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Kapitel 01

Ein lautes Krachen riss Soyala aus ihrem traumlosen Schlaf. Sofort öffnete sie die Augen und griff nach ihrer eiskalten Magie, bereit, eine potenzielle Gefahr mit einem spitzen Eiszapfen auszulöschen. Gleichzeitig versuchte sie blinzelnd, die Konturen ihrer Umgebung wieder deutlicher wahrzunehmen, als sie auch schon eine ihr allzu bekannte Stimme vernahm.

»Du lebst!«

Mit einem erleichterten Seufzen ließ Soyala ihre Magie wieder gehen, während sich ihre Sicht mit jedem Wimpernschlag ein wenig mehr klärte. Nun erkannte sie ihre Freundin Arkana auch, die mit einer dicken Jacke aus Bärenfell in der Tür stand und sie breit lächelnd musterte. Ohne eine Aufforderung abzuwarten, betrat Arkana die beschauliche Hütte vollständig, schloss die Tür hinter sich und zog sich ihre Pelzmütze von den braunen Locken, ohne Soyala auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

»Dabei hatte ich mich schon so darauf gefreut, Flocke endlich mitzunehmen und zu behalten«, murmelte Arkana mit einem gespielt enttäuschten Unterton in ihrer hellen Stimme, zog ihre Jacke aus und legte sie auf Soyalas Bett, das direkt neben der Tür stand und die einzige größere Ablagefläche in dieser Hütte darstellte. Für einen kurzen Moment fragte Soyala sich, warum sie auf dem Holzstuhl vor dem Kamin und nicht in ihrem weitaus gemütlicheren Bett geschlafen hatte.

Dann verarbeitete ihr Kopf endlich, was Arkana gesagt hatte - und insbesondere die Bedeutung dahinter. Sie lebte. Gestern Abend noch hatte sie sich auf ihren Stuhl vor den Kamin gesetzt, in die Flammen gestarrt, Flocke gestreichelt und auf ihren unvermeidlichen Tod gewartet. Statt zu sterben, war sie jedoch nur eingeschlafen, noch immer hier und nicht bei ihren Liebsten im Jenseits. Irgendetwas war furchtbar schiefgegangen.

»Oder bist du nur noch eine leere Hülle und innerlich zu Staub zerfallen? Blinzle zwei Mal, wenn du mich verstehst.« Die dunkelgrünen Augen ihrer Freundin, die Soyala immer wieder an die schier unendlichen Wälder in Jodre erinnerten, blitzten belustigt auf. Soyala blinzelte, zu mehr fühlte sie sich gerade nicht in der Lage, was Arkana zum Anlass nahm, sich erst einmal um die vor Freude winselnde Flocke zu kümmern und ihr so noch einige wertvolle Momente zu schenken.

Sie war noch am Leben.

Keine ihrer Vorgängerinnen hatte den 100. Geburtstag überlebt; dies war einfach der natürliche Lauf der Dinge. So sahen die Ahnen es seit vielen Jahrhunderten vor und genau so geschah es auch seit vielen Jahrhunderten. Warum also war sie noch am Leben?

Den ganzen gestrigen Tag über hatte sie die Kraft des Neugeborenen gespürt und wie die ihre immer geringer wurde. Gestern war es noch genau so abgelaufen, wie die Hexen vor ihr es beschrieben hatten - und heute wachte sie auf, lebendig, atmend, nicht erlöst von all der Last, die sie auf ihren zierlichen Schultern trug.

Konzentriert blendete Soyala ihre Umgebung aus und tastete mit ihrem Geist nach der Magie, die sie gestern in diesem Königreich, genauer gesagt im westlichen Teil von Jodre, wahrgenommen hatte. Doch sie spürte nichts. Die Magiequelle, die gestern von dem Neugeborenen ausgegangen war, war verschwunden. Soyala spürte, wie sich ihr Herz schmerzhaft zusammenzog und ihr Magen sich zu verdrehen schien. Ihre Hände, die noch immer auf den rauen Stuhllehnen ruhten, begannen zu zittern.

Sie amtete einige Male tief ein und aus, versuchte, ihren Körper wieder zu beherrschen. Tatsächlich gelang es ihr, ihren Herzschlag zu normalisieren, doch die zitternden Hände und das flaue Gefühl im Magen blieben. Dennoch horchte sie nun noch tiefer in sich hinein, versuchte, den Kontakt zu den Ahnen herzustellen, die sie seit ihrem 18. Lebensjahr begleitet hatten. Aber zum ersten Mal, seit sie sie mit der Kontrolle über ihre Magie gesegnet hatten, konnte sie die Ahnen nicht mehr spüren.

»Ich habe wirklich versucht, mich zu gedulden, Soyala. Aber nun möchte ich doch wissen, warum du kein Häufchen Asche bist. Ich bin natürlich sehr dankbar darüber, da ich den Besen bei Vater in der Schlachterei vergessen habe, aber merkwürdig ist es schon, oder?«, sprudelte ihre Freundin los und holte sie damit ein zweites Mal an diesem Tag zurück in die Wirklichkeit.

Soyala öffnete ihre Augen wieder, nahm sich ein paar Atemzüge Zeit, um in ihrer Hütte anzukommen und richtete schließlich ihren Blick auf Arkana, die auf dem Boden neben Flocke saß, ihren Rücken an Soyalas hölzernes Bett gelehnt und ihre Hände in dem weißen Fell des Huskys vergraben. Ihre Freundin grinste über den Witz, den sie gemacht hatte, doch ihre grünen Augen verrieten Soyala wie immer exakt, was sie wirkich fühlte. Sie konnte in ihnen eine unglaubliche Erleichterung darüber erkennen, sie nicht verloren zu haben.

Schon als kleines Mädchen hatte Arkana alles mit einem lockeren Spruch überspielt, selbst die unfassbare Tragödie, die sich an ihrem vierzehnten Geburtstag ereignet hatte. Doch auch schon dem kleinen Mädchen hatte Soyala jedes Gefühl ansehen können. Andersherum funktionierte das jedoch mindestens genauso gut, wenn auch noch nicht seit so vielen Jahre.

»Sehr merkwürdig«, beantworte sie Arkanas Frage mit belegter Stimme und räusperte sich, bevor sie weitersprach. »Die Magie ist verschwunden. Ich spüre das Neugeborene nicht mehr.«

Arkanas Augen weiteten sich, ehe sie begann, ihre Finger aneinander zu reiben. Das tat sie immer, wenn sie über etwas nachdachte.

Zuletzt hatten sie gestern Abend miteinander geredet und sich voneinander verabschiedet. Ihre Freundin war süchtig nach all den Geschichten, die Soyala zu erzählen hatte, und so hatte sie sie auch in den gestrigen Prozess vollständig eingeweiht. Generell gab es wohl keine Person im ganzen Königreich, die so viel über die Hexe wusste. Selbstverständlich wusste jeder Bewohner in Gletscherbach, dass sie magische Kräfte besaß - dies war auch wahrlich schwer zu verstecken, da sie doch seit mehr als fünfzehn Jahren hier lebte und seitdem keinen Tag gealtert war. Details jedoch kannte nur die Tochter des Schlachters, die sich über die Jahre in ihr Herz geschlichen hatte, obwohl sie dort nie wieder einen Menschen zulassen wollte. Nicht nach ihren Eltern und ihren Freunden sowie Verbündeten, die sie allesamt hatte sterben sehen.

»Was meinst du mit verschwunden?«

Soyala stemmte ihre Füße in das Lammfell auf dem Boden und stand langsam auf, während sie über die Frage nachdachte. Kaum war sie in einer aufrechten Position, spürte sie Schmerzen durch ihren ganzen Körper schießen, die ihr kurz die Luft zum Atmen nahmen. Ihre Beine und Arme fühlten sich merkwürdig taub an, ihr Rücken, als hätte sie eine besonders beschwerliche Reise über die Schlucht des Todes hinter sich. Ein Felsbrocken schien auf ihren Schultern zu liegen und ihr Nacken war verspannt. Hätte sie gewusst, dass sie am nächsten Morgen wieder aufwachen würde, hätte sie sich definitiv zum Schlafen ins Bett gelegt und sich nicht in den Holzstuhl gekauert.

Obwohl es eine neue Welle des Schmerzes auslöste, streckte Soyala ihre Arme in die Höhe und begann, in der kleinen Hütte auf- und abzulaufen. Ihre Muskeln knackten unheilvoll, doch mit jedem Schritt fühlte sie sich ein wenig besser.

Erst als Arkana mit den Fingern schnipste, fiel ihr ihre Frage wieder ein.

»Genau das, was ich gesagt habe, Arkana. Gestern konnte ich das Neugeborene spüren, ich hätte es genaustens lokalisieren können. Ich habe gespürt, wie die Kraft der neuen Hexe wuchs und meine schwand. Nun ist da nichts, als hätte es nie existiert«, antwortete Soyala wahrheitsgemäß.

»Vielleicht ist es tot«, mutmaßte ihre Freundin und zum ersten Mal verfluchte Soyala sie dafür, dass sie immer direkt ihren ersten Gedanken aussprach, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Denn genau das war der Satz, den Soyala nicht hören wollte. Was würde mit ihr passieren, wenn ihre Nachfolgerin bereits tot war? Würde sie weitere hundert Jahre kämpfen müssen? Der Gedanke reichte aus, um ein Gefühl der absoluten Erschöpfung in ihr zu wecken. Sie war ihrem langen Leben überdrüssig, hatte keine Kraft mehr, um die Dunkelheit zu kontrollieren und insbesondere wollte sie nicht noch mehr Menschen gehen sehen, die ihr so viel bedeuteten.

»Ist deine Magie noch da? Vielleicht haben die Ahnen auch einfach keine Lust mehr und dir nun ein sterbliches Leben gegeben.«

Soyala hielt inne und schloss abermals die Augen. Natürlich kannte sie die Antwort bereits, sie hatte schließlich beim Aufwachen schon nach ihrer Magie gegriffen, doch bei der Erwähnung eines sterblichen Lebens, glomm trügerischere Hoffnung in ihr auf.

Sie streckte den linken Arm nach vorne, die Handfläche geöffnet. Mit weiterhin geschlossenen Lidern stellte sie sich vor, wie sich ein kleiner Schneeball in ihrer Handinnenfläche bildete. Sie spürte, wie es hinter ihrer Stirn zu kribbeln begann, wie pures Eis durch ihre Venen zu strömen schien und musste ein Niesen unterdrücken. Nur einen Atemzug später hielt sie einen kühlen Schneeball in der Hand.

Ihre Magie war noch da, doch die ihrer Nachfolgerin nicht mehr.

Wohin war die Magie bloß verschwunden?

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