Kapitel 88 - "Huschu!" - Teil 1
„Bald sind wir da, Angel Eye", sagte Trullus voller Vorfreude und schaute nach oben zum Dorf, das nur noch wenige Kilometer entfernt und inzwischen schon zu sehen war.
„Hmmm... es dauert nicht mehr lange", stimmte Kaiwen pflichtbewusst zu. „Hast du schon einen genauen Plan, wie du gegen die Goblins vorgehen willst?"
„Erst erkunden wir die Lage und besprechen uns anschließend mit der Verstärkung aus Trachtenbrug und den Soldaten vor Ort", meinte Trullus hochtrabend. „Ein guter Anführer kennt den Feind genauso gut wie seinen Vorgesetzten!"
„...es heißt, wie sich selbst...", murmelte Kaiwen Augen verdrehend.
„Was hast du gesagt, meine Liebe?", fragte Trullus mit schmachtenden Augen.
„Ach, nichts...", winkte Kaiwen ab.
„Oh, so leicht kommst du mir nicht davon...", schüttelte Trullus mit liebestrunken Augen seinen Zeigefinger.
„Ähm... na gut, ich habe nur gesagt, dass du wirklich ein guter Anführer bist...", druckste Kaiwen rum.
„In der Tat, das bin ich!", rief Trullus freudig und streckte stolz seine Brust extrem nach vorne.
„Wie wäre es, wenn du für die letzten Kilometer wieder voran reitest, wie beim Portal, um einen ehrenvollen Eindruck zu machen...?", schlug Kaiwen vor.
„Aber es ist noch ein ziemlich langer Weg...", sagte Trullus offensichtlich betrübt darüber, dass sie ihn nicht an ihrer Seite haben wollte.
„Also... ich wollte damit nur sagen...", sagte Kaiwen leise.
„Ja...?", hauchte Trullus fragend und beugte sich dabei zu ihr hinunter.
„Du siehst immer so stattlich aus, wenn du vorweg reitest... da wird mir immer ganz warm ums Herz... und deswegen...", mit gespielter Scheu schaute sie zu Boden und beobachtete wie Trullus Brust vor Stolz beinahe platzte und er sich prompt auf sein Pferd schwang.
„Keine Sorge, meine holde Maid! Ich werde dir einen Anblick bescheren, den du deinen Lebtag nicht mehr vergessen wirst!"
Danach ritt er voraus und wedelte mit seinem Schwert herum.
„Solch ein Vollidiot...", murmelte Kaiwen und fuhr sich entnervt mit der Hand übers Gesicht.
Irgendwie schien alles verschwommen als Bahe mit dumpf stechenden Kopfschmerzen zu sich kam. Er wollte sich an den Hinterkopf fassen, doch irgendetwas hinderte ihn daran. Blöderweise sah er immer noch nur schemenhaft. Konzentriert kniff Bahe die Augen ein paar Mal zusammen und schüttelte vorsichtig den Kopf.
Nach und nach klärte sich sein Blickfeld, dennoch war irgendetwas seltsam verkehrt. Es dauerte einen Moment, bis er verstand, dass er scheinbar kopfüber an einem Ast hing. Seine Füße und Hände waren oberhalb des dicken Astes mit einem Seil zusammengebunden, welches seine Gelenke furchtbar wund gescheuert hatte.
Bei jedem Wippen des Astes scheuerte das Seil erneut über die inzwischen offenen Wunden, was Bahe die Zähne zusammenbeißen ließ.
Doch erst dieses ständige Wippen des Astes ließ Bahe in seiner anfänglichen Verwirrtheit erkennen, dass er noch immer in Bewegung war. Verblüfft stellte er fest, dass er samt des Astes von vier kleinen Kreaturen getragen wurde, die ihm im Stehen wohl noch nicht mal bis zur Hüfte reichen würden.
„Was zum...", gab Bahe vollkommen baff von sich, während er sich fragte, ob er seinen Augen wirklich trauen konnte.
Was war hier los? Wer oder was waren das für Kreaturen?
Die Kreaturen schienen menschlich. Sie waren jedoch definitiv noch kleiner als Zwerge. Auch muteten sie vom Äußerlichen anders an, als das typische Klischee eines Zwerges mit langem Vollbart und breitem Körperbau. Sie waren zwar kleiner, aber trotz allem auch menschenähnlicher, mit ihrer feingliedrigen Gestalt.
Einzig ihre Gesichter wirkten wesentlich breiter, mit Pausbäckchen und kleinen, breiten Nasen. Die Haare der Wesen waren ausnahmslos braun und gelockt und hier und da schauten leicht spitz zu laufende Ohren aus dem Wirrwarr der Locken heraus.
„Ah, verdammt...", stöhnte Bahe, als er seinen Kopf wieder hängen ließ. Für die Musterung der Wesen hatte er seinen Hals unbequem verrenkt, schließlich ließ sich kopfüber nur schwerlich eine ungewohnte Situation in Augenschein nehmen.
Langsam kam alles wieder.
Er war mit seinen Elementaren unterwegs zu diesem Ungleichgewicht gewesen. An einem kleinen Gebirgsbächlein hatten sie schließlich halt gemacht und dann hatte er einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen. Nun ja... genauer gesagt mehrere Schläge...
Immerhin erklärte das die Kopfschmerzen.
Und als Folge des Überfalls hing er nun hier rum und wurde wie die Beute einer erfolgreichen Jagd um einen Ast gebunden irgendwohin transportiert. Na ja... er war tatsächlich die Beute, wenn er seine Situation richtig deutete.
Fragte sich nur, wo seine Elementare steckten. Nachdenklich blickte er sich um, konnte durch die Körper der kleinen Wesen jedoch nichts vor oder hinter sich entdecken. Zu seinen Seiten befanden sich nur graubraune Felswände, keinerlei Grün oder irgendein Hinweis auf seinen momentanen Aufenthaltsort.
„Hmmm...", beendete Bahe seine Untersuchung seiner Umgebung, sah eins der Wesen an und gab den Befehl: „Überprüfen!"
„Ziemlich krasse HP-Zahlen für so kleine Dinger...", murmelte Bahe leise. „Andererseits ist das Level auch schon recht hoch..."
Noch während Bahe mit dem Überprüfungsfenster beschäftigt war, schlugen die Wesen mit ihm einen kurvigen Weg ein und ermöglichten ihm so einen Blick nach hinten. Die Felsgnome hatten tatsächlich auch Balu geschnappt und ihn ebenfalls hängend an einem Ast gebunden.
„Hmm... Brocken und Limona sind aber immer noch nirgends zu sehen...", flüsterte Bahe vor sich hin.
„Hey Brocken, ich glaube er ist wach!", ertönte da prompt Limonas quietschende Stimme.
Bahes Kopf schnellte herum und entdeckte unweit zu seiner Rechten Limona und Brocken, die neugierig angelaufen kamen.
Aufmerksam beobachtete Bahe schnell die Felsgnome, doch sie reagierten überhaupt nicht auf die Ankunft seiner beiden Elementare.
„Gott sei Dank...", gab Bahe erleichtert von sich und fragte: „Wo wart ihr denn?"
„Nur auskundschaften, wo sie dich hinbringen", erklärte Limona.
„Ich bin... froh, dass... es dir gut geht", bemerkte Brocken.
„Na ja, mehr schlecht als recht", sagte Bahe und fragte dann möglichst leise: „Könnt ihr mich losmachen?"
„Schon vergessen, dass wir noch nicht fähig sind Raoie auf dieser Seite zu beeinflussen?", zog Limona die Brauen hoch.
„Einen Versuch war's wert", antworte Bahe und hätte vermutlich auch mit den Schultern gezuckt, wenn er nicht gerade kopfüber gehangen hätte. „Wo bringen sie mich hin?"
„Zum Ungleichgewicht!", sagte Brocken strahlend.
„Na, das ist... praktisch...?", gab Bahe fragend zögerlich von sich.
„Ganz genau!", stimmte Limona zu. „So müssen wir uns um nichts kümmern und du kommst trotzdem an dein Ziel!"
„Hehe", grinste Bahe und vergaß für einen Moment in welcher Lage er sich befand, wodurch er lauter als zuvor sagte: „Dafür könnt ihr aber auch nicht auf Balu reit-"
Ein Schlag gegen seinen Arsch unterbrach Bahe abrupt und ließ ihn erschrocken nach hinten schauen.
„Huschu!", rief einer der Felsgnome aufgebracht und deutete mit seiner Holzkeule auf ihn.
„Was zum Henker, willst du von mir?", entfuhr es Bahe wütend.
„Huschu!", schrie der Felsgnom noch aufgebrachter als zuvor schlug ihm erneut gegen sein Hinterteil. Diesmal steckte so viel Wucht hinter dem Schlag, dass es schmerzte!
„Fuck! Hör auf mit der Scheiße!", fluchte Bahe lauthals, was ihm nur einen weiteren wütenden Aufschrei des Felsgnoms samt Schlag auf den Hintern einbrachte.
„Ich will ja nichts sagen, aber ich glaube, er möchte, dass du die Klappe hältst", erklärte Limona hochnäsig.
„Das ist mir auch klar!", rief Bahe genervt, bereute es jedoch sofort.
„Huschu!", rief der Felsgnom und ließ erneut seine Holzkeule niederfahren.
„Oh scheiße, tut das weh!", zischte Bahe schmerzerfüllt, bevor er panisch nach hinten blickte.
„Nein, nein, das war ein Versehen. Ich bin jetzt still!", bettelte er.
„Huschu!"
„Aah!"
„Huschu!"
„Arg..."
„Huschu!
„..."
Ähm... heute ist doch Donnerstag, oder? ^^
Teil 1/2!
Bis Sonntag!
RiBBoN
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