Kap. 17 Ups
Percy pov
Ich wäre naiv gewesen, wenn ich erwartet hätte, dass die Demütigung, die ich der pinken Kröte zugefügt hatte, folgenlos bleiben würde. Somit war ich nicht überrascht, als sie schon am nächsten Morgen beim Frühstück in der großen Halle vortrat und begann, aus einem ewig langen Wisch vorzulesen.
Ich hörte ihr nicht zu, aber Annabeth zufolge war der Inhalt, dass sie im Auftrag des Ministeriums heute beginnend jedem Unterricht an der Schule Besuche abstatten würde, um sicherzugehen, dass jedes Fach kompetent und sicher unterrichtet werden würde. Echt schade, dass sie Verteidigung gegen die dunklen Künste nicht unter die Lupe nehmen würde. Insbesondere im ersten Kontrollpunkt wäre da sehr viel zu regeln.
Es war natürlich kein Zufall. Im Prinzip erklärte sie damit durch die Blume, dass sie um alles in der Welt versuchen würde, mich wegen Unfähigkeit aus meiner Aufgabe zu werfen.
Nicht dass sie damit eine Chance gehabt hätte. Wie ich von Hermine am Vorabend erfahren hatte, gab es drei Leute, die in den letzten fünfzig Jahren das Buch über die Geschichte Merlins geöffnet hatten, Dumbledore, sie und der gegenwärtige Zaubereiminister Kingsley Shackelbolt. Bei Bedarf würde ich letzterem einen Besuch abstatten. Einen, den sich das pinke Hindernis nicht wünschen würde.
Wir waren gleich im ersten Unterrichtsblock dieses Tages mit dem siebten Jahrgang betraut. Sie waren älter. Alleine mit einer atemberaubenden Vorführung von Magie würde ich sie nicht motivieren. Selbst wenn sie noch zehn mal mehr wäre, als alles, was ich am Vortag mit den Elementen angestellt hatte.
Als sie sich dann alle um uns versammelt hatten, blickte ich in die Runde und begann meine kleine Motivationsrede. „Ihr seid jetzt in den meisten Fällen Neunzehn. Das ist euer letztes Jahr an dieser Schule, ihr werdet danach vermutlich beim Ministerium anfangen, oder euch selbst etwas überlegen, wie ihr über die Runden kommt.
Ihr wisst bereits, dass der Stoff, den ihr hier lernt, mit jedem Jahr umfassender und weitreichender wird. Ich biete euch in diesem Kurs an, jedem von euch Fähigkeiten auf den Weg mitzugeben, die selbst mit weiteren fünf Jahren Schule eigentlich außerhalb eurer Reichweite liegen würden. Das werde ich aber nur für Schüler tun, die bereit sind, sich jede Stunde anzustrengen, die sich im Unterricht an gewisse Regeln halten und die nicht nur das tun, was sie tun wollen, sondern bei allem mitmachen.
Wenn ihr das nicht tut, braucht ihr nicht teilzunehmen. Unser Unterricht ist sicher, solange ihr euch an gegebene Vorgaben haltet. Ihr gefährdet damit euch und andere.
Wer sich jedoch wirklich jedes Mal anstrengt, alles gibt und bereit ist, einen Schritt nach vorne zu machen, der wird in drei Monaten so gut kämpfen, wie ein gut ausgebildeter Auror und wird noch dazu über alle möglichen Techniken verfügen, mit denen er aus jeder, wirklich jeder Situation sicher entkommen kann. Wem dieses Angebot zusagt, der kann mir nun folgen, wer sowieso nur vorhat, während der Stunden Unsinn zu machen, der kann wieder ins Schloss gehen und sich schlafen legen." Ich blickte in die Runde. Die meisten schienen klar interessiert zu sein, aber es gab ganz eindeutig auch einige, deren gegenwärtige Motivation sie nicht länger als eine halbe Stunde in meinem Unterricht halten würde, wenn sie so weitermachten. Diese fielen auch weiterhin auf, da sie auch die ersten waren, die weiterhin Umhänge und Alltagskleidung trugen.
Es war immer wieder interessant, wie viel man aus einem so kleinen Eindruck über Schüler lernen konnte. Es gab die eben erwähnten desinteressierten, die man sofort daran erkannte, dass sie gelangweilt durch die Gegend starrten und sich überhaupt nur gelegentlich mir zuwandten, um mir zuzuhören. Sie würden sowieso kein Interesse am Unterricht haben, egal was ich tun würde.
Es gab diejenigen, die den größten Teil ausmachten, die einfach so im Unterricht waren und nach dieser Ansprache vielleicht hofften, dass die Stunden Spaß machen würden, oder befürchteten, dass sie hier noch mehr als in den anderen Fächern machen müssten. Ihr Interesse hinge davon ab, wie die Stunden sich gestalten würden. Ach wäre es doch so einfach wie bei den Erstklässlern.
Die dritte Gruppe war bei weitem die kleinste, auch wenn sie hier größer war, als ich erwartet hatte. Es waren diejenigen, die unbedingt lernen wollten und nun versuchten, extra durch aufrechte und aufmerksame Position zu signalisieren, dass sie dem Unterricht wirklich Interesse entgegen bringen würden. Hermine war hier wieder in vorderster Front, aber auch Harry war meinen Worten aufmerksam gefolgt. Das wäre an dem Abend, an dem wir alle in Hogwarts angekommen waren, noch anders gewesen.
Ich bedeutete ihnen, mir zu folgen, doch als ich auf den Wald zusteuerte, verlangte eine Stimme hinter mir zu wissen: „Professor Jackson, wo wollen Sie mit den Kindern hin?" Ich drehte mich um und blitzte die verantwortliche an. Wer hätte es wohl sein können. „Seit wann geht es Sie etwas an, wo ich meinen Unterricht veranstalte?", gab ich schon jetzt genervt zurück.
Sie hielt mir irgendeinen Wisch von zehn Metern Entfernung hin, der genauso gut die Einkaufsliste hätte sein können, aber mit meinen Fähigkeiten konnte ich erkennen, dass darauf stand, sie dürfe den Unterricht anderer Lehrer zur Kontrolle von dessen Qualität überprüfen. Darunter stand irgendeine Unterschrift.
„Und wenn schon. Wir gehen in den verbotenen Wald. Ich möchte mit dem Lärm, der bei meinem Unterricht entstehen kann, keinen anderen Unterricht hier stören." - „Sie haben wohl Ihren eigenen Worten nicht richtig zugehört, Mister Jackson. Der Wald heißt nicht umsonst verboten." Ich zuckte mit den Schultern.
„Für Schüler vielleicht, aber so wie Pflege magischer Geschöpfe von einer kompetenten Lehrkraft auch im Wald unterrichtet werden kann, habe auch ich die Befugnisse, meinen Unterricht dort abzuhalten." Sie legte den Kopf schief. „Ich erkenne daran keinen Mehrwert für die Schüler, außer eine Stunde lang in Lebensgefahr zu schweben", stellte sie fest.
Ich zuckte nochmal mit den Achseln. „Deshalb bin ja ich Lehrer, und nicht sie. Ich habe mir überlegt, was ich unterrichten werde und ich habe genug Erfahrung mit solchen Dingen, um zu wissen, was zumutbare Gefahren sind, und was nicht."
Ihre Augen wurden schmal. „Das kann ich mir nicht vorstellen", bemerkte sie spitz. Dafür bekam sie nur ein Schmunzeln. Diesen Satz sollte man niemals in einer Diskussion sagen. „Das ist ein Problem auf Ihrer Seite. Wenn Sie sich vor dem Wald fürchten, zwinge ich Sie genauso wenig wie irgendeinen meiner Schüler dazu, einen Fuß in den Wald zu setzen, tun Sie das aber und folgen uns, dann sollten auch Sie meinen Anweisungen folgen."
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich viele Schüler, Harry und Hermine ins besondere, ein lautes Lachen verkniffen. Ich hatte das Gefühl, zwischen den dreien und dem Wald gab es eine gewisse Vorgeschichte.
„Sie haben mir garnichts zu befehlen", legte sie fest. Langsam konnte ich nicht mehr anders und rollte einfach genervt mit den Augen. „Ich habe Ihnen nichts befohlen, das war ein Rat. Ich übernehme alle Verantwortung dafür, dass jeder Schüler gesund und wohlbehalten zurück kehrt. Das gilt allerdings nur, wenn sie das tun, was ich sage. Für Sie ist es genauso. Wenn etwas im Wald gefährlich ist, werde ich mich darum kümmern und allen Anweisungen geben, wie sie sicher aus der Situation heraus kommen. Wer das nicht tut, ist selbst schuld."
Ich blickte ihr fest in die Augen. „Wie dem auch sei, Sie haben bereits genug Zeit von meinem Unterricht genommen. Schüler, folgt mir, bleibt vor Annabeth, damit wir niemanden verlieren. Wenn es Probleme gibt, sprecht mit einem von uns. Wenn Sie meinen Unterricht beobachten wollen, tun Sie es ihnen besser gleich", ergänzte ich noch einmal mit Nachdruck.
Die nächsten Minuten lief ein Schauspiel ab, welches ich vielleicht etwas mehr genoss, als ich wohl sollte. Bei jedem kleinen Knacken eines Astes fuhr die pinke Kröte zusammen. Ich lief einfach ruhig weiter, als würde ich es garnicht merken. Ich hatte alles gesagt, was es zu Problemen zu sagen gab. Der Rest lag in ihrer Hand.
Auf der Lichtung angekommen begann alles so wie auch bei den sehr jungen Jahrgängen. Als ich dann jedoch zum Inhalt kam, ging ich dieses Mal anders vor. „Einen Stock durch die Gegend schwingen, ein bisschen Pseudolatein reden und Dinge in Brand setzen könnt ihr hier alle schon. Wie ihr aber gestern gesehen habt, bringt euch das alleine nichts. Ihr werdet vielleicht einmal keinen Zauberstab haben, ihn nicht nutzen können oder gegen jemanden kämpfen, den ihr damit nicht richtig trefft. Wir werden euch wie versprochen allgemeine Verteidigung beibringen. Das beinhaltet natürlich mächtige und sehr spezifische Zauber, aber genauso solltet ihr ein Mindestmaß an Kondition und Ausdauer aufweisen.
Die beste Art, einen Kampf zu zu gewinnen, bevor er überhaupt angefangen hat, ist jedoch, sich mit dem Feind zu verbünden. Dafür braucht ihr Teamfähigkeit. Egal welche Argumente ihr vorbringt, ihr werdet mit Schülern aus jedem Haus zusammenarbeiten müssen. Wenn ich erfahre, dass ihr auf die eine oder andere Weise nicht fähig dazu seid, werde ich euch nicht davon befreien, sondern mehr Fokus darauf legen." Ich sah jedem einzelnen genau ins Gesicht. „Gibt es noch offene Fragen?"
Ein in jede Dimension sehr großer Junge hob die Hand. Er hatte keine Sportsachen an. Ich nickte ihm trotzdem zu. „Müssen wir auch mit Gryffindor zusammenarbeiten?" Ich presste die Lippen, bevor ich total übermäßig ruhig zurück gab: „Habe ich undeutlich gesprochen? Und wenn die Antwort nein ist, dann ist die Frage damit nicht mehr offen."
Er schwieg und ich sah mich nochmal um. Die Hexe schrieb auf einem Klemmbrett die Worte: „Verweigert Antwort auf simple Fragen." An dem Punkt wusste ich nicht, ob ich gerne wissen würde, was dort noch so stand, oder ob ich mir wünschte, es nie in meinem Leben erfahren zu müssen.
Ich versuchte vorerst, sie auszublenden, und fuhr wie gewohnt mit der Gruppeneinteilung fort. Es lief alles soweit gut, auch wenn ich hier und da dafür sorgen musste, dass die Schüler auch wirklich häuserübergreifend mit einander arbeiteten. Ich übernahm die Hälfte, die neue Zauber lernen sollten.
Ich hatte kaum drei Sätze mit den Schülern gesprochen und ihnen den Namen des Zaubers genannt, den sie heute anfangen würden zu üben, da wurde ich von einem Räuspern unterbrochen, das sich stark so anhörte, als wäre ihr ein kleines pelziges Tier, eine Maus zum Beispiel, im Hals stecken geblieben „Warum haben Sie sich für ausgerechnet diesen offenkundig sehr gefährlichen Zauber entschieden, Professor? An Feuer können sich die Kinder schließlich verletzten."
Ich warf ihr einen scharfen Seitenblick zu. „An Lehrbüchern, Tintenfässern und Schreibfedern auch, wenn man sie sich selbst in den Hals schiebt. Alle Folgen von Querschlägern lassen sich rückgängig machen, wenn man weiß wie. Also ist es ein guter Einstieg, der mit wenig Risiko behaftet ist." Ohne mir ihre Reaktion anzusehen, wandte ich mich zu meinen Schülern zurück und fuhr fort in der Einweisung, wie man mit der kleinsten Version anfing, von der aus man sich langsam zum brüllenden Inferno hoch arbeiten konnte.
Keine fünf Sätze später wurde ich allerdings wieder auf die selbe Weise unterbrochen. „Was lernen die Schüler denn dabei?" - „Sich zu verteidigen", gab ich trocken zurück. Ich verklemmte mir eine bissige Bemerkung, da diese nur Zeit vom Unterricht rauben würde. „Sie haben meine Frage nicht verstanden. Was die Schüler dabei lernen? Welches Wissen vermitteln Sie in Ihrem Lehrgang?"
Ich nehme alles zurück, was ich über Verklemmen von Schlagfertigkeit gesagt habe. „Mein Unterricht heißt allgemeine Verteidigung. Wissen hilft dabei genauso wenig wie in der Verteidigung gegen die dunklen Künste. Es gibt nur zwei Monster, vor denen man sich durch Wissen schützt, und das sind auf der einen Seite die Sphinx, aber Schulstoff hilft gegen sie in keinem Fall weiter, und auf der anderen Seite Lehrer. Auch vor diesen schützt man sich nicht mit theoretischem Wissen über Sprüche aus anderen Fächern und in meinem Unterricht geht es um praktische Fähigkeiten, die einem im Notfall das Leben retten. Ich werde von meinen Schülern Engagement und Rücksicht auf einander fordern, mehr werde ich nicht bewerten."
Ihr Gesicht wurde rot und sie schob ihren Kiefer vor. Sie versucht auch, sich autoritär vor mir aufzubauen, scheiterte aber daran, dass meine Schultern auf ihrer Kopfhöhe waren und mein Kreuz fast doppelt so breit wie sie war. Sie holte zittrig Luft, aber bevor sie mir etwas von ‚keine Gefahren da draußen' vorlügen konnte, kam ich ihr zuvor.
„Es ist mir vollkommen egal, dass sie meine Schüler von Magie fern halten wollen, an einer Schule für Zauberei wohlgemerkt, ich werde ihnen beibringen, was ich aus meiner Erfahrung heraus als wichtige Fähigkeiten für Notfälle halte, und Sie können mir glauben, ich habe Erfahrung.
Ich war mindestens zwei Male temporär die meist gesuchte Person in den Vereinigten Staaten und das nicht meiner Taten wegen, sondern weil andere versucht haben, mir Dinge an zu tun, die eine solche Verfolgung rechtfertigen würden.
Ich weiß wovon ich spreche, wie man es lehrt, ohne dass es missbraucht wird und ich lasse mich nur unter einem Umstand von diesem Ziel des Unterrichtens abbringen. Wenn die Schüler den Unterricht nicht wollen." Ich hörte verschiedene Geräusche von Schreck und Überraschung aus den Reihen der Schüler, aber sie waren danach an der Reihe. Erst musste ich ein für alle Mal Ruhe vor dieser Hexe schaffen.
„Das wird nicht ohne Folgen bleiben!", flüsterte sie drohend. „Natürlich nicht. Ich kann es kaum erwarten, Sie los zu werden", gab ich gleichgültig zurück.
Daraufhin führte sie uns ihre unglaubliche Beherrschung vor, indem sie ihren Zauberstab auf mich richtete und im Begriff war, mir die Nase wegzublasen, aber ich wedelte einmal mit der Hand und sie wurde rückwärts bis an den Rand der Lichtung davon geschoben. „Sie sind als Beobachterin hier. Von dort können Sie alles beobachten, aber Sie hören auf, meinen Unterricht zu stören!", rief ich ihr hinterher.
Als ich mich wieder zu den Schülern drehte, sah ich, wie mehrere Dutzend Jugendlicher in meinem Alter versuchten, teilweise knapp darüber, sich das Grinsen zu verkneifen. „Ihr dürft gerne lachen so viel ihr wollt. Das ist kein Schulbankunterricht. Wenn ich etwas erkläre sollt ihr zuhören, aber davon abgesehen ist Spaß völlig in Ordnung", schmunzelte ich.
An ihren Gesichtern sah ich, dass ich alleine durch diese zwei Sätze unglaublich viel Sympathie gewonnen hatte. Auch wenn ich es in dem Moment garnicht bedacht hatte, kam mir das sehr zu gute.
Ich erklärte weiter, bis auf einmal ein Jagdhorn oder etwas Ähnliches erklang. Es kam von irgendwo tiefer im Wald. Ich hörte Gebrüll, vermutlich lange bevor die anderen das taten, und blickte ins Unterholz. Wären meine Augen nicht magisch geschärft, hätte ich noch nichts erkennen können, aber so machte ich eine Reihe Gestalten aus, die für mich sehr nach Zentauren aussahen.
„Wartet hier!", trug ich den Schülern auf, bevor ich in die entsprechende Richtung rannte, nicht auf eine Reaktion wartend. Und schon kam der erste Pfeil auf uns zu geflogen. Ich glaubte nicht mal, dass es ein Angriff sein sollte, lediglich eine Drohgebärde um klarzustellen, wer hier die Oberhand hatte. Und das war ich!
Ich fing den Pfeil aus der Luft und wartete seelenruhig darauf, dass sie näher kamen. Ihr Anführer, zumindest kam es ihrer Formation wegen so rüber, hielt direkt auf mich zu. Ich ließ mich davon nicht beeindrucken. Ein Zusammenstoß wäre für uns beide schmerzhaft, aber ich hatte nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, mich zu schützen oder zu heilen.
Und tatsächlich, er bremste wenige Meter vor mir ab. „Verschwindet!", rief er. „Der Wald gehört uns!" Seine Gefährten stimmten in ähnliche Rufe ein. Vollkommen entspannt antwortete ich trotzdem: „Wir machen euch den Wald nicht streitig. Wir brauchen nur diese eine Lichtung, um abseits des Schulgeländes." - „Und warum sollten wir glauben, dass ihr dabei bleibt? Vor allem wo ihr sie", er deutete auf unseren permanenten Störenfried in pink, „dabei habt?"
„Ich habe nichts mit ihr zu tun. Ich habe lediglich allen, die mir auf diese Lichtung folgen Schutz versprochen. Das gilt leider auch für sie. Wenn ihr angreifen solltet... naja, ihr könnt Chiron könntet fragen, wie eure Chancen stehen. Ihr kennt ihn, oder?" Er sah mich erschrocken an. „Chiron? Woher kennst du ihn?"
Ich streckte eine Hand aus. „Gestatten, Percy Jackson, Sohn des Poseidon und unter vielen anderen Dingen Schüler in Chirons Camp." Zögerlich schüttelte er die Hand, bevor er etwas weniger feindselig fortfuhr: „Also schön, auf dieser Lichtung dürft ihr sein, auch wenn es unser Territorium ist. Aber die Hexe muss weg. Sie hat so viel Unheil angerichtet, dass sie in diesem Wald nie wieder willkommen ist." Er ballte die Fäuste. Diese Geschichte ging ganz offenkundig deutlich weiter zurück, als ich erwartet hatte.
„Für heute steht sie leider unter meinem Schutz. Ich verspreche, dass sie ab morgen entweder nicht mehr kommt, oder nicht mehr unter meinem Schutz steht. Darauf habt ihr mein Wort." Ich sah noch einmal, dass er wütend über meine Schulter hin weg blitzte, bevor er schließlich meinen Vorschlag annahm. „So sei es! Aber lass unter keinen Umständen deine Schüler weiter in den Wald, sonst garantiere ich für nichts."
So kamen wir also überein und er verabschiedete sich. „Auf Wiedersehen, Percy Jackson." Ich nickte ihm zu und während er seiner Gruppe die Befehle zum Rückzug zu rief, ging ich zurück zu meinen Schülern.
Und was geschah natürlich auf dem Weg? „Sie reden mit diesen Monstern?" Ich starrte sie abwertend an. „Ja, ich rede mit den Zentauren, wie ich mit jedem anderen vernunftbegabten Wesen rede. Also müsse ich eigentlich mit Ihnen anders reden. Und jetzt gehen Sie aus dem Weg, ich habe meinen Unterricht zu führen und Sie stören diesen gerade", befahl ich. Sie war so verdutzt über meine entscheidende Antwort, dass sie ohne Widerspruch folgte.
Im Vorbeigehen sah ich nochmal auf ihr Klemmbrett. Drei neue Notizen waren darauf aufgetaucht. „Gesuchter Verbrecher", „greift Lehrer an" und „Verhandelt mit Monstern" Ich war kurz davor, sie oder ihr Klemmbrett in Flammen aufgehen zu lassen, aber ich hielt mich zurück.
Stattdessen dachte ich mir etwas anderes aus. Wieder bei den Schülern angekommen erklärte ich, endlich mal ohne Unterbrechung, die Anwendung des Zaubers zu Ende. Ich schuf zwei Dutzend Strohpuppen, die sie mit dem entsprechenden Zauber treffen sollten. Diese Ziele würden zu Asche zerfallen, sich dann aber wie von Geisterhand wieder zu ihrer alten Form aufrichten.
„Ich muss kurz etwas erledigen", verkündigte ich ihnen nun. „Solange werdet ihr in den Dreiergruppen üben, die ich zuteilen werde. Es gibt keine Beschwerden über die Gruppen. Wenn es Probleme geben sollte, wendet ihr euch an Annabeth. Wenn ihr bei euren Mitschülern Fehler seht, helft ihr ihnen, wenn ich erfahre, dass jemand absichtlich einen anderen Schüler angreift, war das die letzte Stunde für den Angreifer. Noch Fragen?"
Niemand sagte etwas, also teilte ich die Gruppen zu. Ich hatte einfach abgezählt und dabei nicht auf die Häuser geachtet. Es sollte schließlich auch nicht so sein, dass ich den Schülern verbot, mit ihren Mitschülern aus dem eigenen Haus zusammenzuarbeiten. Dann verschwand ich von der Wiese und tauchte in einer Ecke des Büros des Zaubereiministers wieder auf.
Und ich bekam einen warmen Empfang. Nichtmal eine Sekunde und ich hatte einen Zauberstab unter der Nase. „Wer sind Sie?", fragte er sofort forsch. Zugegeben, mein Erscheinungsbild war jetzt vermutlich nicht das seriöseste, das es gegeben hätte, aber eigentlich sollte soetwas nicht über die Begrüßung entscheiden. Auch nicht wenn ein völlig fremder plötzlich an einem Ort auftauchte, an dem er unter keinen Umständen sein können sollte.
Ich entschloss mich, seine Frage nicht zu beantworten und lief gemäßigt zu dem Bücherregal an einer der Wände. Ich ließ meinen Blick schweifen und schnell fand ich das Buch, welches auch im Büro des Schulleiters gestanden hatte. Das über Merlin.
„Gelesen?", wollte ich von ihm wissen. Er starrte mich total verwirrt an, bestätigte aber trotzdem. „Es gibt ein paar neue Kapitel über einen Nachkommen des Merlin, die sie vielleicht interessieren könnten", sagte ich, während ich ein wenig durch die Seiten blätterte, als gehörte dieses Büro mir.
Er war immernoch zu verblüfft, um etwas zu sagen, bis ich ihn fest ansah und das Buch zu schlug. „Deshalb bin ich nicht hier." - „Sondern?", forderte er zu erfahren. Offenbar hatte er den Versuch aufgegeben, von mir herauszufinden, wer ich genau sei und wie ich hergekommen war.
„Sie sollten", so erklärte ich, „sich vielleicht ein wenig mit ihrer Abteilung für Bildung auseinandersetzen. Ich bin mir sicher, dass ich da mindestens im Namen von ganz Hogwarts spreche."
„Aber Albus hat freie Hand an der Schule und unsere Kontrolle dient lediglich dem besten der Schüler nach dem Krieg", versuchte er sich zu rechtfertigen. Es war wirklich beeindruckend, wie schnell sich die Autoritäten umgekehrt hatten.
„Ich glaube Ihnen, dass Sie das tatsächlich denken. Bevor sie sich aber zu sicher werden, rate ich ihnen dringlichst, sich erstens mit den Gedanken des Abteilungsleiters über das letzte Jahr auseinanderzusetzen, und noch viel wichtiger, einen Blick auf seine Wahl für die Vertretung des Ministeriums in Hogwarts zu werfen. Sie werden in beiden Fällen recht schnell bemerken, worauf es hinaus läuft." Ich zwinkerte ihm zu. Weniger verwirrt war er davon nicht.
Als er immernoch nichts sagte, ergänzte ich noch: „Nur so nebenher, die Lügen, die diese Vertreterin ihnen vorlegen wird, sind völlig aus der Luft gegriffen." Nach diesem Nachsatz schien er sich dann doch endlich etwas zusammenzunehmen. „Was zum... Wovon reden Sie?", wollte er wissen.
Ich zog nur einen Mundwinkel zu einem kleinen Schmunzeln hoch. „Das sehen Sie dann, Verehrtester. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag." Und mit diesen Worten ließ ich einen wohl völlig verstörten Kingsley Shackelbolt alleine in seinem Büro zurück.
Habe ich erwähnt, dass die Angewohnheit für dramatische Auftritte und Abgänge von meinen Verwandten abfärbt? Immerhin ließ ich es nicht im Zimmer gewittern.
Draco pov
Mal was neues, ich experimentiere gerne.
Und dann war Percy weg. Er schien nett zu sein, auch wenn seine Aufgaben immer sehr klar und streng formuliert waren. Es war wohl leider richtig so, denn jede Unklarheit wurde immer ausgenutzt. Das einzige, was ich ihm bisher wirklich übel nahm, war die Aufteilung der Gruppen. Er hatte mich allen Ernstes mit Harry und Hermine zusammengetan.
In den Wochen nachdem Harry mich vor Crabbes dummen Dämonenfeuer gerettet hatte, hatte ich festgestellt, wie kindisch es eigentlich war, dass ich sie beide nur mit Nachnamen anredete, seit ich sie das erste Mal gesehen hatte. Trotzdem und vielleicht sogar vor allem deshalb war es für mich jetzt besonders schlimm, mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Anderenfalls, so dachte ich an ein Gespräch mit Nico vom Vorabend zurück, wäre das vielleicht die Gelegenheit, um einen Frieden für das letzte Jahr zu schaffen. Der Junge war mindestens drei Jahre jünger als ich, hatte an diesem Abend noch mehr so ausgesehen, als sei er durch die Hölle und zurück gewesen, Wie passend... Es geht natürlich nicht darum, dass Draco sieht, dass er wirklich in der Hölle war, sondern nur darum, dass er fertig ist, weil er schlechte Neuigkeiten gehört hat und machte bei jedem zweiten Satz einen Kommentar darüber, dass er der einzige sei, der vom befolgen seiner Tipps freigestellt war, aber die Logik, mit der er diese rechtfertigte, war so messerscharf, dass ich nicht dagegen angekommen war. Ich hatte mehr oder weniger erzwungen eingesehen, dass es niemandem etwas brachte, lange Zeit einen Groll zu hegen, insbesondere einen unbegründeten, und dass man selbst den meisten Schaden davon trug.
Außerdem, wenn sie meinen Versuch nicht anerkennen oder sich gegen mich wenden würden, könnte ich einfach in alte Muster zurückkehren und vor allen immer wieder verleugnen, dass ich etwas derartiges gesagt haben sollte.
Und so fanden wir als Gruppe zusammen. Als wir zu dritt da standen, ich auf der einen, sie Schulter an Schulter auf der anderen Seite, starrten wir uns zuerst böse gegenseitig an. Habt ihr das jemals versucht? Bei zwei Leuten gleichzeitig?
Ich erinnerte mich jedoch an mein Vorhaben und gab recht schnell mit einem Seufzen nach. „Es... Es tut mir leid", presste ich heraus. Es war so viel einfacher, sich diesen Plan zu machen, als diesen Plan auch wirklich umzusetzen. Ich hatte außerdem nie gelernt, eine solche Entschuldigung vorzubringen. Immerhin standen wir einige Meter abseits.
Trotzdem schaffte ich es irgendwie weitere Worte rauszuquetschen. „Ich war ein Arsch, ich habe Dinge gesagt und getan, die ich heute nicht mehr tun würde und ich war vermutlich neidisch darauf, dass meine Freunde nicht intelligent waren."
Hermine schien überrascht, Harrys erste Reaktion war der Kommentar, „Eine beeindruckend zutreffende Selbstbeschreibung!" Dafür bekam er, sehr zu meiner Überraschung, einen Ellenbogen in die Rippen.
„Was denn? Das ist meine Alternative, dafür dass ich ihn nicht vollpöble!", beschwerte sich der Junge, der überlebt hat. Doppelt wohlgemerkt.
„Das steht hier nicht zur Frage, aber wenn du dich jetzt über ihn lustig machst, dann bist du auch nicht besser. Im gegen Satz zu dir hat er sich nämlich getraut, soetwas zuzugeben", nahm die schlauste mir bekannte Hexe mich in Schutz. Zwischen den beiden war nun ein Wortgefecht entbrannt, sodass sie mich anscheinend vollends vergaßen. Es wurde ziemlich schnell unangenehm.
Ich überlege gerade, wie ich mich am besten halb unauffällig bemerkbar machen könnte, da gab Harry schließlich nach. Es war nicht so, dass in einem Streit mit Hermine etwas anderes zu erwarten gewesen wäre, aber man sollte es trotzdem gerne und jedes Mal extra festhalten.
„Also schön, Malfoy..." - „Wäre es möglich, nach sieben Jahren auf Vornamen zu wechseln? Vater sitzt in Askaban und ich würde den Namen auch gerne dort lassen." - „Also schön, Draco, dann zeig uns deinen Gesinnungswechsel indem du die Strohpuppe da schlechter als ich einäscherst und mir keine Falle stellst, wenn ich an der Reihe bin", schlug er vor.
Gerade wollte ich freudig zustimmen, da meldete sich Hermine wieder zu Wort. Dieses Mal aber nicht zu meiner Verteidigung. „Könnten wir vielleicht noch auf der Liste ergänzen, dass ich es vorziehe, nicht mit Schlammblut angesprochen zu werden?" Ich lief vermutlich vor Pein rot an, stotterte etwas vor mich hin und hoffte, dass es als Zustimmung aufgefasst werden würde.
Zu meinem Glück tat es das. Langsam fragte ich mich wirklich, ob irgendwas passiert war, was die beiden gerade empfänglicher und offener für so radikale Wechsel in der Beziehung machte, die wir seit unserem ersten Tag an der Schule führten.
Manfred sagt hallo. Während andere ganz freundlich zu einander sind, bin ich das natürlich auch... nicht! Muhahahahaha. Denkt euch selbst was aus, hier bekommt ihr keine Informationen her. Ich habe sogar vorbeugend dafür gesorgt, dass keiner der Beteiligten erzählt und somit keine Gefahr besteht, dass sie mich verraten. Beeindruckend. Du bist wahrhaftig ein Genie des Bösen. Du hast nur vergessen, dass du nicht die Erzählperspektive bestimmst. Ich habe vorausgesehen, wen du wählen wirst.
Percy pov
Warum noch gleich musste ich Zauberkunst besuchen? Ich kann doch sowieso jeden dieser Zauber. Warum muss ich jetzt zuhören, wie ein Zwerg uns erklärte, was in den letzten zehn sieben Jahren hier unterrichtet wurde oder werden sollte.
Ich saß jetzt schon seit über einer Stunde auf meinem Platz und versuchte, meinen Kopf nicht vor Müdigkeit auf Annabeths Schulter abzulegen. Also ich wollte schon, aber meistens beschwerten sich Lehrer im Unterricht über soetwas.
Ich versuchte sogar ausnahmsweise tatsächlich, dem Unterricht etwas abzugewinnen. Ich sah mir jeden einzelnen Zauber an und überlegte, ob die Art, auf die seine Magie wirkte, in irgendeiner Form besonders war. Wenn auch unwahrscheinlich, so gab es tatsächlich die Möglichkeit, dass irgendein begabter Zauberer einmal einen Geistesblitz gehabt hatte, der ihn zu einer Neuschöpfung brachte, die nach einem Prinzip funktionierte, an das ich noch nie gedacht hatte.
Leider war auch das sehr unwahrscheinlich und so brauchte ich, als es dann geschah, eine ganze Weile, um diese Gelegenheit zu erkennen. Es war der Aufrufezauber. Er bestand aus einem magischen Netz, von dem nur ein paar wenige Hauptstränge wirklich vom Anwender ausgingen und das sich von da an immer weiter verästelte, bis es so feinmaschig war, dass selbst ein Staubkorn nicht durch das Gewebe gekommen wäre. Gleichzeitig war die Stärke und Art der Stränge vom Anwender abhängig.
Seine Gedanken bestimmten, was im Netz hängenbleiben würde, wenn es sich zusammenzog, und was nicht. Seine Willenskraft entschied, wie stark das Gewebe zusammenhalten würde, wenn es auf schwere Gegenstände stieß. Es war durchaus ein genialer Einfall.
Wären die Zauberer etwas mehr mit der magischen Welt vertraut gewesen, hätten sie damit nicht nur ihre vergessenen Socken suchen können, sondern auch alles zusammensammeln können, was zu klein zum sehen, zu unauffällig zum Wahrnehmen oder zu unvorstellbar zum Erkennen gewesen war.
Ein entschlossener Magier hätte Waldemar seinen Zauberstab damit stehlen können. Das war die eine Seite, von der ich mich nur fragte, wie niemand darauf gekommen war. Die andere, deutlich spannendere lag vermutlich einfach außerhalb ihres Erkenntnisbereichs.
Ein fähiger Schüler hätte mit diesem Netz ein Netz um sich herum schaffen können, was verhindern würde, dass das Ministerium benachrichtigt werden würde, wenn er zauberte. Mit der richtigen Willens- und Vorstellungskraft, sowie dem entsprechenden Wissen hätte er eine Blase um sich herum kreieren können, aus der dieses magische Signal nicht heraus käme und langsam wieder zu ihm zurück gezogen wurde, bis es sich auflöste. Das um nur eine Möglichkeit zu nennen. Nicht dass ich sowas jemals tun würde.
Der letzte Teil war offensichtlich gelogen. Ich flüsterte Annabeth zu, dass ich eine kurze Pause mit frischer Luft brauchen würde, und ließ ein Trugbild von mir an meinem Platz sitzen, während ich selbst mich in feinen Wasserdampf verwandelte und hinaus wehte.
Ich erschien auf der Akropolis. Dem vielleicht besten Ort, um meine kleine Idee umzusetzen. Die Voraussetzungen waren vermutlich am besten... wären da nicht die Touristen. Es war alles voll und die schienen nicht interessiert zu sein, in den nächsten Stunden zu verschwinden.
Meine Reaktion darauf war natürlich sehr erwachsen, weil ich so gut mit störendere Umwelteinflüssen umgehen kann. Ich teleportierte sie alle an den Hafen und sprühte sie so dick mit Nebel ein, dass sie und alle in der Umgebung vergaßen, dass sie zuvor auf dem Hügel gewesen waren.
Gleichzeitig legte ich einen temporären Bannkreis um den Tempel, der jeden Neuankömmling im Umkreis von zweihundert Metern davon überzeugte, dass er dringend noch im Hafen Fisch kaufen musste. Die Händler dort machten vermutlich gerade mehr Einkommen als an jedem anderen Tag im Jahr.
Gleichzeitig verdeckte er auch zur Sicherheit alles, was dahinter geschah. Der Nebel sollte sich eigentlich darum kümmern, aber ich wollte lieber einmal mehr sicher gehen. Außerdem hielt es die Olympier davon ab, mich zu beobachten und vielleicht zu dem Schluss zu kommen, dass mein Vorhaben gefährlich sein und sie mir entweder eine Moralpredigt halten oder mir einen Blitz ins Gesicht schmeißen müssten.
Und dann machte ich meinen ersten Versuch. Der erste, noch unscheinbare Fehler, der den Grundstein zur Katastrophe legte. Ich zückte meinen stählernen Stab, richtete ihn in die Ferne und rief: „Accio freie Magie!"
Für einen Augenblick geschah nichts, doch dann sammelte sich an der Spitze eine Kugel aus lila Licht und schwarzen Blitzen. Sie wuchs und wuchs, bis sie einen Durchmesser von mehreren Metern hatte und ich schließlich spürte, dass ihr Zuwachs zu einem Ende gekommen war. Es war definitiv groß, aber das hatte ich auch erwartet. Ich streckte meine andere Hand danach aus.
Der Kontakt löste ein Kribbeln in mir aus. Der Ball aus Magie wurde kleiner und für einen Moment glühte das Blut in meinen Adern in der selben Farbe auf. Es war ein berauschendes Gefühl. Nie wieder würde ich Probleme haben, einen Zauber zu wirken, selbst wenn er noch so riesig oder komplex war. Die Strukturen würden sich hundertfach einfacher meinem Willen fügen.
Glücklich über meinen Erfolg machte ich mit ein paar kleineren Versuchen weiter. Ich vervielfachte meine Kontrolle über die einzelnen Elemente und meine Wahrnehmung für den Fluss magischer Kräfte. Alles nicht weil ich machtgierig war, sondern weil ich Angst hatte, nochmal zu schwach zu sein, um zu helfen.
Es mag komisch klingen, aber die Erlebnisse aus dem Tartarus hatten sich so tief eingebrannt, dass ich selbst mit meiner jetzigen Stärke fürchtete, dass irgendetwas geschehen würde, was ich nicht rückgängig machen oder von vornherein verhindern könnte. Insbesondere da er persönlich unser nächster Feind war. Ich wollte, dass die Konfrontation dieses Mal genauso klar ablaufen würde wie letztes Mal, wir jedoch die Rollen tauschten.
Und so führte die Kombination aus diesen Gedanken und meinen vorigen Erfolgen zu dem größten Fehler, den ich hätte machen können. Leider merkte ich das erst als es zu spät war. „Accio freie Macht!", rief ich.
Die gute Nachricht, die sich formende Kugel war zu großen Teilen blau. Die schlechte, sie war von blauen und roten Blitzen durchzuckt, leuchtete im Inneren heller als die Sonne, wenn man direkt hinein sah nachdem man zuvor in einem vollständig verdunkelten Keller gestanden hatte, und wuchs weiter, bis sie größer als die Ruinen der Akropolis war.
Und ungefähr in dem Moment fiel mir auf, dass dieser Ball aus Macht bereits aussah wie ein zu groß geratener Kugelblitz, er jedoch eine Zerstörungskraft hatte, die eine Supernova wie einen Knallfrosch zu Silvester aussehen ließ. Ich hatte alle Überbleibsel aus der Geschichte des Universums zusammengesammelt, die in irgendeiner Form Macht enthielten. Von durch Sterne freigesetzter Kraft bis hin zu den in der sterblichen Welt überbleibenden Spuren jedes Todes jedes Monsters. Es war gigantisch.
Das Problem war, diese Macht war so gewaltig, dass ich sie auch nicht einfach wieder freisetzen konnte. Sie würde die Erde, vielleicht das gesamte Sonnensystem pulverisieren, bevor die Druckwelle sich auch nur soweit ausgedünnt hätte, dass sie nicht sofort alles in Staub auflöste.
Ich hatte aber auch Angst, das alles selbst aufzunehmen. Diese Kraft war die Summe aus so vielen Äonen, dass damit selbst Chaos nicht mehr mächtiger als ich wäre.
Da traf es mich wie ein Blitz. Vielleicht einer aus dieser Sphäre. Chaos. Er konnte diese Kraft sicher absorbieren.
Ich rief ihn in Gedanken um Hilfe und einen Sekundenbruchteil später stand er vor mir. „Was ist los, Percy?" Ich deutete ein wenig peinlich berührt über ihn. Er drehte sich um und ich sah, wie seine Augen groß wurden. „Was genau hast du gemacht?" - „Wie kommst du darauf, dass das meine Schuld ist?" Dafür bekam ich natürlich einen patentierten ‚Ernsthaft?'-Blick ab.
„Also schön", ich seufzte, „Natürlich ist es meine Schuld." Ich erklärte, was ich getan hatte und versuchte mich dabei zu rechtfertigen, dass ich es nicht mit schlechten Absichten getan hatte. Irgendwie hatte ich Angst, dass ich so großen Mist gebaut hatte, dass sogar der immer gütige, immer gelassene Chaos wütend wäre.
Das hatte ich offenbar falsch eingeschätzt. Der immer gütige Chaos lachte mich nach Herzenslust aus. Zum einen kam das zwar nicht besonders nett zu mir rüber, aber zum anderen nahm es mir schonmal die Angst, einen riesigen Fehler gemacht zu haben, der alles zerstören würde.
Die Angst kam jedoch aus einer anderen Richtung wieder, als er wieder ernst wurde und dann erklärte: „Ich kann diese Kraft nicht aufnehmen. Wie du schon festgestellt hast, ich bin alt. Sehr alt. So alt, dass meine Kraft langsam beginnt, darunter zu leiden. Ein Schub von diesem Ausmaß würde mein Wesen vermutlich überstrapazieren und vielleicht töten. Du bist der einzige, der der vollen Menge gewachsen ist." Ich fluchte.
Ich wollte stark sein, aber nicht so stark, dass selbst Chaos nichts mehr tun könnte. Das brachte auf einmal so viel Verantwortung mit sich. „Gibt es keinen anderen Weg?", flehte ich, „außer die gesamte Milchstraße zu vernichten?"
Er musterte mich aufmerksam. So als hätte er mich gerade nochmal neu kennengelernt. „Du möchtest wirklich nicht die oberste Verantwortung tragen, oder?" Ich schüttelte entschieden den Kopf. Er machte einen unzufriedenen Mund. „Du wirst nicht darum herum kommen, den größten Teil zu nehmen. Du hast aber auch schonmal etwas davon an Annabeth weitergegeben. Meiner Einschätzung nach solltet ihr das ganze so unter euch aufteilen können, dass sie dich noch stoppen kann, solange du nicht völlig bis zur Grenze die Beherrschung verlierst. Ich bin sicher, für dich würde sie diese Verantwortung ebenfalls tragen."
Ich nickte. Das würde sie. Sobald sie sich damit abgefunden hatte, dass ich mal wieder die nächstgrößere Dummheit begangen hatte.
Ich rief in Gedanken nach ihr und fast sofort stand sie an dem Fleck, an dem auch Chaos erschienen war. „Was ist...?", wollte sie gerade fragen, aber ich deutete nur ängstlich über ihren Kopf. Ich fürchtete tatsächlich, dass sie mir ziemlich böse dafür sein könnte, dass ich, kaum einen Monat nachdem ich uns aus dem sterblichen Leben heraus gezogen hatte, schon den nächsten riesigen Schritt nach vorne gemacht hatte. Und noch dazu praktisch aus Eigeninitiative
Als ich schnell und verzweifelt zu erklären begann, deutete ihr Gesicht tatsächlich an, dass etwas derartiges in ihr vor sich ging. Trotzdem verlor sie kein Wort darüber, nachdem ich ihr meine Bitte vorgetragen hatte, sondern nahm nur meine Hand und sagte: „Na los Algenhirn, ich passe auf, dass du keine Dummheiten machst."
Ich lächelte hilflos und hoffte, dass meine Gesichtszüge dabei zeigten, wie dankbar ich für ihren Beistand war. Langsam näherten sich unsere Hände dem blitzenden Ball aus purer Kraft. Annabeths Hand lag in meiner, also würde sie vermutlich deutlich weniger davon abbekommen. Viel weniger war allerdings trotzdem noch nahezu unendlich.
Und dann kamen meine Finger in Kontakt mit der Sphäre. Die körperlichen Schmerzen bei den Arai waren schrecklich gewesen. Der Moment, in dem Chaos Macht der Schöpfung in mich gefahren war, hatte mir das Gefühl gegeben, mein Körper würde zerreißen. Doch das alles war nichts gegen die aufblitzende Qual, die mich jetzt heimsuchte.
Es hieß, Ambrosia würde bei Sterblichen das Blut in Flammen und die Haut in Sand verwandeln. In diesem Moment hätte ich diese Dinge sehr gerne erlebt. Ich fühlte mich, als wäre mein Blut hoch konzentrierte Essenz jedes Fluches, der jemals von einer Arai verkörpert wurde, und alles um dieses Blut herum wurde gerade mit flüssigem, rot glühenden Metall übergossen.
Alles, was mich vom Wahnsinn abhielt, war Annabeths Hand in meiner. Ich drückte sie so fest ich nur konnte, als Ersatz für jeden Schrei, jeden Ausbruch von Gefühlen, der sich sonst vielleicht nach außen gebahnt hätte, und spürte, wie von ihrer Seite das selbe geschah. Wie auch im Styx war sie die Rettungsleine, die mich im Leben und bei Verstand hielt. Der einzige Unterschied war, dass es in diesem Fall auch andersherum funktionierte. Ich war ihre.
Ich weiß nicht, wie lange es dauerte. Meine Gedanken blockten alles von außen ab, mein einziger Fokus lag auf der Berührung zu meinem Neunmalklug. Etwas, wofür ich immer kämpfen würde.
Und dann war es auf einmal... vorbei. Ich öffnete die Augen wieder - ich hatte garnicht gemerkt, dass ich sie geschlossen hatte, davor hätte sowieso nur alles vor Schmerz gelb geleuchtet - und erst dachte ich, es hätte sich nichts geändert. Ein kleiner Irrtum.
Als ich nämlich versuchte, meine verkrampften Muskeln zum ersten Mal wieder zu bewegen, spielte sich die gleiche Komödie wie damals in meiner Hütte nochmal ab, nur dieses Mal auf den heiligen Stätten der Götter. Wenn ihr jemals auf die Akropolis kommen solltet und dort an einer Säule einen Schaden findet, der die Form von einem Fuß, einem Gesicht oder beidem direkt übereinander hat, dann besteht die Chance, dass ich das war.
Bei meinem Schwung war es tatsächlich ein Wunder, dass ich nicht mindestens zwei umgerissen hatte. Annabeth an meiner Hand schien das allerdings nicht zu reichen. Sie sah mich trotzdem böse an, nur weil ich uns mit einer kleinen unkontrollierten Bewegung gegen einen antiken Steinpfeiler geschleudert hatte.
Wir rappelten uns wieder auf. „Können wir uns vielleicht darauf einigen", frage sie mit einer Betonung, die mich informierte, dass mir ein ‚nein' mehrere Knochenbrüche einbringen würde, „dass du von jetzt an vorher mit irgendjemandem darüber sprichst, was für Experimente du machen willst?" Bevor ich antworten konnte, mischte sich Chaos ein. „Das ist eine ausgezeichnete Idee. Ich würde dir nur raten, diese Regel zu verfeinern, so dass diese Person vernünftiger und verantwortlich als Percy ist, wenn es um solche Dinge geht."
Sie nickte. „... darauf einigen, dass jemand außer Leo der Meinung war, dass das eine ungefährliche oder zumindest sinnvolle Idee ist." Ich senkte ergeben den Kopf und hob entschuldigend einen Arm. „Du hast ja recht. Tut mir leid." Es war eigentlich beeindruckend, dass ich dabei nicht so viel Schwung genommen hatte, dass ich mich selbst nochmal auf die Nase gepackt hatte.
Annabeth zog mich an der Schulter hoch. „Hey, Kopf hoch. Du bist manchmal ein Idiot, aber du bist immernoch mein Idiot. Kennst du mich so, dass ich völlig aus der Haut fahre, nur weil du Unsinn baust?" Ich musste schmunzeln. Es war manchmal wirklich gruselig, wie gut sie meine Emotionen lesen und, im Falle von schlechten, entkräften konnte, ohne dafür überhaupt Gedanken lesen zu müssen.
Ich murmelte einen leisen Dank und umarmte sie schnell. Ich spürte, wie sich auch ihre Arme hinter meinem Rücken schlossen und sie mir mit einer Hand sanft auf den Rücken klopfte.
Als wir uns wieder lösten, räusperte Chaos sich. „Es freut mich, dass ihr eine Lösung gefunden habt. Ich muss euch, vor allem dir vermutlich, Percy, aber noch eine schlechte Nachricht mitgeben. Das Universum ist in der obersten Struktur als absolute Herrschaft aufgebaut. Das heißt, der oberste Herrscher muss absolute Freiheit haben, alles unter allen Umständen durchzusetzen. Ich vermute, ihr könnt das Problem schon ahnen." Sein Blick wechselte zwischen uns beiden hin und her. Wir sahen uns an. So sehr ich auch das Gegenteil wünschte, ich wusste, was er sagen wollte.
„Aber Chaos, wir sind noch lange nicht so weit. Abgesehen von ein paar kleinen Einblicken wissen wir doch noch kaum, welche Verantwortungen auf uns zu kommen", versuchte ich trotzdem zu widersprechen.
„Ich weiß, Percy", erwiderte er ein wenig unglücklich. „Vielleicht hätte man früher damit anfangen müssen, aber ich hatte nicht erwartet, dass es so schnell auf euch zukommen würde." - „Können wir irgendetwas dagegen tun? Irgendetwas, was uns wenigstens die Zeit zum Lernen gibt?"
Er dachte einen Moment nach, bevor er antwortete: „Den gibt es vielleicht. Den obersten Befehl in jeder Hinsicht müsst ihr beiden, insbesondere Percy, haben. Dagegen lässt sich nichts tun. Ich bin allerdings immernoch mächtig und ihr könntet temporär verfügen, dass ich mich weiter um die Verwaltung und den Schutz der Welten kümmere. Das würde mich zwar wieder sehr beschäftigt machen, aber das macht nichts und ich hätte noch genug Zeit, um euch über die nächsten Jahre jeden Tag ein bisschen weiter einzuführen."
Ich schrie innerlich vor Erleichterung auf. Nicht nur war er mir nicht wirklich böse für meine Dummheit, noch dazu nahm er für viele Jahre mehr Arbeit auf sich, um mir aus der Patsche zu helfen. „Das würdest du für uns tun?", wollte ich ungläubig wissen.
Er winkte ab und lächelte einfach. „Für meine beiden Erben doch jeder Zeit. Das gehört schließlich auch zu den Dingen, die ihr lernen müsst. Fehler sollten zwar vermieden werden, aber die meisten bedeuten nur mehr Arbeit, keine endgültige Katastrophe."
Wir bedankten uns mehr als nur einmal für diese Hilfe und ich noch ein paar Male extra bei ihnen beiden, da ich ja trotzdem schuld an der ganzen Szene war. Dann wollten wir uns verabschieden. Unsere Trugbilder waren zwar intelligent genug, um irgendwie durch die Stunden zu kommen.
Sie waren aber nunmal nicht wir und es fehlte ihnen an einigen Funktionen, die uns im Alltag sehr halfen. Gefahren vorauszuahnen zum Beispiel, auch wenn ich diese Fähigkeit auch oft einfach unbenutzt in der Ecke liegen ließ.
Chaos informierte uns noch, dass er wieder eine Woche Zeit einplante, um die Krönung zu inszenieren, und dass wir danach zu ihm kommen würden, um uns nochmal gemeinsam einer größeren Variante der Krönung zum Prinzen zu unterziehen. Nicht gerade etwas, worauf ich mich schon im Voraus freute, aber diesen Preis musste ich wohl bezahlen, dafür, dass ich mich so blöd angestellt hatte.
„Achso, nur bevor ich es vergesse...", warf der beste Herrscher, den ich kannte, noch hinterher, als wir uns gerade verabschieden wollten. Wir sahen ihn wieder aufmerksam an. „Ihr solltet euch vielleicht mal einen Plan mit euren Auren machen. Jetzt gerade sind sie bestmöglich versteckt und trotzdem wäre der gesamte Olymp neidisch auf euch. Also außer Hestia, aber das liegt an ihrer Einstellung dazu."
Ja, das wäre mir nicht aufgefallen. Ja, ich wäre so in die Schule zurückgekehrt. Und ja, das hätte zu sehr viel Chaos und vermutlich Panik geführt. Aber leider war da eine kleine Schwierigkeit, auch wenn wir das Problem jetzt ausgemacht hatten. Die Aura war bereits in ihrer kleinsten Form. Wie also sollte es damit weitergehen?
Nun, ganz einfach. Ich war oft ein Algenhirn, aber ich hatte auch manchmal gute Ideen. Das war eine davon. Ich war jetzt Herr der Schöpfung, zumindest der Macht nach. Ich konnte sie also einfach verändern. Ich konnte ungestraft neue Konzepte erfinden.
Und das tat ich jetzt auch. Ich entwickelte allein aus meiner Vorstellung eine Möglichkeit, alle Aura um mich herum so fest zu bündeln, dass sie wie die eines gewöhnlichen Sterblichen wirkte. Nicht wirklich wahrzunehmen im riesigen Gewirr aus verschiedensten Präsenzen. Dafür nutzte ich, wer ist noch überrascht, das Konzept des aufrufe Zaubers, nur dass ich das Netz permanent machte. Göttern würde es vermutlich auffallen, aber wenn sie mich darauf ansprechen würden, könnte ich mich einfach dumm stellen.
Stellt euch den nächsten Satz bitte mit dem typischen Spongebob-Akzent vor:
Ein paar Minuten später...
Zwei Tage und ich stand jetzt schon zum dritten Mal im Büro des Schulleiters. Wäre nicht jeder einzelne dieser Besuche selbst gewählt, wäre diese Quote wohl ziemlich bedenklich gewesen.
Als wir nach Hogwarts zurückgekehrt waren, hatte ich mit Annabeth besprochen, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, Dumbledore zumindest bis zu dem Punkt einzuweihen, an dem er halbwegs verstehen könnte, warum wir welche Entscheidungen vorschlugen. Annabeth hatte sich derweil Hermine geschnappt, die sie auf dem Gang abgepasst hatte. Die klügste Hexe der Welt hatte offenbar Gesprächsbedarf gehabt und so hatten wir uns aufgeteilt.
Sie hatte auch gesagt, dass sie danach unseren anderen Freunden ein wenig von, ich zitiere, ‚meinem unverantwortlichen und dummen Verhalten, dass das am wenigsten machtgierige Wesen zum mächtigsten macht' zu erzählen. Ich hatte das Gefühl, dass ich dabei nicht so besonders gut wegkommen würde.
Zurück zur Gegenwart. Ich hatte mich entschuldigt, seine Zeit in einer solchen Regelmäßigkeit in Anspruch zu nehmen, aber er hatte lächelnd abgewunken und erklärt, dass er als Schulleiter sowieso sehr viel Zeit zur freien Verfügung hatte und das meiste außerdem im Interesse der Schule war.
„Ich glaube, ich schulde Ihnen vielleicht ein paar Erklärungen über Zusammenhänge", begann ich entsprechend. Daraufhin stellte er fest: „Ich weiß nicht ob Sie sie mir schulden, aber es gibt durchaus einige offene Fragen."
„Ja, das auf jeden Fall. Also mal sehen. Vielleicht fangen wir mit dem einfacheren und leichter zu akzeptierenden Teil an. Sie kennen das Buch über Merlin, was uns schon bei unserem ersten Besuch hier aufgefallen ist?" Ich wartete kurz auf Bestätigung, bevor ich fortfuhr. „In der Tat. Ich habe es erst heute früh Miss Granger ausgeliehen. Sie schien sehr interessiert daran zu sein."
Das konnte ich mir nur zu bildlich vorstellen. „Ja, daran waren wir wohl teilweise mit schuld. Nun jedenfalls, in dem Buch steckt eine gewisse Magie. Sie erzählt alles, was mit Merlins Leben in der Welt der Zauberei zu tun hat fortlaufend, ohne dass jemand jemals eine Feder angesetzt und sie aufgeschrieben hat. Und kürzlich sind vermutlich ein paar neue Kapitel dazu gekommen."
Dumbledore neigte den Kopf etwas nach vorne und blickte mich ehrlich überrascht über den Rand seiner Halbmondbrille hinweg an. Vielleicht wegen Merlin, vielleicht wegen der Magie des Buches. „Merlin weilt wieder unter uns?" Ich schmunzelte. Mit Chaos schien ich sein Interesse tatsächlich fast so gut fangen zu können, wie Hermines mit jeder Form von Wissen. „Nicht ganz. Er selbst lebt an einem Ort weit von hier entfernt. Seine Nachfahren jedoch... die haben den Weg zurück in Ihre Welt gefunden."
Man konnte förmlich sehen, wie sich die losen Enden in seinem Kopf verbanden. Vielleicht nicht alle. Ganz bestimmt nicht alle, aber doch eine Vielzahl. „Sie und Annabeth sind Nachfahren des Merlin?"
Ich musste wieder lächeln als ich erklärte: „Wir stammen nicht von ihm ab. Nicht in dem Sinne. Aber wir haben seinen Segen, sein Erbe und damit seine Fähigkeiten." Er nickte. Zumindest halbwegs verstehend.
„Sind Ihre Freunde auch Teil dieses Verhältnisses?", wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, nicht von Merlin selbst. Sie stammen von anderen Wesen ab, die in verschiedener Hinsicht den Anfang für die gesamte Welt, in der Sie jetzt leben, bilden." - „Wesen?"
Er hörte wirklich aufmerksam und auch zwischen den Zeilen zu. Und so begann ich den altbekannten Aufklärungsvortrag über die Welt der griechischen Mythologie. Selbstverständlich nicht ohne vorher einen stygischen Schweigeschwur zu verlangen. Mit dem Wissen über Merlin konnte er tun was er wollte, auch wenn ich nicht glaubte, dass er viel weitersagen würde, aber die göttliche Welt war ein anderes Kaliber, welches nicht nur mich betraf.
Ich erzählte von dem Olymp über den Lauf der Zeit, von Halbgöttern, von Halbgöttern in ihrer Welt am Beispiel von Sirius und, wenn auch nur oberflächlich, von Merlin als einen Sonderfall unserer Welt. Er saugte all dieses Wissen auf und wie schon zuvor konnte man ihm ansehen, dass sich Stück für Stück immer mehr offene Fragen beantworteten und sich sein Weltbild veränderte. Auch wenn er schon sehr alt war, schien er dafür noch immer sehr offen zu sein.
Zum Schluss kam ich schließlich auf unsere aktuellen Probleme zu sprechen. Ich vermied den Namen so weit ich konnte, nur ein einziges Mal nannte ich den Namen unseres Feindes auf Nachfrage. „Bedeutet das, wir müssen gegen einen unsterblichen Gott kämpfen?". Das war Dumbledores erste Frage, nachdem ich geendet hatte.
„Ein ja, zwei nein", antwortete ich. „Ja, er ist unsterblich, aber er ist nicht nur ein Gott. Er ist ein ursprünglicher Gott. Älter als die Olympier, älter als die Titanen, so alt, dass die Ära der Menschen auf der Oberfläche der Erde für ihn nur einen Wimpernschlag lang war. Aber nicht ihr müsst gegen ihn kämpfen. Euch werden seine Monster heimsuchen. Genau darauf bereite ich die Schüler übrigens vor. Er selbst kann von euch nicht aufgehalten werden. Das können nur wir und vielleicht mit vereinten Kräften unsere Freunde. Aber dieses Recht behalten wir uns vor." Und das war vermutlich der letzte zu verbindende Faden in diesem Bereich.
Wie auch Hermine bot ich ihm am Ende unseres Gesprächs eine Sammlung an Büchern an, durch die er sich ein bisschen mit der neu erweiterten Welt auseinandersetzen konnte. Er war mindestens so begeistert davon, wie sie. Vielleicht hatte er ja jedes Buch in der gesamten Bibliothek der Schule schon von vorne bis hinten durchgelesen. Ich würde es ihm zutrauen.
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8279 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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