Kapitel 57
Soo, meine Freunde! Es geht weiter :)
Enjoy!
...
Das heiße Wasser umgab mich völlig und spülte den ganzen Schmutz und Schweiß weg, der an mir klebte. Meine Haare hatte ich zu einem Dutt zusammengenommen. Eros und ich hatten den ganzen Morgen zusammen verbracht, die Hälfte davon im Bett.
Ich spürte eine neue Ruhe und Zufriedenheit in mir. Bald würde alles ein Ende nehmen und wir waren endlich frei. Morgen wollte er mich zur Luna machen und gleichzeitig den Urwolf besiegen.
Sehr hohe Ambitionen.
Ich seufzte den heißen Nebel ein, der mich umgab. Wenn alles vorbei war, würde ich endlich mit Demetrius' Hilfe ein Haus für uns bauen, das einzigartig war. Doch vorher mussten wir mit Pollux und seiner Hilfe einen Plan schmieden.
Ich stieg aus dem Bad. Die Perlen rannten an meinem Körper hinunter und plätscherten in das dreckige Badewasser. Endlich war ich wieder sauber.
Ich trocknete mich ab und zog frische Sachen über, bevor ich die Tür zu unserem Zimmer öffnete. Der frische Geruch von gebackenem Teig stieg mir in die Nase. Lucia trug ein Tablett in der Hand, auf dem frische Croissants und Kaffee vor sich hin dampften.
Verwundert sah ich zu ihr, bis mir einfiel, dass Karen ja im Kerker war. Nach der Zeremonie mussten wir sie unbedingt befragen. Wieso hatte sie mich nur töten wollen? Egal wie sehr ich darüber nachdachte, ich fand keine logische Erklärung.
Eros saß in der Ecke an seinem Schreibtisch, unbeirrt mich allein zu lassen. Seine volle Konzentration lag auf den Papieren vor ihm. Seine wunderschönen Augen flogen über die Zeilen und ab und zu kratzte ein Füller darüber.
Ich holte meine Gedanken zurück in die Gegenwart und lächelte Lucia dankbar an, bis mir ihr Ausdruck auffiel. Dicke Augenringe lagen auf ihrem sonst so makellosen Gesicht und Schatten verdunkelten ihre Wangenknochen.
Sie sah müde aus, völlig fertig von der Welt.
„Ist alles in Ordnung?", fragte ich besorgt und kam auf sie zu.
„Ich- wo warst du? Alle hier haben sich unglaubliche Sorgen gemacht", brachte sie mit schwacher Stimme heraus.
Hatte sie etwa wegen mir so gelitten?
„Mir geht es gut", sagte ich und setzte mich auf das Sofa vor das Tablett. „Aber dir nicht. Lucia, du musst etwas essen."
Ich deutete auf das dampfende Frühstück.
„Karen war auf einmal nicht mehr da und Julien wollte mir nichts sagen. In letzter Zeit ist er nicht mehr er selbst, aber er will mit mir nicht darüber reden."
Lucias Stimme verstarb. Ihre Augen waren völlig matt.
„Ich erzähle dir alles, wenn du etwas isst", sagte ich und meine Stimme klang schon fast verzweifelt. So hatte ich sie noch nie gesehen und so wollte ich sie auch nicht sehen, völlig zerfressen von Sorge.
Lucia zögerte für einen Moment, bevor sie sich gegenüber von mir hinsetzte. Sie nahm eine Tasse mit Kaffee und nippte vorsichtig daran.
Wieso hatte Julien sie im Dunkeln gelassen? Er war ihr Gefährte und Gefährten sollten über alles reden. Jetzt durfte ich das übernehmen.
„Karen ist im Kerker", sagte ich kurz und beobachtete, wie ihre Augenbrauen nach oben fuhren. Hektisch blickte sie zu Eros, doch er schenkte uns keine Aufmerksamkeit.
„Was?"
„Ich konnte es auch nicht glauben, aber sie wollte mich vergiften und hätte es Demetrius nicht bemerkt, wäre ich jetzt wahrscheinlich tot..."
„Aber... Karen ist doch so eine gute Seele. Wieso sollte sie so etwas tun?"
Lucias Stimme verspannte sich hörbar, als suchte sie nach einer Erklärung.
„Eros wird sie befragen, bald. Dann wissen wir mehr", sagte ich und nahm mir eines der Croissants. Beinahe hätte ich mich verplappert.
„Bald?"
Es kostete alle meine Kräfte ihr nichts von der Zeremonie morgen zu erzählen, oder von dem geheimen Treffen heute Abend. Eros und ich hatten es uns geschworen. Er durfte weder Julien noch Johnson einweihen, damit sie es auch nicht weitererzählen konnten und ich durfte es auch niemandem erzählen.
Ich nickte nur und biss in den knusprigen Blätterteig. Beinahe hätte ich aufgestöhnt bei dem warmen Geschmack des Teiges, der meine Zunge besänftigte.
Endlich wieder gutes Essen.
Ich blickte erneut zu Lucia, die völlig erstarrt auf ihrem Platz saß.
„Ist alles in Ordnung?", fragte ich. Etwas schien völlig schief zu laufen. Hatte es mit ihrem Gefährten zu tun? „Du kannst mit mir über alles reden. Wenn Julien etwas getan hat-"
„Mir geht es gut", sagte sie statisch, doch ihr Gesicht sprach andere Bände. Besorgt lehnte ich mich nach vorne. „Lucia, wirklich. Rede darüber."
Abrupt stand sie auf.
„Ich gehe jetzt", sagte sie und bevor ich selbst aufgesprungen war schlug die Tür hinter ihr ins Schloss.
Verdammte Geschwindigkeit von Werwölfen.
Ich seufzte und ließ mich zurück auf das Sofa fallen. Ich konnte sie nicht zwingen darüber zu reden und ich konnte auch nicht einfach Julien befragen, weil er dann wissen würde, dass Lucia geredet hatte.
Das mussten die beiden schon selbst hinbekommen.
Ich rieb meine Stirn, hinter der ein neuer Kopfschmerz brütete. Wieso war alles so verzwickt? Wieso konnte es nicht einmal einfach sein?
„Lass sie gehen. Julien ist wirklich merkwürdig in letzter Zeit, aber er gibt nichts Preis. Manchmal denke ich er ist besessen..."
Eros stand von dem Schreibtisch auf und kam zu mir hinüber, bevor er das Thema wechselte.
„Es ist Zeit."
Ich blickte aus dem Fenster. Hatten wir wirklich den ganzen Tag zusammen verbracht? Die Sonne brachte den Schnee auf den Bergen zum Glänzen und die Wolken leuchteten orange und rot am Horizont.
Ich nickte nur und stand auf.
„Geht es dir nicht gut?", fragte Eros und legte seinen Arm um mich. Ich kuschelte mich in seine Wärme. Wir ließen das Zimmer hinter uns und stiegen die Treppen hinunter.
„Doch, sobald alles wieder seine Ordnung hat" erwiderte ich und blickte zu ihm auf. Meine Antwort schien Eros nicht zu freuen, doch er sagte nichts.
Endlich erkannte ich auch, wohin er mich führte: Die unterirdische Bibliothek. Unschöne Bilder zogen durch meinen Kopf, obwohl ich wusste, dass sie nicht echt waren. Wir stiegen die Treppen hinab, auf denen sich die Schatten der Fackeln umherringelten.
Wir gingen unter dem Torbogen entlang und sofort hallten uns ungeduldige Schritte entgegen. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich den alten Mann sah, der im Kreis marschierte, bevor er schlagartig stehen blieb.
Sein Blick zuckte zu uns. Weiterer Druck fiel von meiner Lunge ab, als ich ihn unversehrt dort stehen sah mit seinem unverkennbaren, skeptischen Ausdruck.
„Demetrius!"
Ich löste mich aus Eros' Arm, lief auf ihn zu und umarmte ihn. Ich konnte fast hören, wie er seine Nase rümpfte. Es brauchte einen Moment, bis sich der alte Mann entspannte.
„Du kannst mich jetzt wieder loslassen. Mir geht es gut. Aber wie ich höre hast du dich mit den letzten Jägern angelegt", sagte er und ein Anflug von Belustigung schwang in seinem Ton mit.
„Jäger? Ich habe niemanden getroffen, nur ein armes Mädchen und betrunkene Erwachsene", sagte ich, wobei ein großer Hammer auf mich zu schlagen schien.
Sonni.
Ich fuhr zu Eros herum und suchte in seinen Augen nach einer Antwort.
„Wo ist sie?", fragte ich.
„Wir haben noch keine Nachricht. Sie ist in den hohen Norden gelaufen, aber wir verfolgen sie weiter", antwortete er.
„Oh."
In der eisigen Kälte würde sie nicht lange überleben. Sie hatte gesagt, dass sie nie außerhalb des Versteckes war. Wusste sie, wie man im Norden überlebte?
Ich tastete in meiner Tasche nach dem kühlen Dolch aus Gold, den sie mir geschenkt hatte und wog ihn in meiner Hand. Das war das einzige Andenken an sie. Wenn sie zurückkam, konnte ich ihn ihr wiedergeben.
Ich schüttelte den Kopf. Eros' Krieger würden sie sicher zurückbringen, sobald ihr die Kräfte ausgingen. Jetzt musste ich mich auf unseren Plan konzentrieren.
„Wo ist Pollux?", fragte ich vorsichtig.
„Ich bin hier."
Zwischen den Bücherregalen kam der einsame Zwilling hervor. Die Narbe warf einen tiefen Schatten über sein Auge. Er musterte mich und die anderen und ich konnte nicht anders.
„Pollux, Ich wollte nie, dass so etwas passiert. Bitte verzeih mir", sagte ich und neigte meinen Kopf vor ihm. Für einige Sekunden knisterte nur das Feuer der Fackeln durch den Raum, bevor seine Schritte über den Boden hallten.
„Castor hat sein Leben geopfert, um mich zu beschützen. Ich werde das Meine geben, um dasselbe für dich zu tun, so wie es unser Auftrag war. Danach kann ich meinem Bruder die letzte Ehre erweisen."
Bei seinen Worten hob ich meinen Kopf. Pure Entschlossenheit leuchtete in seinen Augen, eine der ersten starken Emotionen, die sich je in ihnen geregt hatte.
„Gut", sagte Eros und trat an meine Seite. „Es wird Zeit, dass wir uns einen genauen Schlachtplan überlegen. Morgen ist Vollmond. Das heißt am Mittag können wir die Zeremonie durchführen, bei Tageslicht."
Demetrius kam zu uns in den Kreis der Eingeweihten. Wir stellten uns um einen hölzernen Tisch, auf dem eine Karte des Territoriums gekritzelt war. Die grauen Linien bestanden aus Grafit und ich erkannte Häuser, Wälder, die Grenze und die Öffnung in den hohen Norden.
„Wir sagen es niemanden bis kurz vorher", sagte Demetrius und strich sich nachdenklich durch seinen weißen Bart. „Wenn der Urwolf spontan darauf reagieren muss, bleibt ihm keine Zeit für taktische Überlegungen. Der Hass wird ihn übermannen und gleichzeitig entlarven. Das ist sowohl unser Vorteil als auch Nachteil."
Eros nickte zustimmend.
„Sobald es losgeht müssen wir alle Leute in Sicherheit bringen, so schnell wie möglich. Sonst wird es ein Blutbad", sagte er und stützte seine Hände auf den Tisch.
„Sobald die Krieger das Monster sehen, werden sie das Rudel verteidigen. Aber du hast recht. Einer von uns muss sich darum kümmern, dass alle, die nicht kämpfen können in Sicherheit gebracht werden", erklärte Pollux.
Dann drehten sich alle Gesichter zu mir.
Verdutzt starrte ich sie an.
„Ihr wollt, dass ich das mache? Aber das Monster ist hinter mir her. Wäre das nicht sehr kontraproduktiv?", fragte ich.
„Ephilia hat recht", stimmte mir Eros zu und blickte zu Pollux. „Du wirst das machen."
„Alpha, ich danke dir für dein Vertrauen in dieser Mission, aber ich will kämpfen. Ich muss."
Eros knurrte kurz, bevor er seine Faust auf den Tisch schlug.
„Ich werde nicht von Ephilias Seite weichen, wenn dieses Monster sein Gesicht zeigt. Demetrius ist kaum größer als einige der Welpen. Du hast genug Autorität, damit sie auf dich hören. Ich gebe diese Aufgabe in deine Hand, damit du mehr sinnlos vergossenes Blut verhindern kannst."
Während Demetrius sauer wie eine Zitrone aussah, neigte Pollux schließlich den Kopf.
„Sehr wohl, Alpha."
„Ich habe sehr wohl Autorität", grummelte Demetrius und ich konnte mir ein amüsiertes Lachen nicht verkneifen. Die Stimmung gewann wieder etwas an Leichtigkeit, während ich mir vorstellte, wie Demetrius in einem Chaos aus Menschen versuchte Ordnung zu schaffen.
Er konnte nicht mal Ordnung in seinem eigenen Haus halten.
„Also gut, wie soll das ganze stattfinden?", fragte ich.
„Wir brauchen eine freie Fläche", sagte Eros nachdenklich und musterte die Karte.
„Wie wäre es bei der Grenze?", fragte ich und deutete auf den schraffierten Ort. Das war die einzige Stelle, die ich hier bis jetzt ohne Bäume gesehen hatte.
„Am Eisenkraut?", spottete Demetrius und schüttelte den Kopf bei meiner Naivität.
„Ich weiß es", erwiderte Eros. „Dort. Am Wasserfall, weit weg von den Häusern und jeglichen Grenzen."
Er deutete auf den See, der mit grauen Wellenmarkiert war. Pollux nickte einverstanden und auch Demetrius schien mit der Entscheidung zufrieden zu sein.
„Wie genau soll es ablaufen?", fragte er und strich sich wieder durch den Bart.
Ich suchte nach Eros' Hand unter dem Tisch und sobald ich sie gefunden hatte verhakte ich meine Finger mit seinen, um mich zu beruhigen. Morgen Mittag würde alles ablaufen und dann war es hoffentlich endlich vorbei mit dem Leid.
Eros' Daumen begann Kreise über meinen Handrücken zu ziehen, als er den Plan erläuterte, den er sich überlegt hatte...
...
Ich hoffe es hat euch gefallen und am Sonntag geht es dann weiter...
Was ist blau und riecht nach roter Farbe?
Blaue Farbe.
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