Kap. 110 Gefährten
Arya pov
Ich hatte mit einigen gerechnet. Also wirklich mit einer Menge, aber diese Frage? Nichtmal als unrealistische Möglichkeit irgendwo in meinem Hinterkopf. Es tat mir ein wenig leid, dass meine erste Reaktion ein völlig verwirrtes und verstörtes Gesicht war, aber leider war dieser Impuls schneller als meine bewusste Verarbeitung.
Das war seiner Selbstsicherheit ganz offensichtlich nicht förderlich, was wohl kaum überraschend ist. Auch wenn es eigentlich zu spät war, brachte ich meine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle und begann fieberhaft zu überlegen, wie ich diese Reaktion für ihn erklären konnte. Ich wollte ja wirklich nicht, dass er denken würde, ich würde dieses Angebot komisch finden und ablehnen. Denn tatsächlich hatte ich das nicht vor. Während er immer wieder vor Nervosität zuckte, musste ich eine schnelle, aber angemessene Antwort formulieren.
Das ich dabei ein wenig stotterte, gefiel mir zwar nicht, aber ich nahm es in Kauf. „Ich... ich würde mich sehr geehrt fühlen, deinen wahren Namen auf diese Weise zu erfahren. Verzeih mir ... verzeih mir meine Reaktion, es kam lediglich sehr überraschend. Ich habe nicht daran gedacht, dass es diese Möglichkeit geben würde. Wie gesagt, ich es wäre mir eine Ehre."
Wir blieben beide stehen und sahen einander direkt in die Augen. Ich hoffte inständig, dass er meiner Mimik ansehen konnte, dass meine Antwort mir genauso ernst war, wie ihm sein Angebot. Einen Moment standen wir beide regungslos da und zumindest ich versuchte herauszufinden, was in ihm gerade vorging. Und dann, ohne ein weiteres Zeichen im Voraus, beugte er sich vor und flüsterte mir zwei kurze Sätze in der alten Sprache ins Ohr. Sie vibrierten im wahrsten Sinne des Wortes vor Kraft.
Als er ausgesprochen hatte, zog er sich wieder zurück und wartete knapp einen Meter von mir entfernt auf meine Reaktion, denn es war klar, dass ich etwas dazu sagen müsste. Alles andere wäre taktlos.
Das schwierige an wahren Namen - das ist mal wieder eine euphemistische Art es auszudrücken, denn schließlich ist so ungefähr alles daran schwierig - ist, dass sie sich nicht dem Sprachniveau von jemandem anpassen. Ich war mit der alten Sprache aufgewachsen, bis zu einem Grad, in dem selbst meine Gedanken einzig und allein in ihr abliefen, und auch wenn ich mit der Sprache der Menschen einen anderen Fokus mit dazu genommen hatte, war es vermutlich immernoch die Sprache, die ich am besten beherrschte. Trotzdem waren alleine in Eragons wahren Namen drei Ausdrücke, die ich in dieser Form noch nie gehört hatte. Ich wusste, was sie bedeuteten und auch warum sie so lauteten, aber die Ausgefallenheit der Vokabeln war so extrem, dass ich keinen Elf jemals auf diese Weise sprechen gehört hatte.
Sein Name war bunt gemischt. Trauer über verlorene Familie schwangen auf der einen Seite, Hoffnung auf eine bessere Zukunft auf der anderen. Seine unersättliche Neugierde war zwar nicht der präsenteste Anteil, aber dennoch klar und deutlich zu erkennen. Das gravierendste Merkmal bestand jedoch aus einer doppelten Bindung der Liebe und der Zuneigung. Es waren zwei unterschiedliche Arten der Liebe, deshalb waren nicht die selben Worte dafür verwendet worden, aber die Stärke der Empfindungen, die sie beide ausdrückten waren eigentlich identisch. Auch etwas, was bei einem Drachenreiter nach meinem Kenntnisstand eher eine Seltenheit war. Noch ein Grund, um mich wirklich geehrt zu fühlen. Als hätte ich nicht schon genügend.
Auch Stärken und Schwächen waren unverkennbar. Sein Wissensdurst und Wille, neues zu lernen, übertrumpften dabei alles andere. Auch sein Ehrgeiz, sich niemals geschlagen zu geben, spielte eine zentrale Rolle. Etwas weniger deutlich kam auch sein Widerstand gegen das Töten zum Vorschein. Seien es der Metzger aus seinem Dorf oder der um Gnade flehende Soldat aus dem Imperium, er versuchte Tote zu vermeiden. Eine große Stärke mit Sicherheit, aber im Krieg sehr hinderlich.
Zur gleichen Zeit zeichneten sich aber auch eindeutig Schwächen ab. Die meisten davon hatten gleichzeitig auch Züge von Stärken, aber vor allem für ihn waren sie fatal. In erster Linie ging es dabei um die Vernachlässigung seiner eigenen Sicherheit. Er hatte das schon oft gezeigt und nun spiegelte es sich in seinem wahren Namen unleugbar wieder. Die Möglichkeit, jemandem zu helfen, stand für ihn nahezu immer über seinem eigenen Wohl und nicht nur für mich, sondern für das ganze Land war er nicht zu ersetzen.
Fast genauso gravierend war seine Impulsivität. Zu oft reagierte er schneller, als er seine Reaktion überdachte. Zwar hatte er zur Zeit noch ein Umfeld, in dem das kein Problem darstellte, aber an irgendeinem Punkt würde diese fehlende Beherrschung und Impulskontrolle zumindest zu Auseinandersetzungen führen.
Nichts desto trotz war es kein Name, für den sich jemand schämen sollte. Er war zwar noch nicht der beste, den jemand in seiner Position haben konnte, aber ich kannte ihn und wusste, dass er daran arbeiten würde. „Du hast einen... guten Namen", sagte ich schließlich. „Es ist der eines Reiters, der noch nicht mit sich fertig ist und der noch große Ziele hat. Behalte dir deine Stärken bei, sie sind viel wert."
Für einige Zeit, ob Sekunden oder Stunden konnte ich im Nachhinein nicht mehr sagen, sahen wir uns einfach nur im hellen Mondlicht an. Es war bald wieder Vollmond, auch wenn sich das meinen gesamten Abstieg lang der Wolken wegen nicht gezeigt hatte, und das kalte Licht gab der gesamten Umgebung einen magischen Schein, der etwas tief in mir bewegte. Ein Gefühl, was sich einfach nicht beschreiben lässt. Ohne meinen aktiven Willen hatte sich ein glückliches Lächeln über meine Lippen gelegt. Ebenfalls ohne dass ich es geplant hatte, begann ich plötzlich mit vor Unsicherheit leicht zitternder Stimme zu sprechen. Ich hatte Angst davor, denn meine eigene Komfortzone hatte ich seit Jahren nicht mehr so weit verlassen.
„Du bist im vergangenen Jahr langsam aber sicher mehr als nur ein Freund für mich geworden, Eragon. Daher möchte ich dir hier ebenfalls dieses Angebot machen. Bevor es die Umstände erfordern würden, würde ich dir gerne ebenfalls meinen wahren Namen anvertrauen." Wenn ich überrascht gewesen war, dann hatte er nun wirklich jede Bindung an die Wirklichkeit verloren. Er sah mich an, als würde er mich nicht verstehen. Ich machte mir darum keine Gedanken, da ich wusste ja aus eigener Erfahrung, dass er es einfach nur nicht erwartet hatte.
Seinen vollkommen ungläubigen Blick fand ich dann jedoch ein wenig ungerechtfertigt. Es stimmte schon, dass solche Zeichen von Empathie, Bindung und Vertrauen bei mir noch seltener waren, als bei den meisten anderen, aber eigentlich hatte ich schon einige Male mehr oder weniger deutliche Hinweise für meine Gefühle gegeben und dass das hier eine Folgerung daraus war, war wohl unumstritten.
Trotzdem hatte ich auch Verständnis dafür. Er war das erste Mal in einer solchen Situation. Selbst das eine Mal, in dem ich etwas vergleichbares erlebt hatte, waren wir nicht bis zu den wahren Namen gegangen, ganz davon abgesehen, dass es weit über ein halbes Jahrhundert in der Vergangenheit lag. Es war lange her, aber ich wusste auch von damals noch, dass ich mir über meine und Fäolins Gefühle schon mehr als zehn Monate früher absolut sicher gewesen war, mich aber bis dahin nicht getraut hatte, mit ihm zu sprechen und als ich mich dann doch überwunden hatte, war ich ebenfalls nervöser als vor jedem Kampf in meinem Leben gewesen.
Als er seine Fassung schließlich zurückgewonnen hatte, versuchte er wieder ernst und beherrscht zu wirken, aber es war mehr ein niedlicher Versuch, man sah ganz eindeutig, dass er eigentlich lieber im Freudenschreien ausgebrochen wäre. Ich rechnete es ihm hoch an, dass er sich beherrschte. Alles andere hätte die Situation auch für mich noch schwerer gemacht. Noch immer zögerlich nickte er, als hätte er Angst, damit einen schönen Traum zu zerstören. Wenn das hier jedoch ein Traum wäre, dann würde ich genauso wenig wollen, dass er zerplatzt. Nicht jetzt, wo ich den ersten und schwersten Schritt schon gegangen war
„Es wäre eine der größten Ehren, die mir widerfahren könnten", sprach, fast murmelte er. Während in meinem Magen ein warmes Gefühl aufstieg, fast als glühte etwas in meinem Inneren, beugte ich mich ebenfalls vor und flüsterte ihm ins Ohr, was ich auf dem Weg über mich verstanden hatte. Anschließend zog ich mich ebenfalls wieder zurück und beobachtete seine Reaktion. Mehrmals bewegten sich seine Lippen, so als ob er Teile dieses Namens wieder und wieder vor sich hin sprach. Ich glaubte sogar zu erkennen, welche Wortgruppe das war. Die von meinen Gefühlen.
Und in diesem Augenblick verstand ich auch auf logischer Ebene, was dieses warme Gefühl war. Es war schlichtweg Glück. Ich war tief in mir drin glücklich. Das, was ich bis vor zwei Jahren gehabt und dann verloren hatte, war nun bereits wiedergekehrt und erfüllte mich von Neuem, vielleicht sogar stärker als damals. Wonach so viele ihr Leben lang suchten, war zweimal in so kurzen Zeitabständen zu mir gekommen. Meine Gefühle wurden erwidert und standen mir gleichzeitig zu nichts im Weg. Einzig und allein verstärkten sie die Bindung zwischen uns und waren damit vielleicht sogar ein Faktor, der uns im Kampf zum Erreichen meines vor langen Zeiten gesetzten Zieles helfen könnte. Kurzum, mein emotionales Glück förderte meinen frisch gefundenen Sinn im Leben und brachte damit eine Zufriedenheit in mich, bei der ich garnicht anders konnte als zu lächeln. Wahrlich, mehr auf und ab konnte ein einzelner Tag wohl nur schwerlich bieten.
Und für die meisten anderen konnte ein einzelner Tag niemals so viel bieten, weil sie nie so blind gewesen waren. Arya lernt nach einhundert Jahren was Glück ist und hat mehrere Jahre mit dem falschen Sinn im Leben gelebt.
Ich blickte auf in den Himmel, in diese unendlichen Weiten, und fragte mich, wie es wohl weiter gehen würde. Den Schaden an meinem Weltbild, dass sich alles mit Logik erklären ließ, hatte ich inzwischen behoben, aber ich war mir nicht sicher, wie viel über unser Schicksal vorherbestimmt war. Es gab Prophezeiungen, die sich eigentlich immer bewahrheiteten. Genau das hatte ich Eragon vor so langer Zeit auf dem Weg nach Du Weldenvarden erklärt. Das allen bisherigen Versuchen zufolge der einzige Ausweg aus einer Prophezeiung im Selbstmord bestand. Mir gefiel diese Vorstellung von einem vorbestimmten Leben nicht, nicht nur weil ich grundsätzlich nicht gerne kontrolliert wurde.
Er hatte mir eines Abends davon erzählt, was Angela ihm für seine Zukunft geweissagt hatte. Laut ihm hatten sich die größten Teile der Prophezeiung zu diesem Zeitpunkt bereits erfüllt, aber es gab einen Aspekt, der ihm noch zu schaffen machte, da er sich keinen Hintergrund dazu vorstellen konnte. Er sollte das Land auf ewig verlassen. Ich konnte nicht leugnen, dass ich diese Vorstellung nicht mochte, aber gleichzeitig wusste ich auch, wenn er dies aus irgendwelchen Gründen tun würde, dann würde ich ihn begleiten, sofern unsere Beziehung bis dahin gleich bleiben oder besser werden würde. Dorthin, wohin ihn das Schicksal ziehen würde. Trotzdem reichte meine Bindung zu diesem Land inzwischen sehr tief. Nicht nur zu den nördlichen Wäldern, wie der Rest meines Volkes, sondern zu ganz Alagaësia. Aber wäre es möglich, dieses Schicksal zu verändern und eine Möglichkeit zum Leben in diesem Land zu finden? Ich erkannte bereits jetzt einige Probleme, die diese Frage mit sich brachte, aber ich kam nicht dazu, mir für all die einzelnen Aspekte mögliche Lösungen zu übergelegen.
„Du hast... einen wundervollen Namen", sprach Eragon nämlich zwischen meine Gedankengänge. Ich hatte tatsächlich fast vergessen, dass das Thema eigentlich ein völlig anderes war. Vermutlich die Erschöpfung, die meine Konzentration so drastisch reduzierte und verhinderte, dass mein Gehirn zwei Aufgaben zur selben Zeit bewältigen konnte. Ich blinzelte, schüttelte fast unmerklich den Kopf und konzentrierte mich wieder auf das tatsächliche Geschehen. „Es ist eine Ehre, jemanden mit deinem Namen kennengelernt zu haben und als Freundin zählen zu können." Das er meine Schwächen in diesem Satz rein garnicht angesprochen hatte, überraschte mich ein wenig. Sie waren mindestens so deutlich wie die seinen gewesen und ich glaubte nicht, dass er sie einfach ignoriert und nicht angesprochen hatte. Die beste Erklärung, die ich dafür finden konnte, war, dass er sie inzwischen als so normal ansah, dass er es nicht mehr für nennenswert hielt.
An das, was danach geschehen war, hatte ich nur noch verschwommene Erinnerungen. Ich könnte nicht mehr sagen, ob die Reihenfolge stimmt, ich könnte bis auf wenige Sätze nicht mehr sagen, ob oder was wir gesprochen hatten, ich hätte nichts mehr im Detail beschreiben können. Ob das an meiner Erschöpfung oder zu vielen zu starken Gefühlen lag? Vermutlich beides.
Ich weiß noch, dass ich mich aus einem plötzlichen Impuls heraus, der weit stärker als mein von der Müdigkeit geschwächtes analytisches Denken war, zu ihm vorbeugte. Ich weiß noch, dass ich ihm einen sanften Kuss auf die Wange gab. Und ich weiß noch, dass ich davon im Augenblick danach genauso überrascht wie er war. Vielleicht noch mehr. Zur gleichen Zeit wusste ich aber auch, dass ich es nicht bereute. Ich fühlte mich nicht schlecht danach, ich wusste, dass ich das Beste, etwas Richtiges getan hatte. Es hätte keinem von uns beiden geholfen, wenn wir weiterhin in einem vagen Zustand der Beziehung weiterleben würden. Wir wussten von dieser Stunde an schließlich beide, was wir für einander fühlten.
Ich erinnere mich noch, wie ich ihm einen Teil der immer genutzten Grußformel der Elfen zuflüsterte, es jedoch weit ernster meinte, als die meisten in einem solchen Wortwechsel. „Mor'ranr lífa unin Hjarta onr, un du Evarínya ono varda." - Mögest du Friede im Herzen tragen und mögen die Sterne über dich wachen. - Auch wenn ich mir selbst dabei unsicher war, glaubte ich diese Sätze nach dem Kuss gesprochen zu haben, aber es konnte genauso gut sein, dass es sich in meinen Erinnerungen verwirrte.
Wie wir zurück zum Nisthaus gekommen waren, hätte ich im Leben nicht sagen können. Einige der Erinnerungen spielten noch zwischen den Ruinen auf der Straße, eine andere wieder dort in Sicherheit, aber was dazwischen lag, vermochte ich nicht zu sagen.
Und genau dort endete auch mein Gedächtnis für den Tag. Ich spürte steinernen Boden unter meinem Rücken, der sich weich wie Samt anfühlte, ich sah über mir den schwarzen Fleck von Saphiras Feuer an der Kuppel des Gebäudes und ich spürte, wie meine rechte Hand in einer anderen lag. Und diese andere war mit einiger Sicherheit die von Eragon. Nunmehr meinem Gefährten.
Ich habe mich mit Kommentaren zurückgehalten und auf meinen Einsatz gewartet, wie du es verlangt hast. Nichtmal als du, nachdem du es die letzten 99 Male falsch geschrieben hast, vage beim einhundertsten Mal endlich richtig buchstabieren kannst, habe ich etwas gesagt. Zufrieden? Tatsächlich, ja. Hätte nicht gedacht, dass du das hinbekommst, aber es war wohl besser so. Mit weiteren Zwischenbemerkungen, hätte ich mich vermutlich direkt in eine Schreibblockade reinmanövriert, in der ich mir selbst erkläre, dass ich solche Szenen nicht schreiben kann. Na bitte, ich habe auch etwas zu diesem Buch beigetragen. Ich habe die Klappe gehalten. Allerdings. Seltene Sachen haben oft den größten wert. Jaja, mach dich nur lustig. Ich kann immernoch in der Zeit zurückreisen und den ganzen Abschnitt voll kommentieren. Aber dann würde diese Unterhaltung garnicht stattfinden, weil ich garkeinen Anlass gehabt hätte, und du hättest dann garnicht mit dem kommentieren angefangen, also sind wir wieder im Ausgangsszenario... Hör auf, ich bekomme Kopfschmerzen. Hier, nimm den blöden Zeitsprung bis Arya nicht mehr high vor Erschöpfung ist und verschone mich mit deinen Theorien.
Das Erste, was ich am nächsten morgen, als ich aufwachte, tat, war eine Rekapitulation des vergangenen Tages. Je weiter der Tag fortschritt, desto weniger Erfolg hatte ich dabei, aber an das meiste konnte ich mich noch erinnern.
Als ich danach erst die Augen öffnete, war ich froh, dass es hier drinnen einigermaßen dämmerig war, da grelles Tageslicht mich in dem Moment geblendet hätte. Ich versuchte mich aufzusetzen und umzusehen, aber jeder Teil meines Körpers teilte mir sehr entschieden mit, dass er damit nicht einverstanden war. Arme, Beine, Brust, Nacken, jeder Muskel schmerzte vom vergangenen Tag, auch wenn viel davon wohl eher nicht der Anstrengung an sich zu verschulden war. Mehr meine Anspannung aus meiner Panikphase. Zumindest galt das für den Oberkörper und Nacken. Arme und Beine kamen vermutlich wirklich von der Kletterpassage.
Mit sehr komplizierten Abläufen, die zum größten Teil darauf basierten, dass ich die wenigen heilen Muskeln benutzte um mich in irgendeine Richtung zu rollen, in der Hoffnung, von dort aus eine bessere Position zu haben, gelang mir endlich ein Blick durch den Raum. Ich lag ein wenig abseits, die Anderen saßen in einem Kreis, sofern man bei drei Leuten davon sprechen kann, und schienen gerade am Essen zu sein.
Mit einer bestimmt mehr als nur komisch aussehenden Rolle über die Schulter kam ich also auf die Beine und humpelte meinen Weg zu den anderen herüber. Eragon rutschte, sofort als er mich sah, ein Stück zur Seite um mir Platz zu machen. Ich nickte ihm dankbar zu, hinkte an die frei gewordene Stelle und plumpste dort ungelenk zu Boden. Der wahrscheinlich unbeholfenste Auftritt einer Elfe seit dem Schluss des Paktes zwischen uns und den Drachen.
Ich registrierte einen besorgten Blick von Eragon am Rande meines Blickfeldes, dachte mir aber, dass er sich schon denken konnte, was mit mir los war. Trotzdem nickte ich schnell beruhigend und fragte dann: „Was habe ich verpasst?" Ein verhaltenes Lachen entfuhr Annabeths Kehle und sie antwortete, während sie mir einen aus dem Nichts aufgetauchten Teller voll beladen mit Essen hinhielt, „Wir haben entschieden, dass wir, sofern du dich nicht ganz klar dagegen stellen möchtest, uns schon heute noch einmal an den Felsen von Kuthian begeben werden, um noch einen letzten Versuch zu machen und dort vielleicht noch unerwartete Hilfe zu finden."
Ich winkte nur ab. Von dem Moment an, in dem ich weder unbewaffnet, noch alleine war, traute ich mir zu, diesen Tag durchzustehen. Die strapazierten Muskeln würden sicherlich nicht angenehm werden, aber ich hatte genug Erfahrung damit, um zu wissen, dass sie nach einiger Zeit erträglich werden würden. Nach diesem einfachen, aber eindeutigen Zeichen machte ich mich über mein Frühstück her. Normalerweise war Percy derjenige, der drei mal schneller als alle anderen aß, aber ich hatte das Gefühl, ich würde zumindest eine würdige Konkurrenz sein. Wenigstens an diesem einen Morgen.
„Dann steht der Plan hiermit fest. Arya, ich bin mit Sicherheit nicht die einzige, die dir ansieht, dass du körperlich heute etwas eingeschränkt bist. Wir hätten als Lösung dafür Linderung, Heilung und vollständigen Schutz im Angebot. Für was möchtest du dich entscheiden?" Ich lächelte versucht. Ich fand es sehr angenehm, dass sie uns die Hilfe und das Ausmaß selbiger wirklich nur anbot. In diesem Fall wollte ich garnicht alle Spuren verlieren. Deshalb sagte ich: „Linderung und Schutz bitte. Ich werde in meinem Leben nicht mehr durch diesen Wald gehen und mich dabei sicher fühlen können."
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3073 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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