Kapitel 120 - Unüberwindbare Defensive - Teil 1
Bahe starrte seine Wasserelementarin zwei ganze Sekunden sprachlos an, bis Feiying sich an ihn wandte: „Was ist los, Bahe? Hast du eine Idee?"
Es dauerte einen Moment, ehe Bahe wieder zu sich kam und er Alucard und Stallion aufklärte: „Er hat scheinbar seinen gesamten Manavorrat auf einmal in den Leuchtkristall gejagt..."
„..."
„..."
Nun ihre Sprachlosigkeit war zu erwarten gewesen wie Bahe fand.
„Hah...", seufzte Feiying schließlich und holte einen weiteren Leuchtkristall aus seinem Speichergegenstand. „Gut, dass ich vorsichtshalber ein paar mehr von den Dingern gekauft habe. Die anderen beiden Exemplare lass ich hier liegen, Bahe."
„Also bleibe ich wieder hier?", fragte Bahe wenig begeistert.
„Na ja...", argumentierte Alucard. „Du bist der einzige, der die Upale umwandeln kann..."
„Wenn ihr doch bloß ein Bisschen mehr Mana hättet...", murrte Bahe, verstand seine Teammitglieder aber nur zu gut.
„Sehr witzig...", murrte Feiying. „Ein Bisschen... von wegen. Abgesehen davon schlage ich mich nicht gerade darum in diesem tödlichen Dungeon voran zu gehen..."
Danach krabbelte er zum bewusstlosen Stallion und Alucard folgte ihm.
„Das wird später ganz schön eng für Balu", meldete sich Brocken einen Moment später, als er den niedrigen Schacht inspizierte.
„Notfalls muss Anael ihn von hinten anschieben", kicherte Limona. „Balu sollte nicht allzu schwer sein."
„Haha..." sagte Bahe nur und setzte sich wieder an den Umwandlungsprozess, der ihm so zum Hals heraus hing.
*
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Während er vorwärts krabbelte, nutzte Feiying die sparsame Funktion des Leuchtkristalls und füllte dessen Manaspeicher auf. So würde der Kristall für die nächste halbe Stunde leuchten können. Nur leider füllte es die neue Höhlenkammer nicht ausreichend mit Licht. Die gegenüberliegenden Wände verschwanden in vollkommener Dunkelheit.
Mit dem bewusstlosen Stallion wirkte es mehr als einfach nur gruselig. Man konnte über den Idioten ja sagen was man wollte, aber ein Feigling war er nicht gerade.
Nachdem er bei Stallion angekommen war, klatschte er ihm ein paar Mal vorsichtig auf seine Wangen, doch der Kerl ließ sich nicht wecken.
„Das kannst du vergessen", meinte Alucard flüsternd von hinten und Feiying hätte vor Schreck beinahe einen Satz nach vorn gemacht.
„Fuck!", stieß er gepresst hervor und verwirrte Alcuard damit.
„Was ist los?"
„Nichts... nichts...", schüttelte Feiying den Kopf. „Du hast mich nur höllisch erschreckt."
„Ach so", antwortete Alucard knapp und Feiying schüttelte nur ein weiteres Mal den Kopf. Der Kerl besaß einfach keinen gesunden Menschenverstand. Eine Entschuldigung wäre doch vielleicht drin gewesen, oder?
Da Alucard keine Anstalten machte, noch etwas von sich zu geben, fragte Feiying ihn stattdessen: „Wieso glaubst du, dass ich ihn nicht aufwecken kann?"
„Wenn er wirklich sein Mana verbraucht hat, dann wird er locker zehn Minuten brauchen um wieder zu sich zu kommen", erklärte Alucard. „Bogenschützen haben üblicherweise keinen allzu großen Manavorrat und ohne Attributpunkte in Intelligenz wird die Manaregeneration seines Körpers etwa zehn Minuten brauchen, um das Mindestlevel von zehn Prozent des Gesamtmanas widerherzustellen, welches vorhanden sein muss, um erwachen zu können."
„Woher weißt du sowas?", konnte sich Feiying die Frage nicht verkneifen.
„Selbstexperimente", zuckte Alucard mit den Schultern. „Ich wollte wissen wie oft hintereinander ich meine Fähigkeiten einsetzen kann und habe mich dabei mehrmals angetrieben bis ich ohnmächtig wurde. Und jedes Mal bin ich mit etwa zehn Prozent meines gesamten Manapools aufgewacht. Von daher..."
„Kein Wunder, dass ich mir hier immer wie der einzige Normalo vorkomme...", murmelte Feiying.
„Was sagtest du?"
„Nichts Wichtiges...", winkte Feiying ab und deutete stattdessen mit einer Kopfbewegung ins Höhleninnere: „Sollen wir die neue Höhlenkammer erkunden?"
„Sicher", antwortete Alucard und streckte seinen eigenen Leuchtkristall vor sich in die Höhe. Doch ihr Sichtfeld endete immer noch in vollkommener Schwärze.
„Sieht so aus, als ob wir mehr Mana investieren müssen", merkte Feiying wenig begeistert an. „Warte kurz."
Dann konzentrierte er sich einen Moment und ließ die doppelte Menge seines Manas in den Leuchtkristall fließen. Mit zufriedenem Blick beobachtete Feiying wie sich ihre Umgebung zunehmend erhellte, bis er seine Augen plötzlich aufriss und baff die schiere Größe des neuen Höhlengewölbes in sich aufnahm.
Es erstreckte sich über mehrere hundert Meter, ehe die Felswände zu den Seiten erneut in der Finsternis verschwanden. Die Höhle schien sich in die Unendlichkeit zu ziehen.
„Das... ist mal eine große Höhle", meinte Alucard trocken.
Feiying nickte nur geistesabwesend und begutachtete die Felsformationen die Mittig in der Höhle verliefen und in unregelmäßigen Abständen den Boden mit der Höhlendecke verbanden. Sie waren von Öffnungen und Löchern aller Größen durchzogen, die scheinbar in Tunnel mündeten und Feiying war auf einmal so gar nicht wohl in seiner Haut.
In welchem Horrorfilm wurde man in solch einer Situation nicht mit Monstern oder dergleichen konfrontiert?
„Ähm... sollen wir vielleicht doch warten, bis Stallion aufwacht?", fragte Alucard zögerlich und ein Blick zu ihm bestätigte Feiying, dass Alucard genau der gleiche Gedanke gekommen war.
„Ich bin vollkommen deiner Meinung", antwortete er vielleicht ein Bisschen zu schnell. Aber zur Hölle mit seinem Stolz.
Kurz überlegte er, ob er den Leuchtkristall wieder dimmen sollte, nur für den Fall, dass er mit dem Licht etwas aufschreckte. Aber letztlich entschied er sich doch lieber dafür, den Schrecken kommen sehen zu können, als unvorbereitet erwischt zu werden.
Die Minuten vergingen und es herrschte eine drückende Stille, die nur ab und an von Bahe aus dem Nebenraum unterbrochen wurde, wenn er sich mit seinen merkwürdigen Geistern auseinandersetzte.
Glücklicherweise hatte sein Kumpel nie nachgefragt, wieso sie immer noch hier saßen. Feiying wusste nicht, wie er es ihm erklärt hätte.
Dann, nach einigen weiteren quälenden Minuten kam Stallion endlich zu sich.
„Wasn' passiert?", lallte er undeutlich und setzte sich dabei auf.
„Ein gewisser Trottel hat sein ganzes Mana innerhalb einer Sekunde verpulvert", antwortete Feiying belustigt.
„Hä?", zog Stallion die Brauen hoch und blickte sich um. „Du... redest von mir?"
„Ganz genau", stöhnte Alucard.
„Oh...", gab Stallion von sich. „Ähm... Ups...?"
„Hauptsache dir ist bewusst, dass wir die ganze Zeit auf dich aufpassen mussten und deswegen die Höhle noch nicht weiter erkunden konnten", meinte Alucard unwirsch. „Also steh jetzt auf und lasst uns loslegen."
Feiying hätte Alucard am liebsten einen Daumen nach oben gegeben, so elegant wie er von ihrer eigenen Feigheit abgelenkt hatte. Entschied sich jedoch lieber dafür, sein Pokerface aufzusetzen und einen strengen Blick zur Schau zu tragen.
„Ist ja schon gut", sagte Stallion und kämpfte sich in den Stand.
„Gut", nickte Alucard, ging ein paar Schritte voraus und zeigte auf die rechte Seite der Höhle: „Sollen wir rechts an diesen Felsformationen vorbei?"
„Für mich sieht da alles gleich aus", antwortete Feiying. „Mir soll es egal sein."
„Ähm... Leute...", erklang plötzlich Stallions Stimme besonders zögerlich. „Seht ihr auch was ich sehe, da inmitten der Höhle?"
„Du meinst diese mega gruseligen Felsformationen mit den Tunnelöffnungen?", fragte Alucard nach.
Stallion nickte hektisch.
„Ja, haben wir gesehen", sagte Alucard verblüffend selbstbewusst. „Deswegen wollen wir ja mit etwas Abstand vorbei."
„Ok, alles klar", sagte Stallion sichtlich erleichtert und Alucard machte sich daran voran zu gehen. Feiying folgte ihm beeindruckt. Wie der Typ seine Angst so sehr verbergen konnte...
Dann hörten sie plötzlich mit einem Ratschen wie etwas über blanken Stein schleifte und ihre Köpfe zuckten blitzschnell zu der Quelle in ihrem Rücken herum.
Von Stallion war keine Spur zu sehen, bis Feiying einen Hintern und ein paar Beine in dem niedrigen Tunnel kriechen sah, aus dem sie gekommen waren.
Nun... so wie es aussah, stand zumindest einer von ihnen zu seinen Gefühlen...
Teil 1/2
RiBBoN
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