Kapitel 6-2
Als könnte sie damit die Erinnerung an den Traum abwaschen, schrubbte Nami ihre Haut beim Duschen besonders kräftig. Sie verweilte in der Duschkabine länger als gewöhnlich. Das lag auch mit daran, dass sie wenig geschlafen hatte. Sie sollte erst aufstehen, wenn draußen die Sonne unterging. Hoffentlich stand ihr heute Nacht keine weitere Mission bevor. Sie würde zu müde sein und war auch noch nicht bereit dafür, ihren Kameraden dem Tod zu überantworten. Mit den Fingern krallte sie sich in die dicken Haare und streifte mit den Nägeln über ihre Kopfhaut. Ein kleines Blitzgewitter hellte die verdunkelten Scheiben auf. Sie verfluchte ihn für seine verdammte Gutmütigkeit. Wäre der Befehl früher gekommen, hätte sie sich die Finger danach geleckt, ihn zu dem Feuer einer Plasmakanone tanzen zu lassen. Oh, wie hätte sie es genossen, diesen unfähigen Trottel zu erledigen.
Von draußen hörte sie stampfende Schritte, die zur Tür hereinkamen. Spätaufsteher wahrscheinlich. Sie hoffte, sie würden von ihrem Vorgesetzten zumindest ordentlich zur Rede gestellt. Dafür, dass sie den Großteil ihres Dienstes versäumt hatten. Der Gedanke beruhigte ihren Unmut darüber, dass sie sie nun beim Duschen störten. Die sanfte Berührung des Wasserstrahls fühlte sich mit einem Mal unangenehm kalt an.
„Wir sind scheinbar nicht alleine", hörte sie Davids Stimme von draußen.
Natürlich – gerade die beiden mussten es sein. Die Europäer hatten Zimmer der verschwundenen KDAs erhalten. Jetzt benutzten sie logischerweise dieselben Sanitärbereiche. Instinktiv drehte sie dem Eingang den Rücken zu. Die gläsernen Kabinen waren zwar undurchsichtig, ließen aber problemlos Konturen erahnen. Alleine ihr Haar musste zur Identifikation ausreichen.
„Ich hab noch etwas vergessen. Geh du schon mal vor", sagte Viktor.
Das Rauschen eines weiteren Wasserstrahls erfüllte den Raum. Nami überlegte, die Gelegenheit zu nutzen um zu türmen. Andererseits wollte sie auch nicht unbedingt Viktor auf dem Gang über den Weg laufen. Sie musste einfach nur schnell genug sein. David begann unter der Dusche zu singen. Irgendeinen schnulzigen Liebessong – ein Grund mehr, die Flucht zu ergreifen. Sie stellte das Wasser ab und öffnete die Kabine. Auf dem Weg nach draußen wickelte sie sich das Handtuch um.
„Ach du bist es."
Wie gelähmt, hielt sie mitten in der Bewegung inne.
„Ich wollte nur schauen, ob es hier draußen irgendeine Reinigungsflüssigkeit gibt."
Betont langsam wandte sie ihm den Rücken zu und rückte das Handtuch zurecht. Es reichte knapp, um ihm keine tiefer gehenden Einblicke zu gewähren.
„Das Wasser ist damit angereichert."
„Ich dusche also die ganze Zeit in Seife?"
Sie seufzte innerlich auf. „Nein, ein Sensor erkennt den Grad deiner Verschmutzung und wird dich so lange einseifen, bis du gereinigt bist." Was bei ihm sicher eine Weile in Anspruch nehmen würde. Damit sah sie den geeigneten Moment gekommen, um nach draußen zu gehen. Er aber trat ihr rasch in den Weg. Namis gesenkter Blick blieb an der Wölbung unter seinem Handtuch haften.
„Da wäre noch etwas."
Widerwillig sah sie ihn an. Seine trainierte Gestalt, die sie um eine Kopflänge überragte, wirkte wie ein unüberwindbares Hindernis. Sie blinzelte, tat überrascht.
„Was ist mit meinen Leuten?"
„Ich habe deinem Kameraden schon gesagt, an wen er sich wenden sollte."
Damit verließ sie den Duschbereich und machte sich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Aber David ließ sich nicht abschütteln.
„Bis uns eine Audienz gewährt wird, sind sie wahrscheinlich schon alle tot!"
„Dann solltest du so solidarisch sein und an diesem Ereignis teilhaben."
Er packte sie von hinten grob an ihrem frisch genähten Arm. Ihre Bewegungen damit waren noch schwächlich, als wäre er kein Teil ihres Organismus. Dafür fühlte sie jeglichen Schmerz darin gleich hundertfach. Er drehte sie energisch zu sich um; seine Augen drückten eher Unverständnis, denn Wut aus.
„Warum hasst du mich so?"
Das tat sie eigentlich gar nicht. Auf eine unbestimmte Art und Weise war er ihr sogar sympathisch. Sie konnte dem Blick seiner braunen Augen nicht lange standhalten. Er machte sie verlegen.
„Das stimmt nicht."
„Deine erste Reaktion auf mich war, dass du mir deine Knarre entgegengehalten hast."
„Ich befolge nur meine Befehle."
„Und die sind uns alle zu töten?"
Sie schwieg betroffen.
„Dann gehen diese Sender, die die Lilim anlocken wohl auch auf euer Konto?!"
„Davon wusste ich nichts!" Nami drückte ihn mit Hilfe ihres Psikräfte zurück und rannte auf ihr Zimmer zu. In der Hektik hatte sie ihre Magnetkarte in der Dusche gelassen. Es dauerte einen Moment, bis sie das Schloss mit Hilfe ihrer Kräfte geöffnet hatte.
„Ihr seid doch alle Monster! Sieh dich doch mal an!"
Sie stürmte hinein, warf ihr Beatmungsgerät wütend in die Ecke und wollte die Tür hinter sich zuknallen, doch sein Fuß schob sich rechtzeitig dazwischen.
„Raus hier!" Sie stemmte sich gegen das Türblatt, aber er drückte unbarmherzig gegen sie an, bis er sich durch den Spalt hindurchzwängen konnte.
„Oder was? Bringst du es dann zu Ende?" Er schloss die Tür hinter sich.
„Wenn ich das wollte, dann hätte ich es schon lange getan." Nami setzte sich auf ihr Bett und senkte den Blick. Sie wollte nicht streiten. Ihr Traum, wenn auch durch den Chip gedämpft, hing ihr immer noch nach. Und dieser Mann half ihr nicht gerade dabei, ihr ein besseres Gefühl zu verschaffen.
„Und warum tust du es dann nicht?" Seine Stimme klang mit einem Mal sanfter. Schnellen Schrittes stellte er sich vor sie. Namis Blick wanderte zu dem Display nebst ihrer Tür, dann wieder zu ihm. Schweißperlen rannen von seiner Stirn. Nami schob es auf die kurze Verfolgungsjagd auf dem Gang.
„Weil ich ..." Ihr fehlte die Erklärung dafür. Wütend richtete sie sich auf und stieß ihn eine Armlänge von sich weg. Es gab keinen wirklichen Grund mehr, ihn weiter am Leben zu lassen. Er stand dem Projekt nur im Wege, war eine weitere unnötige Ablenkung, gar eine Gefahr. Ein Schweißtropfen perlte von seinem Kinn auf die mächtige Brust, wo sie dessen Verlauf bis hinab in die Kuhle seines Brustkorbs verfolgte.
Ein ihr unbekanntes Gefühl wurde in ihr wach. Es begann in ihrem Bauch, ähnlich eines Ameisenschwarms, der darüber hinwegstolzierte. Von dort strahlte es weiter nach unten. Ohne darüber nachzudenken, streichelte sie über ihren Bauch. Ihr Handtuch rutschte ein Stück hinab und gab den Blick auf die Wölbung ihrer Brüste frei.
Davids Blick haftete jetzt nicht mehr auf ihrem Gesicht. Sein Atem war schneller geworden, ähnlich seiner Schritte gerade eben. Sie sah zu ihm auf, wollte den eben begonnenen Satz beenden. Ihre Lippen öffneten sich, brachten aber keinen Ton hervor.
Dann küsste er sie. Es kam so abrupt, dass sie gar nicht reagieren konnte. Zunächst wusste sie gar nicht, was seine Absicht dahinter war. Das Gefühl war ihr fremd, aber instinktiv erwiderte sie die Berührung seiner Lippen. Das eben erst empfundene Kribbeln breitete sich wie eine Feuersbrunst in ihrem Körper aus. Zwischen ihren Beinen entstand ein fast unangenehmes Brennen, welches eine Berührung verlangte. Sie schlang die Beine um seine breite Hüfte. Ihre Zehen berührten sich, was ihr ein nahezu ekstatisches Gefühl vermittelte. Gleichzeitig rieb ihre Unterseite über sein raues Handtuch. Das ihrige verabschiedete sich einen Moment später, als er mit fahrigen Händen über ihren Körper glitt. Er bewegte sich derartig schnell, dass sie kaum wusste, wie ihr geschah. Zuerst griff er in ihr steifes Haar, das sich unter der Berührung elektrisiert aufstellte. Danach wischte er über ihr Gesicht, ließ es zu, dass sie ihm liebevoll in die Hand biss. Über ihren Hals gelangte die kräftige Hand zu ihren Brüsten, glitt über die empfindlichen Warzen, die sich unwillkürlich aufstellten. Er war alles andere als sanft, fast schon brutal. Als wäre er hin- und hergerissen dazwischen sie zu streicheln und sie zu schlagen. Sie verbiss sich in seinen Nacken, spürte das schweißnasse Fleisch, den Dunst seines Körpers. Dann fand seine Hand das versteckte Dreieck zwischen ihren Beinen. Jede weitere Bewegung löste ein nicht unterdrückbares Stöhnen in ihr aus.
Sie warf ihn auf das Bett, riss das Handtuch von seinem Körper und genoss für einen Augenblick den Anblick seiner Männlichkeit. Mit ihren Kräften fesselte sie ihn, was ihn auf absurde Art und Weise zu erregen schien. Sie schwang ein Bein über ihn und setzte sich auf seinen Bauch. Die kraftvolle Bauchmuskulatur streckte sich ihr bei jedem seiner Atemzüge entgegen und rieb an ihren Schenkeln. Vornübergebeugt streiften ihre Brüste über seinen Oberkörper. Nami genoss das Gefühl, als sich ihrer beider Schweiß vermischte. Sie sog gierig seinen Körperduft ein, verlor sich so sehr darin, dass sie die unsichtbaren Fessel Davids löste.
Kaum von ihren Kräften befreit, packte er sie in unbändiger Lust und stemmte sie auf. Willenlos wurde sie gegen die kalte Wand gepresst. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, als sein Mund gierig an den Brüsten sog, dann weiter den Weg nach unten suchte und eine Bahn aus heißem Speichel auf ihrem Körper hinterließ. Der kurze Stoppelbart kitzelte sie an ihren Oberschenkeln. Seine Zungenspitze tastete sich zaghaft nach vorne und jagte ihr einen Schauer durch den Körper, der von einem auf den anderen Moment aufgelöst wurde.
Von ihrem Hinterkopf ausgehend, strahlte eine Welle der Ernüchterung durch ihren Körper. Sie verkrampfte sich, was ihn sofort innehalten ließ. Mit einem Mal fiel ihr seine Frau ein, die treu auf der Erde auf ihn wartete. Nami war nur eine Spielgefährtin, ein Zeitvertreib. Er ergötzte sich an ihr, um sie dann wie ein benutztes Spielzeug beiseite zu legen. Mit einer wütenden Handbewegung ließ sie ihn ihre Kräfte fühlen und fesselte ihn an den Boden. Die kalte Wut in ihren Augen, ließ ihn entsetzt aufschreien.
„Treuloser Perversling. Was hattest du vor? Hier in sicherer Entfernung zur Erde das Monster ficken und dann als gefeierter Held deiner wunderschönen Frau in die Arme zu fallen?!"
Er sagte nichts dazu. Aber seine Augen deuteten eine Mischung aus Schuldbewusstsein und der immer noch währenden Erregung aus.
„Ich sollte dir den Schwanz ausreißen – was hältst du davon?" Sie setzte ein diabolisches Grinsen auf. Während sie weiterhin seinen Körper fesselte, ließ sie eine sanfte Kraft an seinem Gemächt ziehen. Er verzog schmerzerfüllt das Gesicht.
„Was soll ich denn tun, wenn ich mich in so eine Irre wie dich verliebe?!", schrie er ihr entgegen.
Sie drang in sein Bewusstsein ein, suchte nach einer Lüge, dem Gefühl etwas Unehrliches gesagt zu haben. Aber von seinem Standpunkt aus erzählte er die Wahrheit.
„Was weißt du schon von Liebe, du Ehebrecher?"
„Mehr als jemand, dessen Gefühle von einem Computer ferngesteuert werden!"
Sie ließ ihn los. Er zögerte nicht, seine Chance zu nutzen und das Zimmer zu verlassen.
Nami strich sich über ihren nackten Körper. Sie streifte die schuppig grüne Haut an ihren Gelenken und wandte sich ihrer Anrichte zu. Ihre kohleschwarzen Augen blickten ihr kalt entgegen, während sich einzelne Tränen mit dem Schweiß ihres Gesichts mischten. Wer konnte eine derartige Missgeburt schon lieben?
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