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Kap. 128 Der Kampf beginnt

Arya pov

Es gab gewisse Grenzen, die man nicht überschreiten sollte. Und dann gab es solche, deren Übertritt nicht nur unerwünscht war, sondern wortwörtlich ein Verbrechen. Zwei Kinder als lebendige Schilde und Druckmittel zu benutzen war ungefähr vier Stufen über diesem Verbrechen. Vier Stufen höher, multipliziert mit Krebs. Das hätte ich sein können. Bis vor wenigen Minuten hatte ich mir nicht vorstellen können, dass ich ein lebendes Wesen mehr verachten könnte, als ich es zu dem Zeitpunkt tat. Ein Irrtum.

Kinder waren bei den Menschen weit gewöhnlicher als in meinem Volk, wo in einem Jahrhundert kaum zwei Hände voll geboren wurden, aber das änderte weder etwas an ihrem Wert, noch an der universellen Verwerflichkeit dieses Verhaltens. Es gab eine lange Liste an Strafen, die ich grundsätzlich nicht für eines Lebewesens würdig empfand, aber Galbatorix arbeitete mehr und mehr daran, eine Ausnahmereglung für sich zu bekommen.

Auch wenn ich es vorher nicht gewusst hatte, überraschte es mich nicht wirklich, dass er Nasuada mit in den Raum brachte. Das war eher die Art Druckmittel, mit der ich gerechnet hatte und die, wenn auch immernoch grausam, als im Krieg verwendbar anzuerkennen war. Sie war schließlich im vollen Wissen über ihre Rolle in diese Position geraten. Über unsere Verbindung, die wir seit dem Betreten der Halle nicht mehr getrennt hatten, spürte ich, dass Eragon meine Gedanken teilte, auch wenn der Unterschied für ihn minimal weniger deutlich war.

In diesem Fall war es aber vermutlich unser Glück, dass unser beider Wut uns nicht den Kopf verlieren ließ. Es gab auf der einen Seite die Form, die direkt mit Zorn in Verbindung stand. Klares Denken und Logik waren in diesem Zustand unmöglich. Auf der anderen stand der kalte Abscheu, der jedes Mittel zur Lösung in Betracht zog und der unnachgiebig auf ein Ziel hin arbeitete. Wir waren beide in letzterem Zustand und so stürmte keiner von uns direkt vor.

Stattdessen wurde ich teilaktive Zeugin einer Verhandlung zwischen Eragon, Saphira und den Eldunarí. Letztere wollten sofort angreifen, bevor unser gemeinsamer Feind das Privileg bekommen würde, seine Druckmittel auszuspielen. Eragon, Saphira und ich hielten dagegen. Zum einen, weil wir noch immer hofften, die Kinder könnten den ganzen Prozess überleben, und in Eragons und meinem Fall auch wegen dem Wissen, dass ihre Gesichter uns bis in alle Ewigkeiten verfolgen würden. Die Gewissheit, dass sie auf irgendeine perverse Art unseretwegen gestorben waren. Das Ganze wäre vermutlich um ein Vielfaches einfacher gewesen, wenn ich an unsere Verbündeten gedacht hätte. An Percy, Annabeth und ihre Freunde. Hatte ich aber nicht.

Schließlich stimmten die Drachen zu, mit einem Angriff zu warten, bis etwas ausgehandelt wäre, oder bis weiteres Warten uns einen Nachteil aufzwingen würde. Wir wussten beide, dass wir zwei Kinder nicht über das ganze Land stellen konnten, aber sie so direkt vor unseren Augen zu sehen, brachte sogar meine Disziplin ins Wanken.

Es blieb so lange still in der Halle, bis Eragon schließlich einen zum Scheitern verurteilten Versuch unternahm. „Wenn Ihr Euch für so mächtig haltet, dann kämpft gegen uns. Kein verstecken, ein ehrlicher Kampf." Es kam jedoch wie es kommen musste. Galbatorix lachte ihn aus.

„Warum sollte ich mich darauf einlassen und damit alles aufs Spiel setzen, wenn ich mir meinen Sieg auch ohne diese Mittel holen kann?", höhnte er. Problematisch, denn es machte tatsächlich Sinn. Es stand außer Frage, dass er an diesem Ort den Vorteil hatte und diesen Vorteil für einen ehrenhaften Kampf aufgeben wäre zwar nobel, aber er war nicht durch freundliches Fragen in seine Position gekommen. Es wäre eigentlich schon vorher zu erwarten gewesen, dass er so reagieren würde.

„Aber wenn du so dringend kämpfen willst, kleiner Reiter, dann kannst du dich ja mit Murtagh duellieren. Ich bin sicher, der ist durchaus auf ein Kräftemessen aus." Selbiger Reiter trat nun wieder aus dem halbdunkeln von Galbatorix Thron. Sein Schwert war gezückt. Ich konnte jedoch nicht anders, als ein kleines bisschen zu lächeln, als ich das sah. Er trug jetzt ein Schwert, das zwar immernoch in den Rottönen einzuordnen war, aber es war nicht das Blutrot von Zar'roc, sondern ging mehr in eine violette Richtung. Er hatte geglaubt, er hätte Eragon das Schwert gestohlen, doch dann war es wieder zu ihm zurück gekommen. Jetzt existierte Morzans Waffe garnicht mehr. Rhunön hatte schließlich ganze Arbeit geleistet.

„Die Regeln sind einfach. Kein töten, keine Magie." Nachdem er dies festgelegt hatte, ohne dass irgendjemand darauf hätte Einfluss nehmen können, rief er noch ein Wort. Ich konnte nicht verstehen, was er sagte, doch alles in meinem Körper schien zu klingen. Tiefer noch als mein wahrer Name, als ich ihn damals ausgesprochen hatte. Und ich spürte noch etwas. Alle meine Schutzzauber lösten sich auf. Teile der Kraft kehrten einfach zu mir zurück, aber das meiste verschwand einfach. Es war ein komisches Gefühl, denn diese Form der Magie war etwas, was mich schon mein ganzes Leben lang begleitete. Einige grundlegende Magie hatte mich immer umgeben. Jetzt nicht mehr. Jetzt war alles ruhig. Alles totenstill.

„Das", sprach nun wieder Galbatorix und breitete seine Arme aus, „ist die Waffe, an der ich die letzten einhundert Jahre geforscht habe. Der Weg, wie ich diesem Land Frieden bringen werde, sogar Sicherheit gegenüber der Magie, und die Macht, die mich unbesiegbar macht. Der wahre Name der alten Sprache. Keine Magie kann sich dagegen widersetzen und ich bin der erste, der ihn gefunden hat. Die Folgen davon spüren jetzt schon alle eure Magier da draußen, die gerade in meiner Hauptstadt morden wollen." Meine erste Reaktion war Unglauben. Wie sollte er schließlich etwas geschafft haben, was Generationen von Elfen und Reitern nie gefunden hatten?

Leider spürte ich, dass er recht hatte. Er hatte die Kontrolle über die alte Sprache und allem Anschein nach hatte er den Wortlaut mit einem Vergessenszauber belegt, der verhinderte, dass ihn irgendjemand sonst benutzen konnte.

Erst dann fielen mir zwei Fehler in seiner Erklärung auf. Zuerst einmal hatten Percy und Annabeth glaubhaft klar gemacht, dass sie wussten, wie dieser wahre Name lautete. Damit war er schonmal weder der erste, noch der einzige. Im Prinzip konnten wir also vielleicht sogar ebenfalls Zugriff darauf bekommen, wenn wir es richtig anstellten. Ich wusste allerdings nicht, ob ich das wirklich wollte. Dazu schien mir dieses Mittel zu gefährlich zu sein.

Natürlich hatten die beiden uns schon irgendeinen kleinen magischen Kniff gelehrt, mit dem man Gelübde lösen konnte, aber das reichte bei weitem nicht, um mit dieser Fähigkeit zu konkurrieren. Einen permanenten Zauber aus Worten konnten wir aufheben, aber es nützte nichts im Kampf. Er konnte mit seiner Macht nun die Magie unterbinden, ehe sie überhaupt ausgesprochen war.

Ich wusste nicht, ob der andere Fehler auf Unwissen, Ignoranz oder dem Glauben, wir würden nichts davon wissen, beruhte, aber er konnte auch mit diesem wahren Namen nur Worte kontrollieren. Die Worte, mit denen das graue Volk der Magie damals ihre Struktur gegeben hatte. Es gab jedoch noch den gefährlicheren Weg. Wortlose Magie müsste eigentlich gegen seinen Trick sicher sein. Mutter hatte sich in dieser sehr oft für Kleinigkeiten geübt und so wusste ich zumindest etwas besser darüber Bescheid, als die meisten anderen.

Um dies zu überprüfen, dachte ich an Feuer. Es musste etwas kleines und unauffälliges sein, also entschloss ich mich, eine winzige Flamme an der Seite des Thrones auf blitzen zu lassen und sie gleich wieder zu löschen. Ich konzentrierte mich ganz fest darauf und da war das kleine, flackernde Licht. Schnell kappte ich den Energiefluss, denn wir waren noch immer an einem Ort, der Magie viel kräftezehrender machte, aber ich wusste nun, dass uns nicht vollständig die Hände gebunden waren.

Dieses Wissen würde leider wohl kaum den Kampf zwischen den beiden Halbbrüdern aufhalten können. Deshalb nutzte ich die Abkürzung, über die Eragons und meine Gedanken trotz eigentlich verschlossener geistiger Schilde verbunden waren, um zu verhindern, dass er sich von Galbatorix Mittel zur Macht ablenken oder einschüchtern ließ. „Konzentrier du dich auf den Kampf. Ich glaube, ich habe eine Idee, wie wir trotzdem Magie benutzen können, aber dafür musst du jetzt erstmal zeigen, warum du der bessere Schwertkämpfer bist. Denn das bist du ohne Frage."

Ich konnte seine Neugier spüren, aber er schien die Botschaft verstanden zu haben und so spürte ich noch, wie er seine Gedanken zur Seite schob und Platz für die notwendige Klarheit für das Duell schuf. Ich wusste, dass er es gewinnen konnte. Er hatte schließlich die besseren, die besten Lehrer gehabt. Trotzdem konnte bei einer Auseinandersetzung auf diesem Niveau alles passieren. Ein falscher Tritt und er hätte möglicherweise verloren. Ein Sekundenbruchteil der Unaufmerksamkeit und er hätte möglicherweise verloren. Ein besonders guter Schachzug seines Gegners und er hätte möglicherweise verloren.

Plötzlich spürte ich, wie eine Kraft mich nach hinten riss. Als ich mich panisch umsah, stellte ich fest, dass mit Saphira das selbe passierte, bis wir fast hundert Fuß weiter hinten zum Stehen kamen. Ich wollte wieder zurück nach vorne laufen, aber eine unsichtbare Barriere hielt mich auf. Ich stieß einen Fluch aus, unternahm aber nichts weiter. Helfen konnte ich ohnehin nicht, solange Galbatorix den Kampf an seinen Fäden hielt. Um die Kontrahenten loderte nun ein weiter Flammenkreis auf, sodass sie beide nur ein gewisses Stück zurückweichen könnten.

„Nun denn, lasst uns sehen, welcher der Brüder stärker ist", verkündigte er mit einer Geste, die vielleicht feierlich sein sollte. Er wurde jedoch gleich im Anschluss von Eragon korrigiert. „Halbbrüder! Wir hatten nur die selbe Mutter, mein Vater war Brom. Der Mann, der die Hälfte der Verräter, die Euch gefolgt sind, niedergestreckt und Saphiras Ei aus dem Zentrum Eurer Macht gestohlen hat."

Obwohl ich ein gutes Stück von ihm entfernt stand, konnte ich sehen, wie für einen Moment Wut das Gesicht des Königs verzerrte. Fast so, als würden in ihm Erinnerungen wach werden. Er überspielte das jedoch mit einem viel zu unecht aussehenden Lächeln. „Dann ist dieses Duell nur um so spannender."

Es war ein riskanter Schachzug gewesen, dieses Wissen jetzt offen zu verkünden. Auf der einen Seite würde es Murtagh garantiert ablenken, mit diesen neuen und für ihn sicherlich bedeutsamen Informationen konfrontiert zu werden. Auf der anderen wäre der König nun nur noch parteiischer, selbst in dieser Auseinandersetzung.

So oder so, in den folgenden Minuten versuchte ich dem Kampfgeschehen zu folgen, das sofort nach diesem Wortwechsel entbrannt war. Murtagh war wohl ebenfalls nicht glücklich mit dieser neuen Erkenntnis gewesen, hatte sich aber nicht die Mühe gemacht, dies zu verbergen. Er hatte sich nur wenige Augenblicke später in den Kampf geworfen.

Die Entfernung machte es nicht leichter, den blitzschnellen Bewegungen zu folgen und so war das meiste, was ich sah, wie kleine, zumeist bedeutungslose Verletzungen ausgetauscht wurden. Ein Kratzer hier, ein blauer Fleck dort, den bisher wohl besten Treffer hatten jedoch wir gelandet. Eine Kratzer über der rechten Augenbraue, von dem manchmal ein Tropfen Blut die Sicht störte.

Durch unsere noch immer aufrecht gehaltene Verbindung, durch die ich mich jedoch so unauffällig wie möglich verhielt, um ihn nicht abzulenken, spürte ich, wie er immer mehr unzufrieden mit dem Verlauf des Kampfes wurde. Zum einen schien er einen anderen Stil von Murtagh gewohnt zu sein, was ich aber nur schlecht einschätzen konnte, da ich nie direkt gegen ihn gekämpft hatte, aber zum anderen, und das schien ihn verständlicherweise mindestens genauso sehr zu beschäftigen, kostete es zu viel Kraft und führte nicht zum Ziel. Ich sah auch, welche Idee sich in seinem Kopf formte und es gefiel mir ganz und garnicht. Hätte ich jedoch versucht, ihn aufzuhalten, dann hätte diese kleine Ablenkung vermutlich das Ende für ihn bedeutet und so schwieg ich.

Genau auf diese Weise fiel mir natürlich seine Vorbereitung einen Augenblick früher auf, als man sie wirklich sehen konnte. Er führte einen Streich einen halben Fuß zu hoch aus und entblößte so seine Rechte Hüfte ungeschützt und verwundbar. Murtagh sah diese Gelegenheit, ergriff sie und stach zu. Dadurch, dass wir verbunden waren, war es, als würde ich das kalte Metall an meiner eigenen Seite brennen spüren. Jedoch ließ sich Eragon nicht davon aufhalten. Er hob das Schwert noch einige Zentimeter höher und ließ den Griff mit voller Wucht auf Murtagh ausgestreckten Arm niederfahren. Ich hörte es nicht, aber dem nach, wie Eragon das, was er sah und hörte, interpretierte, ging er davon aus, dass ein Knochen gebrochen war.

Mit einem gebrochenen Schwertarm hatte dieser wohl kaum noch eine Chance, sich zu behaupten. Das wussten alle Beteiligten nur zu gut. Eragons Schwertkontrolle war zu gut, um ihm auf Dauer ausweichen zu können und die Differenz in roher Kraft mit einem Arm auszugleichen stand außer Frage. Zumindest für Murtagh.

Zu einer Niederlage hätte es wohl auch für Eragon geführt, aber wir hatten so oft gegen Gegner gekämpft, die uns in Stärke undenkbar weit voraus waren, dass wir stärkere Schläge besser ableiten konnten, als die meisten anderen. Daher war davon auszugehen, dass er zumindest eine lange Zeit lang die Verteidigung hätte halten können. Zum Glück war es aber für ihn garnicht erst so weit gekommen.

Offenbar schaffte es Murtagh auch, seinen Stolz herunter zu schlucken. Er kämpfte nicht weiter, bis er nicht mehr stehen können würde, sondern er ließ sein Schwert nicht nur mit der gebrochenen sondern mit beiden Händen los und es fiel klirrend zu Boden. In dem Moment, als es auf dem Boden auftraf, löste sich auch der brennende Kreis um sie herum auf. Auch Galbatorix selbst erkannte das Ergebnis also an. Leider hatte das natürlich nicht das zur Folge, was wir gerne gehabt hätten. Dass er selbst in den Kampf treten würde.

Ich hörte, wie Selenas Söhne einige Worte wechselten und interessanterweise unterbrach Galbatorix sie vorerst nicht. Vermutlich lag das daran, dass er sie nicht hören konnte. „Warum?", eröffnete Eragon ihr kurzes aber augenöffnendes Gespräch. Wie so oft wusste er mehr über sein Gegenüber, als ich das tat, also war ich nur mild überrascht, dass er zutreffend davon ausging, Murtagh würde seine Frage richtig interpretieren.

Ist das nicht offensichtlich?", entgegnete dieser nämlich ohne groß zu zögern. „Es ist offensichtlich, dass etwas anders als vorher ist, aber nicht was." Eragons Antwort war bereits mehr, als ich selbst erkannt hätte. Ich hatte zwar schon früh gelernt, wie kleine Unterschiede in zum Beispiel im Kampfstil einer Person einem unglaublich viel über die Person verraten konnten, aber ich hätte das in diesem Fall nicht darauf, sondern auf mehr Training geschoben. Aber hier zeigte sich wieder, dass Eragon seinen Halbbruder besser kannte als ich. Keine wirkliche Überraschung eigentlich.

An dieser Stelle unterbrach Galbatorix jedoch das erste Mal ihren Austausch. „Kommt her, ich werde eure Wunden heilen!", rief er. Ich war jedoch davon überzeugt, dass er dieses Angebot nicht ohne Preis machen würde. Und der Preis war ohne Zweifel der Schwur von ewiger Treue. Passend dazu lösten sich auch die magischen Fesseln um Saphira und mich wieder und so liefen wir langsam wieder vor in Richtung des Throns. Sie war genauso wie ich über Gedanken mit Eragon verbunden und so wusste auch sie von der Konversation und wollte ihnen entsprechend die nötige Zeit lassen.

Eragon und Murtagh reagierten jedoch nicht auf den Aufruf und letzterer ergriff wieder das Wort. Dieses Mal sogar auf Gedankenebene, damit Galbatorix sie nicht hören konnte. „Erinnerst du dich, wie ich dich auf der Reise zu den Varden, nachdem du den Sklavenhändler verschonen wolltest, für verrückt gehalten habe, weil du immer wieder dein Leben für anderen in Gefahr bringst?" Ich sah, das Nicken, aus dem die vollständige Antwort bestand, und so fuhr Murtagh fort. „Ich kämpfe nicht mehr nur für mich", fügte er hinzu.

Für Eragon machte das wohl vollkommen Sinn, aber ich musste zumindest oberflächlich durch seine Erinnerungen und sein Wissen fahren, um den Kontext dahinter zu verstehen. Murtaghs Kampfstil war seinen Einschätzungen nach viel risikobereiter gewesen und er hatte mehr auf den Sieg und weniger auf die Spuren, die er davontragen würde, geachtet. Das lag daran, so glaubte Eragon und so sah er sich in den gegebenen Antworten auch bestätigt, dass die Ziele des nunmehr Verletzten nicht mehr nur eigennütziger Natur waren, sondern einzig das Ergebnis zählte.

Diese kurze Pause, die Eragon sich genommen hatte, um über das nachzudenken, was ich eben erst angefangen hatte zu verstehen, nutzte Galbatorix für eine erneute Unterbrechung, die dieses Mal nicht mehr wie eine Einladung, sondern wie ein Befehl klang. „Kommt her, beide, ihr könnt euch auch später unterhalten. Murtagh, das ist ein Befehl."

Ich sah wie angesprochener zuckte und sich gerade umdrehen wollte, als Eragon hektisch noch wissen wollte: „Wer?" Zur Antwort bekam er ein Augenrollen und im Anschluss wanderten Murtaghs Augen zur rechten Seite, wo Nasuada an den Stein gekettet war. Dann drehte er sich um und lief zögerlich zu seinem Meister.

Mir jedoch waren in diesem kurzen Moment gleich zwei Dinge aufgefallen. Zuersteinmal hatte seine Gestik dabei soweit ehrlich gewirkt. Echt genug, um mich zu täuschen, für den Fall, dass er log. Ich wusste jedoch noch nicht genau, wie viel diese Information bedeuten würde.

Viel entscheidender war die Kleinigkeit, dass er überhaupt noch auf diese Weise antworten konnte. Es war mein Glück, dass ich gerade alles auf die genaue Analyse seines Verhalten gesetzt hatte, da ich ja selbst nicht an dem Austausch Teil hatte, denn sonst wäre mir dieser Umstand vermutlich nicht aufgefallen. Er hatte noch etwas anderes tun können, bevor er den Befehl ausgeführt hatte. Aus freien Stücken hätte Galbatorix ihm sicher nichtmal diese winzig kleine Freiheit gelassen. Es war also entweder eine schlecht formulierte Regel, was ich bezweifelte, oder Murtagh hatte einen Weg zum Widerstand gefunden und, was mich tatsächlich überraschte, nach allem, was ich über ihn wusste und von ihm gehört hatte. Ich wäre bei ihm eher davon ausgegangen, dass er sich seinem Schicksal ergeben hatte.

Während ich zum Thron schritt und noch in Gedanken teilweise über diese letzte Beobachtung nachdachte, erklang plötzlich eine Stimme in meinem Kopf. „Arya, Entwarnung. Alles, was ihr jetzt tut, liegt in eurem eigenen Ermessen, die Kinder sind außer Reichweite. Wenn er die beiden Attrappen töten will, wird das einzige Ergebnis davon ein Regen aus blutroter Farbe sein." Das war Annabeths Stimme und die dunkle und mächtige Präsenz ließ mich auch keinen Zweifel an ihrer Echtheit haben. Es war ein eindeutigeres Erkennungszeichen als die sanfte Melodie in dem Geist jedes Mitglieds aus meinem Volk. Wir hatten leise, oft geheimnisvolle Musik, sie hatten dieses unverkennbare Gefühl, was man, nachdem man es einmal gespürt hatte, nie wieder vergessen würde. Ich gab also diese Nachricht an Eragon, Saphira und die Drachen weiter. Von jetzt an konnten wir tun, was wir für vielversprechend hielten. Keine Druckmittel und Geiseln mehr.

Als Galbatorix dann genau das tat, was ich vorausgesehen hatte, die Heilung verweigern, bis wir ihm die Treue geschworen hätten, hielten Saphira und Eragon das für den besten Zeitpunkt zum Angriff. Zu meiner Überraschung bestanden jedoch dieses Mal die Geister der Drachen darauf, noch mit einem direkten Angriff zu warten. Umaroth erklärte zur Begründung: „Wenn wir jetzt angreifen, wird er genau damit rechnen und vorbereitet sein. Die Chancen sind besser, wenn wir ihn erst auf eine andere Fährte bringen." Recht hatte er auf jeden Fall, aber für gewöhnlich waren ausgefeilte Taktiken den Drachen weniger lieb als ein direktes Kräftemessen.

„Nasuada", rief ich also in ihre Richtung, Umaroths Vorschlag als erste folgend, „hat er dich zu dem Treueeid gezwungen?" Ich bekam ein heiseres Lachen als Antwort, dass mir zeigte, wie schlecht es um ihre körperliche Verfassung stand. Gleichzeitig aber auch, dass sie sich nicht so leicht brechen ließ. „Wäre ich dann hier angekettet? Er hat es versucht, aber ich habe mehr Widerstand geleistet, als er zu bekämpfen geplant hatte. Also hat..." - „Schweigt!", brüllte Galbatorix in der alten Sprache, sie unterbrechend und gleichzeitig mit Magie dazu zwingen, tatsächlich zu schweigen. Nun war er wütend und vermutlich war dieser Zustand unsere beste Chance, jemals etwas gegen ihn auszurichten. Im Nebel der Wut ist kaum jemand stärker als wenn er klar denkt. Also stärker vielleicht, aber nur sehr selten kann er diese Kraft besser kanalisieren.

Das Kommando zum Angriff kam überraschend nicht von Eragon, wie ich es bei ihm als Knotenpunkt erwartet hätte, sondern von Murtagh. Er rief noch etwas, was erneut dieses Klingen in mir auslöste, aber es fühlte sich trotzdem so an, als würde ich es zum ersten Mal hören. Dies untermauerte meine Theorie vom Vergessenszauber. „Seine Schutzzauber sind aufgelöst, er ist verwundbar."

Im Bruchteil einer Sekunde entschied ich mich, Murtaghs Loyalität nicht mehr zu hinterfragen. Darum konnten wir uns später kümmern. Ich hob mein Schwert und für einen Moment hatte ich das Gefühl, unsere Wahrscheinlichkeit auf einen Sieg wäre tatsächlich größer als je zuvor. Das blieb genau so lange so, bis die gesamte Wand hinter Galbatorix Thron in Bewegung geriet.

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3397 Wörter

Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.

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