Erinnerungen
Schmerz, Trauer, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Wut,...All diese Emotionen füllen die Leere in meinem Herzen seit zwei Wochen, noch bevor es passierte.
Ich habe ständig Albträume und ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm nicht helfen konnte. Ich war nicht da, obwohl ich es hätte sein können. Ich hab ihn sterben lassen und das allein im Wald. An dem Waldsee, welcher unser Lieblingsplatz war. Ich wusste von der Polizei, dass man seine Leiche blutüberströmt und schmutzig vom Matsch am Ufer fand.
An dem Ufer, an dem wir so gerne die Frösche beobachtet haben oder wir einfach unsere Füße ins Wasser gestreckt haben. Das Wasser war immer schön klar und im Sommer schwirrten eine Menge Libellen darüber. Das Gras, das das Ufer umgab war immer grün mit vereinzelten Gänseblümchen. Den Seerosen haben wir Namen gegeben, wenn uns langweilig war. Und letzten Sommer hatte Papa uns ein Seil an der Trauerweide festgebunden, damit wir von da aus ins Wasser springen konnten. Wir wollten irgendwann auch mal eine Schaukel an einem geeigneten Ast aufhängen, doch dazu wird es jetzt nie mehr kommen. Das alles wird er nie wieder machen können.
Sehr oft denke ich daran, dass ich diejenige sein müsste, die die Polizei gefunden hätte. Das ist meine Schuld gewesen.
Es war dunkel um mich herum. Das Mondlicht, welches vereinzelt durch die Blätter schien, zeigte mir einen ziemlich bekannten Weg durch den Wald. Meine Beine trugen mich irgendwo hin. Ich wollte mich nicht daran erinnern können, welcher bekannte Weg es sein möge. Ich war zu müde und viel zu erschöpft. In der Luft lag der Geruch von Matsch und Regen. Der Waldboden blieb an meinen Schuhsohlen hängen. Meine Beine trugen mich tatsächlich zu dem Waldsee, zu unserem Lieblingsplatz.
Dann sah ich ihn, er stand direkt vor mir. Seine sonst so strahlend blauen Augen überdeckte eine Art Schleier. Sein sonst so wirres schwarzes Haar war fettig und stand in alle Richtungen ab. Seine Haut war blass und er bestand fast nur aus Haut und Knochen. Es sah schrecklich aus. Seine Lieblingsjeans, die sonst kein Fleck abbekommen durfte war in Dreck getränkt genauso sah auch sein T-Shirt aus.
Er hob seinen Blick, wobei er mir in die Augen sah. Es war fast so als ob er in mein Inneres sehen könnte. Seine Mundwickel zuckten zu einem fiesen Lächeln, dass gefährlich aussah. Er kam mir immer näher. Nebenbei zog er sein Taschenmesser aus der Hosentasche und klappte es auf.
„Warum warst du nicht da? Und hättest mir helfen können. WARUM?" schrie er mich an. Ich wusste doch das es meine Schuld war. Mir kamen die Tränen, diese wischte ich mit einer flinken Handbewegung einfach weg. Er sollte mich nicht so schwach sehen. "Ich wollte dir helfen wirklich...Ich... Lucius bitte." versuchte ich mich zu erklären, aber Lucius unterbrach mich. „Nein, du wolltest mir doch gar nicht helfen. Deswegen wirst du dafür büßen." schrie er weiter. Er hatte auf ein mal eine viel zu hohe schrille Stimme, sodass ich mir die Ohren zu halten musste.
Er bewegte sich wie ein Gespenst auf mich zu. Kurz bevor sich unsere Nasen berührten blieb er stehen. Das teuflische Grinsen machte mir mächtig Angst. Er hob den Arm indem er das Messer hielt.
Danach holte er aus und stach bestimmt fünf mal auf mich ein. Heißes Blut, mein Blut, lief meinen Bauch hinunter. Auf dem Boden bildete sich eine Pfütze aus meinem Blut. Wie gefesselt starte ich darauf. Mir wurde schwindelig, die Umgebung dreht sich im Kreis bis alles schwarz wurde.
Schweißgebadet wachte ich auf, wobei ich mir aus Reflex an den Bauch fasste. Doch dort befand sich zum Glück keine Wunde oder Sonstiges. Die Versuche mich selbst zu beruhigen scheiterten alle kläglich. Den Schweiß auf der Stirn wischte ich weg und bemerkte, dass ich glühend heiß war. Mein Körper wurde durch Zuckungen und Zittern geprägt.
Ich nahm die Decke, wickelte mich darin ein. Ich beschloss zu Ryan zu gehen. Er war der einzige der mich in solchen Situationen beruhigen konnte. Manchmal ist ein großer Bruder das nervigste überhaupt, aber halt nur manchmal.
Auf dem Flur knarrten die Dielen wie immer. An der Zimmertür angekommen machte ich mir nicht die Mühe zu klopfen. Ich tritt einfach in die Chaoshöhle von Ryan. Mein Bruder schlief wie ein Stein. „Naja, nicht mehr lange" dachte ich mir.
Weil man Ryan nicht anders wach bekam, schmiss ich mich einfach auf ihn. Und es klappte er schlug sofort die Augen auf. Verschlafen blickte er zu mir rauf. Nachdem er sich über die Augen gerieben hatte, nahm er mich in den Arm. Eines der Dinge, die ich liebte. Ich musste ihm nicht sagen was los ist, er wusste es schon.
Gemeinsam kuschelten wir uns unter die Decken. Das sah bestimmt ziemlich lustig aus, wie ich mit zwei Decken neben Ryan lag, aber egal.
Nach ein paar Minuten schliefen wir wieder ein. Ich wurde die restlichen Stunden der Nacht nicht mehr von Albträumen geplagt und sank in einen traumlosen Schlaf.
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