14 - Ein Ding der Unmöglichkeit! Oder?
Nach dem Gespräch über das Geschehen hat Violene wieder die Augen geschlossen und ist in einen ruhigen Schlaf gefallen. Auch Lucario kam mit der Zeit in einen Dämmerschlaf, weiterhin nah bei seiner Trainerin bleibend. Dabei hatte er ihre letzte Frage nicht beantwortet, sondern nur stumm aufmunternd zu ihr gesehen, bis sie endlich einschlief. Und doch weiß er genauso sehr wie sie, dass die Antwort auf ihre unbeantwortete Frage Ja ist. Das dieser Mann noch immer lebt und Unvorstellbares getan haben musste. Nur was?
Mit einem fröhlichen Lächeln bemerkt Schwester Joy bei der Visite am nächsten Morgen, das es ihrer Patientin schon viel besser geht und der Schlaf ausreichend Erholung brachte. Zufrieden nimmt sie die aktuellen Werte zur Kenntnis und macht zusammen mit Chaneira ein paar abschließende Tests, bevor sie Violene entlassen. Erleichtert darüber geht die junge Trainerin mit ihrem Lucario und ihrem restlichen Team zum Cafeteria-Bereich, um in Ruhe frühstücken zu können.
Kaum aber haben sie den Bereich betreten, winkt ihnen schon ein erleichterter Urs zu: „Violene, schön zu sehen, dass es dir wieder besser geht!"
„Danke Urs", nickt Violene und lächelt kurz, als sie für sich und ihre Pokémon etwas zu Essen holt und sich dann zu ihm und Lucario setzt. Mit einer kurzen Bewegung holt sie ihre anderen Pokémon bis auf Xerneas aus den Bällen, welche sich sogleich aufs Essen stürzen.
„Sag mal, was war gestern los mit dir? Deine plötzliche Ohnmacht hat mir große Sorgen gemacht...", gesteht der Aurawächter und sieht von seinem eigenen Frühstück auf.
„Es... ich hatte gestern einen plötzlichen Schmerz und... verschiedene Bilder gesehen", versucht die angehende Aurahüterin dabei so wage wie möglich, zu bleiben.
Doch Urs scheint gar kein Interesse an weiteren Details zu haben, jedenfalls nickt er verständnisvoll und lächelt aufmunternd: „Dann stimmt meine Vermutung. Du hast weitaus mehr Fähigkeiten, als wir bis jetzt herausfinden konnten. Und selbst deine Jetzigen sind schon nicht ohne. Das ist wunderbar!"
„Was sollen wir denn als Nächstes machen? Kann man das denn auch trainieren oder gibt es dafür spezielle Übungen?"
„Die bessere Frage ist, was willst du als Nächstes tun? Ich habe versucht, dir alles zu zeigen, was ich kann und von dem ich wusste, das es bei dir möglich sein könnte. Der Rest wird jetzt wohl an dir liegen", aufmunternd lächeln sieht er von Violene zu ihrem Team und widmet sich dann wieder seinem Frühstück.
„Ich glaub, ich weiß, wie meine Entscheidung gefallen ist", bestätigt Violene Urs Vermutung.
Nach dem entspannten Frühstück und einigen weiteren Gesprächen haben sich Aurawächter und Aurahüterin voneinander verabschiedet. Mit einem letzten danke hat Violene ihren Zimmerschlüssel abgegeben und ihre Rechnungen bezahlt, sowie sich von Urs und seinem Pokémon verabschiedet.
Seitdem befindet sie sich auf dem Rücken von Glurak, während ihr restliches Team wieder in seinen Pokébällen an ihrem Gürtel ist. Es wird Zeit, dass sie wieder nach Hause reist, zurück in die Kalos-Region. Es kann sich bei dem rothaarigen Mann aus diesen Bildern um niemand anderen handeln als Flordelis. Und da nicht mal Lucario, geschweige denn Urs die Echtheit dieser Bilder bestritten haben, scheint er immer noch zu leben. Umso wichtiger ist es, dass sie zurückkehrt und Pachira auf ihrer Rückreise schnellstmöglich Bescheid gibt. Seine Existenz könnte ganz Kalos in ein erneutes Unglück stürzen. Das dürfen sie nicht zulassen. Das können sie nicht zulassen!
Dankbar streichelt sie Glurak am Hals, als dieser nahe des Flughafens der Sinnoh-Region landet. Von hier aus sind sie in ihr Sinnoh-Abenteuer gestartet und von hier aus kehren sie jetzt wieder zurück. Kurzerhand ruft sie Glurak in seinen Pokéball und sieht sich ein letztes Mal um. So sehr sie sich auch freut, nach diesen knapp zwei Wochen endlich wieder nach Kalos zurückzukehren, so hofft sie auch, Sinnoh eines Tages nochmal besuchen zu können.
Und das hoffentlich nicht nur, weil gerade die Welt untergeht.
Ohne größere Umschweife steuert sie das große Gebäude an und macht sich auf direktem Weg zum Schalter, um ein Ticket für ihren Rückflug zu buchen. Konzentriert gibt sie mehrere Angaben ein, damit sie am Ende auch ja das passende Ticket erhält. Doch wäre da nicht dieses dumpfe Gefühl, das sie nicht so allein ist, wie sie gerade glaubt. Tatsächlich sind auch heute wieder mehrere Menschen im Flughafen von Sinnoh unterwegs, aber trotzdem lässt sich das komische Gefühl nicht beiseiteschieben. Es wirkt auch mehr wie eine dunkle Vorahnung. Ob das mit ihren Fähigkeiten als Aurahüter zusammenhängt?
Selbst ein schnelles Umsehen zu beiden Seiten ergibt auch nichts Genaueres. Das Gefühl auf unbegründete Paranoia schiebend, nimmt sie ihr Ticket aus dem Automaten entgegen und macht sich auf den Weg zum dazugehörigen Flugzeug. Dabei bemerkt sie nicht, wie jemand mit einer roten Sonnenbrille in ein kleines Gerät spricht.
Erleichtert nimmt Violene nach dem Boarding-Vorgang Platz in ihrem Sitz und sieht noch einmal aus dem Fenster. Nur um direkt wieder von den Gedanken eingeholt zu werden, welche sie seit heute Morgen verfolgen. Unmerklich seufzend holt sie ihren Holo-Log aus ihrer Gürteltasche raus. Noch bevor Urs ihr die Frage stellte, war klar für sie, dass sie zurück nach Kalos muss. Doch gab es da noch eine andere Sache, neben Flordelis Auftauchen, welche sie zu dieser Entscheidung gedrängt hatte. Und zwar, das ihre zwei Wochen lange Abwesenheit den Top 4 alles andere als gefallen würde. Nur vielleicht... haben sie das noch nicht mitbekommen. Mit Glück.
Zögernd aktiviert sie ihren Holo-Log und ruft die neuesten Nachrichten ab. Bis auf einige News, was in den letzten Tagen in der Region so passierte, hat ihr anscheinend niemand geschrieben. Dachte sie, bis zu dem Moment, als sie die kleine Eins entdeckte. Sich innerlich schon auf alles wappnen, ruft sie die neue Nachricht auf und stellt erleichtert fest, das diese von Pachira kommt.
Erleichtert liest sie Pachiras Namen, während die Geräusche des startenden Flugzeugs für sie in den Hintergrund rücken. Nur lässt der Inhalt ihrer Nachricht den jungen Champ gleich wieder schlucken: Hey Violene, ich weiß ja nicht, wo du dich gerade rumtreibst, aber einige aus der Liga sind nicht so erfreut darüber, dass du anscheinend Kalos einfach spurlos verlassen hast. Bitte antworte mir, dass du einfach nur vergessen hast, dich zu melden, und nicht irgendwo da draußen unterwegs bist! Thymelot war von diesem Vorfall jedenfalls wenig begeistert... Hier war in letzter Zeit einiges los. Hast du übrigens schon was Neues herausgefunden?
Sie hatte schon befürchtet, dass ihre abrupte Abwesenheit Probleme verursachen könnte, aber was könnte denn in den zwei Wochen vorgefallen sein – abgesehen von ihrem Nichterscheinen in der Liga – das die anderen so ungut darauf zu sprechen sind?
Kurz überlegt Violene, was sie Pachira am besten darauf antworten soll, bevor sie tippt:
Entschuldigung, mir sind einige ungeplante Dinge dazwischen gekommen, eine längere Geschichte! Ich wollte nicht einfach so fehlen, ich werde es dir beizeiten mal erklären. Heute Abend mache ich noch einen Stopp in Cromlexia und will mir die Ruinen von damals noch einmal anschauen. Denn es kann sein, das Flordelis lebt.
Kaum hat sie die Nachricht abgeschickt, steckt sie ihren Holo-Log wieder ein und schließt die Augen. Vielleicht kann ja wenigstens für einen Tag etwas Ruhe einkehren, wenn sie dort ihre Nachforschung abschließen konnte. Hoffentlich.
* * * * * * *
Wehmütig lächelnd mustert sie die riesigen Steine, die sich um und in der Stadt befinden. Schon damals gab es viele Rätsel um die Steine und deren Geheimnisse. Etwas, was sich bis heute nicht geändert hat. Im Gegensatz zum Zentrum der Stadt.
Schlendernd durchquert sie den steinernen Torbogen, um die Stadt zu betreten, und nähert sich bestimmt dem Zentrum eben jener. Früher haben drei große Steine die Mitte der Stadt gekennzeichnet. Heute befindet sich da nur noch ein riesiges klaffendes Loch, welches mehrere umliegende Häuser, besagte Steine und sämtliche Überreste der Ultimativen Waffe mit sich riss. Als sie Xerneas damals in der Untergrundbasis befreiten, drohte die Ultimative Waffe innerhalb weniger Minuten zu kollabieren und in sich zusammenzustürzen. Wie es dann auch schlussendlich geschah. Sie weiß noch, dass ihre Freunde und sie daraufhin schnellstmöglich die Flucht ergriffen, begleitet von einigen Rüpeln, denen ihr eigenes Leben wichtiger als ihr Anführer war. Nur hatte sie Flordelis damals nicht gesehen. Weder bei ihrer Flucht, noch als die gesamte Basis und die Ultimative Waffe in sich zusammenstürzte.
Wie kann er all das nur überlebt haben?
So in Gedanken versunken, umkreist sie das riesige Loch mehrmals. Sowohl die Ränder des Lochs als auch das Innere mustert sie dabei genauestens. Vielleicht in der Hoffnung, dort frische Spuren zu finden, oder eine Veränderung, wie als wenn jemand darin etwas bewegt oder gegraben hätte. Aber egal wie oft sie sich umgesehen und gesucht hat, es lassen sich keine Spuren entdecken. Alles scheint noch immer wie damals zu sein, als die Basis einstürzte und alles vernichtete.
„Das bringt doch alles nichts... aber das Bild, was ich sah, es... wirkte so real. Wie also kann das möglich sein, wenn er tatsächlich noch immer lebt? Wie konnte er das anstellen? Ich verstehe es nicht...", seufzend schüttelt sie den Kopf und sieht auf. Die Sonne neigt sich erneut gen Westen zu und läutet somit den Abend ein. Heute Abend sollte sie keine neue Reise antreten, außerdem hat sie eine neue Nachricht von Pachira erhalten, die sie sich noch ansehen muss.
Kurzerhand steuert sie das Hotel Meeresschnee an, um sich ein Zimmer zu organisieren. Nach einem kurzen Blick auf das Äußere des Gebäudes verschwindet sie durch die Tür nach drinnen. Kaum bemerkt die Rezeptionistin sie, begrüßt sie ihren neuen Gast direkt: „Herzlich willkommen im Hotel Meeresschnee, wie kann ich Ihnen behilflich sein?"
„Ich bräuchte ein Zimmer für eine Nacht, haben Sie noch etwas frei?", beantwortet Violene ihre Frage, kaum ist sie bei der Rezeption angekommen.
„Natürlich, ich bräuchte hier nur einmal eine Unterschrift von Ihnen, dann können Sie schon direkt hoch. Aktuell gibt es noch die Möglichkeit zum Abendessen, Frühstück wiederum gibt es morgens ab acht Uhr", erklärt die Rezeptionistin ihr weiterhin, reicht ihr einmal ein Papier zum Unterschreiben und nach erfolgter Unterschrift einen Zimmerschlüssel.
„Ich danke Ihnen!"
Im Zimmer angekommen schaut sie noch einmal nach Pachiras aktueller Nachricht: Du wirst mir echt einiges erklären müssen. Und erst recht den anderen Mitarbeitern der Liga. Ich konnte die anderen Mitglieder der Top Vier damit besänftigen, dass wir morgen erst die Liga-Sitzung haben. Die sie am liebsten schon vor einer Woche gehabt hätten. Guck mal, dass du dich mit den Nachrichten auf den neuesten Stand bringst, denn das wird dich morgen erwarten. Und zu Flordelis sollten wir nach der Sitzung morgen am besten Mal miteinander sprechen.
Uff, jetzt versteht sie den Ärger der anderen Mitglieder. Das sie einfach eine wichtige Sitzung der Pokémon-Liga verpasste und sich nicht einmal abmeldete – Kein Wunder, das dies alles andere als gut ankommt. Besorgt über die Vorwarnung sieht sie zur Lokalzeitung, die sich auf dem Tisch in ihrem Hotelzimmer befindet.
„Was ist in den letzten zwei Wochen hier nur passiert...?"
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