Kapitel 3: Obadia und das Ende Ägyptens (Teil 3)
Und sie trafen also alle zusammen vor dem Gemache der Kleopatra und sie waren aber nicht völlig allein, denn auf Seiten der Kleopatra war auch Menh-Ra zugegen, der in angemessener Entfernung zur Königin bereitstand, ihr das Leben zu schützen. Und auch Octavianus kam mit zwei Kriegern zum Schutze, als auch mit einem besonderen Runenmeister, der war Träger der heiligen Wasserrune, welche geschaffen wird aus der Vereinigung der Wasserrune mit der Rune des Lichtes.
Und als Kleopatra gleich zu Beginn ihrer Unterredung wollte ihre Rune gebrauchen, da trat der Runenmeister der heiligen Wasserrune vor Octavianus und gedachte des Schweigezaubers, mit welchem man die magische Kraft eines Menschen konnte zum Stillstand bringen, und es geschah wahrhaftig, dass Kleopatra sogleich eine unsichtbare Kraft spürte, als würde sie innerlich zugeschnürt werden, und gleich darauf war ihre magische Kraft versiegelt und sie konnte die mächtige Rune der Liebe also nicht mehr anwenden.
Da aber lachte Octavianus spöttisch, denn er hatte um die Rune der Kleopatra gewusst und dies aber war auch der Grund, dass jener Runenmeister mit der heiligen Wasserrune ihn sollte hierher begleiten.
Und er sprach zu Kleopatra: „Hast du wirklich geglaubt, du könntest meinen Verstand umnebeln wie du es bei Caesar und Antonius getan hast?! Schon lange wusste ich von deiner Rune durch meine Runenmeister und also habe ich von Anfang an schon meine Vorbereitungen dagegen getroffen wie du erkennen kannst!"
Kleopatra aber war erschrocken darüber, dass dergleichen geschehen war, und gleich darauf aber fasste sie sich wieder und fragte Octavianus: „Was willst du?! Nun wo du ohne Zweifel der Herr über ganz Rom bist, können wir uns doch in Frieden einigen! Du hast bewiesen, dass du stark genug bist, Ägypten ins Verderben zu stürzen. Und also glaube mir, dass wenn du mir Ägypten lässt, wird das Land keine Gefahr mehr für dich darstellen, sondern es wird im Weiteren ein starker Verbündeter auf deiner Seite sein!"
Octavianus aber lachte nur einmal verächtlich auf und antwortete dann und sprach: „Warum soll ich dich weiter auf dem Throne lassen, wo du doch nun völlig hilflos und unmächtig vor mir stehst?!" Der Krieger Menh-Ra horchte auf ob dieser Worte und zog langsam sein Schwert und kam auf Octavianus zugeschritten. Die Krieger des Octavianus aber zogen gleichermaßen ihre Schwerter und hielten Menh-Ra mit ihren Klingen auf Abstand.
Octavianus aber sprach unbekümmert weiter: „Meine Männer sollen nicht umsonst so viel Blut vergossen, nicht umsonst so viel Strapazen auf sich genommen, nur damit nun all die Verhältnisse wieder wie zuvor hergestellt werden!
Denn in dieser Stunde da Ägypten nun vor mir liegt als ein braches, ungeschütztes Land, will ich die Gelegenheit ergreifen, es nun völlig dem römischen Reiche einzuverleiben, so dass man unter den Römern noch in hundert Jahren an diesen Tage denken wird! Und dich aber, du abgesetzte Königin, du wirst als meine Gefangene mitkommen nach Rom, auf dass alle Welt sieht, was mit hochmütigen Herrschern gleich du es bist geschieht, wenn sie sich gegen Rom widersetzen!"
Da aber wurde Kleopatra zornig und ohrfeigte Octavianus und schrie auf: „Wenn du auch meines Landes habhaft werden solltest, doch n i e m a l s, niemals wirst du meiner habhaft werden! Ich lasse mich nicht als deine Gefangene zum Spott der Römer machen! Eher werde ich sterben und mit diesem Lande untergehen!"
Und kaum aber hatte sie dies ausgesprochen, da riss sich Kleopatra los und rannte in ihr Gemach und verschloss die steinerne Tür hinter sich mit einem Hebel, so dass ihr niemand folgen könnte. Und die Anwesenden waren im ersten Momente viel zu benommen, als dass sie Kleopatra hätten aufhalten können, und der Krieger Menh-Ra aber war der Erste, der sofort darauf die Benommenheit von sich abschüttelte und Kleopatra hinterher eilte, doch er schaffte es nicht mehr rechtzeitig dort zu sein, bevor die Tür sich verschloss.
Und kurz darauf waren auch Octavianus und seine Krieger hinter Menh-Ra hergeeilt und kamen vor die verschlossene Tür. Und Octavianus sagte zu seinen Kriegern: „Schnell, öffnet die Tür! Sie will sich etwas antun!" Und die Krieger versuchten, die Türe zu öffnen, und bekamen sie aber kein einziges kleines Stück bewegt.
Als Menh-Ra aber die Vermutung des Octavianus hörte, wurde es ihm Angst um das Leben Kleopatras und er brüllte: „Meine Königin, was habt ihr vor?! Tut nichts Übereiltes!" Und er stieß die Krieger des Octavianus beiseite und ballte seine rechte Hand zur Faust und rief laut aus: „O Erdrune der Kraft, schenke mir die rechte Stärke!"
Und mit einem Male war ein klingendes Geräusch zu vernehmen, wie es geschieht beim Gebrauchen von Runen, und über der Faust des Menh-Ra ward sichtbar das Zeichen der Erdrune der Kraft und gleich darauf holte Menh-Ra aus mit seiner Faust und donnerte in einem Aufschrei der Wut gegen die steinerne Tür, so dass ein Ruck durch das ganze Gebäude ging.
Und gleich darauf sah man, wie die große steinerne Doppeltür des Gemaches plötzlich immer mehr Risse bekam, und mit einem Male brach die schwere Steintür in sich zusammen, so dass man konnte hineingehen. Und Menh-Ra aber schüttelte nur kurz seine Faust und machte sich sogleich daran, die Trümmer vor dem Eingang beiseite zu verschieben, und eilte gleich darauf ins Gemach hinein.
Octavianus und seine Begleiter aber waren vorerst sprachlos gewesen ob der Tat des Menh-Ra, doch gleich darauf hatten sie sich wieder gefasst und gingen sogleich hinter Menh-Ra mit hinein ins Schlafgemach der Kleopatra.
Als sie aber allesamt eingetreten waren, ergab sich ihnen ein schreckliches Bild. Denn vor ihnen lag auf dem Bette die Königin Kleopatra leblos und ihre rechte Hand umklammerte den Körper einer giftigen Schlange und sie hatte diese mit der Hand zum Halse hingeführt und die Schlange hatte die Königin auch dort gebissen und also hatte sich die Königin wahrhaftig selbst gerichtet.
Da aber schrie Menh-Ra auf vor Wut und packte die Schlange mit bloßen Händen und zerdrückte sie in einem Augenblicke und danach aber warf er sich vor dem Bette auf die Knie und hielt sich die Hände vor das Gesicht und rief jammernd aus: „Nein! Was habt ihr getan, o Königin!
N e i n!"
Denn mit einem Male ward ihm bewusst, dass er versagt hatte in dem, was seit Jahrhunderten schon bei allen seinen Ahnen als allerhöchste Lebensaufgabe galt, nämlich der Schutz des Lebens der ägyptischen Herrscher.
Und auch Octavianus war betroffen von dem Geschehen, war Kleopatra für ihn trotz allem doch eine würdige Gegnerin gewesen und er hatte auch einen anderen Ausgang der Ereignisse im Sinn gehabt. Und also sagte er zu Menh-Ra: „Höre auf mit deinem Jammern und Bedauern! Sie hat ihr Schicksal selbst gewählt, also zeige deiner Königin mehr Respekt vor dieser, ihrer Entscheidung!"
Da aber drehte sich Menh-Ra um zu Octavianus und sein Blick war voller Hass und er sprang auf und wollte sich auf ihn stürzen und man spürte wie seine Rune sich offenbaren wollte. Bevor er aber dem Octavianus etwas antun konnte, hatte sich der Runenmeister mit der heiligen Wasserrune vor diesem gestellt und hielt die Hand bereit erhoben in die Richtung Menh-Ra's und auch die römischen Krieger hatten blitzschnell ihre Schwerter gezogen und zeigten mit ihren Klingen auf ihn.
Da aber erkannte Menh-Ra, dass sein Vorhaben nichts nütze und es auch nicht gelingen würde, und er gab auf und sank auf die Knie zusammen.
Octavianus aber sagte daraufhin zu ihm: „Du bist ein beachtlicher Krieger und es verwundert mich nicht, dass ausgerechnet du der Beschützer der Kleopatra warst! Es wäre nicht Recht, würde ich einem solchen Kämpfer das Leben nehmen! Daher will ich stattdessen, dass du deine Kraft fortan in meinen Dienste stellst, dann wirst du ein ebenso angesehener und reicher Krieger werden in meinen Reihen!"
Menh-Ra aber antwortete und sprach: „Wie sollt ich als Ägypter unter einem Römer dienen! Mein Leben gehörte nur der Familie der Königin und dem Land Ägypten! Niemals würde ich mein Land in dieser Weise verraten, denn alles was ich je war und bin ist mir hier geworden!"
Diese Worte aber erzürnten wiederum den Octavianus und er zeigte mit seiner Hand auf die tote Kleopatra und rief aus: „Sieh genau hin! Dieses Bild dort zeigt dir ganz deutlich, was heute von deinem Lande übrig ist! Denn so wie die Königin Kleopatra ist zur Leblosigkeit erblichen, ist hier und heute auch das Land Ägypten dahin, denn von diesem Tage an soll Ägypten bleiben unter der Herrschaft Roms, so dass es fernerhin kein eigenes Reich mehr sein wird, sondern nur noch einer der Bereiche des römischen Landes!
Und also bist du ein Narr, denn ich habe dir Ruhm und Ehre angeboten in den Reihen meiner Streiter, du aber versteckst dich hinter deiner falschen Ehre für ein Land, das es fortan nicht mehr geben wird! Für eine solche verstockte und hochmütige Haltung müsste ich dir eigentlich augenblicklich den Kopf abschlagen, doch solche Torheit soll mit schlimmerer Strafe bedient werden! Denn ich werde dich machen zum geringsten Knecht unter den Knechten und zum Ärmsten unter den Armen und du wirst werden der niedrigste Diener unter meinen Kriegern und sie werden dich mit Spott und Hohn strafen, auf dass du dein Leben lang bereuen wirst, mein Angebot so hochmütig ausgeschlagen zu haben!"
Und nachdem er dies gesagt hatte, gab Octavianus dem Runenmeister mit der heiligen Wasserrune Anweisung, die magische Kraft des Menh-Ra zu versiegeln, und der Runenmeister tat wie ihm geheißen und gleich darauf wurde Menh-Ra von den römischen Kriegern ergriffen und abgeführt.
Damit aber hatte sich nun jener besondere Fluch erfüllt, den der mächtige Heru-Ku-Les einstens gegenüber dem Manh-Ra-Mun ausgesprochen hatte, in welchem er ihm gesagt hatte, dass sein Geschlecht würde unter die Knechtschaft von fremden Herren kommen.
Und nachdem Octavianus dies alles zu Menh-Ra gesagt hatte, erkannte auch dieser nun, dass sich damit die Auswirkungen jenes Fluches zu erfüllen scheinen, von welchem schon seit Jahrhunderten in seinem Geschlecht erzählt wurde, und Menh-Ra haderte mit seinem Schicksal, dass dieser Fluch nun ausgerechnet an ihm musste Erfüllung finden.
Und er wurde gebracht zu den anderen Gefangenen der Römer und Octavianus ließ gleich darauf den Tod der Kleopatra lauthals verkünden und ließ im selben Zuge auch seine Absicht bekannt werden, dass Ägypten fortan sollte zu Rom zählen.
Es hatte sich damit aber auch das erfüllt, was vom Jungen Obadia bereits drei Tage zuvor vorhergesagt worden war, denn mit dem Tode der Königin bestand im selben Augenblicke auch das Land Ägypten nicht mehr, war doch mit dem Fall Alexandrias und dem Tode der Königin nun für Octavianus der Weg geebnet, sich das Land Ägypten vollends einzuverleiben.
Der Grund für die schmähliche Niederlage Ägyptens aber lag vor allem darin, dass seit der Zeit des Pharaos Tut-Anch-Amun bis auf jenen Tag nicht das Verbot der Runen wurde aufgehoben und dass gar niemand unter dem Volke darum wusste, so dass es also keine mächtigen Runenmeister geben konnte, mit welchen man hätte standhalten können im Kampfe, in der gleichen Weise wie in Rom oder in anderen Ländern.
Die Schuld jenes Umstandes aber ist dem König Ptolemaios zuzurechnen, denn der damalige Runenmeister Andrenalos hatte die Gefahr für Ägypten beizeiten erkannt und Ptolemaios zu Recht gewarnt, doch hatte dieser sich davon nicht umstimmen lassen.
Dadurch aber war es nun dazu gekommen, dass das Ende des Königreiches Ägypten in solch schneller Weise war Wirklichkeit geworden, wie man es sich zuvor nicht hätte denken können. Der Junge Obadia aber hatte als Einziger dies alles schon bereits mit seiner Rune ersehen.
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