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Zwei Trauerweiden Sätzlinge

         Instinktiv machte ich einen Schritt zurück und wollte die Tür wieder schließen, doch er war schneller. Mit einer Hand blockierte er die Tür, mit der anderen packte er meinen Unterarm und zog mich mit einem Ruck in die warme Küche.

Hinter mir fiel die Tür ins Schloss wie ein Todesurteil.
Niemand sonst war in der Küche. Nur der König Tacias, der mich mit seinem anklagenden Blick an Ort und Stelle gefangen hielte, als hätte er eine Nadel durch meine Gliedmaßen gerammt.
„Was machst du hier?"

„Was machst du hier?", echote ich seine Frage, doch meine Stimme kam deutlich höher und panischer heraus als seine, egal wie hektisch ich in die Küche gestikulierte. Konnte er nicht bei den anderen beim Essen sein? Von all den Orten am Hof!

Hinter ihm war das Feuer im Herd zu einem pulsierenden Glühen geschrumpft. Töpfe und Pfannen hingen sauber geschrubbt über unseren Köpfen und nur ein einzelner Schrank stand offen, sein Inhalt für mich durch die offenen Türen verdeckt.

Ein kurzer Moment der Verwirrung wusch über Yessaias Gesicht, doch er fing sich schnell wieder. Die Arme verschränkt, lehnte er gegen eine Kücheninsel, verdächtig nahe neben einem Messerblock.
„Ich habe das Abendessen verpasst", gab er vermeintlich ruhig zu, doch ich sah den lauernden Ausdruck in seinen verengten Augen, „Und vielleicht das Mittagessen. Und das Frühstück. Es kommt häufiger vor, als ich sagen möchte."

Hatte er den ganzen Tag gearbeitet? Das war eine dumme Frage. Er arbeitete immer den ganzen Tag. Deshalb war ich ihm auch bisher noch nicht begegnet.
Ich ahmte seine Pose nach, als würde sie mir seine Fähigkeit geben, ihn genauso zu lesen, wie er mich.
„Ich auch. Ich habe sie alle verpasst, weil ich dich dort nicht treffen wollte."

Er hob überrascht die Augenbrauen. Nur für einen Herzschlag zögerte er, doch ich nutzte meine Chance. Ehe er auch nur seine Arme aus dem Knoten gelöst hatte, war ich an ihm vorbei zu der zweiten Tür der Küche gehuscht.

Kühle Luft schlug mir entgegen und machte mir bewusst, dass es später sein musste, als ich gedacht hatte, wenn das Abendessen schon vorbei war. Ich hatte es in meiner Arbeit vergessen und mein Magen protestierte. Und Yessi passierte das öfter?

„Komm sofort zurück", folgte mit Yessaias Knurren hinaus in den Gang. Seine langen Beine verschlangen die Distanz zwischen uns, bis er mich eingeholt hatte, „Du kannst weglaufen, aber ich werde dich überall in meinem Haus finden."

Ein Schauder jagte meinen Rücken hinunter. Er hatte recht, ich würde mich nicht ewig vor diesem Gespräch verstecken können, doch der Tag war bisher so gut verlaufen. Ich passierte in rapider Folge Bilder, Kerzenhalterungen und Wandbehänge, bis ich die nächste Tür erreichte.

Aber Yessis Arm schlang sich um meine Mitte und zog mich nach links unter einen Steinbogen. Mein Rücken traf die Säule, dicht gefolgt von Yessis Arm, der mir effektiv meinen Fluchtweg abschnitt. Seine Gestalt ragte über mir wie ein Schatten und ich sah mich nervös in jede Richtung um.
„Ich wiederhole nur ungern meine Frage", aus meiner Perspektive sah es so aus, als würde er die Zähne blecken, „Aber warum bist du nicht auf deinem Weg nachhause?"

Ich schluckte. So nahe konnte ich seinen Geruch nach Leder und Erde einatmen. Es war erstaunlich angenehm, auch wenn sein Blick es nicht war. Er studierte mich schon wieder.
„Alle Pferde sind ausgebrochen und Andrew wollte nicht zu Fuß mit mir zum Wald laufen?", versuchte ich es halbherzig.

Yessis Kiefer zuckte, sein Griff um meinen Oberarm wie eine Fessel. In dem kleinen Gang wirkte er noch größer, als könne er den kompletten Platz einnehmen.
„Versuch es noch mal", presste er zwischen seinen Zähnen hervor.

Irgendwo in meinem Brustkorb machte mein Herz einen ängstlichen Stolperschritt und legte meinen Verstand lahm. Warum musste er es einem so schwer machen, ihn anzulügen?
Für einen winzigen Moment folgten meine Augen meinen Gedanken und fielen auf seine Lippen. Er hatte schöne Lippen. Sie waren das Einzige weiche in seinem Gesicht.

Yessi registrierte die Bewegung sofort. Seine Augen wurden groß und rund. Beinahe bezauberndes Rosa wärmte seine Wangen und er schluckte, bevor sein Blick die Bewegung nachahmte. Seine Haltung änderte sich für einen kurzen Moment und-...

Ich schlüpfte unter seinem Arm hindurch, sodass er fast gegen die Säule fiel, an der ich eben noch gelehnt hatte. Ich hörte sein Fluchen in meinem Rücken und musste mich zusammenreißen, um nicht zu grinsen. Es war ein gemeiner Straßenkinder-Trick gewesen, doch ich weigerte mich, ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn er darauf reinfiel. Wenn ich jetzt nur nicht das reale Bild von seinem Blick auf meinen Lippen hätte. Verdammt. Mein Magen kribbelte, als wüsste ich jetzt bereits, dass ich das nicht allzu schnell abschütteln würde.
Sofort wurde ich schneller.
„Ich helfe, deine Leute auf den Krieg vorzubereiten, den ich verursacht habe", gab ich ihm Andrews Worte über die Schulter zurück.

Darüber konnte er sich nicht beschweren. Das war zumindest schon mal ein Teil der Wahrheit.
Aber den wütenden Schritten nach, die mir sofort folgten, war Yessaia anderer Meinung.
„Wirklich?" Er ließ mich den Gang hinunterlaufen, obwohl ich seine Gestalt hinter mir spürte, „Und hier dachte ich, ich hätte dir den Befehl gegeben, dich in Sicherheit zu bringen, weil, hm...", im Augenwinkel sah ich wie er sich gegen das Kinn tippte, „... Der Rest der Welt von deiner kreativen Wahrheitsfindung und deinem Überleben profitieren könnte."

Der Nachdruck seiner Stimme ließ mich ebenfalls die Stirn runzeln und ich wurde noch schneller.
„Zu dumm, dass der Rest der Welt kein Entscheidungsrecht über mein Leben hat." Das „ganz besonders du nicht" verschluckte ich lieber.
Und Befehl? Ernsthaft? Wer, glaubte er, war ich, dass er mir Befehle geben konnte?

Wir erreichten meine Zimmertür und er besaß die Dreistigkeit, an mir vorbeizugreifen und sie mir aufzuhalten. Er schenkte breiteste, falsche Grinsen auf seinen Lippen und eine höhnische Verbeugung, als ich mit erhobenem Kinn an ihm vorbei stolzierte.
„Du hast deinem Gott einen Eid geschworen, dass du den Menschen helfen würdest. Wie gedenkst du das zu tun, wenn du tot bist?"

Er schloss die Tür hinter mir deutlich lauer, als es für die Nachtruhe angemessen war. Seine Präsenz füllte mein Zimmer mit dem Ärger, den er so schlecht für sich behalten konnte.

Ich fuhr zu ihm herum, das Kinn in Trotz vorgeschoben. Mein Eselgesicht, wie Madame Acó es getauft hatte. Ich hatte Kaar nur ein einziges Versprechen gegeben und das war, den Mörder seiner letzten Nevanam zu finden. Das konnte ich nicht zu Hause, also würde auch der König Tacias sich damit abfinden müssen.
„Vielleicht will er mich ja auch hier haben." Ich legte den Kopf schief, als müsse ich über seine Worte erst nachdenken. „Und falls er will, dass ich danach noch anderen helfen kann, darf er gerne auf diese Erde zurückkommen und mich retten."

Ha! Mit einem selbstzufriedenen Grinsen drehte ich mich um und erhaschte gerade noch, wie Yessis linker Mundwinkel nach oben zuckte. Anscheinend amüsierte meine Aussage ihn mehr, als er sich selbst eingestehen wollte.

Kopfschüttelnd ging er an mir vorbei und legte einen Dolch und ein Stück Brot zwischen die dutzend verstreuten Flaschen auf meinem Arbeitstisch.
„Weißt du, was dieser Dolch bedeutet?"

Mein verräterischer Magen knurrte bei dem Anblick des Brotes erbärmlich und betrog auf voller Linie, was zuerst meinen Fokus angelockt hatte. Ich hätte nicht aus der Küche flüchten sollen. Zumindest nicht ohne Proviant. Aber eher hätte ich das rote Gift selbst probiert, als ihm jetzt meine Schwäche zu zeigen.

Yessi rollte mit den Augen, als ich mich nicht bewegte. Mit einem geschlagenen Seufzen griff er das Stück, das er für sich selbst mitgenommen haben musste, und warf es mir zu.

Ich wollte es nicht auf den Boden fallen lassen. Aber kaum berührten meine Hände die Kruste, war es mit meiner Selbstbeherrschung dahin. Ich hatte Hunger, in Ordnung? Da war nichts falsch dabei.

Seine dichten Augenbrauen warfen Schatten über seinen Blick, mit dem er verfolgte, wie ich gierig in die Kruste biss.

Ich kaute langsam und zufrieden. Eine Gewohnheit, die ich niemals abgelegen würde.
„Es bedeutet, dass ich recht hatte und deiner Schwester kein Unfall passiert ist?"
Zumindest ein kleines bisschen Mitleid mit ihm habend, brach ich den Rest in zwei Teile und warf ihm die andere Hälfte wieder zu. Ich war vielleicht eine Hexe und eine Lügnerin, aber kein Monster. Und ich kannte Hunger, wenn ich ihn sah.

Aber Yessi nahm seinen Blick nicht von mir, als er das Brot fing.
„Exakt", seine Augenbrauen zuckten wie eine Herausforderung nach oben, „Jemand hat versucht, sie zu ermorden. Jemand aus meinem Haushalt, wie wir dank dieses Dolches wissen."

Ich kaute langsamer, das Brot plötzlich trocken in meinem Mund.
„Aber das ist gut. Vielleicht haben wir eine Chance, den Mörder zu stellen", brachte ich schließlich nach schwerem Schlucken hervor. Es war unser erster konkreter Hinweis.

„Nein", Yessis Frust zog das Wort in die Länge, als würde ich ihn so besser verstehen oder es leichter durch die dicken Wände meines Trotzkopfes kommen. „Was genau bringen die euch in Eslaryn bei? Ich habe vielleicht keine weiße Weste, aber sogar ich weiß, dass man Mördern nicht unvorbereitet hinterherläuft. Was willst du tun, wenn du ihn gefunden hast? Ihm die Hand schütteln und Rezepte austauschen?"

Technisch gesehen, war das der Grund, warum ich hier war. Nicht der Rezepte-Teil, obwohl mich brennend interessierte, aus welchen Komponenten die rote Flüssigkeit bestand. Und darüber hinaus konnte Yessi von Glück sprechen, dass ich seinen herablassenden Tonfall für das erkannte, was es wirklich war: Fürsorge. Und das war beinahe schon wieder niedlich. Schräger moralischer Kompass hin oder her.

Aber ich hatte den Verdacht, dass er das auch nicht hören wollte. Also stemmte ich die Hände in die Hüften und hob mein Kinn noch ein wenig mehr.
„Und was willst du stattdessen tun? Ihn laufen lassen?"

„Nein", mit gemessenen Schritten kam er zu mir herüber und griff mich bei den Oberarmen, als wolle er mich schütteln, „Ich will, dass du vorsichtiger bist. Kaar hat Tacia nicht mit dem ewigen Sumpf gestraft, nur damit du hier Menschen mit Giftwaffen verfolgst."

Er machte sich wirklich Sorgen!
Der Gedanke war genauso erheiternd wie überraschend. Für jemanden, der Leute entführte oder fast mit Messern angriff, war das eine weiche Seite von Tacias König, die ich sonst nur in Verbindung mit seiner Familie kannte. Und seinem verkanteten Unterkiefer nach, war er definitiv bereit, seinen Standpunkt mit allen möglichen Mitteln zu verteidigen.

Ich will, dass du vorsichtiger bist. Kein: Das ist nicht deine Aufgabe. Du bist eine Frau und nicht dafür geschaffen. Du bist zu zart, zu fragil, zu-... Ich stoppte den Gedankenstrom, als die Worte verdächtig nach Henrics Stimme klangen. Er hatte auch immer alle beschützen wollen.
Aber Yessi-... Yessi sah mich an, als glaube er, dass ich zu allem fähig wäre.

Und das war so fremd für mich, dass ich abrupt seine Hände abschüttelte. Aber als ich zu ihm aufsah, verzog sich mein Mund zu einem diabolischen Grinsen.
„Wer sagt, dass der Mörder immer noch hier im Hof ist? Er könnte im Sakella-Wald auf mich warten, während ich vollkommen unvorsichtig nach Hause reite, um dort meine Untersuchungen fortzusetzen."

Yessi starrte mich für mehrere Sekunden an, als könne er nicht glauben, dass ich das ernsthaft gesagt hatte. Mit einem Schnauben, das meine eigene Belustigung nur noch mehr anfeuerte, drehte er sich schließlich fort. Beide Hände fuhren über sein Gesicht und schoben lose Strähnen zurück, die sich aus seinem Zopf gelöst hatten.
„Wenn du stirbst und Kaar dafür mein Haus persönlich verflucht, werde ich ein Mahnmal in deinen Ehren mitten auf den Hof stellen lassen, damit selbst meine Enkel vor dem Starrsinn der Nevanam gewarnt sind."

Bei der Vorstellung musste ich lachen. Die armen Bewohner konnten meine Gegenwart schon jetzt kaum ertragen. Wie sollten sie eine Statue von mir überleben?

Ich biss wieder von meinem Brotstück ab, schaffte es jedoch nicht den Brocken herunterzuschlucken, bevor mir mein nächster Gedanke kam.
„Du bist kein bisschen besser als Mörder-Jäger! Du hättest beinahe Bachar mit unserer Mordwaffe abgestochen!"

Yessis runzelte bei dem abrupten Themenwechsel die Stirn, aber anstatt Ärger, zuckte er nur mit den Schultern.
„Ich bereue nichts. Vielleicht wäre er dann motivierter gewesen uns von dem Gegenmittel zu erzählen."

Schiefer moralischer Kompass. Ich stemmte die Hände in die Hüfte und bemerkte mit einem winzigen Funken Zufriedenheit, dass sein Blick auch dieser Bewegung folgte.
„Und wie hätte er an den Dolch kommen sollen?"

Das Lächeln, das Yessi mir schenkte, hatte etwas von einer Raubkatze, aber ich sah das Funkeln in seinen Augen. Der Spaß, den er hierbei hatte.
„Er ist natürlich gestohlen", entspannt verschränkte er die Arme und lehnte sich gegen meinen Tisch, als diskutierten wir das Ergebnis eines Pferderennens oder die politischen Taktiken eines Nachbarlandes, „Nicht unbedingt von Bachar- das gebe ich zu. Aber ansonsten müssten wir den Kreis der Verdächtigen auf meine Familie beschränken."

Und das würde er nicht zulassen.
Ich zog ihm eine Grimasse. Der Dolch war also ein Familien-Erbstück?
„Wie viele von dieser Art gibt es?"

„Vier. Cini hat den meiner Mutter, ich habe den meines Vaters", er schob sein Hemd zur Seite, um einen verborgenen Dolchholster in seinem Hosenbund zu offenbaren und ich versuchte nicht auf das Stück freigelegte Haut seiner Bauchmuskeln zu starren. „Marus und Liona haben die zwei anderen."

Ich wurde wieder aufmerksamer. Liona musste der Vorname seiner Frau sein, doch von Marus hatte ich bisher noch nichts gehört.

„Nun, ich glaube wir können dich und Cini als Täter ausschließen", gab ich mürrisch zurück, „Bleiben nur dein Vater und deine Frau."

„Falsch. Und das gleich mehrfach", inzwischen sah der König Tacias definitiv erheitert aus und ich wollte ihm mein Brotstück an den Kopf werfen, „Erstens ist Marus mein kleiner Bruder und zweitens gibt es keinen Beweis, warum ich nicht der Mörder sein kann."

Ich maß ihn mit einem langen Blick. Er hätte Bachar mit unserer vergifteten Mordwaffe abgestochen, nur für die Idee, dass dieser etwas mit dem Attentat auf seine Schwester zu tun gehabt hatte.
„Und wo treibt sich dein kleiner Bruder herum? Hat dir zu oft widersprochen und ist dafür im Keller eingesperrt?"
Aus einem unbekannten Grund war das ein Detail, von dem ich erwartet hätte, dass ich es früher finden würde. Höchst unwahrscheinlich, dass noch einer von Yessaias Sorte frei auf diesem Gehöft herumsprang und ich noch nicht mit ihm aneinandergeraten war. Und wie kam es, dass er sich noch nicht nach seiner Schwester erkundigt hatte?

Yessis hochgezogene Augenbrauen erweckten in mir den Verdacht, dass er jeden meiner Gedanken von meiner Stirn ablesen konnte. Mit einem schiefen Grinsen beugte er sich nach unten, bis unsere Gesichter auf einer Höhe waren. Bis ich die dunklen Sprenkel in seinen grauen Augen sah.
„Was für ein schlechtes Bild du doch von mir hast."

„Du hast mich entführt", gab ich trocken zurück, aber das Prickeln begann schon wieder in meinen Fußsohlen.

„Auch wieder wahr." Mit einer Handbewegung wischte er den Kommentar aus der Luft und richtete sich wieder auf. „Marus ist in seinem Freijagd-Jahr. Er wird in einigen Wochen zurückkehren."

Freijagd-Jahr. Das war es auch gewesen, aus dem die neuen Soldaten in Yessaias Reihen hergekommen waren. Leider ergab auch diese Information nicht wirklich Sinn für mich und ich musste ihn Zähneknirschend um eine weitere Erklärung bemühen.

„Es ist ein alter Brauch, in dem alle heranwachsenden Männer ein Jahr lang außerhalb aller befestigten Städte und Häuser leben. Sie dürfen keinen Kontakt zu anderen aufnehmen, müssen allein für ihr Überleben sorgen. Es soll sie mit unserem Land vertraut machen und abhärten."

Ich starrte Yessaia ungläubig an.
„Aber dort draußen ist doch nichts weiter als Moor!"

„Und Wölfe", stimmte er mir zu, „Viele kommen nicht zurück. Aber wenn sie es doch tun, können wir sicher sein, dass sie den Herausforderungen des Lebens gewachsen sind."

„Oder vollkommen verstört", platzte es aus mir heraus, bevor ich mich bremsen konnte. Das war... barbarisch. Ich wusste, dass Gican nicht sonderlich viel Lebensfläche bot, doch wollten sie wirklich so die Bevölkerung gering halten? Das war schrecklich! Ein Jahr lang in Angst leben zu müssen, konnte Fürchterliches mit der Seele eines Menschen machen.
Das erste Mal in meiner Existenz war ich dankbar, dass Kaar anscheinend andere Probleme hatte, als seine Schützlinge zu foltern. Nahmen wir mich einmal aus.

„Ich war fünfzehn, als ich aus meinem Jahr zurückkam", erwiderte Yessaia leichtfertig, doch das erste Mal seit mehreren Minuten sah er mich dabei nicht an.

Und ich konnte mich dem wachsenden Horror beinahe nicht entziehen. Wer bitte schickte sein Kind hinaus ins Moor? Vollkommen allein und sich selbst überlassen?

„Ich bin freiwillig gegangen", machte mich der König darauf aufmerksam, dass ich meine Gedanken laut ausgesprochen hatte, „So habe ich mir den Respekt meiner Männer verdient."

„Das ist Kamel-Ka-..."
Mein weniger freundlicher Ausdruck und der nächste Streitpunkt wurden dankenswerterweise jedoch jäh unterbrochen, als jemand mit so einer Gewalt die Tür aufriss, dass ich befürchtete, Madame Acó habe mich gefunden.

Die Realität war ähnlich schlimm.

In ihrer Verteidigung muss man erwähnen, dass Yessaias Frau immer noch wunderschön war, wenn sie vor Wut überkochte. In ihrem samtroten Gewand rauschte sie in mein Zimmer, gefolgt von ihrer Leibgarde, die sich sofort links und rechts von der Tür postierten, als fürchteten sie, ihr König könne einen Fluchtversuch starten.

Und anscheinend war dies gar nicht unbegründet, denn Yessaias Haltung erinnerte mich spontan an die Wüstenkatzen, die Isabellas Vater im Palastgarten gehalten hatte, bis sie versehentlich seinen Steuereintreiber gefressen hatten.
Ein flaues Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus, das vielleicht gar nicht so viel mit der Erinnerung zu tun hatte.

Zu meinem Glück war ich jedoch gar nicht das Ziel des Überraschungsangriffs.
Andrew hat mir erzählt, du hast meinem Onkel den Krieg erklärt?" Sie schaffte es so laut so schreien, dass ich für einen kurzen Moment glaubte, einen Gehörsturz zu bekommen. Nicht zuletzt, weil ihre Worte auch noch keinen Sinn ergaben.
Meinem Onkel? Kannst du dich nicht mit einer anderen Grafschaft prügeln? Und warum...", ihr Blick fand mich und ich rutschte instinktiv zurück, „...ist sie noch hier? Du hattest versprochen, sie würde verschwinden und jetzt finde ich dich in ihrem Zimmer?"

Aha! Also hatte doch irgendjemand in diesem Haus die gängigen Anstandsregeln verinnerlicht! Ich versuchte spontan, unsichtbar zu werden.

Yessi sah das anscheinend anders. Der Ausdruck, mit dem er mich normalerweise ansah schwankte irgendwo zwischen Belustigung und mild genervt. Aber seine Frau-...
Das war Gleichgültigkeit.
Auch wenn mir deine Eifersucht schmeichelt, bitte sprich ein paar Tonlagen tiefer, Liona. Die Pferde im Stall haben ein empfindliches Gehör."

Meine Augen wurden riesig – vor allem, als ich sein passives Gesicht sah. In den wenigen Sekunden, da sie das Zimmer betreten hatte, holten seine kurzen Nächte und langen Tage zu ihm auf. Machten ihn älter, als er eben noch ausgesehen hatte.

Liona war nicht mit ähnlicher Apathie beschenkt worden und bei diesem Satz kam sie zu ihr zurück wie ein gespannter Gummi. Für einen Augenblick verloren ihre Augen jeden Ausdruck und sie richtete sich auf, als wäre sie zu lange gesessen.
Möchtest du, dass ich gehe?"

Irgendetwas an der Bedeutung dieses Satzes ging über meinen Kopf hinweg und traf Yessaia, der mit einem Seufzen die Augen schloss.
Nein?"

Sie hob das Kinn, die Lider halb gesenkt, als sie auf uns herabsah.
Dann sie zu, dass sie verschwindet."

Nein! Ich drehte mich so ruckartig zu Yessi um, dass ich seinen Blick auf mir einfing. Der leise köchelnde Zorn dahinter.
Das kann ich nicht machen. Cini braucht sie." Jedes geduldig formulierte Wort schnitt scharf mit seinen Kanten.

Die Königin Tacias schnaubte, als hätte ihr Mann den schlechtesten Witz seit Kaars letztem Besuch gemacht.
„Du weißt nicht einmal, ob sie ihr hilft, oder alles schlimmer macht. Meine Kammerzofe fragt sich, was du tun wirst, wenn deine Schwester nie wieder aufwacht? Die Nevanam hinrichten?"

Ich spannte jeden einzelnen Muskel an, um nicht auf diese Aussage zu reagieren. Ja, was würde er machen, wenn ich versagte? Dieses Mal drehte ich mich nicht zu ihm um, sondern stopfte meine Hände in die Rocktaschen und umklammerte Jacs Ring.

Doch Yessaia sagte nichts. Stumm erwiderte er den höhnischen Blick seiner Frau, vollkommen ausdruckslos, als wäre er wo ganz anders.

Und als auch Liona bewusstwurde, dass er nicht darauf eingehen würde, lachte sie bellend auf. Doch da war kein Humor in ihrem Gesicht und das Geräusch fühlte sich auf meiner Haut wie Krallen an.
Du kannst sie loswerden, oder ich lasse sie für die Huldigung der alten Götter hinrichten. Deine Entscheidung, Liebling."

Es lockte sogar eine Reaktion aus Yessaia.
Eifersucht steht dir nicht, Liebling", erwiderte so kühl, dass ich eine Gänsehaut bekam, „Vielleicht sollte ich dir einen triftigen Grund geben, damit du dich später bei deinen Hofdamen auch für deine widerwärtigen Aussagen rechtfertigen kannst."
Und mit diesen Worten kam er zu mir herüber, griff meine Hand und zog mich aus der zweiten Tür zum Innenhof hinaus.

Mirwurde keine Wahl gegeben. Es bliebgerade noch genug Zeit, die Tür hinter mir zuzuziehen und damit denhysterischen Schrei der Königin abzuschneiden.
Kaar sei Dank, dass keiner wusste, wieviel ich verstand.

"Bitte leise den Stern drücken, die Katze hat ebenfalls ein empfindliches Gehör." - Morgan. Hat einen schlafenden TJ auf dem Schoß. 

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