Kapitel 17
Und weiter geht's! Ich wünsch euch viel Spaß mit dem Kapitel.
Enjoy!
...
Nein.
Ich konnte mir nicht ausmalen, was Alpha Eros tun würde. Ein Schauer lief durch meinen Körper.
„Was wäre die Alternative?", fragte ich und musste mich anstrengen, dass meine Stimme nicht zu zittern begann.
„Regeln."
Normalerweise hätte ich meine Augen gerollt, doch die Spannung zwischen uns hielt mich davon ab. Seine Augen analysierten jede meiner Bewegungen.
„In dieser Position ist es sehr schwierig für mich zu verhandeln", sagte ich und Eros' Mundwinkel zuckten nach oben.
Die Genugtuung in seinen Augen kratzte an meinem Ego.
„Du hast recht. So kann sich keiner von uns konzentrieren", erwiderte er.
Er ließ von mir ab und stand auf. Ich atmete erleichtert durch und setzte mich hin. Mein Herz war immer noch gestresst von unserer Konversation und ich versuchte es zu beruhigen.
„Was für Regeln?", fragte ich direkt heraus.
„Nur eine: Du widersetzt dich nicht mehr meinen Befehlen."
Ein trockenes Lachen entkam meiner Kehle.
„Ich glaube du weißt nicht, wie Verhandlungen funktionieren."
„Als Alpha tue ich nichts anderes", antwortete er.
„Ach ja? Was hattest du denn mit dem Bergschattenrudel verhandelt?", fragte ich.
Wenn ihn die Frage überraschte, verbarg er es gut.
„Das, was ich wollte."
Ich stutzte.
Das war eine seltsame Antwort.
„Nun gut, ich kann dir genau sagen was ich will", erwiderte ich. „Ich will das Land erkunden, ich will mich hier frei bewegen können."
„Wieso sollte ich zustimmen?", fragte er und verschränkte seine Arme.
Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. Eros wollte mich testen. Er wollte sehen, wie ich reagieren würde.
Ich lehnte mich zurück und zwang mich, meinen Zorn herunterzuschlucken. Das würde mir hier nicht helfen.
„Was spricht dagegen?"
„Weißt du eigentlich, wie groß mein Territorium ist?", fragte er lachend.
Ich schüttelte den Kopf.
„In Ordnung", sagte ich. „Hier ist ein Vorschlag: Morgen darf ich einen bestimmten Teil erforschen, den du bestimmen darfst."
Alpha Eros hob sein Kinn. Der amüsierte Ausdruck lag immer noch auf seinen Lippen. Nahm er mich überhaupt ernst?
„Gut", sagte er und ich sprang aufgeregt vom Bett auf.
Für einen Moment wollte ich auf ihn zulaufen und ihn umarmen, doch ich unterdrückte den Impuls.
„Und wo darf ich hin?", fragte ich.
„Du darfst das Territorium hier hinter dem Haus erkunden. Aber es gibt zwei Bedingungen."
„Ich bin ganz Ohr."
Eros kam auf mich zu.
„Erstens: Du trägst die Kleidung, die Lucia morgen hier vorbeibringen wird."
„Und zweitens?", fragte ich.
„Du darfst nicht weiter als die Grenze gehen."
Meine Augenbrauen fuhren nach oben. Er würde mir einfach so vertrauen, nach allem was passiert war?
Eros war nicht dumm.
Aber ich auch nicht.
„Wo ist der Haken?", fragte ich mit neu gewonnenem Misstrauen.
„Es gibt keinen", erwiderte er und kam wieder ein Stück näher. „Aber wenn du dich nicht daranhältst, musst du mit den Konsequenzen leben und das möchtest du nicht."
Mein Atem stockte bei seinen Worten. Eros hielt mir seine Hand hin, als Zeichen dafür, dass wir eine Abmachung hatten.
Warme Kleidung anziehen und nicht über die Grenze gehen. Das würde ich schaffen. Ich griff seine Hand, die meine komplett mit Wärme umschloss.
„Abgemacht", sagte ich.
Seine Augen leuchteten auf und ein Prickeln lief meinen Arm hinauf.
„Sehr gut. Den Rest werden wir morgen besprechen", sagte Eros und löste seine Hand von mir und ging zu einer Holztür auf der anderen Seite des Zimmers.
Ich konnte für eine Sekunde in das Badezimmer dahinter spinksen. Mein Blick glitt nach draußen, wo nur die schwarze Finsternis lauerte.
Was es schon so spät? Hatten wir etwa so lange geredet?
Ich ging zu den blauen Vorhängen und zog sie zu. Das Feuer im Kamin war zusammengeschrumpft. Mit dem gedimmten Licht kehrte auch die Müdigkeit in meine Knochen zurück.
Ich blickte sehnsüchtig auf die weißen Laken des Doppelbetts, auf dem ich eben noch gelegen hatte. Der Abdruck war frisch und ließ meine Wangen erröten.
Ich würde nicht ruhig schlafen können, wenn Alpha Eros neben mir liegen würde.
Ein Plan musste her, um meinen Frieden zu haben.
Ich nahm die Kissen auf der Fensterseite und stellte sie auf die Grenze. Dicht an dicht standen sie genau in der Mitte. Zufrieden betrachtete ich die Mauer, die ich gebaut hatte.
Jetzt hatte Eros keine Möglichkeit mehr, etwas zu tun.
Und ich auch nicht.
Ich kuschelte mich unter die Laken. Genau als ich gähnte, kam er aus dem Badezimmer.
„Ich habe-"
Seine Worte verstarben als er sein Bett mit der neu errichteten Kissenmauer betrachtete und mir auf der einen Seite.
„Was wird das denn?", fragte er.
Er versuchte das Lachen in seiner Stimme zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht. Meine Wangen wurden rot.
„Ich kann auch unten auf dem Sofa schlafen", sagte ich.
Eros lachte erneut. Für meinen Geschmack erfreute er sich etwas zu oft an mir.
„Du kannst beruhigt schlafen. Ich muss noch arbeiten", sagte er.
„Sehr gut", sagte ich und kuschelte mich weiter in das Federkissen.
Ich versuchte zu ignorieren, dass sie den angenehmen Geruch von Alpha Eros trugen. Zur Sicherheit ließ ich die Mauer trotzdem stehen.
„Gute Nacht, Ephilia", sagte er und mein Magen zog sich zusammen.
Alpha Eros schloss die Tür hinter sich und zum ersten Mal seit Tagen hatte ich einige Momente der Ruhe.
Ich war im Norden.
Im Haus von Alpha Eros.
Ich schloss meine Augen und versank in den weichen Federn.
Endlich konnte sich mein Körper und mein Herz entspannen.
...
43. Donnerstag der 9. Mondzählung:
Sanftes Vogelgezwitscher erklang von weit weg.
Ich runzelte die Stirn und vergrub mein Gesicht in den Laken. Hier war es warm und weich. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte ich mich ausgeruht und sicher.
Ich schlug die Augen auf. Durch die blauen Vorhänge drang trübes Licht.
Die Erinnerungen an gestern ließen meine Wangen erröten. Sofort schnappte mein Blick zur anderen Seite der Kissenmauer, die, zu meiner Erleichterung, noch stand.
Ich war allein.
Die Bettseite von Alpha Eros war frischgemacht, als wäre er die Nacht über gar nicht hier gewesen.
Ich stöhnte.
War all das wirklich passiert?
Mit Alpha Eros?
Der einzige Gedanke, der mich aus dem Bett quälte, war die Sehnsucht nach Natur und frischer Luft. Ich rollte mich aus den Laken und sprang auf meine Beine. Immerhin war ich allein. Hatte Alpha Eros etwa die Nacht durchgearbeitet?
Ich tapste ins Badezimmer und hielt mein Gesicht unter eiskaltes Wasser. Ich betrachtete mich im Spiegel.
Zeit für ein neues Abenteuer.
Ein legales.
Doch zuerst brauchte ich neue Kleidung.
Ich ging zur anderen Tür und öffnete sie. Schwarze Anzughosen und weiße Hemden begegneten mir. Das deckte wohl das gesamte Spektrum von Alpha Eros' Modegeschmack ab.
Ich zuckte mit den Schultern. Sollte mir recht sein.
Vorsichtig nahm ich eines der Hemden heraus. Ich könnte es als Nachtkleid tragen. Doch momentan hatte ich nichts Besseres.
Ich knöpfte meines aus und zog das von Alpha Eros an. Ein leichter Geruch nach ihm umgab mich. Ich musste mich zwingen die Konzentration zu wahren und nicht im Hemd zu versinken.
Ich krempelte die Ärmel hoch, bevor ich die Tür öffnete und nach unten ging. Die Fenster ließen das strahlende Sonnenlicht hinein.
Es war merkwürdig still.
„Ist jemand da?", fragte ich, als ich die letzten Stufen hinuntertrat.
Plötzlich ertönte ein Rumsen. Ich zuckte zum Wohnzimmer. Auf Zehenspitzen lugte ich um die Ecke.
„Lucia?", fragte ich vorsichtig.
Die Werwölfin zuckte bei meiner Stimme herum. Ihre roten Augen waren weit aufgerissen.
„Ephilia! Ich wollte dich nicht wecken", sagte sie entschuldigend.
Sie hatte einen Haufen Kleidung auf das Sofa gelegt.
„Hier, das gehört ab jetzt dir."
Ich ging zu ihr.
Ein dicker Mantel aus braunem Pelz lag dort. Ich strich über das weiche Fell, aus dem er von innen bestand. Er hatte sogar eine Kapuze.
„Danke, der ist wunderschön."
Ich hob ihn hoch und war überrascht von dem schweren Gewicht. Kalt würde mir darin nicht werden. Ich zog ihn an und kuschelte mich in die Wärme und Weichheit, die er schenkte.
Perfekt.
Darunter lagen noch ein Paar Handschuhe aus demselben Material.
„Ich muss jetzt wieder gehen. Ich habe noch einige Dinge im Rudelhaus zu erledigen", sagte Lucia.
Sie verbeugte sich kurz, bevor sie sich auf den Weg nach draußen in den Schnee machte.
„Lucia?"
Die Werwölfin drehte sich noch einmal um.
„Was gibt es?"
„Wo ist hier hinterm Haus die Grenze?", fragte ich.
„Ungefähr einen Kilometer entfernt. Es ist nicht zu übersehen."
Mit diesen Worten schloss sie die Tür und ich blieb allein zurück. War die Grenze etwa so schwer bewacht, dass Alpha Eros sicher war, dass ich nicht fliehen konnte?
Es gab nur einen Weg das herauszufinden.
Ich schlüpfte in meine Stiefel. Der Mantel drückte schwer auf meine Schultern. Es war Zeit, dass er seinen Zweck erfüllte.
Ich zog die warmen Handschuhe an und lief Lucia nach. Die Klinke fiel hinter mir ins Schloss, als ich nach draußen trat.
Sofort legte sich eine winterliche Brise auf meine Wangen und ich atmete kühlen Nebel aus. Die Sonne im wolkenlosen Himmel brachte das Eis zum Funkeln.
Ein waches Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus.
Mal sehen, was der Norden zu bieten hatte.
...
Wenn euch das Kapitel gefallen hat, lasst gerne ein Sternchen da und wir sehen uns am Donnerstag wieder :)
Bis dahin!
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