Kapitel 5
Nachdem Lean, Ines alles gezeigt und erklärt hat, geht er mit ihr zu einer großen Hütte nahe der Box.
Sie liegt auf einer kleinen Erhöhung.
Lean klopft an die Tür. „Taron? Bist du da? Wir sind fertig.", fragt er.
„Kommt rein.", sagt Taron von drinnen.
Die beiden gehen durch die Tür. Im Inneren ist die Hütte ziemlich leer. Keine Tische, keine Regale oder Betten. Nur ein paar Fosten um die Decke oben zu halten und große Stufen, die als Sitzfläche dienen.
Taron lehnt an einer der Fosten. „Wie geht es dir?", fragt er Ines. „Ganz gut.", antwortet sie mit leiser Stimme.
„Ich bin Taron, ich bin der Anführer für die Leute auf der Lichtung. Lean ist mein Stellvertreter.", stellt er sich vor.
Taron geht auf Ines zu und legt seine Hand auf ihre Schulter. „Es tut mir leid, wenn dich viele auf der Lichtung komisch anschauen. Du bist das erste Mädchen, dass in der Box hochgekommen ist. Weißt du, jeden Monat kommt die Box mit Vorräten und einem Newby hoch. Dieses Mal warst du es.", erklärt er.
„Wieso sind wir hier?", fragt Ines. „Wissen wir nicht, genauso wenig wissen wir, wer uns hierhergebracht hat. Seit ungefähr drei Jahren geht dies nun so.", beantwortet er ihre Frage.
Weitere Fragen türmen sich in Ines Gedanken auf. Sie versucht ihr leeres Gefühl mit Fragen zu füllen, damit sie sich nicht wie ein Nichts fühlt. Wenn die Fragen beantwortet werden, dann hätte sie wenigstens etwas im Kopf.
Ines schaut hoch zu Tarons braunen Augen, sie will gerade noch eine Frage stellen, doch er kommt ihr zuvor: „Genug Fragen für jetzt! Wir müssen uns überlegen, was du hier als Aufgabe machen kannst. Was glaubst du, worin bist du gut?".
Sie überlegt, doch ihr fällt nichts ein. „Ich weiß es nicht. Ich kann mich an nichts erinnern, wie soll ich wissen, worin ich gut bin?", sagt sie zu den beiden.
Noch bevor Lean etwas sagen konnte, wurden die drei unterbrochen. Ein blonder Junge kommt in den Raum hinein und Ines erkennt, dass es der ist, welcher sie gestern aus der Box gezogen hatte. „Taron! Komm schnell,
Daniel und Noel sind noch nicht zurück!". Panik breitet sich in seinen Augen aus und diese geht auch nach einem schnellen Blickwechsel zwischen Taron und Lean zu den beiden über.
Der blonde Junge läuft los, Taron und Lean folgen ihm und auch Ines läuft hinter ihnen her.
Gemeinsam laufen die vier Jugendlichen zu dem offenem Tor der Mauer. Auch viele der anderen Jungs stehen davor.
„Immer noch nichts?", fragt der blonde Junge. „Nein Lino... Sie werden es nicht schaffen, wenn sie bald auftauchen!", sagt der rothaarige. Ines erinnert sich, dass Lean ihn Raik nennt.
Die beiden Anführer gehen nach vorne ans Tor. „Daniel und Noel wissen, was sie tun! Sie werden es schaffen.", sagt Taron.
Ines drängt sich durch die Jungs, bis dass sie auch vorne steht. „Was ist denn?", fragt sie, doch keiner antwortet ihr.
Alle starren auf den Gang, welcher zu einer Kreuzung führt. Waren die beiden, von denen sie sprachen dort? Und wenn ja, wieso durften sie weiter als die Mauer? „Wenn es so wichtig ist, dass sie zurückkommen, wieso geht dann keiner da rein und sucht sie?", fragt Ines nun.
Lean atmet tief aus. „Das können wir nicht. Nur Läufer verlassen die Lichtung, sie müssen von selbst aus dem Labyrinth zurückkehren, bevor das Tor sich schließt.“ - „Warte was? Labyrinth? Tore schließen sich? Was ist hier los?!", nun war Ines nicht nur neugierig, sondern auch verwirrt.
Keiner hatte ihr erzählt, dass dort draußen ein Labyrinth war und dass sich die Tore schließen würden. Nun möchte sie Antworten. „Erkläre ich dir später! Jetzt müssen wir hoffen, dass die beiden kommen...", erklärt Lean. Erst scheint er wütend und genervt, doch dann erkennt Ines Sorge in seiner Stimme.
Ein lauter Knall ertönt und lässt Ines aus ihren Gedanken aufwachen. „Misst!", sagt Silas, welcher neben Ines steht. Eine starke Windböe weht durch den Gang und weht genau zu den Jugendlichen.
Plötzlich bewegen sich die äußeren Wände des Ganges immer weiter zur Mitte. Der Gang würde sich schließen!
Mit einem Mal tauchen am Ende des Ganges zwei Silhouetten auf. Alle um Ines herum fangen an zu schreien. Sie feuern die beiden an, dass die beiden es noch schaffen würden.
Die Tore schließen sich immer weiter und weiter. Sie würden es nicht schaffen. Einer der Jungs humpelt und muss vom anderen gestützt werden, wodurch Ines schon die Hoffnung verliert, dass sie es schaffen würden. Doch mit einem Mal sieht Ines einen der Jungs zu den Zweien laufen.
An den braunen Haaren erkennt Ines, dass es Taron ist, welcher nun schon bei den Jungs ist. Er nimmt den Verletzten auf den Rücken und deutet dem Anderen an vorzulaufen.
Dieser tut dies auch und läuft los. Das Tor ist noch weit genug geöffnet, dass er ohne Probleme durchkommt. Nun sind alle Augen auf Taron und den anderen Jungen gerichtet.
Er ist zwar ein sehr guter und schneller Läufer, doch mit einer Last auf dem Rücken, wird der Platz zwischen den Wänden zum Verhängnis.
Er ist gerade erst bei der Hälfte des Tores und der Platz ist schon jetzt so knapp, dass es schwer wird nach vorne gerichtet zu laufen.
Schreiend versucht er sich weiter nach vorne zu kämpfen, bis dass es nur noch ein oder zwei Meter sind.
Nun ist es jedoch zu eng um normal zu laufen und somit nimmt er den Jungen vom Rücken und schiebt diesen nach vorne. Raik, nimmt seine Hände und zieht den Jungen heraus.
Taron ist immer noch zwischen den Wänden und schiebt sich seitlich nach vorne, bis dass seine Hand das Ende des Ganges erreicht und er sich versucht nach draußen zu ziehen.
Der Platz wird jedoch so eng, dass auch dies nur noch erschwert geht und somit greift Lean nach seiner Hand und versucht ihn herauszuziehen. Ines reagiert sofort, nimmt die andere Hand und hilft Lean.
Gerade als sie es schaffen Taron zwischen den Wänden herauszuziehen, schließt sich das Tor.
Lean beugt sich zu Taron. „Was hast du dir nur dabei gedacht?", fragt er ihn und Ines erkennt in seinen Augen Angst, doch auch Erleichterung. „Ich... Ich musste etwas tun!", keucht Taron und dreht sich auf den Rücken.
Ines blickt sich um. Eine Gruppe von Jungs war bei dem einem Jungen und eine andere bei dem Anderen. Der Rest sitzt um Taron herum.
„Danke euch beiden! Ohne euch wäre ich da nicht herausgekommen!", bedankt sich Taron bei Lean und Ines.
Die Beiden helfen Taron auf, da er immer noch unter Schock steht. Zusammen bringen sie ihn in die Hütte, wo die Kranken und verletzten gepflegt werden.
Lino steht schon in der Hütte und versorgt gerade den Fuß des Jungen der humpelt. Ein anderer Sani, sie vermutet das es Mirco ist, zeigt an, dass wir Taron auf eine Liege legen sollen.
Lean dreht sich um und greif Ines an den Arm. „Komm mit Newby. Lassen wir die Sanis mal in Ruhe.", sagt er und geht hinaus. Ines folgt ihm, hin zu einer der Hütten, an der mehrere Hängematten befestigt sind. Lean setzt sich auf eine von ihnen.
„Also, ich höre!", sagt Ines und verschränkt ihre Arme. Etwas verwirrt schaut Lean sie mit seinen blaubraunen Augen an. „Was war da los? Wieso hat mir keiner die Wahrheit über das da draußen gesagt? Erkläre mir das alles!", drückt Ines sich deutlicher aus und funkelt ihn mit ihren blauen Augen an.
Durch seine blonden lockigen Haare fahrend, rückt er ein wenig zu Seite und zeigt Ines, dass sie sich neben ihn setzen soll. „Da draußen ist das Labyrinth. Jeden Morgen, wenn sich eines der Tore öffnet, laufen zwei Läufer raus und versuchen einen Ausgang zu finden. Wenn Sie nicht rechtzeitig zurück sind, dann müssen Sie einmal durch das halbe Labyrinth um zu dem Tor zu kommen, was in der Nacht geöffnet ist. Das Tor, welches in der Nacht geöffnet ist, ist immer das Gegenüberliegende von dem offenem am Tag. Das, welches sich am nächsten Tag öffnet, ist das rechts neben dem, welches in der vorherigen Nacht geöffnet ist.", er macht eine kurze Pause und schaut zu Ines, um zu überprüfen, ob sie es verstanden hat.
Diese nickt leicht, was Lean deutlich macht, dass sie es versteht. „Du denkst dir bestimmt, dass es nicht so schwer sein kann, auf die andere Seite zu kommen, doch in der Nacht laufen im Labyrinth Wesen herum, welche alles töten, was ihnen in die Quere kommt. Wir nennen sie die Griewer. Einmal schon sind sie in der Nacht auf die Lichtung gekommen und haben Jungs von uns getötet. Deshalb gibt es die Wächter. Sie achten darauf, dass kein Griewer auf die Lichtung kommt und wenn doch, dann schlagen sie Alarm.", erklärt er weiter.
„Die Läufer suchen seit ungefähr 3 Jahren nach einem Ausweg, doch haben noch nie etwas gefunden. Das Labyrinth, es verändert sich jede Nacht. Keiner, der in der Nacht im Labyrinth war, konnte uns erzählen, was da draußen passiert. Alle, die nicht wieder auf der Lichtung waren, bevor sich das Tor geschlossen hat, sind gestorben. Noch nie hat jemand eine Nacht dort drinnen überlebt.". Lean atmet tief durch. Ines merkt, dass es ihm schwer fällt darüber zu reden.
„Wieso gibt es nur so wenige Läufer?", fragt sie nach und streicht sich eine ihrer lockigen Haarsträhnen hinters Ohr. „Nur wenige sind als Läufer geeignet! Sie sind die schnellsten, klügsten und stärksten von uns allen. Dasselbe gilt für Wächter, nur dass diese nicht die schnellsten sind, sondern nur die klügsten und stärksten. Das wird man nicht einfach so, man muss zum Läufer und Wächter auserwählt werden. Dazu kommt noch, dass diese beiden Aufgaben wohl die unbeliebtesten sind, da sie auch die gefährlichsten sind.", beantwortet er ihre Frage.
Stille bricht zwischen den Beiden ein. Jetzt weiß Ines endlich mehr über diesen Ort und er hatte es ihr sogar ohne zu meckern gesagt.
Die Stille, welche bis gerade noch herrschte, wird von einem Räusperer von Lean gebrochen: „Wie dem auch sei. Wir müssen jetzt erstmal eine Aufgabe für dich finden. Wie wäre es, wenn du erstmal bei den Gärten hilfst, bis dass wir mehr über deine Fähigkeiten wissen. Die meisten Newbys arbeiten bei den Gärten, solange sie ihren Namen noch nicht wissen.".
Bis das Ines ihre Erinnerungen wieder hatte, würde sie also bei den Gärten helfen. Nun ist es also Ines Ziel ihre Erinnerungen wiederzubekommen, denn ihr Ziel ist es eine Läuferin zu werden um genau zu wissen, was in dem Labyrinth vor sich geht. Es kann doch nicht sein, dass die Läufer bis jetzt nichts, was auf einen Ausgang hinweist gefunden hatten.
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~Sky ☁️
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