Kapitel 45 - Fäden - die sich zu verweben beginnen - Teil 2
Der Rückfahrt verging quälend langsam und Bahe war nur zu froh, als er zu Hause ankam. Das Abendessen zeugte auch von einer bedrückten Stimmung, wenn man mal von seinen kleinen Geschwistern absah. Seine Großmutter und er selbst, schwiegen jedoch vor sich hin. Bahe brauchte nicht nachzufragen, um zu wissen, dass seine Großmutter auch keinen richtigen Ausweg gefunden hatte. Nur Geld für die Operation zu haben, so ganz ohne Reha-Behandlung... Bahe wollte lieber nicht daran denken.
Anschließend half er noch seine Geschwister ins Bett zu bringen, flüchtete danach jedoch in sein Zimmer und loggte sich in Raoie ein.
Am nächsten Tag machte er sich früh fertig, brachte seine Geschwister zum Kindergarten und fuhr anschließend erneut nach Dazu.
Es dauerte den halben Tag bis er nachmittags und tatsächlich erst beim vorletzten Polizeirevier, fündig wurde. Auf einem Foto hatte Bahe den alten Bekannten seines Vaters wiedererkannt. Auch mit seinem Namen, Li Bang Tuo, hatte er richtig gelegen.
Bei der Auskunft bekam er aber zunächst einen Dämpfer. An der Information war ihm ausgerichtet worden, dass der Bekannte seines Vaters heute dienstfrei hatte. Das Wort, Familienfeier, war in dem ununterbrochen Redeschwall des Beamten herauszuhören gewesen. So oder so, er war nicht auf dem Revier.
Letztlich hatte Bahe Glück im Unglück, der redebegeisterte Beamte hatte ihm das Restaurant genannt, wo sich dieser am Abend wohl aufhalten würde und ihm obendrein sogar noch den Weg beschrieben.
Irgendwie passte das mitteilsame Verhalten des Beamten so gar nicht mit der telefonischen Abfuhr überein, die Bahe Vorgestern noch bekommen hatte. Der Unterschied war ja wirklich wie Tag und Nacht.
Bahe zuckte schlicht die Schultern, er war der Letzte, der sich in solch einer Situation beschweren würde.
Circa fünfundzwanzig Minuten später erreichte er sein Ziel und betrat das Restaurant. Er entdeckte Li Bang Tuo nirgends, was im Anbetracht der vielen Trennwende aber kein Wunder war.
Bahe überlegte gerade, ob er einfach so durch das Restaurant spazieren sollte, als einer der Kellner auf ihn zu kam.
„Guten Abend, was kann ich für Sie tun?"
„Guten Abend, mir wurde gesagt, dass hier eine Familienfeier der Li-Familie stattfindet...?"
„...", der Kellner schien, ob Bahes europäischer Natur zunächst verunsichert, sagte dann jedoch. „Aber sicher, folgen Sie mir einfach."
Kaum dreißig Sekunden später stand Bahe vor der Trennwand, die zum persönlichen Bereich der Li-Familie führte und fragte sich, ob er hier nicht gerade einen Fehler beging...
Eine chinesische Familie in ihren Feierlichkeiten zu stören, wenn man eigentlich ihre Hilfe brauchte...
Schlussendlich drehte Bahe um und verließ das Restaurant. Gegenüber vom Eingang befanden sich zwei Cafés mit Sitzplätzen im Außenbereich und er entschloss sich dort zu warten.
Natürlich zog sich die Warterei in die Länge. Bahe war schon bei der vierten Cola und heimste sich allmählich merkwürde Blicke der Bediensteten ein, die sich offensichtlich fragten, wieso er seit Stunden an seinem Tisch sitzen blieb und stets nur eine Limonade bestellte.
Er ignorierte die Blicke und beobachtete weiter den Eingang. Die Abenddämmerung hatte längst eingesetzt und spätestens in einer halben Stunde würde es stockdunkel werden.
Genervt fuhr er sich durch die Haare. Seine Großmutter würde wegen seiner Verspätung wahrscheinlich wieder einen Aufstand machen...
Um zwanzig Uhr schloss auch das Café endgültig seine Pforten und Bahe musste seinen Platz räumen und sich auf den nackten Bordstein am Straßenrand setzen. Mittlerweile bereute er seine Entscheidung, warten zu wollen, zutiefst. Dennoch, er hatte damit begonnen und würde jetzt dabei bleiben.
Insgesamt dauerte es letzten Endes bis einundzwanzig Uhr, ehe die Li-Familie das Restaurant verließ. Sie waren durch die Vielzahl der Gäste glücklicherweise schnell zu erkennen gewesen.
Li Bang Tuo erschien fast als letzte Person, doch Bahe erkannte ihn sofort wieder. Bang Tuo war nicht die prägnanteste Erscheinung, aber irgendetwas an seiner Art war Bahe nie aus dem Kopf gegangen. Er konnte selbst nicht genau sagen, was es war.
Im Nu, stand Bahe auf, überquerte die Straße und stellte sich vor seinem Ziel auf.
„Guten Abend Polizeikommisar Li", begrüßte Bahe den Mann, verbeugte sich dabei leicht und fuhr fort: „Verzeihen Sie bitte die Störung, aber ich müsste dringend mit Ihnen sprechen."
Die umstehenden Familienmitglieder schauten verdutzt auf Bahe und auch Bahes Gegenüber war sichtlich überrascht.
„... Kennen wir uns?", fragte der Bekannte von Bahes Vater.
„Wahrscheinlich erinnern Sie sich nicht an mich, mein Name lautet Dragon, Bahe. Sie haben vor ein einiger Zeit mit meinem Vater, Dragon Aurel, zusammen gearbeitet."
Als Bahe den Namen seines Vaters erwähnte, zog Bang Tuo erstaunt die Augenbrauen nach oben und sagte: „Was immer es ist, es muss bis Morgen warten. Ich bin mit meiner Familie hier, ich kann nicht..."
Bevor Bahe etwas erwidern konnte, legte sich plötzlich eine Hand auf Bang Tuos Arm und unterbrach ihn damit.
Die Hand gehörte einer Frau in ihren Dreißigern, die noch zwei kleine Mädchen mit sich führte.
„Rede ruhig mit ihm", sagte sie in Ruhe. „Du hast seinem Vater einiges zu verdanken. Wir warten solange mit meinen Eltern."
„Also gut", antworte Bang Tuo, nickte seiner Frau zu und fuhr an Bahe gewandt fort: „Du hast sie gehört. Anscheinend kann ich dir noch etwas meiner Zeit widmen. Worum geht es?"
Ich war gestern super produktiv! :) Die Kapitel für die nächsten 2 1/2 Wochen sind bereits fertig! Hell yeah! :D
Wenn euch das Kapitel gefallen hat, denkt doch drüber nach mir einen Kommentar da zu lassen.
RiBBoN
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