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Kaseia Paste Portion 2

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"Neben dem Fächer ist der Schleier das wohl nützlichste Stück unserer Mode. Er verbirgt Meinungen, Gedanken oder ästhetische Makel und schenkt stattdessen Anonymität für weniger damenhafte Unternehmungen."- Madame Acó
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        „Monsieur Paròt möchte dich unten im Garten treffen."

Ich starrte Madame Acó und den Alam in meiner Zimmertür an, als hätten sie die Sprache gewechselt. Zwei Tage waren leer vergangen und aus irgendeinem Grund drehte sich die Erde immer noch weiter. Ich hätte erwartet, dass Kaar wüsste, wenn jegliche Mühe überflüssig wurde.

Zwei Tage, in denen man mich befragt und bemitleidet hatte. In denen ich keine Ruhe fand und keinen vernünftigen Gedanken. Ich hatte eine neue Hochform darin entwickelt, Madame Acó oder Alam Catròz aus dem Weg zu gehen, doch dadurch verrauchte meine Wut auch nicht.

Langsam ließ ich das Buch in meinen Schoß sinken. Hinter mir wärmten Sonnenstrahlen die Fensterscheibe und draußen übertrumpften ausländische Vögel einander in ihrem Gesang. Aber ich hörte anscheinend nicht mehr richtig.
„Monsieur Paròt?"

Der Alam zog seine Mundwinkel nach unten, als schmecke er meinen Widerstand. Madame Acó schob sich an ihm vorbei in mein Zimmer hinein und klopfte ein Kissen auf einem meiner Sofas aus, als läge es nicht ohnehin schon perfekt.
„Er fragt seit zwei Tagen, Kaliee. Es wäre unhöflich, ihn noch länger warten zu lassen."

Moira war gestorben. Und ich war unhöflich, wenn ich zwei Tage nicht mit potentiellen Ehemännern durch den Garten wanderte.
Das Buch klappte geräuschvoll zusammen.

Madame Acó bekam eine Falte.

„Richtet ihm dankend meine Absage aus. Ich trauere."

„Trauern kann man das nicht nennen." Die Worte tropften wie eine zähe ätzende Substanz von den Lippen des Alam. Die Nase krausgezogen, musterte er meine Hose, an der Staub und Erde von meinen letzten Untersuchungen hingen, „Jeder sieht dich, wie du dich undamenhaft herumtreibst. Glaubst du, so einen Ehemann zu beeindrucken?"

Ich blinzelte ihn unschuldig an.
„Es muss funktionieren, wenn Monsieur Parót nicht zwei Tage warten kann." Obwohl sein Zeitdruck vermutlich an seinem hohen Alter lag.

Hinter dem Alam schob eine Kammerzofe den Kopf durch die Tür. Als sie meinen Besuch sah, zuckte sie erschrocken zurück, doch ich erhaschte noch den Hauch des Stoffes in ihren Armen.

Sofort war ich auf den Beinen.
„Oh nein!"

„Kaliee!" Madame Acó sah aus, als wolle sie mich schütteln.

Ich sah mich hektisch nach Fluchtmöglichkeiten aus.
„Ihr habt ihm bereits zugesagt!"

„Wir können ihm nicht absagen. Welch eine Blamage das für Euren Bruder wäre", schimpfte Madame Acó.

„Jac interessiert sich nicht-..."

„Er ist bald König mit genug anderen Problemen außer dir."

Ich machte eine Bewegung auf die Tür zu, doch eine ruckartige Handbewegung vom Alam ließ mich abrupt innehalten.

Ich konnte später nie sagen, ob er mich wirklich geohrfeigt hätte. Er stoppte sich rechtzeitig genug. Aber seine Antwort traf mich ähnlich harsch.
„Die letzte Nevanam ist tot. Deine Zukunft ist besiegelt. Triff dich mit Monsieur Parót, mache einen guten Eindruck oder ich werde dem König vorschlagen den nächsten Heiratsantrag ungesehen zu unterschreiben."

Sie waren aus dem Zimmer, ehe ich meinen Mund wieder schloss. Stumpf starrte ich die Tür an, während sich ihre Entscheidung über mich wie Staub auf meine Haut legte.

Ich wollte schreien. Ich wollte um mich schlagen und Sachen werfen.

Aber ich rührte mich nicht, bis die Zofe kam und mich für mein Treffen neu einkleidete. Der Alam hatte recht. Ich hatte meine letzte Chance auf Freiheit verspielt. Ohne Moira war ich nichts mehr als ein Objekt, das möglichst bald den Besitzer wechseln sollte.

Angekleidet wandelte ich durch die Gänge und die Treppe hinunter auf den Hof. Erst als ich Parót weiter hinten unter den Bäumen auf einer Parkbank eingenickt war, kam ich wieder zu mir.

Es war nicht nur, dass sein Alter ihn außer Form gebrach hatte. Seine überladene Kleidung sprach von schlechtem Geschmack. Sein Gehstock von einem goldenen Käfig im Schatten seines Hauses.

Ich nahm meinen Schleier ab. Der Alam würde mich an den Nächstbesten verscherbeln. Und ich wollte Jac keine weiteren Umstände machen. Aber jeder Nächstbeste war besser als der Serien-Ehelicher vor mir.

Ich machte kehrt. Wo es Nevanam gab, gab es bekanntlich auch Wunder. Jetzt wo sie ausgestorben waren, musste ich eben ohne auskommen.

Wenn Madame Acó oder Alam Catroz mich sahen, griffen sie nicht schnell genug ein. Eine Zwischenmauer trennte die schmucken Palastgärten von dem funktionalen Hofinneren, wo ich wusste, dass jemand Untersuchungen in Moiras Unfall anstellte.

„Henric!" Ich sah ihn, bevor ich ganz durch die offenstehende Tür der Zwischenmauer gekommen war.

Henrics Pferd war ein eindrucksvolles Tier, schneeweiß, mit schmalem Kopf und leichtem Bau. Keines dieser bulligen Streitrösser, auf denen der König die Paraden ritt und die dir drei Zehen brachen, wenn sie dir versehentlich auf den Fuß stiegen.
Der Hauptmann hatte auf die aufwendigen Trensen, Troddeln und bunten Decken verzichtet, was bedeutete, dass er in eines der weniger ansehnlichen Stadtteile aufbrach.
Seine vier Reiter saßen bereits auf ihren Tieren, alle mit polierten Harnischen und aufgerichteten Lanzen.
Sie gaben sich Mühe, nicht in meine Richtung zu sehen, die Blicke respektvoll ins Leere gerichtet, als ich ohne Schleier auf ihren Anführer zueilte.

Henric, kaum da er mich erkannt hatte, übergab seinen Zügel zurück an einen bereitstehenden Stallburschen und kam mir entgegen, um sich vor mir zu verneigen. Auch heute trug er diesen Ausdruck zur Schau, eine Mischung aus Mitleid und Spannung, als wolle er mich gleichzeitig loswerden und in den Arm nehmen. Doch er tat nie auch nur eines von beidem. So viel Glück hatte ich nicht.
„Was kann ich für Euch tun, Eure Hoheit?" Er sah nicht fort, wie die anderen Männer. Doch es wäre zu viel gesagt, dass er über den Zustand glücklich wirkte, in dem ich mich hielt.

Heute konnte ich ihm da leider nicht helfen. Schleier waren etwas für anständige Frauen und ich gedachte nicht, eine von ihnen zu sein. Ich war auch sonst keine, aber heute war es noch nicht einmal meine Absicht.
„König Dieuchosit schickt dich aus, um jemanden festzunehmen?", übersprang ich alle Höflichkeitsformen, Henrics Zusammenzucken ignorierend. Panik ließ mich forscher werden, als ich es beabsichtigte. Sie füllte meine Gedanken wie eine Sanduhr. Jeden Moment würde entweder meine Lehrerin oder der Alam auftauchen.

„Ich soll Informationen einziehen", korrigierte Henric mich, die Brauen fest zusammengedrückt. Das war eindeutig kein Wissen, das er mit mir teilen sollte. König Dieuchosit war diesbezüglich auch bei meinen letzten drei Bitten sehr direkt gewesen. Ich war eine Frau und hatte damit nichts in den Untersuchungen verloren. Aber anscheinend hatte der König bisher selten mit nichtadeligen Frauen zu tun gehabt.

Das Licht der Frühlingssonne fiel auf Henrics Haare und hob die unterschiedlichen Goldtöne darin hervor, doch sie konnte nicht die Schatten im Gesicht erhellen. Seine ganze Erscheinung schrie förmlich Edelmann, selbst wenn er nur ein aufgestiegener Soldat ohne eigenen Grundbesitz war. Ich hatte diesen Gegensatz immer besonders faszinierend gefunden.

Und an einem anderen Tag hätte mich der Anblick sämtliche zusammenhängenden Gedanken gekostet, doch das Nagen in meinem Körper drängte sich immerzu in den Vordergrund.
„Dann wollt ihr zu Neya reiten, um etwas über das Gift zu erfahren?"
Es machte durchaus Sinn. Moira hatte mich mit allen Giften betraut, die wir in unserem Land herstellten. Wenn ich es nicht kannte und auch in keinem von Moiras Büchern fand, kannte es vielleicht die Kräuterfrau vor den Stadtmauern, die Lieferungen aus den acht Königreichen und Föderationen in ihrem Laden sammelte.
Instinktiv fanden meine Finger Jacs Ring in meiner Rocktasche.

„Und wenn sie es an unsere Nevanam verkauft hat, hat sie sich an dem Selbstmord zumindest mitschuldig gemacht", sagte Henric und neigte zustimmend den Kopf.

Moment ...
Meine Finger ließen den Ring los. Sie glaubten, Moira hätte sich selbst umgebracht? Sie war eine Dienerin Kaars gewesen, Selbstmord war strafbar vor dem Gericht der Toten! Moira mochte vieles egal gewesen sein- königliche Dekrete und Höflichkeitsformen eingeschlossen- doch niemals ihr Leben nach dem Tod.

„Wenn du das beweist, wird sie niemals neben ihren Schwestern unter der Kaarell Kapelle liegen können." Meine Verzweiflung der letzten Tage drohte langsam an die Oberfläche zu dringen. Einmal abgesehen davon, dass Neya keine Schuld traf. Ich wusste, was die Leute redeten. Sie war eine alleinstehende Frau mit einem eigenen Laden.

Ich warf einen Blick über die Schulter zurück zu der Tür der Zwischenmauer, hinter der Monsieur Parót gerade wartete.

Henrics Augen wurden weicher und seine Lippen trennten sich unmerklich. Für einen kurzen Moment verlor er seine Achtsamkeit und streckte beruhigend die Hand nach mir aus. Doch das Schnauben eines der Pferde erinnerte ihn daran, dass wir nicht alleine waren, und stoppte die Geste auf halbem Weg. Mit einem Räuspern richtete er sich wieder auf.
„Es ist nicht deine Schuld, Kaliee."
Seine Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, doch sie zerrissen mich förmlich.

Sie fühlten sich falsch an, brannten sich in meine Haut wie die glühenden Eisen der Sträflinge. Und ich hatte sie verdient. Warum hatte ich mich nicht an die letzte Unterrichtsstunde erinnert?
„Kaseia- Paste kann alle Vergiftungen aufhalten. Sie versetzte die Opfer in einen tiefen Schlaf und stoppt sämtliche Vorgänge im Körper lang genug, um ein passendes Gegengift zu brauen", ich stockte, um die Tränen zurückzudrängen, „Wir saßen keine zwei Schritte von einer abgefüllten Menge davon entfernt. Aber ich war zu... zu kopflos, um daran zu denken."
Und bis Monsieur Boltier endlich gemerkt hatte, dass das Brechkraut wirkungslos blieb, hatte die Lähmung Moiras Atemwege erreicht und sie ersticken lassen.

„Du bist noch jung-...", setzte Henric tröstend an, doch meine hochschnellende Hand schnitt den Rest des Satzes ab. Ich hätte schon lange viel besser sein müssen.
Sein Mitleid war ungerechtfertigt und würde alles nur verschlimmern. Moira war meine Rettung gewesen und ich hatte sie im Stich gelassen. Ich war durch das ganze Medizin-Kabinett gegangen und hatte es nicht gesehen. Wie konnte ich da keine Schuld haben?
„Lass mich helfen", sagte ich, um meine eigene Stärke kämpfend, „Lass mich mitreiten und mit Neya sprechen."

Henric tat einen Schritt zurück und machte mir so erst bewusst, wie nahe wir eben einander gewesen waren. Irgendwas in seinem Gesicht war in sich zusammengefallen, als hätte ich ihn an etwas Schreckliches erinnert. Vermutlich an Madame Acó.
„Es wäre nicht recht, wenn ich Euch in eine derartige Gefahr bringen würde, Eure Hoheit. Ihr seid eine Dame des königlichen Hofes, habt Verpflichtungen, die Ihr einhalten müsst und ich sollte Euch nicht länger aufhalten."
Und mit einer weiteren Verbeugung machte er auf dem Absatz kehrt.

Verpflichtungen die im Schatten der Bäume auf ihr Wams sabberten! Mein Herz schlug laut in meinen Ohren. Moira hatte verdient, in einem angemessenen Grab beerdigt zu werden! Sie hatte sich nicht selbst umgebracht.
Und ich hatte genau vier Schritte lang Zeit, mir einen Plan auszudenken, wie ich das beweisen wollte. Vier Schritte, ehe Henric sein Pferd aus dem Tor des Palasts reiten würde und so tun könnte, als hätte dieses Gespräch niemals stattgefunden. Ehe Madame Acó mich finden und zu diesem Treffen zwingen würde.

Noch zwei Schritte. Meine Gedanken rasten. Der Stallbursche trug eine kleine Treppe herbei, um Henric das Aufsteigen zu ermöglichen. Mit einer energischen Handbewegung bedeutete er seinen Soldaten, sich für den Aufbruch bereit zu machen.

Mein Gehirn hechtete zur nächstbesten Idee.
„Dann begleitet mich wenigstens bis zur Kapelle!", rief ich ihm hinterher, bemüht mein verräterisches Gesicht unverdächtig aussehen zu lassen. Am liebsten hätte ich mich selbst geohrfeigt. Warum war ich nicht besser in so etwas?

Henric drehte sich prompt um, die Augenbrauen misstrauisch zusammen gezogen. Er kannte mich zu gut.

„Ich möchte für Moira beten. Ihr könnt mich auf dem Rückweg dort wieder abholen", redete ich schnell weiter, ehe er sich eine andere passende Ausrede einfallen ließ, warum ich nicht außerhalb der Palastmauern sein sollte.

Ich konnte sehen, dass er wusste, dass ich log. Es stand überall in seinen zusammen gekniffenen Augen, den schmalen Lippen und der gerunzelten Stirn. Ich war nicht gläubig. Ich wollte keine Nevanam werden, aus meiner tiefen Verbundenheit zu einem Gott, der neben uns auch noch Elche als heilig beschieden hatte. Ich wollte frei sein. Ich wollte niemals wieder gezwungen werden, mich mit alten Männern zu treffen. Aber das fand ich in keiner Kapelle.

Doch Henric LeClair, Anführer der Wache des Königs, würde niemals die Schwester des zukünftigen Herrschers vor den eigenen Leuten des Lügens bezichtigen. Das ging gegen die Gesamtheit seiner moralischen Vorstellungen. Hoffte ich.
„Was ist mit Eurer eigenen Leibgarde-...", setzte er bereits an, um sich aus dieser Situation herauszuwinden.

„Ich bin zu ungeduldig, um sie jetzt noch zu informieren. Es würde Euch doch keine Last sein, oder?" Betroffen blinzelte ich ihn an, als ahnte ich seine Zurückweisung voraus. An dieser Stelle war es sicher, dass ich nicht Kaars Himmelreich kommen würde.
Fast hätte ich erleichtert gelächelt, als er widerwillig nickte und mir seinen Burschen mitschickte, dass er mir ein Pferd richtete. Sie würden vor dem Haupteingang auf mich warten.

Der Stall selbst war auf der anderen Seite des Palasts, nicht allzu weit entfernt von dem zweiten Eingang zum Hof.

Und durch genau den ritt ich einige Zeit später, die Haare und mein Gesicht verhüllt, aber mit einem Korb bewaffnet, der hoffentlich der Kräuterfrau keine Angst einjagen würde.
Ich konnte nur hoffen, dass Henrics Geduld lange genug währte, bevor er sich nach mir erkundigte und ich bis dahin bereits bei der guten Frau vorgesprochen hatte.
Was allerdings los sein würde, wenn sie im Palast erfuhren, dass ich das Treffen hatte platzen lassen und stattdessen alleine unterwegs war ... Ich schob den Gedanken beiseite. Wie gesagt: Nach diesem Leben gab es kein Himmelreich für mich.

Die Straßen um den Palast herum waren sauber, aber ausgestorben. Ein edles Viertel mit ansehnlichen Straßenseiten und netten Gärten. Große Häuser im Schatten des Hofes hatten sich hier zueinandergesellt, die Fassaden hell und einfarbig. Bunte Fensterscheiben vor aufwendigen Balkonen schmückten sie, doch sie hielten lange nicht mit dem lebendigen Puls der Innenstadt mit.
Ich zwang mich zu einem langsamen, unverdächtigen Tempo. Und noch wichtiger: Ich durfte mich nicht umdrehen. Selbst wenn die Männer des Königs Ignoranz meiner Abreise vortäuschten, es wäre dumm, anzunehmen, sie würden nicht die kleinste Auffälligkeit an Henric weitergeben.

Und so hielt ich meine rasenden Nerven zurück.
Kein Stadtmauerring trennte die verschiedenen Viertel voneinander, doch der Unterschied hätte nicht deutlicher sein können. Zuerst wurde der Putz gröber und die Fenster kleiner.
Die ersten Menschen folgten und mit ihnen das stetige Summen der Straßen. Es umschloss mich, gab mir Deckung.
Läden hatten sich in den untersten Stockwerken eingenistet und nutzten die warme Frühlingssonne, um ihre Auslage auf die Straße zu bringen. Blumen und Tinkturen, Schuhputzer und Schreiber machten den Durchgang eng und hielten mich auf.
Kinder spielten auf den Straßen, Männer saßen zusammen und diskutierten. Die Frauen grüßten mich, erkannten mich trotz meiner Verschleierung. Moira hatte vielen irgendwann einmal geholfen. Die Tatsache, dass keiner von ihnen wusste, welch schreckliches Ereignis sich vor drei Tagen zugetragen hatte, machte jede Antwort beinahe unmöglich. Unruhig reckte ich mich ein wenig im Sattel und erhaschte einen Blick auf das Zeichen des Goldenen Säbels, einer Gaststätte nahe der Stadtmauer. Erleichtert setzte ich mich zurück. Von hier aus war es nicht mehr weit, ehe Henric mich kaum zurückschleppen konnte. Er würde furchtbar wütend sein, doch in diesem Punkt ließ er mir keine Wahl.

Ein Tropfen kalten Wassers fand seinen Weg in meinen Nacken. Ich hob den Kopf zu den kreuz und quer gespannten Wäscheleinen, die wie ein Aderwerk die Gebäude miteinander verbanden.
Genau diesen Moment suchte sich ein Passant aus, um blindlings vor mein Pferd zu stolpern und den Wallach zurückscheuen zu lassen.

Meine erste Sorge galt dem Korb, der mit einem leisen Knacken auf den Steinen aufprallte und Anstalten machte, davon zu rollen. Die Straßen waren mit zunehmender Benutzung auch dreckiger geworden und ich wollte nicht selbst in eine der merkwürdigen Pfützen landen.

Doch bevor mein Pferd einen weiteren Satz von dem Übeltäter fortmachen konnte, griff er mir in den Zügel, die andere Hand beruhigend am Hals des Pferdes. Dabei rutschte seine Kapuze zurück und offenbarte einen Schopf brauner Locken und ein erstaunlich helles Gesicht.

Mein Herz rutschte mir in die Hosen, als ich den Gesandten aus Tacia erkannte, der mich mit einem beunruhigten Ausdruck musterte. Wie viel Provokation brauchten diese Grafschaften, um doch einen kleinen Krieg zu erklären?
Die Intensität, mit der er seine Augen über mein verhülltes Gesicht wanderten, hätte eine echte Adelige der Ohnmacht nahegebracht.
Zu seinem Glück war ich auf einem Bauernhof aufgewachsen. Katzen und Maultiere kannten ebenfalls keinen Respekt.

Aber der violette Schatten, der durch seine grauen Augen huschte, ließ mich doch zurückzucken. Es musste ein Trick des Lichts gewesen sein, denn egal wie verblüfft ich zurückstarrte, sie blieben selbst nach mehrfachem Blinzeln stählernes Grau.

„Habt Ihr Euch verletzt, Miss?" Sein Akzent war stark, doch das war es nicht, was die Leute um uns herum langsamer laufen ließ.
Ich konnte ihre Blicke auf uns spüren, ihre verächtlichen Worte darüber, dass er es wagte eine Frau auf der Straße anzusprechen. Wusste er nicht, mit wem er da redete?

Offensichtlich nicht. Er machte nicht einmal Anstalten, mein Pferd loszulassen.

Für einen kurzen Moment vergaß ich, wie eilig ich es hatte. Was für ein Mann hatte graue Augen, die im richtigen Licht violett schimmerten?
„Ich nicht, aber vielleicht brauchen wir medizinische Hilfe für meinen Korb", erwiderte ich, eine halbe Grimasse schneidend, die im Palast für Hausarrest gesorgt hätte. Sollte Madame Acó davon erfahren, wären meine Tage gezählt.

Die Mundwinkel des Gesandten zuckten und hoben eine feine Narbe hervor, die Teile seiner Lippe verzerrte.
„Es tut mir außerordentlich leid", bückte er sich nach meinem Weidenkorb, „Ich muss mit kurzzeitiger Blindheit geschlagen gewesen sein, dass ich jemanden wie Euch übersehen konnte." Er war vollkommen ahnungslos gegenüber dem Flüstern der Leute, als könne es ihn kaum weniger interessieren, was sie zu sagen hatten.

Blindheit. Natürlich. Gab es Blindheit, die die Augen violett färbte? Er erinnerte mich an Jac und seine alten Freunde. Nie ernsthaft. Nie so steif und förmlich. Und ich konnte mich noch nicht ganz davon losreißen.
„Dann sollten wir für Euch ebenfalls medizinische Hilfe suchen. Passiert es Euch öfter, dass Ihr ganze Pferde und Reiterinnen überseht?"

Meine Frage entlockte ihm dieses Mal ein richtiges Lachen.
Er hatte den Versuch aufgegeben, hinter meinen Schleier zu sehen und begnügte sich mit meinen Augen. Sein offensichtliches Starren nahm ich als Einladung, ihn einer ganz eigenen Musterung zu unterziehen.

Er hatte klar definierte, attraktive Züge, darüber ließ sich nicht streiten. Seine jetzt grauen Augen blitzten unbekümmert unter dichten Wimpern hervor. Er hatte beneidenswert scharfe Wangenknochen, die in mir unweigerlich das Bedürfnis weckten, einmal mit den Fingern drüber zu fahren und ein leichter Bartschatten über sein Kinn, der den jungenhaften Ausdruck abmilderte. Eine kleine Narbe durchtrennte seine Lippe und gab ihm ein verwegenes Aussehen, das mich reizte, seine Geschichte zu hören.

Doch Hufgeklapper ein ganzes Stück hinter mir, ließ mich im Sattel herumfahren. Die Wirklichkeit und meine Aufgabe schwemmten mit solcher Gewalt zurück in mein Bewusstsein, dass ich mich fragte, wie dieser Mann sie hatte verdrängen können. Wenn Henric mich hier finden würde, wäre alle Mühe umsonst gewesen! Faszinierender Mann hin oder her, ich hatte einen Mord zu rächen!

Der Fremde bemerkte meinen Stimmungsumschwung sofort. Die kleine Menge um uns herum begann sich bereits wieder aufzulösen, als er offensichtlich einen Blick auf die näherkommenden Männer erhaschte und meine Reaktion flink zusammenfügte.
„Gibt es eine Möglichkeit, wie ich meine Blindheit wieder gutmachen könnte?"

Gegenüber dem Pferd? Nein. In meinem Fall kostete es mich allerdings nicht so viel Überlegung.
„Es wäre wundervoll, wenn diese Männer heute ein wenig länger durch die Stadt brauchen würden. Nur damit ein Mädchen Zeit hat, zuerst mit einer Freundin zu sprechen."

Mit einem diebischen Grinsen verneigte sich der Gesandte vor mir.
„Es wird mir eine Ehre sein!" Und damit verschwand er in der Menge.

"Voted und ich würde auch euch einen Vorsprung schenken!"- Der Botschafter aus Tacia

Kaliee ist keine Dame. Kaliee wäre gerne Detektiv :D

Was wolltet ihr werden, als ihr klein ward?

Ich wollte "Star" werden xD Nicht Schauspieler, sondern einfach nur berühmt xD 

Darauf warte ich noch heute

Bis dahin, xoxo

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