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Senieren-Beeren

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Affectu Inundantalé; wenn
der Körper zu schwach für die empfundenen Emotionen ist.
Oft mit weiblicher Hysterie verwechselt. Kann das Herz 
oder die Atmung stoppen.
(- Med. Incapite)
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          Wenn ich nicht nach dem kranken Jungen hätte sehen müssen, wäre ich im Bett geblieben. Und wäre ich mit seinem Zustand nicht wenigstens ein winziges bisschen zufrieden gewesen, ich wäre wieder ins Bett gegangen und nicht mehr aufgestanden.

Andrew war mit anderen Dingen beschäftigt, weswegen nur Lichi mich zu meinen Patienten begleitete. Uns beiden war bewusst, dass das eigentlich nicht nötig war, doch irgendwie schien sie heute in dem Geflüster der Leute zu baden, die uns auf den Gängen begegneten.

Vielleicht lag es an meiner Stimmung, doch kein einziger Patient war heute schwierig. Merkwürdig still vielleicht. Sie starrten mich auch immer noch an. Aber keine bezeichnete mich als Hexe und das hätte ich ihnen heute auch nicht geraten. Alles war beinahe schon beunruhigend friedlich.

Das war- bis wir aus Loriks Zimmer herauskamen. Ich sah das Kind sofort. Ein kleines Mädchen mit blonden Zöpfen, das an der anderen Seite des Ganges hockte und mit einem Holzpferd spielte. Als sie das Schloss der Tür hörte, hob sie den Kopf und kam eilig auf die Füße. Staub hatte sich an ihrem Rock gesammelt und sie klopfte ihn noch immer aus, als sie vor Lichi zum Stehen kam.
Mama schickt mich. Sie fragt, ob du die Heilerin mitbringen kannst. Unserem Hund geht es nicht gut."

Zweierlei Dinge gingen mir gleichzeitig durch den Kopf und mir wurde prompt wieder schlecht. Das war das erste Mal, dass mich jemand um Hilfe bat. Ich griff nach dem Ring in meiner Hosentasche, doch meine Finger ertasteten nur Leere. Ich durfte das nicht vermasseln.

Mit verkrampften Muskeln folgte ich Lichi hinaus auf den Hof und in den Stall hinein. Nebenbei versuchte ich zu erfahren, was dem Tier denn fehlte.
Er habe etwas gefressen. Nein, sie wusste nicht was, aber das Mädchen sagte, es habe bei den Trauerweiden gespielt. Bei der einen, die trotz des schlechten Wetters blühte.

Mein Herz sackte gefährlich ab. Lichi wusste offensichtlich nicht, dass es ihr König gewesen war, der den Baum zum Glühen gebracht hatte. Warum hielt er es vor all seinen Leuten geheim? Und beinahe noch wichtiger: Wer wusste trotzdem davon?

Die Magd führte mich in den Stall hinein, den ich bis dato noch überhaupt nicht betreten hatte, und öffnete mir die letzte Box an der linken Seite.
Das Gebäude war erstaunlich groß und warm. Keines der Pferde war angebunden, wie in meiner Heimat, sondern bewegte sich frei in seiner Box. Ein stetiges Rascheln ging vom strohgedeckten Boden aus und der Geruch von Leder und Tieren stieg mir in die Nase und schickte mich für einen kurzen Moment zurück in meine Kindheit.

In der Box selbst fand ich Andrew und eine ältere Frau, deren Falten noch mehr Anspannung betrog, als ich in mir selbst spürte. Der Steward kam zuerst auf die Füße. Er sah grimmiger aus, als ich ihn zuletzt kennengelernt hatte.
Dieses Mal liegt es nicht am Wasser. Ich habe es probiert und du schmeckst den Unterschied. Jeder im Hof schmeckt den Unterschied", er schüttelte den Kopf und strich sich die grauen Haare aus den Augen, „Ich weiß nicht, wie sie das gemacht hat und ich werde Kaar dafür danken, dass er sie anstatt meiner Frau geschickt hat." Wie um seine Worte zu verdeutlichen, berührte er den Stern an seiner Kette.

Ich runzelte die Stirn. Lichi schnaubte.
Du brauchst dem dämlichen Ziegengott nicht zu danken. Dank Yessi, dass er sie entführt hat", und damit trat sie zur Seite und ließ mich in die Box hinein.

Eine kalte Klaue legte sich um mein Herz, als ich mich neben das versteifte Tier kniete.
Behutsam öffnete ich sein Maul und tastete darin nach Überresten. Leuchtend violetter Matsch kam zum Vorschein.

Das ist dieses dämliche Gewächs, das sich alle Jahre mal unter den Trauerweiden findet", sagte die Frau leise, ihre Tochter in den Arm nehmend, die mir ebenfalls gefolgt war.

Ich blinzelte langsam. Yessis Magie. Sie hatte nicht nur dem vergifteten Grundwasser einen Schub gegeben, sondern auch anderen Gewächsen. Was hatten wir bloß getan?
Das Tier wurde unter meiner Hand bereits kühler.

Anstatt meiner wachsenden Panik Nahrung zu geben, kramte ich in meiner Tasche nach Brechkraut. Es würde nicht schön für den Hund werden, aber vielleicht konnte ich so das Schlimmste verhindern? Meine Finger hoben die Lippe des Hundes an und gefroren jäh in ihrer Bewegung.

Violette Adern. Überall in seinem Mund. Sie breiteten sich noch immer aus, wie ein Netzwerk oder ein Adergeflecht.

Ich starrte sie an.

Einen Herzschlag lang.

Zehn Herzschläge lang.

Meine Finger zitterten.

Unfähig einen weiteren Gedanken allein zu fassen, drehte ich mich mechanisch zu Andrew um und zeigte ihm meinen Fund. Meine Wortlosigkeit kontrastreich zu dem farbenfrohen Fluch, den der Steward ausstieß.

„Warum sagt sie nichts?", flüsterte das kleine Mädchen, „Sie kann ihm doch helfen, oder?"

Die winzige Hoffnung fraß sich wie Säure in meinen Verstand und mein Blickfeld schrumpfte in sich zusammen. Das konnte ich nicht. Ich hatte keine Ahnung, ob ich ein so kleines Tier in denselben Schlaf wie einen Menschen versetzen konnte. Ich wusste nichts darüber. Meine Brust wurde eng.

Der Steward fluchte noch einmal und die Mutter hielt ihrer Tochter eilig die Ohren zu. Mit seinen großen Pranken rieb Andrew über seine Augen, als könne er so das Bild vertreiben.
Kannst du ihn in den selben Schlaf versetzten?"

Fast hätte ich vergessen, auf Lichis Übersetzung zu warten. Ich wusste es nicht. Er war so viel kleiner als jeder Mensch. Er vertrug nicht mal dieselben Nahrungsmittel wie wir. Meine Gedanken begannen zu kreiseln. Ich hatte eine gute Chance, ihn schneller zu töten.

Andrew verstand das mit nur einem Blick in mein Gesicht. Sein Ausdruck verhärtete sich und er gab mir ein einziges bestätigendes Nicken. In knappen Worten erklärte er der Mutter, was das für Adern waren. Dass wir den Hund töten mussten.

Das Tier begann zu zittern, als hätte es Andrew verstanden. Instinktiv begann ich sein raues Fell zu streicheln. Immer und immer wieder. Ich bekam keine Luft. Irgendwie versuchte ich, mich zu wehren, mich hinzusetzen oder aufzurichten, doch meine Muskeln gehorchten mir nicht mehr.
Bilder von Moira kehrten zu mir zurück. Ihre ausgestreckten Gliedmaßen. Ihr röchelnder Atem.

Das kleine Mädchen begann zu weinen und sich gegen den Griff ihrer Mutter zu wehren. Sie wollte zu dem Hund, doch Andrew ging dazwischen. Gemeinsam mit der Mutter brachte er sie aus dem Stall.

„Kaliee?", Lichis Stimme klang Welten für mich entfernt.

Meine Lunge brannte, doch so sehr ich mich bemühte, an mehr Sauerstoff zu kommen, sie wollte sich nicht füllen. Meine Gedanken rasten, als könnten sie so Moiras Erinnerung entkommen. Ein stechender Schmerz in meinem Kopf machte mich beinahe blind.

„Kaliee? Was ist-..." Ich spürte jemanden neben mir, tastende Finger auf meinen Schultern.

Ich wollte mich zu ihr umdrehen. Wusste, dass ich einatmen musste, doch mein Körper reagierte nicht. In der Panik kamen die giftigen Gedanken. Die, von denen ich wusste, dass sie nicht wahr waren, aber dennoch nicht aufgalten konnte. Es war das Gift. Ein neues Opfer. Und ich konnte nichts tun.

Hastige, große Schritte hallten durch die Stallgasse.
„Verdammt. Sie hat einen Anfall! Lichi, hol Yessi!" Andrews Stimme spülte über mich hinweg, doch seine Worte ergaben keinen Sinn mehr. Ich konnte nicht mehr denken. Allein mein Durst nach Luft drängte die Dunkelheit der Bewusstlosigkeit zurück und schaffte Platz für schiere, reine Panik.
Inzwischen stand jeder meiner Muskeln in Flammen. Es würde wieder ein Opfer geben.

Raue Hände lösten meine Arme um den Hund und legten mich auf ein paar ausgestreckte Beine, doch obwohl meine Augen weit aufgerissen waren, wusste ich nicht, wer es war.
Der dichte Geruch von Pferden verstopfte meine Nase und betäubte alle anderen Sinne. Über die Schmerzen spürte ich nicht mehr die harten Strohhalme oder die Wärme des Bodens. Ich schmeckte Blut in meinem Mund und erstickte beinahe daran.
Ein tosendes Rauschen erfüllte meine Ohren. Unablässig und betäubend. Es schloss mich in meinem brennenden Körper ein.

„Was ist passiert?" Die Stimme klang so weit entfernt, doch sie war das Erste, was wirklich zu mir durchdringen konnte. Jemand antwortete und die Stimme kehrte zurück. „Ich übernehme das."

Unter mir bewegte sich jemand, übergab meinen Kopf in andere Hände. Ich blinzelte gegen die dunklen Punkte an, versuchte auszumachen, was um mich geschah, doch es war zwecklos. Die Schwärze hatte sich bereits so weit vorgekämpft, dass ich kaum mehr einen Skarabäus- Käfer vor mir erkannt hätte. Warum war das Gift überall? Warum starben sie alle um mich herum?

„Kaliee, hör mir zu. Ich bekomme dich da wieder raus", wob sich eine Stimme in vollkommener Ruhe in das Rauschen um mich herum ein. Jemand strich durch meine Haare und malte hitzige Linien über meine Haut.

Er schirmte mich vollkommen gegen die Außenwelt ab. Hielt mich fest, im Hier und Jetzt.
Das Brennen ebbte nicht ab, doch meine Sinne wurden wieder ein wenig schärfer.

„Du musst zählen. Nicht laut, aber langsam", wies er mich nahe meinem Ohr an, „Bei jeder Sieben atmest du ein, bis du wieder bei Vier bist."

Ich konnte es nicht. Ich hatte es versucht. Moira war tot und Jac würde mich nie wieder finden. Egal, was ich tat, alles wurde nur noch schlimmer.

„Konzentriere dich." An der Stimmlage erkannte ich, dass er die Worte schon einmal wiederholt hatte. Er drückte mich fester an sich und seine Berührung erinnerte meinen Körper daran, wie ich einzelne Gliedmaßen bewegen konnte. Sie waren noch da. Ich hatte immer noch die Kontrolle.

Eins.

Meine Arme brannten vor Anstrengung, doch ich konnte sie spüren.

Zwei.

Über das Rauschen und meine Blindheit bemerkte ich den Schwindel in meinen Kopf, der es schwierig machte, sich auf die nächste Zahl zu konzentrieren.

Drei.

Bitte, Kaar, lass mich leben.
Rechnen war das Einzige gewesen, das ich tatsächlich schon vor Madame Acós Unterricht beherrscht hatte. Jac hatte es mir beigebracht und er wiederum hatte es vom Wagenkönig gelernt.

Vier.

Jemand hatte sein Kinn auf meinem Kopf abgelegt. Bartstoppeln kratzten meine Haut.

Fünf.

Bitte, Kaar, lass mich leben.

Sechs.

Bitte, Kaar, lass den Hund leben.

Sieben.

Ich begann langsam einzuatmen. Gerade so viel, wie meine Brust zuließ. Der Schwindel war immer noch da, aber der Pferdegeruch wurde von einem anderen abgelöst, der mich weitaus weniger betäubte.
Ich zählte weiter, bis ich glaubte, meine Lunge müsste platzen.

„Du machst das gut. Und jetzt genauso langsam wieder loslassen."

Es kostete mich alle Überwindung, seinen Anweisungen zu folgen, doch das Zählen lenkte mich ab. Es gab meinem Verstand eine Aufgabe, wie eine Barriere, die ihn vom Abgrund schützte. Ich klammerte mich daran fest. Klammerte mich physisch an der Gestalt fest, die mich in den Armen hielt wie ein kleines Kind.

Nach dem fünften Mal Zählen ging die Dunkelheit endlich zurück und die Flecken wurden wieder klarer. Das Brennen ebbte ab, doch es hinterließ eine Rest-Glut, die meine Muskeln steif und unbequem machte. Ganz zögerlich nur, strömten die Sinneseindrücke zurück auf mich ein, öffneten mich für meine Umwelt, die momentan ohnehin nur aus einer einzigen Person bestand.

„Du machst das gut", wiederholte Yessaia seine Worte von vorhin, während seine rechte Hand unablässig meinen Rücken rauf und runter fuhr. Er strahlte so viel Ruhe und Geborgenheit aus, dass meine Erziehung eine ganze Weile brauchte, bis mir klar wurde, dass ich in den Armen eines Mannes lag. In einem Stall. Neben einem vergifteten Hund.

Senieren-Beeren, wisperte eine Stimme in meinem Ohr.

Mein Kopf kam ruckartig hoch und verpasste dem König aus Tacia einen gehörigen Kinnhaken, der ihn rückwärts ins Stroh fallen ließ. Ich versuchte, ihn noch aufzuhalten, überschätzte meine körperliche Zurechnungsfähigkeit allerdings gewaltig und plumpste stattdessen auf seinen Brustkorb. Meine Welt kippte, das Schwindelgefühl kehrte sofort zurück. Doch ich konnte keine Rücksicht darauf nehmen.
„Tut mir leid", nuschelte ich über sein schmerzverzerrtes Stöhnen hinweg und befreite mich von ihm.

Das war nicht Yessis Stimme gewesen.

DAS WAR NICHT YESSIS STIMME GEWESEN!

Hektisch sah ich mich in der Box um, doch wir waren alleine. Das Tier neben uns hatte bereits die Augen geschlossen. Mit wieder wachsender Panik hob ich ein Lid, um zu überprüfen, ob er noch Pupillenreaktion hatte. Ein Bild von gelben Beeren poppte in meinem Kopf auf und ich hätte fast laut aufgeschrien.

Alles an mir bebte. Ich hatte den Verstand verloren. Zu wenig Sauerstoff im Gehirn konnte das auslösen.
„Yessi?", sein Name klang schrill in meinen eigenen Ohren, „Kennst du Senieren Beeren? Klein, gelb-..."

Hinter mir rappelte sich Yessaia aus dem Stroh auf, eine Hand an seinem Kinn.
„Die sind giftig für Menschen", brachte er mühsam hervor.

Ich bewegte mich nicht. Es fühlte sich an, als kauere jemand direkt über mir. Als atme er mir ins Genick und... kicherte?
„Und für Hunde?"

Yessi benötigte einen kurzen Moment, um wirklich zu sich zu kommen.
„Wir nutzen es, um Hengste bei der Kastration schlafen zu lassen. Aber bei Hunden...Was hat das Tier?" Das Ende seiner Frage hatte zumindest eine angemessene Menge an Beunruhigung. Er ahnte es bereits.

Mit so wenig Bewegungen wie möglich hob ich die Lefze des Hundes an und zeigte Yessi meinen Fund.

„Blaue Adern wie bei Cini? Was hinterlässt bitte blaue Adern?", brachte der König zwischen vor Schmerz zusammen gepressten Zähnen heraus. Einzelne Halme hatten sich in seinen Locken verheddert und gaben ihm ein wahrhaftiges Vogelscheuchen-Aussehen. In seiner linken Gesichtshälfte klebte der violette Brei des Hundes.

Mit meinem Ärmel wischte ich es hastig ab, seinen überrumpelten Ausdruck ignorierend.
„Das hier." Ich würde den Hund in denselben Schlaf versetzen müssen, wie Cini. Doch wenigstens wusste ich jetzt auch ohne Dolch, welche Pflanze ein rötliches Gift herstellte. Kaar sei Dank. 

          Die Paste für den Hund bereitete ich zu, während Andrew sämtliche violetten Blumen aus dem Boden und von den Bäumen pflückte, um sie in großen Eimern in mein Zimmer zu stellen. Zu meinem größten Erstaunen, fragte er nicht nach, was mit mir im Stall passiert war. Ich wies ihn an, Handschuhe zu tragen und sich danach gründlich zu waschen, was er ohne Diskussion, aber mit einem Kopfnicken entgegennahm.

Yessi wich mir nicht von der Seite, bis ich das Tier fertig behandelt hatte.
Er lehnte vollkommen bewegungslos neben der Tür, die Arme wie üblich vor der Brust verschränkt und das Kinn leicht angezogen. Sein intensiver Blick verfolgte jede meiner Bewegungen und machte es mir schwer, ihn zu ignorieren oder mich zu konzentrieren. Heiße und kalte Schauer jagten einander über meinen Rücken und ich war mir nicht sicher, ob sie wirklich Nachwirkungen von meinem letzten Anfall waren oder eine neuerliche Reaktion auf seine Präsenz.
Das Gefühl von seinen Armen um meinen Körper geschlungen, brannte immer noch auf meiner Haut und ich befürchtete, dass jeder von den anderen Anwesenden es wie einen roten Abdruck darauf sehen könne.

Hauptsache, die Stimme kehrte nicht zurück. Ich hatte sie mir nicht eingebildet. Ich war mir sicher. Ihr Echo hallte noch immer in meinen Ohren nach wie ein weit entferntes Lachen.

Als ich schließlich fertig mit meiner Arbeit war, hielt ich es nicht mehr aus. Es gab nichts mehr, womit ich noch Beschäftigung hätte vortäuschen können, nichts mehr, dass mich ablenken konnte und so drehte ich mich zu ihm um.

Yessi kam sofort in Bewegung. Ohne eine Gesichtsregung öffnete er mir die Boxentür und begleitete mich aus dem Stall, offensichtlich mit der Absicht mich zurück in mein Zimmer zu bringen.
„Andrew hat mir erzählt, was du mit unserem Brunnen gemacht hast." Er maß mich mit einem langen Blick unter seinen dichten Wimpern, der es mir schwer machte, seine Andeutung zu verstehen. „Und danach hat es mir mein ganzer Haushalt in hundert Varianten noch einmal erzählt."

Ich rümpfte die Nase.
„Wie viele glauben, dass ich euch mit den alten Göttern verflucht habe?"

„Knapp zwei Drittel", er hob die Augenbrauen, den Kopf zur Seite geneigt, „Bis das Wasser heute Morgen plötzlich anders schmeckte."

Wasser tropfte von seinen Haaren und rannen über sein Gesicht. Ich versuchte vergeblich, nicht zu starren. „Erst dachte ich, es hat vielleicht etwas mit Koch zu tun, die neuerdings darauf besteht, mir jede einzelne Mahlzeit bringen zu lassen." Sein Mundwinkel zuckte nach oben.

Er blieb stehen, mein Handgelenk festhaltend, um mich ebenfalls zu bremsen, „Lust mir ebenfalls zu erzählen, was passiert ist? Oder soll ich dem Sprichwort mit den Nevanam und den Wundern glauben?"

Moiras letzte Worte. Ich musste woanders hinsehen, um mich konzentrieren zu können, doch das half nichts, wenn ich jetzt wieder an den Stall denken musste.
„Der Dolch ist der Falsche und ich habe Angst, dass du vielleicht das nächste Opfer wirst!", platzte es aus mir heraus.

Egal, womit er gerechnet hatte, das war es nicht gewesen. Seine Augenbrauen schossen ernst nach oben und verengten sich dann doch zu seinem bekannten skeptischen Ausdruck. Die Wärme dimmte sich in seinen Augen, aber es ließ meine Hand noch nicht los.
„Ich brauche dafür mehr Erklärung, Kaliee."

Und die bekam er. Sie sprudelte nur so aus mir heraus, unkoordiniert und chaotisch. Ich ließ lediglich den Teil mit Moira aus. Er hörte mir geduldig zu, bis er schließlich mit beiden Händen über sein Gesicht wischte. Der Regen hatte wieder eingesetzt und durchweichte uns beide, doch ich wollte noch nicht wieder ins Haus.

„Liona mag vieles sein, aber sie ist keine Mörderin", sagte er schließlich, doch seine Stimme klang, wie ein Grab aussah. Etwas hatte sich in seiner Haltung verändert, die mich nervös machte.

Ich wollte ihm glauben. Wirklich. Nur, dass sie mir mit meiner eigenen Hinrichtung gedroht hatte. Die er jetzt nicht erwähnte und von der ich nichts wissen durfte.
„Vielleicht solltest du ihr Zimmer durchsuchen lassen? Oder sie zumindest fragen, ob sie vielleicht den Dolch hat?"

Yessis braunen Haare klebten ihm in der Stirn und im Nacken. Anstatt einer Antwort schlüpfte er aus seiner Jacke und legte sie mir um die Schultern. Dann setzte er seinen Weg zum Haupthaus fort.
„Ich kann nicht einfach ihr Zimmer ausräumen lassen. Das käme einer Anschuldigung gleich. Ich werde einen anderen Weg finden."

Meine Finger knackten.
„Möchtest du nicht herausfinden, wer versucht hat, deine Schwester zu ermorden?"

Etwas blitzte hinter seinen Wimpern auf, eine kurze Warnung, ehe er mich am Arm hinter eine Hecke zog. Weg von den Fenstern den Haupthauses, wo uns jeder sehen konnte. Er lehnte über mir, sodass Tropfen aus seinen Haaren in mein Gesicht fielen.
„Ich werde die Sache selbst händeln, wenn das für dich in Ordnung ist?"

Sein scharfer Sarkasmus erweckte den Trotz in mir.
Wenn es nur um seine Schwester gegangen wäre, vielleicht. Aber im Stall hatte meine dämliche Gottheit mich daran erinnert, dass er existierte und ich ihm ein inoffizielles Versprechen gegeben hatte, einen Mörder zu fassen.

Ich reckte das Kinn zu ihm hoch, was keine gute Idee war, weil es in unserer jetzigen Position unsere Lippen viel zu nahe brachte.
„Das kann ich nicht." Ich bedauerte den Satz fast, aber das änderte nichts an der Tatsache. „Der Dolch kam von deinem Hof, das Gift besteht aus Blumen, die hier nur wachsen, wenn du Magie wirkst. Wer auch immer dahintersteckt, kommt von hier. Du bist zu involviert."

Yessis graue Augen wurden dunkler. Ich bemerkte meinen Fehler zu spät. Bemerkte die Gefahr erst, als er auf mich herunterstarrte, als wolle er-... Eine Wand schnappte in ihm hoch und verbarg sämtliche Absichten dahinter. Seine Lippen zogen sich zu einem schiefen, gefährlichen Lächeln hoch, während seine Augen über mein gesamtes Gesicht wanderten. Langsam und bewusst.
„Das letzte Mal habe ich vor sieben Jahren den Baum zum Blühen gebracht. Damals kannte ich Liona noch nicht einmal."

Oh.
Meine Lippen öffneten sich, doch Yessi war noch nicht fertig mit Sprechen. Mit seinem Zeigefinger tippte er unter mein Kinn, um meinen Mund wieder zu schließen.
„Und genau das ist der Grund, warum ich sage, dass du auf mich hören sollst", seine Worte schnitten, brannten Löcher in mich, als hätte er sie in Säure getaucht, „Oder vertraust du mir nicht?"

Alles in seiner Haltung schrie danach, dass ich es nicht tun sollte. Wieder öffnete ich den Mund, doch was wollte ich ihm sagen? Dass ich ihm vertraute, aber leider verheimlicht hatte, dass meine Mentorin am selben Gift gestorben war? Dass ich nicht hier geblieben war, um seinen Leuten zu helfen, sondern um einen Mörder zu fassen?
Ärger flutete meinen Körper und ich ballte meine Hände zu Fäusten.

Mein Schweigen war Antwort genug. Mit einem leisen Schnalzen ließ Yessi mich los und brachte gerade genug Distanz zwischen uns, dass ich aufatmen konnte. Seine Augen waren metallisch kalt, als sein Blick langsam über meinen gesamten Körper wanderte.
„Kümmere dich um deine Kranken." Und noch bevor ich seinen Namen sagen konnte, machte er kehrt und ließ er mich alleine im Regen stehen.

Ich brauchte fünf Herzschläge, um mich zu sammeln. Fünf Herzschläge, bis sich meine Atmung beruhigt hatte und ich feststellte, dass Regen nicht in kleinen zornigen Wolken von mir dampfte.
Dann rannte ich ihm hinterher.

Ich erreichte ihn am Bediensteteneingang des Hauses, wo er gerade seine Stiefel abklopfte. Regen rann wie ein Vorhang in Bindfäden von dem Dachvorsprung über ihm, weshalb ich mich neben ihn an die Wand drängen müsste.
„Wenn ich dir überhaupt nicht vertraue, wie kommt es dann, dass ich noch hier bin, hm?"

Er gab mir nur einen flüchtigen Blick und drehte den Türknauf.
„Woher soll ich das wissen?", desinteressiert ließ er die Tür für mich offenstehen und machte sich mit großen, zügigen Schritten auf den Weg die Treppe hoch.

Ich wollte ihm meinen Schuh an den Kopf werfen. Er sollte doch einfach nur sehen, dass mein Problem nicht an ihm lag! Sein Mantel landete gedankenlos direkt vor der Tür und ich raffte meinen regenschweren Rock, um schneller hinter ihm herzukommen.
„Es gibt andere Gründe! Andere Gründe, die ich dir aber nicht sagen kann...", Verzweiflung und die Muskelmüdigkeit meiner Beine machten mich atemlos.

Yessi wartete nicht. Er lief den Gang hinunter und bog in ein Zimmer ab, das ich bisher noch nicht betreten hatte. Erst zwischen einem dunklen ledernen Sessel und einem breiten Bett drehte er sich zu mir um. „Welche Gründe?"

Das war sein Zimmer. Große Fenster und ein aufgeräumter Kamin. Ein dicker, roter Teppich und weiche Felle, die jemand überall verteilt hatte. Halb erwartete ich Liona hier drinnen zu sehen.

„Ich...", setzte ich eilig an, doch die passenden Worte fehlten mir. Ich wünschte, er würde mich nicht so ansehen. Als hätte ich die Macht zur Erlösung oder vollkommenen Zerstörung.
Vielleicht gab es keinen anderen Weg als durch. Vielleicht half es, wenn er Bescheid wusste. Eines meiner Geheimnisse.
„Es gab in meinem Palast einen Mo-..."

Ein Donner von der Lautstärke eines geworfenen Ambosses, ließ das Bett erzittern und schnitt mir sehr effektiv das Wort ab. Ich wechselte einen Blick mit Yessi, der sich ganz langsam dem Fenster zuwandte.

Unsere Aussicht erstreckte sich weit über die Mauern des Hauses hinaus. Ein beinahe schon beängstigender Frieden lag über dem Moor und dem leisen Regen, der gegen die Scheiben prasselte.

Ich wusste nicht, warum wir zuerst nach draußen sahen. Vielleicht lag es daran, dass mir ein Angriff von dort wahrscheinlicher erschien als aus der Luft. Doch der nächste Schlag riss mich von den Füßen und das halbe Dach über unseren Köpfen hinfort.
Noch bevor ich wusste, was geschah, hatte Yessi sich über mich geworfen und presste mich mit seinem ganzen Gewicht gegen den Boden, während Scherben und Steine um uns herum aufschlugen, wie ein tödlicher Regen. Staub hüllte uns ein und machte mich kurzzeitig blind.

Ich hatte Mühe einen Schrei zu unterdrücken, als direkt neben uns eine schuppige Kugel auf dem Bett einschlug und es mit sich ein Stockwerk weiter herunterriss. Es war kaum mehr als ein verschwommener Schatten, gefolgt von dem nächsten Krachen. Ein Splitter schoss an Yessis Arm vorbei und grub sich in meine Hand. Mehr Steine zersprangen auf dem Boden.
Flammender Schmerz focht gegen die betäubende Wirkung des Schocks. Das Holz hatte meine Hand nicht vollkommen durchschlagen, doch seine Kanten hatten sich in mein Fleisch gegraben. Ich riss die Hand zurück.

Mit einem Ächzen rollte Yessi sich von mir. Blut lief an seiner Schläfe hinab und er hatte Probleme seine Augen zu fokussieren. Wie ein Betrunkener kämpfte er sich auf die Beine, konnte jedoch kaum einen geraden Schritt vor den anderen tun. „Bleib...", er versuchte, mich anzusehen, doch sein Fokus rutschte ab, „Bleib genau hier." Dann stolperte er auf das Loch im Fußboden zu und stürzte hinab.

„YESSI!" Der Schrei war heraus, bevor ich wusste, wie mir geschah. Was auch immer das gewesen war, er konnte dem Ding nicht folgen! Er konnte da nicht raus! Auf allen vieren krabbelte ich an den Rand der zersplitterten Steine. Das Loch gab den Blick auf ein weiteres Schlafzimmer frei, auf dessen Boden die Überreste des Bettes verteilt lagen. Staub rieselte von mir herunter. Doch von Yessi keine Spur. Er war bereits fort. 

"Whoopis daisy and he's gone." - Der dämliche Ziegengott :D

Es gibt Leute, die müssen immer überall hinleuchten. Die können sich 
nicht wie der Rest der vernünftigen Menschheit in einem Schrank verstecken und darauf warten, dass die Welt sich alleine wieder zurecht sortiert. 

Canyon - Philipps Pferd- ist so eine Person xD Pferde sind normalerweise Fluchttiere. Die "leuchten" nirgendwo "hin" und bei unerwünschtem Verhalten versuchen sie auch nicht, dies zu "unterbinden" xD
Aber das hat Canyon keiner gesagt xD und jetzt ist sie ein sehr großer Schäferhund :D 

Habt ihr auch schwimmende Katzen und Karate-Hamster? 

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