen, die ihr genutzt habt. Du bist keine direkte Unterstützung im Kampf sondern Rorans moralische Unterstützung und sein letzter Rückzugsort. Wie ich dir schon erklärt habe, nicht jeder kann gut drauf hauen.

Das gilt für dich noch mehr als für mich und du hast deine Stärken gefunden und musst sie nur noch nutzen. In den Legenden der Barden werden vermutlich eher Rorans Heldentaten besungen, aber ihr wisst beide, dass er das nicht ohne dich schaffen würde. Nicht jeder muss mit körperlicher Kraft unterstützen und solange Roran nicht findet, dass du zu wenig tust, was er, das kannst du mir auf jeden Fall glauben, niemals tun wird, liegt es an dir, ob du findest, dass du ihn ausnutzt. Es ist nicht deine Schuld, dass er mehr und vor allem auffälligere Chancen, sich zu beweisen, bekommt.

Aber nun stell dir einmal vor, du wärst auf dem Flug zum Helgrind abgestürzt. Was denkst du, wie wäre der restliche Feldzug verlaufen. Roran hätte jede Kraft verloren, dieser Anblick hätte Eragon zu schaffen gemacht und ein demotivierter Hoffnungsträger ist sowieso überflüssig. Du hast für ihn durchgehalten und damit Roran die Kraft gegeben, weiterzumachen, die stärksten Magier des Königs zu erschlagen, zweihundert trainierte Soldaten alleine zu töten, einen Urgal niederzuringen, fünfzig Peitschenhiebe durchzuhalten und damit über einige Verästelungen letzten Endes die ganze Heermacht der Varden vor der vollständigen Entmutigung gerettet. Was denkst du, welches Bild er vor Augen gehabt hat, als er die Strafe für Vernunft erlitten hat? Denkst du, er hätte das so durchgestanden, wärst du nicht gewesen? Wärst du nicht etwas, das die Leiden zu ertragen wert ist?

Du kannst jetzt natürlich wieder sagen, es gab viele Menschen, die eine solche Probe zu bestehen hatten, deren scheitern solch fatale Folgen gehabt hätte, aber ich denke das ist der springende Punkt. Du brauchst dich nicht mit anderen vergleichen. Du bist gut, du gibst dein bestes, du gibst nicht auf und du hilft Roran, niemals aufzugeben. Ob es dir jetzt viel oder wenig erscheint, es ist viel und es ist genug. Solange es nicht dein Anspruch ist, dass irgendjemand außer Roran Lieder über deine Großartigkeit schreibt, was er sicher tun würde und was ich mir nur zu gerne anhören würde, brauchst du nur weiterzumachen, nicht mehr zu machen." Als ich dann endlich meine Ausführungen beendete, um Luft zu holen und Katrina die Möglichkeit für eine Anmerkung zu geben, sah ich, dass sie lachte.

„Bitte nicht falsch verstehen. Ich finde es unfassbar nett, was du gerade gesagt hast, aber ich kann nicht ernst bleiben, solange ich mir Roran vorstelle, wie er erst schreiben lernt und dann vor einem leeren Blatt Papier sitzt, während er versucht etwas vernünftiges zu schreiben."

Ich winkte ab. „Er würde nach einer Viertelstunde mit dem Hammer den Tisch einschlagen. Und er würde trotzdem solange weiterschreiben, bis er fertig ist. Du hast glaube ich weitestgehend verstanden, was ich dir sagen wollte und, korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber ich denke, du kannst auch einigermaßen etwas damit anfangen. So weit das der Fall ist, ist es eher gut, wenn du etwas lustiges zum Abschluss dessen im Kopf behältst. Man sollte nicht länger an seine schlimmsten Erinnerungen denken müssen, als sinnvoll ist."

Sie lächelte aber anders als beim ersten Mal war dieser Ausdruck echt und nicht eine Maske um den eigentlichen Schmerz zu verstecken und teilweise zu verdrängen. Das deutete ich schonmal optimistisch als gutes Zeichen. Sie war ein kluges Mädchen und sehr sicher würde sie zumindest über meine Hinweise und Empfehlungen nachdenken und, da es sich dabei um weitestgehend vernünftige Inhalte gehandelt hatte, große Teile auch verinnerlichen und mit etwas Glück auch danach handeln.

Dann spürte ich auf einmal etwas, was mich ein klein wenig störte. Klein ist untertrieben, aber es wäre noch viel störender gewesen, wäre es eine Minute zuvor geschehen. Ein flammender Vogel raste gefolgt von einer Taube über den Himmel und näherte sich immer weiter dem Lager.

„Leo!", seufzte ich. Ich hatte nur aus Versehen laut gesprochen, was dazu führte, das Katrina fragte: „Was ist mit wem?" Ich seufzte erneut und fasste in einem Satz zusammen. „Leo lässt es sich mal wieder nicht nehmen, seinen Auftritt vollkommen zu übertreiben und weil das mein Spezialgebiet ist, muss ich jetzt dafür sorgen, dass nicht alle Varden Panik bekommen und denken, sie würden gleich von einem lodernden Feuerball oder etwas ähnlichem getroffen werden. Wenn du willst, kannst du dir den Spaßvogel mit ansehen", fügte ich trocken hinzu.

Sie nickte. „Das würde ich schon gerne sehen." Also gingen wir zusammen zu der Zeltöffnung und traten hinaus. Erst da fiel mir der Tee ein. Den hatten wir ganz vergessen. Ich ließ zwei kleine Metallklumpen aufsteigen. Diese formte ich schnell zu zwei Tassen, goss den Inhalt der Kanne hinein und gab Katrina einen der neu entstandenen Behälter. So liefen wir durch die Zeltreihen und redeten über kurzweilige Belanglosigkeiten. Als wir bei unseren Zelten ankamen, wo die beiden garantiert landen würden, meint ich zu Katrina: „Ich würde dir jetzt das zeigen, was so gut wie alle im Lager sehen, und eine Art Schemen der Realität darüber legen. Verstehst du, was ich meine?"

Zögerlich schüttelte sie den Kopf. „Nicht so ganz..." Ich überlegte kurz, wie man es einfacher sagen könnte. „Du würdest die Illusion sehen, die ich allen in der Umgebung zeige, aber für dich ist eine rauchige Version der eigentlichen Realität zu sehen. Einverstanden?" Sie dachte einen Moment nach und stimmte dann mit den Worten, „Klingt sinnvoll und irgendwie werde ich gerade neugierig", zu.

Ich ließ einige Ringe aus Rauch, die in tiefstem lila schimmerten, um meine Arme herum aufsteigen, was ich nur tat, um Katrina einen wirklich beeindruckenden Anblick zu verschaffen, und spürte einen Augenblick später, wie sich die Realität verschob. Man konnte den leuchtenden orangenen Punkt von Leos Phoenixgestalt inzwischen mit bloßem, menschlichen Auge erkennen und so beobachtete ich die Reaktion der jungen Frau. Zuerst kniff sie die Augen etwas zusammen, um besser sehen zu können, aber dann weiteten sich diese, als sich Illusion und Realität trennten. Ich hatte mir einfach überlegt, dass Leo ein Komet wäre, der ganz normal über den Himmel schoss. Das war nichts besonders auffälliges, aber es erfüllte sicher seinen Zweck.

Der eigentliche Leo schoss von seiner nicht ganz so auffälligen Freundin gefolgt auf uns zu und am Boden angekommen verwandelte er sich zurück, streckte seine Arme aus und rief: „Mission Goldi wurde erfolgreich abgeschlossen." Mit einem Feixen sah ich, wie Kalypso sich bei diesem Satz vor die Stirn schlug. Den ältesten lebenden Drachen als ‚Goldi' zu verunglimpfen...

---------------------------

3645 Wörter

Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro