Kapitel 10 - Kampf der Giganten
Bahe zögerte nicht länger und nahm die Beine in die Hand.
Wie ein Wahnsinniger rannte er über die Ebene der Schlucht hinweg. Er hatte sich nach links gewandt. Zu seiner Rechten war kilometerweit nichts außer Erde, Gestein und dem ein oder anderen Grasbüschel zu sehen gewesen. Zu seiner Linken gab es auch keine Deckung die er nutzen konnte, allerdings machte die Schlucht in dreihundert Metern eine Biegung. Er konnte nur hoffen, dass sich dahinter irgendeine Fluchtmöglichkeit offenbarte.
Nachdem es zweihundert Meter lang ruhig geblieben war und sich Bahe mit schnellen Blicken zurück davon überzeugt hatte, dass die Kreatur noch immer am selben Platz verweilte, begann plötzlich wieder die Erde zu beben. Schockiert darüber, dass die Auswirkungen der Kreatur noch immer zu spüren waren, riskierte er einen Blick über die Schulter.
Der Anblick ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren! Der vier Meter hohe Felsen, den er zuvor genutzt hatte, um auf den Boden zu klettern, war nur der Stirnbereich eines gigantischen Kopfes, der inzwischen aus dem Boden ragte!
Unter einem lauten Grollen erhob sich die Kreatur vom Boden und Bahe wollte seinen Augen nicht trauen. Ein etwa fünfzig Meter langer Abschnitt löste sich von der Felswand und gab den Blick auf einen gewaltigen Körper frei!
Gestein und Staub wirbelte durch die Luft als sich gigantische Schwingen über dem Rücken der Kreatur streckten und ein mindestens dreißig Meter langer Schwanz krachend auf den Boden schlug. Voll aufgerichtet erlangte die Kreatur eine Höhe von gut fünfundzwanzig Metern!
Bahe lief ein eisiger Schauder über den Rücken, als sich die Augen des reptilienhaften Kopfes auf ihn richteten. Er wusste verdammt genau um was für eine Kreatur es sich hinter ihm handelte!
Es war ein Drache!
Ein verdammter Drache dessen Haut eins zu eins der verdammten Felswand glich!
Wieso musste ausgerechnet ihm sowas passieren?!
Bahe schaute wieder nach vorne. Noch dreißig Meter und er hatte die Biegung in der Schlucht erreicht. Er konnte nur hoffen, dass er sich dort irgendwo verstecken konnte, wenn der Drache hinter ihm herjagen würde.
Er legte nochmal an Geschwindigkeit zu.
Fünfundzwanzig Meter...
Zwanzig Meter...
Fünfzehn Meter...
Ein gewaltiges Brüllen erschütterte die Schlucht und Bahe glaubte doch tatsächlich die Erde unter seinen Füßen beben zu spüren. Schockiert warf er einen Blick zurück und sah, wie sich der Drache zum Sprung bereit machte.
Panisch beschleunigte Bahe seine Schritte zur Höchstgeschwindigkeit und bemerkte aus dem Augenwinkel heraus, wie sich der Drache mit einem Sprung nach vorne katapultierte!
Zehn Meter...
Bahe konnte nicht fassen, wie schnell der Drache die Strecke von mehreren hundert Metern hinter sich brachte. Mit allein zwei Sätzen hatte ihn der Drache fast schon eingeholt!
Sieben Meter...
In heilloser Panik riskierte Bahe einen letzten Blick über die Schulter und warf sich abrupt zu Boden.
Geifernde Zähne schossen im nächsten Moment haarscharf über ihn hinweg!
Bahe rollte sich schnell ab, blendete die Schmerzen seines geschundenen Körpers aus und preschte die letzten Meter um die Biegung herum.
Der Drache war durch seinen enormen Schwung knappe hundert Meter weiter geflogen, ehe er unter lautem Krach und bebender Erde über den Boden rutschte und sich stoppen konnte. Bahe wusste, dass er die gewonnene Zeit nutzen musste und steckte alle Kraft in sein Vorwärtskommen.
Er hatte die Biegung der Schlucht hinter sich gelassen und nur wenige Meter vor ihm einen enorm breiten Fluss entdeckt, der teils unter dem Felsgestein der Schlucht zu verlaufen schien. Ohne eine bessere Alternative blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Flucht im Wasser zu suchen.
Die knapp zwanzig Meter bis zum Wasserlauf kamen Bahe wie eine Ewigkeit vor. Der Drache hatte sich inzwischen abgefangen und setzte gerade zum erneuten Sprung an, als Bahe mit zwei letzten Schritten ins Wasser eintauchte.
Hektisch brachte er sich mit ein paar Tauchzügen tief unter Wasser und tauchte hinter einen Felsvorsprung, der bis über das Wasser ragte. Selbst hier unten im Wasser ließ sich noch der laute Aufprall des Drachen am Flussufer ausmachen.
Bahes Herz pochte in seiner Brust, während er sich tief unter Wasser an den Felsen krallte. Zwischendurch glaubte er noch das gedämpfte Brüllen der Kreatur zu vernehmen. Das erwartete Durchbrechen der Wasseroberfläche blieb jedoch aus.
Krampfhaft bemühte sich Bahe die Luft anzuhalten, musste nach einem viel zu kurzen Augenblick aber einlenken und sich zur Wasseroberfläche vorarbeiten. Als er schließlich den Kopf aus dem Wasser streckte, füllte er seine brennenden Lungen hektisch mit frischer Luft und unterdrückte sein Keuchen soweit es ging.
Ein fauchendes Brüllen hallte über das Wasser hinweg und wurde von lauten, stampfenden Schritten des Drachen begleitet.
Neugierig lugte Bahe vorsichtig um den Felsen herum und entdeckte den Drachen nicht unweit von ihm am Ufer. Die Kreatur lief das Flussufer auf und ab und musterte genau die Wasseroberfläche.
Ganz langsam zog Bahe seinen Kopf zurück und atmete angespannt aus. Er hatte gar nicht gemerkt wie er die Luft angehalten hatte.
Seine Situation war immer noch nicht viel besser. Er befand sich nun im Fluss und aus irgendeinem Grund scheute der Drache das Wasser. Ein Ausweg war der Fluss aber auch nicht wirklich. Bahe musste permanent gegen die Strömung ankämpfen, um allein hinter dem Felsen zu bleiben. Das Wasser des Flusses strömte leider der Felswand entgegen und beraubte ihn der Möglichkeit sich im Wasser weiter voran zu kämpfen. So entkräftet wie er war, würde ihm bereits nach kurzer Zeit die Puste ausgehen. Ganz abgesehen davon, dass am Flussufer noch immer ein Drache auf ihn wartete und er entgegen der Strömungsrichtung überhaupt keine Deckung ausmachen konnte.
Irgendetwas streifte unter Wasser plötzlich sein Bein und ließ Bahe vor Schreck zusammen zucken. Er nahm den Kopf unter Wasser und machte unzählige Fische aus, die sich gegen die Strömung voran kämpften. Es war wahrscheinlich irgendein Paarungsritual. Bahe hatte mal irgendwo davon gelesen, dass bestimmte Fischarten dafür weite Strecken zurücklegten.
Er wollte es gerade mit dieser Begründung abtun, als er in einiger Entfernung gerade noch ein Schemen unter Wasser ausmachte. Was auch immer es war, es kam schnell näher und wurde vor allem wesentlich größer! Es dauerte noch einen Lidschlag, ehe Bahe endlich erkennen konnte, mit was er es zu tun hatte.
Der verdammte Drache war doch noch ins Wasser gesprungen!
Panisch durchstieß er die Wasseroberfläche und begann den kleinen Felsen empor zu klettern. Er kam gerade oben an, als ihn ein gewaltiges Brüllen eines Drachen am Ufer erzittern ließ. Bahe spürte sogar noch den heißen Atem der Kreatur auf seiner Haut!
Wie zum Henker, war der Drache so schnell wieder ans Ufer gekommen?! Er hatte ihn doch gerade noch im Wasser gesehen!
Seine Gedanken rasten, als er sich mit schrecklicher Vorahnung plötzlich zum Fluss hinter ihm wandte. Ein enormer Schatten zeichnete sich unter der Wasseroberfläche ab und schnellte auf ihn zu!
Ihm blieb nicht viel Zeit!
Vor ihm der Drache am Flussufer und hinter ihm konnte jeden Moment ein weiterer Drache aus dem Wasser schnellen. Er hatte keinen Ausweg!
Fieberhaft überlegte Bahe und kam zu einer wahnwitzigen Idee. Er fuchtelte mit seinem Fuß im Wasser rum und wartete bis der Drache unter Wasser fast Bahes Felsen erreicht hatte. Dann nahm er die Beine in die Hand und sprang dem Drachen am Flussufer entgegen.
Die nächsten Sekunden vergingen für Bahe unendlich langsam. Der Drache am Ufer blickte ihn überrascht an und Bahe glaubte ein belustigtes Glitzern in dessen Augen zu erkennen.
Keinen Wimpernschlag später durchbrach der Drache aus dem Wasser die Oberfläche und sprang Bahe brüllend hinterher. Wenn Bahe nicht in einer so aussichtslosen Situation gewesen wäre, hätte er vermutlich über den Drachen am Ufer gelacht, der vor Schreck zusammen zuckte und sich sofort in Lauerstellung auf einen Kampf bereit machte.
Mit einem letzten Blick sah Bahe noch das weit aufgerissene Maul des Drachens hinter ihm, als dieser über ihn hinweg flog. Dann krachte Bahe in den Fluss.
Unter Wasser vollbrachte er so schnell es ging eine halbe Drehung und erhaschte gerade noch einen Blick auf den Zusammenprall der Giganten.
Die zwei massiven Körper der Kreaturen prallten gegeneinander, wobei der Drache am Ufer zunächst die Oberhand gewann und den anderen Drachen zurück ins Wasser schleuderte.
Bahe riss seine Augen weit auf, als er die Gefahr erkannte und begann hektisch in tieferes Wasser zu tauchen!
Diesmal schaffte er es jedoch nicht zu entkommen und wurde von dem Schwanz des zunächst unterlegenden Drachens erfasst. Sämtliche Luft entwich seinen Lungen, als er gewaltsam durch das Wasser gepresst wurde! Keine Sekunde später, schnellte er durch die Wasseroberfläche und wurde regelrecht davon geschleudert!
Zwanzig Meter flog er knapp über den Boden hinweg! Wie durch ein Wunder, konnte er zunächst die Füße auf den Boden bringen, wurde im nächsten Moment jedoch schon durch den ganzen Schwung fortgerissen. Verzweifelt versuchte er sich abzurollen und überschlug sich so oft, dass er vollkommen die Orientierung verlor. Steine schnitten ihn und prellten seine Knochen und ab und an, meinte Bahe negative Zahlen über ihn aufsteigen zu sehen.
Irgendwann kam er letztlich zum Liegen und keuchte vor Schmerzen in den staubigen Untergrund.
Irgendwann rüttelte ihn das Beben der Erde wieder zu Bewusstsein und Bahe drehte sich unter Schmerzen auf den Bauch. Die Drachen kämpften immer noch miteinander und der Kampf der Kreaturen war die reinste Naturkatastrophe!
Felsen, Gestein und Wasser flog in Massen durch die Luft, während sich die Giganten gegenseitig Hiebe und Schläge verpassten und gegeneinander anrannten.
Bahe traute kaum seinen Augen, als er das Ausmaß der Zerstörung in sich aufnahm. Die Drachen hatten in ihrem Kampf verstrickt kontinuierlich den Abstand zu ihm vergrößert und bekämpften sich inzwischen gute zweihundert Meter weit entfernt am Rande des Flusses.
Zum ersten Mal bekam Bahe eine Gelegenheit die Wesen genauer zu mustern und musste sich wegen der offensichtlichen Unterschiede innerlich ohrfeigen. Der eine Drache hatte eine felsenartige Haut, wirkte stämmiger als sein Gegenpart und hatte zahllose Stacheln auf dem Rücken und am Schwanz. Die andere Kreatur wirkte im Vergleich wesentlich eleganter, aber auch schmächtiger. Sie war etwa einen Kopf kleiner und ihr Körper knapp vierzig Meter lang. Zumindest, wenn man vom Schwanz absah. Die Kreatur unterschied sich durch ihren Schuppen bedeckten Körper stark von der anderen Monstrosität. Außerdem war ihr Rücken und Schwanz nur an der Oberseite mit nach hinten verlaufenden Stacheln besetzt.
Es handelte sich scheinbar um einen Erddrachen und einen Wasserdrachen.
Seine Vermutungen wurden weiter bestätigt, als die Pranken des Erddrachen schwach zu leuchten begannen und nach ihrer nächsten Erdberührung zahllose Gesteinsspieße aus dem Boden schossen!
Der Wasserdrache wich den Felsspitzen durch zwei kräftige Flügelschläge aus und klatschte ins Wasser.
Bahe beschloss, dass er genug gesehen hatte und lief zur gegenüber liegenden Seite der Schlucht, in der Hoffnung irgendwo ein Versteck oder einen Weg hinaus zu finden. Die Felswand erstreckte sich jedoch auch hier ohne größere Einkerbungen nahezu senkrecht nach oben. Als sich Bahe gerade darüber Gedanken machte, in welche Richtung er fliehen sollte, krachte der Erddrache vor ihm in die Felswand!
Geschockt taumelte Bahe ein paar Schritte zurück und beobachtete wie der Wasserdrache seinen Kopf unter Wasser steckte und anschließend sein Maul in hellblauem Licht zu leuchten begann. Im nächsten Moment spie er das Wasser in einem Strahl über hundert Meter dem Erddrachen entgegen, der sich gerade erst aufgerappelt hatte.
Unter lautem Donnern und Staubwirbel wurde der Erddrache wieder zu Boden und gegen die Felswand geschleudert!
Der Wasserdrache neigte seinen Kopf gen Himmel und brüllte seinen Triumpf hinaus. Dabei hinterließ er mit den letzten Zügen des Wasserstrahls eine so tiefe Einkerbung im Felsgestein, dass Bahe schlucken musste.
Hatte er sich nicht weit oben an der Felswand gefragt, wie die großen Einkerbungen am Fels entstanden waren?
Furcht packte ihn, als er sich der unglaublichen Macht dieses Wasserstrahls bewusst wurde.
Der Erddrache hatte scheinbar selbst den zweiten Wasserstrahl aushalten können, denn er kämpfte sich wieder auf die Beine.
Beide Kreaturen starrten einander an und stürmten dann erneut aufeinander zu.
Bahe kam sich an diesem Ort unglaublich klein vor. Er musste von hier verschwinden. Er war nichts weiter als ein Wurm, den die Drachen jederzeit zerquetschen konnten.
Vor ihm hatte der Erddrache eine tiefe Mulde ins Erdreich geschlagen und auch die Felswand war stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Zahlreiche Einkerbungen zeichneten den Fels bis in zwanzig Metern Höhe und bereits auf vier Metern Höhe begann die tiefe Druckspur, die der Wasserstrahl ins Gestein gefräst hatte. Dort sollte er genügend Platz haben, um sich bequem hinlegen zu können und nicht weiter aufzufallen. Wenn er sich seine Kräfte gut einteilte, sollte er es schaffen können.
Ohne noch länger zu warten, machte sich Bahe an den Aufstieg. Zwischendurch beäugte er noch ab und an den Kampf der Giganten, der zunehmend gewalttätiger wurde, ehe er sich in der Felsspalte klein machte.
Während am Boden der Schlucht der Kampf der Kreaturen weiter tobte, versuchte Bahe seine Atmung zu beruhigen und schaute sich nervös sein Charakterprofil an.
„Fuck!"
Er hatte nur noch zwei HP? Scheinbar hatte er unglaubliches Glück gehabt, als er über den Boden geschleudert wurde.
Bahe ging seine Statistiken noch schnell weiter durch und blieb beim Attribut Glück hängen.
„WTF! +50 in Glück!", stieß Bahe leise hervor.
Er konnte es nicht fassen!
Weiter unten entdeckte er die Nachricht, dass der Wert wohl vorübergehender Natur war. Dennoch, er konnte froh sein, ihn zu haben.
Außerhalb der Felsspalte krachte es weiterhin und Bahe riskierte vorsichtig einen Blick auf den Boden der Schlucht. Schwindel packte ihn kurz und ließ ihn sich verkrampfen. Er musste unwillkürlich in sich hinein lachen, dass er noch immer Angst vor der Höhe hatte!
Dann fiel sein Blick endlich auf die Drachen und er zog scharf die Luft ein. Beide Kreaturen waren inzwischen Blut überströmt und atmeten schwer!
Sie umkreisten sich unmittelbar unter ihm am Rand der Felswand. Ihr Blut triefte in Massen von ihren Körpern und lief in der Erdmulde zusammen, die der Erddrache vorhin zurückgelassen hatte. Der Anblick glich einem kleinen Teich aus Blut.
Es war unfassbar, dass sich die Kreaturen noch immer gegenüber standen!
Durch seine ganze Kletterei, währenddessen er seine schmerzenden Glieder den Felsen hochgeschleppt hatte, war der übrige Kampf der Drachen an ihm vorbei gegangen. Er bedauerte es fast ein Bisschen sich den Kampf nicht genau angesehen zu haben.
Gleichzeitig gingen die Drachen plötzlich wieder in Lauerstellung und begannen am gesamten Körper zu leuchten. Der Erddrache in hellen Erdfarbtönen und der Wasserdrache in verschiedenen Blautönen.
Dann geschah alles auf einmal!
Felsen wuchsen aus dem Boden und wurden von dem Erddrachen dem Wasserdrachen entgegen geschleudert. Gesteinsspieße schossen aus der Felswand und dem Boden, während das Erdreich unter den Füßen des Wasserdrachens schlammig wurde und diesen bis zum Bauch im Boden versinken ließ.
Der Wasserdrache blieb indes aber nicht untätig und beschwor das Wasser des Flusses herbei! Als ob der Fluss plötzlich lebendig geworden wäre, floss das Wasser über den Boden der Schlucht hinweg zum Wasserdrachen und hüllte ihn in eine gigantische Kugel aus Wasser. Aus dem Wasserball lösten sich aus Wasser gebildete Seeschlangen die den Gesteinsbrocken begegneten und diese zu den Seiten ablenkten, während das Wasser der Kugel die Beine des Drachens aus dem Boden löste.
Blitzschnell schwamm der Wasserdrache durch sein Element und wich den Gesteinsspitzen ein ums andere Mal aus. Bis plötzlich ein steinender Speer vom Himmel fiel, den der Erddrache in einem unbeobachteten Moment beschworen hatte und sich durch das schützende Wasser in den rechten Flügel des Wasserdrachens bohrte!
Die unerwartete Verletzung lenkte den Drachen kurz ab und schon bohrten sich zwei weitere Felsspitzen in seinen Unterleib und rechte Flanke!
Mit einem Aufschrei bäumte sich der Wasserdrache ein letztes Mal auf, leuchtete am Maul hell auf und Bahe glaubte die Wasserkugel, die den Drachen umgab, rapide schrumpfen zu sehen. Im nächsten Augenblick, schoss dem Erddrachen ein äußerst dünner Wasserstrahl entgegen, der ihn regelrecht durchbohrte und mit sich riss!
Der Wasserdrache gab erst auf, als sämtliches Wasser, das ihn zuvor umgeben hatte, aufgebraucht war. Dann sackte er über den Felsspitzen zusammen und die Wasser des Flusses kehrten in ihre natürlichen Bahnen zurück.
Es dauerte eine Weile bis sich der feine Sprühregen gelegt hatte, der durch den Wasserdrachen verursacht worden war. Und auch das Krachen des zurück geschleuderten Erddrachen verklang in der Ferne.
Bahe wagte es zunächst kaum zu atmen, so angespannt war er durch den Furcht einflößenden Kampf. Als einige Minuten später noch immer nichts zu vernehmen war, lugte er vorsichtig weiter aus seinem Versteck.
Weit und breit regte sich nichts mehr.
Es war an der Zeit aus seinem Versteck zu kommen.
Sein Körper brannte an so vielen Stellen vor Schmerzen, dass er sich nur mit Mühe bewegen konnte. Krampfhaft biss Bahe die Zähne zusammen und atmete mehrmals tief durch.
Er musste nur vier Meter hinunter klettern. Auch wenn seine Kräfte am Ende waren, konnte er es schaffen!
Quälend langsam ließ er sich mit den Füßen voran die Felswand hinab. Das Gestein war durch den Kampf unglaublich glitschig geworden und Bahe musste jeden Tritt und Griff mit Bedacht wählen.
Doch scheinbar sollte das Glück nicht mehr auf seiner Seite sein. Als er mit seiner rechten Hand nach einer neuen Einkerbung greifen wollte, rutschte er plötzlich mit seiner linken Hand ab!
„Oh, Scheiße!", fluchte Bahe, ehe er vollends den Halt verlor und schreiend die Felswand hinunter stürzte!
Der Wind pfiff ihm in den Ohren, als er klatschend in die Erdmulde fiel, die mit einer Mischung aus Wasser und Drachenblut gefüllt war.
Prustend kämpfte er sich zurück an die Luft und griff nach dem Horn, das sich aus seinem Gürtel gelöst hatte und auf der Oberfläche schwamm.
Seine Umgebung musternd, wollte Bahe gerade die Erdmulde verlassen, als heiße, stechende Schmerzen seine Gliedmaßen durchzuckten!
Entsetzt starrte er auf seine Arme. Jede Schnittwunde war angeschwollen! Dunkle, wulstige Adern oder Geschwüre breiteten sich zunehmend von den Schnittwunden aus und verursachten Schmerzen, die Bahe laut aufschreien ließen.
„Sterben?! Pah!"
Schmerzen würden ihn nicht umbringen!
Ohne zu zögern, wählte er sofort die zweite Option. Doch auf das was dann kam, hätte ihn niemand vorbereiten können.
Sengende Schmerzen durchzuckten seinen gesamten Körper und ließen Bahe laut aufschreien: „Ooaaaaahhh!"
Wie im Wahn krümmte er sich und fiel bis zum Hals zurück in die Mischung aus Wasser und Drachenblut, während er sich die Seele aus dem Leib schrie!
Jeder noch so kleine Quadratzentimeter seines Körpers strahlte inzwischen solche Schmerzen aus, dass er fürchtete jeden Moment den Verstand zu verlieren.
Unter seiner Haut kroch das Drachenblut wie von einem Eigenleben getrieben umher, während er panisch mit den Händen über seinen Körper schrubbte.
Sein Fleisch pochte und seine Muskeln zuckten unkontrolliert. Bahe war schlichtweg am Ende. Dann sprang das erste Benachrichtigungsfenster auf:
Unmöglich! Er musste noch 99% schaffen?!
Bevor er jedoch vollends verzweifelte, öffneten sich weitere Fenster:
Bahe schöpfte neuen Mut und schrie gegen die Schmerzen an. Er musste einen klaren Kopf behalten! Auf keinen Fall durfte er ohnmächtig werden.
Dies war vorerst das letzte Fenster, dem Bahe noch Beachtung schenkte.
In den folgenden Minuten wurde er vor Qual schreiend hin und her gerüttelt. Immer wieder wurden ihm neue Prozentzahlen genannt, die er jedoch kaum noch wahrnahm. Sein einziges Ziel bestand nur noch darin bei Sinnen zu bleiben.
Gedanken nach einer Log-out-Funktion zu suchen, kamen ihm zwischendurch, wurden genauso schnell aber auch wieder verworfen. Er war nicht umsonst so weit gekommen! Wozu hatte er all die Strapazen auf sich genommen, wenn er an rein körperlichen Schmerzen scheitern würde?!
Kurzzeitig biss er die Zähne zusammen, ehe er einen Moment später wieder die Beherrschung verlor und laut aufschrie.
Irgendwann versagte ihm die Stimme und er wimmerte nur noch mit einem zuckenden Körper leise vor sich hin. Die Minuten kamen Bahe inzwischen so endlos lang vor, dass er vollends das Zeitgefühl verloren hatte. Dann öffneten sich plötzlich wieder mehrere Benachrichtigungsfenster:
Bahe spürte wie er zunehmend darum kämpfen musste bei Bewusstsein zu bleiben. Ab und an verschwamm seine Sicht unter den Qualen und nur mit größter Mühe schaffte er es sich wieder zu sammeln.
Die Minuten vergingen in denen Bahe um sein Bewusstsein kämpfte. Glühend heiß bewegte sich das fremdartige Blut durch seinen Körper und zerriss ihn innerlich. Bahe glaubte zu spüren, wie sein Körper gewaltsam in seine kleinesten Bestandteile zerlegt wurde, ehe er unter noch größeren Qualen wieder zusammenwuchs.
Bahe hätte geflucht, wenn er noch die Kraft dazu gehabt hätte. Es fehlte ihm nur noch ein 1%! Irgendwie musste er noch durchhalten!
Tränen liefen ihm über die Wangen, als er sich ein letztes Mal aufbäumte und gegen die Schmerzen ankämpfte. Die letzten Sekunden verstrichen unendlich langsam. Dann klappten plötzlich mehrere Benachrichtigungsfenster auf einmal auf und die Schmerzen verschwanden so schnell wie sie gekommen waren.
Geschockt durch den plötzlichen Wandel, brauchte Bahe einen Moment um seine keuchende Atmung zu beruhigen und den zitternden Körper unter Kontrolle zu bekommen. Mühsam stand er auf lief aus der mit Drachenblut und Wasser gefüllten Erdgrube. Er wollte keine Sekunde länger dort verweilen.
Erst danach, widmete er sich den verschiedenen Benachrichtigungsfenstern.
Bahe überflog die ersten Fenster nur, blieb bei dem entdeckten Beruf jedoch hängen. Jede versteckte Klasse war typischer Weise viel mehr wert, als die Standardberufe. Er zögerte keine Sekunde und wählte „Ja.".
Irgendwie schaffte sich es ein Freudenschrei, sich aus seiner Kehle zu lösen, als er mit einem Grinsen im Gesicht die Hände in die Luft streckte!
Er hatte es geschafft! Er hatte es verdammt noch mal geschafft!
Bahe konnte es kaum glauben, dass er am Ende solcher Strapazen doch noch belohnt worden war!
„Moment mal...", schnellte ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf.
Er war so im Freudentaumel gewesen, dass er sich die Berufsklasse zunächst gar nicht näher angesehen hatte.
Unter der Beschreibung hatte doch etwas gestanden...
„...eines lebendigen Drachens...", murmelte er entgeistert vor sich hin, da vernahm er plötzlich ein wütendes Brüllen hinter sich!
Geschockt wirbelte sein Kopf herum. Bahe war zu keiner weiteren Reaktion fähig, als sich auch schon das Maul des Wasserdrachens um ihn schloss und sich messerscharfe Zähne tief in seinen Körper bohrten. Wütend schleuderte der Drache ihn dabei durch die Luft, so dass Bahe jegliche Orientierung verlor.
Gepaart mit furchbaren Schmerzen, sah er für einen kurzen Moment noch eine unglaubliche Schadensmeldung. Dann wurde es schwarz um ihn.
Langes Kapitel in das ich leider viele Bilder einfügen musste, weil man die "Fenster" anders nicht gut darstellen kann...
Lasst mich in den Kommentaren wissen, was ihr bisher von der Geschichte haltet ;)
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