Kapitel 129 - "Was beschäftigt dich so?" - Teil 1
Mit einem schiefen Grinsen musste er feststellen, dass er jetzt eher einem Tank ähnelte, als einem Kampfmagier, dessen Berufung er ursprünglich angestrebt hatte. Nun ja... ein Großteil davon war zwar nur vorübergehend, aber auch insgesamt hatten seine defensiven Attribute seine Angriffs- und Magieattribute überholt. Sobald er aus dieser Höhle kam, musste er daran unbedingt etwas ändern.
„Hey, seid ihr ok?", rief Stallion plötzlich jubelnd, ehe die Worte nur wieder so aus ihm heraussprudelten: „Anael, du bist so badass! Ich wusste doch, dass ich mich auf den einzigen Progamer unserer Gruppe verlassen kann. Wir haben das Vieh tatsächlich besiegt! Ich bin sogar noch zweimal im Level aufgestiegen! Hey, hört ihr mich nicht? Jetzt antwortet schon, laut dem Teamprofil müsst ihr alle noch am Leben sein!"
„Ich bin ok", antwortete Bahe und suchte in der Dunkelheit nach dem Bogenschützen.
„Scheinbar werde ich auch nicht verrecken", hörte Bahe seinen Freund Feiying von oben. „Aber verdammt nochmal, das Vieh hat mir den Unterleib aufgerissen, als ich mich weggerollt habe. Vor ein paar Sekunden lag ich noch mit offenen Gedärmen am Boden und dann hat sich wieder alles von selbst zusammen gezogen. Wäre es nicht schmerzfrei abgelaufen, wäre es die reinste Horrorshow gewesen."
„Fuck!", stieß Stallion aus, dessen Leuchtkristall Bahe inzwischen am unteren Rand der mittigen Felsformation ausmachen konnte. „Den Himmeln sei Dank, bin ich heil geblieben."
„Ich nehme an, ihr habt auch alle diesen krassen Buff?", fragte Feiying, als er mit seinem Leuchtkristall gute sechs Meter oberhalb von Bahe am Rand des Felsvorsprungs in Erscheinung trat.
„Ja, klar!", rief Stallion eifrig, bevor Bahe antworten konnte. „Ich bin jetzt Tank-Bogenschütze! Haha!"
„Scheinbar haben wir alle den Buff bekommen", schloss sich Bahe an. „Ohne ihn würde ich noch eine ganze Weile kampfunfähig am Boden liegen."
„Und in meinem Fall wären vermutlich sämtliche Knochen noch ein paar Stunden gebrochen...", erklang Alucards Stimme, als dieser aus der Dunkelheit hinter Bahe trat und ihm eine Hand zum Aufstehen reichte.
„Boss, ich bin so froh, dass es dir gut geht!", begeisterte sich Stallion und flitzte sogleich zu Bahe und Alucard hinüber.
Keine zwei Sekunden später, legte Stallion auch schon die Arme um sie Beide und schrie aus voller Kehle: „Wir haben gewonnen! Gewonnen, gewonnen, gewonnen... Wir sind nicht verreckt! Verreckt, verreckt, verreckt... Wir haben gewonnen!"
Als sich ihm einen Moment später immer noch niemand anschloss, murrte er enttäuscht: „Ach, kommt schon, wir haben das Unmögliche vollbracht, jetzt freut euch mal! Und du, Gold Digger, komm endlich runter zu uns."
„Bin schon dabei", sagte Feiying. „Ich will nur kurz was ausprobieren."
Dann sprang er den gut sechs Meter hohen Felsvorsprung herunter und landete mit einem lauten Aufprall, der in der Höhle widerhallte. Für einen Wimpernschlag blieb er in leicht gebeugter Haltung, nur um daraufhin mit den Schultern zu zucken und sich aufzurichten.
„Schon krass, was diese Stats alles möglich machen", sagte Feiying. „Ohne Abrollen hätte ich vor diesem Buff wahrscheinlich meine Fußgelenke pulverisiert."
„Nicht nur die Fußgelenke...", meinte Bahe. „Hattest du noch Luft?"
Feiying nickte verstehend, ehe er antwortete: „Also um ehrlich zu sein, ja. Zehn Meter wären mit Sicherheit auch noch kein Problem."
„Verdammt!", stieß Stallion beeindruckt hervor.
„Dir ist schon klar, dass du das jetzt auch kannst, oder?", warf Alucard spöttisch ein.
„Äh... jetzt wo du es sagst...", sagte Stallion, löste sich Bahe und Alucard und rieb sich nachdenklich das Kinn. „Ich habe da noch nie drüber nachgedacht, aber bedeutet das im Grunde nicht, dass wir irgendwann zu einer Art Superhelden werden?"
„Du schnallst das erst jetzt?", grinste Feiying.
„Na ja... ok, du hast Recht...", gab sich Stallion geschlagen.
Er fing sich jedoch gleich wieder und wandte sich begeistert an alle: „Aber jetzt wo wir hier alle zusammen sind, gleich nochmal! Wir haben gewonnen! Wir haben gewonnen! Wir haben gewonnen! Wir haben gewonnen..."
Bahe sah schmunzelnd zu Feiying und Alucard, während Stallion inzwischen mit hochgerissenen Armen durch die Gegend tanzte. Sie erwiderten die Blicke und nach einem kurzen Moment zuckten sie beinahe gleichzeitig mit einem Grinsen die Schultern und schlossen sich Stallion an: „Wir haben gewonnen!"
„Hehe, ich wusste doch, dass ihr es in euch habt, Jungs!", sagte Stallion lachend.
„Halte die Schnauze!"
„Boss..."
„Pfft..."
„Hahaha..."
„War nur ein Scherz."
„Nicht witzig, Boss..."
Nach dem Moment des Herumalberns wieder ernst geworden, fragte Alucard: „Sollen wir nachsehen, ob dieses Monster irgendwelche brauchbaren Gegenstände fallen gelassen hat?"
„Boar ja, unbedingt", sprang Stallion sofort drauf an. „Auf geht es zur Beute! Mich hat das so angekotzt, dass diese normalen Riesenameisen nur Erfahrung gebracht haben."
„Du musst zugeben, dass hundert Exp pro Monsterameise aber verdammt viel Erfahrung sind", warf Feiying ein.
„Trotzdem hätte ich lieber auf etwas Erfahrung verzichtet und stattdessen ein paar brauchbare Artefakte gesammelt", murrte Stallion.
Bahe ging daraufhin mit den Anderen hinüber zum Kadaver der Monsterameisenkönigin und gemeinsam staunten sie nicht schlecht über den Zustand ihres Kopfes.
Ein ellengroßes Loch klaffte im rechten Auge und beim näheren Betrachten stellten sie fest, dass es sich tunnelähnlich durch ihren gesamten Kopf zog. Verstörend waren zudem die tumorartigen Auswüchse, die in die Mitte der Zerstörungsschneise ragten. Es wirkte fast so, als ob die Regenerationsfähigkeit der Monsterameisenkönigin noch nicht bereit gewesen war, klein bei zu geben.
„Den Himmeln sei Dank, hast du genug Schaden verursacht, Anael", sagte Alucard.
„Ja, ich will mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn es nur ein klein Bisschen weniger Zerstörung gewesen wäre", pflichtete Stallion seinem Boss bei.
„Ihr solltet eure Aufmerksamkeit lieber auf das hier richten", zog Bahe die Aufmerksamkeit auf sich und fragte: „Seht ihr wie sich feine Risse durch den Panzer ziehen?"
Verdutzt blickten ihn seine drei Teammitglieder an, ehe Feiying plötzlich meinte: „Ich weiß, worauf du hinaus willst. Lass mich mal mit meiner Axt dran."
Tank = Hier orientiert sich die Gamersprache an der ursprünglichen Bedeutung des Wortes (Tank = Englisches Wort für Panzer) und meint damit einen Spieler, der seinen Fokus auf die Defensive legt und entsprechend häufig auch einen Charakter bzw. Avatar mit besonders defensiven Eigenschaften spielt. Ein typischer Tank verfügt über enorm viele HP und Defensivattribute. Als Folge kann er viel einstecken und dient in Teamkämpfen als lebendiges Schutzschild für den Rest seiner Gruppe.
Teil 1/1!
RiBBoN
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