10 - Nächstes Ziel: Eiseninsel!
Auch wenn sie relativ schnell einschlafen konnte, so war die vergangene Nacht nicht wirklich erholsam. Was dann wenigstens den kleinen Vorteil mit sich brachte, schon in aller Frühe mit ihrem Team im Poké-Center frühstücken zu können und diese ein letztes Mal durchchecken zu lassen.
Dementsprechend war sie auch nicht sonderlich traurig darum, dass frühmorgens so gut wie keine anderen Trainer wach waren und frühstücken wollten. So hatten sie zu siebt entspannt Zeit und konnten auch neugierige Blicke auf das gemischte Team vermeiden.
Nachdem Schwester Joy ihr dann auch nochmal versicherte, das Glurak wieder seine vollen Kräfte hat, stand für Violene nun der Aufbruch bevor. Mit einem „Danke" gab sie den Schlüssel wieder ab und rief ihr Team zurück. Nur Lucario hebt seine Pfote und scheint Einspruch dagegen zu erheben.
Erstaunt beobachtet der junge Champ die Reaktion ihres Begleiters: „Möchtest du mich lieber so begleiten?"
Entschlossen nickt das angesprochene Pokémon einmal und kommt auf ihre Höhe.
„Nun gut, ist vielleicht gar nicht so schlecht. Gerade in einer fremden Region", lächelt sie wiederum und verstaut seinen Pokéball wieder an ihrem Gürtel, „Dann lass uns mal aufbrechen nach Fleetburg."
„Auf jeden Fall, ich bin neugierig, wer das sein soll", erwidert Lucario mit einem Nicken und folgt seiner Trainerin.
Verdutzt hält diese inne, als sie realisiert, dass sie ihn gerade verbal verstanden hat: „Du... kannst reden? Dann... dann habe ich es mir bei Glurak doch nicht eingebildet... oder?"
„Du verstehst mich?", nun liegt es auch an Lucario, verdutzt innezuhalten. Durch seine Aura-Fähigkeiten und das enge Band der Freundschaft kam es mit der Zeit, dass sie sich gut verstanden. Aber nie verbal. Nie so. Und jetzt...?
„Wow, das ist... also, das ist ziemlich... verrückt? Ich mein, irgendwo ist es zugleich auch ziemlich cool, aber... es ist irgendwie so unwirklich. Wir kennen uns schon so lange, warum war das vorher nie der Fall?" Mit einem leichten Grinsen, aber auch vielen Fragen sieht Violene aus dem Augenwinkel zu Lucario, während sie den Weg weiter Richtung Route 218 gehen, um dadurch nach Fleetburg zu kommen.
„Vielleicht hängt es ja mit deinem Erbe zusammen? Eine Fähigkeit, die erst jetzt erwacht. Nur frage ich mich, wie viele Fähigkeiten es da noch geben könnte, die noch nicht aktiv sind", nachdenklich hat Lucario den Blick geradeaus gerichtet und mustert dabei vielmehr seine Umgebung.
Unmöglich wäre es nicht, da stimmt sie Lucario im Stillen zu.
Die Route 218 ist dabei eher unspektakulär, was die Natur hier angeht. Dabei trennt das angrenzende Meer auf dieser Route die beiden Städte hier voneinander. Nur die vereinzelten größeren und kleineren Steine trennen wiederum ein Teil des Wassers vom großen Meer, welches sich dahinter erstreckt. Das dichte Waldgebiet auf der linken Seite wiederum macht es einem schwer, damit das Meer zu umgehen.
So sind die Reisenden hier schon eher genötigt, Fleetburg entweder über den Wasser- oder den Luftweg zu erreichen. Zugleich eine gute Trainingsmöglichkeit, gerade wenn man die Arena dann herausfordern will. Nicht gerade unpraktisch.
Besagten Punkt erreicht hält Violene für einen Moment inne und lässt ihren Blick über das weite Wasser schweifen. Fast schon friedlich liegt das Meer vor ihnen, einladend. Herausfordernd mustert Lucario die aus dem Wasser ragenden Steine, nicht daran denkend für diesen Teil der Strecke in seinen Pokéball zurückzukehren.
Schweigend nimmt sie einen anderen Pokéball in die Hand und lässt Lapras vor sich im Wasser erscheinen. Kaum hat sich das Wasserpokémon materialisiert, gibt es einen freudigen Ruf von sich. Vergnügt streckt Lapras seinen Kopf mehr gen Himmel, als es bemerkt, dass es sich im Wasser befindet.
„Es ist schon etwas her, seitdem du dich das letzte Mal im Wasser auspowern konntest. Ich werde versuchen, in nächster Zeit öfters für dich nah am Wasser zu sein", entschuldigt sich Violene bei Lapras und streicht ihr über die Schnauze, „Aber diesmal brauche ich wieder deine Hilfe, um das Meerstück bis zur nächsten Stadt zu überqueren. Hilfst du mir?"
„Klettere rauf auf meinen Rücken", erwidert diese wiederum mit einem Lächeln, wobei sie noch hinzufügt, „Ich freue mich, bald mal wieder ausgiebig im Wasser schwimmen zu können!"
Nun liegt es an Lucario belustigt zu ihrer gemeinsamen Trainerin zu gucken, wissend, dass Lapras sie beim Wort nimmt. Zugleich weiß er aber auch, dass sie eine gute Trainerin und Freundin in ihr haben. Immerhin gehört er mit Brigaron und Fiaro zu ihren ersten Pokémon, welche sie seit Anbeginn ihrer Reise begleiten. Und das sogar noch vor der ersten Arena. Später dann kamen Glurak, Lapras und Xerneas im Laufe der gemeinsamen Reise mit dazu.
„Während ihr den Wasserweg nehmt, werde ich mit den Steinen trainieren. Mal sehen, wer von uns schneller am anderen Ufer sein wird", grinsend sieht Lucario zu Lapras und Violene, welche währenddessen auf Lapras Rücken Platz genommen hat.
„Gib Bescheid, wenn dir nach einer Pause sein sollte", erwidert die junge Trainerin grinsend, kaum hat Lapras begonnen weiter Richtung Westen zu schwimmen.
Für einen Moment blitzt Empörung in Lucarios Augen auf, bevor er weiterhin grinsend den Kopf schüttelt und seine Pfoten vor seiner Brust verschränkt hat. Diese Herausforderung und vor allem diese Neckerei will er sich nicht entgehen lassen. Noch einmal streckt er sich und nimmt den ersten Stein ins Visier. Kurzerhand geht er wenige Schritte zurück, nimmt so Anlauf und springt. Sicher landet er auf dem ersten Stein, bevor er seinen Weg so Stück für Stück fortsetzt, auf gleicher Höhe mit Lapras und Violene.
Freudig schwimmt Lapras durch das Wasser, immer mal wieder dem ein oder anderen Karpador und weiteren Fisch-Pokémon ausweichend. Die meisten nehmen schnell wieder Reißaus, sobald sie den Trainer auf Lapras Rücken wahrnehmen. Nur wenige Pokémon lassen es sich nicht nehmen und mustern das Duo neugierig auch mal genauer. Doch scheint keines der wilden Pokémon Interesse an einem Kampf zu haben, jedenfalls können sie das Meerstück problemlos bis zum anderen Ufer passieren, wo Lucario schon mit verschränkten Armen auf die beiden wartet.
„Ich merke schon, eine Pause hast du wirklich nicht gebraucht. Du bist sogar vor uns am Ufer angekommen", schmunzelnd sieht Violene zu ihrem Partner, der bei ihren Worten leicht lächelt und eine Pfote auf seine Brust legt. „Danke dir Lapras für deine Hilfe", mit diesen Worten klettert sie von Lapras Rücken runter aufs Ufer und ruft das blaue Wasserpokémon zurück in dessen dazugehörigen Ball.
„Weißt du schon, wie wir zu dieser Eiseninsel kommen werden? Wie wollen wir diesen Menschen finden, von dem der Champ Cynthia sprach?", neugierig sieht Lucario zu seiner Trainerin, als sie auf das große Stadttor zugehen.
„Wir machen es wie in Kalos. Herumfragen, Fleetburg soll eine Hafenstadt sein. Und wo ein Hafen ist, da sind auch Schiffe. Und bei diesen Schiffen wird es bestimmt auch eines geben, das zur Eiseninsel fahren würde. Ich glaube kaum, dass die Eiseninsel eine total unbewohnte Insel ist."
Leicht schmunzelt Lucario über den Optimismus seiner Trainerin. Als sie sich begegneten, war er noch ein Riolu und sie am Anfang ihrer Reise, aber doch hat sein Gefühl ihn nicht belogen. Sie auf ihrer Reise zu begleiten war definitiv eine gute Entscheidung.
Neugierig und vielleicht auch etwas nervös zugleich betreten sie die Stadt und staunen nicht schlecht. Der Name Hafenstadt trifft es tatsächlich ziemlich gut. Wasser, soweit man sehen kann und auch die Schiffe sind nicht weit weg. Dabei ist die Stadt selbst teils von Wasserkanälen durchzogen und zugleich durch verschiedene Brücken wieder miteinander verbunden.
Obwohl Trainer und Partner gleichermaßen Lust hätten sich einfach mal die Zeit zu nehmen und die Stadt zu erkunden - und am liebsten die restliche Sinnoh-Region gleich mit - wissen sie, dass das nächste Ziel der Hafen ist. Gesagt, getan halten sie somit Ausschau nach möglichen Straßenschildern und machen sich auf den Weg Richtung Schiffe.
Doch kommt gerade Violene aus dem Staunen nicht mehr raus. Obwohl ihre Heimat schon die ein oder andere Küstenstadt hat, so gibt es innerhalb der Region keinen festen Schiffsverkehr. Weshalb die verschiedenen Schiffe und Boote hier am Hafen sie nicht gerade wenig beeindrucken. Und gefühlt ist alles dabei, von sehr großen Dampfern bis zu den kleinen Booten und Schiffen, die im Gegensatz zu den Dampfern teils wie Nussschalen aussehen.
Vor einem Dampfer am Steg stehenbleibend schaut Violene sich suchend um. Der Weg zum Hafen war kein wirkliches Problem, was auch daran liegen könnte, dass die meisten dem Duo nicht wirklich Beachtung geschenkt haben. Etwas, was Violene fast schon ein bisschen vermisst, wenn sie an ihre Heimat denkt. Spätestens, seitdem sie den Champ-Titel errungen und das Kalos-Emblem überreicht bekommen haben, ist es alles andere als einfach unbeobachtet durch die Region zu reisen.
Unmerklich stupst Lucario seine Trainerin am Arm an, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen: „Violene, da vorne ist ein Mann, der eine Liste zu kontrollieren scheint. Vielleicht kann er uns ja helfen, ob hier jemand zur Eiseninsel fährt."
Aus den Gedanken gerissen, folgt sie seinem Blick, wobei sie einen älteren Mann in Kapitänskleidung entdeckt: „Danke dir, Lucario! Vermutlich ist er Kapitän von einem dieser Schiffe hier, der kann uns bestimmt weiterhelfen!"
„Entschuldigung?", mit einem vorsichtigen Lächeln nähert Violene sich dem Kapitän und hebt die Hand etwas, „Ich suche eine Mitfahrgelegenheit zur nahegelegenen Eiseninsel. Wissen Sie vielleicht, wo ich hier am Hafen fündig werde?"
Etwas in seinen bauschigen Bart grummelnd sieht der Mann von seinem Klemmbrett auf, wobei Violene erst jetzt seine eindrucksvolle Statur bewusstwird. Wobei sie spätestens jetzt fest überzeugt ist, der ist nicht ohne Grund Kapitän und wird bestimmt auch wissen, wie er seine Arbeit zu tun hat. Skeptisch mustert er die junge Trainerin vor sich, als sein Blick auf Lucario nicht unweit hinter ihr fällt. Kurz hebt er eine Augenbraue, unmerklich den Kopf schüttelnd: „Noch so ein Trainer, der unbedingt dorthin will... Bei mir biste falsch, mien Deern. Mein stolzes Schiff hat ganz andere Ziele, die wir ansteuern. Aber wenn du unbedingt auf diese karge Insel willst, dann frag mal weiter unten am Hafen. Seine Schaluppe mag auf den ersten Blick sehr klein erscheinen, aber bis jetzt hatse schon jede Fahrt geschafft."
Kaum hat er seine Antwort beendet, hat er sich auch schon umgedreht und verschwindet zwischen weiteren Matrosen, die verschiedene Kisten hin und her tragen. Das perplexe „Danke" von Violene wahrscheinlich nicht mehr hörend.
Doch ist es eine andere Sache, die sie mehr hellhörig hat werden lassen. Er meinte etwas von „Noch so ein Trainer", sie ist also nicht die Erste, die auf die Eiseninsel will. Und nicht nur das. Auch Arceus hatte etwas Ähnliches erwähnt.
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