Ankunft
In unsere Einfahrt parkte ein Auto, welches wahrscheinlich Mr. Wilson gehörte. Dieser half uns unsere Koffer einzuladen und öffnete danach die hinteren Türen für uns. Als er mir meinen Rucksack aus den Händen nehmen wollte, blickte ich ihn mit meinem besten Todesblick an. Er ließ es sofort auf sich beruhen, wobei er danach murmelnd an mir vorbei zur Fahrerseite ging. Wir konnten uns nur kurz von unseren Eltern verabschieden, da Mr. Wilson irgendetwas von einem Zeitplan erzählte hatte und diesen müssten wir einhalten. Ich meine wie kann ein Mensch so früh am Morgen von irgendwelchen Zeitplanungen reden, wenn ich noch nichts im Magen hatte und sich das Hungergefühl in mir ausbreitete.
Ryan schien es nicht anders als mir zu gehen, denn er warf mehrere säuerliche Blicke in Richtung des Fahrers des Autos. Diesem schien es allerdings herzlich egal zu sein, denn er summte zu Liedern aus dem Radio mit und schien vollkommen entspannt. Tja das wäre ich auch, wenn ich nicht von jetzt auf gleich die Schule wechseln müsste. Ryan sank nach etwa zehn Minuten Autofahret in einen sehr tiefen Schlaf. Sein Kopf war an die kühle Fensterscheibe gelehnt und die ungekämmten Haare hingen ihm ins Gesicht. Er sah auch echt friedlich aus nur ich nicht.
Ich starrte währenddessen gedankenverloren auf den Rucksack in meinem Schoß. Bis er sich plötzlich anfing zu bewegen und mir fast vom Schoßfiel. Ich öffnete mit zitternden Händen den Reißverschluss und entgegen sprang mir ein kleines aber manchmal nerviges Wesen mit schwarz-weißem Fell entgegen. Nein warum du Mr. Twinkel? Dachte ich und versuchte ihn zu verbergen, denn ich weiß das Haustiere auf dieser Akademie verboten waren. „Alles in Ordnung Scarlett?" fragte nun zu allem Übel auch noch Mr. Wilson nach. Ich nickte schnell und versuchte mir ein Lächeln abzuringen, was wahrscheinlich gut funktioniert hat, denn er fragte nicht länger nach.
So gut es ging versteckte ich den mittlerweile wieder schlafenden Mr. Winkel in meinem Rucksack und hoffte, dass niemand auf die Idee kam ihn mir wegzunehmen. Die Landschaften vor den fenstern wechselten von einer grünen Wiese in ein Dorf, dann wieder zu Feldern, bis wir durch eine Stadt fuhren und irgendwann nach links abbogen. Wir waren nach kurzer zeit in einem Waldgebiet angekommen, als wir von einem Mann in Uniform angehalten wurden. Ryan, der wieder wach war, und ich schauten uns verwirrt an. Warum gibt es Sicherheitskontrollen in irgendeinem Wald?
Der Mann in marineblauer Uniform wechselte einige Worte mit unserem neuen Schulleiter und ließ ihn nach einer hitzigen Diskussion dann doch durch, weil ich eh nichts mehr verstand, hielt ich meinen Mund. Wir fuhren mit dem Auto über uneben erdigen Boden und wurden kräftig durchgeschüttelt. Zuerst wurde der Wald immer dicht und schließlich lichtete er sich und vor uns ragte ein riesiges Gebäude mit mehreren Nebengebäuden und Schuppen. Der graue Putz an der Fassade fiel vereinzelt schon ab und die abgefallenen Teile sammelte sich im moosbedeckten Waldboden.
Die Eingangstür war groß, doch auch sie schien ihre besten Tage hinter sich zu haben. Die dunkle Farbe blätterte ab und das einmal edel aussehende Schloss war mit rotbraunem Rost überzogen. Da die Tür offenstand, hatte man den perfekten Blick auf den Innenhof des Geländes. Mr. Wilson steuerte mit dem Auto aber nicht die Tür, durch die auch ein Auto gepasst hätte, an sondern einen Weg um das Gebäude.
Der Weg führte einmal um die gesamte, riesige Anlage der Akademie herum. In dem umliegenden Wald sah ich mehrere Jungwölfe miteinander toben. Als ein sehr kleiner Wolf über eine Wurzel stolperte, spürte ich sofort das mir nun bekannte Kribbeln in den Finger und eine junge Mädchen-stimme in meinem Kopf fing an zu weinen. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen, da ich hier im Auto saß und ihr nicht helfen konnte.
Wir bogen auf eine Art Parkplatz im Wald ein, dort standen noch ein paar andere Autos. Ich vermute sie gehören den Lehrern dieser Akademie. Ich warf Ryan einen Blick zu und dieser erwiderte ihn. Wir werden sehr viel auf Entdeckungstour gehen, wenn es schon so ein großes Gelände ist. Mr. Wilson führte uns mit unseren Koffern beladen durch eine Hintertür in den Innenhof. Aus Gehplatten, die aus Marmor bestanden, führten Weg in alle Richtungen. Der Marmor machte das ganze Erscheinungsbild noch edler und vornehmender. Wir gingen einen der vielen Wege ins Innere des Hauptgebäudes. Die hohen Wände waren mit Gemälden von Wölfen in allen unterschiedlichen Lebensformen verziert. Von außen sah das Gebäude sehr alt aus, aber innen drin war es sehr modern ausgestattet.
In der Mitte der Eingangshalle führte eine polierte Holztreppe nach rechts und links. Über dem Treppenabsatz zeigte man das Logo der Akademie. Es war ein Wolf, der mit erhobenem Kopf auf die Schüler dieser Schule, wie ein Schutzengel, herunterblickte. Sein Fell wehte im nicht vorhandenen Wind und das Maul hatte er für ein Heulen geöffnet, aber kein Ton drang aus seiner Kehle. Unter der Wolfsgestalte war ein Banner mit der Aufschrift: „Pugnator- Akademie" in den Stein rauen gemeißelt.
„Willkommen in eurer neuen Schule!" verkündete Mr. Wilson freudestrahlend und diesmal wirke sein Lächeln, wie ein Lächeln und nicht wie eine gruslige Maske. Es kamen nach und nach auch noch andere Neuankömmlinge in die Halle geströmt. Auf einmalentdeckte ich einen mir nur allzu bekannten Blondschopf in dem ganzen Treiben von Jugendlichen. Aber das konnte nicht sein, oder? Sie konnte nicht auch hier sein, oder etwa doch?
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