Also gut, Epilog.
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Magie; von einem noch lebenden Gott
gegeben. Kann keinen Schaden anrichten.
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„Er braucht deine Hilfe." Moira saß neben mir im Garten von Eslaryns Palast und betrachtete zufrieden die Rosenbüsche. Ihr süßer Duft machte die Luft um uns herum schwer und träge. Die steinerne Bank war noch kühl von der frühmorgendlichen Luft.
Ich reckte meine Nase den ersten Sonnenstrahlen entgegen, die sich über die goldenen Kuppeln des Palastes brachen. Wie lange hatte ich schon keine Sonne mehr gesehen? Monate? Jahre? Es war leicht, hier draußen das Gefühl für Zeit zu verlieren.
„Lass uns noch nicht über die Arbeit sprechen. Ich fühle mich furchtbar müde."
Moira versetzte mir einen kleinen Hieb mit dem Gehstock gegen das Schienbein. Missbilligung zog ihre Nase kraus, als sie mich von oben bis unten musterte.
„Seit wann lässt Kaliee Deraux jemanden auf ihre Hilfe warten, hm?", sie schüttelte den Kopf und wandte sich wieder den Rosen zu, „Du wirst doch wohl so ein bisschen Mord wegstecken können, oder nicht?"
Ich warf ihr einen zweifelnden Blick zu, ehe ich vorsichtig mein Schienbein betastete. Die alte Frau wurde immer kauziger. Es hatte schon seit Jahren keinen Mord mehr in Eslaryn gegeben.
„Was redest du denn schon wieder?", ich musterte sie ein wenig eingehender, von der hakenförmigen Nase, bis zu ihren gezeichneten Augen, „Hast du etwa schon wieder Medikamente an dir selbst ausprobiert?"
Es kam vor. Selten. Aber ich hatte es schon erlebt.
„Pah", mit einer wegwerfenden Handbewegung wischte Moira meinen Kommentar aus der Luft, „Und ich dachte, du willst eine Nevanam werden."
Die Schatten des großen Kirschbaumes hinter der Bank wuchsen über uns hinweg und ließen mich kurzzeitig frösteln.
„Natürlich. Aber-...", verschwommene Erinnerungen von sehr weit entfernt wuschen durch meinen Verstand und ließen mich stocken. Es waren weniger unscharfe Bilder als ein sehr bestimmtes Gefühl, „Ich glaube, ich kann es nicht mehr."
Moira sah mich nicht an.
„Natürlich kannst du, wenn Kaar es wünscht. Aber er braucht deine Hilfe", ihre versichernden Worte passten nicht zu ihrer schnarrenden Stimme.
Ich rutschte auf der Bank nach vorne, bis ich kaum noch auf ihr saß. Meine Hände plötzlich ruhelos, versuchte ich sie miteinander zu beschäftigen, damit ich die Worte nicht aus meiner alten Lehrerin herausschüttelte.
„Kaar braucht mich? Wofür?"
Moira warf mir einen ärgerlichen Seitenblick zu. Sie hasste es, wenn ich zappelig wurde.
„Lauf mit mir ein Stück." Ohne meine Antwort abzuwarten, erhob sie sich ächzend von der Bank und kehrte zu dem schmalen steinernen Weg zurück.
Sie führte mich zwischen den blühenden Kirschen hindurch, tiefer in den Garten hinein, bis wir einen versteckten See erreichten. Seine Oberfläche spiegelte den perfekten blauen Himmel über uns.
„Du hast ihn gesehen. Den Mann im See."
Ich hielt mich hinter ihr, die Hände unsicher vor meinem Bauch verschlossen. Ihre Worte schärften eine Erinnerung, bis ich das Bild greifen konnte. Trotz der Wärme krabbelte mir ein Schauder über den Rücken.
„Und er hat mich gesehen", ich rückte instinktiv näher, „Wie hat er das gemacht, Moira?"
Sie warf mir einen Seitenblick zu, der weicher war als ihre sonstigen. Beinahe besorgt. Sie verlagerte ihr Gewicht und ihr Gehstock grub sich in das satte Gras unter unseren Füßen.
„Das wissen wir nicht, mein Kind. Er ist kein Geschöpf Kaars."
Ich fühlte mich, als rückten die Bäume um uns herum näher. Vögel beendeten ihr lautstarkes Bad in einer nahegelegenen Vogeltränke.
„Er konnte einen anderen Menschen kontrollieren", ich erinnerte mich an Marus und wie der Mann ihn zum Schweigen gebracht hatte, ehe er dessen Namen aussprechen konnte, „Von wem sonst würde er so starke Magie bekommen?"
Moira warf dem Himmel über uns einen kritischen Blick zu.
„Vielleicht hat Kaar ja ein Leck", sie klang selbst nicht überzeugt, „Sicher ist, dass er seine Macht für keine guten Dinge einsetzt. Er verletzt das einzige Gesetz der Magie und wir müssen ihn aufhalten."
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Wie sollten eine Nevanam und ihre Schülerin sowas bewerkstelligen? Ich konnte ja noch nicht einmal erfolgreich die Pocken heilen.
„Kaar wird dir helfen", erriet Moira meine Gedanken und setzte ihren Weg um den See herum fort, „Er wird auf die Welt zurückkommen."
Irgendwie hätte ich von der letzten Nevanam mehr Begeisterung anstatt sarkastischem Zynismus erwartet.
„Wozu braucht er dann mich?"
Moira schnaubte, blieb jedoch nicht stehen.
„Er ist weder allwissend noch allmächtig."
Ich verzog den Mund.
„Die Legenden besagen aber etwas anderes."
„Die wurden auch nicht von ihm geschrieben", wischte Moira meinen Kommentar aus der Luft und führte mich zwischen den Bäumen hindurch zum Palast zurück, „Der Mann im See hat dich gesehen. Wenn er bemerkt, dass du sein Attentat überlebt hast, wird er versuchen, mit dir Kontakt aufzunehmen. So werdet ihr ihn finden."
Mein Kopf schnellte zu ihr herum, sodass mein Genick knackste. Attentat und Überleben brachten neue Erinnerungen zurück, doch sie blieben blass und unwirklich.
„Ich soll ein Köder sein?"
„Er wird nicht zulassen, dass dir wirklich etwas passiert", brummte Moira und blieb vor den hohen weißen Wänden des Palasts stehen, den Kopf hoch in den Nacken gelegt. Ihr Zuhause. Der Ort, zu dem sie immer zurückkehren würde.
„Ich dachte, er ist nicht allmächtig?"
Ich kassierte einen neuerlichen Hieb gegen mein Schienbein.
„Mächtig genug", korrigierte Moira und baute sich vor mir zu ihrer ganzen zusammengeschrumpften Größe wieder auf, „Also Kind? Bist du bereit?"
Ich horchte in mich hinein, doch ich fühlte mich merkwürdig leer. Ausgeglichen. Weder besonders aufgeregt noch selig entspannt.
Ein klein wenig überfordert zuckte ich mit den Schultern.
„Werde ich ihn wieder in meinem Kopf hören müssen?"
„So oft du willst." Ein junger Mann trat unter dem Rosenbusch hervor.
Meine Augen brauchten einen kurzen Moment, um sich an das merkwürdige Leuchten zu gewöhnen, das von ihm ausging. Nur nach und nach erkannte ich die Figur dahinter. Groß. Schlank. Vollkommen im Grün des Waldes gekleidet. „Aber ich werde dich auch erwarten, sobald du wieder zu Bewusstsein gekommen bist."
Meine Augen sprangen von ihm zu Moira und wieder zurück.
„Bewusstsein?"
Er hob einen Mundwinkel zu einem schrägen Lächeln. Er erinnerte mich an lautes Lachen unter Freunden, fernab von einer großen Feier. An den Versuch, süße Brötchen aus der Palastküche zu stehlen. An Ausflüge im Nachthemd, um den zweiten Teil eines spannenden Buches aus der Bibliothek zu stibitzen. An violett blühende Weiden inmitten eines Moors.
„An deiner Stelle würde ich mich beeilen. Yessi hat dich zurück nach Hause gebracht. Keiner von den Anwesenden kann glauben, dass du den langen Ritt überlebt hast und Monsieur Boltier hat dich erfolgreich wieder zusammengeflickt", er hob die Augenbrauen, seine eigene Begeisterung kaum im Griff, „Alle warten nur auf dich."
Ein Kribbeln erfasste meinen Körper, als würden sämtliche Körperteile endlich wieder mit Blut versorgt werden. Etwas in meinem Kopf pochte fürchterlich und die Ränder des Gartens begannen sich aufzulösen.
„Was, wenn ich scheitere?" Mein Pulsschlag kehrte zu mir zurück, rapide und unkontrolliert.
Moira ergriff meine Hand und drückte sie einmal. Ein gefährliches Grinsen zog ihr Gesicht in die Breite.
„Was habe ich dir gesagt? Wo eine Nevanam ist, gibt es auch Wunder."
Und damit wachte ich auf.
Aber ich war damit nicht alleine.
Es war ein nutzloser Raum, wirklich. Gerade groß genug für einen Strohsack, war er eigentlich als Abstellkammer gedacht gewesen. Doch niemand würde ernsthaft jeden Tag durch das Zimmer des Stewards laufen, um dort Dinge einzulagern. Und Andrew selbst besaß nicht genügend Habseligkeiten, um das Zimmer zu füllen.
Und so geriet er über die Jahre langsam in Vergessenheit. Ein Teppich wurde vor die Tür gehangen. Irgendwann folgte eine kleine Kommode, die davor gestellt wurde.
Bis vor einer Woche.
Sie konnte nicht einmal die Beine ausstrecken. Just in diesem Moment saß sie mit dem Rücken an die kühle Steinwand gelehnt, einen Tee in den Händen und lauschte den Erzählungen des Stewards. Die Geschichte war wild und am Ende streckte sie die Hand aus, um bei ihm selbst Fieber zu messen.
Die Stirn war kühl. Aber er sah um Jahre gealtert aus.
"Lass mich das zusammenfassen", sagte sie schließlich, ihre Stimme noch rau, "Ihr habt eine Heilerin- eine heilige Nevanam- entführt, der Sumpf wird jeden Tag weniger sumpfig, weil sie einen Stein in einen Brunnen geworfen hat, ihr habt einen Krieg begonnen und jetzt sitze ich hier, anstatt in meinem weichen Bett nur ein Stockwerk tiefer, weil Marus sie umgebracht und mit Liona den Haushalt übernommen hat?"
Sie wartete nicht, bis Andrew nickte oder den Kopf schüttelte. Stattdessen stellte sie geduldig die Tasse zur Seite und warf dann beide Arme in die Luft: "Warum habt ihr immer allen Spaß, wenn ich bewusstlos bin?"
Andrew tätschelte Tacias Prinzessin liebevoll die Haare. "Wir zwei werden jetzt auch sehr viel Spaß haben. Wir müssen nämlich irgendwie ungesehen vom Hof schleichen."
"Drückt kleine Sterne für die Wunder nicht-allmächtiger Götter." - Kaar, wartet schon seit Kapitel 1 auf seinen großen Auftritt.
(Cini will nichts davon hören.)
Seid ihr jetzt glücklich? xD
Ja, es wird einen zweiten Teil geben (den ich noch nicht geschrieben habe, also ja, es wird eine Weile dauern, bis der endlich da ist).
Yessi wird Kaliees Geheimnis erfahren haben, während sie bewusstlos war (oops.).
Wir werden eine Chaos-stifter-Olympiade zwischen Kaar und Cini haben :D
Oh... und Yessi wird auf Henric treffen. :D
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