Kapitel 54 - Ni Muning - Teil 2
„Nu Munu ist völlig egal, was mit den Leuten geschieht...", meinte Muning wütend. „Mit einem der beiden Stipendiaten bin ich damals ganz gut klar gekommen. Er hat nie irgendjemanden verärgert... Nur ein einziges Mal ist er im Gang aus Versehen mit Munu zusammen gestoßen... leider hat Munu so eine Himbeermilch von einem der Mädchen abbekommen... Das hat gereicht. In den folgenden Wochen taten Munu oder seine Handlanger alles Mögliche, um ihn und den anderen Stipendiaten fertig zu machen, bis sie schließlich die Schule verließen."
„Rosige Aussichten für mich...", meinte Bahe deprimiert.
„Pass einfach auf, dass niemand außer mir, davon Wind kriegt", versuchte Muning ihn aufzumuntern.
Doch Bahe blieb skeptisch. Nächste Woche würde die Live-Veranstaltung mit dem Anwalt stattfinden... Es wäre ein Wunder, wenn nicht raus käme, wie es um seine Familie bestellt war.
„Heißt das eigentlich, dass die Eltern von allen Schülern unserer Klasse vermögend sind?", stellte Bahe die Frage, die ihm noch immer auf der Zunge brannte.
„Im Grunde genommen... ja", sagte Muning überlegend.
„Womit verdient denn deine Familie ihr Geld?", fragte Bahe.
„Wir besitzen eine große Lebensmittelkette", grinste Muning zwinkernd.
„..."
Nun, das ergab Sinn.
„In unserer Klasse sind aber gar nicht so viele erwähnenswert...", erläuterte Muning nachdenkend. „Außer Xukun gibt es noch unseren Klassensprecher Tanren, seine Familie besitzt Anteile an verschiedenen großen Restaurantketten und dann gibt es noch Munus Handlanger Bowan, dessen Familie eine Baufirma besitzt. Alle anderen sind wohl vermögend, aber nicht in dem Maße, wie es jemand wie Munu als akzeptabel empfinden würde."
„Wo bin ich hier nur hinein geraten...", schüttelte Bahe den Kopf.
Nun musste Muning lachen.
„Ah, da fällt mir noch Ruomei ein!", brach Muning seinen Lachanfall ab plötzlich.
„Äh, wer?"
„Ruomei ist das schüchterne Mädchen in unserer Klasse, du weißt schon, lange Haare, riesen Brille, krumme Haltung?"
„Ah", jetzt wusste Bahe von wem Muning redete.
„Über sie ist nicht viel bekannt, was angesichts der Beziehungen einiger Schüler hier schon eine Seltenheit ist...", erklärte Muning aufgeregt. „Angeblich ist ihr Vater äußerst wohlhabend. Aber mehr weiß ich nicht über sie", zuckte er noch die Schultern.
„Ich schätze mal, dass sie für Munu eh unter seiner Würde ist, oder?"
„Das kannst du laut sagen", bestätigte Muning. „Der würde für so ein hässliches Entlein nicht mal den kleinen Finger rühren. Ganz egal wie reich, die Familie ist. Aber jetzt wo ich so darüber nachdenke... schon merkwürdig, dass ich über sie noch nicht mehr weiß... Ihr muss ich auf jeden Fall die Tage mal auf den Grund gehen."
„Du bist wirklich die Klatschtante der Nation", meinte Bahe lachend.
„Was denn, die vermögenden Leute müssen informiert sein", zwinkerte Muning Bahe grinsend zu, nur um daraufhin offensichtlich ein schlechtes Gewissen zu haben. „Also, ich meinte nicht, dass wir was Besseres wären oder so..."
„Schon klar, dass du das nicht so gemeint hast", beruhigte Bahe den Chinesen, dessen Gesichtsausdruck sich dadurch sofort wieder zu einem Grinsen wandelte.
„Du wirst schon klar kommen, so schlimm ist es hier eigentlich gar nicht", sagte Muning noch, ehe er sich mal wieder einen Löffel seines Essens in den Mund schob.
Bahe schüttelte nur belustigt den Kopf.
Hoffentlich irrte sich sein neuer Freund nicht.
Nach der Schule besuchte Bahe noch ein vorletztes Mal das Chin-Anwesen und kniete vor der Tür bis zum Abend. Morgen war es endlich soweit, dass er erfahren würde, wie sich der Trunkenbold entschieden hatte.
Anschließend genoss er mit seiner Familie das große Festessen. In ausgelassener Stimmung gab es die Lieblingsspeisen der Zwillinge, sowie all die exotischen Lebensmittel in Gerichten, die gut für die Gesundheit sein sollten. Bahe versuchte dabei so gut wie es ging, weg zu sehen, als seine Großeltern und Mutter sich an diesen Dingen versuchten.
Vor der Nachspeise sorgte Leo Xiao dann für einen Gänsehaut Moment, als er ein extra einstudiertes Gedicht für ihre Mutter vortrug. Bahe lächelte, als er sah, wie gerührt seine Mutter war. Versonnen schnappte sie sich Leo Xiao und knuddelte ihn ordentlich durch, ehe er sich unter Protest wieder von ihr lösen konnte.
Liana Xue kicherte während der ganzen Zeit und flüsterte Bahe zu, dass sie schon genau wüsste, wieso sie nichts vorbereitet hatte. Bahe musste sich an dieser Stelle wirklich ein Lachen verkneifen, da ihm klar war, dass sie einfach nicht genug geübt hatte, um ihr eigenes Gedicht vortragen zu können.
Es war ein schöner Abend, der dann doch etwas eher zu Ende ging, da sich Bahes Mutter vorläufig noch schonen sollte. Er half seinen Großeltern noch beim Abräumen und Spülen, ehe er sich in Raoie einloggte.
Zu seinem Leidwesen nur eine weitere monotone Spieleinheit. Man, war er froh, wenn Fenrir ihm endlich seine Ausbildung als bestanden attestierte.
Der nächste Schultag erfolgte zum Großteil ereignislos, wenn man mal von Muning absah, der sich auf Schritt und Tritt wie eine Klette an ihn heftete. Der Kerl konnte einfach nicht die Klappe halten, wie ein Computer strömten aus ihm die wahnwitzigsten Informationen über die Schüler der Parallelklassen, vor wem er sich in Acht nehmen sollte und wer vollkommen irrelevant war. Dazwischen stellte er immer wieder Fragen zu seinem früheren Leben in Deutschland, das Bahe mittlerweile seltsam fremd vorkam. Man gewöhnte sich einfach an die neue Heimat, oder?
Nach der Schule begab er sich dann endlich auf demkürzesten Weg zum Chin-Anwesen. Huilan öffnete ihm das Tor und Bahe kniete das letzte Mal vor der Haustür der Chins nieder.
Ich weiß... ein Bisschen kürzer als sonst... Aber sonst hätte der Cut nicht gepasst :D
Bis Donnerstag!
RiBBoN
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