Kapitel 1
*10 Jahre später*
Ines sitzt zusammen mit Sinan und ein paar anderen Jugendlichen an einem großen Tisch. Auf dem Teller vor ihr ist etwas Kartoffelpüree, ein Stück Fleisch und Gemüse. Ihren Kopf stützt sie auf ihrer Hand ab und mit der Gabel stochert sie nur gelangweilt im Essen herum.
Sinan, welcher gegenüber von ihr sitzt schaut sie ein wenig besorgt an. „Was ist mit dir los?", fragt er sie. Ines schaut zu ihm hoch und schaut ihn mit ihren blauen Augen an. „Nichts.", antwortet sie, was Sinan ihr jedoch nicht abkauft. „Klar. Und wegen ‚nichts' stocherst du im Essen rum und isst nichts?", hakt er nach. Ines atmet schwer und etwas genervt aus. „Ich habe einfach keinen Hunger. Das ist alles...", sagt sie nun sichtlich genervt.
Um noch mehr Fragen von Sinan aus dem Weg zu gehen, steht Ines auf räumt das Essen weg und geht Richtung Tür. „Wo will die junge Dame denn hin?", fragt einer der Wächter an der Tür. Ines hatte sich immer schon gefragt, wieso es hier an fast jeder Tür Wächter gab, die zwar nicht strak bewaffnet waren, doch immer eine Pistole in einer der Hosentaschen trugen. „Nur auf mein Zimmer. Ich bin fertig und würde mich jetzt gerne ausruhen!", erklärt Ines. „Tut mir leid, aber ich kann dich nicht gehen lassen.", meint der Mann nun.
Ines' Blick bleibt kalt. „Und wieso nicht?", fragt sie nach. „Erst wenn alle aus deinem Zimmer fertig sind, kannst du in dein Zimmer. So ist die Regel!", antwortet der Mann, doch Ines gibt nicht auf: „Dann ist das eine dumme Regel! Hör mal, ich bin hier seit 10 Jahren und laut unserer Standort-Chefin die Beste in allen Abteilungen. Mir wird es wohl erlaubt sein, mein Zimmer früher zu betreten!" – „Wenn du dich nicht sofort wieder hinsetzt bist du bald nicht mehr der Liebling der Chefin!", sagt der Wächter mit lauter Stimme, sodass es jeder im Raum hören kann.
Trotz der Drohung bleibt Ines genau am selben Punkt stehen. „Setzt dich sofort...", schreit der Mann, wird jedoch unterbrochen. „Was ist denn hier los?", die Stimme einer Frau erklingt und kurz darauf tritt eine Frau mit langen braunen Haaren durch die Tür, durch welche Ines wollte. „Guten Mittag Doktor. Diese Probandin versteht nicht, dass sie erst auf ihre Zimmergenossen warten muss, bevor sie in ihr Zimmer kann. Sie ist Probandin J..." – „Ich weiß wer sie ist! Ines Liebes, du kennst die Regeln doch. Wieso stellst du dich gegen sie?", fragt die Frau und wartet auf eine Antwort von Ines, welche jedoch keine gibt.
„Nun gut, sehen wir mal darüber hinweg. Ich wollte sowieso mit dir sprechen Ines. Komm doch mal mit.", erklärt sie und greift nach Ines Hand. Ines geht mit der Frau und wirft dem Mann einen besserwisserischen Blick zu.
Zusammen mit der Frau geht Ines in einen Raum, welchen Ines noch nie gesehen hatte. An jeder Wand sind Bilder von anderen Probanden projektiert. „Du hast sehr gute Arbeit geleistet Ines. Deine Ergebnisse sind die Besten aus unserem Standort. Ich habe mich mit Ava Paige gesprochen und sie hat zugestimmt, dass du dich mit ihrem Schützling aus Standort A unterhalten darfst. Eigentlich ist dies strengstens verboten, doch da ihr beide außergewöhnliche Leistung erbringt, machen wir eine Ausnahme.", erklärt sie.
Von Ava Paige hatte Ines schon gehört. Ganz am Anfang, als Ines und Sinan noch ganz neu bei W.C.K.D. waren wurden sie mit allen anderen Kindern in ein Zentrum gebracht. Nach und nach wurden die Kinder in zehn Gruppen aufgeteilt. Ines hatte schon längst verstanden, dass die zehn Gruppen von Kindern in die Standorte A bis J aufgeteilt wurden. Ines war im Standort J und wenn der Schützling von Ava Paige in Standort A war, bestätigte dies Ines' Theorie.
Einerseits freute Ines sich, endlich andere Jugendliche aus anderen Standorten kennenzulernen, jedoch hatte sie auch ein Problem. Sie hat ein Geheimnis, welches sie nun vor noch einer Person hüten muss. Natürlich vor genau einer Person, die vermutlich wie kein anderer hinter W.C.K.D stand, sonst wäre er wohl nicht der Beste in seinem Standort und der Schützling von Ava Paige.
Ines erbrachte zwar sehr gute Leistung, doch nur, damit sie nicht auffiel. Seit ungefähr einem Monat konnte Ines all das, was sie hier machte nicht mehr sehen. Jede Nacht aufbleiben um die Laufwege der Läufer zu sehen, welche von Griewer angegriffen wurden oder die Wächter im Auge halten, um zu schauen ob diese sterben.
All die Jugendlichen, welche im Labyrinth waren, kennt Ines und mit manchen war sie auch sehr gut befreundet. Mit jedem Probanden, den sie hoch auf die Lichtung schickten ging einer ihrer Freunde fort. Schon bald würde ein weiterer Freund gehen. Ines hatte schon eine Idee, wer es sein würde, doch ganz sicher war sie sich nicht.
Doch diese Gedanken waren nur für Ines bestimmt. Selbst Sinan hatte sie nichts davon erzählt. Es war zu gefährlich darüber zu sprechen und dadurch vielleicht getötet zu werden.
Im letzten Monat hatte Ines sich schlau gemacht, ob es noch weitere Kids gab, die gegen W.C.K.D waren und hatte alles versucht um herauszufinden, wie sie die Organisation stoppen könnte. Sie kennt die Luftschächte von ihrem Standort auswendig, genauso wie all die Passwörter von den Computern.
Momentan war sie damit beschäftigt die anderen Standorte ausfindig zu machen und Kontakt zu Personen außerhalb von W.C.K.D zu knüpfen. Bis jetzt erfolglos, doch mit der Unterhaltung könnte sie noch mehr über Standort A herausfinden.
Standort A war der strengste von allen, die erkennte man schon daran, dass dort Ava Paige das sagen hatte. Dann kam J, dann B, dann I, dann C und immer so weiter. Standort A war seit ungefähr drei Jahren richtig Aktiv und hatte den Anfang gemacht mit dem Labyrinth. Die anderen Standorte haben sich die Vorlage genommen und nur ein wenig umgeändert. Das hat Ines schon herausgefunden.
„Gut Ich verbinde dich dann mit Standort A. Keine Sorge ich werde gleich gehen, sodass ihr euch alleine unterhalten könnt. Hier seid ihr alleine und ungestört.", erklärt die Frau und startet den Anruf.
Kurz darauf erscheint ein Großer Bildschirm an der Zimmerwand, auf dem das Anrufbild von Ava Paige ist. „Hallo Lira! Sehr schon dich zu sehen! Ist dein Schützling bereit?", fragt sie. „Hallo Ava. Ines ist bereit. Wie sieht es mit deinem Schützling aus?", fragt Lira. „Thomas ist auch bereit. Dann lassen wir die beiden mal reden. Holt uns einfach, wenn ihr fertig seid.", erklärt Paige.
Die beiden gehen aus den Zimmern, sodass nur noch Ines und auf der anderen Seite Thomas sitzt.
Für bestimmt eine Minute herrscht Stille. Keiner der Beiden sagt auch nur ein Wort, was sollte Ines denn auch sagen? Ines musterte Thomas. Er hat braune Haare und Ines schätzt ihn so alt wie sie.
„Und du bist in Standort J?", fragt er Ines nun. „Ähm... Ja.", antwortet Ines etwas verwirrt. Ihm wurde doch bestimmt gesagt, in welchem Standort sie war, wieso also fragte er dies? „Und wie ist es da so? wie sieht euer Labyrinth aus?", fragt Thomas nun. „Wie ein Labyrinth halt. Vermutlich so wie das, was ihr konstruiert habt nur mit Abänderungen.", erklärt sie nun. Immer noch ist sie verwirrt von den Fragen. Was will er nur mit den Fragen bezwecken?
„Und was für Rollen gibt es bei euch? Bei uns gibt es Läufer, Köche, Baumeister, Schnitzer, Hackenhauer, Eintürmer, Sanis und Schwapper.", fragt er nun. Ines wunderte sich. Er zählte keine Wächter auf, gab es diese bei denen nicht? „Bei uns gibt es auch noch Wächter. Sie bewachen die Tore in der Nacht. Bewacht bei euch keiner die Tore?", erklärt sie nun interessierter.
Thomas war sichtlich verwirrt. „Ne die Tore schließen sich bei Nacht doch.", sagt er nun. „Ja das Tor, welches am Tag geöffnet ist schließt sich, doch über die Nacht geht das gegenüber auf. Am Morgen schließt sich dann das Tor und das an der Wand rechts von dem geht auf", versucht Ines es so verständlich wie möglich zu erklären.
Thomas scheint es zu verstanden zu haben und schaut nun ziemlich erschrocken. „Dann sterben bei euch bestimmt viele oder?". Bei der Frage muss Ines schlucken. Es fiel ihr schwer über dies zu reden und die Neugier von Thomas wurde ziemlich unangenehm was man ihr auch ansieht. „Oh tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du dich unwohl fühlst. Du musst das nicht erzählen.".
Diese Reaktion hatte Ines nicht erwartet. Vielen in ihrem Standort war es egal, wenn Jugendliche im Labyrinth starben, sie starben zum Wohle der Menschen. Dadurch wurde immer offen über die Gestorbenen geredet.
Thomas mitfühlende Reaktion kam also sehr überraschend, wodurch Ines Thomas etwas sympathischer fand, als sie zuerst gedacht hatte.
„Also die Griewer sind bis jetzt nur einmal zur Lichtung gekommen. In der Nacht sind mehrere gestorben, doch viele haben sich auch in der Box versteckt.", erklärt sie und versuche das Zittern in ihrer Stimme zu übertönen. „Es muss schwer für dich gewesen sein, Freunde sterben und leiden zu sehen."
Erneut war Ines über Thomas verwundert. Wieso war er nur so mitfühlend? Kann er sich so gut in sie hineinversetzten oder war er doch nicht so sehr auf der Seite von W.C.K.D wie Ines es anfangs gedacht hatte?
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~Sky ☁️
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