🌹{22} Fehlendes Mitleid
Heute mal ein etwas längeres Kapitel😉
»Sie zittert schon wieder« vorsichtig legte ich meine Hand auf Karins schweißbedeckte Stirn. Lavuie brachte mir zwei weitere Decken, um
die frierende Karin einzudecken.
Vor zwei Tagen fühlte sie sich nicht gut, ihr Gesundheitszustand sank rasant und seit gestern schaffte sie es nicht mehr aufzustehen.
Sie war ans Bett gebunden und konnte sich durch Schwächeanfällen nicht mehr bewegen. Mit sehr viel Mühe schaffte ich es sie mit ein paar Löffel Suppe zu füttern.
»Karin, alles wird gut!» murmelte ich und wischte ihr ein paar rote Strähnen von der Stirn.
Sie wimmerte nur und hatte ihre Augen geschlossen.
»Mist! Sie hat Fieber!« fluchte Yuki von der anderen Seite des Saals aus. Als Karin mit ihren Symptomen anfing, hielten alle andern Mädchen aus Angst sich anzustecken, Abstand von ihr.
Ich war die Einzige, die dicht neben ihr saß. Jemand musste sich schließlich um sie kümmern. Außerdem war die Gefahr mich anzustecken sehr gering, denn ich bekam in jungen Jahren ein extrem teures Mittel, dass mich gegen einige Krankheiten Immun machte.
»Sie braucht unbedingt eine Medizin!« ich schaute zu Yuki, die bedrückt zu Boden schaute.
»Bedienstete müssen sich selbst, um ihre Gesundheit kümmern. Wenn sie oder ihre Eltern keine Medizin kaufen, bekommt sie auch keine!« erklärte Yuki.
»Was!» fluchte ich. Hass stieg in mir auf. Warum wurden Bedienstete so geringwertig geschätzt?
»Was steht ihr hier noch rum! Die Mittagspause ist vorbei!« Frau Oberin betrat den Schlafsaal und warf einen wütenden Blick auf uns. Sofort sprangen alle Mädchen bis auf Karin und ich auf, um ihr nach draußen zu folgen.
»Karin« flüsterte ich ihr ins Ohr »Soll ich deinen Eltern einen Brief schreiben, damit sie dir eine Medizin kaufen?«
In diesem Moment war es mir egal, dass ich soeben Preis gab, dass ich schreiben konnte.
Karin öffnete schockiert ihre Augen. Ihre sonst so strahlend braunen Augen wirkten leer, schockierend leer.
»Nicht meine Eltern...« sie bildete nicht einmal mehr einen ganzen Satz, da sie ein erneuter Schwächeanfall überfiel. Sie drehte sich von mir weg.
»Arbeite, sonst bekommst du Ärge...« ihr Murmeln verstummte und sie schien zu schlafen.
Völlig besorgt und aufgewühlt sprang ich auf.
Verdammt! Sie brauchte eine Medizin, sonst überlebt sie nicht.
»Was machst du noch hier!» die wütende Stimme von Frau Oberin ertönte hinter mir. »Wenn die Göre noch länger krank im
Bett liegt, werfe ich sie raus und du kommst anschließend als Nächstes dran!! Denn keiner
von euch arbeitet!«
Pure Wut glitt durch meine Adern. Wie konnte man nur so unmenschlich sein. Karin konnte in ihrem Zustand unmöglich arbeiten!
»Karin ist krank. Sie kann nicht arbeiten!« brüllte ich schon fast.
»Das ist ihr Problem. Mehr als zwei Tage gebe ich ihr nicht, sonst fliegt sie raus. Außerdem bleiben all ihre Aufgaben über, die niemand weiteres eledigt!«
»Wie viel kostet eine Medizin gegen Fieber?» fragte ich.
Frau Oberin lachte laut auf. »Unbezahlbar für diese kleine Göre, vor allem weil sie sich nun kein Geld dazuverdienen kann, da sie nicht arbeitet.«
»Ich übernehme ihre Aufgaben zusammen mit meinen!« sagte ich entschlossen »Dafür möchte ich aber doppeltes Gehalt.«
»Möchtest du mir wieder meinen Posten streitig machen!« knurrte die Frau.
Zornig ging ich langsam auf sie zu, kurz vor ihr blieb ich stehen und schaute sie herablassend an. »Es geht nicht immer nur um sie und ihren blöden Posten! Ich werde mehr Arbeiten, um die Medizin, die sie braucht kaufen zu können!«
»Natürlich. Und das soll ich dir glauben?« lachte sie höhnisch.
»Wie viel kostet die Medizin?« fragte ich erneut, diesmal sauerer.
»Drei Goldtaler. An einem Tag wirst du wohl höchstens einen bekommen. Sie wird verstorben sein bis du drei Taler hast.«
»Um sechs Uhr morgens habe ich heute angefangen zu arbeiten, dann werde ich bis zum nächsten Morgen um sechs Uhr arbeiten. Stellen Sie mir bitte einen Plan mit allen Aufgaben zusammen, mit denen man am meisten verdient!» mein Tonfall klang ernst.
Frau Oberins Augen weiteten sich überrascht. Sie schaute mir nach, als ich den Saal verließ.
»Komm in zehn Minuten in die Küche, dann überreiche ich dir die Liste mit den Aufgaben.»
Diese zehn Minuten nutzte ich um all meine Wut an eine bestimmte Person auszulassen. Madara!
Wie konnte man nur so herzlos sein und die Regel aufstellen, dass jede Bedienstete sich selbst um sich kümmern musste, wenn sie krank wurde.
Mit Wut geladen lief ich durch den Garten. Ich hatte keine Ahnung wo Madara steckte. Kurz bevor ich die Brücke erreichte, die über den wohlbekannten Teich führte, blieb ich verdattert stehen. Jakuro versperrte mir den Weg.
»Na, Täubchen, wohin des Weges?« fragte er neugierig.
Allein seine Stimme verlieh mir unbändige Mordlust. Doch in meiner jetzigen Wut sollte man mich am besten nicht ansprechen.
»Ihr steht mir im Weg!» fauchte ich.
Aufgrund meines Tonfalls sah mich Jakuro überrascht an, doch er ließ mich nicht durch.
Mir reichte es komplett. Ich stoß ihn zur Seite, sodass er über das Brückengelände in den Teich fiel.
Ich hörte nur noch ein lautes »Hey!«, dann war ich auch schon hinter den Bäumen verschwunden.
»Wo ist Madara?» rief ich atemlos Izuna zu,
der gerade Shuriken gegen einen Baum warf.
»Am Trainingsplatz« antwortete er mir und schaute mich fragend an.
»Alleine?«
Izuna nickte und da lief ich auch schon zum Traingsplatz.
Ich fand ihn im hinteren Teil, als er gerade sein Gunbai hin und herschwang.
»Madara!» rief ich sauer nach ihm.
Überrascht drehte er sich um und sah mich an.
Wie zu oft trug er kein Oberteil.
»Kiki« begrüßte er mich.
»Karin ist krank. Sie braucht dringend eine Medizin, sonst stirbt sie vielleicht« meine Stimme klang ängstlich und zittrig zugleich.
Madara betrachtete mich mit seinen schwarzen Augen nachdenklich, so als würde er nicht wissen, wer Karin war.
»Die Rothaarige Bedienstete« versuchte ich zu erklären.
»Ach die« sagte er trocken »dann muss sie sich eine Medizin kaufen»
»Kann sie nicht. Sie hat keinen Kontakt zu ihren Eltern und sonst kann sie es sich nicht leisten« verzweifelt sah ich ihn bettelnd an.
»Nun, dann muss sie eben arbeiten, um sich die Medizin kaufen zu können« seine Stimme wirkte kühl. Kein Mitleid zeigte sich auf seinem Gesicht. Er war eiskalt.
»Wie soll sie arbeiten, wenn sie zu schwach dafür ist!«
Madara zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder seinem Gunbai. Enttäuscht musterte ich ihn. War er wirklich so herzlos?
»Was sind für Euch Bedienstete?« fragte ich plötzlich.
Madara sah nicht zu mir auf, sondern blieb seiner Waffe treu. »Bedienstete, sind auswechselbar.»
Wow! Leichte Tränen bildeten sich in meinen Augen. In diesem Moment bekam ich soeben die Antwort auf meine Frage.
Ja, er war eindeutig herzlos.
»Ein Menschenleben ist nicht auswechselbar!» ich drehte mich von ihm weg, um nicht in seine eiskalten Augen sehen zu müssen. »Mag sein, dass ihr nach all euren Kämpfen durch das ständige Töten die Wahrheit nicht mehr sehen könnt!»
Mit meinen letzten Worten rannte ich davon in Richtung Küche. Dort wartete bereits Frau Oberin auf mich und drückte mir die Liste mit den Aufgaben in die Hand.
»Wenn die Aufgaben bis morgen in der Früh um sechs Uhr erledigt sind, bekommst du drei Goldtaler.«
»Das werde ich!« sagte ich entschlossen.
Den ganzen Nachmittag lang putzte ich die Bäder, klopfte die Teppiche aus und schälte Kartoffeln. Von dem ständigen Bücken beim Putzen schmerzte mein Rücken fürchterlich, doch ich musste weiterarbeiten. Auf der Liste war erst sehr wenig durchgestrichen.
Am Abend schrubbte ich die Fußböden. Die Zeit verging und die Uhr schlug 20:00 Uhr. Alle andern Bediensteten beendeten ihre Schicht und ich war nun die Einzige, die noch arbeitete.
Mit der Wuzelbürste schrubbte ich den Dreck vom Boden, als der Flur durch laute Stimmen durchflutet wurde. Kurz drehte ich mich um und sah Madara, Izuna, Jakuro und drei weitere Soldaten auf den Besprechungsraum zu gehen.
»Die ist ja immer noch da« prustet einer der Soldaten laut los »Wie langsam arbeitet die bitte.»
Ignorieren, dachte ich mir und tauchte das Tuch erneut in den Wassereimer.
»Wird heute wohl noch später!« Jakuro hob lachend seinen Fuß und stoß den Wassereimer um.
Das ganze Wasser floss über die soeben geputzten Fliesen. Seine Freunde stimmten in seinem Lachen mit ein und ich wusste zu gut, dass dies wohl die Strafe dafür war, ihn in den Teich geworfen zu haben.
»Sind wir denn noch Kleinkinder?« ertönte die verachtende Stimme von Madara. Er ist stehengeblieben und musterte mit verschränkten Armen seine Männer.
»Natürlich nicht« verlegen senkte Jakuro seinen Kopf und folgte Madara in den Besprechungsraum. Die andern Soldaten waren urplötzlich genauso still.
»Warte ich helfe dir» Izuna stellte den Eimer wieder aufrecht und half mir das Wasser aufzuwischen.
»Du musst das nicht tun, Izuna« sagte ich »Geh zu deinem Bruder und den anderen.«
»Lass dir helfen, Kiki. Das was Jakuro getan hat war einfach ungerecht!« Izuna schnaubte verächtlich »Manchmal hält er sich für den Größten.«
»Manchmal?» wiederholte ich seine Worte sarkastisch.
Izuna grinste, nachdem der Boden trocken war verschwand er ebenso hinter der selben Tür wie die anderen.
Bis spät in die Nacht schrubbte ich den Boden. Langsam wurde ich müde, doch ich wusste,
dass ich unter keinen Umständen schlapp machen durfte.
Ein lautes Knarzen erweckte meine volle Aufmerksamkeit. Izuna, Madara und die andern Soldaten traten aus dem Besprechungsraum.
»Du putzt ja immer noch!« stellte Izuna überrascht fest. Madara schaute mich kurz an, ging aber dann in Richtung seines Zimmers weiter.
Die andern Soldaten verschwanden ebenso in unterschiedlichen Richtungen.
Nur Izuna schaute mir besorgt zu.
»Alles gut« ich versuchte meine Erschöpfung zu unterdrücken und lächelte ihn zu.
Izuna schüttelte nur den Kopf. »Warum tust du das?«
»Für eine Freundin, deshalb ist die Arbeit auch gar nicht so schlimm!«
»Du bist mir eine, Kiki. Lass dir wenigsten helfen« sagte er.
»Nein, ich muss das alleine machen, aber danke« lehnte ich ab.
»Sag Bescheid, wenn ich helfen kann» er gähnte und verschwand ebenso in seinem Zimmer.
Nachdem der Boden geputzt war, betrat ich den Speisesaal.
Frau Oberin möchte, dass ich die Wände neu strich und die Fenster bis zum Morgengrauen putzte.
Ich zündete eine Kerze an und stellte sie auf einen der hölzernen Esstische, anschließend stellte ich mich auf einen der Stühle, tauchte den Pinsel in die weiße Farbe und strich über die Wand.
Bei jeder Bewegung, unterdrückte ich ein Gähnen, auch wenn meine Augenlieder fast zu fielen.
Ich malte und malte.
»Mach für heute Schluss!« befahl eine tiefe Stimme hinter mir.
Sofort erkannte ich Madaras Stimme. Ich drehte mich nicht zu ihm um, denn ich war noch sehr wütend auf ihn.
»Das kann ich nicht, die Wände müssen gestrichen sein und die Fenster bis zum Morgengrauen geputzt!«
»Es ist wegen dieser Karin oder?«
»Es ist für meine Freundin, richtig« korrigierte ich.
»Wieso tust du das für sie? Kein anderer würde es für dich tun«
»Das könnt Ihr nicht wissen und ich nehme ihre Aufgaben auf mich, weil ich keine Freundin in Stich lasse« sagte ich.
»Gut, dann befehle ich dir sofort aufzuhören« diesmal wurde sein Tonfall ernster.
»Dann werde ich trotzdem nicht aufhören.« entschlossen strich ich erneut über die Wand.
Wumm
Ich hörte wie Madara einen Gegenstand auf den Esstisch stellte, doch ich hörte nicht auf zu streichen.
»Dreh dich um!« sagte er.
Ich schüttelte den Kopf. »Meine Zeit ist begrenzt. Ich bitte Euch, um eine Sache mich nicht zu stören!«
»Wie kann man nur immer so eigensinnig und stur sein« schimpfte er, »Gut, wenn du dich nicht freiwillig umdrehst!«
Er legte seine Hand um meine Hüfte und hob mich vom Stuhl hinunter. Da ich noch den Pinsel in der Hand hielt, rutschte ich ab und strich aus Versehen nicht nur über mein, sondern auch über Madaras Gesicht.
Wir beide hatten nun einen weißen Strich über unsere Stirn.
Madara rollte genervt mit den Augen. Es sah ein wenig lustig aus, weshalb ich grinsen musste.
Madara nahm mir den Pinsel ab und warf ihn in den Eimer mit den Malsachen. »Da ist es wieder, dieses Lachen«
Verlegen errötete ich kurz und versuchte mich aus seinen Armen zu befreien.
»Schau doch bitte mal auf den Tisch« bat er.
Ausnahmsweise und da ich meine Arbeitsmaterialien nicht zur Hand hatte, tat ich es.
»Du hast...» stotterte ich baff.
Ein kleines Fläschchen gefüllt mit einer durchsichtigen Flüssigkeit stand auf dem Tisch.
»Ja, ich habe die Medizin für diese Karin gekauft. Du mags recht haben, dass ich durch all den Kämpfen ein wenig kaltherzig geworden bin.«
»Nur ein wenig?« platzte es aus mir heraus.
»Ein einfaches Danke genügt, aber nein du musst immer wenn ich dir Recht gebe, meine Aussage verdrehen!«
»Madara, das liegt aber daran, dass Ihr mir bisher nie eindeutig recht gegeben habt» ich grinste und schaute ihm tief in die Augen. Wir waren auf gleicher Augenhöhe, schließlich hatte er mich immer noch in seinen Armen.
»Danke, Madara« sagte ich.
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