Kap. 51 BITTE WAS?
Nasuada pov
Ich beschloss das mal ernst zu nehmen. Wenn diese beiden meinten, dass es wirklich wichtig wäre, dann würde ich mich mal dem unterordnen. Sie waren so selten ernst, das bedeutete entweder, sie wollten uns reinlegen, ich hatte so meine Zweifel, oder es war wirklich ein bedeutendes Thema, danach schien es mir.
Des weiteren führte ich die von Percy erwähnten Gespräche nur aus dem Grund, dass es meine Aufgabe als Anführerin war und wir anderenfalls auch gleich unseren Angriff abbrechen könnten. Es war nämlich einfach nur langweilig und ermüdend, darüber zu streiten. "Wenn ihr meint, dass es sooo wichtig ist, dann meinetwegen." Ich wartete darauf, dass sie mit dem Erklären anfangen würden doch das taten sie nicht. Als ich gerade nochmals dazu auffordern wollte, erklärte Annabeth: "Es wäre für alle Beteiligten besser, wenn wir das nicht in aller Öffentlichkeit besprechen würden. Das könnte... unangenehme Folgen haben." Ich runzelte die Stirn. Es war zwar nicht ungewöhnlich, dass wichtige Gespräche lieber nicht im Freien geführt werden, doch bei diesen beiden fiel mir nicht wirklich etwas ein, was so wichtig sein könnte. Jaja, mein Fehler, ich weiß. Ich hätte auch vorher schon merken können, dass sie von deutlich mehr essentiellen Sachen wussten, als ich dachte.
Möglicherweise ging es nochmal um das Lösen von Eiden, doch irgendwie bezweifelte ich das. Diese Worte könnten sie Eragon und Arya meines Wissens nach ohne Probleme gedanklich verraten. Also musste ich wohl oder übel abwarten. Die Möglichkeit, den beiden einfach zu Befehlen, mir zu sagen, worum es ging, verwarf ich sofort wieder. Ich hatte zwar an sich den Oberbefehl in unserer Streitmacht doch zweierlei Dinge hielten mich davon ab. Zuerst war da die Tatsache, dass sie nicht direkt zu den Varden gehörten. Das war nur teilweise problematisch, da ich ja an sich auch Orrins Soldaten Befehle erteilen konnte doch es wäre etwas umständlich.
Das Zweite und deutlich wichtigere war eher ein Impuls. Sie hatten beide eine Ausstrahlung, als würden sie von niemandem außer sich selbst Befehle hinnehmen. Dem hätte ich vielleicht noch trotzen können doch ich bezweifelte, dass das etwas bringen würde und auch, dass sie überhaupt noch darüber aufklären würden, ob jetzt oder später im Zelt. Also hielt ich mich vorerst zurück und folgte den beiden. Erst nach mehr als fünf Minuten merkte ich, dass sie uns nicht zu meinem Pavillon führten sondern zu ihren Zelten. Auch das kam überraschend. Im Normalfall wurden wichtige Besprechungen immer im Zentrum geführt.
Zuerst befürchtete ich, dass es sich um eine Falle handeln würde, da meine Wachen wenn überhaupt am Eingang des Führungszeltes standen doch diese Möglichkeit erschien mir nicht richtig. Sie waren schon oft genug schwer bewaffnet in meiner Nähe gewesen und hatten mindestens genauso häufig, wenn nicht noch öfter bei Eragon derartige Möglichkeiten gehabt. Schließlich entschloss ich mich einfach, die beiden zu fragen. Sollte ich keine oder eine Unzulängliche Antwort bekommen, könnte ich mir weitere Gedanken machen doch ich hatte inzwischen einigermaßen gelernt, dass Misstrauen nur dann angebracht ist, wenn man zumindest versucht hat, den Grund dafür aufzulösen.
„Würdet ihr uns verraten, warum wir zu euren Zelten gehen? Normalerweise würden Gespräche, die ja scheinbar von großer Wichtigkeit sind, in dem großen Pavillon in der Mitte des Lagers geführt werden. Dort ist schließlich auch mehr Platz." Es war eine ziemlich deutliche Anschuldigung und im Nachhinein hätte ich meine Worte vermutlich auch vorsichtiger gewählt, doch den beiden schien das nichts auszumachen. Statt eine ebenso direkte Antwort zu geben, lachten sie beide. Es klang schon ziemlich merkwürdig da Percys Stimme um einiges tiefer war als Annabeths.
„Interessante Annahme, Nasuada, aber letztendlich falsch. Wir haben in jedem unserer Zelte deutlich mehr Platz als ihr in eurem Pavillon und allen umliegenden Zelten zusammen. Das ist der eine Grund doch dazu kommt, dass ihr uns von den Dingen, die wir erklären werden, nur das wenigste glauben werdet und wir daher das eine oder andere Vorführung werden. Dabei wird es sich um Kunststücke handeln, die in eurem Zelt zu auffällig wären, da es nicht über genügend Schutzzauber verfügt. Ihr braucht euch keine Sorgen machen, es ist lediglich zur Sicherheit von euch allen", antwortete Annabeth geschwind.
Ich wunderte mich zuerst, da sie am Ende genau meine Befürchtungen angesprochen hatte und ich ziemlich sicher war, dass mein Geist verschlossen gewesen war doch mir kam in den Sinn, dass Eragon gesagt hatte, sie könnten in unseren Geist eindringen, ohne sich um Barrikaden zu kümmern. Ich fand das zwar noch immer gruselig, doch ich wusste, dass ich es nicht ändern konnte.
„Wir haben deine Gedanken nicht gelesen. Dein Gesicht hat für sich gesprochen!", ertönte plötzlich Annabeths Stimme in meinem Kopf. Na großartig, jetzt wurde es wirklich etwas peinlich. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, war mir jedoch sicher, dass es mir misslang.
Nach weiteren fünf Minuten Fußmarsch, die nur so lange gedauert hatten, weil ich langsamer war als Elfen oder was immer Percy und Annabeth waren, denn normalen Menschen waren sie eindeutig nicht, erreichten wir dann die kleine Zeltgruppe, in der Annabeth, Percy und ihre Freunde meines Wissens nach lebten. Ich war tatsächlich noch nie hier gewesen doch mir fielen auf den ersten Blick keine Besonderheiten auf. Keines der Zelte war mehr als vier mal vier Meter groß und auch keines hatte eine Höhe von über zwei Metern.
Als ich sie dann nochmal genauer beobachtete, fielen mir doch einige Dinge auf. Zu allererst schienen sie die einzigen zu sein, an denen kein Schmutz haftete. Jedes einzelne sah aus wie frisch gewaschen und aufgebaut. Eine zweite Auffälligkeit war der Baustil. Sie unterschieden sich darin leicht Von allem, was ich bisher gesehen hatte. Es war nichts eindeutiges, aber doch ein Unterschied. Die klarsten Veränderungen fielen mir erst ganz zum Schluss auf. Zum einen hatten die Planen leichte Färbungen. Wieder nicht so stark, dass jeder es bemerken würde, aber eindeutig vorhanden. Zu guter letzt strahlte jedes einzelne ein wenig Wärme und möglicherweise auch Licht aus. Dieser Punkt war reine Spekulation aus meinem Gefühl heraus, doch es schien tatsächlich so zu sein.
Ohne zu zögern liefen Percy und Annabeth auf das vorderste zu, welches einen leicht schwarzen Farbton aufwies und bei noch genauerer Betrachtung möglicherweise ganz leicht funkelte. Zumindest schien es so, wenn man sich über einen längeren Zeitraum auf einen ganz klaren und kleinen Punkt konzentrierte. Ob das so gewollt war, wusste ich nicht.
Annabeth betrat das Zelt zuerst und ihr, meines Wissens nach, Mann gab uns mit seiner Hand zu verstehen, dass wir ihr folgen sollten, während er mit der anderen die Zeltklappe zur Seite hielt. Ich versuchte hineinzuspähen doch es gelang mir irgendwie nicht. Es war, als wäre eine Wand vor dem Inneren, die zwar das verdeckte, was dahinter lag, jedoch nicht so auffällig war, dass man ihre genaue Position hätte bestimmen können. Es schien irgendwie alles nicht so ganz in die Umgebung dieses Armeelagers zu passen. Nie zu auffällig, aber in jedem kleinen Detail ein bisschen.
Arya machte dann den ersten Schritt und verschwand hinter dieser unsichtbaren Mauer. Kaum eine Sekunde später hörte man Arya keuchen, es klang allerdings eher nach Erstaunen als nach Angst oder Schmerz, und davon ermutigt folgte auch der junge Reiter wenige Augenblicke später. Einen kurzen Moment später kam auch von ihm ein ähnlicher laut der Überraschung. Irgendwie machte mich das weniger misstrauisch sondern eher neugierig. Die beiden waren wahrlich keine Kinder mehr, genau genommen war Arya fünf mal älter als ich und hatte schon viel mehr erlebt. Was konnte hinter dieser Klappe sein, was die beiden dermaßen überraschte?
Ich trat ebenfalls ein, drehte meinen Kopf dabei jedoch mit nach hinten und fokussierte permanent den Ausgang. Vielleicht war ich ein wenig paranoid, aber wenn, dann nicht zu unrecht. Es gab mehr Leute, als mir lieb war, die meinen Tod wünschten. Wie auch immer, ich schweife ab. Percy trat hinter mir ein und ließ die beiden Planen, die den Ein- beziehungsweise Ausgang bildeten, zufallen. Irgendwie brachte ich es fertig, auf dem ebenen Boden zu stolpern doch kurz bevor ich auf dem Boden aufschlug, packte mich eine starke Hand an der Schulter und stoppte mich wenige Zentimeter über dem... Gras? Wie kommt das denn hier her? Wir waren in einem riesigen Lager, auf dessen Wegen eigentlich immer alles platt getrampelt war.
Ich murmelte ein leises „Danke..." zu Percy, doch als ich aufsah, verschlug es mir die Sprache. Auch hier fiel mir erst später auf, dass ich früher hätte bemerken müssen, dass das Zelt irgendwie eine andere Größe hatte. Schließlich konnte man in einem vier mal vier Meter Zelt, in dem bereits drei Personen waren, nicht der Länge nach stürzen.
Vor mir erstreckte sich ein riesiger Raum, der kein Ende zu haben schien und sich irgendwie in der Dunkelheit verlor. Nein, kein Raum. Räume haben eine Decke. Über uns erstreckte sich nur ein endloser Nachthimmel, dessen gleißende Sterne die umliegende Wiese nur schwach beleuchteten und in der Ferne gerade so die schemenhaften Umrisse eines Waldes erkennbar machten. Drehte mich einmal um meine eigene Achse. Direkt hinter uns lag ein traumhafter Strand und noch ein paar Meter weiter brachen sich die Wellen des Meeres.
Alles in allem hatte die ganzen Szenerie einen mysteriösen Hauch und es wirkte irgendwie unwirklich und magisch. Und es war alles falsch. Wir waren nicht in der Nähe des Meeres und es war eigentlich Tag. Und überall um uns herum sollten eigentlich Zelte stehen. Ich drehte mich nochmal um und konnte zwei mitternachtsblaue Vorhänge im sanften Wind flattern sehen. Beim ersten Mal hatte ich sie übersehen, weil sie sich farblich so gut mit dem Himmel deckten. Meine Vermutung war, dass sich dahinter wieder das Lager befand.
Ich hörte plötzlich ein Geräusch auf meiner Schulter, welches verdächtig nach einer Katze klang. Ich versuchte meinen Kopf so zu drehen, dass ich die Stelle, von der es gekommen sein sollte, sehen könnte, doch da war nichts. Ich sah mich verwirrt um und erkannte, dass Percy und Annabeth breit grinsten. „Wart ihr das?", wollte ich wissen. Sie schüttelten synchron ihre Köpfe und Percy antwortete: „Nein, aber wir können dir die kleine Schuldige zeigen."
„So?" Er nickte und stieß einen leisen Pfiff, wie auch immer das geht, aus, gefolgt von dem ebenso leisen Ausruf: „Komm, du brauchst dich nicht verstecken. Sie beißt nicht!" Etwas sagte mir, ‚sie' war in diesem Fall ich. Von der selben Stelle kam jetzt ein friedliches Schnurren und dieses Mal saß dort tatsächlich ein Wesen. Es sah allerdings anders aus als alles, was ich je gesehen hatte. Gut einen Fuß lang, lange Arme und Beine einen Schwanz, welcher länger war als das Tier selbst und einem sehr weich wirkenden Fell. Es war unfassbar „niedlich!", murmelte ich.
Annabeth lachte. „Interessant. Das selbe hat die kleine gerade über dich gedacht. Sie scheint dich zu mögen." Ich machte große Augen. „Und wer ist sie?" Dieses Mal antwortete Percy. „Annabeth und ich hatten beide mal eine Art Haustier. Wie es scheint haben die beiden jetzt eine kleine Tochter und diese scheint Gefallen an dir zu finden. Ich denke, wenn du möchtest würde sie diese Rolle für dich übernehmen." Meine Augen weiteten sich vermutlich noch mehr. „Wie... aber..." Ich versuchte meine Gedanken irgendwie in vernünftige Worte zu fassen. Ich hatte ein Haustier noch nie in irgendeiner Weise in Betracht gezogen, hauptsächlich weil es viel Aufwand und keinen Nutzen versprach, doch jetzt, wo dieses kleine Fellknäul auf meiner Schulter lag, erschien es mir garnicht so abwegig.
„Wieviel Zeit würde das denn kosten? Wie ihr wisst, habe ich davon immer zu wenig." Percy lächelte freundlich. „Dann wäre die kleine eine doppelt gute Wahl. Sie kann sich eigentlich selbst ohne Probleme versorgen, aber wie jedes Haustier braucht sie ein gutes Maß an Liebe und Zuneigung. Du müsstest nicht extra Zeit dafür schaffen, aber die bestehende solltest du teilweise mit ihr verbringen."
Das klang ebenfalls verlockend. „Gut, wenn es ihr gefällt, würde ich sie sehr gerne aufnehmen. Hat die kleine denn schon einen Namen?" Percy schüttelte den Kopf. „Ihre Art verständigt sich grundsätzlich nicht über Wörter sondern eher wie die alten Drachen mit Gefühlen. Sie verstehen jedes Wort, dass du sprichst, aber einen Namen hat sie noch nicht. Den könntest du ihr dann selbst geben."
Ich nickte und während ich vorsichtig versuchte, das kleine Wesen hinter den Ohren zu kraulen, meinte ich: „Ich werde mir etwas überlegen. Natürlich etwas, was ihr auch zusagt." Diese Aussage in Kombination mit meinem Kraulen brachte sie dazu, ein erneutes Schnurren von sich zu geben und sich auf meiner Schulter einzurollen. Das sah so unfassbar niedlich aus. Schweren Herzens wandte ich mich vorerst wieder den ernsten Themen zu. „Ich bezweifle sehr stark, dass es das war, worüber ihr so dringend reden wolltet. Ein unglaublich niedliches, für Teile der Zeit unsichtbares Tier. Also, worum ging es eigentlich?"
Unsere... Gastgeber, trifft es wohl am besten, wechselten kurze Blicke und Annabeth begann. „Um den wirklichen Grund, aus dem wir hier sind. Wir sind nicht aus unserer Heimat geflohen sondern haben sie freiwillig für eine gewisse Zeit verlassen." Percy unterbrach sie plötzlich. „Ähm... Annabeth, vielleicht wäre es besser, wenn du ganz von vorne anfangen würdest." Ich hatte so einiges über die Bedeutung von Blicken gelernt und war mir ziemlich sicher, dass Annabeth erstens wirklich jeden damit durchbohren konnte, zweitens dies gerade mit Percy tat und drittens ihm damit gerade mitteilte, dass er sein Testament machen sollte.
Sehr schnell wandte sie sich jedoch wieder uns zu und setzte einen übertrieben freundlichen Blick auf und tat so, als hätte dieser bereits die ganze Zeit ihr Gesicht geziert. „Das, Liebster", dieses Wort betonte sie gefährlich, „hatte einen Grund. Es gibt verschiedene Möglichkeiten etwas zu erklären und mit der Tür ins Haus ist in diesem Fall nicht die beste. Noch irgendwelche weiteren Bemerkungen oder darf ich jetzt weitermachen?" Dieser letzte Satz hatte einen Beiklang von ‚oder möchtest du dein Todesurteil jetzt schon unterschreiben?', und dem Funkeln ihrer Augen nach meinte sie es auch genau so.
„Schön! Wie dem auch sei, Fakt ist, jeder von euch hat schonmal etwas von den verschiedenen Religionen gehört. Ob man nun teilweise daran glaubt", sie sah mich an, „Ihnen zumindest formal angehört", ihr Blick lag auf Eragon, „oder sie als vollkommenen Schwachsinn verdammen mag", sie sah Arya direkt an, „zumindest davon gehört habt ihr alle drei. Nun ich will es mal so sagen, jede einzelne davon ist wahr. Im guten wie im schlechten. Es gibt sowohl die Götter der Zwerge, als auch die der Normaden, als auch jegliche noch so kleine weitere." Im darauf folgenden Schweigen begann mein Gehirn erst, diese wahnwitzige Behauptung zu verarbeiten. Annabeth hatte zwar recht gehabt, dass ich einigermaßen an diese Götter glaubte doch es so zu hören war nochmal etwas anderes und mein Verstand wollte diese Behauptung aus irgendeinem Grund nicht wahr haben.
Arya sah aus als hätte ihr jemand ins Gesicht geschlagen. Ich hatte bereits aus mehreren Quellen gehört, dass sie jedes Mal, wenn sie einen der Zwergenpriester traf oder gegen ihren, ihren eigenen und den der Priester, Willen einen der Tempel betrat, einen ewig langen Streit begann, mit dem sie jede einzelne Faser dieser Religion leugnete. Schließlich brachte sie mit trügerisch ruhiger Miene hervor: „Woher sollen wir wissen, dass diese Behauptung nicht aus der Luft gegriffen ist? Hunderte Menschen und Zwerge haben schon behauptet, dass diese Geschichten wahr sind."
Wieder ein Blickwechsel zwischen Percy und Annabeth, der mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ und dann sah ich, dass Percys Blick über die Ebene, auf der wir uns befanden, flog. Dann sagte er: „Achtung, das könnte jetzt etwas erschreckend kommen. Ich würde euch raten, eine sichere Haltung einzunehmen. Sonst könnte es möglicherweise schmerzhaft werden." In seiner Stimme war jetzt etwas, dass mich zwang zu gehorchen. Egal was ich dachte, mein Körper bewegte sich ohne meine Zustimmung.
Percy hob seine Arme und auf einmal sprossen schwarze Flügel aus seinem Rücken. Im selben Moment wurde ich von einer unsichtbaren Druckwelle umgeworfen und landete auf meinem Hintern. Ich wollte wieder aufstehen doch ich kam nicht weiter als bis auf die Knie und als ich versuchte meinen Kopf zu heben, kam ich auch nicht weiter als in die waagerechte. Ich hörte eine vermutlich zu Annabeth gehörende Stimme: „Wie war das mit Dramaqueen?" - „Ach komm, du hättest es genauso gemacht!", meinte Percy.
Zumindest glaubte ich das, mit Sicherheit wissen konnte ich es jedoch nicht. Ich konnte sie schließlich nicht sehen. Es war als würde von allen Seiten ein Druck auf mich lasten, dem ich nur schwer stand halten konnte und auch das vermutlich nicht mehr lange. „Etwa so fühlt sich die unverschleierte Anwesenheit eines extrem mächtigen Gottes an. Alles darüber würde euch in Staub auflösen und das wollen wir lieber nicht." Ich glaubte ihm diesen Teil vorbehaltlos. Schon jetzt fühlte ich mich als würde ich jeden Moment kollabieren. Außerdem war etwas in seiner Stimme, das für mich keine Zweifel zuließ. Ob das jetzt Magie war oder etwas anderes konnte ich nicht sagen, es kam mir in diesem Moment aber auch nicht wichtig vor. Es lag auf jeden Fall an irgendwelcher Magie in seiner Stimme, doch auch das war mir in dem Moment egal. War das vielleicht auch Teil dieser Magie?
Genauso schnell wie er gekommen war, verschwand dieser Druck auch wieder und stöhnend stand ich auf. Es war zwar eigentlich ein befreiendes Gefühl, aber ich spürte noch am ganzen Körper, wie es vor wenigen Sekunden gewesen war. Erst jetzt sah ich mich um und stellte fest, dass es sowohl Reiter als auch Elfe genauso ging. Arya stand noch immer auf ein Knie gestürzt da und Eragon schien sich auch nur mit Mühe auf den Beinen halten zu können... und diese beiden hatten körperlich definitiv mehr Kraft als ich. „Hat dir das gezeigt, dass wir es nicht nötig haben, uns irgendwelche Behauptungen auszudenken, Arya?", wollte Annabeth wissen. Zu meiner Erleichterung, und wohl auch zu der von Arya und Eragon, schien sie nicht nachtragend zu sein. Das hätte sonst vermutlich kein gutes Ende genommen.
Noch immer etwas benommen wirkend kam die angestrengte Antwort. „Solche Kraft kann kein normales Lebewesen haben, aber ich kann immernoch nicht damit arbeiten, dass es göttliche Wesen geben sollte." Das entlockte den beiden ein Lachen. „Verständlich. Wenn du noch immer Zweifel hast, denk daran, ich habe ein Schwert in den Hals bekommen, als wir in der Stadt gegen den Schatten gekämpft haben." Jetzt kam ich nicht mehr mit. Was war genau in dem Turm passiert? Von außen hatte man nur einige schwarze Lichter gesehen, die durch die Fenster ins Innere flogen und danach eine noch dunklere Wolke mit glitzernden Funken darin, welche das gesamte obere Stockwerk eingehüllt hatte.
Als ich diese Frage laut stellte, meinte Percy: „Das erkläre ich gerne gleich, aber vorher würde ich Arya gerne noch formal fragen, ob Eragon jetzt über sein Lehrmeister reden darf." Zögerlich nickte die junge Elfe und sprach dann einen kurzen Satz in der alten Sprache, welcher vermutlich besagtes Versprechen lösen sollte. „Sehr Schön. Eragon, möchtest du dann einmal kurz deine Lehrzeit in Ellesméra zusammenfassen?" Dieser nickte entschlossen und begann dann, mit etwas über einen Drachen samt Reiter zu erzählen, welcher deren eigentlichen Sturz überlebt hatte. Danach erzählte er von ihrem letzten Besuch in der Waldstadt und ich war noch verwirrter als schon ohnehin.
Schließlich beendete er seinen Bericht indem er schilderte, wie sein Lehrmeister, Oromis war glaube ich sein Name, über Ceunon tödlich verletzt worden war und sein Seelengefährte ein zweites Bein verlor. Dies stimmte mich fast so traurig wie es das mit Eragon und Arya tat. Und dabei hatte ich ihn nichtmal gekannt. Aber der Verlust eines vernünftigen Reiters war ein Verlust für alle.
Nach einem Augenblick des Schweigens begann Annabeth nun wieder zu reden. „Als Eragon das Bewusstsein verloren hat, durch die Gedanken, welche von Glaedr ausgingen, hat dieses Algenhirn hier...", ein merkwürdiger Spitzname. Die beiden schienen sich eigentlich wirklich zu lieben, aber diesem Namen zufolge war das nur bedingt der Fall. Warum glauben das eigentlich alle? Weil ALLE vermutlich nicht die Geschichte der beiden kennt. Schon mal was von rhetorischen Fragen gehört? „... den Gedankenstrom bis zu seinem Ursprung verfolgt und dieser war eben jener goldene Drache. Von dem Punkt an haben wir beide einigermaßen gleichmäßig nach den beiden gesehen. Eragon hat bereits von Oromis Krankheit erzählt und das macht die Kämpfe, an denen er beteiligt ist, unberechenbar."
„Als sich dann im Turm der Schatten gebildet hat, ja Nasuada, ihr habt richtig gehört, habe ich, während die Geister noch um die Kontrolle über den Geist des ehemaligen Menschen rangen, feststellen müssen, dass sich just in diesem Moment Oromis verletzt hat. Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen, also ich will schon, aber ich weiß, dass das nicht zielführend ist...
Jedenfalls, Eragon und Saphira haben die beiden bereits für tot gehalten und so konnte ich ungestört eingreifen. Ich habe bereits erwähnt, dass wir eine viel höhere Reichweite in diesen Dingen haben, aber darum geht es nicht direkt. Jedenfalls habe ich zumindest Oromis Verletzungen geheilt und um euch zu beruhigen, sowohl er als auch Glaedr sind einigermaßen wohl auf.
Glaedrs Vorderbein ist nicht mal mehr mit eurer Magie zu retten gewesen, aber auch er lebt. Wenn ihr mir nicht glaubt, könnt ihr ihn selbst fragen. Von innen nach außen kommt man durchaus durch die unsichtbaren Wände dieses Ortes. Um auf den Punkt zu kommen, ich habe Oromis viel langsamer geheilt als ich gekonnt hätte, da ich sonst aufgefallen wäre. Da meine Konzentration in diesem Zeitraum großteils auf etwas anderes gerichtet war, habe ich nicht auf den inzwischen entstandenen Schatten geachtet. Aus diesem Grund konnte er mich treffen, aber wie eingangs erwähnt, sind wir keine normalen Menschen und so war dieser eigentlich tödliche Treffer für mich allenfalls unangenehm", beendete Percy seine Ausführungen.
Ehe ich mir weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, schleuderte Annabeth mir ein mindestens genauso kompliziertes Informationsbündel ins Gesicht. „Um diese Dinge einmal schnell zu einem Ende zu bringen, jedes göttliche Wesen in diesen Sagen hat ebenfalls einen Ursprung und dieser ist immer gleich, auch wenn er oft Unterschiedlich genannt wird. Sein Name lautet Chaos und er ist der Schöpfer des Universums." Bei diesem Namen hatte ich das Gefühl, dass die Luft vibrierte.
„Nach vielen tausend Jahren hat dieser entschieden, dass er das Universum nicht mehr leiten kann und will. Genaue Hintergründe sind jetzt irrelevant. Jedenfalls hat er sich aus diesem Grund einen würdigen Erben gesucht und mit diesem bin ich glücklicherweise verheiratet." Und mit einer dramatischen Geste deutete sie auf Percy. Als dieser nicht nennenswert reagierte, trat sie ihm gegen das Schienbein und wiederholte die Geste.
Mit einem mürrischen Gesicht wischte Percy einmal durch die Luft über seinem Kopf und dort lag plötzlich ein unglaubliches Diadem aus scheinbar reinem Silber Das ist ganz sicher kein Silber! Entspann dich. Kein Wunder, dass du dich über zu viel Arbeit beklagst. Ich möchte hier einmal klar stellen, dass das nicht deine eigentliche Aufgabe ist. Ich habe es inzwischen aufgegeben, mit dir darum zu streiten und zu versuchen, dich davon abzuhalten aber wenn dich das überlastet, dann beschwer dich nicht bei mir. Mach aber, haha! Ich frage nochmal, wie war das mit geistigem Alter? Wie war das mit Langweiler? Ernsthaft? Todernst! Selber tot! mit einigen schwarzen Punkten und Sternen darauf. Diese sahen allerdings nicht so aus als seinen sie durch Rost oder Verunreinigungen entstanden sondern eher als sollten sie da sein und ich musste sagen, es sah schon recht beeindruckend aus.
Noch bevor in meinem Kopf wieder Verwirrung über die erhaltenen Informationen ausbrechen konnte, ergänzte Annabeth noch an Percy gewandt: „Frag garnicht erst, Perseus Jackson, du weißt, dass das nötig war." - „Jaja, aber der Tritt war nicht nötig." Sie lächelte scheinheilig. „Das stimmt, aber es macht nunmal Spaß." Percy rollte nur die Augen.
Wow, diese beiden schaffen es immer wieder, mich zu überraschen. Erst dachte ich, Percy wäre eher albern und Annabeth eigentlich permanent vernünftig, aber scheinbar konnte das auch wechseln. Außerdem erzählten sie uns gerade, dass es scheinbar übermächtige Kräfte gibt und wenige Sekunden später streiten sie scheinbar über die Notwendigkeit eines Schienenbeintritts. Einen derart schnellen Wechsel von einem enorm wichtigen zu einem vergleichsweise derart belanglosen Thema hörte man selten.
Erst jetzt begann der Akt der Verwirrung in meinem Kopf. Ich muss wohl ziemlich dumm geguckt haben, denn Annabeth bemerkte: „Mund zu, es zieht!" Ich versuchte nicht allzu peinlich berührt zu wirken und tat wie mir geheißen. „Können wir dir vielleicht noch irgendwas erklären um dir einen Teil deiner Verwirrung zu nehmen?", wollte Percy wissen, richtete diese Frage jedoch auch an Arya und Eragon. „Ääääähhh... die Verwirrung wird bleiben, aber einen Haufen Fragen habe ich trotzdem."
Ermutigend nickend sagte Annabeth: „Nur zu, wenn ihr Fragen stellen wollt, dann tut es jetzt. Im Lager wird das dann wieder schwerer." „Aaaaalso... Warum haben wir noch nie etwas davon gehört? Ist das der Grund, aus dem Königin Islanzadí euch Eragons und Aryas Berichten zufolge so... schon fast demütigt behandelt? Müssen wir euch jetzt auch immer mit Titeln und Ehrerbietung ansprechen? Müssen wir irgendwelche Strafen für die Beleidigung von Würdenträgern fürchten? Meint ihr das eigentlich alles ernst? Was zum Teufel ist hier eigentlich los?"
Percy grinst breit und murmelte etwas unverständliches. „Na gut, du klingst wie Percy früher. Puh... ihr habt noch nie etwas von uns gehört, weil wir das nicht wollten und uns eigentlich aus dem normalen Leben raushalten. Ja, aus diesem Grund hat Islanzadí uns so behandelt. Außer ihr und euch dreien wusste nur Hrothgar und wissen noch Oromis, Glaedr und Rhunön, die Schmiedin der Elfen, von uns. Gründe für letztere müsst ihr sie selbst fragen.
Jedenfalls, wir bitten euch inständig in keinem Fall unsere Titel zu benutzen, weil das nervt. Das Duzen geht immernoch am einfachsten. Wir dürften euch natürlich bestrafen, aber das ist einer der Gründe, aus denen wir, nicht Mathew, fragt nicht, zu Chaos Erben geworden sind. Es ist nicht unser Ziel, jemanden zu bestrafen. Macht euch keine Sorgen. Ja, wir meinen das hier leider ernst. Habe ich noch was vergessen?" Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, das waren alle bisherigen Fragen. Eine habe ich aber noch. Warum seid ihr wirklich hier?", kam es nun von Eragon. „Nun, wenn euer Feldzug gegen Galbatorix scheitern sollte, würde das immens das Gleichgewicht der Welten stören und letzten Endes auch in vielen davon solche Ereignisse auslösen. Wir wissen nicht genau, was bei ihm anders ist, als bei all denn anderen Diktaturen und Ungerechtigkeiten in anderen Welten, aber es ist nunmal so und deshalb werden wir euch in eurem Kampf unterstützen. Es ist, unter anderem, unsere Aufgabe, derartige Katastrophen zu verhindern.
Ich denke, für heute Abend sollte das reichen. Wenn euch zu einem späteren Zeitpunkt noch Fragen einfallen, könnt ihr sie uns immer gerne stellen. Bitte aber erst nur darauf aufmerksam machen. Wir sorgen dann für eine ungestörte Möglichkeit der Unterhaltung. Auch in der Öffentlichkeit möchten wir bitte nicht anders behandelt werden. Wir wollen weiterhin nur begrenzt auffallen", antwortete Percy und Annabeth ergänzte: „Auch wenn es euch vielleicht nicht so vorkommt, ist es bereits sehr spät und ich bin sicher, ihr alle braucht einige Zeit um das zu verarbeiten. Einen schönen Abend noch." Wir nickten alle und murmelten irgendwelche halbseidenen Verabschiedungen. Wir waren alle mit den Gedanken anderswo.
Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte das Chaos in meinem Kopf so weit aufzustauen, dass es erst über meine Gedanken hereinbrechen würde, wenn ich wirklich alleine war. Arya trat an mir vorbei und schob den geisterhaften Schleier, welcher uns auf magische Weise von der Außenwelt abschnitt, zur Seite. „Es wäre ratsam, wenn ihr das alles wirklich für euch behalten würdet. Wir werden euch zu keinem Schwur zwingen, aber ihr solltet euch im Klaren darüber sein, dass euch erstens niemand glauben würde und zweitens falls doch, es eure Welt von Grund auf ändern und vermutlich ins Chaos stürzen würde. Für dich Eragon besteht eine Ausnahme. Du kannst und solltest Saphira davon berichten. Zum einen denke ich, dass sie es verdient hat und zum anderen wird sie es so oder so früher oder später über eure Verbindung erfahren. Bei Fragen gilt für sie das selbe wie für euch", rief Percy uns noch hinterher.
Ich trat durch die Öffnung und befand mich wieder in der realen Welt zwischen großteils grauen Zelten. Die Wiesen und der Wald waren im Inneren viel schöner. Ich blickte in den Himmel. Irgendwie schien auch er trüber zu sein als der im Zelt. Mit solchen Gedanken vertrieb ich mir den Weg zurück zu meinem Zelt. Sie hielten mich für den Moment noch davon ab, mich vollkommen in meinen Gedanken zu verlieren.
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4686 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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