Kapitel 51 - Der Schwur - Teil 2
„Haha, selbstverständlich nicht", winkte Han Ning ab und Bahe schaute ihn zunehmend verwirrt an. Was führte der Anwalt im Schilde?
„Ich habe keine Lust irgendwann auf dem Grund des Jangtse zu landen, nur weil der Kleine und seine Familie ihr Anwesen richtig veräußert wissen wollen", erklärte sich Han Ning.
Unsicherheit machte sich in Bahe breit, bis er an die Worte dachte, die sowohl der Anwalt als Bang Tuo so sorgfältig gewählt hatten. Er musste ihnen vertrauen... Scheinbar war es jetzt soweit...
Grimmig richtete Bahe seine Aufmerksamkeit wieder auf die aktuelle Situation und überlegte, wie er am besten mitspielen konnte.
„Ich weiß nicht wovon sie sprechen, Anwalt Hua", erklärte Mai Ping Lun ungerührt.
„Selbstverständlich nicht, selbstverständlich nicht", ereiferte sich Han Ning unterwürfig und beteuerte: „Ich möchte nur zum Ausdruck bringen, dass ich vielmehr für Sie arbeiten möchte, wenn Sie erlauben."
„Han Ning, was soll der Mist?!", versuchte Bahe sich in aufgebrachter Stimmlage.
Mai Ping Lun zeigte sich jedoch vollkommen unbeeindruckt: „Wie stellen Sie sich unsere Zusammenarbeit vor?"
„Nun, der Kleine will den Gesamtbetrag. Was selbstverständlich vollkommener Schwachsinn ist. Ich habe mir erlaubt ein Schreiben aufzusetzen, was beide Parteien zufrieden stellen wird", meinte Han Ning mit einem eiskalten Lächeln in Bahes Richtung.
Bahe bemühte sich indes besonders fassungslos drein zu blicken, als ob er nicht wahrhaben wolle, was soeben passierte. Mit gespielt verzweifeltem Blick beobachtete Bahe wie Han Ning die Unterlagen aus seiner Aktentasche holte und seine Ausführungen fortsetzte.
„Mit diesem Schreiben sichern Sie, Herr Mai, den ursprünglichen Verkäufern der Familie Ma, einen Betrag von 300 000 Yuan zu. Im Gegenzug verpflichten sich die Familie Ma, sowie der junge Bahe Dragon dazu, dass sie über die gesamte Transaktion Stillschweigen bewahren und nie wieder rechtliche Schritte bezüglich dieser Sachlage einleiten."
„Ho...", entfuhr es Mai Ping Lun verblüfft, ob der Dreistigkeit Han Nings.
Bahes nahm die Reaktion des Mistkerls als Stichwort und fuhr den Anwalt mit wütender Miene laut an: „Han Ning, was soll das? Unser Anwesen ist mehrere Millionen Yuan wert!"
„Bang Tuo, bring den Kleinen nach draußen, hier müssen sich die Erwachsenen unterhalten", vernahm Bahe den wie ausgewechselten Anwalt und erstarrte diesmal vollkommen ungespielt. War er zu weit gegangen? Bisher hatte er angenommen recht glaubhaft gewesen zu sein...
Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er, wie Bang Tuo auf ihn zukam und entdeckte ein verdammt echt aussehendes, schadenfrohes Grinsen in dessen Gesicht.
Du musst uns vertrauen, Bahe... Du musst uns vertrauen Bahe...
Bahe wiederholte den Satz mehrere Male innerlich und konnte sich dennoch kaum beruhigen. Han Nings und Bang Tuos Verhalten wirkte so echt, dass er sich nur schwer aus seiner Schockstarre befreien konnte.
Ohne noch länger zu zögern, war er sich schließlich mit all der Wut und Verzweiflung der letzten Tage dem Anwalt entgegen.
„Du Bastard!", schrie er aus Leibeskräften, während er Han Ning am Kragen packte. „Du hast mir gesagt ich soll dir vertrauen! Wieso tust du meiner Familie das an?!"
„Vertrauen... oh ja...", meinte der Anwalt grinsend, nachdem er sich vom ersten Schock erholt hatte. „Es war so leicht dir diese Idee von der allumfassenden Lösung vorzugaukeln. Ein paar Worte hier, ein paar Worte da und schon hast du mir förmlich aus der Hand gefressen..."
„Du... du...", stotterte Bahe und spielte das blanke Entsetzen so gut er konnte.
Er wollte gerade zu einem Schlag ansetzen als ihn jemand von hinten packte. Mit Schwung wurde er vom Anwalt weggerissen, während ihm gleichzeitig ein Arm schmerzhaft auf den Rücken gedreht wurde.
Der stechende Schmerz trieb ihn auf die Zehenspitzen und Bahe musste die Zähne fest zusammen beißen, um nicht aufzuschreien.
„Wir werden jetzt einen kleinen Spaziergang machen und an deiner Stelle, würde ich mich ruhig verhalten", sprach Bang Tuo ihn von hinten kalt an.
Dann wurde er am schmerzenden Arm nach hinten gezogen und Bahe konnte auf Zehenspitzen nur eiligst versuchen Schritt zu halten. Hätte Bang Tuo nicht ein Bisschen weniger feste zugreifen können?!
Frustriert blickte er ein letztes Mal durch den Raum. Die spöttischen und kalten Blicke der Männer Mai Ping Luns brannten sich sie wie heißes Eisen in sein Gedächtnis, während er sich immer wieder einredete, dass dies von Han Ning und Bang Tuo alles nur gespielt war.
Dennoch ließen spöttischen Minen der Männer so unvorstellbarem Zorn in ihm aufwallen, dass er seinen Gefühlszustand diesmal einfach freien Lauf lassen konnte. Sein Gesicht zu einer wütenden Grimasse verzehrt, sagte weit mehr als tausend Worte.
Bahe prägte sich speziell Shangs arrogante Gesichtszüge ein und schaute anschließend noch zu Mai Ping Lun, der Ursache allen Übels.
Hoffentlich funktionierte der Plan, den sich Han Ning ausgedacht hatte. Bahe wusste nicht was er sonst tun würde...
In dem Moment spürte er plötzlich, wie der Griff an seinem Arm sich etwas lockerte. Sollte er sich etwa wehren?
Bahe entschied, dass er sich die Skepsis nicht leisten konnte und versuchte weiterhin seine wütende Grimmasse aufrecht zu erhalten. Danach sprang er hoch und trat mit dem rechten Bein mit voller Wucht nach hinten. Bang Tuos Griff löste sich noch weiter und Bahe konnte ihm schnell seinen Arm entreißen. Anschließend wirbelte er herum und wandte sich zur Tür. Er musste einen verzweifelten Jugendlichen spielen. So jemand würde nur noch von hier verschwinden wollen. Also sollte er zusehen, dass er unbeschadet aus diesem Restaurant heraus kam.
Er sprang an Bang Tuo vorbei, der sich den schmerzenden Bauch hielt und wollte gerade die Tür öffnen, als sich eine Faust fest in seine Magengegend bohrte. Ächzend wurde er von den Beinen gerissen und gegen eine der Seitenwände des Raumes geworfen.
Bahe prallte verwirrt auf den Boden, während er keuchend nach Atem rang. Pochende Schmerzen in seinem Bauch und am Hinterkopf ließen ihn nicht klar denken, als er an den Haaren gepackt und in eine Richtung gezerrt wurde. Wie im Wahn versuchte er fieberhaft seine schmerzende Kopfhaut zu entlasten und krabbelte mehr als das er sich mit den Füßen abstoß, hinter der unbekannten Hand hinterher.
Kaum einen Augenblick später wurde er hochgerissen und aus dem Raum gestoßen. Taumelnd krachte Bahe gegen das Geländer, welches die offene Galerie vor dem Raum von der unteren Etage abtrennte und brach davor zusammen.
„Schnapp dir diesen Dreck, du nutzloser Vollidiot!", vernahm Bahe die Stimme des Bodyguards, der neben der Tür gestanden hatte und begriff allmählich, dass dieser ihn wohl gerade außer Gefecht gesetzt hatte.
Schmerzerfüllt kniff Bahe die Augen zusammen, um seinen Blick zu klären und entdeckte Bang Tuo, wie dieser grimmig auf ihn zuging und Bahe mit einem Griff zu seiner Jacke gewaltsam auf die Beine zwang. Scheinbar hatte Bang Tuo seinen Tritt doch recht gut weg gesteckt, dachte Bahe erleichtert.
Der Bodyguard baute sich ein weiteres Mal vor Bahe auf, packte seinen Kiefer und drehte sein Gesicht zur unteren Etage.
„Schau genau hin, du Hurensohn. Glaubst du wirklich, dass du auch nur den Hauch einer Chance hättest von hier zu entkommen?", raunte der Mann ihm verächtlich ins Ohr.
Doch Bahe hörte ihn kaum. Wie vom Donner gerührt blickte er auf die gesamte untere Etage. Jeder Mann und jede Frau, egal wie unscheinbar sie auch aussehen mochten, hatten sich erhoben und blickten ausdruckslos nach oben. In einigen Händen dieser Leute entdeckte Bahe Messer, die so gar nicht zum normalen Tischbesteck passen wollten. Andere hatten ihre Hände unheilvoll in die Jacketts oder unter den Rock geschoben.
Bahe schluckte schwer, als er zum ersten Mal gewahr wurde, dass hier wesentlich mehr auf dem Spiel stand als nur der reine Verkauf des Anwesens.
Der Jangtse (im Englischen Yangtze) ist der größte Fluss Chinas.
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