Siebzehn
Mit einem kräftigen Schwung schloss ich die Tür des Raumes hinter mir. Maila, die eben noch in aller Seelenruhe an ihrem Schreibtisch zwischen Papierkram versunken war, blickte erschrocken auf. Ihr Büro war von einem dichten Staubfilm überzogen, der sich auf den alten Bücherregalen und dem chaotischen Schreibtisch niedergeschlagen hatte. Auf dem Boden lagen verstreute Papiere, die mit jedem Schritt unter meinen Füßen knisterten. Ihr Kittel, der unordentlich über den Stuhl hing, schien die Anspannung in der Luft widerzuspiegeln.
„Du bist zu spät", bemerkte sie mit einem müden Seufzer, während sie sich wieder ihren Unterlagen widmete. Ihre Stimme war ruhig, aber ich konnte die unterschwellige Sorge hören.
„Sei froh, dass ich überhaupt gekommen bin", schnaubte ich. Maila hob irritiert eine Augenbraue und ließ ihre Blicke auf mir ruhen. „Glaubst du, es war einfach, Mama zu überzeugen, dass ich hierher muss, während draußen die Welt untergeht?"
Maila schloss die Augen für einen Moment, als versuchte sie, ihre Nerven zu beruhigen. Sie stand langsam von ihrem überquellenden Schreibtisch auf, strich die Falten aus ihrem Kittel und versuchte, ihre Nervosität zu verbergen. „Und warum genau hast du so schlechte Laune?", fragte sie, während sie mich mit einem besorgten Blick ansah.
„Ich habe schlechte Laune, weil du von Zusammenarbeit redest, aber die einzige Zusammenarbeit bisher darin besteht, dass ich dir alles erzähle, während du keine einzige Information rausrückst. Im Moment bist du für mich kein Stück besser als Gisbert und Zoraida", sagte ich grimmig und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Tara, du hast recht", begann Maila, während sie sich auf die Ecke des Schreibtisches setzte. Ihr Unbehagen war deutlich spürbar. „Aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Je mehr ich und die anderen meiner Generation herausgefunden haben, desto schwieriger wurde die Zusammenarbeit. Zoraida hatte recht: Die anderen Generationen scheiterten, weil sie sich nicht vertraut haben. Bei meiner Generation war es anders."
Maila holte tief Luft. Ihre Unsicherheit machte mich nur noch neugieriger, was nun kommen würde. „Wir haben zu viel gewusst. Deshalb sind Zoraida und Gisbert so zurückhaltend mit Informationen geworden. Wir haben uns irgendwann geweigert, unsere Aufgabe weiterzuführen. Erst nachdem die Zeit in der Höhle vorbei war, wurde mir klar, wie wichtig es gewesen wäre, einfach weiterzumachen", erklärte sie ernst und sah mich eindringlich an. „Deshalb ist es entscheidend, dass ihr eure Aufgabe trotzdem erfüllt."
„Jaja, jetzt sag schon!", rief ich genervt. Die Geheimniskrämerei ging mir auf die Nerven.
„Also gut", sagte Maila, während sie sich einen Moment Zeit nahm, um ihre Gedanken zu ordnen. „Der Weltuntergang, den du eben erwähnt hast, steht in direkter Verbindung mit der Höhle. Der Rauch tauchte das erste Mal auf, kurz nachdem ich mit den anderen meiner Generation losgezogen bin. Seitdem habe ich beobachtet, dass der Rauch jedes Mal zunahm, wenn eine neue Generation ihre Kräfte einsetzte. Dieser Rauch gefährdet die Gesundheit der Menschen in dieser Welt und wird erst verschwinden, wenn die Aufgabe, vor der wir standen, erfüllt ist."
Maila sprach sachlich, doch ihre Nervosität war spürbar. Die Sorge um die bevorstehenden Ereignisse lag förmlich in der Luft. Der Raum war durchzogen von einer bedrückenden Stille, nur das gelegentliche Rascheln von Papieren unterbrach die Spannung.
„Aber ich verstehe das nicht. Das ist eine andere Welt – warum sollte das Auswirkungen auf die Erde haben?", fragte ich verwirrt und ließ mich auf einen der wackeligen Stühle nieder, die um den Schreibtisch herum standen.
Maila ließ sich seufzend auf ihren Stuhl sinken und begann unruhig mit den Fingern auf dem Tisch zu tippen. „Zoraida und Gisbert leben ebenfalls auf der Erde, genau wie alle anderen. Auch sie kamen täglich in die Höhle. Zoraida ist eine Art Magierin, die es geschafft hat, eine Parallelwelt zu erschaffen. Bei ihren Experimenten in der Höhle hat sie jedoch einen großen Fehler gemacht. Der Stern wurde erschaffen, um diesen Fehler zu korrigieren. Gisbert unterstützt sie dabei. Da Zoraida aufgrund ihres Fehlers in der Parallelwelt gefangen ist, müssen andere für sie die Aufgabe übernehmen. Eure Gegner, die Räuber der Elemente, leben ebenfalls in dieser Welt und haben Zoraidas Fehler ausgenutzt, um in die Parallelwelt zu gelangen und die Macht der Elemente an sich zu reißen. Ihr müsst also sehr vorsichtig sein, wem ihr vertraut. Vertraut auf euer Bauchgefühl, Tara", sagte sie, während sie sich nervös um mich herum bewegte und ihren Blick immer wieder auf die chaotischen Papiere warf.
„Was war das für ein Fehler? Was genau hat sie getan?", fragte ich neugierig, die Fragen brannten mir auf der Zunge.
Maila schüttelte leicht den Kopf, und ihre Augen wurden dunkel, als sie die nächste Antwort überlegte. „Es ist noch nicht an der Zeit, dir das zu erzählen. Ihr müsst erst weiter voranschreiten. Aber ich verspreche dir, du wirst bald Klarheit haben..."
Die Dämmerung draußen wurde intensiver, und die Dunkelheit schien das Büro von Maila zusätzlich zu erdrücken. Die Atmosphäre war von einer drückenden Schwere erfüllt, und ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, wie die kommenden Ereignisse sich entfalten würden. Die Antworten, die wir suchten, schienen gerade noch unerreichbar, aber ich wusste, dass wir uns ihnen bald stellen müssten.
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