Kapitel 117 - Der Beginn eines neuen Übels - Teil 5
Die ganze Situation war so abstrus, dass Bahe in den folgenden Minuten lieber nicht groß drauf rumreiten wollte, aber Stallion hatte offensichtlich seine Bestimmung gefunden und erzählte Feiying in allen Einzelheiten was sich zugetragen hatte.
Bahe wandte sich stattdessen lieber wieder den Upalen zu, die es abzuernten galt. Seine Elementare weckte er nicht. Umso länger sie schliefen, umso besser für ihn in der momentanen Situation. Zumal es sowieso ein Wunder war, dass sie trotz Alucards Geschrei oder den immer wiederkehrenden Lachern Stallions und Feiyings weiterschliefen.
Aber manchmal musste man eben auch ein Wenig Glück haben, dachte Bahe lächelnd.
Da die Anderen ohne ihn nicht weiter in das Dungeon vordringen wollten, hatten sie sich in der gestrigen Spielzeit dem Abbau der Upale verschrieben. Ein ganzer Haufen der Kristalle war weiter hinten, kurz vor der Biegung zur nächsten Kammer, zusammengelegt worden.
Bahe setzte sich vor dem Kristallhaufen auf den Boden, nahm einen Upal an sich und begann direkt mit dem Prozess der Umwandlung.
Schon bald begann der Kristall hell zu leuchten und zog die Aufmerksamkeit Feiyings und Stallions auf sich, die schnell angerannt kamen, um zuzusehen.
Zwei Minuten später hielt Bahe stolz den zweiten Helion in seinen Händen und grinste vor sich hin.
„Bist du fertig?", fragte Feiying.
„Hat es geklappt?", hakte auch Stallion neugierig nach.
„Ja, das hier ist der dritte Helion, den ich erfolgreich hergestellt habe", erklärte Bahe.
„Zeig mal her!", rief Stallion begeistert und riss ihm den Kristall aus der Hand.
„Nice!", meinte Feiying und grinste. „Wie lange wirst du für die Umwandlung von den ganzen Upalen brauchen?"
„Das ist das Problem", seufzte Bahe. „Ich kann mit meinen Mana maximal zwei Helionen hintereinander herstellen. Danach muss ich meditieren, um mein Mana zu regenerieren."
„Verdammt!", stöhnte Feiying.
„Hast du so wenig Mana, oder was?", fragte Stallion verblüfft und legte den Helion vor Bahe auf den Boden.
„Sein Manawert liegt jenseits der siebenhunderter Marke", erklärte Feiying und kam Bahe damit zuvor. Bahe sah gleich, dass sein Kumpel immer noch neidisch über seinen hohen Manawert war.
„Ja, klar", meinte Stallion. „Und ich heiße Arsch mit Ohren. Kommt schon, wenn ihr es nicht verraten wollt, macht eure Lüge wenigstens realistischer."
Bahe und Feiying sahen sich daraufhin stillschweigend an und schüttelten gleichzeitig belustigt den Kopf.
Ausnahmsweise schien Stallion mal schnell zu schalten, denn er sagte plötzlich: „Moment mal... ihr meint das ernst, oder?"
Bahe nickte.
„Krass!", rief Stallion daraufhin aus. „Das ist voll der Progamerscheiß! Ein Level 20 Spieler, der schon über so viel Mana verfügt... Profispieler sind einfach anders unterwegs als wir Normalos."
„Um zurück zum Thema zu kommen...", begann Bahe und ergänzte nüchtern. „Ich werde für diese Helionen ewig brauchen. Bei der Menge an Upalen lohnt es sich auch nicht Tränke zu verwenden, deren Wirkung würde viel zu schnell nachlassen. Mal ganz abgesehen davon, dass es rausgeschmissenes Geld wäre."
„Mist", ärgerte sich Feiying.
„Wie wäre es dann mit Arbeitsteilung?", schlug Stallion vor.
„Was meinst du?", fragte Bahe.
„Wir ernten diese Upale ab und du kümmerst dich nur um die Umwandlung", erklärte Stallion. „Ich meine, wir können sowieso nichts anderes machen."
„Können wir gerne so machen", nickte Bahe.
„Aber warst du nicht derjenige, der beim Abtrennen der Upale Probleme hatte?", wandte sich Feiying an Stallion.
„Hey, ich werde mir jetzt Mühe geben, versprochen!", sagte Stallion ernsthaft und hob beschwichtigend die Hände.
„Meinetwegen...", murrte Feiying, holte sein Werkzeug aus seinem Speichergegenstand und machte sich sogleich an den erneuten Abbau der Upale.
„Ähm... Gold Digger, hast du zufällig noch einen weiteren Satz Hammer und Meißel?", fragte Stallion wenig später.
Amüsiert sah Bahe, wie Feiying den Bogenschützen sprachlos anstarrte, am Ende aber einen weiteren Meißel aus seinem Speichergegenstand nahm und ihn Stallion reichte.
„Kein Hammer?"
„Wieso sollte ich zwei von den Dingern mitnehmen? Bahe hat seinen eigenen gekauft", antwortete Feiying.
„Bahe...? Ah, Anael, mein Freund!", war Stallion für eine Sekunde verwirrt, ehe er sich schwärmerisch neben Bahe zu Boden warf. „Du wirst deinem größten Fan, doch mit Sicherheit dein Werkzeug leihen können, oder?"
„Hier", sagte Bahe nur schlicht und reichte ihm schnell seinen Hammer. Fehlte noch, dass er sich länger mit seinem Blödsinn abgeben musste.
„Die Firma dankt!", rief der Kerl und hastete direkt zur nächsten Wand. „Auf ins Gefecht ihr lieben Upale! Bleibt ganz und unversehrt und seid euch gewiss, dass Stallions Herz euch verehrt! Lalolu lala..."
„Grundgütiger... Hältst du jemals die Klappe?", fragte Feiying genervt, als Stallion tatsächlich anfing irgendwelche Laute vor sich hin zu trällern.
„Öh... sorry...?", zuckte Stallion mit den Schultern und hielt von da an den Mund.
Bahe holte danach einmal tief Luft und konzentrierte sich auf den nächsten Umwandlungsprozess. Kurz bevor sein Mana knapp zu werden drohte, vollendete er auch die vierte Umwandlung erfolgreich. Vollkommen erschöpft aber zugleich auch erleichtert atmete er auf und setzte sich schnell etwas bequemer hin, um mit dem Meditieren anzufangen. Umso schneller er sein Mana zurück gewann, umso besser.
Er war gerade eine gefühlte Minute dabei, als Stallion aufschrie: „Hah! Alucard kommt endlich wieder zu sich! Guten Morgen, kleines Fangirl!"
Vor Schreck zuckte Bahe zusammen und auch Feiying beschwerte sich lauthals: „Sag mal spinnst du? Vor Schreck habe ich fast einen der Upale zertrümmert!"
„Ach, reg dich nicht so auf", meinte Stallion unwirsch und rannte schnell zu Alucard, wo er unaufhaltsam drauf los plapperte: „Boss, ich wusste ja, dass du ein Perversling bist, aber dass sogar Kerle ohnmächtig werden können, ich muss sagen, man lernt nie aus. Was hat dich besonders angeturnt? Anaels dürre Gestalt? Seine liebreizenden, unterernährten Gesichtzüge? Oder hast du eventuell etwas gesehen, von dem ich nichts weiß?"
„Hey!", beschwerte sich Bahe, über die offenen Beleidigungen Stallions, doch dieser ignorierte ihn und redete weiter: „War es vielleicht nur die Erfahrung vor der Person deiner Begierde zu stehen? Ich meine, wenn meine Traumfrau vor mir stünde, würde ich wahrscheinlich auch kaum an mir halten können, wenn du verstehst was ich meine... hehe... Aber ich würde dir auf jeden Fall empfehlen, beim nächsten Mal-"
Weiter kam er nicht, Alucards Faust bohrte sich bereits in sein Gesicht. Mit einem Japsen stolperte er zurück, nur um einen Moment später einen Tritt in seine Weichteile einstecken zu müssen, gefolgt von einem Ellbogenstoß, der ihn von den Beinen riss und gegen die nächste Felswand schleuderte.
Keuchend vor Schmerzen krachte er dort zu Boden.
„Fuck... diese zwanzig Prozent... Schmerzempfinden... sind noch... zu viel...", stöhnte er und wandte sich jammernd Alucard zu. „Boss... wieso?"
Alucard schwieg zunächst und ging bedrohlich auf ihn zu.
„Boss...?", bekam Stallion große Augen, als er Böses erahnte.
„Weißt du, was das Tolle an einem Teamprofil ist?"
„Häh...?", gab Stallion verwirrt und sich immer noch vor Schmerzen windend von sich.
„Ich kann anhand deiner HP-Zahlen genau sehen, wie viel dein Körper noch aushalten kann!", erklärte Alucard boshaft grinsend.
„Aber Boss... lass uns darüber reden... ich habe nur ein loses Mundwerk... was mich betrifft, ist es mir egal mit wem du ficken willst... Boss?!", versuchte Stallion offensichtlich das sich anbahnende Unheil abzuwenden und machte es damit im Grunde nur schlimmer.
Bahe musste zwischenzeitlich fast loslachen, ob der Idiotie des Bogenschützen.
Was folgte waren Minuten voller Schmerzensschreie Stallions, in denen Alucard seinen Frust an ihm ausließ und stets penibel darauf bedacht war, die HP-Zahlen seines Opfers nie auf Null fallen zu lassen.
„Normalerweise würde ich ja bei sowas einschreiten", meinte Feiying. „Aber verdammt, das hat sich der Kerl selbst zuzuschreiben..."
Bahe konnte Feiyings Meinung nur allzu gut nachvollziehen, blendete alle Geräusche um sich herum aus und konzentrierte sich lieber stillschweigend auf seine Meditation.
Eine gefühlte Ewigkeit später öffnete er die Augen und checkte sein Charakterprofil. Mehr als die Hälfte seines Manas hatte er regenerieren können. Zufrieden nickte er und blickte sich um, als er einen Blick auf sich spürte. An der gegenüberliegenden Felswand entdeckte er Alucard, wie er seltsam unsicher zu ihm hinüber schaute.
Ertappt wandte Alucard sich schnell um und starrte wieder auf die Upale, mit denen er sich beschäftigte.
Soll mal einer aus dem Kerl schlau werden, dachte Bahe und stutzte kurz, als er ein Wimmern in seinem Rücken vernahm. Ein kurzer Blick über die Schulter bestätigte ihm seine Vermutung. Stallion lag noch immer zusammen gekrümmt am Boden.
Bahe wusste nur zu gut, wie lange es dauerte, bis in Raoie schwere Verletzungen von alleine verheilten...
Stallion ignorierend, wollte er sich gerade der nächsten Umwandlung widmen, als Alucard plötzlich neben ihm stand und sich verbeugte, ehe er zu sprechen begann: „Würdest du mir in der Realität die Ehre eines Autogramms zuteilwerden lassen?"
„Sicher...", antwortete Bahe leicht verlegen.
„Danke!", grinste Alucard prompt über beide Ohren und lief zurück zu seinem Bereich der Felswand, um weiter Upale abzuernten.
Kurz danach lehnte sich Feiying zu ihm hinüber und meinte kopfschüttelnd: „Mir kann keiner erzählen, dass diese Typen normal in der Birne sind."
Teil 1/?
Langer Teil, obwohl eigentlich nicht viel passiert, auch wenn ich mir denken könnte, dass sich so manche von euch ein solches Szenario gewünscht haben ^^ Aber na ja... Charakterentwicklung muss sein oder muss zumindest irgendwo seinen Lauf nehmen^^
Der nächste Teil schließt dieses Kapitel ab und wird den Titel erklären ;-)
RiBBoN
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro